Aspies e.V. beteiligt sich am Aufbau eines Zusammenschlusses von Autistenverbänden auf europäischer Ebene – Zwischenstandsbericht am 15.02.2019
Aspies e.V. beteiligt sich am Aufbau eines Zusammenschlusses von Autistenverbänden auf europäischer Ebene – Zwischenstandsbericht am 15.02.2019
Seit 2016 gibt es das European Autistic Network, in dem sich Delegierte von nationalen Selbstvertreterorganisationen autistischer Menschen in regelmäßigen Online-Meetings austauschen.
Inzwischen sind bereits über 20 nationale Selbstvertreterorganisationen Europas beteiligt.
2017 gab es das erste persönliche Treffen von Delegierten in Prag. Auch ein Vorstandsmitglied von Aspies e.V. war dort aktiv dabei.
Nun, 2019, steht die Gründung eines formellen Zusammenschlusses vor dem Abschluss, der den Namen Autistic Council Europe (ACE) tragen soll.
Die Entstehungsgeschichte
Angeregt worden war die Kooperation von Autisten-Organisationen innerhalb Europas von Ari Ne’eman, der 2015 als Vertreter des US-amerikanischen Selbsthilfenetzwerks ASAN bei einem Vortrag in Berlin mit Vertretern von Aspies e.V. zusammengekommen war. Wir hatten bereits informell Kontakt zu einzelnen Aktiven in anderen europäischen Ländern, insbesondere in Großbritannien, der Schweiz und Österreich gehabt. Nun sollte es darum gehen, diese Kooperation zu institutionalisieren. Eine maßgebliche Rolle spielte dabei ein Vertreter der Platform for Neurodiversity, der den Aspekt der Neurodiversität betonte und der zu einem Treffen mit dem Vorstand von Aspies e.V. nach Berlin reiste, um die Grundlagen für ein europäisches Netzwerk zu besprechen.
Zunächst bestand die Aufgabe darin, über monatliche Online-Meetings, die per Discord organisiert wurden, und einem Arbeitsforum weitere nationale Verbände für die Sache zu gewinnen; dabei spielten, neben dem Vertreter von Aspies e.V., vor allem Aktive aus Finnland, Großbritannien, Irland und Malta maßgebliche Rollen. Diese Online-Phase der Kooperation erfolgte unter der Bezeichnung European Autistic Network (EAN).
Prag als zentral gelegene Hauptstadt diente als idealer Treffpunkt für Vertreter von Autistenverbänden aus ganz Europa. |
Einen wichtigen Schritt vorwärts bedeutet dann ein persönliches Treffen, das vom tschechischen Autisten-Verein Adventor in Prag organisiert wurde und an dem auch ein Vertreter von Aspies e.V. teilgenommen hat. Dabei wurde ein Ausschuss zur Ausarbeitung einer Satzung gebildet, der sich dann in der Folge in Großbritannien getroffen hat. Als Name für den geplanten organisatorischen Zusammenschluss einigte man sich auf Autistic Council Europe (ACE) (Autistischer Rat Europa).
Nachdem die Satzung in langwierigen Diskussionen ausgearbeitet wurde, wurde diese nunmehr den Vorständen der nationalen Verbände vorgelegt, die aktuell entscheiden, ob sie dem zustimmen oder noch Änderungen daran vornehmen wollen. Die Eintragung des ACE wird voraussichtlich in der Tschechischen Republik erfolgen, wo auch Jahreshauptversammlungen organisiert werden können, die für Vertreter aller nationalen Verbände gut zu erreichen sind.
Nachdem die Elternverbände mit Autism Europe bereits seit vielen Jahren auf europäischer Ebene organisatorisch kooperieren, tun dies jetzt auch die autistischen Menschen selbst. In manchen Gebieten, insbesondere in Ost und Südosteuropa, ist der Grad der Selbstorganisationen von autistischen Menschen noch relativ gering, sodass sich dort die Frage stellt, wie man es organisatorisch handhaben könnte, wenn in manchen Ländern noch keine Selbstvertretervereine auf nationaler Ebene bestehen und auch Konzepte von Empowerment und Lobbyarbeit durch Autisten selbst noch nicht wirklich weit verbreitet sind. Gerade die internationale Kooperation will aber einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass sich Autisten in allen Ländern Europas ihrer Stärken und ihres Selbstwertes stärker bewusstwerden und nicht länger auf das wohlwollende Engagement von Eltern und Fachkräften angewiesen sind, um ihre Situation zu verbessern. Im ACE werden dann auch inhaltliche Positionen der Selbstvertretung diskutiert werden und auch, in welcher Form mit Angehörigen-Organisationen, wie z.B. Autism Europe kooperiert werden soll, um zur Verbesserung der Lebensqualität autistischer Menschen beizutragen.