Welche Hilfen gibt es unabhängig vom Sozialgesetzbuch?

  • Hallo,

    wenn ich über Hilfen wie Persönliches Budget etc. lese, verstehe ich das so, dass man sie nur in Anspruch nehmen kann , wenn man Sozialhilfe bezieht, ansonsten muss man alles bezahlen. Jetzt ist das bei mir so, dass ich einigermaßen gut leben kann mit einer Pension, dass es aber mitnichten so ist , dass ich 400 oder 800 Euro im Monat übrig habe , zumal ich auch sehr hohe Krankenkassenkosten habe.)

    Daher ist meine Frage : Gibt es auch einkommensunabhängige Hilfen oder Angebote (oder zumindest welche, die nicht so teuer sind)?

    Oder andere Töpfe, die ich nicht kenne.

    "Autismusdiagnose - Potius sero quam numquam.
    ( Lieber spät als nie.) "
    :irony:

  • Ich kann dazu nur sagen, dass ich keine Ahnung habe. Allerdings wird, soweit ich weiß, die rechtliche Situation zum Einsatz von Einkommen ab 2020 erheblich verändern, so dass es wohl ratsam ist, vielleicht noch einige Monate abzuwarten.

    Nobody expects the spanish inquisition!

  • Die Hilfe durch den sozialpsychiatrischen Dienst ist kostenlos. Das Angebot scheint aber regional unterschiedlich zu sein. Hier bei uns gibt es Beratung und regelmäßige Gespräche, außerdem auch Vermittlung weiterer Hilfen.
    In manchen Städten gibt es vielleicht auch ehrenamtliche Helfer, die kosten dann auch nichts.

    Dann noch das, was man über einen Pflegegrad, wenn man einen hat, finanzieren kann.

    Bei der Eingliederungshilfe, die man auch als Pers. Budget bekommen kann, gibt es eine Einkommens- und Vermögensfreigrenze. Ab 2020 darf man um die 55.000 EUR Vermögen haben. Wie hoch das Einkommen sein kann, weiß ich nicht genau. Jedenfalls, wenn man drüber liegt, muss man die Hilfe ganz oder teilweise selbst zahlen. Ggf. könnte man sich das mal vom Sachbearbeiter ausrechnen lassen.
    Ab 2020 gehört die Eingliederungshilfe nicht mehr zur Sozialhilfe, aber einige Regeln bleiben trotzdem so wie vorher. Einkommen und Vermögen werden großzügiger, aber es ist immer noch nicht unabhängig davon.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Leistungen der Pflegeversicherung sind unabhängig vom Einkommen. Also in den Pflegegraden ist festgelegt, wie viel Geld es gibt und wenn man eine Hilfe bezieht, die nicht mehr kostet, hat man keine Kosten außer vielleicht irgendeine Zuzahlung. Allerdings ist das nicht unabhängig vom Sozialgesetzbuch, denn Pflegeleistungen gehören zum SGB XI.

    Soziotherapie (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Soziotherapie) und Ergotherapie sind Leistungen, die über die Krankenkasse abgerechnet werden, also SGB V. Ebenfalls einkommensunabhängig, nur Zuzahlung.

    Daneben gibt es noch "öffentliche" Einrichtungen wie kostenfreie Beratungsstellen, Tagesstätten, Begegnungscafés, Telefonseelsorge, die so einiges anbieten.

    Surprised by the joy of life.

  • @Rhianonn

    Es gibt auch innerhalb des SGB12 (Leistungen zur Teilhabe etc.) Leistungen, die unabhängig vom Einkommen und Vermögen gewährt werden. Auswendig weiß ich die nicht. Ich weiß nur, dass z. B. der Besuch einer Werkstatt für behinderte Menschen dazu zählt. Da wird kein Vermögen angerechnet, beim Einkommen bin ich mir nicht ganz sicher. Irgendwo im SGB12 gibt es einen Paragraphen, der sich "Anrechnung von Einkommen" nennt. Über das SGB12 und die anderen Sozialgesetzbücher verteilt (ich meine, im SGB9 steht auch etwas zum Verzicht auf die Anrechnung von Einkommen und Vermögen) finden man in einzelnen Sätzen gut versteckt weitere Regelungen und Ausnahmen dazu. x(
    Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass die Leistungen so speziell waren bzw. mir nicht dienen.

    Ich warte auch bis 2020, weil sich dann die Regelungen zur Einkommens- und Vermögensanrechnung ändern. Ich frage mich, ob es Sinn macht, jetzt schon einen entsprechenden Antrag zu stellen, damit man dann am 01.01.2020 starten kann. Vermutlich würde der Antrag aber abgelehnt, wenn ich ihn jetzt stelle. Vielleicht kann man konkret drauf schreiben, dass der erst ab 01.01.2020 zur neuen Rechtslage gestellt wird. Ich vermute aber, dass sich in den Ämtern noch niemand damit auskennt, wie die Einkommensanrechnung erfolgt. Ich habe für mich schon alles durchgerechnet, weil ich die Dokumente mal online irgendwo gefunden hatte. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das dann auch so bleibt und nicht wieder im letzten Moment geändert wird und auf 2050 verschoben wird oder so. :yawn:

    Ansonsten fällt mir (was noch nicht genannt wurde) nur noch Psychotherapie ein und ein stationärer Klinikaufenthalt.
    Ich las mal von Reha-Sport, den man von der Krankenkasse erhalten kann. Das müsste es eigentlich auch für psychische Sachen geben und nicht nur für körperliche Erkrankungen. Man kann auch sogenannte Präventionskurse zum Thema "Stress" machen. Das läuft auch über die Krankenkasse bzw. wird zu 80% bezuschusst.

    Einmal editiert, zuletzt von FruchtigBunt (14. September 2019 um 19:23)

  • Daneben gibt es noch "öffentliche" Einrichtungen wie kostenfreie Beratungsstellen, Tagesstätten, Begegnungscafés, Telefonseelsorge, die so einiges anbieten.

    An niedrigschwelligen Angeboten bin ich gescheitert. Oft ist der Zugang leider nicht so niedrigschwellig wie angekündigt. Ich wollte z. B. mal in einer Art Tagesstätte einen Kunstkurs besuchen. Der Träger hat es nicht geschafft, mir mitzuteilen, wie ich daran teilnehmen kann, wenn ich keine Leistungen vom Sozialamt beziehe. :frown: Mir war dieses Antragstheater dann zu blöd für einen Kunstkurs (offenes Angebot), von dem ich ja nicht mal wusste, ob es mir zusagt. Ich wollte einfach dort ab und zu hin, um auf andere Gedanken zu kommen.
    Die Telefonseelsorge kann man meiner Meinung nach auch in der Pfeife rauchen. Ich habe dort ein paar Mal angerufen, als es mir sehr schlecht ging. Ich habe dort nie jemanden ans Telefon bekommen. :yawn: Das werde ich nicht mehr probieren, denn ich finde es total schrecklich, wenn man dann darauf hofft, dass jemand hilft und dann nimmt da minutenlang (hatte mehrmals probiert) keiner ab. Da muss ich aufpassen, dass das nicht in Selbsthass mündet. Dann lieber gar nicht anrufen. :|
    Auch bei der Caritas habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Angeblich bekommt man dort ganz unbürokratisch Termine. Vor Ort stellte sich dann heraus, dass Gebühren erhoben werden (die sich im Bereich zwischen 10 und 15 EUR pro Stunde bewegten - ich weiß es nicht mehr ganz genau), was mich abgeschreckt hat. Man schickte mich aber eh weg mit der Begründung, ich solle mir eine Therapie suchen, da ich 'zu krank' sei. :shake: :thumbdown:

    Möglicherweise hängt das aber von der Stadt ab, wie diese Einrichtungen organisiert sind. Vielleicht sind die Angebote andernorts wirklich niedrigschwellig.

  • An niedrigschwelligen Angeboten bin ich gescheitert.

    Niedrigschwellig heisst bei uns , dass es gar keine Struktur gibt und jeder kommen kann, wann es ihm passt. Damit komme ich leider nicht klar , mir sind eine Uhrzeit und eine angekündigte Tätigkeit oder ein fester Termin lieber.
    "Kommen Sie doch mal vorbei....", daran scheitere ich. :(

    "Autismusdiagnose - Potius sero quam numquam.
    ( Lieber spät als nie.) "
    :irony:

  • Niedrigschwellig heisst bei uns , dass es gar keine Struktur gibt und jeder kommen kann, wann es ihm passt. Damit komme ich leider nicht klar , mir sind eine Uhrzeit und eine angekündigte Tätigkeit oder ein fester Termin lieber."Kommen Sie doch mal vorbei....", daran scheitere ich. :(

    Ich hatte "niedrigschwellig" so verstanden, dass es bei der Antragstellung keine großen Hürden gibt, also im Normalfall überhaupt nichts beantragt werden muss, sondern man einfach vorbeikommen kann. In der Praxis funktioniert das nicht bzw. solche Angebote gibt es hier nicht. Mir wäre es sehr lieb, wenn es so etwas gäbe. Ich bräuchte vorher einfach die Uhrzeit, wann ein Ansprechpartner da ist bzw. Angebot stattfindet und wie die Inhalte aussehen. Dann könnte man es einfach mal testen. Wenn ich aber vorher zu zig Stellen rennen muss, um rauszufinden, ob und wie ich daran teilnehmen kann, wer die Kosten trägt etc., schreckt mich da so ab bzw. in diesem "Hürdenlauf" gebe ich zwangsläufig irgendwann auf.

  • In NRW gibt es Kontakt- und Beratungsstellen innerhalb von SPZs (Sozial-psychiatrische Zentren). Die Kosten nix (oder bei wenigen Angeboten manchmal eine Zuzahlung z.B. für das Essen wenn man an einem Kochangebot teilnimmt, beläuft sich dann aber auf Cent bis wenige Euro). Die Angebote varrieren von Stadtteil/ Bezirk und sind auch etwas davon abhängig, wie die Besucher- und Mitarbeiter-Struktur ist und was die Räumlichkeiten hergeben.

    Tagesstätten sind dagegen Eingliederungshilfen, die man beantragen muss (ebenso wie Betreutes wohnen usw). Dort gibt es i.d.R. auch eine Verpflichtung (z.B. 3/ Woche feste Angebote). Tagesstätten gelten als teil-stationäre Angebote.

    Infos gibt es beim LVR/ LWL
    z.b. hier (inkl. Adressliste der Standorte)

  • @kastenfrosch

    Ah, vielen Dank für die Einordnung der Hilfsangebote.
    Weißt du, ob es für "sozialpsychiatrische Zentren" noch andere Begriffe gibt? Ich finde hier kein solches Zentrum, obwohl es eine Großstadt ist. Ich finde nur einen sozialpsychiatrischen Dienst, bei dem ich auch schon einmal war, der mir aber kaum weiterhelfen konnte, sondern mich an andere Angebote verwies, bei denen mir die Hürden eines Zuganges bzw. das ganze Herumtelefonieren bzw. Kontaktaufnehmen nicht machbar war bzw. mich überforderte. Ich glaube, der sozialpsychiatrische Dienst hier vermittelt nur und hat keine eigenen Angebote.
    Ich könnte natürlich dort nochmal nachhören, aber da fängt das Problem schon wieder an, dass man dort zugewiesene Sachbearbeiter hat, ich nicht mal mehr den Namen "meines" Sachbearbeiters kenne und ich nicht weiß, wie ich dort Kontakt aufnehmen soll.

  • @FruchtigBunt
    in welchem bundesland wohnst du nochmal?
    ich weiß nicht, wie es außerhalb von NRW aussieht, da es ja dort keinen LVR/LWL gibt. KOKOBs (Kontakt-koordinations und Beratungsstellen) gibts, glaube ich, bundesweit. SPZ sind aber Angebote der sogenannten gemeindepsychiatrie (also mehr als nur beratung und vermittlung)

  • Ich bin sehr enttäuscht darüber, dass man trotz Nachfrage (Behindertenbeauftragte, Eutb, Krankenkasse, Eingliederungsamt, usw.) nirgendwo richtig gesagt bekommt was für Hilfen es überhaupt gibt die man beantragen könnte. Erst Jahre später habe ich immer mal wieder nur durch Zufall von einzelnen Leistungen erfahren, die mir schon länger eine enorme Hilfe gewesen wären, aber wovon ich bisher nicht wusste dass es diese Hilfen gibt.

    Begleitetes Wohnen, Leistungen zur Mobilität, Anspruch auf Hilfsmittel nach dem SGB, persönliches Budget, Pflegeleistungen, etc.

    Meine Erfahrung ist, dass wenn man sich bei zuständigen Ansprechpartnern erkundigt, dass ich nur gesagt bekommen habe das etwas nicht möglich wäre. Aber was alternativ möglich wäre, oder was darüber hinaus noch möglich wäre (beantragen und in Anspruch nehmen kann ich nur das, wovon ich weiß) wurde von diesen Stellen nie gesagt. Ich kann auch nicht nach einer bestimmten Leistung fragen, wenn ich nicht weiß dass sie existiert.

    Da habe ich mich bisher sehr alleine gelassen gefühlt. Weil ich vor Jahren zwar die Autismus Diagnose bekommen habe, aber seitdem gar nicht wusste was mir die Diagnose alles nutzen kann.

  • Ja so geht es mir auch, finde es auch total komisch hab auch teilweise das Gefühl das es Absicht ist b.z.w. oder sie es einfach nicht wissen, ich hab von EUTB jemanden der mir gerade sehr gut weiterhilft was es alles gibt und was möglich ist was z.b. meine ASP nicht gemacht hat, Ich hab z.b. Anspruch auf Fahrgeld (Teielhabeleistung) da ich alleine kein ÖPVN nutzen kann aber das war auch so eine Sache die man nur zufällig mitbekommt.

    Hab die tage dazu was auf YT geschaut gerade mit Bezug auf Autismus das hat mir etwas die Augen geöffnet:

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