Wie geht es euch in öffentlichen Verkehrsmitteln und anderen Situationen, wo mehrere fremde Menschen reden, herumlaufen? (körperliche, mentale etc. Reaktionen?)

  • Taxi fahren ist für mich der blanke Horror. Ich habe einfach kein Skript dafür. Es scheitert bei mir ja schon am Beauftragen. Ich wüsste gar nicht, wie ich dem Fahrer sagen soll, wo ich hin will. Und dann ist man mit dem alleine im Auto eingesperrt und muss schlimmstenfalls sogar Smalltalk machen.
    Vermutlich ist das die bessere Alternative zu einem überfüllten Bus, aber ich persönlich wäre nach beiden fix und fertig.

    Taxi fahren ist doch angenehm. Ich steige hinten ein, sage dem Fahrer, dass ich nach xyz, Straße sowieso möchte und dann beschäftige ich mich meistens mit meinem Handy oder auch nicht. Smalltalk mache ich mit dem Fahrer nicht. Allerdings fahre ich nur in Ausnahmefällen mit dem Taxi, weil es einfach zu teuer wäre, es ständig zu tun.

    In den Öffis geht es mir auch nicht so gut, ich muss aber leider so zur Arbeit fahren. Ich habe den Tick, dass ich am liebsten als erste einsteige, um mir einen Platz aussuchen zu können. Gegen den Lärm benutze ich oft Ohrstöpsel, dann lässt sich das alles leichter ertragen und ich vermeide so einen Overload. Wegen zu vieler optischer Eindrücke beschäftige ich mich auch meistens mit meinem Handy oder lese ein Buch. So vergeht die Zeit auch schneller. Morgens zu fahren finde ich auch angenehmer, weil die anderen Leute tatsächlich ruhiger sind als zu anderen Tageszeiten. Ich versuche es zu vermeiden mit lauten Gruppen wie z.B. Teenagern in einem Waggon zu sein. Ganz oft machen mich meine "lieben" Mitmenschen aggressiv mit ihrem Verhalten (Husten oder Niesen ohne die Hand vorzuhalten, Laute Musik hören, rücksichtslos sein, Füße auf den Sitzen, ihren Müll irgendwo hinschmeißen, Fahrräder mitnehmen, wenn es verboten ist etc.). Berührungen von anderen stressen mich auch sehr. Gegen Gerüche kann man sich schlecht wehren, es sei denn man wechselt den Platz oder Waggon. Wenn ich meinen Job behalte, dann überlege ich, ob ich in die Nähe meiner Firma ziehe, damit ich Fahrten mit den Öffis verkürzen kann.

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    Glaub nicht alles, was du denkst.
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  • Gegen Gerüche kann man sich schlecht wehren, es sei denn man wechselt den Platz oder Waggon.

    Mir hilft da ein Schal oder Halstuch mit einem für mich angenehmen Geruch. Den kann man gut vors Gesicht ziehen und gerade jetzt im Winter bietet es sich an. Im Sommer ist das leider etwas auffälliger, da habe ich noch keine gute Lösung gefunden. Ich musste ein wenig herumprobieren bis ich einen beruhigenden Geruch gefunden habe.
    Vielleicht hilft das?

  • Mir hilft da ein Schal oder Halstuch mit einem für mich angenehmen Geruch. Den kann man gut vors Gesicht ziehen und gerade jetzt im Winter bietet es sich an. Im Sommer ist das leider etwas auffälliger, da habe ich noch keine gute Lösung gefunden. Ich musste ein wenig herumprobieren bis ich einen beruhigenden Geruch gefunden habe.Vielleicht hilft das?


    Gerade im Sommer finde ich die Geruchsbelästigung schlimm, entweder Schweißgeruch oder Leute haben sich so extrem zugedieselt mit Deo oder Parfum. Ich kann mich gar nicht entscheiden, was ich schlimmer finde. Tücher/Schals trage ich nicht, daher bleibt mir nur die Flucht.

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    Glaub nicht alles, was du denkst.
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  • @Lefty

    Könnte es damit zusammenhängen, dass du frühs noch mehr Energie hast, als im Laufe des Tages und dass du stressanfälliger bist, je später es am Tag ist? Dann könntest du (soweit möglich) Zusammenkünfte mit Menschen vielleicht auf die frühen Morgenstunden verschieben. Ich weiß nicht, ob du Vollzeit und jeden Tag arbeitest.

    Ich hätte noch eine andere Idee: Vielleicht bist du am Morgen noch so müde, dass dein Ich noch gar nicht richtig im Körper angekommen ist. Wenn dir Menschen dann zu nahe kommen, spürst du das vielleicht nicht so, weil du quasi irgendwo über oder außerhalb von dir selbst schwebst und es gar nicht richtig spürst, dass dich die Energie anderer Menschen trifft. Bei mir ist das nämlich so ähnlich. Frühs sind bei mir Kopf und Körper wie auseinandergetrennt (schrieb ich schonmal in irgendeinem anderen Thread, vermutlich im Körpertherapie-Thread).
    Wenn du dann nicht mehr müde bist bzw. Körper und Gedanken etwas zueinander gefunden haben, könnte es vielleicht sein, dass dann ein generelles Problem erst zu Tage tritt, nämlich, dass du dich körperlich vielleicht nicht gut abgrenzen kannst bzw. die Energie der anderen Menschen in dich reinströmt? Bei mir war das früher so, dass ich überhaupt keine Barriere hatte, sondern die Anwesenheit bzw. Energie der Mitmenschen um mich herum direkt in mich eingedrungen ist. Mittlerweile kann ich mich besser abgrenzen. Nur wenn es mir sehr schlecht geht und ich nicht genügend Energie habe, klappt es mit dem Abgrenzen nicht mehr. Wenn es sich wirklcih genau in diesem Bereich herum abspielt, merke ich oft, dass mich die Energien anderer Menschen im Bereich meines Bauches 'treffen'. Meistens bin ich aber in diesen schlimmen Fällen so schlecht drauf, dass nur noch alles auf mich einflutet und ich dann einen Meltdown kriege.

    Wenn du Interesse am Thema "Körpergrenzen" hast, kann ich dir ein interessantes (meiner Meinung nach) Buch empfehlen. Es heißt "Stark im Leben - geborgen im Sein". In diesem Buch geht es viel um praktische Arbeit an den eigenen körperlichen Energiegrenzen (ich finde die Übungen wirklich gut und vor allem die Autorin extrem überzeugend. Es ist zwar sehr esoterisch, aber die Autorin ist sehr glaubhaft und für mich kam das Buch zum richtigen Zeitpunkt).

    Um zur Titelfrage zurückzukommen: Bei mir ist es stark davon abhängig, wie viel Energie ich habe bzw. wie gut ich mich abgrenzen kann: Manchmal setze ich mich auf einen Sitz und mir sind die Mitmenschen einfach total egal, weil ich dann in meiner eigenen Welt bin (klappt aber meistens auch nur, wenn neben mir niemand sitzt). Wenn es mir schlechter geht, bin ich kurz vorm nervlichen Zusammenbruch, wenn ich auch nur durch den Zug laufen muss, um mir einen Sitzplatz zu suchen. Ich glaube, dass es bei mir wirklich mit dem Abgrenzen zu tun hat und dass das umso schwieriger wird, je weniger Energie ich habe. Ein Trick, um dies bei mir zu umgehen ist dann wohl diese Trennung von Körper und Gedanken während der frühen Morgenstunden. Aber eigentlich will ich lernen, Körper und Gedanken zu vereinen und mich dann gesund abzugrenzen.

  • Also bei mir läuft eine Fährt mit dem ÖPNV folgendermaßen ab:
    Zuerst kriege ich die Krise weil ich wieder in die Enge muss.
    Dann panisches Suchen nach meinen Kopfhörern.
    Anschließend im Laufschritt zum Bahnhof und dann im Zug Augen schließen. Ansonsten gibt es nach 20-30min nervöses Wippen und hoffen, dass die Fahrt schnell vorbei ist.

    Wenn man auf eine Party geht, gibt es immer ein Risiko.

    Unsere Identität entnehmen Sie bitte dem beigefügten Auszug aus dem Melderegister. Gegen die Assimilierung in unser Kollektiv ist gemäß Assimilierungsdurchführungsgesetz (§666, Abs. 3/IV) kein Rechtsmittel zulässig. Wir bitten um Ihr Verständnis.

  • Ich fahre - am ehesten wohnortbedingt - eher selten mit öffentlichen Verkehrsmitteln, am ehesten noch mit dem Zug. Die Regionalbahn (glücklicherweise oft nur bis zum nächsten oder übernächsten Halt) ist oft überfüllt und stickig, so dass ich, ohne mich zwischen die anderen Leute zu quetschen (was sich bezüglich des Sitzplatzes sowieso nicht lohnen würde) gleich im Türbereich stehenbleibe (wenig Kontakt zu anderen Fahrgästen). Bei sehr langen Fahrten und (meist) überfüllten Zügen kann man schon mal ganz gut im Fahrradabteil (falls vorhanden) irgendwo auf dem Boden bzw. zwischen den Fahrradständern sitzen, da ist es auch recht ruhig. Alternativ kann man sich im Türbereich niederlassen, auch wenn es von den Fahrgeräuschen her meist lauter ist als im Abteil.
    Mich nerven vor allem rücksichtslose Mitfahrer (vor allem Typen, die sich aufführen, als wären sie allein und z. B. im Zug das gesamte Abteil in eine Mallorca-Disco verwandeln) und brüllende Babys oder Kleinkinder, im Bus sind auch starke Gerüche (z. B. Typ Aschenbecher oder mangelnde Hygiene) sehr unangenehm. Auch im Bus stehe ich meist lieber, als mich neben jemand Fremden zu setzen.

  • Meine höhere Anspannung kann aber zu Aggressionen führen (also nicht körperlichen, Gott sei Dank!), wenn jemand meint, ich solle meinen Rucksack runter tun

    Ich hoffe du lässt deine Agressionen auch nicht verbal an ihnen aus, das wäre nämlich ziemlich daneben. Das ist ja sehr angemessen, das auszudrücken (höflich natürlich), also ich finde es schrecklich nervig, wenn alle immer die Plätze blockieren und ich was sagen muss, um mich setzen zu können und nehme meinen immer extra weg, wenn jemand kommt. Es gibt hier ja auch hier im Forum genug Leute, für die es wichtig ist zu sitzen und wenn dann Plätze blockiert sind und man noch angemault wird, dass man sich hinsetzen möchte... Ich hoffe also auch, dass du dann der Aufforderung nachkommst, Plätze sind ja dafür da, das sich Jemand hinsetzt und sie nicht blockiert werden (finde auch die Leute nervig, die enen ganzen Vierer mit sich und einem Koffer blockieren). Das wäre für mich der Supergau, wenn dann Jemand sagt "Ne mach ich nicht, mein Rucksack bleibt da"
    Also das ist tatslich ein Stresspunkt für mich, viele Plätze theoretisch frei, aber alle blockiert mit Tüten taschen etc. und ich muss erstmal kommunizieren, um einen Platz zu bekommen.

    Dann natürlich viele Leute oder wie heute eine Frau mit laut schreiendem Kind, die sich direkt vor mich gestellt hat und mich dann auch noch mehrfach angerempelt hat, während sie sich auf ihr Kind konzentriert hat. Irgendwie war ich auch überfordert einfach zu gehen, wollte auch nicht unöflich sein, hab mir dann die zwei Stationen die Ohren zugehalten.

    Wenn es geht gehe ich auch lieber zu Fuß, aber an sich ist es für mich meist erträglich, man kann auf sein Handy gucken etc. und manchmal bekomme ich interessante Gespräche mit.

    Einmal editiert, zuletzt von Zodd (16. Oktober 2019 um 23:06)

  • Das ist ja sehr angemessen, das auszudrücken (höflich natürlich), also ich finde es schrecklich nervig, wenn alle immer die Plätze blockieren und ich was sagen muss, um mich setzen zu können und nehme meinen immer extra weg, wenn jemand kommt.

    Ich finde das auch nervig. Deswegen stelle ich meinen Rucksack auch gar nicht auf den freien Platz neben mir wenn der Zug voll ist. Davon abgesehen, dass in so einer Situation den Rucksack als Schutzschild, also etwas wo ich mich hinter verkriechen kann, brauche.

    Dann natürlich viele Leute oder wie heute eine Frau mit laut schreiendem Kind, die sich direkt vor mich gestellt hat und mich dann auch noch mehrfach angerempelt hat, während sie sich auf ihr Kind konzentriert hat. Irgendwie war ich auch überfordert einfach zu gehen, wollte auch nicht unöflich sein, hab mir dann die zwei Stationen die Ohren zugehalten.

    Also mein Normalzustand in der Regionalbahn ohne Kopfhörer. (Ich meine das Ohrenzuhalten.)

    Wenn man auf eine Party geht, gibt es immer ein Risiko.

    Unsere Identität entnehmen Sie bitte dem beigefügten Auszug aus dem Melderegister. Gegen die Assimilierung in unser Kollektiv ist gemäß Assimilierungsdurchführungsgesetz (§666, Abs. 3/IV) kein Rechtsmittel zulässig. Wir bitten um Ihr Verständnis.

  • Ich finde das auch nervig. Deswegen stelle ich meinen Rucksack auch gar nicht auf den freien Platz neben mir wenn der Zug voll ist. Davon abgesehen, dass in so einer Situation den Rucksack als Schutzschild, also etwas wo ich mich hinter verkriechen kann, brauche.

    Ich mache das schon manchmal, weils praktisch ist und solange andere Plätze noch frei sind, ich schon froh bin, wenn die sich woanders hinsetzen, aber wenn ich das Gefühl habe jemand steuert den Platz an, nehme ich ihn schon vorher weg oder wenn es halt voller wird und der Platz gebraucht wird.


    Also mein Normalzustand in der Regionalbahn ohne Kopfhörer. (Ich meine das Ohrenzuhalten.)

    Ich hab das vor allem bei lauten und noch mehr bei Kreisch oder ähnlich nervigen geräuschen, also Sirenen gehen auch gar nicht, oder auch manche mit sehr hoher Stimme. Wennes zuviel Hintergrundgeräusche wird, wirds auch anstrengend je nach Stresslevel, aber ich muss mir nicht die Ohren zu halten und kann das auch aushalten. Außer eben beispielsweise Kinderschreien.

  • Ich sehe zu, dass ich wenn möglich immer mit dem Auto fahre. Sollte ich dennoch mal mit den Öffentlichen fahren
    bin ich froh, wenn ich wieder aussteigen kann. Die anderen Menschen sind mir einfach zu viel.

  • Bei starker Anspannung schließe ich oft auch die Augen, wenn ich im Zug oder Bus sitze. Wenn das während der Morgen- oder Abendstunden (Feierabendzeit) ist, ist das in manchen Regionen üblich, dass die Leute (Berufstätige) so in den Sitzen hängen. Wo ich momentan wohne, ist es nicht üblich, die Augen im Zug zu schließen, wenn man müde oder erschöpft ist. Das strengt mich dann noch mehr an, weil ich das Gefühl habe, dass ich funktionieren muss und nicht auffallen darf. Im Sommer ist eine Sonnenbrille für mich sehr hilfreich, um Reize abzuschirmen. Bei fehlender Sonneneinstrahlung traue ich mich das bislang eher nicht.

  • Ich mache das schon manchmal, weils praktisch ist und solange andere Plätze noch frei sind, ich schon froh bin, wenn die sich woanders hinsetzen, aber wenn ich das Gefühl habe jemand steuert den Platz an, nehme ich ihn schon vorher weg oder wenn es halt voller wird und der Platz gebraucht wird.

    Ich mache das nur wenn der Rucksack zu schwer ist oder das Fahrzeug leer ist.

    Ich hab das vor allem bei lauten und noch mehr bei Kreisch oder ähnlich nervigen geräuschen, also Sirenen gehen auch gar nicht, oder auch manche mit sehr hoher Stimme. Wennes zuviel Hintergrundgeräusche wird, wirds auch anstrengend je nach Stresslevel, aber ich muss mir nicht die Ohren zu halten und kann das auch aushalten. Außer eben beispielsweise Kinderschreien.

    Jaa. Bei Gekreische, Sirenen und sowas in der Richtung ist für mich ein Grund die Ohren zu zuhalten.

    Zu viele Hintergrundgeräusche rauben mir vor allem die Laune, Konzentration und natürlich die Kraft.

    Bei starker Anspannung schließe ich oft auch die Augen, wenn ich im Zug oder Bus sitze.

    Das mache ich auch.

    Wenn das während der Morgen- oder Abendstunden (Feierabendzeit) ist, ist das in manchen Regionen üblich, dass die Leute (Berufstätige) so in den Sitzen hängen.

    Nett. Könnte sich ruhig weiter verbreiten.

    Wo ich momentan wohne, ist es nicht üblich, die Augen im Zug zu schließen, wenn man müde oder erschöpft ist. Das strengt mich dann noch mehr an, weil ich das Gefühl habe, dass ich funktionieren muss und nicht auffallen darf. Im Sommer ist eine Sonnenbrille für mich sehr hilfreich, um Reize abzuschirmen. Bei fehlender Sonneneinstrahlung traue ich mich das bislang eher nicht.

    Mir ist sowas eher egal. Wenn ich der Belastung nicht mehr standhalten kann, halte ich mir halt die Ohren zu, schließe die Augen und fange an zu wippen. In dem Moment ist es mir vollkommen schnuppe (=egal) ob ich damit auffalle.

    Wenn man auf eine Party geht, gibt es immer ein Risiko.

    Unsere Identität entnehmen Sie bitte dem beigefügten Auszug aus dem Melderegister. Gegen die Assimilierung in unser Kollektiv ist gemäß Assimilierungsdurchführungsgesetz (§666, Abs. 3/IV) kein Rechtsmittel zulässig. Wir bitten um Ihr Verständnis.

    Einmal editiert, zuletzt von flori1994 (17. Oktober 2019 um 11:29)

  • Die NC-Kopfhörer helfen auf jeden Fall dabei, sich in sich zurückzuziehen und sich besser abzuschirmen.
    Mit Sitzplatz finde ich öffentliche Verkehrsmittel ertragbar, aber sobald ich zwischen mehreren Menschen eng stehen muss bin ich großem Stress ausgesetzt. Vor allem das Warten beim Umsteigen ist schlimm, ständig rauscht jemand an einem vorbei, rempelt einen an, verströmt unangenehm intensive Gerüche nach Parfüm, Schweiß, Zigaretten... Kinder oder Hunde berühren einen sogar absichtlich, die Eltern und Besitzer sind aber meistens so abgelenkt, dass sie nicht einschreiten. Das ist richtig unangenehm. Von der Lautstärke an diesen Orten ganz abgesehen. Ich fühle mich danach jedes Mal wie innerlich durchgewirbelt und bin k.o. Nach einem Jahr beruflichen Pendelns bin ich wieder auf mein Auto umgestiegen, weil ich es nicht mehr aushielt. Dabei ist Autofahren aufgrund der Konzentration passiv stressig für mich, länger als eine Stunde ist es grenzwertig. Da hindert mich das ADHS, ich werde erst unruhig und hibbelig und dann enorm müde.

  • Danke an alle für eure Schilderungen.

    @FruchtigBunt Vielleicht ist was dran an dem, was du schreibst, ich hab ja auch beim Aufwachen oft dieses Problem, dass ich ganz lange nicht "in meinen Körper komme". Allerdings hab ich nicht das Gefühl, außerhalb meines Körpers zu sein, sondern eher hängt die ganze Energie im Kopf fest.
    Nachtrag: das mit der Energie im Kopf stimmt auch nicht so ganz, glaube ich, ich brauche lange, um in den voll bewussten Zustand zu kommen ... das ist was anderes... (ist auch nicht immer so).

    Vielleicht ist das morgens dann tatsächlich auch der Fall, dass ich meinen Körper noch nicht so richtig eingenommen habe, ich weiß es nicht... ein entscheidender Faktor morgens ist aber wie gesagt auch, dass die Menschen ruhig sind und nicht so herumwuseln, sondern sich zielgerichteter bewegen.

    Ich hab auch tagsüber kein Problem mit mehreren Menschen in meiner Nähe, solange sie ruhig herum sitzen und nicht oder nur ruhig und leise reden.

    Dieses Körpergrenzen-Problem hab ich aber definitiv, sonst hätte ich nicht immer das Gefühl, alles würde in mich eindringen. Ich werd mir das Buch daher mal näher ansehen (äußerlich gefällt es mir schon mal, das ist mir auch wichtig bei solchen Büchern) - vielen Dank für den Tipp!

    Einmal editiert, zuletzt von Lefty (17. Oktober 2019 um 12:01)

  • Ich suche gerade nach "Körpergrenzen" in Bezug auf Asperger und finde folgende Aussage in einem Buch ("Typisch untypisch - Berufsbiographien von Asperger-Autisten"):

    "Die Reizüberflutung ist mein größtes Problem im Alltag. Die Reizüberflutung ist wie ein anderer Körper- bzw. Bewusststeinszustand. Ich fühle mich selbst dann nicht mehr, während äußere Reize, vor denen ich mich nicht schützen kann, meine Körpergrenzen durchtreten und in mich eindringen."

    Das ist das, was ich erlebe. Und dem ich mich ausgeliefert fühle. Meistens mach ich es auch so, dass ich Kopfhörer aufhabe (neben "my noise" hilft es mir auch, eine angenehme Stimme zu hören, weshalb ich jetzt ein Hörbuch auf mein Handy geladen habe, bei dem mir die Stimme der Vorleserin gefällt - dem Inhalt kann ich so schnell nicht gut folgen, aber das macht nichts, es geht eher darum, dass ich zugesäuselt werde und mich mental auf diese Stimme fokussieren kann).

    Zusätzlich schau ich auch die meiste Zeit auf's Handy (puzzle, lese im Forum oder einen Artikel, hier ist wichtig, dass es ein längerer, etwas fordernder Text ist, sodass ich mich gut darauf fokussieren kann), um alles um mich herum so gut wie möglich auszublenden (bevor ich ein Smartphone hatte, hab ich immer ein Buch dabei gehabt und darin gelesen - jetzt hab ich auch manchmal ein Buch dabei, aber leider ist das Smartphone oft verführerischer, was ich schade finde, da ich früher wirklich immer was gelesen habe und die Bücher mir immer eine gute Begleitung unterwegs waren - werde da auch mal ansetzen, mich wieder ein wenig umerziehen). Leider funktioniert das Hörbuch hören nicht zeitgleich mit anderen Anwendungen, sobald ich rausgehe aus der Datei, um etwas anderes zu öffnen, wird die Datei angehalten.

    @Teddy1 Scheuklappen wären mir auch am liebsten, ich hab das schon zwei Personen gegenüber mal erwähnt und wurde beide Male merkwürdig angesehen, als ob man mir das nicht so richtig glauben wollte, dass ich das ernst meine.

    Bei üblen Gerüchen halt ich mir die Hand vor die Nase, wenn möglich, mit einem Stück Stoff davor (Ärmel oder Teil vom Schal/Tuch). Ich hatte eigentlich auch mal beschlossen, immer etwas mitzuführen, woran ich in solchen Situationen riechen kann, z.B. ein Duftöl, aber das fällt mir jedes Mal erst wieder ein, wenn ich einem Gestank ausgeliefert bin.

    Ich bin drauf gekommen, weil die Gerichtsmediziner sich immer so eine Paste unter die Nase reiben, um den Verwesungsgeruch nicht so stark wahrzunehmen. Sowas bräuchte ich auch für Notsituationen. Da würde ja eine Eukalyptuspaste reichen, sowas, womit man sich bei Erkältungen den Brustkorb einreibt. Ist dann auch penetrant, aber nicht so schlimm wie das, was man überdecken will.

    Mit Kapselgehörschutz würd ich mich nicht raustrauen, das fällt ja doch arg auf. Ich hab mal einen Mann in der Straßenbahn gesehen, der einen trug, also ich wär nicht die erste, aber ich möchte keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen und die Dinger sind ja doch sehr wuchtig.

    Das Gleiche bezüglich Sonnenbrille. Abgesehen davon, dass ich keine Sonnenbrille mit Sehstärke habe (könnte ich natürlich anfertigen lassen), wäre es mir unangenehm, mit Sonnenbrille herumzulaufen, wenn gar keine Sonne blendet. Ich seh das manchmal bei anderen und finde das unangenehm, vor allem, weil man die Augen dann meist nicht sehen kann.

    Einmal editiert, zuletzt von Lefty (17. Oktober 2019 um 12:47)

  • @Lefty GENAU DAS fühle ich in Bezug auf meine Körpergrenzen auch! Ich empfinde es in extrem angenehmer und vertrauter Umgebung als bereichernd, in 98% der Situationen aber als störend, unangenehm bis gewaltvoll und definitiv behindernd.

  • Ich fahre seit ich 9 bin beinahe täglich mit Bus oder Bahn - in den letzten Jahren eher weniger, aber durchaus auch noch relativ regelmäßig. Grundsätzlich hab ich damit kein Problem, solange nicht allzu viel los ist. Sprich ich meide um gewisse Uhrzeiten die Öffis, wenn ich weiß das Schulschluss ist und so. Womit ich aber gar nicht klarkomme und was ich immer versuche zu vermeiden, ist am Fenster zu sitzen und der Platz am Gang ist von jmd. fremden belegt. Ich also zwischen Fenster und Mensch eingesperrt bin. Generell mag ichs nicht so gerne, so nah neben jemandem zu sitzen, ich bevorzuge die Einzelsitze, sofern vorhanden und frei. Auf denen nur Platz für mich und mein Rucksack ist. Und am besten noch so, das hinter mir niemand sitzen kann, das kann ich auch nicht leiden. Ansonsten bin ich immer mit Musik in den Ohren unterwegs und die dann ganz laut,sodass ich kaum bis gar nichts höre. Kritisch wirds oft, wenn ich dann in Tagträume verfalle, da kommt oft die Panik, meine Haltestelle zu verpassen. Oft bin ich aber auch die, die lieber im Bus steht, als sich neben jmd fremden zu setzen.
    Ich fahre ja auch immer mit dem Zug in den Urlaub, da reserviere ich immer den gleichen Platz und so, dass ich weiß was alles in meiner Nähe ist und so.

  • Womit ich aber gar nicht klarkomme und was ich immer versuche zu vermeiden, ist am Fenster zu sitzen und der Platz am Gang ist von jmd. fremden belegt. Ich also zwischen Fenster und Mensch eingesperrt bin. Generell mag ichs nicht so gerne, so nah neben jemandem zu sitzen, ich bevorzuge die Einzelsitze, sofern vorhanden und frei.

    Genau diese Sitze find ich ganz gut (nur bei Zweiern, Vierer hasse ich). Ich hab dann auf der einen Seite das Fenster als Grenze plus kann rausgucken, wodurch ich manchmal auch Abstand gewinne und die Person neben mir bildet eine Grenze zwischen mir und dem restlichen Gewusel in dem Verkehrsmittel. Das gilt natürlich nur, solange die Person nicht zu nah an mir sitzt und sich ruhig verhält und nicht stinkt.

    In den Straßenbahnen bei mir gibt es mittlerweile zum Glück mehrere breite Einzelsitze, da kann ich mich an die Wand/ans Fenster setzen und meine Tasche neben mich stellen als Barriere zum Gang.

    Das Blockieren von Sitzen mit Taschen find ich übrigens auch ungehörig, und ich hasse es, wenn ich um so einen Platz bitte (weil sonst nichts frei ist oder ich erst die ganze Bahn ablaufen müsste auf der Suche nach einem weiteren Platz) und die Person dann ganz langsam und genervt die Tasche wegnimmt, "am besten" mit Seufzer und Augenverdrehen.

    Bzgl Gerüche habe ich immer eine mini Dose Tiger Balsam dabei.

    Ja, sowas mein ich.
    Und danke für den Gehörschutz-Tipp. Ich hab zuhause nur ein ganz wuchtiges Ding, das drückt auch sehr, aber ich brauchte es leider eine Zeitlang Zuhause. So eines für Kinder hab ich sogar letztens mal gesehen, sieht ja auch bequem aus.

    Einmal editiert, zuletzt von Lefty (17. Oktober 2019 um 13:37)

  • @Lefty Ich hab den Thread nicht ganz gelesen, ich bin gerade in Eile, aber mir geht es wie dir. Eine große Hilfe sind meine Noise Cancelling Kopfhörer. Ich habe die Bose QC 35 II und bin sehr zufrieden. Sie filtern Umgebungsgeräusche super, ohne dieses komische stumme "Vakuum" zu erzeugen. Wenn ich keine Musik, aber zusätzliche Beruhigung möchte, spiele ich White Noise aus einer App zusätzlich ein. Zum Beispiel das Geräusch von Regen.

    Ich hätte es selbst nicht gedacht, aber der Unterschied ist für mich enorm. Ob Bahn oder Einkauf, es macht mein Sein wesentlich entspannter. Auch das "Herumgewusel" kann ich viel besser aushalten. Ich denke mal, es liegt einfach daran, dass ein Körpersinn gut abgeschirmt ist und man für den Rest dann mehr Ressourcen hat.

    Ach ja – die Dinger sind teuer. Ich habe sie mir zu Weihnachten gekauft. Aber es hat sich sehr gelohnt. Gerade sitze ich in einem Cafe und habe die Kopfhörer nicht dabei, das ist schon deutlich anstrengender, obwohl ich heute ganz entspannt bin.

    Angry young woman, there’s no way back, so just keep walking.
    Yoko Ono

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