Erfahrung mit Skillstraining oder Gruppentherapie?

  • Hallo erstmal , hat hier jemand von euch Erfahrungen mit Skillstraining, also eine Art der Ergotherapie, und Gruppentherapien? Mir wurde beides nämlich empfohlen/verschrieben kann man es sogar schon nennen. Mir wurde gesagt, die Gruppentherapie würde mir sehr in Sachen meiner sozialen Ängste helfen und in durch das Skillstraining würde ich lernen, wie ich mit meinen Gefühlen umgehe( Ich mag es nicht anderen Leuten meine Gefühle zu offenbaren und darüber zu sprechen) so wie mit den Gefühlen anderer und wie ich mich zu verhalten habe. Nur habe ich eben keine Ahnung was da auf mich zu kommt und wie das so ist. Klar, das ist Ansichtssache, aber es gibt doch bestimmt Leute aus diesem Forum mit Erfahrungen beiderlei. Denn vor beiden grauts mir schon ein wenig und ich würde gerne wissen, was da ungefähr auf mich zu kommt und ob es euch denn (bei denen die Erfahrung der Fall wäre) geholfen hat und wie es bei euch war. :)

    2 Mal editiert, zuletzt von Ms.Shield (17. Juni 2019 um 20:20)

    • Ich habe 6 Wochen Tagesklinik gemacht, mit verschiedenen Gruppen . Ich war völlig fertig nach der Zeit dort und brauchte etwa 3 Wochen um mich davon zu erholen. Geholfen hat mir das nicht, ich konnte nicht über meine Gefühle sprechen weder in Gruppen, noch im Einzelgespräch. Ich fühlte mich dort einfach unwohl. Ich habe kaum gesprochen dort. Für mich war das ungeeignet. Ergotherapie war allerdings ok, da habe ich einen Korb geflochten und aus Holz einen Teelichthalter hergestellt. Körpertherapie war auch ok, da habe ich gelernt in den Körper zu " lauschen" (fühlen) und sich wiegen( nach links und rechts. Also ohne Waage). Das waren so meine Erfahrungen. Das kann bei dir vollkommen anders sein.
  • Ich habe beides gemacht. Ergotherapie fand ich aus ganz unterschiedlichen Gründen gut und hilfreich. Am besten, du lässt das einfach auf dich zu kommen. (Sagt sich so leicht, ich weiß.)

    Skillsgruppe fand ich dagegen naja.
    Die theoretische Idee dahinter und das psychologische Fundament fand ich beeindruckend. So wurde zB über Glaubenssätze und deren Entstehung gesprochen. Genauso zB über das innere Kind und Selbstliebe. Auch über Gefühle und Anspannung und wie man damit umgeht. Besonders gut ist, dass spezielle Schemata an die Hand gegeben werden, mit denen man tatsächlich arbeiten kann. Ist aber mMn als Autist durchaus schwer, weil ich die Schemata entweder nicht verstanden habe durch Grammatikfehler oder falsche Wortwahl im Buch, oder soweit runtergebrochen habe, dass sie eher mein normales Verhalten als "gut" darstellen. Aber vielleicht ist es auch gut, mehr auf die Selbstachtung zu schauen als auf die Beziehung zu anderen.

    Problematisch an der Skillsgruppe fand ich genau diesen Anspruch:

    und wie ich mich zu verhalten habe

    Oft stehen auf den Zetteln mMn Tipps zum Manipulieren. Also zB: "Wenn du etwas willst, musst du so und so fragen und am Ende loben, damit der andere häufiger macht, was du willst."
    Ich halte das für sehr gefährlich, Borderlinern das zu raten und sie darin zu bestärken, dass Manipulieren okay ist. Außerdem ist es mMn moralisch absolut abzulehnen. Ein ekelhaftes und berechnendes Verhalten. Sowas kam allerdings oft vor. Auch standen in unserem Buch Übungen wie "Esse ein Eis im Supermarkt. Wenn dich jemand darauf anspricht, sage, dass du es noch bezahlen wirst." Das ist eine tolle Uebung, wenn man lernen will, wie man mit der Polizei redet... Also fachlich kompetent finde ich das nicht unbedingt. Trotzdem im Kern gut und hilfreich. Mich hat die Gruppe im Endeffekt "fertig" gemacht, weil auf meine Fragen ("Ist das denn moralisch und ist Loben überhaupt gut für den anderen Menschen?" zB) nicht eingegangen werden konnte in der kurzen Zeit. Das hat dann dazu geführt, dass ich mir sehr sehr viele Gedanken gemacht habe und nur noch gestresst war, weswegen ich letztlich nicht mehr dorthin musste.
    Würde also empfehlen, wenn du ein Mensch bist, der schnell versteht und lernt und sich viele Gedanken macht, dich nicht unbedingt noch außerhalb der Skillsgruppe mit dem Thema zu beschäftigen. Wie sinnvoll dann allerdings die Gruppe ist, weiß ich nicht...

  • Mir wurde gesagt, die Gruppentherapie würde mir sehr in Sachen meiner sozialen Ängste helfen und in durch das Skillstraining würde ich lernen, wie ich mit meinen Gefühlen umgehe

    Da hat man Dir was falsches gesagt. :?
    Meiner Erfahrung nach sind solche Gruppen vor allem für Leute geeignet die gern fremde Menschen mit ihren Problemen belästigen.

  • Hallo,

    Ich hatte schon skills training, mir hat es sehr viel geholfen, insbesondere unangenehme Gefühle zu reduzieren und handlungsalternativen zu selbst schädigenden Verhalten zu finden. Allerdings muss ich dazu sagen das ich on top auf den Autismus auch noch Borderline habe.

    Ergotherapie fand ich hilfreich aber es kommt drauf an was man tut. Ausdruckszentrierte ergo hat mir mehr geholfen als "Körbe flechten"

    Mit freundlichen Grüßen
    Lea

  • Wenn ich mir die Beiträge so durchlese, scheinen die Inhalte der von den Schreibenden besuchten Skills-Gruppen unterschiedlicher Natur gewesen zu sein.
    Klassisch ist vermutlich eine Skills-Gruppe, die sich an dem orientiert: https://www.amazon.de/Interaktives-S…ps%2C190&sr=8-2 (Übrigens finde ich die verlinkte CD-Rom auch super für alle, die daheim interaktives Skills-Training machen wollen.)

    Insgesamt denke ich kommt es sehr auf die konkrete Gruppe an: Wer macht die? Mit welchem Inhalt? Wer kommt da? Ich meine, wenn da wie weiter oben geschildert manipulative Leute drinsitzen und einem selbst ist Ehrlichkeit total wichtig, hat man irgendwie ein Problem.
    Andererseits kann es auch bestärkend sein zu erleben, dass auch für andere das Leben nicht mega easy ist.

    Ich weiß jetzt nicht, wo du, Ms.Shield, wohnst und was deine Bedarfe sind. Also was du eigentlich selber willst. Spontan dachte ich an das hier https://www.sonnenbergklinik.de/index.php/s_fb…ilung1bis3.html Leute, die ich kenne und die da waren fanden das ganz chillig und da hat man hinsichtlich des Therapieangebotes von allem etwas und nach ca. 2-3 Wochen im Doppelzimmer auch ein Einzelzimmer.

    Surprised by the joy of life.

  • Wegen mangelnder 'Mitarbeit' in den Gruppentherapien, wurde ich als nicht therapierbar und unwillig aus der letzten stationären Therapie geworfen. Mir liegt es einfach nicht, fremden Menschen mein Innerstes zu offenbaren. Ich möchte auch nicht mit den Problemen fremder Menschen belästigt werden - es bringt mir z.B. nichts, wenn ich über die Missbrauchserfahrungen anderer höre, das belastet mich unnötig.

    Skilltraining kenne ich nicht. Ergotherapie als Basteltherapie finde ich cool.

    ~ Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein. ~

  • @Surprised Danke für die Empfehlung! Ich habe bereits einen Termin bei einer Psychologin, um dann eine Art Vorstellungsgespräch mit ihr zu führen. Und dann muss ich danach warten, bis ich einen Platz zur ambulanten Therapie kriege. Ich denke auch, dass es einfach auf viele Faktoren ankommt. Das Empfinden ist dann ja auch individuell. Aber interessant, was Leute schon für Erfahrungen gemacht haben :)

    Einmal editiert, zuletzt von Ms.Shield (18. Juni 2019 um 19:33)

  • Würde also empfehlen, wenn du ein Mensch bist, der schnell versteht und lernt und sich viele Gedanken macht, dich nicht unbedingt noch außerhalb der Skillsgruppe mit dem Thema zu beschäftigen. Wie sinnvoll dann allerdings die Gruppe ist, weiß ich nicht...

    Das ist wohl auch wieder leichter Getan als Gesagt. Ich bin ein Mensch, der es gar nicht umgehen kann, sich Gedanken zu machen. Aber danke schon mal für den Rat. Es ist ja krass, was es so für Methoden/Übungen gibt. Eine Psychologin sagte mir auch, als sie mir diese beiden Therapien empfohlen hat, viele würden diese Therapien frühzeitig abbrechen. Nun weiß ich auch warum , wenn dann das Geschilderte bei ihnen auch der Fall war.

  • also ich würde auch sagen, es kommt sehr drauf an, wie die gruppe durchgeführt wird und wer darin sitzt. ich habe schon verschiedene skillstrainings zu verschiedenen themen gemacht. teilweise war es hilfreich, teilweise hat es eher die symptome verschoben.
    sehr gut geholfen hat mir etwas über achtsamkeit zu lernen. diese sache mit den glaubssätzen fand ich auch hilfreich, da es mir hilft, mich selbst zu verstehen und ggf. etwas zu ändern (was nicht so einfach ist). Zum thema achtsamkeit gibts ja auch ein buch, wo das thema für autisten aufbereitet wurde.
    (A. Spek:
    Achtsamkeit für Menschen mit Autismus. hier gibts audiodateien dazu)


    sowas wie mit dem eis und dem geschäft wurde dort nie gesagt. sowas fände ich auch quatsch. es waren dann eher solche dinge, wie ein gekauftes teil zurückgeben oder sich über einen zu kalten kaffee beschweren o.ä. (diese übungen habe ich nicht durchgeführt, es gibt meistens genug andere beispiele, wo man lernen kann, für sich einzustehen).

    ich wusste leider damals vom autismus noch nichts. sonst hätte es vielleicht auch besser geholfen. ich denke, die anleiterIn sollte unbedingt vom autismus wissen/ wissen, worauf zu achten ist, sonst kann manches falsch verstanden werden.

    in manchen gruppen war es auch verboten, näher auf individuelle probleme einzugehen (wie z.b. mit dem missbrauch, das finde ich echt fahrlässig). dafür gibt es dann einzeltherapie.

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