Greta Thunberg - "Ohne Asperger wäre das hier nicht möglich"

  • Ich vermute so lange sie eine Vision hat zieht sie daraus energie, aber irgendwann sollte sie ein normales leben führen wollen gibt es nicht mehr diese vision, aber die Bekanntheit bleibt...

    Falls sie sich irgendwann aus der Bewegung zurückzieht, dann wird sich das wahrscheinlich recht schnell normalisieren. Man sagt ja "Ruhm ist vergänglich". Klar wird es noch Leute geben, die sie erkennen, aber sie wird dann schon ein Stück weit ein normales Leben führen können.
    Vielleicht läuft es aber auch anders und sie macht immer weiter. Dann bin ich aber nicht so zuversichtlich, dass sie das auf Dauer durchhält.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Typisch Aspie - sitzt lieber auf dem Boden statt sich noch irgendwo reinzuzwängen. http://pbs.twimg.com/media/ELx2auQX…jpg&name=medium
    Und ich wette, es hätten ihr mehrere Leute bestimmt auch einen Platz angeboten.

    Find ich irgendwie grusellig, dass sie jederzeit fotographiert werden kann, man hat sie bestimmt nicht um Erlaubnis gefragt. Da hätte ich keine ruhige Minute mehr

    Falls sie sich irgendwann aus der Bewegung zurückzieht, dann wird sich das wahrscheinlich recht schnell normalisieren. Man sagt ja "Ruhm ist vergänglich". Klar wird es noch Leute geben, die sie erkennen, aber sie wird dann schon ein Stück weit ein normales Leben führen können.
    Vielleicht läuft es aber auch anders und sie macht immer weiter. Dann bin ich aber nicht so zuversichtlich, dass sie das auf Dauer durchhält.

    Das bezweifle ich stark. Also bei B-Prominenten oder solchen die nicht polarisieren und solchen die nicht leicht wiederzuerkennen sind ja. Aber sie ist ja nun weltweit bekannt, polarisiert sehr und ist auch leicht wieder zu erkennen. Und wenn normales Leben heißt, dass nicht die Gefahr besteht jederzeit erkannt zu werden oder bei Fehltritten sich gleich in den zeitungen wieder zu finden dann nein, wie gesagt, dafür ist sie viel zu bekannt und polarisiert zu sehr. Wir reden ja hier nicht von einem x beliebigen Fußballprofi oder so.

  • Ich finde die Art und Weise, wie Autismus seit Great dargestellt wird, ziemlich ungut-

    Ich würde da unterscheiden und ein paar Dinge berücksichtigen.

    Es gab in den Medien eine Zeit, wo ich still für mich AS = Amok-Syndrom dachte. Nicht, dass ich diese Ansicht vertrete, aber es gab diese unschöne Zeit in den Medien. Früher fand man beim Amokläufer Killerspiele, in einigen Fällen Jahre später fand man das Asperger-Syndrom. Das war keine schöne Zeit und noch heute findet man im Wikipedia-Artikel den Unterpunkt mit der Kriminalität und ich muss LEIDER sagen nicht ganz zu unrecht. Ich hatte im alten Forum über längere Zeit das Internet abgegrast für eine Link-Kollektion, die es in abgespeckter Form auch im neuen Forum gibt: Damals in den Medien. Ich war schon mehr als einmal geschockt was mir da an Kriminalität im Verbindung mit dem Asperger-Syndrom so entgehen kam.

    Es gibt daneben noch diese Medienartikel, die mehr auf die Schwere der Symptomatik abzielen. Manche extreme Dinge werden leider von den Leuten selbst pauschalisierend ins Netz gestellt. Mich hat nicht verwundert, dass man dann eines Tages las, dass eine AS-Krankenschwester keine Nachtschicht mehr machen durfte. Es gab Berichte von Probleme mit dem Führerschein. Das verwundert nicht, wenn man sich so manche Schilderungen oder gar Videos betrachtet, wo z. B. sensorische Überflutungen dargestellt werden. Wenn jemand eine 3/4 Stunde braucht, um sich von blinkenden Objekten im Netz zu erholen, dann ist für Menschen zurecht unvorstellbar, dass so jemand imstande sein kann (vor allem Nachtfahrten) zu meistern. Und wenn jemand handlungsunfähig wird, nicht ansprechbar ist im Moment einer sensorischen Überladung, dann kann man schlecht verantworten, dass so eine Person Nachtschicht in einem Krankenhaus macht. Aber eigentlich müsste man den Einzelfall betrachten, was sicherlich manchmal schwierig ist.

    Es gibt sicherlich Leute, die werden sagen, dass Greta zu viel kann, dafür dass sie AS haben soll.
    Aber pauschal zu viel zu können oder quasi kaum was können, beides wäre pauschal nicht optimal.
    Greta ist sicherlich die mitunter berühmteste AS-Persönlichkeit überhaupt.
    Ich bin beim Umweltthema auch der Meinung, dass es ein wichtiges Thema ist, aber ich würde einige ihrer Aussagen nicht unterschreiben, aber das macht nichts.
    Interessant oder beachtlich finde ich, dass Greta ein Beispiel für diejenigen sein kann, die meinen, dass diese Gesellschaft das Atypische verachten würde, das ist nicht immer so.
    Eigentlich ist bei Greta das Asperger-Syndrom eher von sekundärer Bedeutung in den Medien.
    Man kommt nicht ständig darauf zurück, man bleibt nicht daran hängen und meinem Eindruck nach reduzieren die meisten Menschen sie auch nicht auf dieses AS, sondern vielmehr als Persönlichkeit.

    Ich denke, dass die Medien keine Fachwelt reflektieren.
    Sicher gibt es öfters mal AS-Darstellungen, wo man denkt "OMG!".
    Aber das Asperger-Syndrom vereinfacht gesagt mal eben via "Fast-Food-Medien" zu verstehen, das funktioniert auch nur sehr schlecht.
    Selbst VAs, die sich vergleichsweise rund um die Uhr mit der Materie beschäftigen brauchen einiges an Zeit, auch Leute, wo die Diagnose gestellt wurde gibt es häufig eine längere Verarbeitungsphase.

    Ich bin zwar kein Freund vom unscharfen ASS (Spektrum), aber zumindest fordert es in gewisser Hinsicht auf den Einzelfall genauer zu betrachten und das scheint mir schon der richtige Weg zu sein.
    Es kann "Hardcore" sein, es kann aber auch etwas sein, wo Menschen vermutlich oft nichts feststellen können.

    In letters of gold on a snow white kite I will write "I love you"
    And send it soaring high above you for all to read

  • Ich denke, dass die Medien keine Fachwelt reflektieren.

    Genau darin sehe ich ein Problem. Die, die sich über was auch immer auslassen, sind keine Fachleute, stellen sich aber so dar - und die Leser, die oft auch keine Fachleute sind, legen das, was sie lesen, so aus, wie sie es verstehen wollen.
    Das kann ein positives oder ein negatives Verständnis sein.

    Wenn ich bei einen Gutachter für Rente oder Arbeitslosengeld oder Schwerbebehinderung oder Krankengeld sitze, der sich auf die Fähigkeiten der autistischen Greta beruft und meint, wenn die 16jährige das kann, muss ich mit Ü50 doch locker arbeitsfähig sein, dann habe ich ein Problem.

    Es gibt jetzt schon den Eindruck in diesen Kreisen, dass Autismus eine Gabe ist- was es ja auch zumindest in Anteilen sein kann. Das heißt aber nicht unbedingt, dass ALLE Autisten in nt- Kontexten klar kommen.
    Ich musste mir schon einiges anhören in der Richtung (=Sie als Autistin haben doch so viele Fähigkeiten und so eine hohe Intelligenz, da können Sie doch....) NEIN, eben nicht.
    Und viele, viele andere haben ganz ähnliches erlebt. Das Forum hier ist voll von diesen Zuschreibungen anderer in die positive Richtung mit negativem Ausgang für uns Autisten.

    @Hyperakusis, ich gebe Dir recht, dass Autismus in der negativen Auslegung gleichermaßen heftige Auswirkungen auf uns haben kann.

    Es kommt immer auf den Einzelnen an, wie ein Vorurteil- und meist ist es das- wirkt.

    Braucht jemand einen Job und kann den auch machen und bekommt gesagt: "Sie als Autist mit ihren Schwierigkeiten, nö danke," dann wirkt ein negatives Vorurteil genauso fatal wie ein allzu positives Bild, wenn jemand öffentliche Leistungen braucht.


    Und was Greta betrifft: Ich weiß nicht, ob sie jemals wieder ein Leben führen kann, dass sich für sie eignet und ihren Stärken und ihren autistischen Eigenschaften gleichermaßen gerecht werden kann. Ich kann es ihr nur wünschen. Aber es wird etwas hängenbleiben von dem, was gerade passiert und es wird nicht nur Positives sein.

  • ZDF: Sie reden sehr offen über ihre Asperger-Erkrankung. Glauben Sie, dass es eine Verbindung zwischen Ihrer Krankheit und Ihrem Handeln gibt?

    Thunberg: Absolut! Ich denke, wenn ich kein Asperger hätte, wäre das hier nicht möglich gewesen. Ich hätte einfach weiter so gelebt und gedacht, wie jeder andere auch. Ich sehe die Welt aus einer anderen Perspektive – Schwarz und Weiß.


    ZDF: Sind Sie dadurch radikaler?

    Thunberg: Es macht mich nicht radikaler, aber es macht mich realistischer. Ich schaue mir die Statistiken an, wie stark die Emissionen zugenommen haben und um wie viel sie reduziert werden müssen. Und dann denke ich mir, okay so sieht es aus, das muss ich tun. Und mein Gewissen lässt nicht zu, nicht zu handeln. Ich muss etwas tun - ansonsten kann ich nachts nicht schlafen.

    Ich kann Gretas Antworten total gut nachvollziehen.

    Ich habe jetzt nicht den kompletten Thread durchgelesen und auch in Sachen Greta kenne ich mich nicht so gut aus. Jedoch meine ich mich erinnern zu können, dass sie immer wieder an ihre persönliche Schmerzgrenze und darüber hinaus geht. Vielleicht weil sie nicht anders kann, als sich einzusetzen für etwas was sie als hohes Gut und wichtig erlebt?

    Ich kenne das auch von mir (wenn auch nicht so öffentlich und heroisch wie bei Greta, aber eben im Kleinen) und manchmal wurde das als "krankhaft" und therapiebedürftig gesehen, u.a. weil ich - natürlich auch - darunter leide. Und ja, ich leide darunter. Aber ich kann irgendwie nicht anders. Ich sehe es ganz klar auch als meine Stärke, dass ich mich radikal einsetzen kann. Doch wie findet man eine lebbare Balance zwischen Einsatz und Selbstschutz?

    Surprised by the joy of life.

  • Ich war früher öfters ob des Medienhypes um Greta Thunberg herum, genervt.

    Dann habe ich die Doku über sie gesehen und Greta wurde mir ganz schnell sehr sympathisch. Ich finde es beeindruckt, wie sie ausdauernd sie ist.

    Ich sehe es ganz klar auch als meine Stärke, dass ich mich radikal einsetzen kann. Doch wie findet man eine lebbare Balance zwischen Einsatz und Selbstschutz?

    Das kenne ich von mir ebenso. Und ich finde deine Frage sehr wichtig. Ich weiß die Antwort selbst nicht sicher, aber ich glaube, dass die Antwort damit zu tun hat, Grenzen zuerkennen, zu setzen und einzuhalten. Daran übe ich schon länger ganz hart, denn im Ziehen persönlicher Grenzen war ich immer schlecht. Zu dem beschleicht mich das Gefühl, dass diese Balance eben kein radikales Einsetzen mehr beinhalte. Oder anders: Vielleicht ist radikales Einsetzen nur partiell mit Selbstschutz vereinbar?

    "Auf der Metaebene lässt sich Abstand gewinnen zum Geschehen. [...] Und dabei zeigt sich, dass es andere Perspektiven, andere Erlebensweisen und viel mehr Möglichkeiten für Lösungen gibt, als sich der Mensch in seiner alten kleinen Welt hatte träumen lassen." (Brit Wilczek)

  • Typisch Aspie - sitzt lieber auf dem Boden statt sich noch irgendwo reinzuzwängen

    Mein Bruder und ich machten das auch oft. Und hofften dann nur immer, dass die Türen stabil bleiben.

    https://www.welt.de/vermischtes/ar…-Verletzte.html
    https://www.zeit.de/wirtschaft/unt…w.google.com%2F
    https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/p…rt/6067416.html

    (Technisch genau mein Humor, aber praktisch natürlich nicht)

    Nachtrag hier noch ne technische Diskussion:

    https://de.etc.bahn.eisenbahntechnik.narkive.com/shoAB9TR/fallt-ne-tur-aus-dem-ice

    2 Mal editiert, zuletzt von Four (8. Dezember 2021 um 19:17)

  • Wie machst du das?

    Ich versuche mal ein paar Aspekte zusammenzutragen, die mir dazu einfallen und hoffe, dass du mit der Antwort etwas anfangen kannst.

    - Als erstes habe ich darüber nachgedacht, was ich will und brauche, was mir schadet. Das ist ein anhaltender Prozess mit teils noch immer neuen Erkenntnissen.
    - Ich versuche daran zu denken, dass ich ausreichend Pausen mache und auch auf diese bestehe.
    - Ich bitte grundsätzlich um Bedenkzeit, bevor ich es entscheide.
    - Ich erlaube mir, nicht alles sofort machen zu müssen, wenn jemand etwas von mir möchte (wenn es kein Notfall ist).
    - Ich versuche auf körperliche Symptome zu achten und auch da meine Grenzen zu kommunizieren (zu schwer, zu laut...)
    - Ich sage mir selbst, dass Menschen, die mich wirklich mögen, froh sind, wenn ich meine Bedürfnisse äußere, weil sie diese respektieren möchten.
    - Ich habe mir mal diesen Satz abgeschrieben und versuche ihn zu memorieren: "Boundaries are commitments - a promise to protect oneself which must be kept, even when painful!"

    "Auf der Metaebene lässt sich Abstand gewinnen zum Geschehen. [...] Und dabei zeigt sich, dass es andere Perspektiven, andere Erlebensweisen und viel mehr Möglichkeiten für Lösungen gibt, als sich der Mensch in seiner alten kleinen Welt hatte träumen lassen." (Brit Wilczek)

  • Ich versuche mal ein paar Aspekte zusammenzutragen, die mir dazu einfallen und hoffe, dass du mit der Antwort etwas anfangen kannst.

    Danke!

    Das finde ich richtig gut:

    "Boundaries are commitments - a promise to protect oneself which must be kept, even when painful!"

    Surprised by the joy of life.

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