Zitat von RegenbogenWusliIch verstehe dieses ganze System irgendwie nicht. Vielleiht ist das keinem vorher aufgefallen, aber, 1. diese WfbM ist doch auch dafür da, Leute wieder in einen Job zu re-integrieren.
Ich hatte mich mal über die Werkstätten und Möglichkeiten der Teilhabe anhand der aktuellen Fachliteratur informiert und da wurde vorwiegend die Aussage getroffen, dass die Werkstätten es mit ihrem Auftrag, die Teilnehmer zu vermitteln, nicht so wirklich ernst nehmen würden und nur ein verschwindend geringer Prozentsatz in den ersten Arbeitsmarkt oder in Integrationsprojekte vermittelt wird. Am wahrscheinlichsten sind noch Außenarbeitsplätze der Werkstatt (d. h. du bist offiziell bei der Werkstatt angestellt, aber arbeitest in einem Betrieb des ersten Arbeitsmarktes). Das ist ganz toll für die Betriebe, denn sie bekommen von der Werkstatt Geld, man verdient nur den Werkstattlohn und die Firmen können einen je nach Wunsch rauswerfen. Als Teilnehmer bleibst du aber selbst nach einem solchen theoretischen Rauswurf immer noch bei der Werkstatt angestellt und sie suchen dann einen neuen Außenarbeitsplatz oder man kehrt in die Werkstatt zurück.
Meiner Meinung nach sind diese Werkstätten Konstrukte, die einem Missbrauch sehr deutlich offen stehen und das wird wohl auch von Firmen teilweise ausgenutzt.
Ob in allen Werkstätten die Vermittlungsbemühungen so gering sind, weiß ich nicht. Es war aber die Tendenz in diesem Buch. Ein Hauptteil läuft auf Arbeitsbereich hinaus, man arbeitet da einfach regulär in der Werkstatt und macht keine großen Qualifikationen oder Weiterbildungen. Es gibt ja auch "Werkerausbildungen", also vereinfachte Ausbildungen nach irgendeinem PAragraphen des BBiG (habe den § vergessen), die man in Werkstätten absolvieren kann. Da bekommt man dann ein offizielles Abschlusszeugnis, wenn man diese Ausbildungen geschafft hat (gibt es auch in vielen Branchen). Ob die irgendwo anderkannt sind, weiß ich nicht. Oft werden diese Ausbildungen in Werkstätten aber wohl nicht angeboten. Ich hatte nämlich schonmal gezielt danach gesucht und fand nur wenige Infos dazu. Vielleicht muss man auch gezielt fragen, ob man so etwas machen darf, wenn man das wünscht.
Wie so oft ist es wohl eher so, dass die Leute, die für einen zuständig sind, eher daran interessiert sind, möglichst wenig Arbeit zu haben und man vermutlich schon sehr genau wissen muss, was man will und das dann auch einfordern muss. Dass man aus einer Werkstatt nicht mehr rauskommt, glaube ich nicht, denn man kann da theoretisch einfach nicht mehr hingehen, aber Grundsicherung müsste man ja dennoch erhalten. Ich las aber schon häufiger, dass Teilnehmer von Werkstätten schrieben "ich darf da nicht aufhören zu arbeiten", also offenbar erzählen die Werkstätten den Teilnehmern so etwas, was mich nicht wundert, weil sie einen Haufen Geld vom Staat dafür kriegen, dass sie Leute dort beschäftigen und dann auch noch von den Firmen, für die produziert wird, Geld einkassiert wird, aber die Teilnehmer quasi keinen Lohn erhalten.
Man merkt vermutlich, dass ich gegenüber den Werkstätten sehr kritisch eingestellt bin. Wenn es für jemanden dort aber das Richtige ist, habe ich nichts dagegen. Ich finde nur, dass man aufpassen muss und sich immer selbst informieren sollte, weil man sonst viel Mist erzählt bekommt. Und dass man dort ausgenutzt wird, ist vermutlich Fakt, aber wem es nichts ausmacht, dort als billige Arbeitskraft genutzt zu werden und es einem wichtiger ist, eine Tagesstruktur und eine Aufgabe zu haben, dem wird das vermutlich nicht so viel ausmachen.
Ich seh mal eine Dokumentation vom Medienprojekt Wuppertal zum Thema "WfbM". Da wurden 4 - 5 verschiedene Werkstätten (vorwiegend in NRW) vorgestellt. Seitdem habe ich mich mehr mit dem Thema beschäftigt. In einer Werkstatt wurden von psychisch Kranken diese Kinderräder von PUKY hergestellt, die man eigentlich in jedem Fahrradgeschäft bekommt. Ich hatte den Eindruck, dass den Werkstattteilnehmern dort ganz schön Druck gemacht wurde und fand das unter aller Sau. Die mussten dann sogar Samstags zur Arbeit kommen und der Chef dort meinte, sie müssen schneller arbeiten, damit sie weiterhin Aufträge von der Firma bekommen. Das wäre mir wirklich zu blöd. Die Chefs dort kassieren die Gelder ein und die Leute sollen sich krumm buckeln. MEiner Meinung nach gehört auch in den Werkstätten der Mindestlohn durchgesetzt, aber das würde ja Geld kosten, weil eben nicht alle dort so leistungsfähig sind. Und wo das mit dem Geld anfängt, hört es eben mit der Menschenwürde auf.