Was mir schon mein ganzes Leben Schwierigkeiten bereitet ist die Unfähigkeit, Kontakte herzustellen, auf Menschen zuzugehen, Leute anzusprechen, ja selbst Leute anzuschreiben, weil ich einfach nicht weiß und verstehe, wie das geht.
Seit meiner Kindheit muss ich mir bis heute solche Sätze anhören wie: du musst dich nur überwinden, stell dich nicht so an, der beißt nicht, der hilft dir gerne, geh einfach mal zu dem hin bzw. schreib dem doch mal, der ist ganz nett und lieb, du kannst ihn doch ansprechen/anschreiben; bis hin zur Frage „Wovor hast du Angst?“ – ich habe keine Sozialphobie! Jeder Versuch zu erklären, dass ich es nicht kann, weil ich gar nicht weiß wie das geht bzw. was ich eigentlich tun/sagen soll, wurde damit abgewürgt, dass ich doch eigentlich gar nicht wollte oder nur Angst hätte.
Ich habe auch schon mit verschiedenen Autismus-Fachleuten über dieses Problem gesprochen, aber ich hatte dabei nie das Gefühl, dass ich wirklich verstanden wurde. Häufig wurden mir nur die Situationen erklärt, in denen es üblich sei, auf Leute zuzugehen; oder mir wurde geraten zu den Leuten hinzugehen und ihnen zu sagen ( ), dass sie auf mich zugehen sollen; bis hin zum nichtssagenden: Mit der Zeit lernt man das.
Wenn ich doch einmal verstanden wurde, konnte mir auch niemand helfen (oder die Zeit war zu kurz, um es zu versuchen, wie bei der Diagnostik).
Ich fühle mich dabei wie ein Blinder, dem man sagt, er solle einfach die Augen aufmachen, wenn er etwas sehen will.
Selbst von einigen Autisten habe ich immer wieder solche und ähnliche Aussagen wie oben gehört – das Frustrierende daran ist nicht einmal, dass ich nicht verstanden werde und dann solche sinnlosen „Ratschläge“ bekomme, sondern dass ich immer wieder das Gefühl habe, mit diesem Problem so gut wie alleine zu sein und darum womöglich nie eine Lösung finden werde (denn alleine fand ich bisher auch keine).
Das einfachste wäre natürlich, diese Unfähigkeit auf Menschen zuzugehen einfach so hinzunehmen.
Aber es zieht sich durch alle Lebensbereiche: die Gruppenarbeiten im Studium habe ich mit großen Aufwand alleine durchgezogen, mein Versuche in „Hobbygruppen“ (wie z.B. Schachclub, Mathe-AG, CCC-Veranstaltungen und auch mein Studium im Gesamten) Gleichgesinnte zu finden oder mit Leuten meine Interessen auszutauschen/auszuüben endeten damit, dass ich überall still und alleine herumsaß und auf meine E-Mail-Versuche keine oder keine sinnvolle Antwort bekam, und in meinem letzten und jetztigen Job wurde bzw. wird viel Wert darauf gelegt, auf andere (Kollegen aus anderen Arbeitsgruppen, an anderen Universitäten, etc.) zuzugehen, und langsam wird es immer schwerer und frustrierender (und jobgefährdend), alles alleine durchzuziehen oder auf das Glück zu warten, dass jemand auf mich zukommt.
Welche Strategien haben diejenigen unter euch, die das Problem kennen, gefunden, um die Problematik zu umgehen oder anzugehen?