Plätze für Schwerbehinderte in der Bahn

  • Das du diese Probleme hast, und dir so ein Platz Erleichterung bringt, kann ich total verstehen. Menschen mit Gehbehinderung, Rollstuhl, Schwangere, etc. haben (nach meinem Verständnis) so einen Platz (oder generell einen) aber nötiger. Sich da auf seinen SBA Ausweis zu berufen, finde ich unsozial. Selbst wenn man berechtigt wäre dort zu sitzen und der 87-jährige Mann mit Gehstock keinen SBA Ausweis hat.

    Diese Einstellung teile ich.

  • Im Allgemeinen ist der Ausweis für den Fall da, wenn Höflichkeit und gesunder Menschenverstand versagen oder eben eine Behinderung nicht erkennbar ist. Allgemein sollten aber die zuerst genannten als Problemlöser bevorzugt werden. Es ist kein Privileg, sondern eine Notmaßmahme.

    For mash get SMASH!

  • @FruchtigBunt hat doch nicht gesagt, dass sie für einen Gehbehinderten (als Beispiel) nicht aufstehen würde, oder?

    Ich habe auch nichts darüber gelesen, das sie bei Bedarf aufstehen würde.

    Bei mir kommt der Eingangs-Beitrag so rüber, das sie aufgrund ihrer Berechtigung dort sitzen zu dürfen, für jemand anderen (Schwangere, Senioren, etc.) diesen Platz nicht freimachen würde.

    Wenn man dort hin sitzt wenn frei ist, und bei Bedarf aufstehen würde, braucht es (meine Ansicht) keine 12 Seiten Diskussion darüber. Ist ein Zug-Abteil voll und nur ein Platz für "schwerbehinderte" frei, würde ich mich dort trotzdem hinsetzen, sofern sonst niemand da ist wo den Platz benötigt. Wenn dann jemand mit Bedarf kommt, steht man auf und macht den Platz frei.

    Ich finde auch (trotz meinem Autismus und meinem Schwerbehinderten-Ausweis) das man nur wegen Autismus auf einem Platz für Schwerbehinderte nicht vorrangig (im Sinne von Anspruch) etwas zu suchen hat. So ein spezieller Platz für Schwerbehinderte hat (nach meiner Auffassung) nicht den Hauptzweck, das Autisten näher an der Tür sitzen können. Sondern beispielsweise, das Rollstuhlfahrer oder Gehbehinderte nicht den halben Zug oder Bus durchqueren müssen.

    Einmal editiert, zuletzt von Phreno (29. August 2019 um 12:08)

  • Ich habe auch nichts darüber gelesen, das sie bei Bedarf aufstehen würde.

    Das ist richtig - sie hat weder das Eine noch das Andere geschrieben. Also wissen wir es nicht.
    Ich gehe davon aus, dass sie die Frage isoliert von allen Spekulationen gestellt hat und ihr nicht klar war, dass, solange keiner mit Ausweis kommt, jeder dort sitzen kann.

    Die 12 Seiten Diskussion sind ja nicht durch ihre Frage entstanden, sondern durch die ganzen Abschweifungen von dieser Frage.

  • ....und der 87-jährige Mann mit Gehstock keinen SBA Ausweis hat.

    Ja, vielleicht hat er keinen, aber er braucht den sicherlich in dieser Situation nicht, weil er ja seinen Gehstock hat. Damit wird üblicherweise eine mobilitätsbezogene Einschränkung verbunden.

    An anderer Stelle wird gerade hier im Forum darüber geklagt, dass Aspies eine "unsichtbare " Behinderung haben.

    Die ständigen kognitiv-psychischen Anpassungsleistungen - vor allem in der Öffentlichkeit - verlangen Aspies aber nicht selten auch körperliche Kräfte ab. Deshalb kann ich z.B. gut verstehen, weshalb ein autistischer Schüler nach einem harten Schultag gerne sitzen würde und sauer wird, wenn er von einem Mitreisenden zurechtgewiesen wird, er habe gefälligst für andere aufzustehen! :frown:

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Im Allgemeinen ist der Ausweis für den Fall da, wenn Höflichkeit und gesunder Menschenverstand versagen oder eben eine Behinderung nicht erkennbar ist. Allgemein sollten aber die zuerst genannten als Problemlöser bevorzugt werden. Es ist kein Privileg, sondern eine Notmaßmahme.

    Sehr gut beobachtet und erklärt - habe ich leider erst nach meinem Beitrag gesehen. Danke, Nowhere Mat

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Deshalb kann ich z.B. gut verstehen, weshalb ein autistischer Schüler nach einem harten Schultag gerne sitzen würde und sauer wird, wenn er von einem Mitreisenden zurechtgewiesen wird, er habe gefälligst für andere aufzustehen! :frown:

    Ich hab mal einen etwa 10jährigen Jungen in der Straßenbahn gesehen, der völlig erledigt wirkte und sitzen wollte. Die Mutter sagte, er soll doch aushalten, er sei ja noch jung usw. Ich hab dem Kleinen meinen Platz angeboten und er hat sich drüber gefreut :)

  • Das ist hier Meckern auf höchstem Niveau.
    Die Menschen sind doch alle furchtbar dreist und asozial geworden, gerade viele Kinder.
    Ein Kind hat mich Letztens einfach vom Sitz schubsen wollen, "leider" war ich doch etwas kräftiger... :m(:

    Warum sollte man sich dann als Autist noch sonderbarer machen und es allen Recht machen wollen, wenn man im Gegenzug einen A-Tritt kassiert?
    Ich habe meinen SB-Ausweis übrigens noch nie benutzt, aber ich sehe auch keinen Grund, es nicht zu tun, wenn ich es könnte.
    Ich bin der Gesellschaft nichts schuldig, im Gegenteil. Als Autist wird man ständig benachteiligt und fühlt sich schlecht.
    Natürlich habe ich dem Einen oder Anderen Mal freiwillig den Platz geräumt oder angeboten, öfter als andere, was ich beobachten tat, aber oft wurde der gar nicht angenommen.
    Stattdessen fanden die Menschen es "dreist", dass ich ihnen unterstellte, sie hätten es nötig!

    Anderes Beispiel, ich zahlte Trinkgeld, aber nachdem eine Kellnerin mir das Geld zurück schmiss, fand ich das dermaßen unangebracht, dass ich einen **** darauf gebe.

    Diese gestaltlose "Ehre", welche die Menschen glauben, bis in den bitteren Tod verteidigen zu müssen, geht mir so auf den Keks.
    Genau das sorgt immer wieder für Konflikte, diese ach so wichtige "Ehre", da werden ganze Kriege wegen angefangen. :nerved:

    Und am Ende sterben wird doch trotzdem alle, werden von Bakterien und Insekten verspeist, zersetzt und enden als Dreck.
    Prost.

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

  • Ich hab mal einen etwa 10jährigen Jungen in der Straßenbahn gesehen, der völlig erledigt wirkte und sitzen wollte. Die Mutter sagte, er soll doch aushalten, er sei ja noch jung usw. Ich hab dem Kleinen meinen Platz angeboten und er hat sich drüber gefreut

    Find ich gut!
    :thumbup:
    Es gibt noch nette Menschen!

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Ein Kind hat mich Letztens einfach vom Sitz schubsen wollen, "leider" war ich doch etwas kräftiger...

    Ich kriege auch regelmäßig zu viel (RW), wenn ich sehe wie viele Plätze in einer überfüllten Bahn von Kindern bestzt werden, während ältere Menschen stehen. Oft sitzen die Letern daneben und sagen nichts.

    Anderes Beispiel, ich zahlte Trinkgeld, aber nachdem eine Kellnerin mir das Geld zurück schmiss, fand ich das dermaßen unangebracht, dass ich einen **** darauf gebe.

    Das kommt mir wirklich seltsam vor. Ich habe selbst einige Jahre gekellnert. In der Regel sind die Kellnerlöhne sehr niedrig und das Trinkgeld sehr willkommen. Früher, vor dem Mondestlohn, war das Trinkgeld noch wichtiger, bei Kellnerlöhnen von 5-6€/Stunde. Unter Kellnern gibt es eine Art Codex, dass das Trinkgeld 10% betragen sollte. Ich frage mich, aus welcher Zeit das stammt und ob das überhaupt jemals allgemein üblich war? Ich gebe immer 10% (außer ich ärgere mich wirklich sehr), weil ich das so verinnerlicht habe.
    Es gibt wenige Fälle, bei denen man jemandem Das Trinkgeld am Liebsten zurückwefen würde. Ich habe gestern noch von dem Extremfall erzählt, wo ich einen Tisch von rund 20 Leuten 4-5 Stunden lang bedient habe und die Rechnung für diesen Tisch 198,50€ betrug und derjenige, der für den ganzen Tisch zahlte auf 200€ aufrundete. Ich weiß, dass ich als Kellner gut arbeitete und zuvorkommend war. Ich wußte auch, dass die Leute an diesem Tisch zufrieden waren. Ich verdiente besagte 6€. Aber war will man sagen oder machen. Wahrscheinlich steckt da kein böser Wille hinter sondern lediglich Unwissen. Oder Ignoranz. Im Prinzip ist dieses ganze tringeldwesen ohnehin pervers. Jeder weiß, dass es große Unterschiede gibt, zwischen den Geschlechter, dem Alter, etc. und dem Glück beim Trinkgeldbekommen. freuen tut sich nur der Wirt, der seine Angestellten unter Tarif zahlen muss. Besser wäre, Trinkgeld abzuschaffen und gerechte Löhne zu erwingen. Wenn jemand mit dem Service nicht zufrieden war, kann sich die Person ja beschweren.

    For mash get SMASH!

  • weshalb ein autistischer Schüler nach einem harten Schultag gerne sitzen würde

    Ich hab dem Kleinen meinen Platz angeboten und er hat sich drüber gefreut

    Das Problem sehe ich im Egoismus, wenn diejenigen die stehen könnten ihren Platz behalten wollen und dann diejenigen, die einen Platz bräuchten (was nicht Mal immer nur jemand schwerbehindertes oder gehbehindertes sein muss) unnötig leiden müssen. Mit selbstverständlichem Verständnis und Nachsicht (wie von Lefty als Beispiel) bräuchte es vermutlich nicht Mal extra gekennzeichnete Plätze für eingeschränkte Personen.

    Ich kann nicht abschätzen wie viel Sitzplätze so ein Zug oder eine S-Bahn ungefähr insgesamt hat. Aber mit Sicherheit wird die Mehrheit der Passagiere nicht schwerbehindert, schwanger, gehbehindert oder autistisch sein. Rein von der Anzahl an Sitzplätzen sollte es rein logisch gesehen gar nicht dazu kommen müssen, das Personen mit Sitzbedarf (aus welchen Gründen auch immer) darum kämpfen müssen oder angefeindet werden.

    Anstatt jemanden der dort sitzt direkt blöd anzumachen, kann man die Person auch erst Mal fragen, ob sie Bedarf hat dort zu sitzen. Wer einen Platz braucht, kann anders herum gesehen auch darauf aufmerksam machen wenn besetzt ist.

  • Es geht nicht darum, ob die Diagnose einen zu irgendwas berechtigt und man es dann nur aus Prinzip quasi nutzen will...

    Wie schon angedeutet ist es individuell sehr unterschiedlich, wie Menschen aus dem Autismusspektrum Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln erleben und wie dringlich sie in Bezug darauf einen Sitzplatz benötigen.

    Im krassen Kontrast dazu stehen beispielsweise Menschen, die es von sich aus bevorzugen, zu stehen, obwohl haufenweise Sitzplätze frei sind.

    Also, wie schon an anderer Stelle gesagt wurde: Man sollte nicht darüber urteilen, was andere benötigen oder wie dringend, wenn man die Person nicht ist und die Person zudem nichtmal wirklich kennt und auch nicht so ganz genau weiß, warum sie es braucht. Man weiß nicht wie die andere Person die Welt empfindet, wahrnimmt und erlebt und sich im Inneren fühlt.

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Wer meint, der Gesellschaft nichts schuldig zu sein aufgrund eigener Benachteiligungen und dem "mies fühlen"

    ..... dann sieht man sich entweder nicht als Teil der Gesellschaft oder
    gibt auch allen anderen, die benachteiligt werden
    das Recht, so zu denken und sich so zu verhalten, niemandem irgendetwas schuldig zu sein, auch nicht gegenüber einem selbst.

    Kein Kind hat darum gebeten in diese Gesellschaft geboren zu werden.
    Der lernbehinderte Schüler, der von Lehrern nieder gemacht wird, die gemobbte Schülerin, der Junge, dem die Eltern die Nachhilfe nicht zahlen können, der Jugendliche, bei dem niemand das Abrutschen in Sucht oder Kriminalität bemerkt...

    Also: Kids, ihr seid den alten Säcken gar nichts schuldig, die euch diesen Mist eingebrockt haben, die euch nicht helfen, bleibt also sitzen in Bus und Bahn?

    Ich glaube, manche sind sich gar nicht bewusst, was die Gesellschaft alles für Sie leistet, weil ihnen das so selbstverständlich vorkommt.
    In anderen gäbe es nichtmal sowie wie eine Diagnose.

  • Also wenn z. B. bei nem Platz ein Piktogramm von net Person mit Gehstock ist, heißt das dann da dürfen nur Leute mit Gehstock sitzen?

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  • Also wenn z. B. bei nem Platz ein Piktogramm von net Person mit Gehstock ist, heißt das dann da dürfen nur Leute mit Gehstock sitzen?

    ... und wenn es eine eindeutig männliche Person auf dem Bild ist, dürfen Frauen den Sitz dann nicht benutzen? :roll: :irony:

  • eben wirds spielwiesig :m(:

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

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