Autismusambulanz Düsseldorf

  • @LenaMan: Ich kann sehr gut nachvollziehen, was Du beschreibst.

    Mein Tipp: Schreibe das, was Du da grad gesagt hast, ruhig auf und bringe es dann zur Diagnostik mit, wenn Du einen Termin hast. Und wenn Du vorher bei der Terminvereinbarung gefragt wirst, warum Du Dich der Diagnostik unterziehen willst, kannst Du immer diesen Zettel vorlesen.

    Ich habe die Erfahrung gemacht, das es mir den Austausch mit Ärzten und Therapeuten erleichtert, wenn ich meine Gedanken schriftlich mitbringe und sie ihnen zum Lesen gebe.

  • ich kann kaum länger als ein Jahr eine Arbeitsstelle behalten und ganz ehrlich, mir würde es psychisch besser gehen, wenn ich wüsste, dass es an einer diagnostizierbaren Störung liegt, und ich nicht "faul", "unmotiviert" oder einfach nur ein schlechter Mensch bin,

    Das ist ziemlich genau der Grund, weshalb auch ich eine offizielle Diagnose anstrebe. Ich bin mein ganzes bisheriges Leben lang gegen Wände gelaufen (RW), fühlte mich immer wie hinter einer Glasscheibe, hinter der ich die anderen Menschen zwar sehen, aber letztlich nicht erreichen kann. In vielen sozialen Situationen wurde mir immer vermittelt: "Wir wollen dich nicht, du passt nicht zu uns." Beruflich hatte das vielfach Kündigungen und fehlende Vertragsverlängerungen zur Folge. In einer solchen (Dauer-)Situation kann man schon mal auf den Gedanken kommen, ein "schlechter Mensch", irgendwie abstoßend für andere Menschen zu sein. Und wenn man dann von einem Experten bescheinigt bekommen würde: "Sie sind Autist, sie können nicht anders, sie haben keine Schuld."; dann kann das m. E. sehr befreiend sein, auch wenn es an der Situation selbst zunächst einmal nichts ändert.

    Das heißt, man könnte auf eine Frage wie "Warum wollen sie unbedingt so eine schlimme Krankheit haben?" sagen, dass es einfach darum geht, dem grauenhaften bisher Namenlosen endlich einen plausiblen Namen zu geben und sich selbst von einer vermeintlichen Schuld zu befreien.
    Außerdem geht man ja auch nicht zur Diagnostik, um sich die "Krankheit" dort "abzuholen". Wenn man Autist ist, dann ist das so, und dann wäre es ja doch evtl. ganz hilfreich, wenn das bei vorhandenen Problemen (ohne Probleme strebt man ja in der Regel auch keine Diagnostik an) in der Diagnostik auch erkannt würde.

    Keine Ahnung, ob ich mich in den Augen einiger mit dieser Antwort jetzt als typischer NT geoutet habe; aber ich würde eine solche Frage auf jeden Fall "auseinandernehmen", ggf. auch noch den Begriff "Krankheit" diskutieren und ehrlich sagen, warum die Diagnose für mich persönlich wichtig ist.

  • @MonaLisa: Da wir einander hier schon nach den Forumsregeln keine Diagnose stellen oder sie andern absprechen dürfen und sollen - macht ja auch Sinn, dass zu verbieten, denn die Experten sitzen ja in den Diagnostikstellen. Wir hingegen sind ja allesamt nicht in der Position eine Vielzahl von Patienten medizinisch anhand von wissenschaftlichen Methoden beurteilt zu haben.

    Von daher finde ich Deine Beschreibung der Gründe, washalb Du die Diagnostik anstrebst menschlich absolut verständlich :) .

  • Last not least: was ist an der Frage "warum wollen Sie denn so eine schlimme Krankheit haben" eigentlich wirklich so schlimm? Für mich wäre das eine zwar überraschende, aber doch keine respektlose Frage. Wenn man da Verachtung oder böse Absichten reininterpretiert, sagt das auch schon viel.

    Es ist eine "Killerfrage": man kann darauf nur falsch antworten, es gibt keine Möglichkeit, die Frage so zu beantworten dass es gut ist. Entweder man äußert sich so, dass man die Diagnose haben möchten - das wäre falsch. Oder man äußert sich so, dass man die Diagnose nicht haben will - dann kann man aber gleich wieder gehen und die Diagnostik abbrechen (wenn man sie weiterführt, könnte man schließlich die Diagnose bekommen).
    Ein Arzt der solche Fragen stellt hat mE selbst psychische Auffälligkeiten, wahrscheinlich in Richtung Narzissmus und Sadismus.


    Gejammert wird doch immer: wenn die angeblich so gute Kompensation nicht durchschaut wird (weil der Arzt zu nett war und nicht geschafft hat, sie mal aufzubrechen), taugt die Diagnosestelle nichts.

    Wer denn und wo denn? Hier wirfst du den Leuten doch jetzt Dinge vor, die sie gar nicht geäußert haben.

    Ich muss nicht verraten, wie ich mir die Reaktion vorstelle, denn wer Autist ist, weiß es selber, und wer keiner ist, braucht es nicht zu wissen.

    Als wäre Autisten und Nichtautisten zwei Sorten von Robotern die unterschiedlich programmiert sind und deswegen zielsicher unterschiedlich auf Zielreize reagieren würden...

  • Bei meiner Diagnostik wurde ich auch gefragt warum ich da bin, aber nicht in der Weise.

    Hätte man mich gefragt, warum ich "so eine schlimme Krankheit haben wollen würde", wäre ich sehr irritiert gewesen.

    Denn ich wollte ja keine Krankheit sondern eine Diagnostik. Und die um zu Wissen was los ist und bei den Sachen im Alltag Hilfe zu bekommen wo ich sie brauche.
    Auch habe ich, bei Autismus, das ja ab Geburt/früher Kindheit gehabt und nicht erst mit der Diagnostik gewollt.
    Und gewollt oder mir ausgesucht habe ich mir die Probleme und Einschränkungen im Alltag sicher nicht.

    Die Unterstellung ich hätte das (die Problematiken durch Autismus) gewollt, würde ich wohl im Nachhinein des Gesprächs für mich vermutlich so mitnehmen. Das würde ich als unangenehm empfinden.


  • Als wäre Autisten und Nichtautisten zwei Sorten von Robotern die unterschiedlich programmiert sind und deswegen zielsicher unterschiedlich auf Zielreize reagieren würden...

    Danke dir. Weiß auch nicht, wie solche vorangegangenen Aussagen uns weiterbringen sollen.

  • Es ist eine "Killerfrage": man kann darauf nur falsch antworten, es gibt keine Möglichkeit, die Frage so zu beantworten dass es gut ist. Entweder man äußert sich so, dass man die Diagnose haben möchten - das wäre falsch. Oder man äußert sich so, dass man die Diagnose nicht haben will - dann kann man aber gleich wieder gehen und die Diagnostik abbrechen (wenn man sie weiterführt, könnte man schließlich die Diagnose bekommen).

    So eine Frage eines Diagnostikers fände ich auch völlig anmaßend und fehl am Platz. Eine schlagfertige Antwort darauf wäre vielleicht "Ich möchte keine schlimme Krankheit haben, sondern Ihre Einschätzung, ob ich im autistischen Spektrum bin oder nicht". Aber sowas fällt einem oft erst hinterher ein, wenn die Situation bereits vorüber ist. In der Situation selbst wäre ich wahrscheinlich völlig sprachlos gewesen oder hätte rumgestammelt... :oops:

  • Denn ich wollte ja keine Krankheit sondern eine Diagnostik. Und die um zu Wissen was los ist und bei den Sachen im Alltag Hilfe zu bekommen wo ich sie brauche.

    das wäre auch meine Reaktion. Oder haben wir jetzt verraten, woran man den Autisten erkennt, @Shenya? :sarcasm:

    Ich schreibe in der Regel vom mobilen Endgerät aus - merkwürdige Wortkonstrukte sind ggf. der Autokorrektur geschuldet

  • Es ist eine "Killerfrage": man kann darauf nur falsch antworten, es gibt keine Möglichkeit, die Frage so zu beantworten dass es gut ist.

    Das ist nicht richtig. Du darfst da nur nicht so viel reininterpretieren an Absichten des Diagnostikers. Das ist der Fehler, wenn man immer gleich was Böses vermutet. Der Diagnostiker ist nicht darauf aus, jemanden zu überführen, sondern er will einfach rausfinden, ob jemand AS hat oder nicht. Ein paar provokante Fragen sind dafür notwendig, das gibt es bei jeder guten Diagnostik. Wichtig ist, wie es danach weitergeht oder wie das Gespräch grundsätzlich verläuft. Man kann die Frage also ganz einfach beantworten, einfach mit der Wahrheit.

    Die Erfahrung zeigt ja aber, dass grundsätzlich über alle Diagnostiker geschimpft wird, bei denen man nicht die gewünschte Diagnose bekommen hat, ganz egal, wie der Arzt sich dabei angestellt hat. Das liest man in diesem Forum seit zig Jahren mit großer Regelmäßigkeit. Und die gleichen Ärzte, die von den einen zerrissen werden, werden von anderen gelobt.
    Es hängt also gar nicht von solchen Fragen ab, ob eine Diagnostik für gut befunden wird oder nicht, sondern in erster Linie vom Ergebnis. Deshalb braucht man sich auch gar nicht darüber echauffieren.
    Ich kann mich überhaupt nur an einen einzigen Fall erinnern, wo jemand schrieb, dass die Diagnostik schlecht war, obwohl die Verdachtsdiagnose bestätigt wurde.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Ich kann mich überhaupt nur an einen einzigen Fall erinnern, wo jemand schrieb, dass die Diagnostik schlecht war, obwohl die Verdachtsdiagnose bestätigt wurde.

    Umgekehrt gab es aber durchaus einige Fälle, wo Leute mit einer Ausschlussdiagnose zufrieden waren. Gerade jetzt hat sich wieder so jemand deshalb aus dem Forum verabschiedet. Ich weiß außerdem von mehreren, die nach einer positiven Diagnostik, die sie als zu oberflächlich empfanden, noch eine weitere Diagnostik machten.

    Das ist der Fehler, wenn man immer gleich was Böses vermutet. Der Diagnostiker ist nicht darauf aus, jemanden zu überführen, sondern er will einfach rausfinden, ob jemand AS hat oder nicht.

    Ich vermute auch nicht, dass das böse oder feindlich gemeint ist, halte aber trotzdem nichts von solchen "Spielchen". Meiner Vermutung nach gibt es keine typisch autistische Reaktion auf eine solche Frage. Es gibt, denke ich, auch keinen Weg, die Kompensation durch geschickte Fragen total auszuschalten. Außer, man provoziert so stark, dass ein Meltdown entsteht - was ich problematisch fände.

    Persönlich kann ich gar nicht einschätzen, wie ich auf die erwähnte provokante Frage reagieren würde. Mag sein, dass ich völlig verblüfft wäre und kaum mehr etwas sagen würde. Bei Ärzten geht mir das - bei anderen Themen - häufiger so. Es könnte auch passieren, dass ich den Begriff der Krankheit kritisch hinterfragen würde. Oder ich würde versuchen, zu erklären, warum ich glaube, Autistin zu sein. Wie geschickt mir das gelingen und ob das dann authentisch autistisch wirken würde, ist aber auch nicht gesagt.

    Letztlich sollte die Diagnostik meiner Ansicht nach erst einmal davon ausgehen, dass der Mensch, der da vor einem steht, die Wahrheit sagt. Und dann von da aus überprüfen, ob Autismus zu der Darstellung des Patienten passt und stimmig ist. Quellen aus der Kindheit wie Zeugnisse sind dann auch noch hilfreich. Aber eine absolute Sicherheit kann es gar nicht geben - bestenfalls kann die Diagnose schlüssig sein.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

    2 Mal editiert, zuletzt von Leonora (11. August 2021 um 23:37)

  • Das ist nicht richtig. Du darfst da nur nicht so viel reininterpretieren an Absichten des Diagnostikers. Das ist der Fehler, wenn man immer gleich was Böses vermutet. Der Diagnostiker ist nicht darauf aus, jemanden zu überführen, sondern er will einfach rausfinden, ob jemand AS hat oder nicht. Ein paar provokante Fragen sind dafür notwendig, das gibt es bei jeder guten Diagnostik. Wichtig ist, wie es danach weitergeht oder wie das Gespräch grundsätzlich verläuft. Man kann die Frage also ganz einfach beantworten, einfach mit der Wahrheit.

    Er fragt ja nicht "Wollen Sie Autismus haben?" (das wäre zwar auch nicht korrekt aber darum geht es mir jetzt nicht sondern um die Formulierung), das wäre eine Frage, da hat sich der Fragende nicht festgelegt, und der Antwortende kann frei antworten. Aber "Warum wollen Sie Autismus haben?" sagt aus "Sie wollen Autismus haben. Warum?" ist also eine Unterstellung.
    Der Arzt lässt es also nicht offen, ob du Autismus haben willst oder nicht, sondern er unterstellt es dir, und du sollst dich dafür rechtfertigen.
    Ich interpretiere da auch nichts in die Absicht, sondern fasse die Frage wortwörtlich auf "Warum wollen Sie Autismus haben?" setzt nunmal voraus, dass der Arzt denkt ich wolle Autismus haben... sonst würde er ja eben fragen "Wollen Sie Autismus haben?"
    Das ist so wie als würde ein Polizist dir sagen "Warum lügen Sie?". Damit setzt er voraus, dass du lügst, auch wenn er das gar nicht wissen kann.

    Es geht also nicht darum, dass ein Arzt fragt "Warum sind Sie zu mir gekommen?" oder "Was führt sie zu mir?", das sind offene Fragen die man frei beantworten kann. Aber "Warum wollen Sie Autismus haben" legt schon fest, dass man Autismus haben will. Man ist ab dem Moment in der Defensive.

    Noch dazu ist es ziemlich unfair: was kannst du dafür, dass du nicht schon als Kind diagnostiziert wurdest? Das ist doch nicht deine Schuld. Aber die Frage macht dich zum "Schuldigen", denn DU willst jetzt (angeblich) Autismus haben.

    Also wenn da jemand eloquent rauskäme wäre das für mich eher ein Zeichen GEGEN Autismus. Denn was soll ein kommunikations-behinderter Mensch gegen so perfide und hinterfotzige Fragen ausrichten.

    Ich weiß nicht wie ich reagieren würde. Auf jeden Fall würde ich mich ungerecht behandelt und gleichzeitig aber hilflos ausgeliefert fühlen.

  • Also wenn da jemand eloquent rauskäme wäre das für mich eher ein Zeichen GEGEN Autismus. Denn was soll ein kommunikations-behinderter Mensch gegen so perfide und hinterfotzige Fragen ausrichten.

    :thumbup:

    Man kann die Frage also ganz einfach beantworten, einfach mit der Wahrheit.

    "Wollen Sie mich verarschen oder sind Sie so dermaßen inkompetent, dass wenn Sie bei Autismus von "Krankheit" reden man sich schon wundern muss, wo Sie Ihre Titel gekauft haben um in die Position kommen zu können, eine solche Diagnose zu vergeben? Oder sind Sie doch bloß asozial? Wissen Sie selbst nicht? Spielt auch keine Rolle, ich glaube Ihnen auch ohnehin kein Wort. Ich kenne die Wahrheit, und die Wahrheit ist, dass Sie sterben gehen sollten."

    Oder was genau meinst Du jetzt mit "Wahrheit"? Dass er sich ficken soll?

    edit: in der Antwort ist alles drin, was eine "autistische Antwort" braucht: Probleme mit Authoritäten, hohes Gerechtigkeitsempfinden, Selbstgerechtigkeit, mangelndes soziales Taktgefühl, usw. - aber selbst wenn das sogesehen diagnostisch aufschlussreich sein könnte, wäre die Diagnostik an dieser Stelle beendet.

    Einmal editiert, zuletzt von Prof. Dr. X (11. August 2021 um 23:14)

  • Ich bin mein ganzes bisheriges Leben lang gegen Wände gelaufen (RW), fühlte mich immer wie hinter einer Glasscheibe, hinter der ich die anderen Menschen zwar sehen, aber letztlich nicht erreichen kann. In vielen sozialen Situationen wurde mir immer vermittelt: "Wir wollen dich nicht, du passt nicht zu uns."

    Ich glaube, das geht vielen (wenn auch nicht allen) autistischen Menschen so. Für mich ist das schon Grund genug, unbedingt Gewissheit zu wollen. Selbst dann, wenn man aktuell keinen Leidensdruck verspürt.

    In einer solchen (Dauer-)Situation kann man schon mal auf den Gedanken kommen, ein "schlechter Mensch", irgendwie abstoßend für andere Menschen zu sein. Und wenn man dann von einem Experten bescheinigt bekommen würde: "Sie sind Autist, sie können nicht anders, sie haben keine Schuld."; dann kann das m. E. sehr befreiend sein, auch wenn es an der Situation selbst zunächst einmal nichts ändert.

    Tebartz van Elst schreibt, dass die Diagnose sehr "entschulden" kann. Auf mich trifft das definitiv zu.

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    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Ich finde, um autistisches Verhalten zu triggern, sind standandisierte und validierte Tests (z. B. ADOS) am sinnvollsten.

    Ich wurde von Prof. Schilbach auch gefragt, was denn "so attraktiv" an der Autismusdiagnose sei. Meine Reaktion darauf muss nach seinem Verständnis wohl völlig unautistisch gewesen sein.

    Mir hat er gesagt, ich würde ihm ja so nett in die Augen schauen. Ist auch provokativ, aber ich konnte erklären, wieso ich das mache.
    ADOS wurde für Kinder konzipiert.

    Gejammert wird doch immer: wenn die angeblich so gute Kompensation nicht durchschaut wird (weil der Arzt zu nett war und nicht geschafft hat, sie mal aufzubrechen), taugt die Diagnosestelle nichts. Wenn die Kompensation durchbrochen wird, was eben nur durch etwas Stress geht, dann taugt die Diagnosestelle nichts.
    Unabhängig davon: wenn die gewünschte Diagnose gestellt wird, ist alles wieder in Ordnung, wird die gewünschte Diagnose nicht gestellt, taugt die Diagnosestelle nichts.

    Eine Diagnostik ist eine Veranstaltung für Erwachsene, keine Kuschelstunde für kleine Kinder. Da versucht ein Arzt herauszufinden, was jemand hat. Dazu kann es auch mal unbequem werden. Respekt zeigt sich ganz woanders. Auch ein Arzt, der respektvoll ist, kann provokative Fragen stellen. Den Respekt merkt man dann trotzdem, falls man nicht vorher voller Empörung rausrennt.
    Wie jemand auf provokante Fragen reagiert, kann durchaus individuell verschieden sein, aber egal, wie man reagiert, es wird immer auf eine autistische Art und Weise sein, wenn man Autist ist, und das kann der Arzt dann als Puzzleteil zusammen mit dem restlichen Gespräch verwenden.

    Ich muss nicht verraten, wie ich mir die Reaktion vorstelle, denn wer Autist ist, weiß es selber, und wer keiner ist, braucht es nicht zu wissen.

    :thumbup:
    Ich denke auch, dass man die Patienten in die Mangel nehmen muss, weil es eine echt schwierige Diagnose ist.

    Es ist eine "Killerfrage": man kann darauf nur falsch antworten, es gibt keine Möglichkeit, die Frage so zu beantworten dass es gut ist. Entweder man äußert sich so, dass man die Diagnose haben möchten - das wäre falsch. Oder man äußert sich so, dass man die Diagnose nicht haben will - dann kann man aber gleich wieder gehen und die Diagnostik abbrechen (wenn man sie weiterführt, könnte man schließlich die Diagnose bekommen).
    Ein Arzt der solche Fragen stellt hat mE selbst psychische Auffälligkeiten, wahrscheinlich in Richtung Narzissmus und Sadismus.

    Man kann sich doch auch so äußern, dass man keine Krankheit möchte, aber leider große Probleme hat (oder warum geht man zu einer Diagnostik?) und gerne wüsste, was mit einem los ist.
    Womöglich wurde die Frage aber auch gestellt, da Kayt - so ist mein persönlicher Eindruck - ganz gut im Leben zurecht kommt und ASS ja schon eine gravierende Entwicklungsstörung ist.
    Wenn ich nicht seit der ersten Klasse so massive Probeme in einigen wichtigen Lebensbereichen hätte, hätte ich mir auch kein ASS ausgesucht. ;) Denn das bedeutet, dass es keine "Heilung" gibt.

    edit: in der Antwort ist alles drin, was eine "autistische Antwort" braucht: Probleme mit Authoritäten, hohes Gerechtigkeitsempfinden, Selbstgerechtigkeit, mangelndes soziales Taktgefühl, usw. - aber selbst wenn das sogesehen diagnostisch aufschlussreich sein könnte, wäre die Diagnostik an dieser Stelle beendet.

    Aoszial und niveaulos, nicht autistisch. Wobei das eine das andere nicht ausschließt.

  • @Dr. L84: Dein Beitrag ist ja sehr hilfreich :sarcasm: . Weder ist es angemessen, den Arzt auf die Möglichkeit der Masturbation hinzuweisen, noch ihn aufzufordern, zu steben. Man kann durchaus mit einem Arzt streiten und muss sich von einem Arzt auch nicht beleidigen lassen. Aber man hat umgekehrt auch kein Recht, seinen Arzt zu beleidigen.

    Zumal das ja auch total kontraproduktiv ist und man dann auch nicht erwarten kann, dass der Arzt den Patienten noch erstnimmt.

  • Ich verstehe Dr. L84s Kommentar als Beschreibung, was passieren kann, wenn ein autistischer Mensch angesichts dieser merkwürdigen Frage ausrastet und die Kontrolle verliert. Für so unrealistisch halte ich das nicht, es kann auch Teil eines Meltdowns sein.

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    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

    Einmal editiert, zuletzt von Leonora (12. August 2021 um 00:33)

  • @Dr. L84: Dein Beitrag ist ja sehr hilfreich :sarcasm: . Weder ist es angemessen, den Arzt auf die Möglichkeit der Masturbation hinzuweisen, noch ihn aufzufordern, zu steben. Man kann durchaus mit einem Arzt streiten und muss sich von einem Arzt auch nicht beleidigen lassen. Aber man hat umgekehrt auch kein Recht, seinen Arzt zu beleidigen.

    Zumal das ja auch total kontraproduktiv ist und man dann auch nicht erwarten kann, dass der Arzt den Patienten noch erstnimmt.

    Natürlich ist das nicht angemessen, aber Sinn der Frage soll ja angeblich auch sein, nicht angemessene Reaktionen zu triggern um sie so von der eines Nicht-Autisten unterscheiden zu können. Da hätte man dann eine, aber so wie Du bin ich der Meinung, dass es kontraproduktiv ist.

    Ob die Antwort angemessen ist, darüber brauchen wir nicht diskutieren. Auch nicht, ob sprachlos zu sein und danach wochenlang suizidal zu sein wie es berichtet wurde, angemessener ist. Die Frage ist, ob die Frage angemessen ist.

  • Man kann sich doch auch so äußern, dass man keine Krankheit möchte, aber leider große Probleme hat (oder warum geht man zu einer Diagnostik?) und gerne wüsste, was mit einem los ist.
    Womöglich wurde die Frage aber auch gestellt, da Kayt - so ist mein persönlicher Eindruck - ganz gut im Leben zurecht kommt und ASS ja schon eine gravierende Entwicklungsstörung ist.
    Wenn ich nicht seit der ersten Klasse so massive Probeme in einigen wichtigen Lebensbereichen hätte, hätte ich mir auch kein ASS ausgesucht. Denn das bedeutet, dass es keine "Heilung" gibt.

    Ich bezog mich nicht auf Kayt, sondern auf Schwarze Katze, die schrieb:

    Ich wurde - nicht in Düsseldorf oder Aachen - beim ersten Gespräch mit der Frage begrüßt: "Warum wollen Sie denn so eine schlimme Krankheit haben?" Respektvoller Umgang sieht anders aus.

    Ich kann mir schon denken wer das war.


    Mir hat er gesagt, ich würde ihm ja so nett in die Augen schauen. Ist auch provokativ, aber ich konnte erklären, wieso ich das mache.

    haha. Das hatte Dr. Schilbach zu mir auch gesagt. Das war allerdings keine richtige Diagnostik und auch nicht die Autismus-Erstdiagnostik. Ich empfand das aber nicht als provokativ, sondern ich war eher irritiert, denn ich hatte nicht so das Gefühl gehabt, ich würde ihm viel in die Augen schauen. Ich sah auch keinen Anlaß, Erklärungen abzugeben, sondern sagte einfach nur "Dann ist ja gut". Worauf er mich fragte, wie ich das meine, woraufhin ich sagte "So wie ich es gesagt habe" (ich habe ja keinen Grund, unfreundlich zu sein, also ist es ja gut, wenn ich freundlich rüberkomme)

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