Umgangssprache, Redewendungen

  • Ich habe gerade sehr laut lachen müssen

    „Die Kirche vom Eis holen.“

    Bei solchen Wortspielereien mag ich mein bildliches Denken sehr.

    Aif diese weise gehst du aber "mit der Kirche ums Kreuz"!

    Es gibt Menschen, die schwimmen immer mit dem Strom. Andere schwimmen oft gegen den Strom. Und ich finde den verdammten Fluss nicht!


  • Bei solchen Wortspielereien mag ich mein bildliches Denken sehr.

    Dieses bildliche Denken ist bei mir auch sehr ausgeprägt. Ich habe als Kind oft auch laut gelacht, wenn jemand eine Redewendung gesagt hat. Manchmal war das unpassend, wenn die Redewendung etwas Ernstes oder Negatives betonen sollte. Ich hab immer gelacht und "was heißt das?" gefragt.
    Oft stand ich aber auch stumm daneben und wunderte mich, warum niemand anderes auch mal die Bedeutung von Redewendungen erfragen muss. Alle schienen damit besser klarzukommen als ich, deshalb sagte ich nichts und versuchte schon früh mein Defizit zu verbergen. Die Bedeutung der Redewendungen erschloss ich mir meist hinterher, wie das Lösen eines Bilderrätsels.

    Heute google ich auch oft danach. Gerade seit ich arbeite, merke ich erst einmal, wie viele Redewendungen es gibt, die ich noch nicht kenne. Ich lerne gefühlt jeden Tag eine neue.
    Das ist so extrem, wie die da reden. :m(:

    Mir war lange nicht klar, dass dieses bildliche Denken nicht alle Menschen haben. Deshalb habe ich mich immer gewundert, wenn jemand gesagt hat:" Ach, jetzt habe ich gerade Kopfkino".
    Ich dachte dann: "Häh, das hab ich doch immer?!"
    Das war für mich so normal und unwichtig zu erwähnen, als ob jemand sagen würde: "Ich atme gerade."

    Vor kurzem hat mein Chef zu mir gesagt, um zu begründen, dass er vorher keine Zeit hatte: "Ich musste gerade erst noch dieses Dokument zur Welt bringen."
    Daraufhin habe ich mir einen Geburtsvorgang vorgestellt, bei dem statt einem Baby ein Blatt Papier herauskommt - und noch dazu bei einem Mann!
    Mein Grinsen hat er zum Glück nicht bemerkt... :lol:

  • Alle schienen damit besser klarzukommen als ich, deshalb sagte ich nichts und versuchte schon früh mein Defizit zu verbergen.

    Da wird immer gepredigt, dass es keine dummen Fragen gibt, aber wenn jemand fragt, wird er trotzdem schnell als dumm hingestellt. Sehr sehr schade.

    Ich merke das aktuell auch bei meiner Tochter (7), dass sie keine Fragen mehr stellt und stattdessen behauptet, sie hätte alles verstanden. Auch wenn das ganz offensichtlich nicht der Fall ist. Versuche ich dann zu erklären versucht sie mich davon abzuhalten indem sie laut dagegen redet oder das Zimmer verlässt. Mit zunehmend auch unschönen Konsequenzen. Letztens hatte sie einen Witz gelesen: "Was ist der Unterschied zwischen einem Fußgänger und einem Fußballspieler? - Der Fußgänger geht bei grün, der Fußballspieler bei rot." An ihrem kurzen Zögern und darauf folgendem gespielten Lachen war klar zu erkennen, dass sie den Witz nicht verstanden hatte. Ich frage also nach: "Hast du das verstanden?". Sie bestätigte es. Ich versuchte trotzdem auf die Rote-Karte beim Fußball hinzuweisen, doch sie wiederholte nur immer wieder sehr laut "Ja ja, habe ich verstanden."

    Tage später traut sie sich nicht alleine über eine Fußgängerampel zu gehen. Sie sagt, sie sei sich nicht sicher, welche Regeln gelten, da die überall anders seien. Ich erkläre ihr kurz, dass die Regeln überall die gleichen sind. Dass sie wartet, bis sie grün hat, und dann gehen kann, wenn die Autos angehalten haben. Darauf verweist sie darauf, das aber Fußballspieler bei rot über die Ampel gehen müssen. Jetzt war sie zum Glück offen für die Erklärung des Witzes. Es scheint sie aber nachhaltig verunsichert zu haben.

  • Bin über einen Thread gestolpert..es ging um den „Draht“ zu Tieren.. jemand hatte in der Antwort „was auch immer der Draht sein soll“... genau da liegt der Knackpunkt..
    Jeder weiß wahrscheinlich, was gemeint ist. Aber wieso Draht? Und: habt ihr auch Probleme mit Redewendungen und Co?

    Kann man das mal sammeln? Oder wollt ihr lieber googeln?

    Mit Redewendungen bin ich eher nicht auf Kriegsfuß, womit ich aber regelmäßig an meine Grenzen komme, ist Jugendsprache oder Abkürzungen, wie sie in Chatsprache Anwendung findet, da bin ich raus.

    Ich finde Jugendsprache schon schlimm, ich kam ja grad noch mit YOLO klar, schon gab es ein neues und ehe es sich verbreitet hatte, war es auch schon wieder weg aus dem Sprachgebrauch.

    Ne da wünsche ich mir lieber mehr Redewendungen als Chatsprache und Jugendwörter.

    Das gefährlichste Möbelstück ist die Lange Bank, das gefährlichste Instrument die Alte Leier.
    ~Abraham a Sancta Clara

  • In Computersprache und teils Jugendsprach bin ich wie ein Nerd, aber auch nicht das jüngste Semester. Ich benutze gern LOL, ROFL, Noob/N00b (zu mir, worin ich schlecht bin), und WTF. ("Laut lachen", "auf dem Boden herumrollen vor Lachen", wobei ich ROFL einsetze und gefühlt meist so las für das selbe wie WTF, und WTF bedeutet "Was für ein seltsamer Scheiß ist das")
    Ansonsten sag ich manchmal auch vor mir hin "Heilige Scheiße". Oder norddeutsche Sprüche wie "Harry Knitter". Nur "Harryjasses" mochte ich nicht. Und manchmal fluche ich auch aus welchen Gründen auch immer, auf französisch "merde", oder auf italienisch "puta" (zu Sach-Situationen / Gegenständen) obwohl ich französisch nicht gern lernte und italientisch überhaupt nicht, aber in einem Lied kam immer "puta" vor.
    Und "Alter Schwede" und "Alter" sage ich auch. manchmal auch reimisch "Alter Verwalter", wenn ich gleichzeitig beim Staunen auch resigniert und dennoch in Scherzlaune bin.
    Naja und dann noch anderen Blödsinn, der aber auch in erfundene Redewendungen geht.

    Manche herkömmliche Redewendungen mag ich, manche nicht, und manche find ich ein bisschen seltsam.

  • Beim Draht, den man zu etwas hat oder nicht, geht es ja um die Form/Art der Beziehung zu etwas/jemandem.

    Es kommt aus dem Zeitalter des Telefon- und des Telegrafendrahts.
    Einen guten Draht zu haben bedeutete eine gute (ungestörte) Verbindung zu haben.
    rofl

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Beim Draht, den man zu etwas hat oder nicht, geht es ja um die Form/Art der Beziehung zu etwas/jemandem.

    Es kommt aus dem Zeitalter des Telefon- und des Telegrafendrahts.
    Einen guten Draht zu haben bedeutete eine gute (ungestörte) Verbindung zu haben.
    rofl

    Ich denke bei dieser Redewendung immer an zwei Menschen, die miteinander fechten. Die haben ja auch einen Draht zueinander. :lol:

    Die richtige Bedeutung, wie bereits oben erklärt, ist mir aber schon klar und mit dem Bezug zum Telegrafendraht auch logisch und nachvollziehbar.

  • Ich habe mich gerade über eine RW amüsiert:

    Ich bin auch ohne Kamm immer schön frisiert.


    Mit frisiert meint er betrunken.

    Aus dem Lied "Vorstadtkasanova" vom Nino aus Wien.

    Achtung, Liedertext ist nicht jugendfrei!


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    Es gibt Menschen, die schwimmen immer mit dem Strom. Andere schwimmen oft gegen den Strom. Und ich finde den verdammten Fluss nicht!

    2 Mal editiert, zuletzt von Padeiro (22. August 2022 um 10:00)

  • Ich verwende auch öfter Redewendungen, aber wenn ich so genau drüber nachdenke, dann frage ich mich auch, wo einige davon herkommen, bzw was damit wirklich gemeint ist.
    Z.B. dieser Spruch" Ich habe Muffensausen". Ok, derjenige ist nervös, aufgeregt, hat Angst vor etwas. Aber was bitte ist "Muffensausen"? Was darf man sich darunter vorstellen?

    Generell fällt mir auch oft auf, dass es im Deutschen einige echt seltsame Wörter gibt.
    Man kann sich "verlaufen", das heisst, man hat die Orientierung verloren, hat sich "Verirrt". Aber man kann auch "Versterben", und dann ist man tot. Man kann "fallen", dann ist man gestolpert, irgendwo abgestürzt, und in der Regel steht man wieder auf. Wenn ein Soldat "Fällt", ist er tot.

    Dann das Wort "Erbrechen", oder auch nur "Brechen", was genau wird denn gebrochen, wenn jemand kotzt?

  • Aber was bitte ist "Muffensausen"? Was darf man sich darunter vorstellen?


    Wenn ein Soldat "Fällt", ist er tot.


    Dann das Wort "Erbrechen", oder auch nur "Brechen", was genau wird denn gebrochen, wenn jemand kotzt?

    Die Muffe ist ein Verbindungsstück, umgangssprachlich früher wohl auch das letzte Stück unseres Darms als Verbindung zwischen drinnen und draußen. Hast du Angst vor etwas, dann saust dir halt die Muffe - oder du hast wortwörtlich Schiss.

    Dass nur Soldaten "fallen", wenn sie beim Einsatz sterben, ist ein Euphemismus. Klingt halt besser, als wenn man sagen würde: "Eine Rakete hat ihn zerfetzt." Ich finde den Ausdruck immer ärgerlich, denn ein Polizist, der beim Einsatz von einem Räuber erschossen wird, stirbt ganz einfach oder kommt ums Leben. "Fallen" darf der nicht.

    Beim Brechen im Sinn von "sich übergeben" bricht nicht etwas, so wie ein dünnes Stück Holz z. B., sondern es bricht etwas aus einem heraus, was wir ja auch im übertragenen Sinn kennen, wenn sich einer verbal ausgekotzt.

    "Ich kämpfe nicht, ich behaupte mich." - "Ich will nicht siegen, ich will sein." (Georg Kaiser)

  • Ich grübele gerade über das Verständnis von Redewendungen beziehungsweise seiner Abwesenheit bei Menschen mit einer ASS, zum Beispiel mir. Auf der Seite "Autismus-Kultur" habe ich gerade gelesen (was ich selbstverständlich schon früher wusste) dass Menschen mit einer ASS Schwierigkeiten mit Redewendungen und Metaphern haben. Das gegebene Beispiel war "Er hat Haaren auf den Zähnen" was mir eine sehr gute Gelegenheit anbietet über Redewendungen zu schreiben weil ich als Nichtmuttersprachler tatsächlich noch nicht weiß was sie bedeutet und sie noch nachschlagen und lernen muss. Nachdem ich sie gelernt habe wird sie nicht mehr ein gutes Beispiel sein weil ich ab dem Zeitpunkt die Bedeutung wissen werde.

    Ich stelle mir vor wie es wäre diesen Satz in einem Gespräch zu hören:

    Als erstes würde ich ein mentales Bild von Zähnen mit Haaren sehen und mich fragen wie ein Mensch Haaren auf den Zähnen haben könnte.

    Als zweites würde ich ausschließen dass das möglich ist und deswegen auch ausschließen dass das gemeint war.

    Als drittes würde ich denken dass ein mir unbekanntes zahntechnisches oder zahnhygienisches Problem gemeint ist, analog zu dem Problem wenn jemand Zahnsteine hat. Wenn jemand Zahnsteine hat hat er keine Steine auf den Zähnen wie eine Straße Steine haben kann (Kies zum Beispiel) sondern das sind Ablagerungen die entfernt werden müssen (und nicht buchstäblich Steine). "Haare auf den Zähnen haben" könnte bedeuten dass man kleine Risse in den Zähnen hat wie bei einem Waschbecken aus Porzellan.

    Weil ich die Redewendung aber nicht in einem Gespräch gehört habe (sondern auf einer Webseite über Autismus) weiß ich dass sie eine Redewendung ist (weil sie als Beispiel dafür angeführt wurde). In einer wirklichen Gesprächssituation würde ich hoffentlich aus dem Kontext merken dass sie (die Gesprächspartner) nicht über Zähne sprechen sondern über den Charakter einer Person.

    Jetzt (buchstäblich jetzt weil ich die Bedeutung der Redewendung tatsächlich noch nicht gelernt habe) kann ich nur mehr oder weniger intelligente Vermutungen machen was sie bedeuten könnte und ich denke dass ich dasselbe mache wie ein nicht-autistischer Mensch es machen würde. "Haare auf den Zähnen haben" könnte bedeuten dass jemand sehr bissig ist oder unempfindlich ober alles isst was man ihm vorlegt oder dass er viel Erfahrung hat ("mit allen Gewässern gewaschen" ist) oder sehr listig ist oder undeutlich spricht oder eine unzivilisierte Art zu sprechen hat oder optisch hässlich und deformiert ist und so weiter und so fort. Es gibt sehr viele Möglichkeiten. Wenn ich raten müsste würde ich auf "unempfindlich" oder "bissig" oder "listig" tippen aber ich bin sehr unsicher was sie tatsächlich bedeutet (habe nur verschiedene mehr oder weniger plausible Ideen dazu).

    In einem wirklichen Gespräch würde man versuchen aus dem Kontext zu erschließen welche von diesen Hypothesen die wahrscheinlichste ist. Wenn der vorherige und weitere Verlauf des Gesprächs darauf hindeuten sollte dass es sich um eine sehr listige Person handelt dann würde ich schließen dass die Redewendung "listig" bedeutet. Wenn es sich um eine unempfindliche Person handeln sollte dann würde ich denken dass der Ausdruck "unempfindlich" bedeutet.

    Jetzt (buchstäblich jetzt) werde ich die Redewendung nachschlagen.

    Meine Frage: Ist mein Vorgehen nicht genau dasselbe wie bei einem NT? Oder liegt etwas spezifisch "Autistisches" drin? Ich denke nicht, höchstens dass ich mich eventuell etwas länger bei den zahntechnischen Fragen aufhalten würde als ein nicht-Autist. Im allgemeinen denke ich dass das was ich oben geschrieben habe die logischste Art ist mit einer unbekannten Redewendung umzugehen.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

    Einmal editiert, zuletzt von Unbewohnte Insel (24. August 2022 um 08:26)

  • Ich mache den Umweg über die wörtliche Bedeutung auch, wenn ich die Redewendung schon kenne. Bei "Haare auf den Zähnen" stelle ich mir als erstes vor, dass meine Zähne Haare haben, und finde das entsetzlich, weil es sich schrecklich anfühlen würde. Dann schlage ich mein inneres Wörterbuch auf und lese den Sinn der Redewendung und kann diese dann im Kontext einordnen.

    Wenn ich eine Redewendung noch nicht auswendig gelernt habe, frage ich nach, wenn mir klar geworden ist, dass die wörtliche Bedeutung keinen Sinn macht.

    Beides kostet Zeit und Kraft, so dass mir ein Teil des Gesprächs entgeht.

    Auch ist es mir nicht immer klar, dass es sich um eine Redewendung handelt und nicht wörtlich zu verstehen ist. Beim "nachts klappen sie die Bürgersteige hoch" hat es länger gedauert, bis ich den wörtlichen Sinn angezweifelt habe. :m(:

    Jedes mal, wenn man mir sagt, ich wäre nicht gesellschaftsfähig,
    werfe ich einen Blick auf die Gesellschaft und bin überaus erleichtert.

    Einmal editiert, zuletzt von Nelke (24. August 2022 um 08:38)

  • Ich mache den Umweg über die wörtliche Bedeutung auch, wenn ich die Redewendung schon kenne. Bei "Haare auf den Zähnen" stelle ich mir als erstes vor, dass meine Zähne Haare haben, und finde das entsetzlich, weil es sich schrecklich anfühlen würde. Dann schlage ich mein inneres Wörterbuch auf und lese den Sinn der Redewendung und kann dsie dann im Kontext einordnen.

    Bei mir läuft es auch so. Deswegen finde ich manche Redewendung ziemlich schrecklich, zum Beispiel "mir blieb die Spucke weg" weil sie ein inneres Bild von Spucke generiert in meinem Kopf.

    Nachtrag: Ich habe "Haare auf den Zähnen haben" gerade nachgeschlagen und die Bedeutung ist nicht eine von denen die ich oben als plausible Hypothesen aufgelistet hatte. Jetzt wo ich die Erklärung gelesen habe verstehe ich den Sinn der Redewendung. Ich glaube dass falls ich die Redewendung wieder höre (und die Bedeutung nicht inzwischen wieder vergessen habe) werde ich haarige Zähne, einen haarigen Brust und einen Viking-Krieger sehen aber die Bedeutung werde ich auch verstehen.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

    2 Mal editiert, zuletzt von Unbewohnte Insel (24. August 2022 um 08:46)

  • Ich sehe auch immer die wörtliche Bedeutung bildlich vor mir und im nächsten Schritt wird mir dann klar, dass es eine Redewendung sein muss. Die Bedeutung dazu hab ich auch wie Vokabeln abgespeichert, die ich dann abrufe.
    Oft ist es bei mir auch so, dass ich bei diesem "Abrufen" die Situation vor mir sehe, wo ich die Redewendung zu ersten Mal gehört habe oder ich den Original-Tonfall höre, wie man sie mir damals erklärt hat.

    Ich erinnere mich, dass ich, wenn jemand eine Redewendung gesagt hat, als Kind manchmal gelacht habe (manchmal war das unpassend, wenn die Redewendung eine negative Situation unterstreichen sollte) und "was heißt das?" gefragt habe.
    Es wurde mir dann meist ausführlich erklärt, manchmal kam aber als Erklärung nur die Kurzversion "Das sagt man halt so".

    Später wurde ich relativ gut darin, einen "Das sagt man halt so"-Satz zu finden und die Bedeutung wie ein Logikrätsel aus dem Kontext herauszufinden.
    Manche Redewendungen finde ich aber auch heute noch unlogisch und muss sie im Nachhinein nachschlagen.

    Ich selber benutze im Gespräch selten Redewendungen - eigentlich fast gar nicht. Schriftlich eher, aber ich verwende oft eigene Metaphern, um etwas auszuschmücken.
    Das ist vielleicht das "autistische" in Bezug auf den Umgang mit den Redewendungen. Ähnlich wie bei dem Thema Mimik. Viele Autisten haben gelernt, sie zu lesen, aber selbst wenden sie sie wenig an.

  • Dieses bildliche Vorstellen hatte ich nie. Für mich sind das einfach Vokabeln wie bei ner Fremdsprache, die man eben lernen muss, weil vom Wortlaut seltenst auf die Bedeutung zu schließen ist. Ich verwende sie auch so.
    Begegnet mir mal eine neue (sind eigentlich nur welche, die in anderen Regionen üblich sind), dann realisiere ich relativ schnell, dass es eine sein muss, weil der Inhalt sprachlich unlogisch ist und dann ist es für mich eben auch wie eine unbekannte Vokabel. Entsprechend versuche ich auch nicht eine Bedeutung herzuleiten, sondern frage gezielt nach der "Übersetzung".
    Muss allerdings dazusagen, dass ich sprachlich wahrscheinlich sehr talentiert bin und das sicher einen nicht unerheblichen Einfluß hat.

  • Begegnet mir mal eine neue (sind eigentlich nur welche, die in anderen Regionen üblich sind), dann realisiere ich relativ schnell, dass es eine sein muss, weil der Inhalt sprachlich unlogisch ist und dann ist es für mich eben auch wie eine unbekannte Vokabel. Entsprechend versuche ich auch nicht eine Bedeutung herzuleiten, sondern frage gezielt nach der "Übersetzung".

    Diese gezielte Fragen nach der Übersetzung hab ich nur als Kind gemacht. Später wäre ich mir dann dabei komisch vorgekommen und hab nicht mehr gefragt, weil ich gemerkt habe, dass nie jemand anderes solche Dinge auch nachfragen muss und alle anderen das scheinbar einfacher verstehen als ich. Mein Defizit war mir irgendwie bewusst und ich wollte das verbergen.
    Ich hab dann irgendwann für mich akzeptiert, dass die anderen Menschen halt so bildlich sprechen.

    Außerdem finde ich das Nachfragen schwierig, weil es den Gesprächspartner und den Gesprächsfluss unterbricht.
    Ich würde manchmal gerne nachfragen, aber ich halte mich zurück.

    Meistens kann ich es gut verbergen, wenn ich was nicht gleich verstehe, aber es gab auch schon Situationen bei der Arbeit, wo man es mir angemerkt hat und mein Gegenüber komisch ungläubig gegrinst hat (sofern ich das Gesicht richtig gedeutet habe).

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