Schnellere Arzttermine, bessere Versorgung

  • Wer gesetzlich versichert ist, soll schneller einen Termin beim Arzt bekommen. Der Terminservice ist über die bundesweit einheitliche Notdienstnummer 116117 rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche erreichbar. Ärzte müssen statt der bisherigen 20 mindestens 25 Stunden pro Woche Sprechstundenzeit anbieten. Ländliche und strukturschwache Regionen sollen besser versorgt werden. Zusätzlich sollen niedergelassene Fachärzte wie beispielsweise Gynäkologen, Augen- oder Hals-Nasen-Ohren-Ärzte pro Woche mindestens eine fünfstündige offene Sprechstunde ohne Termine anbieten.
    Das neue Terminservice- und Versorgungsgesetz tritt am 1. April in Kraft.

  • Zusätzlich sollen niedergelassene Fachärzte wie beispielsweise Gynäkologen, Augen- oder Hals-Nasen-Ohren-Ärzte pro Woche mindestens eine fünfstündige offene Sprechstunde ohne Termine anbieten.

    Das finde ich im Prinzip gut, für die Fälle, wenn man was Akutes hat.
    Die Frage ist dann nur, ob das nicht sehr voll wird. Wahrscheinlich kann der Arzt dann gleich den ganzen Tag offene Sprechstunde machen, und abends um 20 Uhr oder so wird dann der letzte hoffentlich durch sein. :)

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Das ist leider ziemlich sinnlos, denn die Tage der Ärzte haben ja dennoch nur 24 Stunden, und die können sich nicht klonen. Ist ja nicht so, dass die derzeit rumsitzen und Däumchen drehen und diese Zeit künftig für offene Sprechstunden aufwenden, sondern bisher termininierte Arbeitszeit wird umgewandelt in unterminierte. Heißt, dass man eben keinen Termin mehr bekommt in 8 Wochen, sondern wie auf der Notaufnahme stundenlang wartet. Interessant wird auch werden, wie sie dafür sorgen, dass sie nicht Überstunden noch und nöcher schieben. Da bleibt nur, die, die man nicht behandeln konnte, nach Hause zu schicken und zu bitten, am nächsten Tag wieder zu kommen. Vorher wird man die wenige Zeit, die einem Arzt pro Patient real zur Verfügung steht, noch weiter verringern. Die Attraktivität des Berufes "Niedergelassener Arzt" wird unter diesen Umständen weiter sinken, allemal auf dem Land, wo die Ärztedichte eh schon geringer ist und die Arbeitszeiten entsprechend explodieren dürften, während zugleich auch bei Ärzten der Wunsch nach Work-Life-Balance und Vereinbarkeit von Familie und Beruf stark wächst.
    Mir deucht, dass diese Maßnahme mittelfristig das Problem nicht nur nicht löst, sondern verschärft.

  • Wer gesetzlich versichert ist, soll schneller einen Termin beim Arzt bekommen. Der Terminservice ist über die bundesweit einheitliche Notdienstnummer 116117 rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche erreichbar

    Das klingt nur gut.
    Leider funktioniert es nicht in der Realität.


    Ärzte müssen statt der bisherigen 20 mindestens 25 Stunden pro Woche Sprechstundenzeit anbieten. Ländliche und strukturschwache Regionen sollen besser versorgt werden.

    Auch das ist in der Realität eine hohle Phrase und soll wahrscheinlich vortäuschen, das die Politik etwas für die Bevölkerung tut.
    Wenn z.B. die Hausärztin meiner Eltern das macht, gibt es keine Hausbesuche mehr. Die würde sie dann einfach nicht mehr zeitlich hinbekommen.
    Denn wie schon von @Verwirrt richtig bemerkt wurde, können sich Ärzte nicht klonen.

    Das neue Terminservice- und Versorgungsgesetz tritt am 1. April in Kraft.

    Hoffentlich war/ist das kein Aprilscherz.

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    "Ich kehre in mich selbst zurück und finde eine Welt."

    (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Leider funktioniert es nicht in der Realität.

    Echt du hast da gestern schon angerufen? Was hat nicht funktioniert?

    Ich freu mich schon auf die Akutsprechzeiten, weil die wurden hier überall konsequent abgeschafft mit fatalen Folgen.

    Im Moment habe ich Termine und brauche keine neuen.
    Dafür muss ich lange auf eine Operation warten. Aber da hilft das Gesetz wohl nicht. :(

  • Es gab in den vergangenen Jahren doch bereits Schritte in diese Richtung.
    Gerade diese zentrale Rufnnummer ist nichts Neues.
    Und es wurden auch schon die Erfahrungen damit in Presse und Fernsehen veröffentlicht.
    Das Fazit: Wo die Ärzte fehlen, da nützt so eine Nummer überhaupt nichts.
    Einige Ärzte haben sogar in aller Öffentlichkeit ihre Kassenzulassung verbrannt und vollständig auf Privat umgestellt - weil sie sonst jeden Morgen von Dutzenden wartenden Patienten überrannt wurden.

    Das Gesetz bietet ja lediglich eine kleine Verschiebung von festen Terminen zu terminloser Sprechstunde von 5 Stunden.
    Für nicht dringende Termine kann man sich also vermutlich sogar auf steigende Wartezeiten einstellen, weil der Arzt ja dafür 5 Stunden weniger hat.
    Und wenn es dringend ist, bin ich auch bisher schon früh ohne Termin hingegangen. Nie wurde ich bis Abends warten gelassen und dann nach Hause geschickt - irgendwann kam ich immer dran. Und in einem dringenden Fall ist mir die Wartezeit auch egal, dann nehme ich eben viel zu Lesen mit. Und ich warte schon lange vor Öffnung der Praxis, damit ich einer der Ersten bin.

    Ich fand die 10€ Praxisgebühr da ehrlich gesagt sinnvoller und hätte sie noch erhöht.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • Ich bekomme in viele Praxen keinen Fuß rein, auch nicht als Notfall. In den Rettungsstellen wurde ich weggeschickt, weil ich ja nur jemand war der keinen niedergelassenen Arzt findet. Dann kam die KV mit ihrem Dringlichkeitscode. Da war das Problem den zu bekommen.

    Soviel ich weiß bewirkt die Bundesregierung bzw. die Länder, dass die Studienplätze für Arztstudenten stark reduziert wurden. Das Nachkommen von jungen Ärzten wird stark reduziert.

  • Das wichtigste ist schon gesagt, die Politik will an die wahren Ursachen der langen Wartezeiten nicht ran. Die Arbeitsbedingungen sind in den Krankenhäsern verbessert worden, im niedergelassenen Bereich nicht, also ist die Bereitschaft zur Niederlassung gering. Die Anzahl der Ärzte steigt zwar, die Arbeitszeit insgesamt sinkt aber weil der Nachwuchs überwiegend weiblich ist und kaum eine Frau will sich lebenslang vollzeit in einer eigenen Praxis binden. Die meisten wollen (Teilzeit)anstellungen, flexibel bleiben und in der Stadt leben. Die Tendenz zu MVZ`s die dann irgendwann an einen Konzern verkauft wird bleibt.

    20-25 Stunden das klingt nach wenig aber da steckt nochmal so viel andere Arbeit dahinter. Der niedergelassene arbeitet im Durchschnitt 53 Stunden pro Woche (plus Bereitschaftsdienste), d.h. die Hälfte arbeitet auch mehr. Der resultierende Stundenlohn nähert sich dem eines Facharbeiters.
    Ein Honorar für den Hausarzt für die persönliche Vermittlung eines Facharzttermines klingt schön, wird aber wohl wie sonst auch in 1,83 € Umsatz bestehen (davon bleibt 25% netto) und umfangreiche Dokumentation mit Uhrzeit und Ansprechpartner verlangen. Ähnliches gab es schon mal für das Gespräch zwischen zwei Ärzten über einen Patienten. War auch mit vielen Angaben verbunden und so gering honoriert dass es völlig eingeschlafen ist.

    Ich kenne keinen Niedergelassenen mit einer Hobbypraxis, nur hier würde eine zwangsweise Stundenerhöhung etwas bewirken. Außerdem ist das wieder mal ein Eingriff in den freien Beruf der ihn nicht attraktiver macht. Wenn jemand aus Rücksicht auf die eigene Gesundheit etwas kürzer treten will dann gaht das jetzt kaum noch.
    Die "offenen Sprechstunden" werden ein Chaos an diesen offenen Tagen bewirken und die für die Termine zur Verfügung stehende Zeit wird geringer. Wer brav einen Termin will muss also noch länger warten und die frechsten werden sich in den offenen Sprechstunden vordrängen.

    Was für Termine will die Terminvergabestelle denn anbieten wenn die Terminkalender der Ärzte doch eh schon voll sind. Also mehr Show als Wirkung.

    Das Problem dass wir deutlich zu wenige Studienplätze haben wird nicht angegangen. Unsere Studienwilligen bekommen keinen Platz, statt dessen holen wir massenhaft Rumänische Ärzte die dann dort fehlen.

  • Soviel ich weiß bewirkt die Bundesregierung bzw. die Länder, dass die Studienplätze für Arztstudenten stark reduziert wurden. Das Nachkommen von jungen Ärzten wird stark reduziert.

    Der Numerus Clausus besteht doch schon sehr lange.
    Da könnte man aber in der Tat vielleicht mal dran schrauben.
    Aber stark reduziert wird dadurch nix, es bleibt einfach konstant niedrig.

    Die naheliegende Lösung für reiche Politiker ist vermutlich die 2-Klassenmedizin, wie sie in den US von A praktiziert wird. Teure Krankeiten werden nur noch mit teurer Krankenversicherung behandelt.
    Noch schlimmer wäre es allerdings, wenn man leichte Erkrankungen komplett selber zahlen soll und man dann erst zum Arzt geht, wenn es so schlimm geworden ist, dass es sehr teuer wird.
    Es gibt so schon sehr viele, die gar keine Krankenkassenbeiträge mehr zahlen und daher auch nie zum Arzt gehen.

    Für mich ist die einzig sinnvolle Lösung die Abschaffung der Privatversicherungen. ALLE müssen in die Sozialkassen einzahlen und wer mehr will, kann sich ja zusätzlich noch privat versichern. Dann wäre genug Geld da, um das medizinische Personal auch anständig zu bezahlen (nicht nur die Ärzte).
    Ich such ja gerade einen Hautarzt - was sich da an Ärzten tummelt, die nur privat und überwiegend im "Schönheitsbereich" arbeiten, ist irre. Aber das ist vielleicht auch eher typisch München.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • Ich hatte mal ne Doku gesehen. Der NC soll bei 1,0 sein und selbst die die den haben kriegen keinen Studienplatz und es ging darum den Platz einzuklagen.

    Der NC hat einen ganz einfachen Grund: Ein einzelner Studienplatz in Humanmedizin kostet über 30 000 Euro im Jahr und damit dreimal mehr als ein Studienjahr im Durchschnitt (Quelle), und das Medizinstudium ist eines mit der längsten Regelstudienzeit (12 Semester und drei Monate).
    Das Geld muss erst mal da sein. Ich wohne in einer Uni - Stadt, in der es in der Diskussion war, das Studienangebot um Medizin zu erweitern, aber das Bundesland hat kein Geld und daher dagegen entschieden.

  • Thema Hautarzt: Dann ruf doch mal die Nummer an und teste das mal.

    Bei mir geht es nur um die Vorsorgeuntersuchung, ich habe also keinen Termindruck.
    Und einen Arzt, bei dem ich mich wohl fühle, werden die mir unter der Nummer eher nicht geben - sondern wie schon erwähnt, die Ärzte, zu denen lieber keiner hin will und die deswegen noch freie Termine haben.
    Termine sind generell in München kein Problem, es gibt genug Ärzte. Einen zu finden, der nicht wie am Fließband arbeitet, ist die Herausforderung.

    Der NC soll bei 1,0 sein

    "Soll sein" - also kennst Du ihn gar nicht?
    https://studienplatz-klage.de/alles-zum-hoch…umerus-clausus/
    Die Wartezeit kann man ja mit was Sinnvollem füllen, z.B. eine Ausbildung im medizinischen Bereich.
    Mein ursprünglicher Studienwunsch war auch mit Wartezeit verbunden und ich habe dann eben Bewerbungen für eine Ausbildung in die Richtung geschrieben und zu meiner Zeit gabs ja auch noch den Wehrdienst.
    Nach all der Warterei hatte ich dann aber doch keine Lust mehr und hab was völlig Anderes gemacht, wovon man sogar leben kann.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

    Einmal editiert, zuletzt von Garfield (3. April 2019 um 21:43)

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    Ich schau halt immer mal Dokus auf YT und find die dann nicht mehr. In diesem Bericht ist von 1,0 bis 1,3 NC die Rede. Wartezeit soll bei sieben Jahren liegen. Das deckt sich ja mit deinem Link.
    Ich hatte Abi 1,5 und habe ein Fach studiert mit NC 1,5 und ich habe ein Semester gewartet.

    2 Mal editiert, zuletzt von Slim (4. April 2019 um 00:33)

  • Dann werde ich, sollte mir wieder einer kommen, der behauptet, Studenten liegen dem Staat nur auf der Tasche, entgegnen, er solle sich doch bitte zuerst an die Mediziner wenden. :]

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

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