Dauer der Klage auf Schwerbehinderung vor dem SG

  • @Lissy
    Ich glaube, 95% der mit Asperger diagnostizierten Leute hier haben keinen IQ-Test im Rahmen der Diagnostik durchlaufen. Die Diagnose ist nicht davon abhängig.

    Ja, diese Schlussfolgerungskette ist fatal. Die Ängste auf jeder einzelnen Stufe kann ich trotzdem verstehen.

    Du gehst es meinem Eindruck nach momentan so an, dass du oben an der Kette ansetzt. Durch das Herstellen der einzelnen Fakten (Schwerbehinderung bestätigt bekommen, studieren dürfen usw) möchtest du möglicherweise auf das vergrabene Ziel hinaus, dass deine Bedürfnisse sein dürfen und du leben darfst. Falls das zutreffen sollte und es von mir nicht zu viel ist, gäbe es möglicherweise noch den Weg, dass du von unten an diese Kette rangehst. Du würdest dann nicht über Ebenen versuchen, auf die du teilweise kaum Einfluss hast, den Beweis zu bekommen, dass du es wert bist, sondern am Kern ansetzen: "Ich bin es wert, zu leben. Egal, was mir andere geben wollen oder nicht. Ich bin es aus mir selbst heraus wert."

    Ich glaube, dass dieser grausame Kampf letztlich in einem selbst ausgetragen werden muss. Wobei ich dir genauso wünsche, dass die Behörden zu deinen Gunsten entscheiden. Aber sollten sie das mal nicht (was immer wieder passiert) würdest du dann vielleicht nicht mehr so stark angetriggert werden.

    Hast du in deiner Vergangenheit / Kindheit viele Entbehrungen erlebt und die Botschaft bekommen, dass deine Bedürfnisse nicht sein dürfen und du am besten sterben sollst? Vielleicht war das bei dir ähnlich wie bei mir? Ich erkenne nur immer wieder Parallelen zu mir. An mir selbst verzweifele ich oft, aber wenn ich deine Texte lese, ist mir manchmal so, als würde ich mich wiedererkennen. Dann fallen mir Lösungsansätze ein, die mir bei mir selst nicht einfallen. Ich möchte dir mit meinen Worten helfen. Vielleicht will ich mir letzten Endes nur selbst helfen, aber vielleicht kannst du dich doch etwas getröstet dadurch fühlen, dass es anderen Menschen ähnlich geht.

    Ich wünsche dir alles Gute, auch bei der Diagnostik wegen Asperger. Hast du schon versucht, bei niedergelassenen Psychologen/Psychiatern einen Diagnostiktermin zu bekommen? Wenn du den Schwerbehindertenausweis erwähnst, solltest du schneller einen Termin bekommen. Die Gerichtsverfahren solltest du meiner Meinung nach vor dem eigentlichen Termin nicht erwähnen. Das schreckt die Leute eher ab.
    Auf der anderen Seite muss die Person sich natürlich früher oder später doch bereiterklären oder nicht, dass sie für das Gericht etwas schreibt. Das bedeutet halt immer viel Arbeit für die Behandler. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, wenn man schon bei der Terminvereinbarung die volle Komplexität eines Problems darlegt, dass Behandler einen eher ablehnen. Also auch da hilft es, etwas zu taktieren. Früher hätte ich das nicht für möglich gehalten. Aber auch Psychologen und andere Behandler zeigen oft Verhalten, das man eher nicht erwarten würde.

    P. S. :
    Die Zitierungen sind sehr lang und laut Forenregeln soll man das nicht mehr machen, dass mehr als ein Satz oder Absatz zitiert wird. Wenn gezielter zitiert wird, ist es für die anderen leichter zu lesen.

    Einmal editiert, zuletzt von FruchtigBunt (20. Januar 2020 um 18:43)

  • Danke für deine Darlegung und den Tipp mit dem Zitieren - das erklärt das sporadische Gelöschtwerden meiner Posts:dass Posts direkt unkommentiert und unangekündigt gelöscht werden, finde ich hingegen weniger schön, man könnte ihn ändern oder mir die Chance geben, das selber zu tun. Ich entschuldige mich, falls ich da die Forenregeln missachtet haben sollte, aber ich habe die Zitierregeln tatsächlich nicht gekannt - da die Forenregeln der meisten Foren sich weitestgehend decken und ich Probleme beim lesen langer Texte habe, überfliege ich diese idR allenfalls.

    Ich wiederhole noch einmal die Ereigniskette, um die es ging, damit der Kontext nicht verlorengeht:
    Trigger, weil "kein IQ-Test" = "keine Autismusdiagnose" = "Schwerbehinderung nicht einmal vor dem BSG" = "kein Kindergeld" = "da auch kein Bafög, keine Legitimation, das Studium zu beenden, Gefördertwerden "nicht wert"" = "Fortführung der Unterforderungssituation, Verstärktwerden des Traumaauslösers" (laienhaft ausgedrückt)

    Ergänzend: die Essenz dieser Kette ist, dass das initiale Leid über den Umstand, dass man meine gesundheitlichen Defizite nicht anerkennt und ich das Studium weiterhin nicht finanzieren kann, dazu führt, dass die Unterforderungsproblematik fortbe- bzw. neu entsteht (Notwendigkeit zur Ausübung des Nebenjobs, Gefahr eines Studienabbruchs). Zum initialen Trigger kommt also noch einer auf einer Metaebene hinzu - denn nicht nur wird die Situation immer wieder aufs Neue erlebt, sondern diese Situation bzw. deren Behebung interessiert auch einfach niemanden, der sich in einer entscheidenden Position befindet, obwohl (oder weil...) ich mir dieser Kette bewusst bin und sie bei Bedarf auch erläutere.

    Kindergeld ist scheinbar eine sehr vage Angelegenheit.
    Und wie wir wissen, kennt Bafög kei Pardon. Ein paar Semester verhauen, schon hast du für den Rest deines Lebens keinen Anspruch auf Grundstudienförderung mehr, Behinderung oder andere Belastungsfaktoren hin oder her.
    Das ist jetzt OT, aber ich frage mich, weshalb genau ich noch nichts vom Studierendenwerk hörte, nachdem mein Anwalt Anfang Dezember um Zusenden der Unterlagen gebeten hatte :|

    Für die Autismusdiagnostik hatte ich bei einer Psychiaterin angefragt, allerdings stellte ich fest, dass ich dazu meinen bisherigen Therapeuten, bei dem ich seit 2015 bin, verlassen müsste. Oder könnte die Diagnostik auch ohne einen länger- bis langfristigen Wechsel erfolgen?

    Weshalb ich diese Probleme in dieser Intensität habe, weiß ich leider auch nicht genau. Allerdings sehe ich deren Ursprung ja primär in der "Hauptschulkarriere", auch wenn ich noch nie jemanden getroffen habe, der einen ähnlichen Werdegang gehabt zu haben angab. Als Kind habe ich wirklich massiv gekämpft und gezetert, um von der Hauptschule wegzukommen, meinen Lehrern dargelegt, dass ich doch Latein und Altgriechisch lernen, bilingualen Englischunterricht erhalten, mich mit Evolutionsbiologie beschäftigen dürfen wolle... es folgte Ausgelacht-, bestenfalls Ignoriertwerden.
    Mein Hauptschulklassenlehrer blamierte mich einmal vor der Klasse, da er meinte, wir hätten jemanden in der Klasse, der der Meinung sei (gehört hier eigentlich ein Konjunktiv hin, so rein sprachlich gefragt? "Es gäbe jemanden, der sei x" klingt gedoppelt... "Es gäbe jemanden, der ist x" ist doch sinnvoller, oder?), jede Uni würde ihn mit Kusshand nehmen - nachdem ich meinen Praktikumsbericht dazu genutzt hatte, ihm ausführlich darzulegen, dass und weshalb ich keine Berufsausbildung - wie man sie uns auf der Hauptschule natürlich als Optimalfall darstellte - absolvieren wolle, sondern dass ich mein Abitur erwerben und dass und was ich studieren wolle.
    Ich weiß noch, wie ich meinem Klassenlehrer in der 10. Klasse, ich war 15, den Krimi, an dem ich schrieb, zu lesen gab... und er daraufhin meinte, meine "Zwei" sei mir sicher. Gefühlt war es auf der Gesamtschule bzw. in der gymnasialen Oberstufe einfacher, eine Eins zu erhalten, als auf der Hauptschule. Aber ich drifte ab...

    Ich war also nicht einfach ein in sich gekehrtes "Träumerchen", bei dem keiner eine Ahnung hatte, was mit ihm los ist. Dass ich aufs Gymnasium "gehöre", wusste ich rational schon auf der Hauptschule. Nur die emotionalen Blockaden aufgrund der vielen (ADHS-induzierten?) Misserfolge haben mich stets daran zweifeln lassen, und das zieht sich leider bis heute. Und obwohl ich wusste und den "Erwachsenen" mitteilte, was los ist, hat niemand sich nur ansatzweise um einen Wechsel aufs Gymnasium oder einen Besuch beim Psychologen gekümmert.
    Meine Mama hat zeitweise trotz ihres Alkoholmissbrauchs, ihrer psychischen Probleme und ihres 50-Stunden-Jobs starke Ambitionen gehabt, mir zu helfen, hat diese dann aber leider fehlkanalisiert: sie verdiente knapp 6€ brutto pro Stunde (mein Vater war langzeiterwerbsarbeitslos, hatten also beide wenig Geld), war aber bereit, mir den Besuch einer privaten Hauptschule zu bezahlen, was über 200€ im Monat kostete. Ich lehnte natürlich ab - für den Besuch einer "privaten Hauptschule" hätte ich meine Mutter nicht draufzahlen lassen. Aber was gut gemeint war, verarbeitete ich wohl eher negativ - nicht einmal meine eigene Mutter traute mir den Besuch eines Gymnasiums zu.
    Nun gut, so abstrus das klingen mag - meine gesamte Familie hat einen überzogenen Respekt vor Abitur und Studium. Schon als kleines Kind wurde ich mit den Kategorisierungen "Arbeiter" und "Akademiker" konfrontiert. Alleine vor Kindern, deren Eltern keine Sozialleistungen bezogen, hatte ich Angst, und wenn die Eltern dann auch noch studiert hatten, hatte ich einen ungeheuren Respekt... Das zieht sich bis in Studium - noch heute habe ich das Gefühl, dass ich die einzige Studentin "von ganz unten" bin, die, die sich nur verirrt hat. Unterschwellig wohl auch, dass ich weniger wert bin als meine Kommilitonen, die vermutlich Wunschkinder waren, denen Führerschein und Ausbildung finanziert werden, die als Kinder bei Bedarf ärztliche Behandlungen (Kieferorthopäde, Psychotherapeut etc.) erhalten haben, sich noch heute auf Mamas und Papas finanzielle und ideelle Unterstützung verlassen können etc. - und ja, ich weiß, dass auch bei anderen Menschen Dinge schiefgegangen sind.
    Ohne meine Eltern diskreditieren zu wollen, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten wirklich bemühten - ich fühlte mich immer ein wenig wie das "Gossenkind", für dessen Werdegang sich niemand interessiert, was ich durch die ganzen Probleme der letzten Jahre - Ablehnung von Bafög, Kindergeld und Schwerbehinderung, Kritik von Dozenten, Kündigungen - bestätigt sehe. Mein eigener Vater legte mir vor gut einem Jahr nahe, doch mein Studium abzubrechen und Hartz IV zu beziehen, das habe er doch auch getan (das Abi abgebrochen und zwei Jahrzehnte Arbeitslosengeld bezogen) - nicht einmal mein einziger lebender Elternteil und zugleich der einzige Verwandte, zu dem ich noch Kontakt habe, versteht mich. ... Aber ich drifte erneut ab.

    Und dass die Anerkennung dieser Diskrepanz und meines Willens, meine Fähigkeiten endlich gescheit umzusetzen, durch mich umgebende Menschen bis heute schwer ist, ist sehr belastend. Jeden Tag steigere ich mich dort hinein.

    Aber Entschuldigung, das war mehr wieder "Autotherapie" :lol:

    Und da du erwähntest, dass man Therapeuten nicht gleich mit der ganzen Geschichte "nerven" solle: ich habe es vor einigen Monaten tatsächlich geschafft, in meiner zweiten, der auf die Terminanfrage folgende Mail eine Traumatherapeutin zu "vergraulen" - sie wurde ungehalten, nachdem ich ihr die Situation mit der Behinderungsanerkennung dargelegt hatte, und äußerte, sie sehe sich nicht in der Pflicht, mir dabei zu helfen, als schwerbehindert anerkannt zu werden. Wahrscheinlich gab es wieder ein von mir nicht nachvollziehbares Problem mit meiner Ausdrucksweise, ich denke da an die von dir eingebrachte "Gegenübertragung" - allerdings fand ich das schon ein wenig überzogen. Immerhin ging es ebenso um die Therapie meiner Traumata, und sie sollte sich ja nicht irgendwelche Probleme "aus den Fingern saugen", sondern einfach fürs Gericht die Probleme "festhalten", die faktisch vorhanden sind, weil Therapeuten und Psychiater wohl nicht unerheblich stark dazu neigen, ihnen bekannte Krankheitsbilder zu diagnostizieren.

    Vielen Dank jedenfalls, ich hoffe, dass es doch noch irgendeinen weniger steinigen Weg zur Diagnostik gibt. Ganz eventuell werde ich mich diesmal "zusammenreißen", die Frau von der Ambulanz erneut anschreiben und ihr vorsichtig mein Anliegen schildern.

    Einmal editiert, zuletzt von Lissy (20. Januar 2020 um 20:46)

  • Sie wurde ungehalten, nachdem ich ihr die Situation mit der Behinderungsanerkennung dargelegt hatte, und äußerte, sie sehe sich nicht in der Pflicht, mir dabei zu helfen, als schwerbehindert anerkannt zu werden.

    Uff, das ist ja eine tolle Therapeutin :sarcasm:

    Allerdings besteht die Pflicht, auf Anfrage des Versorgungsamts oder der Gerichte (oder, oder...andere ausführende Stellen der Sozialverwaltungen) wahrheitsgemäß - bzw. so gut sie es kann - über die Patienten zu berichten.

    Mehr muss sie nicht tun, aber weniger auch nicht.

    Sag ihr doch nochmal (hast du ja oben so ähnlich auch schon geschrieben), dass sie keine Diagnosen aufzählen muss/soll, sondern die bekannten Einschränkungen im Alltag - in deinem Alltag - schildern möge.


    Ganz eventuell werde ich mich diesmal "zusammenreißen", die Frau von der Ambulanz erneut anschreiben und ihr vorsichtig mein Anliegen schildern.

    Tu das, du bist es dir wert!

    Mach es kurz und bündig à la:
    "Der Gedanke an einen Intelligenztest verursacht bereits Panikgedanken - ob ich intelligent bin oder nicht, lässt sich sicherlich auch an anderen Items festmachen."

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Also bei mir hat es jetzt 2 Jahre acht Monate gedauert von der Klageerhebung bis zum Gerichtsbescheid am 17.01.20. Das Gericht hat entschieden, dass das Landesamt mir jetzt einen GdB von 50 bescheinigen muss. Ich bin jetzt nur gespannt, ob der Bescheid unbefristet sein wird oder befristet und das Landesamt einfach zu einem späteren Zeitpunkt versucht mich wieder herunter zu stufen. Ich bin da skeptisch.

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    Glaub nicht alles, was du denkst.
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  • Ich hoffe, ich verängstige dich nicht, aber rein theoretisch (die haben ja genug anderes zu tun) dürfen sie jederzeit eine Nachprüfung machen.

    Es gibt Verfügungen zu den Zeitspannen, nach denen man hie und da eine Nachuntersuchung machen kann/soll/muss (muss z.B. bei Krebsleiden),außerdem wird dabei der GdB insgesamt berücksichtigt.
    Aber bei jugendlichen Gemütern ;) und bei psychischen Leiden wird schon mal eine NU (Nachuntersuchung) angesetzt. Denn dort kann es sich am ehesten "bessern".
    Die Diagnose ist ja bekanntlich nicht das Maß für den GdB, sondern die Beeinträchtigungen durch die Diagnosen.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Zitat von Lissy

    Für die Autismusdiagnostik hatte ich bei einer Psychiaterin angefragt, allerdings stellte ich fest, dass ich dazu meinen bisherigen Therapeuten, bei dem ich seit 2015 bin, verlassen müsste.

    Wenn die Psychiaterin das verlangt, finde ich das unmöglich. Wieso sollte man denn die Anbindung an eine Therapie aufgeben, nur um eine Diagnose zu erhalten bzw. dass dies getestet wird? Selbst wenn dich die Psychiaterin insgesamt dauerhaft betreuten will, kann die doch nicht verlangen, dass du dafür deine Therapie aufgibst. Oder handelt es sich bei der Therapie um eine an einer Psychiatrischen Institutsambulanz? Dann könnte ich die Forderung verstehen, weil es in einigen Bundesländern so gesehen wird, dass man nicht parellel zur Ambulanz und einem niedergelassenen Behandler darf.
    Ich würde mich nach Diagnostikern umsehen, die nicht von dir verlangen, dass du Therapien aufgeben musst.

    Zitat von Lissy

    dass man meine gesundheitlichen Defizite nicht anerkennt und ich das Studium weiterhin nicht finanzieren kann, dazu führt, dass die Unterforderungsproblematik fortbe- bzw. neu entsteht

    Das mit der Unterforderungsproblematik verstehe ich nicht ganz. Wodurch genau fühlst du dich aktuell in eine Unterforderungsposition gedrängt? Es hat damit zu tun, dass du früher in der Hauptschule auch kognitiv unterfordert warst, oder? Bist du denn aktuell auch kognitiv unterfordert?

    Was du zu deiner Herkunftsfamilie schreibst, klingt schon krass. Ich habe häufiger gelesen, dass in Familien eine Art Druck entsteht, wenn ein Kind z. B. intelligenter ist und dann z. B. von den Schulabschlüssen her die Eltern überrundet. Unbewusst kann es passieren, dass Eltern das nicht ertragen können und die Kinder deswegen immer wieder ausbremsen. Allein schon solche Sprüche wie "beantrag doch auch einfach HartzIV, das ist leichter" demotivieren vermutlich ohne Ende. Ein Teil will vermutlich den Eltern 'gehorchen', weil man ja doch, egal wie schlimm die eigenen Eltern waren, dazu tendiert, es ihnen recht machen zu wollen (zumindest wenn man es nicht gelernt hat, sich aus diesen MEchanismen zu befreien. Das weiß ich aber nicht, wie das bei dir ist). Der andere Teil will für sich selbst kämpfen. Diese beiden Anteile stehen dann vermutlich im Konflikt und sabotieren sich vielleicht selbst auch gegenseitig.

    Vielleicht ist es auch so, dass dich ein Teil unbewusst sabotiert und dir durch die ganzen Dinge, die jetzt von außen so schief laufen mit den Ämtern nur zeigen will, dass du es nicht verdient hast, etwas Besseres zu erreichen als deine Eltern. Also vielleicht kann sich ein Teil von dir das noch nicht zugestehen, dass du studieren darfst.

    Im Äußeren ist es offensichtlich, dass dir viele ganz große Steine in den Weg gelegt werden. Dagegen kann man hart ankämpfen, aber vielleicht lohnt sich wirklich die Überlegung, ob nicht auch zu einem ganz kleinen Anteil selbst etwas zu verbessern ist. Weil das ist ja das einzige, worauf man eigentlich Einfluss hat. Ich habe keine Ahnung, ob das auf dich zutreffen könnte, aber die Familiengeschichte, wie du sie schilderst klingt schon ziemlich stark danach, als hätte dir deine Familie immer das Signal gegeben, dass du unten im Dreck bleiben sollst. Schon aus Solidarität.
    Du darfst aber trotzdem für dich einstehen und dir darf es besser gehen als deinen Eltern! Vielleicht musst du dir innerlich die Erlaubnis dafür geben?

    Falls meine Ideen und Überlegungen zu viel sind, sag es bitte. Dann höre ich auf damit.

    Das mit der Reaktion der Traumatherapeutin ist bitter. Gerade von solchen Therapeuten/innen erhofft man sich ja vermutlich, dass sie einen verstehen. Da ist es vermutlich ungleich schlimmer, wenn wenn man dann wieder so zurückgewiesen wird. Ich denke auch, dass die Gegenübertragung eine Rolle spielen könnte. Aber ganz ehrlich: Dann war die Therapeutin auch nicht professionell genug oder sie hatte einfach keine Lust mit dir zu arbeiten, weil ihr das zu anstrengend war oder sie mit Dingen konfrontierte, mit denen sie sich nicht beschäftigen wollte bzw. war vielleicht einfach nicht erfahren genug. Lieber gar keine Therapie, als in einer Traumatherapie re-traumatisiert werden. Das ist mittlerweile mein Fazit, wobei ich noch keine Traumatherapie gemacht habe. Mir hat es aber gereicht, von mehreren Behandlern sehr unprofessionell behandelt zu werden, was mich eher zurückgeworfen hatte, als vorangebracht hat.

  • @kim

    Das ist wirklich heftig, wie lange das dauert. Ich drücke dir die Daumen, dass es unbefristet ist. Ich denke, das Versorgungsamt weiß ja jetzt, dass du zäh bist. Von daher sollten sie eigentlich kein Interesse daran haben, den Bescheid nochmal zu befristen. Denn sie müssen ja damit rechnen, dass sie dann wieder ein Verfahren an der Backe hätten.

    Bist du mit dem GdB von 50 'zufrieden' oder hättest du es so eingeschätzt, dass es größere soziale Anpassungsschwierigkeiten sind?

  • Ich hoffe, ich verängstige dich nicht, aber rein theoretisch (die haben ja genug anderes zu tun) dürfen sie jederzeit eine Nachprüfung machen.

    Nein, verängstigen tust du mich nicht. Für mich ist die Anerkennung der Schwerbehinderung wichtig, weil ich nicht weiß, ob ich meine Arbeit bis zum normalen Rentenalter schaffe. Das wäre schon eine enorme Erleichterung. Wenn ich irgendwann wieder runtergestuft werde, dann war die Klage ja für umsonst. Oder ich müsste dann wieder klagen, wenn das geht.

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    Glaub nicht alles, was du denkst.
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  • Zitat von kim

    Oder ich müsste dann wieder klagen, wenn das geht.

    Bei einer erneuten Überprüfung nach einem befristeten Zeitraum würde ja vermutlich ein neuer Bescheid ergehen und da 'könntest' du dann wieder Widerspruch einlegen und den Klageweg beschreiten.

  • @kim

    [...] Ich drücke dir die Daumen, dass es unbefristet ist. [...]

    Bist du mit dem GdB von 50 'zufrieden' oder hättest du es so eingeschätzt, dass es größere soziale Anpassungsschwierigkeiten sind?

    Ja dankeschön fürs Dauemendrücken.

    Mit dem GdB von 50 werden mittlere soziale Anpassungsschwierigkeiten anerkannt und genau das sehe ich bei mir auch.

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    Glaub nicht alles, was du denkst.
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  • Ja dankeschön fürs Dauemendrücken.
    Mit dem GdB von 50 werden mittlere soziale Anpassungsschwierigkeiten anerkannt und genau das sehe ich bei mir auch.

    Glückwunsch, dass es doch noch geklappt hat! :thumbup:


    Allerdings kann ja auch noch das LASD Rechtsmittel einlegen.

    Nobody expects the spanish inquisition!

  • Glückwunsch, dass es doch noch geklappt hat!


    Allerdings kann ja auch noch das LASD Rechtsmittel einlegen.

    Dankeschön!

    Ja ich weiß, dass das kein endgültiger Sieg ist, vielleicht habe ich den SBA nur vorübergehend, aber ich kann auch nur abwarten, was passiert.

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  • Capricorn: Habe das mit dem Zitieren hier leider nicht hinbekommen und wollte nicht riskieren, dass der Post wieder gelöscht wird, daher ohne Zitat:

    Ehrlich gesagt habe ich auch ohne Intelligenztestung und körperliche Untersuchung ein wenig Angst vor einer Autismusdiagnostik - ich bin mir sicher, dass die Symptome meiner bestehenden Diagnosen nicht alle von mir erlittenen Symptome erklären, allerdings frage ich mich, ob ASS wirklich passen kann.

    Eine stark ausgeprägte Emotionalität und Mimik, eine sehr ausgeprägte emotionale Verletzbarkeit, Quirligkeit und eine sehr "blumige" Sprache dürften tendenziell dagegensprechen - ist ASS überhaupt möglich, wenn diese Punkte gebündelt vorliegen?

    Ich möchte ehrlich gesagt nicht einmal implizieren, dass ich "intelligent" (also wohl überdurchschnittlich) sei - aber dass mindestens normale Intelligenz, also minimal ein IQ von 85 vorliegt, dürfte wohl doch ersichtlich sein (und ist auch nicht arrogant, hoffe ich... :smug: )). Mit einem IQ < 85 gestaltet sich bestimmt alleine der Abiturerwerb sehr schwer, und dann noch mit teilweise sehr guten Noten und trotz unbehandelter ADHS... und mein Psychotherapeut müsste sich auch deutlich "verzettelt" haben. (Bleiben wir mal "auf dem Boden" - sollte ich Kurzzeitgedächtnisaufgaben mit kontextlosem zu Merkenden lösen, läge ich partiell womöglich auch drunter :d )

    Die Diagnostik ist auf jeden Fall Kassenleistung, oder? Wer weiß: vielleicht läuft das ähnlich wie mit dem §109-Gutachten - und die Kosten werden nur bei positivem Ausgang / Diagnostestellung übernommen; wenn die Diagnostik "der Sachaufklärung dienlich war". :twisted:


    Also bei mir hat es jetzt 2 Jahre acht Monate gedauert von der Klageerhebung bis zum Gerichtsbescheid am 17.01.20. Das Gericht hat entschieden, dass das Landesamt mir jetzt einen GdB von 50 bescheinigen muss. Ich bin jetzt nur gespannt, ob der Bescheid unbefristet sein wird oder befristet und das Landesamt einfach zu einem späteren Zeitpunkt versucht mich wieder herunter zu stufen. Ich bin da skeptisch.

    Puh, 2 Jahre und 8 Monate?

    Auf die Gefahr hin, mich wieder "asozial" zu fühlen: kann man das Gericht nicht davon überzeugen, dass man ein dringenderer Fall als der 08/15-ALG II-Fall und daher prioritär zu behandeln ("Eilverfahren"?) ist, weil einem das staatlich "gesicherte" Existenzminimum verwehrt wird und man so behindert ist, dass der bestehende Nebenjob gefährdet und das Vorhandensein eines Nebenjobs, der die elementaren Lebenshaltungskosten deckt, nicht gewährleistet ist? (Einmal mehr äußert sich das Problem, dass man meine Ambitionen (Studieren um jeden Preis, auch bis zum Wohnungsverlust - spätestens ab dem Punkt würde man mich wohl für verrückt erklären) nicht versteht, was aber niemand zu tun scheint. Wenn ich schon lese "sie übt einen (Teilzeit-!)Job im Callcenter aus und studiert nebenbei" :evil: )

    Mein Anwalt meinte vor einigen Monaten, dass ein Eilverfahren nur dann realisierbar sei, wenn beispielsweise durch eine Abzweigung des Kindergeldes klar ist, dass ich keinen Unterhalt erhalte und dringend auf das Geld angewiesen bin.
    Die Familienkasse behauptet allerdings, dass eine Abzweigung erst dann bewilligt werden könne, wenn geklärt ist, ob überhaupt Anspruch besteht - und dazu bedarf es der Schwerbehinderung, um die es bei der über die Abzweigung zu beschleunigenden Klage ja geht
    Dass mein Einkommen sehr niedrig ist und ich keinen Unterhalt erhalte, lässt sich durch das direkte Einreichen von Kontoauszügen nicht weniger gut oder schlecht "beweisen" als durch den Umweg über die Familienkasse. Theoretisch könnte immer noch Bargeld zufließen - aber das kann auch die Familienkasse nicht ausschließen. Das wäre aber ein riskantes Unterfangen, denn verschwiegenes Einkommen kann mich die Privatinsolvenz kosten und zusätzlich eine Strafanzeige nach sich ziehen. :prof: Bei einem paranoiden, intuitiv grundehrlichen und krankhaft sicherheitsbedürftigen Menschen wohl eher nicht so wahrscheinlich.

    (Das Abzweigungsproblem erinnert mich mal wieder an das Dilemma "Job mit >=15 Stunden/Woche = kein Kindergeldanspruch ohne Schwerbehinderung oder Klage = Notwendigkeit zu Job mit >=15 Stunden/Woche".
    (Noch mal OT: Ist eine Beschleunigung eigentlich bei einer möglichen Bafög-Klage vor dem Verwaltungsgericht möglich? Bei Bafög müsste doch offensichtlich sein, dass Dringlichkeit gegeben ist.))

    Wenn ich meinen Anwalt erneut auf die Umsetzbarkeit eines einstweiligen Verfahrens anspreche, wird er mir wohl die gleiche Antwort geben. Und das Sozialgericht darf ich nicht eigenständig kontaktieren - was soll man da tun? Jahrelang nervös "Däumchen drehen", Existenzängste haben, sich demnächst wieder mit einem mindestens dreistelligen Betrag für Heizöl beim Partner verschulden (800€ Heizölschulden bestehen noch) und Gefahr laufen, die Kindergeldnachzahlung zu verlieren, falls man Vollwaise werden sollte - und Leute wie der ALG II-Kläger mit seinen verhältnismäßig albernen 3€ Wassergeld im ALG II-Satz (wie irgendjemand hier beispielhaft nannte) rauschen wegen der "Dringlichkeit" ihrer Anliegen an einem vorbei, nur weil es ums SGB II geht?

    Kann der GdB eigentlich rückwirkend festgelegt werden, wenn der Antrag zwar rückwirkend gestellt und auch der Grund benannt worden war (Kindergeld), der Anwalt diese rückwirkende Bestimmung aber nicht in seiner Klagebegründung erwähnte? Ich vertraue meinem Anwalt dahingehend zwar, aber in meiner Paranoia muss ich einfach sichergehen.

    FruchtigBunt:

    Alles gut, aber ich vermute, ich habe die Situation nicht ganz verständlich beschrieben. Meine Eltern waren wirklich beide der Ansicht, dass ich etwas erreichen, das Abitur erwerben, ein für mich interessantes Fach studieren und mehr verdienen solle...
    Aber sie hatten beide eine etwas verzerrte Weltsicht (ist wohl erblich :d ).
    Bei meinem Vater herrscht ein gewisses Maß an Resignation vor. Er hat damals das Abitur begonnen, aber kurz vorm Ende abgebrochen - und ist darüber zum "Systemrebellen" geworden. In dem Intelligenztest, den er arbeitsagenturseitig machen sollte, hat er sich quergestellt und willkürlich Antworten angekreuzt. Dass man ihn nun womöglich für geistig behindert hält, ist ihm "wurscht". Geht es nach ihm, soll ich - wenn sich die Möglichkeiten bieten - um jeden Preis einen Job ergreifen, bei dem ich gut verdiene. Studieren war auch okay, nur meine Motivation kann er nicht nachvollziehen.
    Einmal schwärmte er (im Kontext einer einschlägigen Unterhaltung) davon, dass ich es mit viel Glück ja vielleicht mal zur "Sachbearbeiterin bei einer Krankenkasse bringen könne". Ich dachte wirklich, ich hörte nicht richtig...

    Auch wenn man den Eindruck haben kann - er traut mir nicht nicht genug zu, sondern meint, dass ein passables Einkommen das einzige Erstrebenswerte sei. Da ich das mit dem Studium kaum zu erreichen schaffe, sei ALG II besser. Daran, dass jemand aus "unserer Schicht" ohne "riesiges Glück" eine "hohe Position" (Anwalt, Lehrer bzw. Richter, Professor?) erreichen kann, zweifelt er stark. Auch daran, dass ich mit einem abgeschlossenen Studium überhaupt irgendetwas erreichen kann (nicht nur ich, sondern "man", jeder "unserer sozialen Schicht Entstammende") Und da ich mich quasi durchkämpfe, weil ich weder Bafög noch Kindergeld o.ä. erhalte, darüber sogar in die Insolvenz rutschte, erachtete er ALG II als die einfachste Alternative.
    Meine Mutter hatte selbst null Selbstvertrauen - hat ihr Leben lang anderer Leute Häuser geputzt, halbe Hähnchen verkauft oder Behinderte, Kranke und Taxikunden kutschiert und oft gehört, sie sei "viel zu intelligent", um als Ungelernte zu "jobben". Sie gönnte mir alles, was ich mir für mein Leben wünschte, dachte aber tatsächlich, dass ich auf dem Gymnasium "keine Kindheit (gehabt) hätte". Das Abitur könne man ja später noch erwerben.

    Ohne weiteren Kommentar zu behaupten, ich wäre in meinem Studium unterfordert, wäre in Anbetracht meiner bisherigen Studienleistungen arg vermessen. Dennoch kann ich Unterforderung auch nicht gänzlich verneinen: meine Leistungen sind enorm inkonsistent.
    Im Philosophiestudium kann ich viele Inhalte und Antworten auf von Dozenten gestellten Fragen antizipieren. Klar, gerade in der Philosophie gehts um mehr als reines Reproduzieren, aber es besteht eine signifikante Korrelation zwischen meiner Intuition und den Ansichten meiner Dozenten bzw. bekannter Philosophen, und ich denke, dass das - wenn es überhaupt etwas aussagt - eher für als gegen eine Begabung fürs Fach spricht.
    Und mir fällt oft auf, wie wenig rational viele Kommilitonen an Fragestellungen herangehen - immer, wenn ich das mitbekomme, werde ich ungeduldig, je nach Abstrusität des geäußerten Kommentars auch mal aggressiv. Noch aggressiver, aber vielmehr autoaggressiv werde ich, wenn ich mir wieder nichts zutraue und meine Ansichten nicht darzulegen wage, obwohl ich vermute, dass sie gut sind.
    Trotz allen bisherigen Scheiterns im Studium und insbesondere im Oberstufenmathematikunterricht ist das für mich interessanteste Informatikmodul theoretische Informatik, also eher die mathematischen Grundlagen als Programmieren oder die technischen Grundlagen.
    Und stumpfes Auswendiglernen ist "die Hölle", auch wenn mein Gedächtnis durch die Medikamente verbessert ist. Sozialer Druck scheint mir auch beim Lernen zu helfen, hilft beispielsweise gegen meine "Internetsucht": allerdings bringt mir das in Anbetracht der sozialen Defizite natürlich wenig.

    Meine tatsächlichen Leistungen - insbesondere in Informatik - werden allerdings durch mehrere Faktoren massiv beeinträchtigt: starke Selbstzweifel, soziale Ängste, schlechtes Arbeitsgedächtnis, phasenweise (existenzielle) Depressivität, Gedankensprünge - und Labilität. Diese ist wichtiger, als man anfänglich meinen würde: im vorletzten Semester war ich mehrere Wochen wie in Schockstarre, nachdem ein Dozent mich mit einem Kritikpunkt konfrontiert hatte, den ich trotz aller Paranoia nicht hatte antizipieren können: es hieß, ich hätte plagiiert, denn große Teile meiner Hausarbeit seien "von erheblichen sprachlichen Mängeln gekennzeichnet" (er mag recht haben, der Stil war grausam - aber es waren eben stilistische Mängel, nicht die sprachliche Korrektheit betreffende), der Schreibstil in der Mitte meiner Hausarbeit hingegen sei sehr prägnant und gut, auch der Inhalt sei lobenswert - aber auch dem meines Freundes sehr ähnlich. Ich war wie paralysiert - meine Unsicherheit und mein perplexer, irritierter Gesichtsausdruck haben ihn in dieser Annahme wohl noch bestärkt. Ich war einfach nur geschockt, dass man mir Plagiieren unterstellt - und er dachte wohl, er hätte mich "ertappt".

    Dass ich, da ich im Folgesemester einen weiteren Kurs bei ihm belegte, ihm eine Mail schrieb, in der ich erläuterte, dass eine psychische Behinderung vorliege, ich den entsprechenden Hausarbeitsteil nach der Arbeit, den geschwollen geschriebenen Teil aber in tagelanger sozialer Isolation geschrieben und definitiv nicht plagiiert hätte und auch mein Freund, der ja ebenso des Plagiierens bezichtigt wurde, das bezeugen könne, änderte daran nichts - er stellte den von mir als Tatsache beschriebenen Umstand im Konjunktiv dar: "Hätte ich Ihnen unrecht getan, täte mir das leid". Das war eine traumatische Situation :evil:

    Das Arbeitsgedächtnis ist über Medikation scheinbar deutlich verbesserbar - die Wirkung von Methylphenidat lässt in den letzten Tagen leider nach, womöglich muss ich die Dosis erhöhen oder doch mal Lisdexamfetamin probieren.
    Es liegt somit wohl Unterforderung vor, diese liegt aber eher an der mangelnden Umsetzbarkeit meines Potenzials (so narzisstisch das klingen mag) als an tatsächlich ausschließlich stumpfen Studieninhalten - wobei eine deutlich verbesserte Lernfähigkeit wohl nicht nur diese Unterforderungsart kompensieren, sondern zugleich eine anders geartete Unterforderung auslösen bzw. schüren würde, nämlich die in den "seichten" Teilen des Studiums.

    Ich bin durchaus offen für die Idee, dass ich selbst etwas verbessern muss - allerdings bin ich da auch immer vorsichtig. Gerade bei beeinträchtigten Exekutivfunktionen dürfte es schwierig sein, sinnvollerweise von einem deutlichen Maß an eigener Verantwortung und Verbesserungsmöglichkeiten zu sprechen.
    Aber - und das meine ich natürlich ernst - wenn jemand noch (von einem Studienabbruch abweichende) Vorschläge haben sollte, wie ich meine Situation selbst verbessern kann, würde ich sie gerne lesen!
    Jedenfall ist die Annahme, eine Loserin zu sein, so tief verankert wie sonst wohl sehr wenig Nichtinstinktives.

    Das ist mal wieder ziemlich viel geworden... schon wieder so viel Egozentrisches, sorry :nerved:

    Einmal editiert, zuletzt von Lissy (22. Januar 2020 um 20:59)

  • Leider nicht. Das würde ich mich niemals trauen, und selbst wenn, würde ich ewig von Schuldgefühlen geplagt.
    Bei solchen Sachen bin ich leider extrem nachgiebig.

    Hinzu kommt, dass ich für die Bafög-Angelegenheit tatsächlich zig Anwälte kontaktiert hatte - einige antworteten nicht, einige lehnten mich ab, weil ich ein hoffnungsloser Fall sei (u.a. eine eigentlich nette sehr kompetente und erfahrene Bafög-Spezialistin, die meinte, ich hätte keine Chance), einige lehnten mich ab, weil ich nicht selbst zahlen, sondern die mir zustehende Prozesskostenhilfe nutzen wollte, einige lehnten mich ab, weil ich nicht einfach mehrfach telefonieren kann.

  • Beim Bafög kenne ich mich nicht aus.
    Beim SBA gibts keine einstweiligen Regelungen. Denn das wäre immer eine endgültige Regelung für den betroffenen Zeitraum.
    Beim Kindergeld könnte es sein, denn das Geld könnte ja zurückgezahlt werden.

    Und zum SGB II:
    Zum einen gehts da eigentlich immer ums Geld, ist also umkehrbar.
    Dass es da schneller geht liegt auch daran, dass viel mehr Richter in dem Bereich arbeiten. Schwerbehinderung hingegen ist ein ungeliebtes Nischenthema, das vllt 2 oder 3 Richter bearbeiten, meist mit anderen Themen kombiniert.

    Einmal editiert, zuletzt von Waspie (23. Januar 2020 um 12:16)

  • Beim Bafög kenne ich mich nicht aus.
    Beim SBA gibts keine einstweiligen Regelungen. Denn das wäre immer eine endgültige Regelung für den betroffenen Zeitraum.
    Beim Kindergeld könnte es sein, denn das Geld könnte ja zurückgezahlt werden.


    Vermutlich werfe ich hier Dinge durcheinander - es ging mir nur um die Beschleunigung des Verfahrens, nicht um eine widerrufbare Vorabentscheidung.

    Die Familienkasse direkt zu verklagen, ist wohl zu riskant - mein Anwalt sagte, dass ich den Weg der Klage gegen die Familienkasse besser dann gehen solle, wenn die Schwerbehinderung mir partout nicht zuerkannt werden sollte. Denn wenn ich einmal gegen die Familienkasse geklagt und verloren habe, das Gericht also der Ansicht war, dass meine Behinderung nicht ursächlich für meine Unfähigkeit zum Selbstunterhalt bzw. das Fortdauern meines Studiums ist, könne ich Kindergeld auch nicht mehr über die Zuerkennung der Schwerbehinderteneigenschaft erhalten.


    Und zum SGB II:

    Zum einen gehts da eigentlich immer ums Geld, ist also umkehrbar.
    Dass es da schneller geht liegt auch daran, dass viel mehr Richter in dem Bereich arbeiten. Schwerbehinderung hingegen ist ein ungeliebtes Nischenthema, das vllt 2 oder 3 Richter bearbeiten, meist mit anderen Themen kombiniert.


    Hm, was meintest du mit "ist also umkehrbar"?

    Stimmt, ich erinnere mich.

    Aber auch innerhalb derer, die wegen des GdB klagen, sollte ein Verfahren beschleunigt werden können, wenn besondere Dringlichkeit besteht, oder?

  • Und das Sozialgericht darf ich nicht eigenständig kontaktieren - was soll man da tun?

    eine Verstehensfrage:

    Weshalb nicht?
    Ist doch dein Verfahren, nicht seins

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Er bat mich, "von unmittelbarer Korrespondenz mit dem Sozialgericht abzusehen" :|

    Ergänzung: Falls ich die Frage nun zu wörtlich beantwortet haben sollte ( :d ), ich traue mich ehrlich gesagt auch nicht, da gegen seinen Willen zu arbeiten.

    Einmal editiert, zuletzt von Lissy (23. Januar 2020 um 20:11)

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