Menschen, gebrabbel = Overload. Was hilft?

  • Hi,

    eben hat mich das gebrabbel mal wieder abgehalten, mal unter Leute zu gehen. Das geht mir tierisch auf die Nerven.

    Was kann ich tun, um es zu verhindern?

    Kennt ihr Achtsamkeits Apps für Android, ohne irgendwelches Abo Gedöns?

  • Hast du andere Überempfindlichkeiten (Sonneneinstrahlung, kratzende Kleidung z.B.)?

    Bei mir wird das Gebrabbel erst dann stärker, wenn ich vom Sonnenlicht quasi geblendet werde...

  • Sofern du dich nicht mit den Menschen unterhalten willst, helfen Kopfhörer am besten.
    Wenn du dich unterhalten willst, dann musst du dir andere Situationen aussuchen, wo das Umfeld ruhiger ist.
    Ob Achtsamkeit hilft, weiß ich nicht, auf jeden Fall müsste man das vorher dann lange regelmäßig üben. Übungen findet man ja viele im Internet, oder es gibt auch Kurse, theoretisch.
    Ansonsten kann ich generell alles viel besser aushalten, wenn ich insgesamt einigermaßen entspannt und im Gleichgewicht bin.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Verhindern, dass es dir auf die Nerven geht? Dir vorher einen antrinken. Ist ernst gemeint.


    Diese Methode kenne ich aus eigener Erfahrung. Mittags ist das nicht grade eine optimale Idee.

    @infla

    Berührungen von irgendwem, die angeblich für die Kommunikation verwendet werden, z.B. lockeres auf den Arm, kann ich nicht ab. Umarmen für Begrüßung ist nicht meins. Berührungen, egal welche, geht nur bei einem Menschen.
    Sonneneinstrahlung führt zu Überhitzung, weil keine Haare auf dem Kopf, fehlende Dämmwolle. Ein einziger Pullover kratzte dermaßen, dass ich ihn aussortiert habe.

    @Shenya

    Die Idee mit den Kopfhörern nehme ich mal mit und zu "Kampf"Ausrüstung für Unterwegs gepackt. Hoffentlich wird das nicht noch mehr, weil ständig den Rucksack mit schleppen ist nicht wirklich in meinem Sinn.

  • @AspiIT

    Ich mache in solchen Fällen (wenn ich mit der Bahn fahre) Ohropax rein. Wenn die Geräuschkulisse sehr laut ist und ich so angespannt bin, dass es mit Ohropax nicht reicht, weil noch Geräusche durchdringen, höre ich sehr laut Musik über Kopfhörer. Die habe ich auf meinem mp3-Player fast immer dabei.

    Im Notfall noch: Vorhaben abbrechen und entweder zurück in die eigene Wohnung gehen oder die Situation anderweitig verlassen (auf eine Toilette gehen, an einen anderen ruhigen Ort gehen). Das kriege ich aber meistens nicht hin, weil ich nicht rechtzeitig genug merke, wenn die Anspannung steigt oder in der Situation nie auf die Idee komme, dass ich etwas ändern könnte, in dem ich selbst etwas ändere. Meistens fühle ich mich der Situation hilflos ausgeliefert und komme wohl deswegen nicht mehr auf die Idee, dass ich noch Handlungsoptionen hätte.

    Vermutlich gibt es sogar die Option "auf seine Umwelt einwirken, damit das Gebrabbel/Geräusche/etc. geringer werden'". Aber das ist bei mir nahezu aussichtslos bzw. das muss ich schon so zeitig tun, wenn ich noch gar nicht angespannt bin und selbst da ist die Hemmschwelle, Menschen anzusprechen, oft zu hoch.

    Wenn man Notfallmedikamente hat, könnte man auch die nehmen. Auf Alkohol würde ich nicht zurückgreifen. Wenn du eine Sucht bekommst, hast du neben dem Asperger noch ein Problem mehr.

    Ich ertrage manche Dinge besser, wenn es mir besser geht. Wenn ich z. B. Hunger habe bin ich extrem stressanfällig. Es wäre daher z. B. eine Option, vorab gut zu planen und sich Essen mitzunehmen oder vorher ausreichend zu essen, falls du dieses Problem auf Reisen (oder an anderen Orten) auch hast.

    Manchmal würde es mir auch helfen, wenn ich mir eingestehen könnte, dass ich nicht in einem Zustand bin, in dem ich das Haus verlassen kann. Oft denke ich aber, dass ich die Aufgaben (wie Einkaufen, alle möglichen Erledigungen, sogar Freizeitbesuche) zu erledigen habe, weil ich mir das vorgenommen hatte. Würde ich da manchmal besser auf mich Rücksicht nehmen und auch mal mir gegenüber eingestehen, dass ich so etwas ausfallen lasse, würde es bei mir weniger häufig zur Überforderung kommen. Das muss ich noch lernen. Leider bin ich da sehr unflexibel und will meistens die Dinge durchziehen, die ich mir vorgenommen habe. Irgendwie fehlt mir das Gespür, was mir nicht gut tut, rechtzeitig vorher einschätzen zu können. Meistens erkenne ich es erst, wenn es schon zu spät ist. :(
    Na ja, habe ich eben nie gelernt, aber ich bin dabei zu üben, auf meine Bedürfnisse besser zu achten.

    8 Mal editiert, zuletzt von FruchtigBunt (20. September 2019 um 20:36)

  • Ach so, ich dachte, mit "unter Leute gehen" ist gemeint, andere zu treffen, so kenne ich die Redewendung. Du meinst aber, irgendwo hingehen, wo auch andere Menschen sind, ohne unbedingt auch mit anderen zu reden?

    Da hilft mir ein wenig die App "my noise" - das Gehör fokussiert sich auf die Geräusche, die man über die Kopfhörer hört, sodass alle anderen Geräusche nicht vordergründig wahrgenommen werden. Die App braucht man aber nicht unbedingt, man kann sich auch Geräusche von Regen, Geschirrspüler etc. auf's Handy oder einen mp3-Player laden. (Geschirrspüler gibt's bei ",my noise" nicht, fiel mir nur zusätzlich ein in Sachen "beruhigende Geräusche").

  • Ach so, ich dachte, mit "unter Leute gehen" ist gemeint, andere zu treffen, so kenne ich die Redewendung. Du meinst aber, irgendwo hingehen, wo auch andere Menschen sind, ohne unbedingt auch mit anderen zu reden?

    Da hilft mir ein wenig die App "my noise" - das Gehör fokussiert sich auf die Geräusche, die man über die Kopfhörer hört, sodass alle anderen Geräusche nicht vordergründig wahrgenommen werden. Die App braucht man aber nicht unbedingt, man kann sich auch Geräusche von Regen, Geschirrspüler etc. auf's Handy oder einen mp3-Player laden. (Geschirrspüler gibt's bei ",my noise" nicht, fiel mir nur zusätzlich ein in Sachen "beruhigende Geräusche").

    Ich meine alleine irgendwo hingehen. Heute war es zum Gesellschaftsspiele Treffen einer Kontakt und Beratungsstelle. Auf dem Weg zur Bushaltestelle bin ich fast Wahnsinnig geworden. An der Bushaltestelle ist es dann zu viel geworden und ich bin ein wenig aggressiv (ohne mir oder anderen zu Schaden) geworden. Total gefrustet und genervt bin ich dann wieder nach Hause gelaufen.

    Bevor ich los gegangen bin, war ich einer Verfassung, in der ich meine Wohnung verlassen kann und meine Vorfreude war so hoch wie selten. Stresstoleranz ist noch so manchmal ja, manchmal nein. Das lerne ich auch noch.

    Das es dann doch so schlimm ist war mir vorher nicht klar. Naja, es gibt viel zu tun. Ärmel hochkrempeln und los gehts.

    Wenn ich in der Vergangenheit alleine losgezogen bin, war es so. Gebrabbel hier gebrabbel da, gebrabbel überall. Ablenkung durch ein Gespräch, war ja nicht und dann endet das in Druckbetankung. Nach max. zwei Stunden war dann "upsala, ich sollt jetzt doch mal wieder Richtung Heimat".

    Kann nicht sein, dass ich nur mit ordentlich Dröhnung unter Menschen gehen kann. Nach meinen neusten Erkenntnissen ist das leider noch so. Frustierend und mehr ärgerlich ist es, wenn man damit geliebte Menschen vor den Kopf stösst.

    Diagnose Termin habe ich heute per e-Mail erhalten und da habe ich mich gefreut. Danke für das Freischaufeln der Warteliste.

    @FruchtigBunt

    Deinem Post nach könnten wir uns kennen. Das geht aus der Vorahnung mit der Bahn hervor. ;)
    Wie bei einigen anderen hier auch. :)
    Mal ein dickes Danke dafür.

    Einmal editiert, zuletzt von AspiIT (20. September 2019 um 22:07)

  • Wieso kann man denn nicht einfach Ohropax nehmen, sondern diese ominösen Noice-Cancelling Kopfhörer, die wahrscheinlich das 20- bis 100-fache kosten? Sind die wirklich so viel besser?

    Das musst Du für Dich selbst entscheiden, in dem Du sie ausprobierst. Ich bin zu sehr in Technik vernarrt, als dass ich da neutral wäre.

  • Wieso kann man denn nicht einfach Ohropax nehmen, sondern diese ominösen Noice-Cancelling Kopfhörer, die wahrscheinlich das 20- bis 100-fache kosten? Sind die wirklich so viel besser?

    Für mich sind das zwei verschiedene Dinge: Die Stärken von Ohropax sind "einfach mal alles dumpfer und leise machen". Das würde ich bevorzugen, wenn man irgendwo ist, wenn der Geräuschpegel dermaßen laut ist, dass man sonst auch gesundheitliche Schäden davontragen würde (Konzerte, Baustellenlärm, etc).
    Die ANC-Kopfhörer funktionieren platt gesagt so, dass sie mit mehreren kleinen Mikros die Umgebung aufnehmen und dann aktiven Gegenschall auf dein Ohr erzeugen. Das geht mit dem monotonen Geräuschen (Geratter vom ICE, Rauschen von Lüftern, etc) besser als bei anderen unregelmäßige Geräuschen. Hintergrund ist einfach, dass es eine Latenz zwischen "Geräusch via Mikro aufnehmen", "Geräusch verarbeiten" und "Gegenschall erzeugen" gibt, die man bei gleichbleibenden Geräuschen kaum wahrnimmt, aber bei wechselhaften Geräuschen erkennbar ist. Wenn zum Beispiel jemand vom Reden über Lachen ins Schreien wechselt, hat so ein Kopfhörer seine Problemchen. Es ist zwar noch gedämpft, aber im Gegensatz zum komplett verschwindenen Bahngeräusch noch hörbar.

    Grundsätzlich finde ich die Kopfhörer in Kombination mit Musik oder beruhigenden Geräuschen die angenehmere Variante. Die "Restgeräusche" werden dann zusätzlich von etwas schönem überlagert.
    Vorausgesetzt man kann den Kopfhörerdruck über längere Zeit aushalten ;)

    PS: Mit Ohropax hörst du dich oft selbst atmen und schlucken, erzeugst sowas wie einen Unterdruck beim Schlucken und hörst das Kopfkratzen extrem laut. Das passiert beim Kopfhörer alles nicht :D

  • @DeepMind
    Danke für die Infos. Bei Gelegenheit würde ich das gerne ausprobieren, wobei ich Obropax unauffälliger finde als Kopfhörer und das beim Jacke ausziehen vielleicht umständlich wird. Ich bräuchte diese Kopfhörer vor allem im Zug.

  • Für mich lösen Noise-Cancelling-Kopfhörer das Problem.

    Bei mir auch. Gibt mittlerweile keine Bahnfahrt oder Busfahrt ohne die Kopfhörer.

    Wenn man auf eine Party geht, gibt es immer ein Risiko.

    Unsere Identität entnehmen Sie bitte dem beigefügten Auszug aus dem Melderegister. Gegen die Assimilierung in unser Kollektiv ist gemäß Assimilierungsdurchführungsgesetz (§666, Abs. 3/IV) kein Rechtsmittel zulässig. Wir bitten um Ihr Verständnis.

  • Man könnte eine ADHS-Diagnostik wagen, sofern Bereitschaft besteht, es im Falle einer vorhandenen ADHS mal mit Stimulanzien zu versuchen.

    Das kann auch ganz schön nach hinten losgehen. Auf mich hatten die Stimulanzien keine besonders tolle Wirkung... Jedesmal wenn das Zeuch wech war gab es eine (un)nette Depersonalisation (ich war nicht mehr Herr von meinem Körper und nur noch ein Passagier, der durch Fremde Augen eines auf Autopilot befindlichen Körpers schaute und nicht mehr mit der Umwelt interagieren (sprechen und ähnliches) konnte) und auch nur minimale erwünschte Wirkung mit starkem Herzrasen. In der Zeit war Sport nahezu unmöglich.

    Wenn man auf eine Party geht, gibt es immer ein Risiko.

    Unsere Identität entnehmen Sie bitte dem beigefügten Auszug aus dem Melderegister. Gegen die Assimilierung in unser Kollektiv ist gemäß Assimilierungsdurchführungsgesetz (§666, Abs. 3/IV) kein Rechtsmittel zulässig. Wir bitten um Ihr Verständnis.

    Einmal editiert, zuletzt von flori1994 (25. September 2019 um 22:56)

  • Ich vermeide so was.... ist manchmal schade, aber es geht mir besser, wenn ich alleine zuhause bin oder beim Pony oder maximal mit vier Personen in privater Umgebung zum Essen oder so...

    Wenn es wirklich sein "muss" (und das muss es nie, man kann immer zuhause bleiben... aber man will das natürlich nicht immer), sorge ich dafür, dass ich vorher möglichst ausgeruht bin und nachher Zeit zum ausruhen (idealerweise lange schlafen) habe. Dann ist das eigentlich ganz gut zu ertragen für ein paar Stunden - je nachdem zwischen einer und schätzungsweise maximal drei, vier Stunden. Direkt nach der Arbeit shoppen gehen und dann zur After Work Party mit lauter Musik und vielen Menschen ist halt nicht drin. Das weiß ich und komme damit klar... auch wenn ich es manchmal irgendwie schon schade finde.

    Es ist aber halt so, mit zwei gebrochenen Beinen kann ich auch nicht alleine die Treppe hoch steigen..... :( und ich kann auch nicht die fünfundsiebzigste Nachkommastelle der Zahl Pi bestimmen ;) das Leben ist hart. :prof:

    Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.
    (Albert Einstein)

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