@FruchtigBunt
Mir ist durchaus bewusst, dass hochfunktional autistische Frauen bei der Diagnostik öfter durch das Raster fallen (RW) als hochfunktional autistische Männer (betrifft nicht nur Köln, sondern andere Diagnostikstellen auch), was ich persönlich sehr schade finde. Allerdings sind bei den Gruppentreffen an der Uniklinik Köln auch einige Frauen anwesend, die meinem Eindruck nach sehr hochfunktional, also ziemlich unauffällig sind, genauso ist es bei einigen Männern der Fall. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass die dort anwesenden Autisten völlig empathielos sind. Wenn dies der Fall wäre, würde ich mich bei den Treffen wahrscheinlich nicht wohl fühlen. Ich denke daher, es kommt immer auf den Einzelfall an, also es wird nicht pauschal aussortiert bei der Diagnostik. Es ist zwar lediglich meine subjektive Sichtweise, aber ich mache bisher gute Erfahrungen mit den Kölner Mitarbeitern, finde sie freundlich und fachlich kompetent. Ich habe aber Verständnis für diejenigen, die dort keine guten Erfahrungen gemacht haben.
„Sieht aus wie Autismus, ist es aber nicht“ - Was kann es sein?
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Da ich selbst nicht in der dortigen Ambulanz diagnostiziert wurde, ist das nur eine Vermutung, aber aus den vielen Berichten von Frauen, die über die Ambulanz in Köln ähnliches berichten, habe ich den Eindruck, dass man dort mit der Diagnostik von Frauen nicht firm ist
Mir ist durchaus bewusst, dass hochfunktional autistische Frauen bei der Diagnostik öfter durch das Raster fallen (RW) als hochfunktional autistische Männer (betrifft nicht nur Köln, sondern andere Diagnostikstellen auch), was ich persönlich sehr schade finde.
Worauf gründet sich dieser Verdacht? Immerhin geht in Köln, wie auch in anderen Diagnosestellen für Erwachsene, jede dritte Positivdiagnose an eine Frau. Das ist ein deutlich höherer Anteil an weiblichen Diagnostizierten, als in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
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@Tuvok
Natürlich habe ich keine Belege dafür, aber ich las sowas öfter schon mal bzw. es wurde mir von der ein oder anderen Person im persönlichen Kontakt so mitgeteilt (Privatpersonen, keine Fachleute). Vielleicht war es ein Fehler von mir, solche Aussagen unhinterfragt einfach so zu übernehmen, ich weiß es nicht.Dass jede dritte Positivdiagnose an eine Frau geht, deckt sich mit meiner bisherigen Beobachtung. Bei den Gruppentreffen sind in der Regel grob geschätzt ca. ein Drittel Frauen unter den Teilnehmern.
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Die Sache ist komplex. Es ist sicher richtig, dass viele Diagnostiker unauffällige Formen des Autismus leichter übersehen. Hochfunktionalität hat aber kein Geschlecht, es gibt gut kompensierende Männer wie Frauen.
Zudem:
...Frauen haben eine deutlich geringe Hemmschwelle, zum Psychiater zu gehen bzw. mit psychischen Problemen assoziiert zu werden
...Frauen mit autistischen Zügen leiden aufgrund der höheren sozialen Erwartungen tendentiell eher unter ihrer Symptomatik.Es gibt also auch eine sehr große autistische Reserve an nicht erfassten Männern.
Insofern ist die einseitige Sicht, dass man als Frau grundsätzlich unwahrscheinlicher erfasst wird, problematisch. Aber das wird natürlich auch hier im Forum immer wieder verbreitet, weil dieser "Opfermythos" einigen eben ins Konzept passt. Wenn man keine Diagnose bekommt, dann war es eben Geschlechtsdiskriminierung. Da stören dann Differenzierungen und Gegenargumente nur bzw. werden überlesen.
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Naja, es stimmt schon, dass weibliche Autisten eher übersehen werden, als männliche.
Das beginnt ja schon damit, dass Hans Asperger selbst schrieb, er hätte kein Mädchen in seiner Behandlung gehabt, welches die voll ausgeprägte Symptomatik eines autistischen Psychopathen aufwies. Das setzt sich dann fort in den Diagnostikmanualen und Fragebögen, welche auffällig häufig männlich orientiert und im Extremfall sogar männlich formuliert wurden.
https://www.thieme.de/de/gesundheit/…erger-41651.htm
https://www.caritas-augsburg.de/aktuelles/pres…i-frauen-mit-auEinmal lesen:
https://www.morgenpost.de/printarchiv/be…d-Autisten.html
„Die Zahl der Autismus-Diagnosen steigt seit Jahren. Heute wissen Ärzte und Psychologen, dass die Krankheit genetisch bestimmt und vererbt wird. Die Formen reichen von einer schweren Beeinträchtigung der Lernfähigkeit bis zur Hochbegabung. Von 10.000 Kindern sind etwa 60 bis 70 von einer autistischen Störung, wie dem frühkindlichen Autismus oder dem Asperger-Syndrom, betroffen. Sie kennen sich als Vierjährige mit Turbinenkraftwerken aus, aber können nicht einfach spielen. Wenn sie erwachsen sind, werden sie Informatiker oder Physiker – sehen sich aber nicht in der Lage, nach der Arbeit noch ein Bier mit den Kollegen trinken zu gehen.„
Ich persönlich habe ebenfalls von einem Psychiater gesagt bekommen, dass Asperger bei Mädchen viel zu selten sei, als dass es in Frage käme.
Was das Thema Köln Ambulanz betrifft, so weiß ich darüber nur vom Hörensagen aus diesem Forum und kann dazu nichts sagen. Die Einen sagen so, die anderen so.
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Naja, es stimmt schon, dass weibliche Autisten eher übersehen werden, als männliche.
Das beginnt ja schon damit, dass Hans Asperger selbst schrieb, er hätte kein Mädchen in seiner Behandlung gehabt, welches die voll ausgeprägte Symptomatik eines autistischen Psychopathen aufwies. Das setzt sich dann fort in den Diagnostikmanualen und Fragebögen, welche auffällig häufig männlich orientiert und im Extremfall sogar männlich formuliert wurden.
http://thieme.de/de/gesundheit/…erger-41651.htm
http://caritas-augsburg.de/aktuelles/…agnosen-bei-frauen-mit-auJa, aber die genannten Eigenschaften gelten ja eben nicht nur für Frauen, sondern auch für viele Männer im Spektrum. Was da beschrieben wird, sind ganz typische Kompensationsleistungen hochfunktionaler Autisten, kein "weiblicher" Autismus.
Es wird immer wieder damit argumentiert, dass männliche Autisten ja alten Klischees entsprechen würden und deswegen auffällig wären und auch diagnostisch erfasst würden- wenn ich aber die hochfunktionalen Autisten herausgreife, die ich kenne, dann sind dort auch die Männer mehrheitlich unauffällig. Und der Anteil der Auffälligen bei den Männern ist nicht höher als bei den Frauen, so meine Beobachtung aus Köln.
Sie kennen sich als Vierjährige mit Turbinenkraftwerken aus, aber können nicht einfach spielen. Wenn sie erwachsen sind, werden sie Informatiker oder Physiker – sehen sich aber nicht in der Lage, nach der Arbeit noch ein Bier mit den Kollegen trinken zu gehen.„
Also ich würde mich schon in der Lage sehen, mit Kollegen nach der Arbeit ein Bier trinken zu gehen- es bereitet mir nur kein Vergnügen, sondern im Gegenteil Stress. Aber es fiele mir immer noch leichter, als die Funktion von Turbinenkraftwerken zu verstehen. Da geht's also auch nicht ums Geschlecht, sondern um allgemeine Autismusklischees.
Kann mir mal jemand ein Beispiel für eine Frau geben, die sehr klischeehaft autistisch ist, die aber die Diagnose allein aufgrund ihres Geschlechts nicht bekommen hat? Gibt es sowas?
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Kann mir mal jemand ein Beispiel für eine Frau geben, die sehr klischeehaft autistisch ist, die aber die Diagnose allein aufgrund ihres Geschlechts nicht bekommen hat? Gibt es sowas?
In gewisser Weise fühle ich mich dadurch angesprochen, da ich erst mit 19 Jahren die Diagnose bekam, obwohl ich ein stark stimmendes auf Zehenspitzen laufendes Kind war. Also als Kind (2-7 Jahre) entsprach ich eigentlich dem typischen autistischen Klischee, nur meine Sprachentwicklung war weiter als normal. Und therapeutische Fachkräfte (Ergotherapie etc.), die mich zu der Zeit sahen, kamen nicht auf die Idee Autismus.
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In gewisser Weise fühle ich mich dadurch angesprochen, da ich erst mit 19 Jahren die Diagnose bekam, obwohl ich ein stark stimmendes auf Zehenspitzen laufendes Kind war. Also als Kind (2-7 Jahre) entsprach ich eigentlich dem typischen autistischen Klischee, nur meine Sprachentwicklung war weiter als normal. Und therapeutische Fachkräfte (Ergotherapie etc.), die mich zu der Zeit sahen, kamen nicht auf die Idee Autismus.
Und es ist sehr wahrscheinlich, dass das an deinem Geschlecht lag? Woraus ist das zu schließen?
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Da ich selbst nicht in der dortigen Ambulanz diagnostiziert wurde, ist das nur eine Vermutung, aber aus den vielen Berichten von Frauen, die über die Ambulanz in Köln ähnliches berichten, habe ich den Eindruck, dass man dort mit der Diagnostik von Frauen nicht firm ist.
Das berichteten aber auch manche über die ehemalige Ambulanz in München und es war definitv nicht zutreffend.
Die Nicht-Diagnostizierten machen sich halt eher Luft (RW), als die "Zufriedenen" mit Diagnose.
Zu Köln kann ich aber nichts sagen. Die Begründungen hören sich komisch an.
Ich weiß nicht, ob eine dritte Diagnose zur Klärung eine Option wäre. Wahrscheinlich aufgrund der Wartezeit nicht? -
Also bei mir war es in der Diagnostik ja auch nicht so ganz eindeutig und ich habe als alte Diagnose Depression, Soziale Phobie/Selbstunsichere PS (schon dort Grenzfall, was von beiden passen könnte) und zwanghaftes Verhalten bekommen.
Jetzt in der Diagnostik kann man noch ADS sehen.
Und diese sind auch im Grenzbereich meines Wissens nach sehr schwer Abgrenzbar zur ASS.
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Zitat von Tuvok
Immerhin geht in Köln, wie auch in anderen Diagnosestellen für Erwachsene, jede dritte Positivdiagnose an eine Frau.
@Tuvok Die Frage ist, wieviele der vorstelligen Personen männlich sind und wie viele weiblich. Ohne diese Information hat die Aussage wenig Aussagekraft, finde ich.
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Insofern ist die einseitige Sicht, dass man als Frau grundsätzlich unwahrscheinlicher erfasst wird, problematisch. Aber das wird natürlich auch hier im Forum immer wieder verbreitet, weil dieser "Opfermythos" einigen eben ins Konzept passt. Wenn man keine Diagnose bekommt, dann war es eben Geschlechtsdiskriminierung. Da stören dann Differenzierungen und Gegenargumente nur bzw. werden überlesen.
Vielleicht gibt es das, aber da machst du es dir doch etwas leicht. Mir hat eine Ärztin (einer Autismusambulanz, weil das ja hier wichtig ist zu erwähnen...) es gesagt, dass leider viele ihre Kollegen bei Frauen nicht an Autismus denken (bzw gedacht haben, weil früher war das ja noch schlimmer). Es sind im Gespräch Auffälligkeiten vorhanden, diese werden auch wahrgenommen, aber es wird nicht an Autismus gedacht. Wenn man das weiterdenkt führt das eben dazu, dass man als Frau evtl später diagnostiziert wird und evtl auf mehr Irrwege geschickt wird bis man die richtige Diagnose erhält, beispielsweise ein männl Patient landet erstmals im Leben beim Psychiater oder Therapeuten, der schickt ihn zur Asperger-Diagnostik - während bei einer Frau die Auffälligkeiten einfach anders erklärt werden, und sie so schlimmstenfalls die nächsten Jahre/Jahrzehnte auf der falschen "Schiene" verbringt (zb Depression, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen, Schizophrenie).
Und an spezialisierter Stelle, vielleicht gibt es da auch ein "Bias", dass der Diagnostiker denkt: so viele Frauen kann das gar nicht geben, es müssen laut Studien viel weniger als Männer sein, und dann eben unbewusst dementsprechend diagnostiziert. Aber das ist nur eine Vermutung, und trifft (zum Glück) sicher nur auf wenige zu.
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Zitat von Willowtree
Die Sache ist komplex. Es ist sicher richtig, dass viele Diagnostiker unauffällige Formen des Autismus leichter übersehen. Hochfunktionalität hat aber kein Geschlecht, es gibt gut kompensierende Männer wie Frauen.
Es soll aber mehr gut kompensierende Frauen als Männer geben, was ich auch schlüssig finde (schon allein aufgrund der unterschiedlichen Sozialisation von Mädchen und Jungs).
Zitat von WillowtreeInsofern ist die einseitige Sicht, dass man als Frau grundsätzlich unwahrscheinlicher erfasst wird, problematisch. Aber das wird natürlich auch hier im Forum immer wieder verbreitet, weil dieser "Opfermythos" einigen eben ins Konzept passt. Wenn man keine Diagnose bekommt, dann war es eben Geschlechtsdiskriminierung. Da stören dann Differenzierungen und Gegenargumente nur bzw. werden überlesen.
Diese Aussagen finde ich sehr unsachlich. Auch wenn einem Kritik nicht passt, kann man sachlich damit umgehen.
Zitat von WillowtreeKann mir mal jemand ein Beispiel für eine Frau geben, die sehr klischeehaft autistisch ist, die aber die Diagnose allein aufgrund ihres Geschlechts nicht bekommen hat? Gibt es sowas?
Davon war hier nie die Rede. Es ging ja gerade um unauffällige, autistische Frauen, die gut kompensieren können und deswegen häufiger durchs Raster fallen.
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Vielleicht gibt es das, aber da machst du es dir doch etwas leicht. Mir hat eine Ärztin (einer Autismusambulanz, weil das ja hier wichtig ist zu erwähnen...) es gesagt, dass leider viele ihre Kollegen bei Frauen nicht an Autismus denken (bzw gedacht haben, weil früher war das ja noch schlimmer). Es sind im Gespräch Auffälligkeiten vorhanden, diese werden auch wahrgenommen, aber es wird nicht an Autismus gedacht. Wenn man das weiterdenkt führt das eben dazu, dass man als Frau evtl später diagnostiziert wird und evtl auf mehr Irrwege geschickt wird bis man die richtige Diagnose erhält, beispielsweise ein männl Patient landet erstmals im Leben beim Psychiater oder Therapeuten, der schickt ihn zur Asperger-Diagnostik - während bei einer Frau die Auffälligkeiten einfach anders erklärt werden, und sie so schlimmstenfalls die nächsten Jahre/Jahrzehnte auf der falschen "Schiene" verbringt (zb Depression, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen, Schizophrenie).
Das kann doch alles sein, dass es einige Frauen betrifft- aber das trifft wiederum hochfunktionale Männer auch. Ein Autismusverdacht wird häufig kritisch gesehen und auch von Fachleuten ablehnend bewertet, das habe ich selbst erlebt und kenne es auch aus Erzählungen von anderen Männern. Die z.T. die Diagnose bekamen, z.T. nicht. Mir wurde persönlich gesagt, dass die Mehrheit der nicht auf Autismus spezialisierten Psychiater meine Diagnose anzweifeln würde.
Davon war hier nie die Rede. Es ging ja gerade um unauffällige, autistische Frauen, die gut kompensieren können und deswegen häufiger durchs Raster fallen.
Nein, aber es wenn es eine Voreingenommenheit gegenüber der Kombination Autismus + weibliches Geschlecht per se gäbe, dann müssten auch das Klischee erfüllende Frauen Probleme damit haben, eine Diagnose zu erhalten. Ich argumentiere ja aber gerade, dass die Unauffälligkeit bzw. gute Kompensationsleistung ein Hindernis für eine Diagnosestellung bilden kann- und die wiederum kann Männer wie Frauen betreffen.
Auch wenn einem Kritik nicht passt, kann man sachlich damit umgehen.
Ja, richtig. Was ich aber beschrieben habe, ist die jahrelange Erfahrung hier aus dem Forum. Wenn von Einzelnen die Auseinandersetzung mit Gegenargumenten verweigert wird, muss ich davon ausgehen, dass diese die These der Geschlechtsdiskriminierung ungern loslassen möchten. Was ist daran unsachlich?
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Vor ein paar Jahren bekam ich in Köln gleich beim ersten Termin von der untersuchenden Psychologin eine Negativdiagnose. Meine Motivation, überhaupt dorthin zu gehen, begründete sich letztlich auch mit meinem Verdacht, dass ich meinen drei Kindern (von vieren) AS vererbt haben könnte. Nun, besonders sympathisch fand ich die Dame nicht, und es drängte sich mir leider auch der Verdacht auf, sie wollte an dem schönen Sommernachmittag endlich in den Feierabend gehen. Aber das war nur mein Bauchgefühl und ist eine reine Spekulation von mir.
Wie auch immer, die Negativdiagnose war mir ja recht.Im Jahr darauf wendete ich mich an eine Psychologin, die mir von der KiJuPsychiaterin meiner Kinder empfohlen wurde (eine ehemalige Kollegin von ihr und mit AS erfahren). Aus der ursprünglichen Fragestellung, die die Kinder betraf, entwickelte sich im Verlauf eine Psychotherapie, die ich bei ihr wahrnahm und die von der Krankenkasse auch bezahlt wurde. Interessanterweise war diese Therapeutin zuvor bereits auf Fortbildungen bei Prof. Vogeley. Ich fühlte mich dort gut aufgehoben, verstand sie doch meine Situation mit den Kindern immer recht gut.
Um so mehr verwunderte es mich, dass sie mir im Verlauf der Therapie von ihrem Verdacht auf AS berichtete. Sie habe das am Anfang nicht gedacht, sei sich mit der Zeit aber immer sicherer darin geworden. Sie konnte diesen Verdacht differenziert begründen und ich willigte somit in eine ausführliche standardisierte Testung bei ihr ein.
So, nun habe ich also zwei Diagnosen, und kann damit sehr gelassen umgehen. Nein, eine dritte Meinung hole ich nicht ein, das wäre mir derzeit auch den Aufwand nicht wert. Ich habe eine perfekte Nische für mich gefunden und hoffe, darin auch bis zu meinem letzten Tag weiterleben zu können.
Nach meinen Erfahrungen mit den Irrwegen in der Diagnostik der Kinder und dieser Geschichte jetzt kann ich nur festhalten, dass mich die gängigen Procedere überhaupt nicht überzeugen. Gäbe es einen Gentest, so wäre unser Familie viel Leid erspart worden. Wissenschaftlich ist das vielleicht derzeit besser nicht zu leisten, aber die psychiatrische Diagnostik ist doch immer noch sehr vom Untersuchenden abhängig. Sowohl bei mir wie auch bei zweien meiner Kinder war Zeit erforderlich, um hinter die Fassade blicken zu können. Soviel Geduld und vielleicht auch diagnostischer Spürsinn ist vielleicht auch nicht jedem Untersuchenden gegeben, oder es wird vom Kostenträger nicht finanziert usw. Eine für alle Beteiligten stimmige Diagnose hat unseren Kindern unterm Strich sehr gut getan, da wir nun klarer sehen und uns auf das Handicap einstellen können. Auch wenn das jetzt gerade für mich persönlich keine Relevanz hat, würde ich doch zumindest allen (die einen gewissen Leidensdruck haben) empfehlen, auf ihr Bauchgefühl zu hören und ggf. eine Diagnostik wiederholen.
Die Gefahr, dass eine Diagnose fehlerhaft vergeben wurde, ist einfach da und hilft der betroffenen Person damit überhaupt nicht, oder sie schadet sogar.
Zu meiner Situation damals in Köln kann ich nur sagen, dass ich gar nicht anders gekonnt hätte, als meine Maske zu tragen, die ich (mittlerweile fünfzigjährig) immer in der Öffentlichkeit trage. Zumal ich mir ganz sicher nicht in dem Gespräch mit der untersuchenden, mir irgendwie nicht wohlwollend erscheinenden Dame, auch nur irgendeine Blöße geben wollte. Aufgrund meines Studiums, meiner Mutterschaft und Lebenserfahrung denke ich, war einiges an Entwicklung möglich, und viele Weichen sind glücklicherweise einfach richtig gestellt worden. Dafür bin ich dankbar, und es gibt mir auch die Zuversicht, dass mit ein bißchen Zuversicht und Menschlichkeit bzw Unterstützung Dritter unsere Kinder schon ihren Weg gehen werden.
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Nein, aber es wenn es eine Voreingenommenheit gegenüber der Kombination Autismus + weibliches Geschlecht per se gäbe, dann müssten auch das Klischee erfüllende Frauen Probleme damit haben, eine Diagnose zu erhalten. Ich argumentiere ja aber gerade, dass die Unauffälligkeit bzw. gute Kompensationsleistung ein Hindernis für eine Diagnosestellung bilden kann- und die wiederum kann Männer wie Frauen betreffen.
Da es aber ziemlich wahrscheinlich mehr kompensierende Frauen als Männer gibt, ist das doch hinfällig.
Es hat ja auch nie jemand behauptet, dass es eine Voreingenommenheit gegen der Kombination Autismus und weibliches Geschlecht per se gäbe, sondern dass Frauen nur leichter durchs Raster fallen (was meiner Meinung nach daran liegt, dass sie besser kompensieren als Männer). Deshalb schrieb ich ja, dass ich der Meinung bin, dass an Ambulanzen autistische Frauen am oberen Rand des Spektrums offenbar besser erkannt werden (da sie nicht so gut kompensieren). -
Ja, richtig. Was ich aber beschrieben habe, ist die jahrelange Erfahrung hier aus dem Forum. Wenn von Einzelnen die Auseinandersetzung mit Gegenargumenten verweigert wird, muss ich davon ausgehen, dass diese die These der Geschlechtsdiskriminierung ungern loslassen möchten. Was ist daran unsachlich?
Du findest diese Aussagen also sachlich:
Zitat von WillowtreeAber das wird natürlich auch hier im Forum immer wieder verbreitet, weil dieser "Opfermythos" einigen eben ins Konzept passt. Wenn man keine Diagnose bekommt, dann war es eben Geschlechtsdiskriminierung. Da stören dann Differenzierungen und Gegenargumente nur bzw. werden überlesen.
Na denn, herzlichen Glückwunsch.
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Na denn, herzlichen Glückwunsch.
Mein Vorschlag: Sei Vorbild und führe die Diskussion sachlich fort. Ich bin - völlig unironisch- tatsächlich gespannt auf deine Argumente.
Insbesondere diesbezüglich:
...Frauen haben eine deutlich geringe Hemmschwelle, zum Psychiater zu gehen bzw. mit psychischen Problemen assoziiert zu werden
...Frauen mit autistischen Zügen leiden aufgrund der höheren sozialen Erwartungen tendentiell eher unter ihrer Symptomatik.
Aber auch zusätzlich noch: Was ist mit den unauffälligen Männern? Inwiefern unterscheiden die sich von den unauffälligen Frauen? -
Dieses Video: https://www.youtube.com/watch?v=KFqPvbDIsYE&t=599s finde ich zu dem Thema sehr interessant. Dort wird von der Referentin erklärt, dass Mädchen mit Autisten schlechter erkennbar wären, da sich das übliche Spielverhalten von Jungen und Mädchen unterscheidet und die Abweichung in der Folge bei Jungen in Gruppen offensichtlicher seien.
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@Willowtree
Aber auch zusätzlich noch: Was ist mit den unauffälligen Männern? Inwiefern unterscheiden die sich von den unauffälligen Frauen?Ich könnte mir vorstellen, dass unauffällige Männer eine Frau an ihrer Seite haben, die vieles kompensiert (so wie vormals die Mütter das wohl taten)
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