Neurotypical Peers are Less Willing to Interact with Those with Autism based on Thin Slice Judgments

  • Totschweigen mach es ja nicht ungeschehen. Statt dessen blendet es Teile der eigenen Vergangenheit aus, die nun mal zu einem gehört, und ohne die man nicht der Mensch wäre, der man heute ist. Dieses Ignorieren zu etwas, das nun mal als Erfahrungswert zu einem gehört, sorgt dann aber für ein "Unvollständig"-Gefühl.

    Ohne unsere Erfahrungen hätten wir uns hier nicht getroffen. Wäre doch schade :)
    Und wer weiß, was dann statt dessen wäre - das könnte ja auch schlimmer sein.

  • Totschweigen mach es ja nicht ungeschehen. Statt dessen blendet es Teile der eigenen Vergangenheit aus, die nun mal zu einem gehört, und ohne die man nicht der Mensch wäre, der man heute ist. Dieses Ignorieren zu etwas, das nun mal als Erfahrungswert zu einem gehört, sorgt dann aber für ein "Unvollständig"-Gefühl.

    Ohne unsere Erfahrungen hätten wir uns hier nicht getroffen. Wäre doch schade :)
    Und wer weiß, was dann statt dessen wäre - das könnte ja auch schlimmer sein.

    Das finde ich wirklich sehr schön gesagt :nod:

  • Das wird daran liegen, dass du Autist bist und / oder dass wir uns kaum kennen. Des Risikos war ich mir bewusst, denke jedoch eine virtuelle Umarmung reicht in ihrer Intensität nicht annähernd an eine echte heran und ist insofern zu verschmerzen bzw. als reine Geste zu betrachten.

    Ja das ist wahr, ic nehme dir das auch nicht übel, du zeigst ja damit das dir andere nicht egal sind und das finde ich gut :)

    Ich mag es auch nicht bei Leuten die ich kenne. Ich mag nicht das die Berührung sich so intensiv anfühlt, vielleicht weil ich in einem schwachen Moment eh schon mehr spüre als ich will.
    Ist nur eine Vermutung. Das kann an dem Autismus liegen, ja.


    Da bin ich sehr froh dass du das konntest.
    Ich selber hatte die Fähigkeit nur in manchen Fällen, dann aber eher wenn Andere kritisiert oder gegen sie gehetzt wurde.

    Eigentlich funktioniert bei mir der Instinkt immer, aber ich neige leider oft dazu trotzdem nicht auf ihn zu hören, weill eben naiv und gutgläubig, so mein Gefühl, anders kann ich es mir nicht erklären warum ich trotz Negativerfahrungen jeglicher Art immer wieder denke "Es könnte ja bei dieser Person / dieses Mal ja anders sein als vorher" :m(:
    Man sagt ja die Hoffnung stirbt zuletzt und die Hoffnung will einfach nicht sterben in diesem Fall :irony:


    allerdings soll ja in Internaten das Mobbing schlimmer sein, also wer weiß...

    Genau deswegen wollte ich NIE in ein Internat oder Heim.

    Man kann aber echt nicht danach gehen.
    Ich war in einem heim für schwer erziehbare Kinder, wo sie bei mir autistische Züge zwar bejat haben, aber trotz AS-Diagnose die ich vorher schon bekommen hatte, meinten ich hätte kein AS. Jedenfalls wurde ich dort mehr oder weniger genötigt mich umarmen zu lassen (von der Erzieherin) die meinte das gehöre zum normalen Sozialverhalten dazu und ich solle es genießen lernen.
    Ich hab das nur mitgemacht weil ich wusste das ich dann schneller wieder zu meiner Mutter zurück kann.
    Die hatte mir nie Umarmungen angeboten bzw es ist und war nie so wirklich Thema.
    In dem heim gab es auch andere Kinder mit Einschränkungen und Störungen, daher wurde ich dort nicht gemobbt, ich hatte dort mehr Freunde als jemals anderswo.
    An einem Internat oder Heim für normale wäre ich gestorben, so viel ist sicher x(

    Go bad or go home!

  • Totschweigen mach es ja nicht ungeschehen. Statt dessen blendet es Teile der eigenen Vergangenheit aus, die nun mal zu einem gehört, und ohne die man nicht der Mensch wäre, der man heute ist. Dieses Ignorieren zu etwas, das nun mal als Erfahrungswert zu einem gehört, sorgt dann aber für ein "Unvollständig"-Gefühl.

    Ohne unsere Erfahrungen hätten wir uns hier nicht getroffen. Wäre doch schade
    Und wer weiß, was dann statt dessen wäre - das könnte ja auch schlimmer sein.

    :thumbup: sehe ich auch so C:

    Go bad or go home!

  • Waspie: Die Erkenntnis, dass Autisten anhand von Stimme, Mimik etc. gleich auf den ersten Blick als unsympathisch wahrgenommen werden, finde ich einerseits auch übel. Andererseits erfreut und erleichtert es mich, das zu lesen. Denn diese Erfahrung mache ich ja ohnehin, habe sie in unterschiedlichsten Lebensphasen wieder und wieder gemacht und mache sie noch immer. Das zu lesen, führt bei mir zu dem, was Tebartz van Elst, Riedel etc. als "Entschuldung" bezeichnet haben. Ich bin keine Versagerin, sondern eine Behinderte. Das entschuldet und stärkt mich enorm. Schlimmer als diese Tatsache finde ich persönlich aber inzwischen, dass ich bei längerem, kontinuierlichem Kontakt auch bei Menschen, die mich ursprünglich mochten, "verliere". Gerade in Gruppendynamiken bin ich dann zumeist irgendwann Außenseiterin, oft, ohne sagen zu können, ab wann es "aus dem Ruder lief". Auch unter Autisten kommt das übrigens vor. Daher kann ich langfristig kaum Bindungen aufbauen. Meiner Ansicht nach ist das schlimmer als die anfänglich unsympathische Ausstrahlung. Aber vielleicht hängt auch beides zusammen.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

    Einmal editiert, zuletzt von Leonora (29. August 2019 um 22:41)

  • Ich erlebe es seit der Diagnose genau umgekehrt.
    Sie bestätigt nur, ich bin halt anders, und zeigt auf, womit.
    Jetzt, wo ich weiß, womit ich irritiere, gelingt mir zunehmend besser, das so zu "verpacken" dass es einfach nur als "spezielle Macke" wahrgenommen wird. Auch komme ich in Gruppen besser klar, finde leichter den Zugang, bleibe unhinterfragt "drin".
    Ich bin heute mehr ich, stehe zu meinen Macken, hinterfrage mich immer weniger zu "drin" oder "draußen". Früher hab ich unbewusst immer wieder Bestätigung durch die anderen zu meinem "drin" gesucht bzw erfragt.
    Habe manches NT-Verhalten als Signal für "draußen" interpretiert, das gar nichts mit mir zu tun hatte.
    Zusammen wirkte das jedoch fatal.
    Es war meine Unsicherheit zu mir, dieses "Anders" unbedingt verbergen zu wollen, weil ICH dachte, das sei Voraussetzung für "drin".
    Und genau das war der Irrtum. Weil ja nicht echt, und mit Unecht ist man automatisch "draußen".
    Das Anders wird mal mehr, mal weniger akzeptiert. Da wo weniger, ist das keine Gruppe bzw sind das keine Menschen für mich.
    Je radikaler ich das lebe, desto leichter wird es.

    Auf Fotos sehe ich aber immer noch "blöd" aus :m(: :d

  • Waspie: Die Erkenntnis, dass Autisten anhand von Stimme, Mimik etc. gleich auf den ersten Blick als unsympathisch wahrgenommen werden, finde ich einerseits auch übel. Andererseits erfreut und erleichtert es mich, das zu lesen. Denn diese Erfahrung mache ich ja ohnehin, habe sie in unterschiedlichsten Lebensphasen wieder und wieder gemacht und mache sie noch immer. Das zu lesen, führt bei mir zu dem, was Tebartz van Elst, Riedel etc. als "Entschuldung" bezeichnet haben. Ich bin keine Versagerin, sondern eine Behinderte. Das entschuldet und stärkt mich enorm. Schlimmer als diese Tatsache finde ich persönlich aber inzwischen, dass ich bei längerem, kontinuierlichem Kontakt auch bei Menschen, die mich ursprünglich mochten, "verliere". Gerade in Gruppendynamiken bin ich dann zumeist irgendwann Außenseiterin, oft, ohne sagen zu können, ab wann es "aus dem Ruder lief". Auch unter Autisten kommt das übrigens vor. Daher kann ich langfristig kaum Bindungen aufbauen. Meiner Ansicht nach ist das schlimmer als die anfänglich unsympathische Ausstrahlung. Aber vielleicht hängt auch beides zusammen.

    Sowas kenne ich auch.
    Bezüglich der Studie frage ich mich gerade, ob diese Kombination aus "mag ich nicht" und "halte ich für klug (smart)" nicht sogar richtig toxisch ist. Denn daraus folgt für den NT ja folgendes:
    Er mag den Autisten eh weniger. Aber er denkt, dass der klug ist, woraus sich bestimmte Erwartungen z.B. bezüglich des Verhaltens speisen. Diese wird der Autist dann aber gar nicht erfüllen können. Dies wird ihm dann negativ (z.B. als vorsätzliche Unfreundlichkeit) ausgelegt, denn "er ist ja so klug". Folglich mag der NT den Autisten noch weniger.
    Ferner dürften die aus diesem Ersteindruck der Klugheit abgeleiteten Annahmen bezüglich Fähigkeiten wohl generell zur Unterschätzung der Einschränken führten.

  • Wenn ich daran denke, wie ich als Kind und Jugendlicher aussah und herumlief, regt sich in mir der Wunsch mich selbst zu mobben. :fun: Die Körperhaltung war elendiglich, Kleidung und Frisur passten überhaupt nicht zu mir, sodass ich rundum unmöglich aussah. Mittlerweile kleide ich mich sehr bewusst so, dass alles zu meinem Körperbau passt und trage mein Haar auch so, dass es sich vorteilhaft auf mein Äußeres auswirkt; das Starren habe ich mir größtenteils abgewöhnt und auch die Körperhaltung ist viel besser geworden.
    @HCS erwähnte schon mehrfach in anderem Zusammenhang, dass er sein Außenseitertum kultivierte. So halte ich es zu einem gewissen Grade mit meinem Äußeren: Ich versuche erst gar nicht, gewöhnlich, unauffällig, "normal" auszusehen, sondern habe meinen eigenen Stil, der meinem Geschmack, meinen Vorzügen und Bedürfnissen gleicher Maßen entspricht. Wenn Anmerkungen zu meiner Kleidung gemacht werden, dann fast immer anerkennend. Leute, die alles ablehnen, das anders ist, gibt es natürlich immer - doch auf derene Meinung solte man nicht nur als Autist nichts geben.

    Gibt es hier noch jemanden, der sein äußeres Erscheinungsbild als mittlerweile deutlich besser einschätzt, als in seiner Jugend?

    Es ist mal eine Studentin in einer Autismusgruppe aufgetaucht, die per Fragebogen oder so was über typische körperliche Merkmale von Autisten meinte herausfinden zu können und dadurch auch schon abstruse Theorien aufgestellt hat. Die wurde von uns mit Schimpf und Schande vertrieben, denn das wäre mehr als unangemessen. Da es ja nicht wie beim Downsyndrom oder beim fetalen Alkoholsyndrom ist, wo wirklich oft was sichtbar ist, wirkte das wie die Einleitung zu einer Hexenjagd ähnlich wie damals als körperliche Merkmale zur Erkennung von Juden publiziert wurden! *hust*

    Also bitte sowas weit von uns weisen, Autismus hat keine körperlich sichtbaren Komponenten und so wären alle Ergebnisse in der Richtung reiner Zufall, wenn da einige körperliche Gemeinsamkeiten haben sollten. Wer Autist ist bleibt Privatsache bzw. bestenfalls am Verhalten erkennbar. Wir müssen keine Vorurteile auf den ersten Blick schüren!

    :shake:
    Auch wenn nichts dran ist: Denkverbote sind immer schlecht.

    Gerade in Gruppendynamiken bin ich dann zumeist irgendwann Außenseiterin, oft, ohne sagen zu können, ab wann es "aus dem Ruder lief".

    Darum vermeide ich es auch grundsätzlich, mich in Gruppen wiederzufinden, es sein denn, es geht mir gut, die Beteiligten sind mir sowohl vertraut als auch sympathisch und ich kann jederzeit wieder gehen bzw. eine Auszeit nehmen.

    Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind. Ich mich auch.

  • Auch wenn viele es ncht wahrhaben wollen, egal wasman macht, egal wie angepasst man ist, mobbing kann jede und jeden treffen - und alle glauben dann immer, es läge an irgendetwas, dass sie an sich haben, was andere dazu "auffordert".
    https://mobbing-schluss-damit.de/frage-antwort/…-mobbing-werden
    https://mobbing-schluss-damit.de/mobbing/10fragen

    Das gilt in der Schule genauso wie in der Wirtschaft.
    Alles kann als Anlass herhalten, und das bekommt dann eine Eigendynamik.
    https://www.welt.de/wissenschaft/a…bing-Opfer.html

    Weiteres Problem ist, wenn jemand schon mal gemobbt wurde, wird das Verhalten anderen gegenüber wirklich manchmal merkwürdig, da alles unter "könnte das als auch nobbing sein" innerlich mit j a beantwortet wird.
    Selbst nette Bemerkuungen werden als "nicht so/gegenteilig gemeint" interprtiert, eine Eiinladung kann nur der Auftakt zu einer Verarsche sein - das sind die psychschen Folgen von Mobbu´ing, diie dann alle weiteren Kontalkte erschweren bis unmöglich machen.
    Vor allen, weil die, die etwas nett gemeint haben, sich zu unrecht angeklagt sehen - sie spüren ja anhand der Reaktionen, dass ihnen irgendwas unterstellt wird, bzw erleben die Ablehnung als solche. Ergebnis, das wollen sie sich nicht weiter antun. Dann kommen dann Sätze wie "wer nicht will, der hat schon".

    Es gibt ein recht erfolgreiches Projekt an Schulen, auch im folgenden Artikel erwähnt
    https://fwu.de/mobbing-kann-j…ozialpadagogin/

    Es gibt keine "Anpassung", die vor mobbing schützen könnte. Gemobbt werden hat auch nichts mit AS zu tun. Auch die Folgen von Mobbing sind mit AS die gleichen wie bei NTs. Nur der Umgang damit, bzw welche "Glaubenssätze" sich daraus ergeben, unterscheidet sich etwas.

  • Bezüglich der Studie frage ich mich gerade, ob diese Kombination aus "mag ich nicht" und "halte ich für klug (smart)"

    Heißt das nicht wieder, dass kluge bzw. klug wirkende Leute nicht gemocht werden? Das erinnert wieder an die SImpsonsfolge, wo Homer sich den Stift wieder ins Gehirn gerammt hat, um wieder dumm zu sein und so von seinem Umfeld wieder gemocht zu werden... :(

    Auch wenn nichts dran ist: Denkverbote sind immer schlecht.

    Bitte?! Ich habe keine Denkverbote ausgesprochen! Es gibt noch immer einen großen Unterschied zwischen Gedanken, die man im Inneren hat, und Verbreitung schädlichen Gedankenguts, das zum Sähen von Vorurteilen und Diskriminierung anhand von Äußerlichkeiten verleitet! Ist doch sonst wie damals, als H. verbreitet hat man könne Juden z. B. an Hakennase und sonst was für Merkmalen erkennen usw...

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Bezüglich der Studie frage ich mich gerade, ob diese Kombination aus "mag ich nicht" und "halte ich für klug (smart)" nicht sogar richtig toxisch ist. Denn daraus folgt für den NT ja folgendes:
    Er mag den Autisten eh weniger. Aber er denkt, dass der klug ist, woraus sich bestimmte Erwartungen z.B. bezüglich des Verhaltens speisen. Diese wird der Autist dann aber gar nicht erfüllen können. Dies wird ihm dann negativ (z.B. als vorsätzliche Unfreundlichkeit) ausgelegt, denn "er ist ja so klug". Folglich mag der NT den Autisten noch weniger.
    Ferner dürften die aus diesem Ersteindruck der Klugheit abgeleiteten Annahmen bezüglich Fähigkeiten wohl generell zur Unterschätzung der Einschränken führten.

    Ja, ich denke, das trifft oft zu. Wer klug, aber tendenziell wenig sympathisch wird, der wird besonders streng und kritisch beurteilt, dem wird kaum etwas nachgesehen. Insbesondere, wenn derjenige dann in einer Gruppe auch noch relativ unten in der Hierarchie landet. Dazu passen eine wahrgenomme Intelligenz sowie etwa ein Drang, seine Meinung auch zu äußern und Missachtung von Hierarchien (oft durcht Nichterkennen) dann erst recht nicht. Irgendwo hörte ich kürzlich, dass Menschen einander beim ersten Kontakt oft anhand zweier "Skalen" sehr grob beurteilen. "Gefährlich" oder "ungefährlich", "fähig" oder "unfähig". Meiner Einschätzung nach sehr vereinfacht, aber Autisten passen da wohl häufig entweder gar nicht rein oder wirken, als ob sie einem gefährlich werden könnten.

    Darum vermeide ich es auch grundsätzlich, mich in Gruppen wiederzufinden, es sein denn, es geht mir gut, die Beteiligten sind mir sowohl vertraut als auch sympathisch und ich kann jederzeit wieder gehen bzw. eine Auszeit nehmen.

    Dito. Auch ein Punkt, wo konventionelle Therapie oder auch Coaching für Autisten übrigens wohl oft nicht funktionieren. Denn die arbeiten oft wohl eher daran, "Glaubenssätze" darüber, dass man in Gruppen nicht gut zurecht kommt, zu bekämpfen, weniger daran, die eigenen Grenzen zu akzeptieren und sein Leben entsprechend zuträglich einzurichten.

    Auch wenn viele es ncht wahrhaben wollen, egal wasman macht, egal wie angepasst man ist, mobbing kann jede und jeden treffen - und alle glauben dann immer, es läge an irgendetwas, dass sie an sich haben, was andere dazu "auffordert".
    http://mobbing-schluss-damit.de/frage…-opfer-von-mobbing-werden
    http://mobbing-schluss-damit.de/mobbing/10fragen

    Das gilt in der Schule genauso wie in der Wirtschaft.
    Alles kann als Anlass herhalten, und das bekommt dann eine Eigendynamik.

    Das stimmt zwar prinzipiell, dennoch gibt es Tendenzen, die meiner Auffassung nach nicht unterschätzt werden sollte. Gerade Mobbing im engeren Sinne, das ja definiert ist als gezieltes, strategisches Verhalten, um Konkurrenten loszuwerden, kann im Prinzip jeden treffen, der als Konkurrent wahrgenommen wird. Bei Mobbing im weiteren Sinne, Ausgrenzung, "Hänseln" etc. ohne direkte Karriereabsichten ist das aber anders. Es gibt Menschen, die deutlich stärker gefährdet sind, weil sie schon als "anders" und/oder anstrengend auffallen, ihr Verhalten nicht eingeordnet werden kann etc. Ausgrenzung wird sich anders als Mobbing auch nicht immer verhindern lassen. Auf Freundschaften oder auch "nur" Mitschüler bzw. Kollegen, die einen mögen, die Pausen mit einem verbringen etc. gibt es schließlich keinen Anspruch. Ich denke, hier trifft auch das zu, was in einem anderen Thread mal treffend beschrieben wurde:

    Zitat von HCS

    Kriminologen haben schon lange herausgefunden, dass bei Leuten, die schon mal Opfer eines Verbrechens (Taschendiebstahl, Vergewaltigung, Körperverletzung, ...) waren, die Wahrscheinlichkeit, erneut Opfer zu werden, deutlich über der Wahrscheinlichkeit liegt, erstmals Opfer zu werden. Das ist dasselbe Prinzip, der Taschendieb weiß ja nicht, dass man schon mal beklaut oder überfallen wurde, er erkennt unbewusst die Signale der Unsicherheit oder Schwäche, die schon beim ersten Mal dazu geführt haben, dass der Täter diese und keine andere Person ausgewählt hat. Ist natürlich nur Statistik, auch ein Alpha-Mann kann Opfer werden, aber das passiert eben seltener.

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  • Ich glaube, da hast du recht. Das Problem von Autist*innen ist ja, dass andere sie nicht einordnen, emotional nicht an ihnen "andocken" können, was dazu führt, dass sie (oft, nicht immer!) nicht besonders sympathisch wirken - und somit im Falle von Mobbing bei anderen, selbst bei Lehrern, Vorgesetzten etc. erstaunlich wenig Empathie hervorrufen.

    People are strange, when you're a stranger.

  • Ja, genau. Natürlich nicht bei jedem, aber erfahrungsgemäß gibt es in den meisten größeren Zusammenhängen Menschen, die auf den autistischen Menschen negativ reagieren. Lehrer sind ein gutes Beispiel. Die sollten Kindern bzw. Jugendlichen gegenüber eigentlich fair und professionell sein. Aber es gibt immer wieder welche, die auf eine negative Gruppendynamik der Klasse quasi mit einsteigen. Selbst da, wo das autistische Kind eindeutig das Opfer ist. Da wird dann ein Kind, das sich über Hänseleien beschwert, beispielsweise aufgefordert, zu überlegen, was es selbst zu diesem Verhalten beigetragen haben könnte. Oder gleich angemerkt, dass Petzen nicht gerade beliebter macht.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
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    Einmal editiert, zuletzt von Leonora (2. November 2019 um 17:09)

  • was dazu führt, dass sie (oft, nicht immer!) nicht besonders sympathisch wirken - und somit im Falle von Mobbing bei anderen, selbst bei Lehrern, Vorgesetzten etc. erstaunlich wenig Empathie hervorrufen.

    Das Problem hatte ich leider auch oft. Beispiele: Lehrer in Schule 1, der meinte Mobbing sei nicht weiter schlimm nur dass ich dann irgendwann mit Gewalt drauf reagiere geht gar nicht. (Oder mit seinen Worten: "Hauen ist kein Argument") - hätte man das Mobbing intensiver bekämpft wäre ich ja gar nicht so weit getrieben worden. Und habe nicht versucht zu argumentieren, das sagte ich ihm auch mehrfach.
    Dann in ner Ausbildungsschule z. B. der Lehrer, der es zugelassen hat, dass ich über mehrere Stunden hinweg während des laufenden Matheunterrichts intensivst von der gesamten Klasse gemobbt wurde und meine Bitte um Hilfe ignoriert hat. Und als ich mir dann schließlich selbst helfen wollte (auf gewaltlose Art wohlgemerkt, wobei es später teils so dargestellt wurde als sei es Gewalt bzw. versuchte Gewalt gewesen), hat die andere total überreagiert und am Ende gabs erstmal ne Suspendierung gegen mich...
    Und sowas Ähnliches habe ich oft erlebt, dass das Verhalten der anderen heruntergespielt wurde, wogegen gegen mich in Schulen irgendwelche disziplinarischen Maßnahmen erhoben wurden bis hin zu Rausschmiss... Hatte manchmal den Eindruck die Mobber wurden sogar in Schutz genommen, da die Lehrer heimlich mit ihnen sympathisierten, so nach dem Motto ich kanns verstehen... Meine zu erinnern einmal hat eine Lehrerin einer Ausbildungsschule sich rausgezogen aus ner Sache mit der Begründung sie könne nicht unparteiisch / unvoreingenommen sein. - die meisten würden das nichtmal so offen zugeben bzw. sich eingestehen.

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Ja, genau. Natürlich nicht bei jedem, aber erfahrungsgemäß gibt es in den meisten größeren Zusammenhängen Menschen, die auf den autistischen Menschen negativ reagieren. Lehrer sind ein gutes Beispiel. Die sollten Kindern bzw. Jugendlichen gegenüber eigentlich fair und professionell sein. Aber es gibt immer wieder welche, die auf eine negative Gruppendynamik der Klasse quasi mit einsteigen. Selbst da, wo das autistische Kind eindeutig das Opfer ist. Da wird dann ein Kind, das sich über Hänseleien beschwert, beispielsweise aufgefordert, zu überlegen, was es selbst zu diesem Verhalten beigetragen haben könnte. Oder gleich angemerkt, dass Petzen nicht gerade beliebter macht.

    Eine total vertrackte Situation. Da müssten NTs sich zumindest ein mini bisschen reflektieren. Es ist mir immer ein Rätsel, was an einem sich etwas seltsam benehmenden Menschen so furchtbar schlimm sein soll.

    People are strange, when you're a stranger.

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    Eine total vertrackte Situation. Da müssten NTs sich zumindest ein mini bisschen reflektieren. Es ist mir immer ein Rätsel, was an einem sich etwas seltsam benehmenden Menschen so furchtbar schlimm sein soll.

    ich würde das entwicklungsgeschichtlich ableiten: wer sich seltsam benimmt, wird von Raubtieren gerissen. Also hält "man" sich besser fern.

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