• Hi!

    Ich beschäftige mich nun seit längerer Zeit mit dem Thema Autismus und ein Teil davon umfasst auch Meltdowns. Da ich hauptsächlich im englischsprachigen Raum unterwegs bin, was das Thema Autismus angeht, frage ich mich nun, ob es im deutschsprachigen Raum einen Begriff dafür gibt, oder nennet man es hier eben auch Meltdown?
    Und wie fühlt sich ein Meltdown für euch an? Was sind eure "trigger" für Meltdowns? Könnt ihr sie verhindern?

    Ich hatte schon immer solche unkontrollierbare, emotionale "Ausraster", bei denen ich laut meinen Eltern wie ein 5 jähriges trotziges Kind bin.
    Ich kann diese Ausbrüche nicht kontrollieren und sie passieren meist, wenn etwas einfach zu viel ist/war.

    Ich fange entweder an zu heulen, das ist dann die harmlose Variante, oder ich fange an auf Wände einzuschlagen, auf mich selbst oder in den Boden zu treten. Ich habe auch schon meinen Laptop während eines solchen Ausrasters zerstört - aber ich kann es wie gesagt nicht kontrollieren und es passiert nicht mit Absicht meinerseits um Aufmerksamkeit zu bekommen... meist war etwas einfach zu viel und genau dieser letzte Tropfen bringt das Fass dann zum überlaufen. Ausgelöst wird es gern auch durch (spontane) Änderungen im Ablauf oder des Plans, den man gemacht hat. Aber auch soziale Situationen.

    Hinterher bin ich immer komplett fertig und einfach nur noch müde. Manchmal sogar tagelang danach noch.

    Ich hatte schon "Ausraster", da hatte ich hinterher blaue Flecken, weil ich mich selbst geschlagen habe. Einmal kam es sogar vor, dass ich barfuß heulend mit Autoschlüssel aus dem Haus gerannt bin und wegfahren wollte, mein Bruder und Vater haben mich aber wieder zurück ins Haus manövriert und in mein Zimmer gesetzt. Oft bin ich danach auch erst mal gar nicht mehr ansprechbar. Ich starre auf einen Fleck und bin einfach "weg". :(

    Diese Situation habe ich auch häufiger nach Geburtstagen oder sozialen Zusammenkünften...

    Sind das Meltdowns? Ich habe irgendwie das Gefühl, dass man im deutschsprachigen Raum gar nicht so viel dazu findet.

    Ich dachte immer so lange, ich gehöre vielleicht einfach in eine Psychiatrie, weil ich verrückt bin. :? :|

  • Da ich hauptsächlich im englischsprachigen Raum unterwegs bin, was das Thema Autismus angeht, frage ich mich nun, ob es im deutschsprachigen Raum einen Begriff dafür gibt, oder nennet man es hier eben auch Meltdown?

    Man nennt es hier auch Meltdown. Manche Leute haben aber mit dem englischen Ausdruck ein Problem und nennen es lieber "Wutanfall" (was aber meiner Meinung nach nicht zutreffend ist, da bei mit dann keinerlei Wut mit im Spiel ist) oder "autistischen Zusammenbruch" (das trifft es dann schon besser).

    Und wie fühlt sich ein Meltdown für euch an?

    Furchtbar. Ich verliere sämtliche Kontrolle über mich und meiner Emotionen. Ich fühle mich völlig hilflos und wie ein in die Enge gedrängtes Tier. Und genauso reagiere ich dann auch. Ich fange an, hysterisch herumzuschreien, wie verrückt um mich zu schlagen, zu treten und zu beißen. Ich gerate in einen Überlebenskampf-Modus und bin dann im Grunde völlig unzurechnungsfähig. Manchmal zerstöre ich dann auch unbeabsichtigt Dinge. So ein Meltdown ist mir immer unheimlich peinlich und vor allem ist er unglaublich energiezehrend. Nach so einem Meltdown bin ich völlig erschöpft, will nur noch meine Ruhe haben und schlafen. Aber der Schlaf ist dann nicht unbedingt erholsam. Ich schlafe dann sehr unruhig und schwitze stark. Manchmal brauche ich mehrere Tage, um mich von einem Meltdown zu erholen.

    Was sind eure "trigger" für Meltdowns?

    Zu viel Stress, zu viele Reize, zu viele Eindrücke und zu viele Menschen. Also eigentlich alles, was zu viel ist.

    Könnt ihr sie verhindern?

    Ich versuche es zumindest, aber immer gelingt das leider nicht, wie z.B. beim Einkaufen oder bei Familienfeiern. Ich versuche aber immer, mich bereits im Vorfeld gegen Reize abzuschirmen und mich zurückzuziehen, wenn mir etwas zu viel wird und ich in die Nähe eines Meltdowns gerate (notfalls ziehe ich mich auf die Toilette zurück).

    Sind das Meltdowns?

    Meiner Meinung nach ja. Wichtig ist, dass du gut auf dich achtgibst, dich gegen "zu viel" abschirmst und rechtzeitig zurückziehst (wie z.B. auf die schon erwähnte Toilette). Oft kann ein rechtzeitiger Rückzug einen Meltdown verhindern.

  • Also ich würde auf Deutsch "Kernschmelze" nehmen.

    In meiner Jugend war ich komplett weggetreten (geistig abwesend) und konnte mich nicht mehr kontrollieren. Der Zustand dauerte nicht lange, war aber sehr kräftezehrend. Bei mir hat es dann Tage gedauert, bis ich wieder im Normalmodus war.

    Heute (bin jetzt 47 Jahre) beobachte ich meinen Körper, ob er zappelt oder geistigen Müll erzählt. Dann ziehe ich mich zurück und nehme mir 1 oder 2 Tage nichts vor. So komme ich halbwegs mit mir klar. So schaffe ich es, einen Meltdown zu umgehen. Problematisch ist es dann, wenn ich in meiner Erholungsphase gestört werde.

    Freundliche Grüße

    infla

  • Da ich hauptsächlich im englischsprachigen Raum unterwegs bin, was das Thema Autismus angeht, frage ich mich nun, ob es im deutschsprachigen Raum einen Begriff dafür gibt, oder nennet man es hier eben auch Meltdown?

    Ich nenne es persönlich auch Meltdown - vermutlich, weil ich den Begriff auch aus englischsprachigen Quellen und einigen Übersetzungen kenne.


    Und wie fühlt sich ein Meltdown für euch an?

    Frustrierend. Ich habe das Gefühl, emotional zu "explodieren". Manchmal bin ich so überwältigt, daß ich einfach "erstarre", zusammenschrumpfe, keine Entscheidungen mehr treffen oder gar nicht mehr auf meine Umwelt eingehen kann. Ich spreche dann immer langsamer und knapper, bis hin zum Mutismus, der dann auch einige Stunden anhalten kann. In anderen Fällen fluche und schimpfe ich, verletze mich selbst oder schlage/beschädige Gegenstände. Oder noch schlimmer...

    Spoiler anzeigen

    Es kann manchmal zu akuten Selbstmordgedanken oder sogar entsprechenden Versuchen kommen. Offenbar will ich dann so sehr aus der Situation heraus, daß ich als Kurzschlußreaktion selbst fatale Mittel nutzen würde. Ich bin so froh, daß noch nichts wirklich Schlimmes passiert ist, aber habe panische Angst, daß eines Tages doch etwas passieren könnte...

    Das Schlimmste an solchen Situationen ist, daß ich mich in gewisser Weise dabei von außen beobachte und mich dafür schäme, keine Kontrolle darüber zu haben. Aber selbst mit der besten Selbstkontrolle kann ich einen Meltdown meist höchstens verzögern. Es ist dann einfach so viel Druck vorhanden, daß ich ihn irgendwie "ablassen" muß oder "platzen" muß wie ein Luftballon, auf den zu fest eingedrückt wird... Danach fühle ich mich dann weniger angespannt, aber auch erschöpft und beschämt.


    Was sind eure "trigger" für Meltdowns?

    Wie @Windtänzerin sagte, unter anderem ein "Zuviel" von irgend etwas. Unangenehme und/oder anhaltende Sinnesreize, konstanter Streß oder zusätzliche negative Einflüsse in einer bestehenden Streßsituation, Enttäuschungen oder unerwartete und überfordernde Situationen, in einer angespannten/fokussierten Situation unterbrochen werden... Je höher die "Grundbelastung" ist, desto weniger ist nötig, um einen Meltdown auszulösen. Dann kann es schon mal passieren, daß ich im Supermarkt "zusammenklappe", weil eine Zutat ausverkauft ist.


    Könnt ihr sie verhindern?

    Wenn ich die Warnzeichen (Gereiztheit, Anspannung, Veränderungen in meiner Haltung und Sprechweise, Schreckhaftigkeit, Magenschmerzen u.a.) erkenne und die Möglichkeit habe, mich sofort und für längere Zeit aus der Situation zurückzuziehen, dann ja. Aber leider trifft beides nicht immer zu. Ich bin ein bißchen besser darin geworden, die Warnzeichen wahrzunehmen, aber oft "übersehe" (oder "überfühle") ich sie immer noch. Auch ein Rückzug ist nicht immer möglich oder "erklärbar", wenn andere Personen anwesend sind. Und leider versuche ich oft aus falschem Stolz heraus durchzuhalten. Da leider auch viel "Grundbelastung" in meinem Kopf stattfindet (Ängste, Selbstzweifel, Sorgen...), ist die "Schwelle" zum Meltdown oft schneller als erwartet überschritten oder ich habe wenig "Spielraum" für eine Reaktion. Ich versuche weiter an meiner Selbstwahrnehmung zu arbeiten und suche Unterstützung, um mit den psychischen Problemen umzugehen. An der Uni habe ich jetzt die Möglichkeit, einen Ruheraum aufzusuchen und im Notfall etwas häufiger zu fehlen, was auch schon ein wenig hilft.

    Так! я буду крізь сльози сміятись...

    Achtung: Benutzer kann sich nicht "kurz fassen" :oops:

  • Also ich würde auf Deutsch "Kernschmelze" nehmen.

    In meiner Jugend war ich komplett weggetreten (geistig abwesend) und konnte mich nicht mehr kontrollieren. Der Zustand dauerte nicht lange, war aber sehr kräftezehrend. Bei mir hat es dann Tage gedauert, bis ich wieder im Normalmodus war.

    Heute (bin jetzt 47 Jahre) beobachte ich meinen Körper, ob er zappelt oder geistigen Müll erzählt. Dann ziehe ich mich zurück und nehme mir 1 oder 2 Tage nichts vor. So komme ich halbwegs mit mir klar. So schaffe ich es, einen Meltdown zu umgehen. Problematisch ist es dann, wenn ich in meiner Erholungsphase gestört werde.

    Freundliche Grüße

    infla

    @infla
    im prinzip kenne ich es ja so auch, nur kann ich mich nicht gut beobachten, mein fragmentartiges selbstbild hat sich 50 jahre nicht geändert. trotzdem ziehe ich mich heute "routiniert" zurück wenn ich das meltdown im hintergrund vom overload lauern merke.
    :roll: Problematisch ist es dann, wenn ich in meiner Erholungsphase gestört werde. :m(: wieso fällt mir das nie auf :idea: weil ich da nämlich drinstecke und mir deshalb die dann schweren psychogenen Anfälle nicht mehr erklären kann. Zum Glück kann mein Neurologe das. :) am Freitag weiss ich mehr

    Tomi B , AS, ADS

  • Ich nenne einen Meltdown auch lieber eine Kernschmelze

    Bei mir war es auch vermehrt in der Pubertät. Viel Stress, Anpassungsdruck, Veränderungen und eine Beziehung die nicht gerade rosig war...
    Zu dieser Zeit habe ich meine komplette Einrichtung zerlegt... Die Tür war durchlöchert und hing am Boden, mein Fenster war barrikadiert weil ich es eingeschlagen habe, mein Schrank fiel fast auseinander und sogar meinen Schreibtisch (ca. 20mm dicke Vollholz platte) habe ich mit meinem Kopf in zwei hälften geschlagen...
    Blutergüsse und Wunden im Gesicht und an der Hand waren leider auch nicht selten... :oops:

    Mittlerweile habe ich das besser unter kontrolle, sobald ich merke dass es zu viel wird ziehe ich mich zurück und beruhige mich mit Musik. :]
    Funktioniert aber natürlich auch nicht immer... Manchmal will ich immernoch mit dem Kopf durch die Wand...

    Zu Schaden gekommen ist dabei zum glück noch niemand außer ich.

    Ich fühle mich dabei wie eingeklemmt in einer Müllpresse. Ein nicht auszuhaltender Druck auf der Brust und dem Bauch, mein Kopf fühlt sich an als würde mein Hirn heißlaufen und von einer zur anderen Seite springen... :?

    Mach dir also keine sorgen darüber verrückt zu sein, es geht schlimmer und nichtmal ich halte mich für verrückt :-p

  • Vielleicht wissenswert für Leute mit solchen Meltdowns: ein Freiburger Professor (der auch Bücher über Autismus geschrieben hat), berichtet von einem Fall, wo heftige Borderline-Meltdowns mit Anti-Epileptika behandelt werden konnten (es lag eine Art Epilepsie vor)
    "In Studien hätten zwischen 6 und 14% der psychiatrischen Patienten solche Komplexe gezeigt. Daraus lässt sich wohl schließen, dass in psychiatrischen Kliniken so mancher Patient behandelt wird, der unter Antikonvulsiva ein normales Leben führen könnte."
    https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankh…epileptika.html


    Zitat

    Es sind dramatische Beispiele die Professor Ludger Tebartz van Elst auf dem Welt-Psychiatrie-Kongress in Berlin vorgestellt hat: Eine Schülerin entwickelt im Alter von 15 Jahren plötzlich ein Borderline-Syndrom mit Dissoziation, Wahrnehmungsveränderungen, einer starken inneren Anspannung, Alpträumen, Cannabiskonsum sowie chronischen Suizidgedanken und vor allem extrem selbstverletzendem Verhalten. Immer wieder ritzt und schneidet sie sich selbst oder schlägt ihren Kopf gegen die Wand. Sie wird 13-mal stationär aufgenommen und muss dabei jedes Mal lange fixiert werden, weil sie sich sonst schwere Verletzungen zufügt. Die Anamnese ergibt jedoch keine psychischen Traumata oder psychosozialen Probleme in der Vorgeschichte, erläuterte der Psychiater vom Uniklinikum Freiburg im Breisgau. Letzteres passt mit dem schweren Verlauf jedoch nicht richtig zusammen. Die Ärzte veranlassen schließlich eine umfangreiche Diagnostik mit EEG, MRT und Liquoranalyse, um nach organischen Ursachen zu fahnden. Man müsse sich immer wieder vor Augen führen, dass die klinische Psychopathologie unspezifisch sei und letztlich keine Ursachen dingfest machen könne, erläuterte Tebartz van Elst.
    Fündig werden die Ärzte schließlich beim EEG: Hier sehen sie eine rhythmische Thetaaktivität (Intermittent Rhythmic Theta Activity, IRTA): Eine Sekunde lang kommt es zu generalisierten 5-Hz-Spike-Wave-Signalen, dann ist das EEG wieder weitgehend normal. Im MRT finden sich keine klaren Auffälligkeiten, ein Neuroradiologe will eine verkleinerte Amygdala erkennen, ein anderer sieht dagegen keine signifikanten Abweichungen.
    Valproat stoppt "Borderline-Anfälle"

    Das Team um Tebartz van Elst geht dem Phänomen noch weiter auf den Grund, veranlasst eine umfangreiche EEG-Analyse und kombiniert die Daten mit fMRT-Bildern. Damit wollen die Ärzte herausfinden, ob sich ein Ursprung der Signale lokalisieren lässt. Tatsächlich korreliert die IRTA mit der fMRT-Aktivität in der linken Amygdala, im linken Hippocampus, im rechten oberen Frontallappen und im rechten Gyrus dentatus. "Wir dachten nun an eine Epilepsie, die bisher vielleicht unbemerkt geblieben ist. Möglicherweise handelte es sich um Anfallssignale, die nicht bis zur Oberfläche durchdringen und im EEG daher kaum erfasst werden", erläuterte der Psychiater.

    Die Patientin wird zur Videotelemetrie an Epileptologen überstellt. Dort finden die Ärzte unter Valproat deutlich weniger pathologische EEG-Signale. Als sie das Antikonvulsivum wieder absetzten, steigt deren Zahl drastisch an und 24 Stunden später entwickelt die junge Frau erneut einen schweren "Borderline-Anfall", bei dem sie versucht, ihren Schädel zu zertrümmern. Sie muss daraufhin zwei Wochen lang fixiert werden.

    Die Ärzte behandeln daraufhin mit Valproat und die Borderline-Anfälle verschwinden komplett.

  • Hallo,

    Was heißt Meltdowns?
    Ich finde im Internet nichts, das mir das näher erläutert.

    Gruß Chelidon_Hirundinis

    Wenn du die Stichworte "Meltdown" und "Autismus" eingibst, solltest du fündig werden. Wahrscheinlich hast du nur "Meltdown" gesucht, wenn du nichts gefunden hast?

  • Wenn du die Stichworte "Meltdown" und "Autismus" eingibst, solltest du fündig werden. Wahrscheinlich hast du nur "Meltdown" gesucht, wenn du nichts gefunden hast?

    kannst du mir eine Zusammenfassung schreiben, in drei oder vier Sätze?
    Das ist mir zu viel Text, was ich da finde.

  • Da ich hauptsächlich im englischsprachigen Raum unterwegs bin, was das Thema Autismus angeht, frage ich mich nun, ob es im deutschsprachigen Raum einen Begriff dafür gibt, oder nennet man es hier eben auch Meltdown?

    Ich nenn's Meltdown. Alles andere hört sich für mich nicht richtig an. Ich mag aber auch die englische Sprache sehr gern, vielleicht kommt's einfach daher. :d

    Und wie fühlt sich ein Meltdown für euch an? Was sind eure "trigger" für Meltdowns? Könnt ihr sie verhindern?

    Ein Meltdown fühlt sich für mich furchtbar an. Ein widerliches Durcheinander von Hilflosigkeit, Panik, Überforderung und Verzweiflung. Ich hasse dieses Gefühlschaos, diese Art von völligem Kontrollverlust und dieses Rümgebrülle, Schlagen, Treten und mit Gegenständen schmeissen. Aber ich kann das dann einfach nicht stoppen, hab keine Kontrolle mehr über mich. Ich kämpf dann wie ein in die Enge gedrängtes Tier ums Überleben, bin nur noch instinktgesteuert; da ist kein bewusstes Handeln mehr möglich. Und dann diese anschliessende Erschöpfung, das Gefühl der Leere und des Ausgebranntseins. Das ist so... so grausig. Dann verkriech ich mich ins Bett, will niemanden mehr hören oder sehen, sondern einfach nur noch schlafen, schlafen und nochmals schlafen. Ich brauch meistens ein - zwei Tage, manchmal auch länger, um mich von 'nem Meltdown zu erholen. Und dann hab ich tagelang ein schlechtes Gewissen und schäme mich, weil ich so durchgedreht bin.

    Trigger sind bei mir zu viel Reize/Eindrücke, schwierige/anstrengende soziale Situationen, Stress/Zeitdruck oder alles zusammen. Ich versuch deswegen, das schon im Vorfeld zu vermeiden. Sei es dadurch, dass ich unterwegs Cappy, Sonnenbrille und Kopfhörer trag oder ich mich in triggernden Situationen rechtzeitig zurückzieh. Dazu musste ich aber erst mal lernen, rechtzeitig die Anzeichen für 'nen drohenden Meltdown zu erkennen. Mittlerweile kenn ich die und kann 'nen Meltdown meistens verhindern, nur leider klappt das nicht immer. Seit ich über Meltdowns Bescheid weiss, hab ich aber auch nur noch selten welche. Der letzte ist schon ein paar Monate her. :]

    Sind das Meltdowns?

    Ich würd mal sagen: Jep, das sind Meltdowns. :nod:

    Ich dachte immer so lange, ich gehöre vielleicht einfach in eine Psychiatrie, weil ich verrückt bin. :? :|

    Geht noch schlimmer. Ich hab während eines Meltdowns mal mit 'ner Mistforke geworfen. Die blieb neben meinem Arbeitskollegen in der Tür vom Ziegenstall stecken. In die Psychiatrie bin ich deswegen nicht gekommen. Aber ich musste zum Psychologen. :oops:

  • Ja ich habe so etwas auch zum Beispiel wenn meine Erwartungen und Pläne zerstört werden oder aber auch wenn ich mich überfordert fühle, schreie ich oft und schlage auch manchmal um mich. Manchmal rutschen mir dann auch Wörter raus die nicht sonderlich nett sind... Manchmal werfe ich auch etwas oder schlage mit dem Kopf an die Wand. Wie ich jünger war habe ich mir auch Haut abgerissen.

    Man fühlt sich halt oft auch missverstanden und kann anders seine Gefühle nicht ausdrücken. Danach fühle ich mich noch eine Zeit schlecht.

  • Nein, kann ich nicht.

    wen du Reaktion auf eine reitzüberflutung geschrieben hättest, hätte ich es sofort verstanden.


    Ich hasse das, das andere das nicht verstehen, das das mit den reizen total anstrengend ist.
    In der Grundschulzeit hatte ich grundsätzlich, ein pipen im Ohr und konnte kurzzeitig nichts hören, wenn ein Laster an der Straße neben einem vorbeigefahren ist.
    Kann ich das meinen Freunden irgendwie erklären, das das ganze total anstrengend ist und das man da schon mal rum schreit, weil es einem zu viel wird? Bzw. Wie mache ich das am besten.

  • wen du Reaktion auf eine reitzüberflutung geschrieben hättest, hätte ich es sofort verstanden

    Dann hast du es dir ja nun selbst in sogar nur einem Satz erklärt. Ich kann das halt nicht, ich brauche meistens viele Worte.

    Ich kann ja auch nicht wissen, dass dir das reicht bzw. was genau du zu dem Begriff wissen willst. Will sagen, dass es irgendwie unlogisch ist, genau die Antwort, die man selbst findet, von jemand anderem formuliert zu erwarten.

    Einmal editiert, zuletzt von Lefty (14. August 2019 um 08:15)

  • Dann hast du es dir ja nun selbst in sogar nur einem Satz erklärt. Ich kann das halt nicht, ich brauche meistens viele Worte.
    Ich kann ja auch nicht wissen, dass dir das reicht bzw. was genau du zu dem Begriff wissen willst. Will sagen, dass es irgendwie unlogisch ist, genau die Antwort, die man selbst findet, von jemand anderem formuliert zu erwarten.

    mir war das zu viel Text und zu viele Seiten und ich habe mir gedacht, das du wahrscheinlich weiß, was meldown bedeutet.

    Es regt mich schon auf, wenn ich im Internet nach der Bedeutung von smilie suchen muss.

    Jede Antwort kann man selbst finden,... nach dem Motto müsste man keine Fragen stellen.

  • Jede Antwort kann man selbst finden,... nach dem Motto müsste man keine Fragen stellen.

    Ich hab nur gesagt, dass ICH es nicht kann, das in drei Sätzen zu erklären.

    Und ansonsten find ich es schon angebracht, sich wenigstens minimal über einen Begriff selbst zu informieren, wenn man sich darüber austauschen will.

  • Den Zustand des Meltdowns nenne ich meinen „Totstellreflex“. Wenn mein Nervensystem hochfährt und ich über den Punkt komme, wo ich mich wieder selbst beruhigen kann, implodiere ich und bekomme einen Grand-mal-Anfall, auch unter antiepileptischen Medikamenten.

  • Erst mal ein riesengroßes Sorry, dass ich erst so spö


    Ich fühle mich völlig hilflos und wie ein in die Enge gedrängtes Tier. Und genauso reagiere ich dann auch. Ich fange an, hysterisch herumzuschreien, wie verrückt um mich zu schlagen, zu treten und zu beißen. Ich gerate in einen Überlebenskampf-Modus und bin dann im Grunde völlig unzurechnungsfähig. Manchmal zerstöre ich dann auch unbeabsichtigt Dinge. So ein Meltdown ist mir immer unheimlich peinlich und vor allem ist er unglaublich energiezehrend.

    @Windtänzerin

    Ja, so geht es mir auch immer. :(

    Meiner Meinung nach ja. Wichtig ist, dass du gut auf dich achtgibst, dich gegen "zu viel" abschirmst und rechtzeitig zurückziehst

    Das ist manchmal echt schwierig... Ich bin noch nicht diagnostiziert, den ersten Gesprächstermin habe ich am 30.08. Ich traue mich einfach nicht, zu sagen: Hey sorry, aber ich brauche jetzt erst mal etwas Ich-Zeit, um wieder runterzukommen und neue Energie zu tanken.. Denn die meisten verstehen es leider nicht. Ich zwinge mich schnell dazu, an etwas teilzunehmen, weil eben jeder das macht - selbst, wenn ich das eigentlich gar nicht möchte. :roll:
    Denn - andere machen es ja und denen macht es gar nichts aus. Und man möchte ja schon irgendwo mal dazugehören. Wobei ich noch nie das Gefühl hatte, dass ich wirklich irgendwo dazugehöre.


    implodiere ich und bekomme einen Grand-mal-Anfall,

    Oh man, das ist aber auch echt nicht schön! 8o :(

    Ich mag aber auch die englische Sprache sehr gern, vielleicht kommt's einfach daher.

    @Rusty Mike

    Da bin ich ganz auf deiner Seite. Zumal ich sowieso das erste mal was über Asperger Autismus auf Englisch gelesen und gesehen habe. Dort gibt es irgendwie auch viel mehr aktuelle Infos zum Thema Autismus, was hier in Deutschland noch gar nicht so bekannt zu sein scheint.


    Ich kämpf dann wie ein in die Enge gedrängtes Tier ums Überleben, bin nur noch instinktgesteuert; da ist kein bewusstes Handeln mehr möglich. Und dann diese anschliessende Erschöpfung, das Gefühl der Leere und des Ausgebranntseins. Das ist so... so grausig.

    Irgendwie finde ich es aber beruhigend, dass es nicht nur mir so geht. :? Ja, es ist was absolut schreckliches und ich hasse es auch... Als Kind und Teenager hatte ich diese Meltdowns aber wesentlich öfter, als heute. Heute muss doch viel passieren, damit ich irgendwann einen Meltdown habe. Leute nennen mich immer kindisch für dieses Verhalten, worüber ich gar nichts bestimmen kann.

    Es kann bei mir auch durchaus passieren, dass ich ausraste, weil es im Laden meine Lieblingschips, die ich immer kaufe, eben nicht gibt. Es kann auch passieren, dass ich gerade etwas mache, total überfordert bin, total angespannt bin und dann kommt irgendwer und will was jetzt sofort von mir - und das war dann einfach dieses Tröpfchen zu viel. :(

    Es ist mir immer unglaublich unangenehm und peinlich, wenn es passiert... Denn es ist auch schon vor Familienmitgliedern passiert, die das auch nicht nachvollziehen konnten.


    Geht noch schlimmer. Ich hab während eines Meltdowns mal mit 'ner Mistforke geworfen. Die blieb neben meinem Arbeitskollegen in der Tür vom Ziegenstall stecken. In die Psychiatrie bin ich deswegen nicht gekommen. Aber ich musste zum Psychologen.

    Ich habe zum Glück noch nie jemanden angegriffen - die Attacken gingen immer gegen mich selbst oder Gegenstände...

    Ein nicht auszuhaltender Druck auf der Brust und dem Bauch

    @Knorzkopp

    Ich habe immer dieses Bild im Kopf, was eigentlich ziemlich gut passt. Ich fühle es schon, bevor es passiert, kann es aber teils noch abwenden durch Stimming oder wenn ich mich ablenke mit dem, was ich gerne mag.
    Es fühlt sich an, als würde jemand einen Faden spannen. Es wird immer mehr und der Zug auf den Faden nimmt immer weiter zu - bis er irgendwann reißt, weil er überspannt wurde.
    Dabei habe ich auch einen Druck auf Brust und Bauch.

  • Ich traue mich einfach nicht, zu sagen: Hey sorry, aber ich brauche jetzt erst mal etwas Ich-Zeit, um wieder runterzukommen und neue Energie zu tanken.. Denn die meisten verstehen es leider nicht. Ich zwinge mich schnell dazu, an etwas teilzunehmen, weil eben jeder das macht - selbst, wenn ich das eigentlich gar nicht möchte.

    Das kenne ich leider nur zu gut. Mir ging es vor der Diagnose nicht anders. Ich musste nach der Diagnose erst lernen, mir gezielt Zeit für mich zu nehmen und mich gegen "zuviel" abzuschirmen, bzw. mich rechtzeitig zurückzuziehen. Mittlerweile klappt das aber sehr gut und es ist mir auch egal, ob das für andere grad okay ist oder nicht. Manchmal ist es einfach wichtiger, darauf zu achten, dass es einem selber gutgeht, als das man grad der "Norm" entspricht. :nod:

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