„Sieht aus wie Autismus, ist es aber nicht“ - Was kann es sein?

  • Ist das jetzt dein eigener Bericht? Ja oder.
    Also von der Diagnosestelle.

  • @Meso
    Wurdest Du von 2 Personen getestet?

    Ja, das wurde ich. Meine Therapeutin meinte, es liest sich so, als sind sie verschiedener Meinung. Jemand hat den Bericht angefangen und jemand anderes beendet.

    Das sind Auszüge aus meinem Bericht. Ich habe meinen Lebenslauf weggelassen, da es private Ereignisse beinhaltet, die Intelligenztestung, und beim Befund Dinge, die nicht so wichtig sind, wie dass ich einen klaren und wachen Eindruck machte usw.

    Einmal editiert, zuletzt von Meso (7. Oktober 2019 um 17:07)

  • Ja, das wurde ich. Meine Therapeutin meinte, es liest sich so, als sind sie verschiedener Meinung. Jemand hat den Bericht angefangen und jemand anderes beendet.
    Das sind Auszüge aus meinem Bericht. Ich habe meinen Lebenslauf weggelassen, da es private Ereignisse beinhaltet, die Intelligenztestung, und beim Befund Dinge, die nicht so wichtig sind, wie dass ich einen klaren und wachen Eindruck machte usw.

    Das fiel mir auch direkt auf.

    Ich würde tatsächlich dem 1. Teil glauben.
    Das ist wohl das, was dich beschreibt.
    Und das passt definitiv zur ASS Diagnose.

    Warum der Verfasser der Beurteilung das anders sieht.....
    Nicht sehr professionell.

  • Im obigen Befund stehen „typische“ ASS Symptome, die in der Beurteilung als unauffällig bezeichnet werden.

    Ich glaube, ich würde da wirklich nochmal ne E-Mail hinschicken und um Klärung bitten.

    Sehe ich ganz genauso. 100% ige Antworten gibt es leider nie. Ich würde dir raten die AS Diagnose, die du bereits hast zu nutzen um evtl. Hilfen zu bekommen, die du brauchst.

  • Von Köln habe ich schon mehrfach gelesen, dass sie ggf. AS ausschließen, aber keine Alternativen nennen, was ich ärgerlich finde.

    Ist mir genau so passiert. Dabei wäre eine andere, passendere (?) Diagnose eine wirkliche Hilfe gewesen.

    ....und keiner kapiert, dass die zusammen ein ziemliches Päckchen sind, weil jeder nur Nein sagt und weder rechts noch links schaut.

    Und das aus einer hochgelobten Spezialambulanz.....wobei ich Prof. V. komplett kompetent erlebe, aber er ist ja auch nicht der einzige Diagnostiker dort.

    "diagnostischer Grenzfall" in Sachen AS heißt ja nicht "keine echten Schwierigkeiten". Wenn noch was anderes dazukommt, reicht "beinah-AS" eben doch aus, um welche zu haben.

    Zum Beispiel.

    Man muss auch nicht alle diese Kriterien erfüllen, sondern nur eine bestimmte Anzahl. Also wenn man keine "nonfunktionalen" Routinen hat, aber andere Auffälligkeiten aus dem Bereich, wie z.B. stereotype Bewegungen, kann das auch schon ausreichen. Funktionale Routinen werden übrigens von den meisten Diagnostikern auch anerkannt, es kommt dann eher darauf an, ob man in seinem Ablauf durcheinander kommt, wenn eine Routine nicht eingehalten werden kann. So habe ich das zumindest mitbekommen.
    Und Empathie, das weiß man heutzutage auch besser.

    Ist aber offensichtlich in Köln nicht bei allen bekannt! :evil:

    @Meso
    Wie schon oben jemand sagte: Wenn du etwas mit dem 1. Diagnosebericht anfangen kannst, dann vergiss den 2. Bericht bald. Der scheint eilig und wenig aufeinander abgestimmt erstellt worden zu sein. Sehe ich jedenfalls so wie deine Therapeutin.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

    Einmal editiert, zuletzt von Capricorn (7. Oktober 2019 um 18:44)

  • Ich glaube, dass man in Fällen, wo jemand schon immer "anders" war, meist auch der Sache Zeit geben muss. Das, was schon immer so war, wird sich vermutlich meist nicht auf die Schnelle um 180 Grad rotieren lassen. Manchmal waren Phasen, wo der krampfhafte Versuch den Anschluss zur "Normalität" zu finden, aufgegeben wurde, der Moment, wo man sich selbst nicht mehr so sehr im Wege stand. Ich meine daher, dass es besser funzt "ein Ich" in der Gesellschaft zu sein, als das Ziel ein "Ich-bin-genauso-wie-ihr" zu sein. Damit meine ich aber nicht, dass man sich jede Eigenart gegenüber der Welt genehmigen sollte. Es ist imo eine Feinjustierung, die nicht immer ganz einfach ist....

    Ich habe immer "strebend mich bemüht" und bestimmt auch viel dazu gelernt und mich weiter entwickelt.
    Und ich habe liebevolle Eltern gehabt (Paul Watzlawik sagte mal: "Man kann bei der Auswahl seiner Eltern nicht vorsichtig genug sein" :lol: ) und ab+zu Glück.

    Aber es hat über 60 Jahre gebraucht, bis ich soweit war, wie ich bin - und ein Ende der Entwicklung ist noch nicht in Sicht!

    Da kann ich @Hyperakusis nur angemessen leise zustimmen!

    Schlimmer wurde es bei mir z.B., als die Anforderungen überhand nahmen. Meine ganzen Stimmings tauchten plötzlich nach über 50 Jahren wieder auf! Die ganze "Hornhaut", die ich mir über die Seele wachsen ließ, wurde schnell weggerubbelt (RW).
    Ich fürchte, eine Psychotherapie würde in Zukunft nur noch Sinn ergeben, wenn sie meine autistischen Anteile angemessen mitberücksichtigen würde. Ein bisschen habe ich @Meso so verstanden, dass sie sich auch genau deswegen Sorgen macht: Lohnt sich eine an die Substanz gehende Therapie, wenn die Diagnose unklar ist?

    Den Ratschlag mit der Bitte um Klärung in Köln habe ich auch bekommen, als ich etwas fassungslos vor der Halbdiagnose stand ("Sie sind ganz sicher weiter im Spektrum als z.B. ich, aber für eine Diagnose reicht es mir nicht.").
    Diesen Vorschlag fand ich eigentlich ganz angemessen, aber ich habe es nicht geschafft, meine "Wunden zu lecken" und mich munter daran zu setzen, um eine Erklärung zu bitten. Keine Kraft für solche Akte mehr. Heute würde ich anders reagieren, aber naja, passiert ist passiert (und damit meine ich nicht "durch ein Sieb streichen").

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  • Zitat von kastenfrosch


    Zur Köln-Debatte:
    Ich wurd auch (als "deutlich") diagnostiziert, obwohl ich auch am sozialen Bereich orientiert war (war noch Studium, Praxisphasen sehr
    unterschiedlich ausgefallen), ich war vorher um die Welt gereist und habe viel Kontakt zu Menschen, bin ständig unterwegs. Ich habe kein
    auffälliges SI, klicke keine Lichtschalter, hatte zwischenzeitlich auch mal eine Beziehung, usw... Der Ärztin hatte ich u.a. auch eine
    Kontraliste gegeben, mit Ausschlussgründen für die Diagnose mit u.a. auch Trauma und in der Vergangenheit viel SVV. Das können die da schonunterscheiden, meiner Meinung nach.

    Warst du damals auch an der Ambulanz in Köln? War das wirklich eine Ärztin oder eine Diplom Psychologin? Ist die noch an dieser Ambulanz tätig?

  • @Meso

    Ich finde den Bericht widersprüchlich.

    Bis hier


    Zitat von Meso

    Psychopathalogisch finden sich Hinweise auf eine autistische Symptomatik bei auffällig schwach ausgeprägten empathischen Fähigkeiten sowie auffällig stark ausgeprägten analytischen und konstruktiven Fähigkeiten. Bezüglich der sozialen Kognition liegt der erreichte Wert im grenzwertigen Bereich.

    klingt alles danach, als wäre es so formuliert, dass du ins Autismus-Spektrum fällst. Vor allem steht da ja "auffällig schwach ausgeprägt" und "auffällig stark ausgeprägt..". Ich wüsste nicht, wieso man das so stark betonen würde, wenn von vornerein eh schon feststünde, dass es am Ende zu einer negativen Diagnose führen wird. Es sei denn, es gab vorher schon ein Gespräch zwischen Kollegen und der Person, die dich diagnostiziert hat und diesen Teil geschrieben hat, war es wichtig, dass das auch als autistisch erkannt wird.

    Danach klingt alles genau andersrum. So, als wäre der Text danach darum aufgebaut, Argumente dafür zu finden, warum du keinen Autismus hast (auf das, was vorher geschrieben wurde und auch so formuliert war, dass es auf Autismus hindeutete, wird nicht eingegangen).

    Ich finde das sehr unprofessionell. Ich könnte mir vorstellen, dass den Bericht wirklich zwei unterschiedliche Personen geschrieben haben und dass möglicherweise im Kollegenkreis irgendwie stark unterschiedliche Einschätzungen bestanden. Es wirkt nicht wie aus einem Guss und es wirkt auf mich irgendwie zu "zielstrebig", wie das formuliert ist.

  • es liest sich so, als sind sie verschiedener Meinung. Jemand hat den Bericht angefangen und jemand anderes beendet.

    So widersprüchlich finde ich das jetzt nicht:

    Die "Hinweise auf eine autistische Symptomatik bei auffällig schwach ausgeprägten empathischen Fähigkeiten sowie auffällig stark ausgeprägten analytischen und konstruktiven Fähigkeiten" beziehen sich wahrscheinlich auf AQ, EQ und SQ nach Baron-Cohen. Das sind Screeninginstrumente. Für eine Positivdiagnose reicht das noch nicht.

    Es sollte doch mittlerweile (auch bei Mitarbeitern einer Ambulanz ) angekommen sein, dass Autisten sehr wohl sogar überaus empathisch sind (emotionale Empathie) und vorwiegend im Bereich der "kognitiven Empathie" (wird an anderer Stelle im Forum diskutiert) Probleme haben.

    Im Text wird aber eindeutig hingewiesen auf "sozaile Kognition", wo der erreichte Wert nur grenzwertig (und somit nicht eindeutig autistisch) war.
    Es würde mich mal interessieren, wie die "soziale Kognition" getestet wurde, denn offenbar gab es dafür ja einen "Wert", der irgendwie gemessen worden sein muss.

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll. (Georg Christoph Lichtenberg)
    Veränderungen führen deutlich öfter zu Einsichten, als dass Einsichten zu Veränderungen führen. (Milton H. Erickson)
    Morgen werde ich mich ändern, gestern wollte ich es heute schon. (Christine Busta)

  • @Meso Wie viele Termine (bei wie vielen unterschiedlichen Personen) hattest du in Köln und wurde der ADOS durchgeführt?

    "Auf der Metaebene lässt sich Abstand gewinnen zum Geschehen. [...] Und dabei zeigt sich, dass es andere Perspektiven, andere Erlebensweisen und viel mehr Möglichkeiten für Lösungen gibt, als sich der Mensch in seiner alten kleinen Welt hatte träumen lassen." (Brit Wilczek)

  • @Meso Was ich erstaunlich finde ist, dass der Bericht auch meiner sein könnte. Was dort geschrieben steht, erwarte ich fast genauso in meinem Bericht.


    Und damit zur Erklärung: So ein Bericht wird natürlich auch ein bisschen zusammenkopiert. Man arbeitet dabei ja ein Berichtsschema ab und so kann es für Außenstehende schon so aussehen, als würde es nicht ganz passen. Aber ich kenne fast nur solche Berichte von Ärzten.
    Zusätzlich fehlen ja auch ein paar Textteile, wodurch der Fluss natürlich nochmal unterbrochen wird.

    Und ich finde den Bericht auch in keiner Weise widersprüchlich. Dort steht, dass sie im Verhalten Dinge tut, die auch Autisten tun. Aber nicht in einer Ausprägung (und vermutlich aus ihrer Sicht nicht in der Heftigkeit der Probleme für das eigene Leben), dass es eine Rechtfertigung für eine ASS-Diagnose geben wird.

    Genau gleiches wurde auch mir im Abschlussgespräch erklärt. Da Autismus eine sehr "schwere" Diagnose für Mediziner ist, geht man damit nicht so leichtfertig um. Und wenn man an der Grenze steht, dann geben sie diese offenbar nicht, weil die Konsequenzen ja für das zukünftige Leben sehr schwer sein können.
    Man vergisst aber m.M.n. ein wenig, dass es für den Betroffenen meist schwerer ist, mit Unwissenheit zu Leben, als vielleicht etwas zu sensibel betrachtet worden zu sein.

  • Zitat von Pummelchen

    Da Autismus eine sehr "schwere" Diagnose für Mediziner ist, geht man damit nicht so leichtfertig um.

    [...]

    dann geben sie diese offenbar nicht, weil die Konsequenzen ja für das zukünftige Leben sehr schwer sein können.

    Das finde ich z. B. fehl am Platze. Jede Diagnose sollte korrekt erfolgen, egal welchen Eindruck die Diagnose auf manche Diagnostiker macht. Nur weil eine Diagnose möglicherweise stigmatisierend oder angeblich "schwer" ist, sollte man die jemandem nicht vorenthalten. Dass man nie leichtfertig mit Diagnosen umgeht, ist für mich Grundvoraussetzung. Eine Diagnose aber deswegen nicht zu vergeben, weil sie "schwer" ist, fände ich einen Skandal.
    Diagnosen im Zweifel eher nicht zu vergeben, weil die Konsequenzen für das zukünftige Leben sehr schwer sein können, fände ich genauso fehl am Platze. Das finde ich sogar fahrlässig.
    Außerdem gibt es doch gerade ein Autismus-Spektrum, die unterschiedlichste Ausprägungen erfassen sollten.

  • @Meso Wie viele Termine (bei wie vielen unterschiedlichen Personen) hattest du in Köln und wurde der ADOS durchgeführt?

    Das würde mich auch interessieren. Aber zumindest wohl dies:


    Zitat von Autismusambulanz Köln

    Danach erwartet Sie ein Gespräch für die Dauer von ca. 60-90 Minuten in der Autismussprechstunde mit Dr. Astrid Gawronski (Diplom-Psychologin), Dr. Katharina Krämer (Diplom-Psychologin), Theresa Schoofs (M.Sc., Psychologie), Julia Proft (M.Sc., Psychologie), Julia Espelöer (M.Sc., Psychologie) oder Dr. Daniel Merkel (Arzt). Je nach diagnostischer Notwendigkeit kann es zu weiteren Terminen kommen.

    Ich vermute, dass die Ergebnisse stark davon abhängen, welcher Person man in diesem Gespräch zugewiesen wird. Jedenfalls lassen die doch auffällig unterschiedlichen Berichte über die Kölner Ambulanz darauf schließen.

  • Das finde ich z. B. fehl am Platze. Jede Diagnose sollte korrekt erfolgen, egal welchen Eindruck die Diagnose auf manche Diagnostiker macht. Nur weil eine Diagnose möglicherweise stigmatisierend oder angeblich "schwer" ist, sollte man die jemandem nicht vorenthalten. Dass man nie leichtfertig mit Diagnosen umgeht, ist für mich Grundvoraussetzung. Eine Diagnose aber deswegen nicht zu vergeben, weil sie "schwer" ist, fände ich einen Skandal.Diagnosen im Zweifel eher nicht zu vergeben, weil die Konsequenzen für das zukünftige Leben sehr schwer sein können, fände ich genauso fehl am Platze. Das finde ich sogar fahrlässig.
    Außerdem gibt es doch gerade ein Autismus-Spektrum, die unterschiedlichste Ausprägungen erfassen sollten.

    Ja, so habe ich mich auch gefühlt. Unverstanden. Ich glaube aber mittlerweile verstanden zu haben, dass man eben, wenn man sich nicht ganz sicher ist, erstmal nein sagt, wenn man am unteren Bereich des Spektrums ist.

    Mir hat man aber auch ganz klar mitgeteilt, dass ich gerne eine Zweitdiagnostik machen lassen kann.

    Meine Theorie ist aber auch, dass man vermutlich wieder etwas "strenger" wird, mit der Vergabe der Diagnose bei Grenzgängern. Warum? Jeder Diagnostiker hat eine andere Empfindung, ob eine Situation für ihn schwerwiegend ist oder nicht. Wenn er nun immer mehr Patienten sieht, so sieht er vielleicht jemanden nun nicht mehr im Spektrum den er früher vielleicht so diagnostiziert hätte
    Weil sich empfinden verändert und man durch Erfahrung eben auch vorsichtiger wird. Bis vor wenigen Jahren kamen ja nur die zur Diagnostik, die irgendwo aufgefallen sind bei jemandem, der sich mit Autismus irgendwie auskennt.

    Heute aber überlaufen Menschen die Ambulanzen, die oft gemobbt wurden, sich daher anders fühlen und jetzt eine Diagnostik wollen. Sie haben dafür schon mal sämtliche Infos über Asperger gelesen und Videos bei YouTube gesehen. Dabei wird aber oft vergessen, dass es nicht wirklich um das Gefühl der Andersartigkeit geht, sondern hauptsächlich um eine andere Art zu denken. Und genau diese wenigen Menschen müssen jetzt in den Ambulanzen rausgesammelt werden, aus dem riesengroßen Pulk von Menschen. Und die, die vielleicht wirklich anders denken, für die ist es doch genau das schwierige zu erklären, was und wie man anders denkt. Denn durch die andere Denkweise kommen ja die Probleme in Sozialen Beziehungen zustande.
    Und nicht umgekehrt, dass man Soziale Probleme hat, weil man einfach ein blödes Leben hatte.

    Und wenn man sich als Diagnostiker nicht so sicher ist, sagt man vielleicht eher nein, als noch weitere Termine mit Diagnostik zu verbringen, weil es ja für die gesamte Diagnostik nur eine Pauschale gibt und eben nicht unendlich Zeit dafür ist.

  • Ich finde schon, dass zu Autismus das Gefühl der Andersartigkeit gehört.
    Das ist mMn das zentrale Element.
    Es ist genau dieses „irgendwas stimmt nicht, aber was genau, kann man kaum in Worte übersetzen.“

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

  • Anderssein betrifft halt andere psychische Störungen auch.

    Ich selbst habe gar nicht so deutlich wie andere gemerkt, dass ich so anders bin. Ich sah meine Probleme auch nicht im sozialen oder kommunikativen Bereich (andere sehr wohl, aber das erfuhr ich erst nach der Diagnose), man hatte mir immer gesagt ich sei still und schüchtern, und das reichte mir als Erklärung lange Zeit. Meine Probleme, wo ich mich auch wirklich gestört fühlte, waren die Ängste, Zwänge und die "Schwäche" (viel weniger schaffen können als andere, zB Arbeit). Vielleicht sind meine sozialen Antennen zu schlecht, ich dachte so: jeder ist anders. Dass ich nochmal anders 'anders' bin, war mir nicht so bewusst.

  • Zitat von FruchtigBunt

    Ich würde an deiner Stelle versuchen, über das heutige Diagnosensystem hinauszudenken. Meiner Ansicht nach ist das bestehende Diagnosesystem nicht geeignet, um psychische Erkrankungen in ihrer Gesamtheit zu erfassen.

    Das sehe ich genauso.

  • Ich finde schon, dass zu Autismus das Gefühl der Andersartigkeit gehört.
    Das ist mMn das zentrale Element.
    Es ist genau dieses „irgendwas stimmt nicht, aber was genau, kann man kaum in Worte übersetzen.“

    Das ist richtig. Aber nur weil jemand Andersartig ist, ist er nicht immer Autist.

  • Ein bisschen habe ich @Meso so verstanden, dass sie sich auch genau deswegen Sorgen macht: Lohnt sich eine an die Substanz gehende Therapie, wenn die Diagnose unklar ist?

    Es ist so ähnlich wie du schreibst. Ich bin umgezogen, 500 km weit weg und muss mich auch um eine/n neue/n Therapeuten/in kümmern. Und jetzt weiß ich nicht, nach wem ich suchen soll und was ich sagen soll. Oder ob ich gar nichts sagen soll und quasi mich nochmal von Anfang an analysieren lasse. Leider hatte ich auch schlechte Erfahrung mit Therapeuten, z.B. nannte mich einer als gefühlskalte Person, weil ich einen Suizid beobachtete und nicht zusammen gebrochen bin. Und das hatte so gar nicht auf mein Inneres gepasst, da ich es einfach nicht so zeigen kann. Und in der Psychiatrie konnten sie auch nicht so viel mit mir einfangen, weil ich da nirgends richtig reingepasst habe.

    Zu der Diagnostik in Köln hatte ich zwei Termine bei zwei verschiedenen Menschen, jeweils ca. 1 Stunde, bei denen meine Eltern auch anwesend waren.

    Die "Hinweise auf eine autistische Symptomatik bei auffällig schwach ausgeprägten empathischen Fähigkeiten sowie auffällig stark ausgeprägten analytischen und konstruktiven Fähigkeiten" beziehen sich wahrscheinlich auf AQ, EQ und SQ nach Baron-Cohen. Das sind Screeninginstrumente. Für eine Positivdiagnose reicht das noch nicht.

    Da sich der Diagnostiker nicht sicher war, wurde ich ich zu einem dritten Termin eingeladen, bei dem eine Testung statt fand.

    Neuropsychologische Untersuchunq vom 27.08.2018: (Das Datum steht dort so, stimmt aber nicht.)

    Es wurden folgende Untersuchungen zur Erfassung des kognitiv-mnestischen
    Leistungsniveaus durchgeführt: Wisconsin-Card-Sorting-Test (WCST-64), Memo-Test, Wechsler Intelligenztest, Aufmerksamkeits-Belastungstest (02), Traii-Making-Test (TMT), Contralied Oral Word Association Test (COWAT), Wortschatztest (WST). Es wurden folgende Untersuchungen zur Objektivierung psychopathalogischer Verhaltensmerkmale durchgeführt: Theory-of-Mind-Test (Augen-TOM-Test), Autismus-Quotient, Tests zur sozialen Kognition (EQ, SQ), Beck-Depressions-lnventar (BOl).
    (...) Psychopathalogisch finden sich Hinweise auf eine autistische Symptomatik bei auffällig schwach ausgeprägten empathischen Fähigkeiten sowie auffällig stark ausgeprägten analytischen und konstruktiven Fähigkeiten. Bezüglich der sozialen Kognition liegt der erreichte Wert im grenzwertigen Bereich.

    Da das Datum nicht stimmt, kann es auch möglich sein, dass die Ergebnisse auch von jemand anderem sind. Also sollte ich so oder so mal dort eine eMail hinschreiben zusammen mit dem Bericht.


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