Buch: Jean-Baptiste Andrea - Meine Königin

  • Hat dies schon jemand gelesen?

    "Meine Königin" von Jean-Baptiste Andrea

    Sommer in der Provence: Der zwölfjährige Shell lebt mit seinen Eltern auf deren Tankstelle. In die Schule geht er nicht mehr, stattdessen liebt er es, mit Streichhölzern zu zündeln, schicke Autos vollzutanken und die Zapfsäulen zu polieren. Shell ist anders als andere – er ist Autist. Als seine Eltern ihn auf eine Sonderschule schicken wollen, beschließt er, fortzugehen. In den Krieg, den er im Fernsehen immer sieht. Er will seinen Eltern und überhaupt allen beweisen, dass er kein Kind mehr ist, sondern ein richtiger Mann. Im nahe gelegenen Hochplateau hinter der Tankstelle findet Shell zwar keinen Krieg, aber dafür einen scheuen Schäfer und Viviane – ein Mädchen, das ihn verzaubert. Mit ihr scheint plötzlich alles möglich. Das Plateau wird ihr Spielfeld, ihr eigenes Reich. Doch eines Tages taucht Viviane nicht mehr auf, und Shell begibt sich auf die gefährliche Suche nach seiner neuen Freundin – dem ersten Menschen, der ihn wirklich versteht.

    Meine Königin ist eine Ode an die Freiheit, an die Phantasie und das Anderssein. Mit warmherzigem Humor erzählt Jean-Baptiste Andrea von der Freundschaft zwischen zwei Einzelgängern – und davon, wie fabelhaft die Welt sein kann, wenn man sie mit etwas anderen Augen betrachtet.

    Berlin : Insel Verlag , 2019
    ISBN: 978-3-458-36391-0
    Broschur : EUR 12.95 (DE), EUR 13.40 (AT), CHF 18.90 (freier Preis)

  • @kastenfrosch, @Surprised :

    ich lese eure Beiträge gerne - aber - aber- - die Inhaltsangabe von "Meine Königin" liest sich furchtbar in meiner Fantasie!!
    Ich glaube, die Beschreibung ist nicht original kastenfröschleins Sprache, sondern die offizielle Vorstellung des Verlags.

    Drum bin ich auch interessiert, ob das Werk tatsächlich so seltsam ist wie sich die Inhaltswiedergabe für mich liest.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Ich glaube, die Beschreibung ist nicht original kastenfröschleins Sprache, sondern die offizielle Vorstellung des Verlags.

    Ja.

    Drum bin ich auch interessiert, ob das Werk tatsächlich so seltsam ist wie sich die Inhaltswiedergabe für mich liest.

    Ich werde berichten. Hab mir gerade bei Medimops eine gebrauchte Ausgabe bestellt. Habe aber vorher noch anderes auf meiner Leseliste.

    "Ich kämpfe nicht, ich behaupte mich." - "Ich will nicht siegen, ich will sein." (Georg Kaiser)

  • ich lese eure Beiträge gerne

    Das freut mich.


    die Inhaltsangabe von "Meine Königin" liest sich furchtbar in meiner Fantasie!!

    Ich finde schon der Titel klingt furchtbar.


    Allerdings finde ich auch die Beschreibung des Buches "Marie anderswie" nicht so ansprechend:

    Sensibel verknüpft Carolin Schairer die Erkundung einer sozialen Behinderung mit dem erotischen Coming-out einer jungen Erwachsenen.

    @FrankMatz: Bitte ebenfalls probelesen. ;)

    Surprised by the joy of life.

  • Das ist sehr vorbildlich, wenn du für mich die Bücher probeliest, die mich interessieren.

    @FrankMatz: Bitte ebenfalls probelesen. ;)

    Da wird ja ein Job draus. :d

    Aber falls es um Bücher mit autistischen Hauptfiguren geht: Ich habe gerade den neuesten Band von Gil Ribeiro gelesen, Lost in Fuseta - Einsame Entscheidung


    Wer's nicht kennt: Ribeiro ist Deutscher, der in Portugal spielende Krimis schreibt, die gar nicht mal so schlecht sind, spannend, nicht richtig brutal, und Hauptfigur ist ein deutscher Kommissar, Lost mit Namen, der über ein Polizei-Austauschprogramm in Portugal gelandet ist. Und er ist Autist. Manches ist klischeehaft, aber zum Entspannen fand ich den Band ganz gut. Richtiger Pageturner.

    "Ich kämpfe nicht, ich behaupte mich." - "Ich will nicht siegen, ich will sein." (Georg Kaiser)

  • Oh, den Herrn "Lost in Fuseta" habe ich gelesen.

    Ich fand's langweilig als Krimi und mäßig spannend als Beschreibung eines autistischen Kriminologen.

    Erfreulicherweise sind ja Geschmäcker verschieden. Und die Verfilmung haut vielleicht Aspekte 'raus, die mir beim Lesen (gähn) nicht so aufgefallen waren.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Ich fand's langweilig als Krimi

    Ja, was erwartest du denn? Eine Leiche mit Folterspuren auf jeder Seite?

    mäßig spannend als Beschreibung eines autistischen Kriminologen

    Da sind hier einiger Userinnen und User spannender, meinst du? Ja, das stimmt. Aber spannendere Beschreibung eines autistischen Bullen hätte dem Autor schnell wieder den Vorwurf eingebracht, in Klischees zu baden (RW).

    "Ich kämpfe nicht, ich behaupte mich." - "Ich will nicht siegen, ich will sein." (Georg Kaiser)

  • Ja, was erwartest du denn? Eine Leiche mit Folterspuren auf jeder Seite?

    Och nöööö!

    Aber die Schreibe an sich fand ich mäßig. Man kann auch einen gemütlichen Nachmittagseinkaufsbummel sprachlich spannend wiedergeben.
    Ich habe eine klitzekleine Affinität zu Portugal und den Portugeisen und Portugeisinnen :fun: und war deswegen gespannt auf's Ambiente des Krimis. Irgendwann hat mich nicht mal das noch genügend gelockt, um weiterzulesen. :(

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • "Meine Königin" von Jean-Baptiste Andrea

    Hast du das Buch inzwischen gelesen? Falls ja: Wie fandest du es?

    Ich habe das Buch mittlerweile gelesen.

    Vorab: Es gibt in der französischen Literatur ein Roman-Genre (die genaue Bezeichnung weiß ich nicht), wo Kinder die zentrale Figur darstellen. Es handelt sich dabei aber nicht um Kinderbücher, sondern um Literatur für Erwachsene. Durch diese Kinder werden in vereinfachter (kindlicher) Sprache philosophische Fragen auf einfache Weise behandelt, Fragen nach dem Zusammenleben der Menschen, dem Sinn des Lebens usw. Zu diesem Genre gehört zum Beispiel Antoine de Saint-Exupérys "Kleiner Prinz", die Bücher von Éric-Emmanuel Schmitt ("Oscar und die Dame in Rosa", "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran") und andere mehr, im weiteren Sinn eben auch "Meine Königin". Nicht jeder mag das, vielen Lesern gehen die altklugen Kinder ganz einfach auf den Keks.

    Ich selbst komme beim "Kleinen Prinzen" nicht gerade ins Schwärmen, aber "Meine Königin" hat mir gefallen. Vielleicht liegt das daran, dass hier einfach nur eine verrückte, abenteuerliche Geschichte erzählt wird. Die Hauptfigur Shell ist zwölf Jahre alt, wegen einer geistigen Behinderung (er kann z.B. nicht lesen und nicht schreiben und kaum bis zehn zählen) ausgeschult (1965 ging das noch) und hilft an der Tankstelle ("Shell"!) der Eltern in einem abgelegenen Tal der Provence. Als er eine Dummheit macht, die leicht zu einer Brandkatastrophe hätte führen können, beschließen die Eltern, den Jungen in eine Einrichtung zu geben. Und da haut Shell ganz einfach ab, er will in den Krieg ziehen und medaillendekoriert als Held zurückkehren. Er schafft es nur hinauf auf eine Almlandschaft, wo er seine "Königin" kennen lernt und beim stummen Schäfer, einem Flüchtling aus Francos Spanien, unterkommt.

    Was weiter passiert, muss jeder selbst lesen. Mich hat fasziniert, wie der Junge ganz lange alles hinnimmt, was das Leben mit ihm macht: die Schläge des Vaters, das generelle Desinteresse der Eltern an Förderung, das Mobbing in der Dorfschule, und wie er dann genau da aus dieser Welt ausbricht, als er sie verlieren soll. Und ich fand genauso begeisternd, wie er (er ist der Ich-Erzähler) lapidar so manche Begebenheiten erzählt. Bei der missglückten Schultheateraufführung versteht er nicht, wie witzig die Szene für den Leser ist; als er am Ende die Armverletzungen von Viviane,. seiner Königin, beschreibt, weiß er nicht, dass der Leser vermutet, dass sie ritzt - zwei Außenseiter haben sich da gefunden, für wie lange, bleibt am Ende unklar.

    Ob Shell autistisch ist? Er hat ein paar autistische Züge, das Nicht-berührt-werden-Wollen, sein Schweigen - "autistisch", "Autismus" fallen aber als Begriffe nie. Und in seiner Welt, würde er wohl sagen, wenn er es könnte, haben solche Begriffe auch keine Bedeutung.

    "Ich kämpfe nicht, ich behaupte mich." - "Ich will nicht siegen, ich will sein." (Georg Kaiser)

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