Experte in Dresden/Sachsen?

  • Seit einem Jahr trage (oder quäle) ich mich jetzt mit der Überlegung: ASS diagnostisch abklären lassen oder nicht? Bei mir treffen (offenbar) nicht alle Kriterien zu, aber viele. Und die Beeinträchtigung im Alltag ist erheblich. Jetzt habe ich mich doch entschlossen, es zu wagen, denn die Probleme gehen natürlich nicht weg. In der Autismus-Ambulanz in Dresden sagte man mir (40), dass zunächst ein Facharzt eine Art Vordiagnostik (Abgrenzung von möglichen anderen Störungen) durchführen und mich anschließend überweisen müsse. Mein Problem: Ich finde hier in der Region im Netz keinen Arzt mit Schwerpunkt ASS, der nicht an die Autismusambulanz angeschlossen ist. Auch hier in diesem Forum findet sich in der Ärzteliste niemand aus dem PLZ-Gebiet "0" (also Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt).
    Nun ist die Liste recht alt. Weiß hier jemand inzwischen vielleicht einen Spezialisten im Bereich Dresden/Chemnitz/Leipzig, den ich ansprechen könnte? Oder kann so was grundsätzlich jeder Psychologe machen?
    Vielen Dank für eure Hilfe.

    Einmal editiert, zuletzt von sociologicus (6. November 2019 um 08:48)

  • Das kann grundsätzlich jeder Psychiater machen (nicht Psychologe). Allerdings sind die Psychiater unterschiedlich offen oder informiert, was AS angeht. Also ein bisschen Glückssache. Aber man sollte mit jedem reden können, und gegen eine Überweisung kann eigentlich keiner was haben.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • @sociologicus

    Ich kann leider nicht mit Nennung von geeigneten Fachärzten dienen, mich macht aber diese Aussage etwas stutzig:

    Zitat von sociologicus

    dass zunächst ein Facharzt eine Art Vordiagnostik (Abgrenzung von möglichen anderen Störungen) durchführen und mich anschließend überweisen müsse.

    Wie soll denn ein Psychiater, der nicht auf Autismus spezialisiert ist oder nur auf Autismus spezialisiert ist eine Abgrenzung von möglichen anderen Störungen machen, ohne die eigentliche Asperger-Diagnostik durchzuführen? Abgrenzen kann man etwas doch nur, wenn man es richtig untersucht? Wie soll das denn schon im Vorfeld geschehen? Ich habe manchmal den Eindruck, die Ambulanzen wollen nur entscheiden "liegen die Kriterien für Asperger vor oder nicht?", aber die Abgrenzung zu möglichen anderen Erkrankungen, damit wollen sie sich nicht beschäftigen. Das soll dann mal so im Nebenbei ein allgemeiner Psychiater machen, der seinen Auftrag aber vermutlich eher darin sieht zu sagen "gut, ich stelle Ihnen eine Überweisung für die Diagnostik aus" oder sowas wie "Sie und Autist? Nein, das glaube ich nicht! (ohne Spezialist auf dem Gebiet zu sein). Wie soll denn der durchschnittliche Psychiater vor einer eigentlichen Diagnostik so eine Abgrenzung von allen anderen in Frage kommenden Störungen vornehmen? :roll: Genau dazu gibt es doch die Spezialambulanzen. Ich verstehe das immer noch nicht. Es muss doch irgendeine Stelle geben, die sich mit Asperger sehr gut auskennt und mit allen anderen in Frage kommenden psychischen Erkrankungen. Anders wird es nie gelingen, sichere Diagnosen zu stellen. :shake:

  • Hallo FruchtigBunt,

    leider überfordert mich diese Aussage der Autismus-Ambulanz auch etwas. Genau so wurde es mir aber mitgeteilt. Genaues Zitat:
    "fachärztliche Zuweisung mit einem schriftlichen Vorbefund aus dem hervorgeht, wie der Überweiser das Störungsbild abgegrenzt hat und worauf er seinen Verdacht stützt (dies hat auch den Hintergrund, dass der Patient nach möglichen Ausschluss von ASS wieder zurück zum Überweiser muss, der ihn dann weiterbetreut, da die Probleme mit dem Ausschluss ja nicht verschwinden)"
    bzw.:
    "Sie müssten bei einem Psychologen oder Psychiater eine diesbezügliche Diagnostik durchlaufen und sollte sich der Verdacht auf eine Autismusspektrumstörung bestätigen dann an uns zur weiteren Diagnostik überwiesen werden."

    Heißt: Ohne diese "Vordiagnostik" bekomme ich in der Autismus-Ambulanz gar keinen Termin. Irgendwie verständlich natürlich, denn wenn alle mit Verdacht sofort in die Ambulanz rennen würden, könnten die wegen Überfüllung über Jahre keine Termine mehr vergeben. Mein Problem ist halt, einen entsprechenden Arzt für die Vordiagnostik zu finden, der sich mit der Problematik auskennt.

    Ich gehe davon aus, dass alle die Menschen, die mit Verdacht auf Asperger zur Ambulanz überwiesen wurden, zuvor bei Ärzten vordiagnostiziert wurden. Aber WELCHE Ärzte das waren, das müsste ich irgendwie in Erfahrung bringen. Denn die dürften sich mit der Problematik inzwischen ja gut auskennen.

    Einmal editiert, zuletzt von sociologicus (6. November 2019 um 13:09)

  • Hallo Ann-Diana, Wie bist du auf die gekommen? Haben die eine Spezialisierung für ASS? Und in Sachsen hattest du unter den Niedergelassenen niemanden gefunden, der sich damit auskennt? Ich lebe in Dresden. Eigentlich eine Großstadt. Aber es gibt hier offenbar nur Kinder- und Jugendpsychologen, die sich mit der Thematik auskennen. Das ist frustrierend. Zumal selbst die Autismus-Ambulanz offenbar niemanden empfehlen kann (oder will?).

  • Das kann grundsätzlich jeder Psychiater machen (nicht Psychologe). Allerdings sind die Psychiater unterschiedlich offen oder informiert, was AS angeht. Also ein bisschen Glückssache. Aber man sollte mit jedem reden können, und gegen eine Überweisung kann eigentlich keiner was haben.

    Okay. Also müsste ich mich eher auf dieser Ebene umsehen. Ist nicht ganz einfach, muss ich gestehen. Im Gegensatz zu manchem bin ich nicht gerade scharf auf eine solche Diagnose. Und schon bei dem Begriff "Psychiater" bekomme ich schwitzige Hände. Ich weiß auch nicht, warum mir das so unangenehm ist. Wahrscheinlich gut trainierte Vorurteile.

  • @sociologicus Ja, die BHZ-Ambulanz ist eine Fachabteilung vom KEH (https://www.keh-berlin.de/de/informationen-zu-autismus). Die Hochschulambulanz für Psychotherapie und Psychodiagnostik hatte mich dorthin verwiesen. Ich wohne noch ein bisschen weiter ab vom Schuss (RW) und einen Niedergelassenen für AS-Erwachsene (oder hinreichend für diese Thematik sensibilisierten Psychologen) habe ich auch nicht gefunden, und da dachte ich mir, kann ich auch gleich nach Berlin gehen :) Und auch ich habe gepflegte Vorurteile gegenüber Psychiatern ;)

  • Die Autismusambulanzen werden förmlich überrannt, seit das Thema in den Medien sehr präsent ist. Für die ist das wahrscheinlich eine Art Notwehr.
    Jeder Neurologe/Psychiater sollte so viel Wissen haben, dass er eine allgemeine Diagnostik durchführen kann - sonst müssten wir ja zu 100 verschiedenen Spezialambulanzen, wenn es 100 theoretisch mögliche Krankheitsbilder gibt! Wenn dann das meiste Andere ausgeschlossen werden kann, dann wird der auch eine Empfehlung geben.
    In Dresden hatte ich eher das Problem, überhaupt einen Psychiater zu finden, der noch Patienten aufnimmt.
    Und letztendlich geht man ja nicht aus Langeweile zu einer Diagnostik, sondern weil man konkrete Probleme hat und einen Leidensdruck. Und das können Psychiater und Psychologen vorab schon mal erkunden.
    Gerade mit sozialer Phobie oder schizoider Persönlichkeitsstörung gibt es ja sehr große Überschneidungen.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • Hallo FruchtigBunt,

    leider überfordert mich diese Aussage der Autismus-Ambulanz auch etwas. Genau so wurde es mir aber mitgeteilt. Genaues Zitat:
    "fachärztliche Zuweisung mit einem schriftlichen Vorbefund aus dem hervorgeht, wie der Überweiser das Störungsbild abgegrenzt hat und worauf er seinen Verdacht stützt (dies hat auch den Hintergrund, dass der Patient nach möglichen Ausschluss von ASS wieder zurück zum Überweiser muss, der ihn dann weiterbetreut, da die Probleme mit dem Ausschluss ja nicht verschwinden)"
    bzw.:
    "Sie müssten bei einem Psychologen oder Psychiater eine diesbezügliche Diagnostik durchlaufen und sollte sich der Verdacht auf eine Autismusspektrumstörung bestätigen dann an uns zur weiteren Diagnostik überwiesen werden."

    Heißt: Ohne diese "Vordiagnostik" bekomme ich in der Autismus-Ambulanz gar keinen Termin. Irgendwie verständlich natürlich, denn wenn alle mit Verdacht sofort in die Ambulanz rennen würden, könnten die wegen Überfüllung über Jahre keine Termine mehr vergeben. Mein Problem ist halt, einen entsprechenden Arzt für die Vordiagnostik zu finden, der sich mit der Problematik auskennt.

    Ich gehe davon aus, dass alle die Menschen, die mit Verdacht auf Asperger zur Ambulanz überwiesen wurden, zuvor bei Ärzten vordiagnostiziert wurden. Aber WELCHE Ärzte das waren, das müsste ich irgendwie in Erfahrung bringen. Denn die dürften sich mit der Problematik inzwischen ja gut auskennen.

    Dass man nur zur Ambulanz soll, wenn vorher jemanden einen Verdacht erhoben hat, finde ich noch halbwegs nachvollziehbar, halte es aber praktisch auch nicht für umsetzbar, denn um einen Verdacht auf eine ASS zu haben, muss man auch schon ziemlich erfahren sein. Da aber viele Psychiater/innen keine genauen Kenntnisse über ASS haben (sondern eher nur die Klischees kennen) kommt es bestimmt häufig auch dazu, dass nicht erkannt wird, dass jemand im Spektrum liegen könnte und ein (nicht auf Asperger spezialisierter) Arzt schon im Vorhinein einen nicht mal an die Ambulanz überweist.

    Was ich aber eigentlich meinte, ist die Aufgabe, die einem allgemeinen Psychiater/in aufgebürdet wird, in dem gesagt wird, die Person müsse alle (!) anderen psychischen Erkrankungen aufschließen. Das geht doch überhaupt nicht, wenn man sich mit Asperger nicht 100% auskennt. Wenn das, was du oben in der Klammer geschrieben hast, tatsächlich so auf der Überweisung draufsteht --> 8o
    Da wird doch jeder Überweiser denken, dass ihm das ein zu heißes Eisen ist. Dann auch noch einen schriftlichen Vorbefund verlangen, in dem ASS von allen anderen möglichen Störungsbildern abgegrenzt wird. Das geht an der Realität meiner Meinung nach einfach meilenweit vorbei. So kompetent wird kaum ein Behandler in einer niedergelassenen Praxis sein, dass er das im Vorhinein schon alles so abgrenzen kann. Dafür wird der Behandler vielleicht 20 EUR bekommen (so gut werden Berichte auch nicht vergütet) bzw. nochmal etwas für die Termine. Aber um das alles abzugrenzen bräuchte man vermutlich schon 10 Termine... Das ist einfach nicht praktikabel, meiner Meinung nach.

    Ich fände es toll, wenn es psychiatrische Spezialzentren gäbe, die nicht nur auf eine Erkrankung spezialisiert wären, sondern wo wirklich alle Störungen voneinander abgegrenzt werden würden. Dort müsste dann eben ein Team, bestehend aus Spezialisten vieler Fachrichtungen arbeiten, denn nur so kann man garantieren, dass in einem Gespräch die Kompetenz vorhanden ist, diese Abgrenzungen sicher vornehmen zu können. Diese Zentren könnte es verteilt über ganz Deutschland geben. Das fände ich sinnvoll.

    Das andere ist meiner Meinung nach reine Schikane ("bringen sie erst eine Überweisung, Vorgutachten mit Abgrenzung, bevor Sie zu uns dürfen") oder Überforderung der vor Ort Tätigen ("grenzen Sie Autismus von allen anderen in Frage kommenden Störungen ab"). Wie soll denn da was Sinnvolles bei rauskommen? :yawn:

  • Zitat von Garfield

    Jeder Neurologe/Psychiater sollte so viel Wissen haben, dass er eine allgemeine Diagnostik durchführen kann

    Aber es wird doch keine "allgemeine Diagnostik" (was ist das überhaupt?) gefordert, sondern es wird gefordert, dass der Arzt vorab Autismus von allen möglichen anderen Störungen abgrenzen soll und dann noch feststellen soll, ob bei der Person ein Verdacht auf eine ASS besteht. Das kann meiner Meinung nach ganz und gar nicht jeder Neurologe/Psychiater. Manchen fällt zu Autismus nur "RainMan" ein und dann kommen so Aussagen zustande wie "Sie studieren doch. Sie haben keinen Autismus!" etc. Da ASS ja mit einigen anderen recht komplexen Störungen Überschneidungen haben, ist auch eine Abgrenzung ganz und gar nicht einfach und das kann auch längst nicht jeder Neurologe/Psychiater (meine Meinung).

  • Aber es wird doch keine "allgemeine Diagnostik" (was ist das überhaupt?) gefordert, sondern es wird gefordert, dass der Arzt vorab Autismus von allen möglichen anderen Störungen abgrenzen soll und dann noch feststellen soll, ob bei der Person ein Verdacht auf eine ASS besteht.

    Doch, genau das soll er machen: Einschätzungen, welche Krankheitsbilder zutreffen und welche nicht zutreffen.
    So funktionieren Ärzte, wenn sie nicht gerade kurz nach dem letzten Weltkrieg studiert haben.

    Mein Hausarzt wird auch nicht direkt einen Herzfehler diagnostizieren können - aber er wird ein EKG machen und basierend darauf mich entweder zum Herzspezialisten schicken oder mich ein paar Tage krank schreiben, um den Stress von mir zu nehmen.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • Hallo sociologicus,

    da ich aus der Region komme, kann ich dir ein paar Erfahrungen schildern. Ich hatte nach etwa einem Jahr Wartezeit die Diagnostik in Dresden im Winter/Frühjahr 2018. Auch ich benötigte damals eine Überweisung eins Psychiaters, ansonsten hätten die mich nicht dran genommen. Allerdings gab es damals von der Ambulanz einige Adressen, an die ich mich wenden konnte. Aber ich hatte damals bereits auf Empfehlung meines Hausarztes einen Termin bei einem anderen Psychiater bekommen. Die Überweisung wurde mir allerdings auch nur auf mein Drängen hin ausgestellt. Man sollte sich, wenn möglich, nicht abwimmeln lassen. Denn mir hatte die Person nach einem einstündigen Gespräch mitgeteilt, daß ich keinesfalls im Autismusspektrum sein könne. Ich war danach auch nie wieder dort. Ich habe jetzt eine einigermaßen kompetente Anlaufstelle außerhalb von Dresden gefunden.

    Meine Diagnostik verlief in Dresden für mich sehr ungünstig. Eine, in der Erwachsenendiagnostik noch sehr unerfahrene Mitarbeiterin hatte mich damals betreut. Alles wurde nach Lehrbuch abgearbeitet, aber nichts hinterfragt. Man hat z.B. versucht mit mir Smalltalk zu machen, indem ich nach meinen Erlebnissen zum zurückliegenden Silvester befragt wurde. Das fiel mir natürlich leicht, da ich (über 50) das mittlerweile perfekt erlernt habe. Das interessierte aber nicht. Das zog sich durch die gesamte Diagnostik, was am Ende zum Ausschluß einer ASS führte. Dazu kamen noch Fehler beim IQ Test, der anschließend zwar berichtigt wurde, allerdings kam mir das alles sehr merkwürdig vor.

    Daher habe ich auf Anraten meines Psychologen (der unter anderem für besagte Ambulanz tätig ist) mich bei der UK Köln angemeldet. Dort hatte ich letzte Woche meinen ersten Termin, der sah dann schon ganz anders aus. Da wurde hinterfragt und es werden weitere Tests folgen. Ich habe zwar auch keine Ahnung wie das ausgeht, fühlte mich aber wesentlich besser aufgehoben als in Dresden. Außerdem hat die Wartezeit gerade mal knappe 10 Monate gedauert.

    Nicht, daß ich dir den Termin in Dresden ausreden will, aber wenn du gelernt hast dich anzupassen und nach außen hin keine deutlichen Merkmale zeigst, wird es schwer werden eine reelle Diagnose zu bekommen.

  • Aber es wird doch keine "allgemeine Diagnostik" (was ist das überhaupt?) gefordert, sondern es wird gefordert, dass der Arzt vorab Autismus von allen möglichen anderen Störungen abgrenzen soll und dann noch feststellen soll, ob bei der Person ein Verdacht auf eine ASS besteht. Das kann meiner Meinung nach ganz und gar nicht jeder Neurologe/Psychiater. Manchen fällt zu Autismus nur "RainMan" ein und dann kommen so Aussagen zustande wie "Sie studieren doch. Sie haben keinen Autismus!" etc. Da ASS ja mit einigen anderen recht komplexen Störungen Überschneidungen haben, ist auch eine Abgrenzung ganz und gar nicht einfach und das kann auch längst nicht jeder Neurologe/Psychiater (meine Meinung).

    Es geht ja sicher nur um eine grobe Abschätzung.
    Und wenn der Psychiater wirklich den Eindruck macht, von Autismus nicht mehr zu wissen als den Film Rainman, dann muss man wohl noch zu einem anderen gehen.

  • Doch, genau das soll er machen: Einschätzungen, welche Krankheitsbilder zutreffen und welche nicht zutreffen.So funktionieren Ärzte, wenn sie nicht gerade kurz nach dem letzten Weltkrieg studiert haben.

    Mein Hausarzt wird auch nicht direkt einen Herzfehler diagnostizieren können - aber er wird ein EKG machen und basierend darauf mich entweder zum Herzspezialisten schicken oder mich ein paar Tage krank schreiben, um den Stress von mir zu nehmen.

    Ich verstehe unter "Abgrenzung" etwas anderes. Um eine Erkrankung zu anderen Erkrankungen abgrenzen zu können, muss man für jede Erkrankung die Diagnosekriterien beherrschen. Wie soll das sonst funktionieren? Sieht man das denn den Leuten an, ob sie soziale Phobie haben oder Autismus oder traumatisiert sind oder welche anderen Diagnosen noch möglich wären? :roll: Das ist doch nicht eine einfache "Einschätzung", welche Krankheitsbilder zutreffen, sondern muss die Diagnosekriiterien einschließen. Wie soll man denn sonst abgrenzen? Wenn dann ein allgemeiner Psychiater leichtfertig soziale Phobie (oder irgendetwas anderes) ausschließt (weil der Klient z. B. "nicht so wirkt"), dann kann das doch fatale Folgen haben. :|
    Vielleicht will die Ambulanz auch etwas anderes, aber wenn das etwas anderes sein soll, würde das für mich erst recht keinen Sinn ergeben, denn es wird ja sozusagen schon angedroht, dass der Klient zurücküberwiesen wird, wenn der Klient doch keine ASS haben sollte).

    Was die Ambulanz genau meint, wird wohl nur sie wissen. Ich würde es gerne mal von einem Mitarbeiter wissen, wie diese Regelung gedacht ist und wie diei praktisch umgesetzt werden soll und was deren Ziel ist.


    Zitat von Spero

    Auch ich benötigte damals eine Überweisung eins Psychiaters

    Aber mittlerweile wird ja nicht mehr ein einfacher Überweisungsschein mit sowas wie "bitte Abklärung Verdacht auf ASS" verlangt, sondern eine Art Gutachten, in dem bereits vorab Asperger von allen anderen möglichen Störungen abgegrenzt wird.


    Zitat von Spero

    Denn mir hatte die Person nach einem einstündigen Gespräch mitgeteilt, daß ich keinesfalls im Autismusspektrum sein könne. Ich war danach auch nie wieder dort.

    Genau sowas befürchte ich. Wenn dann noch ein ganzes Gutachten gefordert wird, motiviert das den Arzt vielleicht zusätzlich, zu sagen "nö, haben Sie nicht..." Das sollte man wirklich mit einbeziehen, denn so viel Aufwand für so wenig Vergütung wird kaum ein Arzt auf sich nehmen, der den Klienten dann auch noch wegen "Kompetenzmangels" an eine Fachambulanz abgeben müsste. Das ist psychologisch meiner Meinung nach einfach ganz schlecht gewählt mit diesem Verfahren.


    Zitat von Spero

    Eine, in der Erwachsenendiagnostik noch sehr unerfahrene Mitarbeiterin hatte mich damals betreut. Alles wurde nach Lehrbuch abgearbeitet, aber nichts hinterfragt.

    Ohne Worte. :shake:

    3 Mal editiert, zuletzt von FruchtigBunt (8. November 2019 um 19:18)

  • Nein, aber ein Arzt wird das in der Regel richtig verstehen, weil das einfach der übliche Ärztejargon ist. Und wenn nicht, dann ist er eh ein schlechter Arzt, woran auch jede andere Formulierung nichts ändern würde. Von daher ist es an dieser Stelle nicht relevant, was du unter "Abgrenzung" verstehst, weil du nicht die Zielgruppe bist.

  • aber wenn du gelernt hast dich anzupassen und nach außen hin keine deutlichen Merkmale zeigst, wird es schwer werden eine reelle Diagnose zu bekommen.

    Dann muss man wohl besonders stark auf seine aktuellen Probleme eingehen und diese in den Vordergrund rücken und sich vielleicht auch einfach mal daran erinnern, wie man früher reagiert hat.
    Ein Großteil der Fragen spielt doch eigentlich auf die Kindheit an - wie hat man damals mit den Anderen interagiert, wie hat man sich damals gefühlt. Es wäre natürlich ärgerlich, wenn die Dresdner diesen wichtigen Teil einfach weglassen.
    Andererseits habe ich über Dresden auch schon oft gehört, dass die hauptsächlich Kinder diagnostizieren. Vielleicht ist da schon ein Tunnelblick bei denen entstanden. Oder die Einarbeitung neuer Ärzte ist nicht intensiv genug gewesen.

    Sieht man das denn den Leuten an, ob sie soziale Phobie haben oder Autismus oder traumatisiert sind oder welche anderen Diagnosen noch möglich wären?

    Dafür gab es zumindest bei mir Fragebögen. Ansehen tut man den Leuten ohnehin kaum was, außer vielleicht Gelbsucht und Knochenbrüche. Daher gibt es standardisierte Diagnoseverfahren.
    Der allgemeine Diagnostiker wird beurteilen, WAS man geantwortet hat. Die AS-Spezialisten sollten dann normalerweise darüber hinaus auch noch beurteilen, WIE man geantwortet hat, welche unbewussten Signale der Körper noch von sich gibt.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • Dafür gab es zumindest bei mir Fragebögen. Ansehen tut man den Leuten ohnehin kaum was, außer vielleicht Gelbsucht und Knochenbrüche. Daher gibt es standardisierte Diagnoseverfahren.Der allgemeine Diagnostiker wird beurteilen, WAS man geantwortet hat. Die AS-Spezialisten sollten dann normalerweise darüber hinaus auch noch beurteilen, WIE man geantwortet hat, welche unbewussten Signale der Körper noch von sich gibt.

    Gut. Wenn der Psychiater vorab wirklich alle anderen psychischen Erkrankungen mittels Fragebögen ausschließt und das hinreichend gut kann, funktioniert es vielleicht. Ich glaube trotzdem nicht daran, dass so gearbeitet wird. Ich war bisher bei mehreren Behandlern (Psychiatern) und kein einziger davon hat mir die standardisierten Diagnosefragebögen vorgelegt bzw. sich daran orientiert. Da ging es immer nur um zirka 15-20-minütige Gespräche (mehr wird wohl aus abrechnungstechnischen Gründen nicht angeboten) und es wurde ganz grob über meine Probleme gesprochen. Wenn das anderswo anders gemacht wird (mehrere Stunden Diagnostik anhand von Fragebögen. Dann noch Bericht schreiben über die Ergebnisse und ggf. Überweisung an die Autismus-Ambulanz) würde mich das freuen. Ich denke, dass das in der Praxis so einfach nicht läuft.

    Die Befürchtung die ich habe, ist einfach: Wenn die Diagnostik vorab nicht so genau gemacht wird, dass andere Erkrankungen ausgeschlossen werden, dann wird man nur zur Autismus-Ambulanz geschickt und die prüfen dort ja leider auch immer nur ihr Fachgebiet, also den Autismus. Somit erfolgt doch von keinem Behandler eine konkrete Abgrenzung zwischen Autismus und anderen Erkrankungen. Die Autismusambulanz prüft nur das Autismus. Der Psychiater davor schließt (wenn er gewissenhaft arbeitet) alle andere Störungen aus. Wenn er aber von Autismus keine Spezialkenntnisse hat (wovon auszugehen ist bei herkömmlichen Praxen), kann er dann überhaupt andere Störungen so genau von Autismus abgrenzen?
    Wenn er sich nicht sicher ist, darf er ja nicht schreiben, dass mehrere Erkrankungen in Frage kommen, denn er muss ja vorab schon alles andere ausschließen können. Na ja. Ich finde das einfach nicht optimal, weil die Schnittstelle "Autismus-andere Erkrankungen" meiner Meinung nach auf diese Art und Weise von niemandem wirklich betrachtet wird.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!