Musik im Hirn und Sturm im Kopf - ist das die Hauptnahrung meiner Behinderungen?

    • Zitat: Es wird angenommen, dass insbesondere der zinguläre Kortex bei der Fehlerkontrolle und bei der Auswahl konkurrierender Antwortalternativen aktiviert wird.

    Danke für die Zitate.

    Weiß jemand, was hier mit "Fehlerkontrolle" gemeint ist bzw. hat eine Idee dazu?

  • Vielen Dank für Eure Rückmeldungen.

    Ich für mich, habe (auch dank Eurer Rückmeldungen) herausgefunden: die Musik in meinem Kopf ist Teil meines Stimmings.

    Es ist eines der "heimlichen" Stimmings, die mir niemand ansieht. Die sichtbaren Stimmings tun mir zwar wohl, aber ich erlaube sie mir einfach viel weniger, so wie ich das langsam realisiere... meine Fassade bricht zusammen :oops: :oops: :oops:

    LG, der 1974er

    PS. die meisten Fettnäpfchen sind unsichtbar; bitte gib mir Bescheid, wenn ich eins getroffen habe :roll:

  • Hi, auch wenn du für dich deine Antwort schon gefunden hast, hab ich zu den Themen, die hier diskutiert wurden noch ein paar Artikel gefunden, falls andere noch Fragen offen haben. Mir geht es mit einigem ähnlich.

    "Auditive Phänomene ohne adäquaten Sinnesreiz können sich z.B. als Rauschen in den Ohren oder im Kopf bzw. als drohende Ohnmacht äußern. Diese kurzfristige Fehlfunktion sei mit dem „Sternchensehen“ im visuellen System vergleichbar, veranschaulichte die Referentin."

    "Darüber hinaus existieren auch auditive Phänomene mit Sinnesreiz, bei der die Höreindrücke haften bleiben, so z.B. Palinakusis („Ohrwurm“), Synästhesie (Vermengung der Sinne, z.B. Töne farbig sehen), eidetische Phänomene (detailgetreue Hörerinnerung) sowie Pareidolien (z.B. Worte im Rauschen wahrnehmen). Zudem können (Pseudo)-Halluzinationen ohne akustischen Sinnesreiz auftreten, dabei wird der irrationale Charakter der Sinnesempfindung vom Betroffenen nach dem Motto „das kann doch nicht wahr sein“ erkannt. Marek nannte als Beispiele die auditive Aura (z.B. bei Migräne, Epilepsie oder hirnorganischen Veränderungen), das Musical-Ear-Syndrom (bei dem der Betroffene ständig Musik hört) sowie das akustische Charles-Bonett-Syndrom.Eine weitere Form sei die akustische Halluzination, die als „leibhaftig und echt“ erlebt werde, wie z.B. infolge von Überhitzung, Sauerstoffmangel, Hunger, Isolation, Drogenkonsum, hypnagogenen Zuständen (Trance, Rhythmizität) oder Psychosen."

    Teilweise hatte ich es z. B. während der Arbeit im Büro, wenn es ganz still war, dass meine Ohrwürmer so laut wirkten, dass es sich halbwegs so anfühlte, als wäre es im Raum für alle hörbar, wäre ich nicht vom Gegenteil überzeugt gewesen. Für mich war da schon noch irgendwie ein Unterschied spürbar, den kann ich nur schwer beschreiben. Überhitzt und in Trance bin ich häufig.

    "Sowohl bei Vorliegen eines Tinnitus als auch bei Psychosen können ungerichtete Geräusche ohne erkennbare Inhalte, sog. Akoasmen (als Pfeiffen, Klopfen, Brummen) wahrgenommen werden."

    "Sensible Personen und Musiker sind besonders anfällig" (...) "Ohrwurm basiert auf Gedächtnisleistung" (...) "Entscheidend ist emotionaler Bezug zur Meldodie" (...) "Assoziation ruft Melodie wieder hervor".

    Da steht am Ende zwar auch was von Abgrenzung zu akustischen Halluzinationen. Aber manch andere Seiten schreiben, dass Ohrwürmer ein Teil von akustischen Halluzinationen sind. Als beispielsweise schizophren gilt im Grunde nur, wenn man davon unerschütterlich überzeugt ist, dass die Geräusche real im Raum existieren. Oder das Musikalische Ohr Syndrom gibt es noch. Neurodegenerative Erkrankungen usw.

    https://en.wikipedia.org/wiki/Musical_hallucinations

  • Hallo Four :)

    Danke für Deinen Beitrag. Isoliert, in Bezug rein nur auf die "Musik in meinem Kopf", bin ich heute ziemlich überzeugt, dass das bei mir reines Stimming ist. Ich kann es auch bis zu einem gewissen Grad beeinflussen.

    ABER:
    Ich habe nicht gesagt, dass das die einzigen "auditiven Phänomene" in meinem Gehirn sind. Das sind sehr interessante Phänomene, die Du da beschreibst/zitierst, und es gibt wohl noch mehr.
    Manches davon trifft auch auf mich zu.

    Habe, zumindest meinem Empfinden nach, einen dauerhaften Tinnitus. Der ist glaube ich gar nie wirklich weg, nur mal lauter oder leiser.

    Dann ist da noch meine Synästhesie, die da auch mitspielt (offenbar seltene audio-visuelle Form).

    Und da steht noch Weiteres, das ich auch kenne. All das zusammen müsste eigentlich eine ziemlich explosive Mischung ergeben - kein Wunder, haben wir eine "andere" Wahrnehmung. ;)

    Immerhin scheine ich gemäss Deiner genannten Definition nicht schizophren zu sein. :lol:

    LG, der 1974er

    PS. die meisten Fettnäpfchen sind unsichtbar; bitte gib mir Bescheid, wenn ich eins getroffen habe :roll:

  • Bei mir läuft auch ständig Musik im Kopf und Gefühle sind damit verbunden (meist unbenennbar und sehr angenehm dazu).
    Manchmal schalte ich diese auch zum Stimming ein, oder habe echte Musik, wegen der positiven tiefgehenden Gefühle auch schon als Traumaanker genutzt.
    So wie ich unter Misophonie leide so liebe ich schöne Musik

  • Wie wahrscheinlich die meisten von euch auch leide ich täglich unter diversen Einschränkungen und Mühen, ziemlich stark im sozialen und kommunikativen Bereich, aber noch stärker im Bereich der Wahrnehmung und Informationsverarbeitung. Und das ist der Punkt, an dem ich auf eure Meinung gespannt bin. Meine Theorie über mich selber, also ganz individuell ohne von oder auf Andere zu schliessen, ist dass der "Sturm" in meinem Kopf wohl meine grösste Beeinträchtigung und damit mein grösstes Problem darstellt. Dieser "Sturm" besteht aus "lebendigem Hirnmüll". Er entsteht durch laufend aufgenommene und erlebte Reize/Wahrnehmungen, Gefühle, Gedanken, meinen Tinnitus, meine Synästhesie (optisch -> akustisch), meine fast allgegenwärtige "musikalische Begleitung". Habt Ihr das auch, dass tagein, tagaus fast immer "nebenbei" Musik im Kopf läuft? Melodien, Sequenzen von Liedern und sonstigen Musikstücken, manchmal auch Geräuschsequenzen. Ich weiss nicht, ob mein Hirn das tut, um mich zu beruhigen (eine Art Stimming); manchmal beruhigt es mich, und manchmal lenkt es mich aber auch nur ab.

    Je länger, desto mehr vermute ich, dass darin der direkte Treiber meiner Leiden liegt. Ich glaube, all meine Beeinträchtigungen und die daraus entstehenden Probleme wären deutlich erträglicher, wenn ich den Hirnmüll ausmerzen oder zumindest dezimieren könnte. Klingt das für Euch plausibel?

    Die Musik hab ich auch. Meist ist das gut und hilft gegen den Lärm da draußen. Manchmal ist es auch ein Hinweis darauf, dass ich auf einen Zusammenbruch zusteuer (wenn "Sweating Bullets" von Megadeth oder "Atomic Clock" von Monster Magnet läuft, ist das ein schlechtes Zeichen). Und was den "Sturm" angeht ... ich hab manchmal eine "Kubistensicht" auf die Welt. Viele inneinandergreifende Flächen und unmögliche Perspektiven. Aber das ist oft keine wirkliche Beeinträchtigung, sondern meine Art von "Durchblick" (bin ein visueller Denker). Nur wenn ich wieder aufgrund eines Presslufthammers in einem Kriegsfilm stehe, ist es unangenehm (denk "Baby Götterdämmerung" von Monster Magnet).

    Was das Reduzieren angeht, nehm ich jetzt Pregabalin und Mirtazapin. Das beruhigt einigermaßen. Die Musik ist weniger aufdringlich und die Filme, wenn sie denn kommen, nur noch schwache Overlays. Aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass mein Hirn schon wieder einen Weg um die Pillen herum gefunden hat :) .

  • Ich „höre“ ebenfalls sehr häufig Melodien, Liedzeilen, Sätze oder Wörter im Kopf. Manchmal sehr quälend und manchmal als Stimming. Wenn es quält hilft mir oft ein „Gegenohrwurm“, eine angenehme Melodie, die so stark ist wie die quälende. Wenn es sehr durcheinander ist oder ich nicht mehr die Kraft habe, dagegenzuhalten, hilft mir Perazin.

    Es ist so berührend, dass es andere Menschen gibt, die das auch kennen. Das ist ganz neu für mich.

  • Ich hab auch fast immer Musik im Kopf laufen. Vermutlich ist es auch Stimming, denn wenn ich gestresst bin, ist die Musik lauter und präsenter. Bisher konnte ich aber kein Muster erkennen, ob vielleicht ein bestimmtes Genre was über die Höhe des Stresslevels aussagt oder so... wahrscheinlich eher nicht.

    Es kommt mir auch manchmal vor, dass ich unbedingt den Ohrwurm richtig hören muss (also nicht nur im Kopf, sondern zum Beispiel die CD einlegen und das Lied wählen), um entspannen zu können. Ich hab mich die Tage gefragt, ob das vielleicht daran liegt, dass es für mein Hirn auch einfach sehr anstrengend ist, das Lied die ganze Zeit aus dem Gedächtnis heraus abzuspielen?

    Es sind auch manchmal Sätze, die sich immer wiederholen. Oder ich habe ein passendes Lied zu einer Situation oder einer Aussage von meinem Freund im Kopf. Also passend dahingehend, dass irgendwas vom Liedtext passt. Das ist manchmal richtig komisch und ich muss dann über mich selbst lachen. Das Lied bleibt dann meist mehrere Stunden in meinem Kopf.

  • Meinst du akustische Erinnerungen oder auch Bilder?

    Wo dus erwähnst, es kommt bei mir auch vor, dass ein Gespräch sich immer wiederholt. Wobei dann immer mehr von dem Gespräch undeutlicher wird und nachher nur ein paar Worte deutlich übrigbleiben. Das sind für gewöhnlich dann Worte, die ich gesagt habe und wo ich denke, dass ich da wieder was Blödes gesagt habe/mich doof verhalten habe. Oder es ist ein Satz, den jemand anders zu mir gesagt hat und den ich nicht richtig interpretieren kann. Aujfedenfall ist es immer irgendetwas, was mich noch stundenlang danach beschäftigt.

  • Bei mir läuft auch meistens Musik im Kopf. Das sind meist kurze Liedzeilen oder Sequenzen, die sich ständig wiederholen. Bei mir ist das wohl Stimming, denn es beruhigt mich und beeinträchtigt mich nicht.
    Ich mache das automatisch, wenn ich im Stress bin. Bin ich leider fast immer.... :m(: :(

    Manchmal wiederhole ich auch Wöter oder Stäze ständig in meinem Kopf.

    Immer wenn mir jemand sagt ich wäre nicht gesellschaftsfähig, werfe ich einen Blick auf die Gesellschaft und bin sehr erleichtert...... :d

  • Es ist so berührend, dass es andere Menschen gibt, die das auch kennen. Das ist ganz neu für mich.

    Habe den Thread gerade erst entdeckt. Im alten Forum gab es auch schon mal einen dazu. Auch bei mir läuft immer Musik im "Hintergrund" im Kopf. Unterschiedliche Melodien, teils welche, die ich schon aus der Kindheit und Jugend kenne, teils neuere. Satzfragmente oder einzelne Wörte laufen ebenfalls mit, teilweise ist es auch der Text zu einer der Melodien. Im Alltag stört mich das eigentlich nicht, allerdings kann es dadurch manchmal schwierig werden, mich bei totaler Stille gut zu konzentrieren. Sofern ich nicht im "Flow" bin, werde ich von meinen inneren Geräuschen stärker abgelenkt Für mich ist es gut, bei eigener geistiger Arbeit eine leichte Geräuschkulisse zu haben, aber trotzdem an einem Ort zu sein, wo ich nicht mit anderen agieren muss.

    Zugleich sehe ich Wörter und Sätze, die ich höre, vor meinem "inneren Auge" als geschriebenen Text (meistens ganz schlicht als graue Druckschrift, manchmal etwas "schnörkeliger" und dunkler, farbig nur ganz selten). Ich habe gemerkt, dass ich Schriftdolmetschung bei Vorträgen echt als angenehm empfinde, obwohl ich gut höre. Dann lese ich einfach den Text mit und muss die "Übersetzung" in geschriebenen Text nicht selbst leisten. Zudem finde ich es schön, eher auf Text als auf den Referenten zu schauen und mich nicht zusätzlich zum Text noch auf eine PowerPoint konzentrieren zu müssen.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

    Einmal editiert, zuletzt von Leonora (27. Mai 2021 um 00:56)

  • Ich habe auch immer Musik im Kopf, wie ein kleines Radio. Oftmals nur eine oder zwei Satzzeilen eines Liedes auf Dauerschleife. Kinderlieder sehr häufig. Und wenn ich irgendwo ein Wort höre habe ich sofort ein Lied im Kopf worin dieses Wort vorkommt. Ich glaube ich habe nur keine Musik im Kopf wenn ich aktiv tagträume um mich zurückzuziehen und wenn ich selber Musik mache also mit meinen Chören singe.

    Lass mich in dein Leben, ich bringe Chaos und Kekse mit! :d :d :d

  • Zugleich sehe ich Wörter und Sätze, die ich höre, vor meinem "inneren Auge" als geschriebenen Text (...). Ich habe gemerkt, dass ich Schriftdolmetschung bei Vorträgen echt als angenehm empfinde.

    Automatisch sehe ich keine Schrift, aber bei Vorträgen, auch schon bei Meetings, schreibe ich grundsätzlich mit (und bin deshalb auch der ideale Protokollant). Das Verschriftlichen hilft mir bei der Konzentration, es ist ein Mittel der Strukturierung.

    Zudem finde ich es als angenehm, eher auf Text als auf den Referenten zu schauen

    Auch mit meinem Mitschreiben vermeide ich ja den Blick auf den Referenten :) .

    Ich frage mich gerade, ob ich u.a. deshalb eine Vorliebe für untertitelte Filme habe - ich lese die Untertitel ja selbst dann noch mit, wenn ich die gesprochene Sprache beherrsche oder wenn sie sogar Deutsch ist; es müssen schon sehr fremde Schriftzeichen sein, dass ich da nicht wie magisch angezogen hinschaue.

    "Ich kämpfe nicht, ich behaupte mich." - "Ich will nicht siegen, ich will sein." (Georg Kaiser)

  • Automatisch sehe ich keine Schrift, aber bei Vorträgen, auch schon bei Meetings, schreibe ich grundsätzlich mit (und bin deshalb auch der ideale Protokollant). Das Verschriftlichen hilft mir bei der Konzentration, es ist ein Mittel der Strukturierung.

    Ich könnte das ähnlich wie die Musik am ehesten wie ein "Hintergrundrauschen im Gehirn" beschreiben, immer irgendwie präsent, aber manchmal kaum spürbar und dann wieder recht dominant. Wenn ich länger einer einzelnen Person zuhöre, wie bei einem Vortrag, ist es recht deutlich, dann "lese" ich gleichzeitig auch mit. Daher mag ich auch die Schriftdolmetschung. Ich kann mir vorstellen, dass das für viele Menschen angenehm wäre, darunter etliche, die keine Hörprobleme haben.

    Auch mit meinem Mitschreiben vermeide ich ja den Blick auf den Referenten .

    Dito, ich schreibe auch gerne mit.

    Ich frage mich gerade, ob ich u.a. deshalb eine Vorliebe für untertitelte Filme habe - ich lese die Untertitel ja selbst dann noch mit, wenn ich die gesprochene Sprache beherrsche oder wenn sie sogar Deutsch ist; es müssen schon sehr fremde Schriftzeichen sein, dass ich da nicht wie magisch angezogen hinschaue.

    Ein interessanter Gedanke. Ich gehe gerne in Programmkinos und schaue mir internationale Filme an. Aber tatsächlich mag ich auch bei deutschsprachigen Filmen Untertitel und lese sie mit.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

    2 Mal editiert, zuletzt von Leonora (26. Mai 2021 um 23:33)

  • Interessant, dass der Thread noch lebt. Und dass sehr viele diese Wahrnehmung und Form des Stimmings teilen.
    Mit vielem, was ihr noch hinzugefügt habt, kann ich mich auch identifizieren. Zum Beispiel Untertitel zum Mitlesen bei einem Referat wären eine ganz tolle Sache. :d

    LG, der 1974er

    PS. die meisten Fettnäpfchen sind unsichtbar; bitte gib mir Bescheid, wenn ich eins getroffen habe :roll:

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