Was sind eure Stärken? Worauf seid ihr stolz?

  • Hallo zusammen,

    ich hatte am Montag das Gespräch mit dem Prüfungsamt, wo es eben um die Schwierigkeiten ging, die ich seit Beginn des Studiums habe (und eigentlich auch schon in Schule und Kindergarten hatte, nur dass ich das damals noch nicht kommunizieren konnte). Das Gespräch war total anstrengend, aber der Typ vom Prüfungsamt war ziemlich ruhig und verständnisvoll. Ich hatte das Glück, dass ich auch schon mal in einem Seminar (er ist auch Prof) von ihm war und er meine Schwierigkeiten daher zum Teil schon life miterlebt hatte.
    Jedenfalls waren ihm meine Schwächen und Schwierigkeiten ziemlich bewusst und er hat da auch nichts beschönigt, allerdings hat er mich dazu ermutigt (und das hat mich ziemlich überrascht!), nicht nur an meinen Schwächen zu arbeiten, sondern auch ein bisschen stolz auf meine Stärken zu sein. Weil es durchaus Dinge gäbe, die mir leichter fallen würden, als meinen Kommilitonen...

    Wie ist das so bei euch? Was sind eure Stärken? Worauf seid ihr stolz? Gibt es etwas, was ihr sogar besser könnt als die NTs bzw. wo ihr AS richtig als "Vorteil" empfindet?

  • Worauf ich stolz bin:
    - Mechanismen durch Anschauen sofort zu verstehen
    - nie etwas zu vergessen
    - ein gutes räumlicheres Vorstellungsvermögen zu haben
    - zu wissen, was ich in welchem Buch gelesen habe, wo dieses steht und und auf welcher Seite ich es finde
    - noch nie in irgendeiner Prüfung durchgefallen zu sein
    - als „wandelnde Wikipedia“ zu gelten
    - und eine überdurchschnittliche Intelligenz zu besitzen (auch wenn man sich wahrscheinlich keine Freunde damit machen würde, dies laut auszusprechen)‘

  • Meine Stärken liegen definitiv im naturwissenschaftlich-technischen Bereich.
    Ich interessiere mich sehr für verschiedene Themen in dieser Richtung (IT, Elektronik, und auch etwas Maschinenbau und Chemie), kann mich schnell in neue Themen einarbeiten, und das Talent für technische Dinge hilft mir auch beruflich.

    Bin ich darauf stolz? Naja.
    Meine technischen SI haben mich im Studium ziemlich einsam gemacht.
    Und nach dem Studium war's trotz gutem Abschluss überraschend schwierig, einen Job zu finden.
    Im Beruf kann ich zwar fachlich punkten, im Endeffekt könnte man so einen Job aber auch mit deutlich weniger Begeisterung für Technik bekommen und behalten. Der reale Nutzen für mich ist bislang also eher gering.

  • So richtig stolz bin ich eigentlich auf nix. "Ich bin stolz auf.." klingt für mich auch gar nicht schön. Ich sage lieber: "Ich freu mich über..."

    Also: Ich freu mich über
    - meine Begeisterungsfähigkeit in Bezug auf Film, Theater, Literatur, Kunst
    - meine Fähigkeit, dazu auch Ideen zu haben und sie anderen mitzuteilen (letzteres ist nicht immer so ganz einfach, zugegeben)
    - meine "Begabung" (Ich will mich nicht loben, deshalb die " ") mich sprachlich, vor allem schriftlich, auszudrücken
    - mein Talent in Bezug auf fremde Sprachen.
    All das empfinde ich schon auch als persönliche Stärken.

    Natürlich freu ich mich noch über mehr:
    - wenn ein Kneipenabend mit meiner Frau / mit Freunden gelingt, weil das Gespräch gut klappt
    - wenn mir ein Essen gelingt und ich selbst damit zufrieden bin und - vielleicht- mich andere loben
    - wenn im Sport ein Training gut klappt usw.

    Manchmal liegen die Stärken nah bei den Defiziten. Wenn mir zu einem Film absolut nichts einfällt, wenn andere mich drängen: "Sag doch mal was!", wenn ich dann nur noch blockierter werde und schließlich nur noch weglaufen möchte, dann ist das kein Grund mehr für Freugefühle.

    Meine ASS habe ich noch nie als Vorteil empfunden. Sie ist halt da. Punkt. Ich rege mich nicht über alles, was sie bewirkt, auf.

    "Ich kämpfe nicht, ich behaupte mich." - "Ich will nicht siegen, ich will sein." (Georg Kaiser)

  • Ich bin stolz darauf, dass ich mir Vorgänge und Dinge beim ersten Mal merken und sie dann auch alleine ausführen kann, auch wenn ich nur zuschaue.

    Führt aber vorallem im Handwerk etc dazu, dass ich sehr schnell wütend werde, weil ich Dinge nicht üben will. Ich will sie können und fertig :roll:

    Ich kann gut Mitmenschen umgehen

  • Führt aber vorallem im Handwerk etc dazu, dass ich sehr schnell wütend werde, weil ich Dinge nicht üben will. Ich will sie können und fertig

    Richtig, ich schaue zu und dann kann ich es. Wenn das mal nicht der Fall ist, dann verstehe ich die Welt nicht :m(:

  • Eine Stärke von mir ist, dass ich mich an alles mögliche erinnere und darauf bin ich nicht stolz.
    Genau genommen nervt es total, ich würde gerne mal die Löschen-Taste drücken.
    Mich nennen sie als die mit dem Elefanten-Gedächtnis.
    Ich erinnere mich auch noch sehr gut an Geschwistermobbing vor 50 Jahren, ich würde gerne vergessen.

  • Ich hab keine Stärken, auf die ich stolz bin. (Auch als Stärke kann ich nichts empfinden, hab kein ausgeprägtes SI, meine Erinnerungs- und Konzentrationsfähigkeit ist seit den ganzen Klinikaufenthalten mit ihren Medis irgendwie kaputt. In Hilfeplänen schreibe ich nur, dass ich gut Listen schreiben kann und Dinge kompliziert machen ;) :d )

  • Ich habe irgendwie auch keine Stärken oder sie sind mir nicht bewusst. Keine Ahnung.
    Vielleicht ist es eine Stärke, dass ich zuverlässig und zielstrebig bin? Ich interessiere mich für vieles, aber irgendwie ist nichts dabei, dass ich als Stärke betrachten würde. Vielleicht auch, weil es für mich so selbstverständlich ist?!

  • Ich hab das Problem, dass mir zu jeder Stärke immer gleich eine Einschränkung einfällt. Zum Beispiel, wenn ich sage oder denke, ich bin ehrlich, dann fallen mir gleich zig Situationen ein, wo ich gelogen habe. Oder wenn ich denke, ich möchte niemanden verletzen, dann fallen mir gleich zig Situationen ein, wo ich doch jemanden verletzt habe. Oder wenn ich denke, ich bin eigentlich ein netter oder hilfsbereiter Mensch, dann fällt mir dazu ein, dass das aber keiner merkt, weil ich zu wenig mit den Leuten rede, oder dass ich auch schon oft genug egoistisch und gleichgültig war. Usw.
    Ich bin mal in einem Vorstellungsgespräch direkt nach der Ausbildung nach meiner größten Stärke und Schwäche gefragt worden. Die Schwäche ist mir sofort eingefallen, bei den Stärken fiel mir dann nur ein, in welchen Fächern ich in der Schule gut war.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Ich hab das Problem, dass mir zu jeder Stärke immer gleich eine Einschränkung einfällt. Zum Beispiel, wenn ich sage oder denke, ich bin ehrlich, dann fallen mir gleich zig Situationen ein, wo ich gelogen habe. Oder wenn ich denke, ich möchte niemanden verletzen, dann fallen mir gleich zig Situationen ein, wo ich doch jemanden verletzt habe. Oder wenn ich denke, ich bin eigentlich ein netter oder hilfsbereiter Mensch, dann fällt mir dazu ein, dass das aber keiner merkt, weil ich zu wenig mit den Leuten rede, oder dass ich auch schon oft genug egoistisch und gleichgültig war.

    So ähnlich geht mir das auch, wenn immer ich eine Stärke benenne fällt mir ein, dass ich auch so nicht immer bin.

    Vielleicht hilft es ja die Kehrseite der Medaillie in Betracht zu ziehen (RW),
    und zu wissen, dass auch Schwächen eben nicht alleine dastehen sondern wiederum auch von Stärken begleitet sind :roll: .

  • Vielleicht hilft es ja die Kehrseite der Medaillie in Betracht zu ziehen (RW),
    und zu wissen, dass auch Schwächen eben nicht alleine dastehen sondern wiederum auch von Stärken begleitet sind

    Ja, so herum könnte man es auch sehen... wäre vielleicht ein bisschen positiver.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Bei mir treten Stärken und Schwächen oft gemeinsam bei der gleichen Sache auf. Wenn es um sachlich/fachliche Dinge geht, bin ich sehr geduldig. Da kann ich Dinge so lange erklären, bis der andere sie verstanden hat - das hat mich zu einer guten Nachhilfelehrerin gemacht.
    Wenn Menschen mir ihre zwischenmenschlichen oder Beziehungsprobleme schildern, bin ich sehr ungeduldig. Weil da meist nicht nach Lösungen gesucht wird, sondern immer wieder und wieder nur gejammert wird.
    Wenn es darum geht, selbst etwas zu lernen oder verstehen, kommt es sehr darauf, wie sehr ich das selber möchte. Wenn mich das Thema interessiert, bin ich sehr geduldig - wenn nicht, bin ich nach kurzer Zeit genervt und gebe auf, weil mir die Geduld dann fehlt.

    Ein weiterer Punkt ist das Verstehen von Meinungen anderer Menschen. Gerade bei Kontroversen kann ich oft beide Seiten verstehen. Wenn ich mehr Sozialkompetenz hätte, wäre ich damit vermutlich ein guter Mediator. So wird mir oft vorgeworfen, keine eigene Meinung zu haben oder mich nicht festlegen zu wollen.

    Meine größte Stärke in meinen Augen ist jedoch meine Fähigkeit, mich niemals zu langweilen.

    ~ Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein. ~

  • Mir gefällt es sehr dass ich mir so viel merken kann vor allem zu Dingen die mich interessieren und ich mir dann auch alles bildlich vorstelle. Auch dass ich Dinge zum Beispiel in einem Supermarkt sehr schnell finden kann weil ich innerhalb Sekunden das ganze Regal durchschaut habe. Und mit den Dingen die ich mir so merke ist es so wenn es mich sehr interessiert speichere ich es sofort und im auswendig lernen bin ich auch gut aber hier gilt auch je mehr es mich interessiert desto schneller kann ich es mir merken.

  • Meine größte Stärke in meinen Augen ist jedoch meine Fähigkeit, mich niemals zu langweilen.

    Genau! Ich kann mich stundenlang beschäftigen. Ich werde oft gefragt, ob ich mich denn nicht langweilen würde. Nein, wenn ich entscheiden kann, was ich machen will, ist mir nie langweilig. Schlimm war es im Job. Ich hatte immer zu wenig Arbeit, durfte aber natürlich nicht tun, was ich wollte. Das war Folter.


    Auch dass ich Dinge zum Beispiel in einem Supermarkt sehr schnell finden kann weil ich innerhalb Sekunden das ganze Regal durchschaut habe.

    Same here!

  • Hallo!

    Geht mir ähnlich. Wobei meinen Mitmenschen die ein oder andere Sache ziemlich auf den Geist geht. Niemand möchte mir mir "Wer wird Millionär" oder "Anno Domini" (von Abacus) spielen, weil ich ja eh immer alles weiß. Auch meine Detailversessenheit stört gerade meine Frau sehr. Beispiel: Sie nimmt einen Anruf entgegen (bei fremden Nummern geh ich nicht ran) und ich frage hinterher: "Moment: Was hat der Anrufer GENAU gesagt?"

    Auch dass ich Dinge zum Beispiel in einem Supermarkt sehr schnell finden kann weil ich innerhalb Sekunden das ganze Regal durchschaut habe.

    Einkaufen in 5 Minuten mit Kasse und einräumen ins Auto. Schaff ich, kein Problem.

    Meine ASS habe ich noch nie als Vorteil empfunden. Sie ist halt da.

    Ich habe auch immer damit gelebt, dass ich Sachen erfassen und analysieren kann, was andere nicht können. Zeigte sich leider nicht in Schule und Studium, und im Beruf will es keiner wissen, weil "Das haben wir immer so gemacht!".

    Und: Was würde ich nicht für mehr und bessere soziale Kontakte geben ... :(

    Grüße

  • Ich glaube, dass es eine Stärke von mir ist, mich in interessante Projekte (aus meinen SIs) komplett hineinzubegeben und dann die Welt um mich herum zu vergessen. Ich denke, dass NTs da dann weniger ausdauernd und detailverliebt sein würden. Dazu passt auch gut das Zitat von Hans Asperger:

    It seems that for success in science or art, a dash of autism is essential.

    Und: Was würde ich nicht für mehr und bessere soziale Kontakte geben ... :(

    Da würde ich auch viel für geben...

    Generell finde ich es gut, sich die eigenen Stärken immer mal wieder bewusst zu machen. Auch wenn sich das komisch anfühlt...

    2 Mal editiert, zuletzt von masha (19. Mai 2019 um 19:00)

  • Ich weiß nicht recht, ob ich Stärken habe, wahrscheinlich schon , ich bin nur zu blind, um sie zu erkennen. Vielleicht ist es eine Stärke das was logisch ist sofort zu begreifen, manchmal glaube ich eher, dass es eine Schwäche ist. Früher in der Schule war ich begeistert von Mathematik, Physik, Chemie, Biologie. Da brauchte ich nicht für lernen, ich habe es gleich verinnerlicht. Ich bin da einfach dem inneren Drang gefolgt wissen zu wollen, wie sich alles erklären lässt.

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