Könnt Ihr Euch gut so lassen und akzeptieren, wie ihr seit?

  • @Happy to be, das ist ein schöner Ansatz, ich fürchte nur ich kann in diese Richtung momentan noch nichts machen. Ich habe unheimliche Angst vor dem geschriebenen Wort über das, was passiert ist. Weil es dann da ist, weil es abrufbar ist und schwarz auf weiß geschrieben steht, was passiert ist. So momentan kann ich dass in mir noch wegschieben, kann es kleiner machen als es ist. Aber wenn ich schreibe was war, dann ist es da und es bleibt erstmal. Da habe ich wirklich Angst davor. Ein gesprochenes Wort kann ich noch eher wieder zurücknehmen oder abtun als Nichtigkeit, aber beim Schreiben geht das nicht. Schreiben ist für mich persönlich die ehrlichste und einfachste Art der Kommunikation. Wenn ich schreibe, dann wirklich das was ich fühle, was ich denke, was ist. Beim Sprechen ist das anders, da kann ich ziemlich einfach variieren, kann Dinge weglassen oder beschönigen, manches geht mir aber auch einfach nicht über die Lippen. Aber nicht beim Schreiben, das ist meine stärkste Art der Kommunikation.
    Und im Großen und Ganzen komme ich verhältnismäßig gut mit allem klar, aber wie du selbst geschrieben hast, so richtig Vergangenheit ist es nicht, auch wenn es schon viele Jahre zurückliegt. Es begleitet mich tagtäglich und manchmal hat es eben eine größere Macht, einen größeren Einfluss und ich kann es nicht gut annehmen. Und an anderen Tagen (meistens wenns mir gut geht), kann ich für mich sagen dass es ist wie es ist, dass trotzdem dass es so schrecklich für mich war, es etwas gutes hat, dass es so sein sollte. Also da schwanke ich noch sehr und würde mir eine Stabilität wünschen. Aber die kann ich mir da momentan noch nicht geben, weil ich es eben noch nicht annehmen kann zu 100% und weil ich weiß, dass das nicht von jetzt auf gleich passiert sondern seine Zeit braucht und jeden Tag ein minibisschen besser wird.

  • Magst Du sagen, was das z.B. ist?

    Mir fällt z. B. bei uns beiden auf, dass wir oft die einfachen Lösungen für irgendwelche Fragen/Probleme gar nicht sehen oder sie nicht finden können. Das, was uns als erstes einfällt, finden andere bestenfalls umständlich oder sie wären gar nicht drauf gekommen.

    Bei mir selbst habe ich das früher überhaupt nicht wahrgenommen. Also schon, dass ich irgendwie andere Gedankengänge habe als die anderen. Aber für mich war das ja normal. Erst als Erzieher und später Lehrer in Gesprächen die Lösungsansätze meines Sohnes immer wieder als ungewöhnlich eingestuft haben, ist es mir aufgefallen. Für mich waren die immer vollkommen normal und nachvollziehbar.

    Wenn ich meinen Sohn beobachte, ist es ein bisschen so, als würde ich in einen Spiegel schauen. Das heißt, ich lerne gerade auch sehr viel Neues über mich und sortiere vieles, woran ich mich von früher noch erinnere, ganz neu ein. Plötzlich ergeben manche Dinge einen Sinn, bei denen ich mich jahrelang gefragt habe, was damals eigentlich schiefgelaufen ist. Ganz besonders im zwischenmenschlichen Bereich gab es da schon einige Aha-Effekte.

  • So, wieder da:

    dass ich eben auch bei anderen keine Erklärungen oder Rechtfertigungen für mich gebe und mir auch nicht. Ich kann Dinge einfach so lassen wie sie sind, bei anderen und bei mir, ohne wissen zu wollen, wieso sie so sind. Je weniger ich mich erklären muss bei anderen Menschen, umso weniger benötige ich eine Erklärung von denen. Also ich könnte sagen, für mich gehört zum selbst annehmen auch das annehmen der anderen.

    Das klingt gut, sehr gelassen. Ich weiß nicht, was man dafür braucht. Abspaltung? Trennung? Sich von dem Trennen können, was bestimmte Situationen bei einen auslösen? Andere so sein lassen, auch wenn man etwas nicht so gut findet? Sich selber auch? Ich glaube, schwer ist das, sich nicht mehr zurecht fertigen, auch nicht, wenn andere fragen. Was macht man dann? So "unhöflich sein" und nicht mehr antworten? Kann man mit den Leuten dann noch in Kontakt sein?

    Ich schreib mir das auf, mit dem Annehmen. So ganz raus habe ich noch nicht, wie man das innerlich "abstellen kann" (eigentlich hört sich das nicht gut an), dass einen Situationen soviel mitnehmen, dass man doch etwas sagen muss. Wenn ich so tue, als mache mir etwas nichts aus, dann ist es nicht echt. Von daher denke ich, dass es darum geht, wirklich gelassen zu sein. Also dass man wirklich innerlich nicht mehr viel bewerten muss..., kein Bedürfnis nach Erklärung zu haben,...es stehen lassen zu können....und irgendwie den "Spagat" hinbekommt (Falls jemand weiß, wie das geht: Bitte schreiben.), dass man andere so lassen kann, auch wenn man etwas nicht gut findet, und trotzdem mit ihnen gut in Kontakt sein kann.

    Als ich dann den Einbruch hatte auf der Arbeit und mich gar nicht mehr beruhigen konnte, rief sie den Rettungswagen, weil sie sehen konnte und ich es nicht abstreiten konnte,

    ...und sie hat Dich nicht entlassen? Das finde ich gut.

    Das war einmal eine Phase von ein paar Wochen wo das vorkam, aber mehr eben auch nicht.

    Das verstehe ich. Manche Diagnosen werden schnell vergeben. Was Selbstverletzung angeht, kann das so viele Ursachen haben. Das gibt es auch bei anderen Diagnosen,...in anderen Situationen, ohne dass dahinter gleich eine ganze Borderline-Diagnose verborgen sein muss.

    höre ich in der Fortbildung zur Genesungsbegleiteri, dass "Das eigene Leben als Märchen/Heldenreise" sogar eine Methode ist, mit der seit einigen Jahren schon in England gearbeitet wurde

    Ja, so etwas macht man freiberuflich, nicht?...oder man ist schon im Gesundheitswesen, Altenhilfe,..tätig und nutzt das dann als zusätzliche Qualifikation.

    Manches würde ich gern ändern, habe aber aus diversen Gründen nicht mehr die Kraft dafür, ob jetzt köperlich oder geistig.

    Das kann ich gut verstehen.

    Geraldine schrieb:

    Für mich waren die immer vollkommen normal und nachvollziehbar.

    Ja. Weil es das ist, wie Du es gelernt hast, womit Du aufgewachsen bist.

    ist es ein bisschen so, als würde ich in einen Spiegel schauen. Das heißt, ich lerne gerade auch sehr viel Neues über mich und sortiere vieles, woran ich mich von früher noch erinnere, ganz neu ein. Plötzlich ergeben manche Dinge einen Sinn, bei denen ich mich jahrelang gefragt habe, was damals eigentlich schiefgelaufen ist. Ganz besonders im zwischenmenschlichen Bereich gab es da schon einige Aha-Effekte.

    Das verstehe ich gut. Dafür braucht es aber auch eine gute Beobachtungsfähigkeit und Reflektionsfähigkeit, um das so gut erkennen zu können. ...Manchmal braucht es auch Zeit und was Abstand, weil man dann eben nicht so stark im "alltäglichen Agieren und Reagieren" verhaftet ist - ein bisschen Pause aus der "Automatik" sein kann.

    Einen schönen Abend wünsche ich noch.

    Einmal editiert, zuletzt von Darlina (24. Mai 2019 um 20:12)

  • @Darlina, wie man zu dieser Gelassenheit kommt, weiß ich nicht. Es ist auf jeden Fall ein Prozess und bei meinem eigenen Prozess bin ich mir irgendwie sicher, dass verdammt viele Enttäuschungen dazugeführt haben.
    Ich hab mich in jeder sozialen Beziehung verstellt, mich so verhalten wie es eventuell erwartet wird und dennoch habe ich die Menschen und sie mich enttäuscht. Seit ich um mich und meine Geschichte kein Geheimnis mehr mache, klappts auch mit der Stabilität in Beziehungen. Wenn mich jemand fragt, wieso ich bin wie ich bin, erzähl ichs. Wenn jemand nicht fragt, erzähl ichs auch nicht.
    Ich hab von meiner besten Freundin ne ganze Menge fiese Sachen angehört, Dinge die mich verletzt haben und die ich eigentlich einer besten Freundin übel nehmen müsste. Ich habs ihr aber nicht übel genommen. Weil sie zu dem Zeitpunkt eben noch nicht wusste, warum ich bin wie ich bin. Da musste ich mir einiges über Missbrauch und Familienkram anhören - genau meine Schwachstellen. Mittlerweile weiß sie es und es ist in Ordnung was war. Ich nehms ihr nicht übel, sie war zu dem Zeitpunkt unwissend.
    Und eine ehemalige Freundin nahm Drogen, nicht regelmäßig und sie war auch nie dicht wenn wir zusammen waren. Gut finde/fand ich es nicht, aber da sie im Kontakt mit mir nichts genommen hat, wars halt irgendwie ok.

    Zu meiner Chefin, nein sie hat mich nicht entlassen - sie hätte auch gar nicht die Befugnis dazu, wobei sie sicherlich Mittel und Wege gefunden hätte um mich loszuwerden wenn sie es denn gewollt hätte. Stattdessen saßen und sitzen wir oft zusammen und schauen, was es für mich braucht auf der Arbeit um eben arbeitsfähig zu bleiben. Ich bin ihr unheimlich dankbar dafür und weiß, dass es eben nicht zum normalen Alltag gehört.

    Ja, die Diagnose wurde tatsächlich in meinen Augen ziemlich schnell und voreilig gestellt, aber auch jetzt mittlerweile wüsste ich nicht, was noch auf mich passen könnte. Selbst bei Asperger zweifel ich ein wenig, weil ich irgendwie zu unauffällig bin, zu gut funktioniere. Und dann sehe ich eben das "funktionieren" und denke, joa vielleicht erfülle ich schon von klein auf die Erwartungen anderer, bin wie sie mich gerne hätten um bloß nicht aufzufallen und aus der Reihe zu tanzen.
    Mal sehen wohin meine Lebensreise noch geht und was es mir bringt.

  • Ich nehms ihr nicht übel, sie war zu dem Zeitpunkt unwissend.

    Ja.

    Ich erleb immer mal wieder, dass ich nicht weiß, warum ein Kontakt nicht näher wird...oder ich halte ihn für in Ordnung und erlebe, dass andere sich viel schneller näher werden. So wie wenn Du A kennst, es gut läuft...und plötzlich siehst Du, dass B und C, die A genauso lange kennen wie Du, viel mehr mit ihr machen, die Beziehung vertrauter wirkt. Ich weiß nicht warum. Ich denke nicht, dass das was mit "mehr wissen" zu tun hat.
    Ich weiß auch manchmal nicht, was da ist, im Kontakt, ob bzw. was ich "falsch" gesagt haben könnte. Es lässt sich dann auch nicht aufklären und ich "irre im Unbekannten". Keine Ahnung, ob bzw. was "falsch" lief (und dann eben auch die Frage, wie ich was ändern kann, wenn ich nicht weiß, was ist).

    Stattdessen saßen und sitzen wir oft zusammen und schauen, was es für mich braucht auf der Arbeit um eben arbeitsfähig zu bleiben. Ich bin ihr unheimlich dankbar dafür und weiß, dass es eben nicht zum normalen Alltag gehört.

    Das ist wirklich viel wert. Normal ist es nicht. Normal im Sinne von "gängig". Es ist echt viel Wert!!!!

    Ja, die Diagnose wurde tatsächlich in meinen Augen ziemlich schnell und voreilig gestellt, aber auch jetzt mittlerweile wüsste ich nicht, was noch auf mich passen könnte. Selbst bei Asperger zweifel ich ein wenig, weil ich irgendwie zu unauffällig bin, zu gut funktioniere.

    Ich weiß auch nicht, was bei mir ist. In so gut wie keiner Diagnose, die ich für mich durchgegangen bin, habe ich mich ganz gefunden. Ich bin froh, dass ich schon lange nicht mehr danach suche. Mir geht es eher darum, einen guten Platz damit zu finden, wie ich bin. Fürchterlich finde ich mich jedenfalls nicht!!!

    Mal sehen wohin meine Lebensreise noch geht und was es mir bringt.

    Viel Erfolg dabei! :)

  • Selbst bei Asperger zweifel ich ein wenig, weil ich irgendwie zu unauffällig bin, zu gut funktioniere. Und dann sehe ich eben das "funktionieren" und denke, joa vielleicht erfülle ich schon von klein auf die Erwartungen anderer, bin wie sie mich gerne hätten um bloß nicht aufzufallen und aus der Reihe zu tanzen.

    Ich finde mich und auch einige andere Menschen mit einer ASS-Diagnose ziemlich unauffällig, dennoch bestehen objektive Einschränkungen in bestimmten Lebensbereichen, die eine Diagnose rechtfertigen. Ich bin zweifelsohne der "Anpassungstyp". Ich denke, das hat auch viel mit der Erziehung in der Kindheit zu tun.

  • Ich finde mich klasse so wie ich bin. Alles was ich bin, alles was ich tue, ist aus gutem Grund so. Natürlich gibt es Dinge, die ich schlecht kann, und andere, die ich gut kann. Es gibt Dinge, die ich falsch mache, die ich vergesse oder die ich vermassel. Aber ich gebe mir nicht mehr die Schuld dafür.

    Wenn mir beim Abwaschen ein Teller aus der Hand gleitet und auf dem Boden zerspringt, ist es dann mein Fehler? Natürlich ist er das, schließlich habe ich ihn ja fallen lassen. Sollte ich nun also etwas an mir und meinem Verhalten ändern? Nein, denn der Kaputte Teller ist nicht das Resultat eines falschen Verhaltens, sondern einfach nur Resultat einer gewissen Fehlerquote, die in jedem Handeln liegt.

    Genau so sehe ich es auch mit dem Leben. Wenn ich etwas falsch mache oder mit etwas misslingt, dann prüfe ich, ob es an einem falschen Verhalten liegt (welches immer wieder zu einem Misslingen führen würde) oder ob es sich lediglich um eine Fehlerqoute handelt.

    Generell versuche ich davon weg zu kommen, mir für alles ein schlechtes Gewissen zu machen. Wenn ich etwas nicht kann, dann kann ich es nicht. Wenn ich einen Fehler mache, dann liegt es nicht gezwungenermaßen an einer Fehleinschätzung meinerseits. Und sollte ich doch zu dem Schluss kommen, dass ich einer Fehleinschätzung unterliege, dann verbessere ich es. Nicht weil ich es muss oder mir ein schlechtes Gewissen mache, sondern weil es Sinnvoll ist.

    Denn ich habe eines gelernt: Menschen können ein schlechtes Gewissen überraschend lange ertragen. Es spornt sie nicht zu einer Änderung ihres Verhaltens an, stattdessen sorgt es dafür, dass sie sich selber nicht mehr ertragen können und es führt zu einer Depression. Ein schlechtes Gewissen ist also die schlechteste Motivation die Denkbar ist. Sie lähmt einen, sie macht einen nicht Handlungsfähig.

    Wut allerdings ist dort ganz anders. Menschen ertragen Wut nicht lange, es ist ein brennendes Gefühl, das gelöst werden muss. Wut sorgt für ein gewissen Selbstbewußtsein, Motivation und macht einen Handlungsfreudig. Es ist also exakt das Gegenteil des schlechten Gewissens, und meiner Meinung nach viel viel viel Gesünder.

    Wenn ich also einen Teller fallen lasse, mache ich mir kein schlechtes Gewissen. Ich bin auch nicht Wütend auf mich (dies führt zu dem schlechten Gewissen). So blöd es klingt: Ich bin Wütend auf den Teller, weil dieser so glatt ist. Ich bin wütend auf das Spühlmittel, weil es den Teller so rutschig macht. Ich bin wütend auf die Sonne, die mich geblendet hat. Und so albern es klingt, diese Argumente sind völlig korrekt. Denn tatsächlich ist die Oberfläche des Tellers, die Gleitfähigkeit des Spühlmittels und die Ablenkungen um mich herum schuld daran, dass der Teller herunter gefallen ist. Was würde es mir also bringen, auf mich sauer zu sein, außer selbstzweifeln und Depressionen?

    Generell finde ich, dass wir uns viel zu oft ein schlechtes Gewissen machen, wegen viel zu vieler Dinge. Und wie gesagt, es motiviert uns nicht, es zieht uns runter und lähmt uns. Teilweise wird es sogar von anderen Ausgenutzt.

    Bin ich also mit mir zufrieden? Ja, das bin ich, völlig. Ich halte mein Verhalten und meine Denkweise für ein Resultat meiner bisherigen Erfahrungen, und ich finde meine Denkweise und Verhalten sehr gut. Dies bedeutet keinesfalls, dass ich eine Fehlerqoute von 0% habe. Es bedeutet nur, dass ich mein Verhalten als Sinnvoll betrachte.

    Natürlich gibt es immer momente, in denen ich mir denke "Mist, wieso bist du nur so?". Aber dann frage ich mich noch einmal: "Ja, wieso bist du eigentlich so? Es hat doch gute Gründe und es funktioniert doch auch, selbst wenn ich mal Fehler mache".

    Ich finde, man muss sich teilweise einfach zwingen, nicht in Selbstzweifel zu versinken und sein Selbstwertgefühl zu erhalten.

    All diese Erkenntnisse habe ich aber erst nach meiner Diagnose gewonnen. Vorher war ich extrem unsicher, fühlte mich Minderwertig und hatte permanent ein schlechtes Gewissen. Mein Alltag bestand nur daraus, mich für all meine Unfühigkeiten bei allem und jeden zu entschuldigen. Nach der Diagnose ist mir klar geworden, dass ich überhaupt nicht Minderwertig und Unfähig bin, und dass ich der einzige bin, der für mich kämpfen kann. Wenn ich mir also selber nicht vertraue und mir ein schlechtes Gewissen einrede, dann kann mir auch niemand anderes helfen. Ich habe gemerkt, dass ich mit diesem schlechten Gewissen nur gegen mich selber kämpfe, statt mir zu helfen.

    Ein Resultat davon ist, dass ich mich nicht mehr Entschuldige. Denn wenn ich einen Fehler mache, dann tue ich es nicht mit Absicht, sondern weil ich es für das richtige hielt. Und dafür muss man sich nicht entschuldigen. Ich kann aber einen Fehler eingestehen. Generell finde ich das Prinzip des "Entschuldigens" ziemlich Nutzlos, egal ob mir selber gegenüber oder anderen. Wenn ich an etwas Schuldig bin, dann kann ich mich doch nicht Ent-Schuldigen. Und das aussprechen dieser "Zauberformel" nimmt doch die Schuld nicht von mir. Im Grunde will man mit einer Entschuldigung nur ausdrücken, dass etwas passiert ist, dass man so nicht wollte, und dass man über die eigene Schuld betrübt ist. Oftmals geht eine Entschuldigung auch mit einer Unterwürfigkeit einher, und man ist praktisch "in der Schuld" des anderen. Man bietet also eine gewisse art der Widergutmachung an.
    Man kann sich vorstellen, wie verherrend es also ist, wenn man sich innerlich bei sich selber Entschuldigt für sein Fehlferhalten. Man steht dann in der Schuld des eigenen Gewissens und fühlt sich dem eigenen Gewissen unterworfen. Da man jedoch öfters Fehler begeht, und sich immer öfter bei seinem inneren Gewissen "Entschuldigt" indem man weitrere Schuld auf sich nimmt, entsteht ein immer stärkeres Ungleichgewicht.

    Es wird jetzt sehr Philosophisch, allerdings habe ich gemerkt, dass sich sehr vieles Verändert hat, seit ich aufgehört habe, mich für alles zu Entschuldigen (bei mir selbst und anderen) und stattdessen einfach die Fehler eingestehe. Denn auch wenn es sich identisch anhört, sind es doch zwei völlig unterschiedliche Dinge.

    Das sind so meine Gedanken dazu, ob ich mich selber akzeptieren kann.

  • Ein Resultat davon ist, dass ich mich nicht mehr Entschuldige. Denn wenn ich einen Fehler mache, dann tue ich es nicht mit Absicht, sondern weil ich es für das richtige hielt. Und dafür muss man sich nicht entschuldigen. Ich kann aber einen Fehler eingestehen. Generell finde ich das Prinzip des "Entschuldigens" ziemlich Nutzlos, egal ob mir selber gegenüber oder anderen.

    Das finde ich interessant, denn darüber bin ich im Büro schon "gestolpert". Wenn ich einen Fehler gemacht habe, dann entschuldige ich mich auch nicht dafür (außer ich habe z. B. was vergessen - bei Schusseligkeit finde ich eine Entschuldigung schon angemessen). Wenn ich es selbst merke, gestehe ich es direkt ein. Macht mich jemand drauf aufmerksam, weil ich es (noch) nicht bemerkt habe, genauso. Mein früherer Chef hat mir dann irgendwann mal vorgeworfen, dass ich mit meinen Fehlern "kokettiere". Ich kann nur halb nachvollziehen, was er gemeint haben könnte. Aber wahrscheinlich ist es genau das. Ich suche keine Ausflüchte oder Entschuldigungen, sondern sage dann einfach "Ich habe bei dieser Arbeit nicht aufgepasst und deshalb diesen Fehler gemacht". Dann überlege ich laut, wie ich das wieder in Ordnung bringen könnte, nehme eine Zurechtweisung hin und versuche es beim nächsten Mal besser zu machen. Meinen Chef scheint gestört zu haben, dass ich mich nicht entschuldige, sondern halt sage "Ist jetzt so, war mein Fehler, kann ich nicht mehr ändern, ich werde beim nächsten Mal besser aufpassen".

    Irgendwie scheinen die meisten Menschen eine Entschuldigung oder einen Erklärungsversuch zu erwarten. Du hast recht, dass darin auch eine ordentliche Portion Unterwürfigkeit steckt. Und die Leute sind irritiert, wenn man sie quasi "verweigert". Das ist mir noch nie aufgefallen, aber jetzt denke ich, dass das wohl stimmt.

  • Ich kann mich immer ziemlich gut so lassen, „wie ich bin“. Das „Problem“ sind oder - richtiger: „die Probleme“ sind die Mitmenschen, die sich nicht meinen Plänen unterordnen und ihren eigenen Kopf haben statt mal all das schön zu akzeptieren.

    Stolzer Papa von Autinaut (HFA) :nod: - und einander irgendwie ähnlich... und doch anders...

  • In wie weit könnt ihr Euch gut so sein lassen, wie ihr seit und in wieweit ist etwas in Euch drin, was denkt, sich verändern zu sollen (in welche Richtung auch immer)?

    Also eigentlich steckt in mir das Bedürfnis, gleich zu bleiben.
    Ich habe aber schon manchmal das Bedürfnis hier und dort neue Klamotten zu kaufen, wenn alte z.B. schon irreversibel geschädigt sind oder ich etwas Neues brauche aus gegebenen Anlässen.
    Charakterlich, da bleibt der Kern eigentlich gleich, das Verhalten tue ich aber modifizieren, indem ich reflektiere und mögliche Verhaltensweisen abwäge.
    Da ergibt sich schon das eine oder andere Mal, dass ich lernte, eine andere Verhaltensweise meiner instinktiven vorzuziehen.
    Wenn man jetzt sagt, dass der Charakter sich im Verhalten zeigt, dann dürfte sich von außen betrachtet dadurch auch mein Charakter verändern.

    Ich hatte mal eine Phase, da wollte ich unbedingt meinen Körper verändern, weil er für mich nicht schlank genug war, da habe ich richtig dran gearbeitet mit Diät.

    Insgesamt würde ich aber schon sagen, dass die Menschen um mich herum ein deutlich stärkeres Bedürfnis nach Veränderung haben, als ich.
    Ich war die Einzige in der Runde, welche sich z.B. noch nie die Haare gefärbt hatte, davon abgesehen, dass ich nahezu immer die selbe Frisur trug usw.
    Die Ansicht, dass ich mich verändern sollte, kam eigentlich eher von außen.
    Das häufigste Stichwort das fiel, war "langweilig" bzgl. meines Aussehens und "arrogant" bzgl. meiner Redeweise ("langweilig" fiel witzigerweise auch da).
    Es war mir nicht wirklich "egal", aber ich sah irgendwie doch nicht die Notwendigkeit, mich an solche Forderungen meiner Umwelt anzupassen, weil es immerhin mein Körper war und ich nicht der gleichen Meinung war.
    Ich verstand auch gar nicht, was die von mir wollten, als würde es sie stören, dass ich nicht "mitmache".

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

    Einmal editiert, zuletzt von Cloudactive (27. Mai 2019 um 22:05)

  • @Dennis82HH : Wieso sollte man auf den Teller, das Geschirrspülmittel oder die Sonne wütend sein? Wieso in so 'nem Fall überhaupt wütend sein? Teller gehen nun mal irgendwann kaputt. Der eine Teller früher, der andere später. Sowas ist doch kein Grund, wütend zu werden. Wut ist meiner Meinung nach auch nicht gesund. Sie macht einen allzu schnell blind und lässt einen Dinge tun und/oder sagen, die man später bereut. Nee, wenn mir 'nen Teller runterfällt, dann fluch ich höchstens kurz und lach dann wegen meiner Schusseligkeit. Lachen ist auf jeden Fall gesünder als 'n schlechtes Gewissen und auch als Wut.

    Ich persönlich hab kein Problem damit, mich zu entschuldigen, wenn ich was verbockt hab. Wenn ich Scheisse gebaut hab, muss ich halt auch den Arsch in der Hose haben und mich dafür entschuldigen. Für mich ist 'ne Entschuldigung ein Signal an mein Gegenüber, dass ich meinen Fehler erkannt hab, es mir leidtut und ich sowas in Zukunft zu vermeiden versuchen werde. Deswegen bin ich weder unterwürfig, noch steh ich in irgendeiner Schuld. Und meinem Selbstbewusstsein tut das auch keinen Abbruch. Wenn jemand Scheisse baut, ich dadurch Schaden erleide und derjenige dann meint, er bräucht sich nicht mal dafür entschuldigen, wär ich aber echt angepisst.

  • Mein aktueller Mutmachspruch zum Thema lautet:

    "Ich bin okay und für die Welt ein Gewinn
    - gerade weil ich anders bin.
    Und wenn mir einer doof kommt, sag ich: "Hey!
    Ich bin anders - aber voll okay." :)


    Hab mir diesen Spruch überlegt, weil ich in letzter Zeit wieder sehr häufig von irgendwelchen Jugendlichen beleidigt oder angepöbelt wurde. Und mir dann aber klar geworden ist, dass das nicht meine Schuld ist. Sondern deren. Und dass auch die Sonderlinge unter uns es verdient haben, zu lernen, zu leben und glücklich zu sein. :)

  • @MathePinguin
    hi, keine Ahnung ob das jetzt angebracht ist, naja hab mich am Freitag vorm Landessozialgericht endlich durchsetzten können, nur noch auf Fragen die ich kappiere zu antworten usw, darf jetzt endlich auch offiziel so sein wie ich bin - naja und was mir geholfen hat hab ich mir selber gedichtet :oops:

    Meine Menschenrechte
    sind extra für mich gemacht.

    Wer das war
    kann ich nicht wissen.

    Niemand
    hat diese mir gegeben.

    Dennoch gehören sie mir
    persönlich.

    Meine Menschenrechte
    passen von Anfang an genau zu mir

    ich kann damit tun und lassen wie ich will
    wie ich Lust habe.

    Ich schenke sie meinem Freund zum Geburtstag
    wer mag schon nützliche Geschenke ? am19.mars.2018 getippt--


    oder @Dennis82HHhat einfach recht wenn er schreibt:

    "Ich finde mich klasse so wie ich bin. Alles was ich bin, alles was ich tue, ist aus gutem Grund so. Natürlich gibt es Dinge, die ich schlecht kann, und andere, die ich gut kann. Es gibt Dinge, die ich falsch mache, die ich vergesse oder die ich vermassel. Aber ich gebe mir nicht mehr die Schuld dafür."

    Tomi B , AS, ADS

  • 26.mars.2018 finde ich mein Autism ganz gut, so etwa wie ;
    .
    Regeln :x :evil:

    Sinneswahrnehmungensinnesware

    :o @HIRN.brainstorming

    e-motion # :cryforjoy:


    sozial in_er_ggieren

    VerstehlenSie f-a-l-s-c-h? ./. ne ; ick ver stehe : Falsch
    لدي مرض التوحد والصرع


    - –-----und Autismen mit spezialinteressen darüberhinaus ist echt äh,keinen Schimmer :shake:

    Tomi B , AS, ADS

  • @Darlina

    frag ich auch wegen meinem Motogedicht schon ob das hier passt, war mir dann egal und darum hab ich die Wortbastelei halt auch noch hingestellt. kann ich jetzt nicht erklären.
    Aaber was bedeutet OT, kenn das als originalTon ? oder OffTone
    :roll: oder sowas wie off topik wie Thema :question: bin ich schon immer- aber will mich so lassen und hoffe nicht zu arg Andere zu nerven

    ohne hier mal was zu schreiben bin ich :cry: oder jetzt grad weil ich auch Shinead Conner höre :m(:

    Tomi B , AS, ADS

  • OT=off Topic. Also nicht zum Thema passend.

    Zum "hier mal was zu schreiben" gibt es viele Threads.

    Ein bisschen OT finde ich okay, aber manchmal stört es den Threadverlauf und der Thread kommt nicht mehr zum eigentlichen Thema hin. Das finde ich schade, bedauerlich, manchmal ärgerlich. Vor allen Dingen, wenn man eine ernsthafte Antwort wollte.

    …und jetzt bitte wieder on-topic, zum Thema. Danke.

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