Plätze für Schwerbehinderte in der Bahn

  • Ich bin neulich Bahn gefahren und berichtete in einem anderen Thread davon, dass ich dankbar dafür bin, Plätze nahe der Tür in Anspruch nehmen zu können, die mit "Schwerbehinderte" beschriftet sind. Ich habe beim Umsteigen und Einsteigen meist sehr starke Anspannung und kriege in vollen Zügen ziemlich schnell einen Overload. Sich dann durch den Zug durch mehrere Waggons zu drängen (am Besten noch mit Gepäck) kann mich an die Grenze des Machbaren bringen. Insofern bin ich froh, dass mir Dank meinem Schwerbehindertenausweis solch ein Platz zur Verfügung steht (sofern er nicht besetzt ist).

    In dem Thread wurde mir nahegelegt, dass ich auf diesen Plätzen nichts zu suchen hätte, da ich keinen Rollstuhl oder Kinderwagen hätte und auch nicht körperlich behindert sei.

    Wie gesagt steht da nicht "mobilitätseingeschränkte Personen" oder ein Piktogramm mit einem Rollstuhl oder Mensch mit Gehstock, sondern da steht "Schwerbehinderte". Wenn die Plätze so bezeichnet sind, darf ich doch als Schwerbehinderter dort sitzen, oder? Es handelt sich um Plätze der deutschen Bahn im Fernverkehr.

    Lustigerweise saßen auf diesen Plätzen Geschäftsleute die (gut, die können auch schwerbehindert sein), die wiederum eine Mutter mit Kind verscheucht haben, die sich dort hingesetzt hatte, weil den Typ am Laptop das Kind störte.
    Ich denke, dass die sich nicht mal bewusst waren, dass die Plätze für Schwerbehinderte reserviert sind (Ja, Lesen ist ja so überaus schwer :sarcasm: ).
    Ich finde es schlimm, wenn einem hier im Forum (wo ich mir eigentlich Solidarität erwarte) vorgeworfen wird, dass ich offenbar nicht schwerbehindert genug sei (ich finde das schon sehr anmaßend, diese Aussage über Unbekannte zu treffen, die das Dokument haben, um da sitzen zu dürfen und die glaubhaft machen, dass die Platzsuche in den Zügen sehr schwer erträglich ist).

    Gibt es hier auch jemanden, der der Meinung ist, dass auch schwerbehinderte Aspies auf einem Platz sitzen dürfen, der für Schwerbehinderte ausgewiesen ist? :roll: Ich verliere so langsam den Glauben an dieses Forum.

    Einmal editiert, zuletzt von FruchtigBunt (24. August 2019 um 23:39)

  • Ich sehe es genauso wie du. Der Platz ist ausgewiesen für Schwerbehinderte. Du hast aufgrund einer Behinderung Probleme dich an einen anderen Platz zu setzen. Warum solltest du ihn also nicht nutzen dürfen? Nur weil die Einschränkungen nicht direkt sichtbar sind, sind sie doch nicht weniger schlimm als beispielsweise eine Gehbehinderung.

    Würde jemand nach dem Platz fragen, der ihn offensichtlich dringender braucht als man selbst, gibt man ihn nach Möglichkeit natürlich ab oder findet einen Kompromiss. Aber grundsätzlich spricht doch nichts dagegen.

  • Wenn ich schon hier mich dafür rechtfertigen muss, warum ich mich auf einen solchen Platz setze und dazu Artikel verlinkt werden, die Schwerbehinderte, die auf diesen Plätzen sitzen wollen, diffamieren, frage ich mich, ob ich mich dann zukünftig im Zug vor Fremden rechtfertigen werden 'muss', warum ich da sitzen will. :shake:
    Ich finde das vollkommen abstrus. Es gibt eine Erleichterung für Schwerbehinderte (was ein Fortschritt ist, finde ich) und dann wird an angekackt auf die Art von wegen, wofür man eigentlich auf diesen Plätzen sitzen will. :thumbdown: Ich finde das nur noch unfassbar. Vielleicht sprach aus den Kommentaren auch der Frust durch, seit Jahren um die Anerkennung als Schwerbehinderter zu kämpfen. :roll: Ich hoffe einfach, dass das nur eine Mindermeinung ist. Wenn ich nämlich zukünftig im Zug dann argumentieren soll, warum ich als nicht körperlich Behinderte da sitze, kann ich mich gleich auf die Schienen legen. :| Ich bin beim Bahnfahren mit den Nerven eh schon fast am Ende, dann schaffe ich nicht noch solche Diskussionen. Ich glaube, ich würde dann den Zugbegleiter rufen (wobei ich nicht weiß, wie das geht, weil ich dazu auch durch alle Wägen müsste und dann Angst bekäme, dass das Gepäck geklaut wir und mich das auch zu viele Nerven kosten würde . Wenn sich jemand weigern würde, der zugibt, keine Schwerbehinderung zu haben, aber mich aus Schikane nicht auf den Platz lassen würde, würde ich ganz sicher vom Zugbegleiter umsetzen lassen oder ich würde sehr laut werden und wahrscheinlich einen Meltdown oder Shutdown bekommen. Letzteres ist wohl am Wahrscheinlichsten. Ich finde die Vorstellung entsetzlich, dass es (auch hier im Forum) so gemeine und unverständige Menschen gibt. :cry:

    Einmal editiert, zuletzt von FruchtigBunt (24. August 2019 um 23:59)

  • Wenn ich schon hier mich dafür rechtfertigen muss, warum ich mich auf einen solchen Platz setze und dazu Artikel verlinkt werden, die Schwerbehinderte, die auf diesen Plätzen sitzen wollen, diffamieren, frage ich mich, ob ich mich dann zukünftig im Zug vor Fremden rechtfertigen werden 'muss', warum ich da sitzen will.

    Du hättest den Artikel ganz lesen sollen. Es geht nämlich nicht um Diffamierung - und wenn, dann höchstens um die Diffamierung unhöflicher Rüpel.

    Was die Plätze für Schwerbehinderte angeht... Du hattest doch kritisiert, dass sie oft nahe bei denen für Mutter-Kind-Plätzen sind und du dich von dem Lärm und der Unruhe der Kinder gestört fühlen würdest. Darauf hin wurde nur vorgeschlagen, dass du ja durchaus fern von den Kindern sitzen kannst. Warum du das als Angriff aufgefasst hast, weiß ich nicht.

    Ich differenziere durchaus bei SB-Plätzen. Stark körperlich eingeschränkte Menschen brauchen so einen Platz vermutlich dringender als du oder ich. Wenn jemand nicht sicher stehen kann, ist die Sturz- und Verletzungsgefahr groß, darum sollten diese Menschen Vorrang haben.

    ~ Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein. ~

  • Was hast Du eigentlich gemacht, als Du noch keinen SBA hattest?
    Bist Du da ganz normal Zug gefahren und hast Dich irgendwo hingesetzt, wo Platz war?
    Ging das "damals" und jetzt nicht mehr?

  • @nichtgeschwindigkeit
    Ja, ob jemand den Platz dringender braucht, ist noch mal eine andere Sache. Die ist auch nicht einfach, weil man einem körperlich Behinderten die Dringlichkeit meist besser ansieht. Mir würde man die Dringlichkeit vermutlich erst im Nachhinein anmerken, nämlich wenn ich dann wegen Überforderung einen Zusammenbruch bekäme und Heulen oder Schreien würde. Die Dringlichkeit gegeneinander abzuwägen, ist da vermutlich nicht trivial.

  • Was hast Du eigentlich gemacht, als Du noch keinen SBA hattest?
    Bist Du da ganz normal Zug gefahren und hast Dich irgendwo hingesetzt, wo Platz war?
    Ging das "damals" und jetzt nicht mehr?

    Ach so, willst du nun allen Leuten (oder vielleicht doch nur speziell mir :lol: ) unterstellen, dass man doch nicht so schwerbehindert sei, weil es auch eine Zeit gab, in der man auf die Erleichterungen des Schwerbehindertenausweises nicht zurückgreifen konnte? :m(:
    Worin liegt eigentlich dein Problem, dass ich diese Plätze dankbar entgegennehme? :thumbdown: Unfassbar. Und dass aus den eigenen Reihen. :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown:

  • Worin liegt eigentlich dein Problem, dass ich diese Plätze dankbar entgegennehme?

    Von mir aus kannst Du Dich im Zug quer in den Gang legen, das ist mir doch völlig egal.

    Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich im Zug durch Dein Verhalten gestört fühlen könnte, ist genau Null.
    Schon deshalb, weil ich niemals-nie Zug fahre, das kann ich überhaupt nicht.
    Öffentliche Verkehrsmittel (Flugzeuge ausgenommen) sind für mich ein Ding der Unmöglichkeit.


  • Was die Plätze für Schwerbehinderte angeht... Du hattest doch kritisiert, dass sie oft nahe bei denen für Mutter-Kind-Plätzen sind und du dich von dem Lärm und der Unruhe der Kinder gestört fühlen würdest. Darauf hin wurde nur vorgeschlagen, dass du ja durchaus fern von den Kindern sitzen kannst. Warum du das als Angriff aufgefasst hast, weiß ich nicht.

    Das ist nicht korrekt. Die Beiträge, die ich meine, hatten nichts mit Kinderlärm zu tun, sondern damit, dass man mir sagte, ich hätte als nicht körperlich Behinderte auf diesen Plätzen nichts verloren. Und dagegen wehre ich mich, genauso wie gegen die Unterstellung, dass ein körperlich Behinderter pauschal einen wahrscheinlichen Vorrang auf diese Plätze haben sollte. Nach deiner utilitaristischen Argumentation die Idee mal weitergesponnen: Die Gehbehinderte Person kann umfallen. Ein Autist kann bei einem Meltdown um sich schlagen und mehrere Personen verletzen. Wer hat nun ein höheres Anrecht auf den Platz? :shake: Es dürfte doch offensichtlich sein, dass die Problematik nicht so simpel zu lösen ist, wie es teilweise dargestellt wird.

  • Nur mal so als Verständnisfrage: Was ist denn genau in diesem Fall die Erleichterung durch das Sitzen auf den Sitzen für Menschen mit einem Schwerbehindertenausweis? In Bus und Straßenbahn kenne ich diese Plätze. Im DB-Fernverkehr sind sie mir noch nicht aufgefallen. Was ist an diesen Plätzen so speziell, dass sie in diesem Fall hier eine Erleichterung darstellen? Am freigehaltenen Platz kann es nicht liegen, denn es kann zum Einen ja sein, dass 20 Leute mit Schwerbehindertenausweis einsteigen, es aber nur 18 Plätze gibt und zudem gibt es generell Platzreservierungsmöglichkeiten. Also wirklich nur zum Verständnis: Worin besteht die Erleichterung in diesem Fall durch die Plätze für Menschen mit SB-Ausweis?

  • Von mir aus kannst Du Dich im Zug quer in den Gang legen, das ist mir doch völlig egal.
    Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich im Zug durch Dein Verhalten gestört fühlen könnte, ist genau Null.
    Schon deshalb, weil ich niemals-nie Zug fahre, das kann ich überhaupt nicht.
    Öffentliche Verkehrsmittel (Flugzeuge ausgenommen) sind für mich ein Ding der Unmöglichkeit.

    Schaffst du es auch, auf meine Frage zu antworten? ;) Irgendetwas scheint dich ja brennend zu interessieren an der Diskussion. Oder bin es nur mal wieder ich? :fun:

  • @Darlina
    Das dürfte für jeden Schwerbehinderten anders sein, worin und ob darin eine Erleichterung besteht.

    Ich finde es jedenfalls interessant, dass als erstes Gedanken aufkommen wie "Darf der/die da überhaupt sitzen?" Ich finde diese Gedanken bezeichnend für eine durch Missgunst geprägte Gesellschaft. In der extremen Form hätte ich das hier im Forum nicht erwartet.
    Ich finde das sehr schade.

    Einmal editiert, zuletzt von FruchtigBunt (25. August 2019 um 00:31)

  • Nur mal so als Verständnisfrage: Was ist denn genau in diesem Fall die Erleichterung durch das Sitzen auf den Sitzen für Menschen mit einem Schwerbehindertenausweis?

    Ich kenne diese Sitze von früher in den Strassenbahnen.
    Damals(!) war es so, dass Schwerbehinderte ein Anrecht auf diese Sitzplätze hatten, wenn alle anderen Plätze besetzt waren.
    Und wenn dort bereits ein Schwerbehinderter sass, dann konnte ein Schwerbehinderter auch einen der anderen besetzten Plätze für sich beanspruchen.
    Das war allerdings in den 70ern, ich weiss nicht, ob sich daran etwas geändert hat.
    Damals war es auch so, dass diese Schwerbehindertenplätze für Körperbehinderte vorgesehen waren.

  • Ich hab versucht, Dich zu verstehen. Deswegen diese Frage. Wenn ich an den DB-Fernverkehr denke, kenne ich nur diese Klappsitze am Beginn einiger Waggons. Die sind überwiegend in alten Waggons und ziemlich unbequem, wenn man länger darauf sitzt. Zum Hochklappen, damit ein Rollstuhl dahin passt, ist der Bereich sicher gut.
    Ansonsten wüsste ich nicht, wo diese Sitze sind. Deswegen interessierte es mich. Sollte es darum gehen, dass die Sitze an den Waggonenden bzw. in Türnähe sind, dann ist das zwar klar, dass man da rein theoretisch schneller ein- und aussteigen kann, aber wenn man sich das in Bussen und Straßenbahnen so anguckt, sind grade die Türbereiche manchmal sehr voll, während in der Mitte noch Platz ist. Das hat vor allen Dingen damit zu tun, dass manche nicht durchrücken wollen und andere dadurch nicht durchrücken können. Macht Stau.

  • Wie gesagt steht da nicht "mobilitätseingeschränkte Personen" oder ein Piktogramm mit einem Rollstuhl oder Mensch mit Gehstock, sondern da steht "Schwerbehinderte".

    Damit sind aber schon mobilitätseingeschränkte Menschen gemeint, nicht psychisch Kranke.
    Ich würde mich nicht trauen, mich dort hinzusetzen und finde das auch dreist.
    Das ist wie wenn manche Leute sich einfach auf den Behindertenparkplatz stellen, obwohl sie gar keine Gehbehinderung haben.

    https://www.oepnv-info.de/reisen/bahnrei…nd-stellplaetze

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Ansonsten wüsste ich nicht, wo diese Sitze sind. Deswegen interessierte es mich.

    Ich kenne die aus dem ICE. Dort sind die in einem Abteilwagen in der Nähe vom Türbereich. Der Wagenreihung (also dem Schaubild) kann man entnehmen wo. Da das Abteilwägen sind finde ich die nicht so besonders ASS geeignet. Also da sitze fünf Leute drin, man muss übereinander drüber steigen, so wie das nun einmal in Abteilwägen ist, und hat ständig "Kniekontakt" mit den Personen gegenüber. Ich nutze die deshalb nicht, aber auch weil es mir persönlich peinlich ist in einem Abteil zu sitzen, wo im Reservierungsanzeiger "Schwerbehinderte" steht. Eleganter fände ich, wenn man als Mensch mit GdB einen Platz irgendwo im Zug kostenfrei reservieren könnte. Denn ich denke auch, dass das Abteil eine hohe "Fehlbelegerquote" hat, also die bereits geschilderten Geschäftsleute mit Laptop und so, wo ich mich auch schonmal fragte, was die wohl für eine Behinderung haben. Die zwei bis drei Mal wo ich in dem Abteil saß hatte ich auch ein schlechtes Gewissen, weil ich das Gefühl habe, dass die Plätze eher für Mobilitätseingeschränkte sind und bin jedes Mal aufgesprungen wenn ein klappriges Oma-chen des Weges kam.

    Edit:
    Und seitdem ich weiß, dass klapprige Oma-chen nur schwer einen GdB bekommen, weil es gewissermaßen normal ist, dass man mit 80 klapprig ist und das dann keine Behinderung darstellt, finde ich auch mein zuletzt benanntes schlechtes Gewissen berechtigt. Wobei ich dann oft einen Sinn darin erkenne, dass zunächst ich auf dem Platz sitze, weil nur so kann ich ihn dann auch jemand Immobilien anbieten. Denn es gibt schon viele die dann einfach sitzenbleiben - und das finde ich ob mit oder ohne GdB (wegen Psyche) nicht okay. Ich denke wenn man stehen kann (und stehen nicht gerade zu einem Meltdown o.ä. führt), dann ist es fair aufzustehen, wenn jemand den Platz dringender braucht. Und übrigens kann das auch das wohltuende Gefühl erzeugen, geholfen zu haben. Und ich bekam sogar schonmal Gutscheine für das Bahn-Bistro von einem Kontrolleur, der es toll fand, dass ich meinen Platz abgab.

    Surprised by the joy of life.

    Einmal editiert, zuletzt von Surprised (25. August 2019 um 09:31)

  • Aus den ÖPNV-Regeln zu Schwerbehinderten-Plätzen:

    "Fahrgäste haben keinen Anspruch auf einen Sitzplatz. Die Fahrgäste sind jedoch bei den Fahrten mit Bus und Bahn angehalten, bei Bedarf ihren Sitzplatz für schwerbehinderte Menschen, in der Gehfähigkeit beeinträchtigte Personen, ältere oder gebrechliche Personen, werdende Mütter und für Fahrgäste mit kleinen Kindern freizugeben. Im Eisenbahnverkehr gilt dies nur für die ausgewiesen Plätze (Kleinkindabteil, Schwerbehindertenplätze)
    für mobilitätseingeschränkte Reisende."

    Also, es geht darum, dass Schwerbehinderte überhaupt sitzen dürfen. Wobei diese speziellen Plätze dann bei Bedarf - kein anderer Sitzplatz da bzw. aufgrund körperlicher Mobilitätseinschränkung nicht erreichbar- freigegeben werden müssen.

    Einfach mal die Regeln lesen.

    Edit: auf oepnv-info.de ist auch aufgelistet, wo sich diese Plätze jeweils befinden in der Bahn.

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