Diagnose während einer laufenden Psychotherapie

  • Ich werde meine Diagnose oder nicht Diagnose vermutlich noch während meiner jetzigen Therapie bekommen. Hab in 4 Wochen den Termin zum Vorgespräch in der Ambulanz (ohne Überweisung). Meine Therapeutin hat Asperger mal als vagen Verdacht geäußert und war jetzt mehr als überrascht dass ich mich um einen Termin zur Diagnostik gekümmert habe. Ich hab mich halt bisschen eingelesen und damit auseinandergesetzt und sehe mich da schon sehr drin und weil ich Gewissheit will - in welcher Form jetzt auch immer, ob positiv oder negativ - hab ich eben den Termin vereinbart (übrigens sehr schnell, hätte innerhalb 4 Wochen einen bekommen können, leider gabs da Organisationsprobleme in der Ambulanz und weil ich dann noch nicht sicher wusste wie ich arbeiten muss, hab ich mir den in den September in meinen Urlaub gelegt, also insgesamt knapp 2 Monate Wartezeit und gesetzlich versichert).
    Wobei ich aber sagen muss, meine Therapie ist an mir orientiert und nicht an einer Diagnose. Klar wurde eine zum Beantragen benötigt, aber die Therapie läuft eben nicht nach dem Schema Diagnose X ab. Von daher ist es für meine Therapeutin denk ich ok und sie selbst würde die Diagnose nicht sicher stellen, weils eben von ihr nur ein entfernter Verdacht ist und so.

  • Wobei ich aber sagen muss, meine Therapie ist an mir orientiert und nicht an einer Diagnose. Klar wurde eine zum Beantragen benötigt, aber die Therapie läuft eben nicht nach dem Schema Diagnose X ab. Von daher ist es für meine Therapeutin denk ich ok und sie selbst würde die Diagnose nicht sicher stellen, weils eben von ihr nur ein entfernter Verdacht ist und so.

    es macht auch für die individuelle therapie einen unterschied. das sehen manchmal nichmal die ärzte so.
    aber z.b. ob ich jemanden nicht verstehe weil ich aus irgendeinem grunde angst habe, ihn anzuschauen (aber grundsätzlich in der lage wäre, seine mimik zu verstehen) oder ob ich die person nicht anschaue weil ich eh nicht kapiere, was da im gesicht passiert, ich schaue in beiden fällen nicht hin.
    es macht aber eben sehr wohl einen unterschied für die therapie (individuell):
    1) es als gegebenheit akzeptieren und möglichkeiten der kompensation oder des umgangs damit suchen
    2) es als problem sehen und daran arbeiten: z.b. ängste abbauen bis ich (wieder) hinschauen kann, was da im gesicht meines gegenübers passiert.

    das ist doch schon ein sehr großer unterschied

  • Ich bemerke das auch gerade so wie @kastenfrosch sagt, viele meiner Symptome sind für mich und meine Therapeutin ein Rätsel und es wäre gut zu wissen, ob da nun ein Trauma oder Gewöhnung hintersteckt oder ob ich lernen sollte mit meinen (für mich als behindert empfundenen) Eigenheiten umzugehen.
    Ich denke, wenn meine Therapeutin mich im Spektrum einsortieren würde, würde ich nicht unbedingt eine Diagnostik wollen, sondern es so akzeptieren. Gerade meinte sie aber, dass sie mich da auf keinen Fall sieht, in der Therapie kommen wir aber gerade in Bezug auf soziale Probleme nicht weiter.

    @Fighter93 Wo warst du zur Diagnose, wenn ich fragen darf, 2 Monate ist ja traumhaft schnell.

  • Ich habe eine Rückmeldung aus Dresden bekommen, die bitten um eine Stellungnahme des/der Therapeut/in und da glaube ich nicht, dass ich sie bekomme, vielleicht spreche ich das nochmal an, aber meine Therapeutin vermutet, dass ich einfach zu wenig Kontakt mit Menschen hatte und deswegen in der Nähe von vielen fremden Menschen nervös bin :?

    Beim KEH in Berlin sind auch Termine möglich, aber da ist nur eine Telefonnummer angegeben. :roll:

  • Zitat von mugwump

    aber meine Therapeutin vermutet, dass ich einfach zu wenig Kontakt mit Menschen hatte und deswegen in der Nähe von vielen fremden Menschen nervös bin

    Das heißt, sie ist der Meinung, wenn du übst, mehr Kontakt zu Menschen zu haben, dass du dann weniger nervös in deren Gegenwart bist und dich besser fühlst? Habt ihr das denn schonmal geübt bzw. habt ihr da einen Behandlungsansatz? Ich hatte auch (ab der Jugendzeit) recht wenig Kontakt zu anderen Menschen und konnte deswegen viele soziale Kompetenzen nicht ausüben, aber ich glaube, dass der Grund für die wenigen Kontakte auch autismusbedingt war (fühlte mich nirgends zugehörig und fremd und konnte nicht wirklich mit den Menschen kommunizieren).

    Was glaubt deine Therapeutin denn, WARUM du zu wenig Kontakt mit Menschen hattest? Das wäre doch der Knackpunkt.

    Dass die Ambulanz in Dresden eine Stellungnahme eines Therapeuten möchte, finde ich nicht in Ordnung. Wie hoch wollen die die Hürden eigentlich noch hängen? Denen dürfte doch auch bewusst sein, dass sich viele Therapeuten nicht mit ASS auskennen.... :shake: Deshalb geht man doch gerade zu einer Spezialambulanz.

    2 Mal editiert, zuletzt von FruchtigBunt (16. August 2019 um 13:17)

  • Was glaubt deine Therapeutin denn, WARUM du zu wenig Kontakt mit Menschen hattest? Das wäre doch der Knackpunkt.

    Es ist eigentlich ganz einfach.
    @Mugwump verbringe einfach mehr Zeit mit Menschen und teste aus, ob du dich dabei weiterentwickelst.
    Wichtig dabei wäre aber schon, dass man diesen Weg ernsthaft beschreitet.
    Wenn es funktioniert, hast du deine Antwort.
    Wenn es nicht funktioniert, kannst du weiter suchen und hast ein Argument weniger.
    So oder so gewinnst du.

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

  • es macht auch für die individuelle therapie einen unterschied. das sehen manchmal nichmal die ärzte so.aber z.b. ob ich jemanden nicht verstehe weil ich aus irgendeinem grunde angst habe, ihn anzuschauen (aber grundsätzlich in der lage wäre, seine mimik zu verstehen) oder ob ich die person nicht anschaue weil ich eh nicht kapiere, was da im gesicht passiert, ich schaue in beiden fällen nicht hin.
    es macht aber eben sehr wohl einen unterschied für die therapie (individuell):
    1) es als gegebenheit akzeptieren und möglichkeiten der kompensation oder des umgangs damit suchen
    2) es als problem sehen und daran arbeiten: z.b. ängste abbauen bis ich (wieder) hinschauen kann, was da im gesicht meines gegenübers passiert.

    das ist doch schon ein sehr großer unterschied

    Naja ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster und behaupte, meine Therapeutin kann das bei mir gut unterscheiden. Bin ja nun schon eine Weile bei ihr, grundsätzlich aber wegen ganz anderen Dingen und sie äußerte den Verdacht auch ziemlich zurückhaltend nach gut 1 1/2 Jahren, in denen ich zum Teil mehrmals in der Woche und die meiste Zeit auch mit Doppelstunden bei ihr war, sie hat da schon einen guten Blick für mich entwickelt.
    Aber ja, grundsätzlich hat nicht jeder automatisch diese Kompetenz den Unterschied zu finden, nur weil er Arzt/Therapeut/Psyschologe/etc ist. Ich für mich weiß, dass meine Therpie auf mich geschneidert ist und das Gesamtbild einbezieht.
    Kann jetzt aber auch sein dass ich deine Antwort faslche verstehe, da bin ich mir gerade nicht sicher.



    @Fighter93 Wo warst du zur Diagnose, wenn ich fragen darf, 2 Monate ist ja traumhaft schnell.

    Noch war ich ja nicht zur Diagnose, da wird erst im September das Vorgespräch sein. Wird in Heppenheim bei Dr. Preißmann stattfinden. Ist hier im Forum ja im entsprechenden Thread ein bisschen umstritten, aber ist bei mir eben die einzige Stelle in der Nähe die ich finden konnte, die Kassenpatienten nimmt. Dass es so schnell einen Termin gab hat mich auch sehr überrascht. Hab grad geschaut, ich hab am 04.07. das erste Mal angerufen und hatte da für den 08.08. einen Termin bekommen - paar Tage später bekam ich von Fr. Dr. Preißmann persönlich einen Anruf mit Terminverschiebung auf den 13.08. den konnte ich aber nicht nehmen weil ich da meine Arbeitszeiten noch nicht wusste und dann hab ich eben September angeboten, weil ich da ganz sicher den Tag frei habe.
    Insgesamt bin ich momentan positiv gespannt und aufgeregt, was mich ungemein beruhigt ist, dass ich im Grunde Rückendeckung meiner Therapeutin habe, ich mir also sicher sein kann, nach dem Vorgespräch wieder zu ihr zurückzukommen und weiter zu machen, ich schätze wenn es ganz hart kommt, würde sie mir auch einen kurzen Bericht oder so schreiben, ich hoffe jedoch dass das nicht benötigt wird und es auch ohne geht. Mal sehen.

  • Dass die Ambulanz in Dresden eine Stellungnahme eines Therapeuten möchte, finde ich nicht in Ordnung. Wie hoch wollen die die Hürden eigentlich noch hängen? Denen dürfte doch auch bewusst sein, dass sich viele Therapeuten nicht mit ASS auskennen.... Deshalb geht man doch gerade zu einer Spezialambulanz.

    So lange die Nachfrage deutlich höher ist als die möglichen Termine, werden die wohl jede Möglichkeit nutzen, vorher Fälle auszusortieren.
    Und da finde ich ein Fachgespräch von Diagnostiker zu Therapeut gar nicht mal so verkehrt - wobei dann ja auch eine Schweigepflichtentbindung nötig sein wird.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • @FruchtigBunt
    Danke, genau das habe ich mir auch gedacht, das hebt die Hürde für mich gerade sehr. Ne Überweisung kriege ich ja noch hin..

    Warum ich so wenig Kontakt mit Menschen hatte?
    Das ist schon berechtigt, ich bin sehr behütet aufgewachsen (sehr christlich - konservativ verschlossen). Ich durfte bspw nicht bei Freunden übernachten, weil ich immer(keine Übertreibung) sonntags in die Kirche musste. Da hat ganz klar mein Sozialleben drunter gelitten.
    Ab Beginn der Therapie habe ich mir aber vieles angeeignet, hatte irgendwann meinen ersten Freund, war jetzt auch schonmal ein paar Tage mit Freunden weg, habe einen vorhandenen Freundeskreis, mit dem ich regelmäßig etwas unternehme. Man kann sogar sagen, dass Freundschaften pflegen zu einem meiner größten Beschäftigungen geworden ist. Darum mache ich mir Gedanken, wenn ich morgens aufstehe und abends ins Bett gehe. Seit meinen Teenietagen möchte ich viele Freunde haben und solche Freundschaften erleben wie in Büchern.
    Gerade bin ich an einem Punkt, wo ich mich nicht mehr einsam fühle und Leute gefunden habe, die ich mag. Das macht mich unglaublich glücklich.

    Andererseits überfordern mich noch immer viele Situationen, die unübersichtlich sind (Einkaufen), wo viele Menschen auf einem Fleck sind oder dieser Übergang von Bekannten zu Freunden, den ich nur ganz schwer hinbekomme,weil ich nicht genau weiß, wie man das macht.

    Ich hatte zwei längere Beziehungen mit Autisten(wusste ich vorher nicht). Und zu denen hatte ich auf einmal eine Verbindung, bei der ich nicht das Gefühl hatte mich kontrollieren zu müssen. So bin ich zu dem Thema gekommen.

    Ist also irgendwie nicht so einfach @Cloudactive, weil ich anscheinend gerade gut funktioniere (ich studiere allerdings gerade auch nicht). Zudem bin ich ein sehr sturer und energischer Mensch.. ich wollte die Freunde und die Gemeinschaft immer, bin jetzt aber fast dauererschöpft. Das ist halt merkwürdig.

  • So lange die Nachfrage deutlich höher ist als die möglichen Termine, werden die wohl jede Möglichkeit nutzen, vorher Fälle auszusortieren.Und da finde ich ein Fachgespräch von Diagnostiker zu Therapeut gar nicht mal so verkehrt - wobei dann ja auch eine Schweigepflichtentbindung nötig sein wird.

    Ich habe es so verstanden, dass da kein Gespräch stattfindet, sondern der Mensch mit Verdacht auf ASS von seinem Therapeuten (sofern er/sie überhaupt eine/n solche/n hat) eine Art Stellungnahme in Form eines Briefes anfordern soll. Ich glaube nicht, dass das sehr viele Therapeuten machen werden.

    Erstens, weil sie sich vermutlich nicht so sicher sind und eher dazu tendieren zu behaupten, dass die Person keine ASS habe (weil viele Behandler falsche Vorstellungen davon haben, wie sich Asperger äußert)

    und das zweite ist die büroraktische Hürde. Die/der Behandler/in muss sich hinsetzen und einen Brief schreiben und das muss wiederum abgerechnet werden. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das einige Behandler (die zumindest in meinen Fällen oft darüber klagten, dass die Schreibarbeit so viel Zeit beanspruche) dazu verleiten könnte, abzuwiegeln und dann erstmal sowas zu sagen wie "ach, glauben Sie wirklich, dass Sie das haben?", was dann auch eine Art Verzögerungstaktik sein könnte, um nicht so eine Stellungnahme schreiben zu müssen. Vor allem bei Berufsanfängern dürfte die Hürde noch höher sein, so eine Stellungnahme zu schreiben, weil sie vielleicht Sorge haben, dann auf diese Einschätzung festgenagelt zu werden.

    Vor allem finde ich es sehr abschreckend, wenn man als Ambulanz verlangt, dass jemand mit Asperger eine solche Aufgabe bewerkstelligen muss, um zur Diagnostik zu dürfen. Die Tatsache, dass man das schafft, könnte ja eher schon darauf hindeuten, dass man kein Asperger hat. :fun: Aber ich glaube wirklich, dass man mit dieser Hürde einige Leute mit Asperger außen vor lässt, die es weder schaffen, noch für erforderlich halten, eine Therapie zu beginnen (und ein Psychologe, bei dem man nicht in Therapie ist, wird schon gar keine solche Stellungnahme schreiben) und die auch Probleme damit haben, um solche Dinge zu bitten. :roll: Ich würde die Angebote gerade bei Autisten wesentlich niedrigschwelliger gestalten. Falls es wirklich so wäre, Leute wegen Kapazitätsengpassen auszusieben, wäre das einfach nur gemein, finde ich. Weil dann eigentlich die rausfliegen, die am meisten Probleme haben. :( Ich finde das unverantwortlich von einer Diagnostikstelle. Statt Leute auszusieben könnte man genausogut die Wartezeiten eben noch mehr steigen lassen oder mal mehr Personal einstellen, ausbilden, Gesundheitssystem reformieren etc. :frown:

    3 Mal editiert, zuletzt von FruchtigBunt (16. August 2019 um 21:47)

  • Ich habe es so verstanden, dass da kein Gespräch stattfindet, sondern der Mensch mit Verdacht auf ASS von seinem Therapeuten (sofern er/sie überhaupt eine/n solche/n hat) eine Art Stellungnahme in Form eines Briefes anfordern soll.

    OK, das natürlich doof und das würde ich auch nicht als zielführend ansehen.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • Die Ambulanz in Dresden schrieb nun, dass sie mich behandeln würden, falls ich Indizien für Autismus vorweisen kann.

    Eins meiner Elternteile soll einen Fragebogen ausfüllen, ich soll Beurteilungen von Zeugnissen einschicken und Vorbefunde meiner Therapien.

    Weiß jemand wie ich an letzteres kommen könnte?
    Ich habe schon eine Therapie abgeschlossen, bei der laufenden könnte ich vielleicht! meine aktuelle Therapeutin fragen, aber üblich ist so ein Diagnosezettel glaube nicht.

    Weiß jemand, was sie haben wollen und wie ich da am besten rankomme?

    VG Mugwump

  • Ja! Meinen Sohn habe ich während der laufenden Psychotherapie (wegen Störung der Emotionen und des Sozualverhaltens) zur erneuten Autismus-Diagnostik gebraccht. Das hatte aber die Psychotherapeutin selbst angeregt, denn sie habe das nach 9 Monaten immer noch nicht abgrenzen können. :?

  • Also hat jemand von euch schonmal während einer laufenden Therapie sich außerhalb Diagnose und/oder Beratung gesucht?

    Ich hätte gerne eine Ja/Nein-Autismus Antwort :/

    Ja. ich bin schon seit 2017 in einer analytischen Therapie, motiviert ursprünglich wegen einer Partnerschaftskrise, und daneben waren bzw sind fachärztliche Betreuung, sozialpädagogische Betreuung und ein Klinikaufenthalt mit weitergehender Diagnostik fällig.

    Einmal editiert, zuletzt von Pechblende (29. April 2020 um 12:20)

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