Unfähigkeit mit negativen Ereignissen umzugehen

  • dass ein autistisches Gehirn einfach unfähig wäre, bestimmte Dinge zu tun, halte ich für sehr bequem.

    Dito. Ein Gehirn ist per se sehr lernfähig, allerdings auch sehr hartnäckig. Es hält gerne an alten Mustern fest.

    Das Gehirn ist das Organ, das die meiste Energie verbraucht und es ist deshalb immer darauf bedacht, möglichst viel Energie einzusparen. Das autistische Gehirn ist im Default Mode, also im Verarbeitungsmodus/Ruhemodus, um ca. 50% aktiver als das eines nicht autistischen Menschen.

    Plus: Ein autistisches Hirn braucht länger, um zu verarbeiten, es geht dabei andere Wege, weil es anders vernetzt ist, und es hält hartnäckiger an alten Mustern fest, weil Veränderung eben Energie kostet. (Rituale helfen, Energie zu sparen etc.).

    Kommen Komorbiditäten wie Depressionen hinzu, wird es richtig schwer, etwas Neues zu erlernen oder etwas Belastendes zu verarbeiten oder etwas Störendes umzulernen.

    Aber: Leute, guckt mal bei Euch genauer hin. Findet ihr nicht, dass ihr regelrechte Lernweltmeister seid? Was ist denn Hochfunktionalität? Das ist größtmögliche Anpassung und größtmögliches Klarkommen. Und was ist das alles zusammen: Ständiges Lernen, neu lernen, neu bewerten.....Ein autistisches Gehirn kann eine Menge tun!

    Aber eben diese Leistungen, die es vollbringen muss, machen das autistische Hirn und auch unseren Körper so müde. Der Alltag stresst. Das Leben stresst. Es verlangt viel ab und je mehr das ist und je weniger Ruhe wir haben, umso mehr Gelegenheit hat die Amygdala ( =Angstzentrum), wie blöd Angstsignale zu feuern. Die Amygdala ist nachweislich hyperaktiv bei Autisten, daher ist das Grundgefühl der meisten Aspies eben Angst.

    Dazu kommen die Verarbeitungsschwierigkeiten. Angst setzt sich länger fest, wenn die Verarbeitungsdauer lange ist, und was sich festsetzt im Gehirn, hat viel Gelegenheit, neurologische Bahnen zu bilden, die schwer zu überschreiben sind.

    Überschreiben kann man sie, indem man das Gegenteil dessen tut, was einem das Hirn befielt. Sprich: Rein gehen in die Angstsituation und lernen, dass das, wovor man Angst hat, nicht passiert. Oder einen anderen Weg suchen, das, wovor man Angst hat, trotzdem zu tun, eben auf eine andere Art und Weise. Ist verdammt schwer für jeden, egal ob im Spektrum oder nicht.

    Ich habe für mich erkannt:
    Ich muss besser auf mich achten.
    Ich darf meine Hochfunktionalität nicht immer bis zur absoluten Grenze beanspruchen, sprich: nur weil ich etwas theoretisch hinbekomme, heißt das noch lange nicht, dass ich es auch tun muss.
    Ich muss meine Umgebung an meine Bedürfnisse anpassen, nicht andersrum.

    Leichter gesagt als getan, aber wenn ich das schaffe, geht es mir auch mit der Angst besser.

  • Aber eben diese Leistungen, die es vollbringen muss, machen das autistische Hirn und auch unseren Körper so müde. Der Alltag stresst. Das Leben stresst. Es verlangt viel ab und je mehr das ist und je weniger Ruhe wir haben, umso mehr Gelegenheit hat die Amygdala ( =Angstzentrum), wie blöd Angstsignale zu feuern. Die Amygdala ist nachweislich hyperaktiv bei Autisten, daher ist das Grundgefühl der meisten Aspies eben Angst.

    Generell stimme ich dem zu, was du schreibst, und sehe es ganz ähnlich. Nur das von mir kursiv gesetzte würde ich nicht unterschreiben, denn Angst ist nur eine Art, auf das Grundproblem zu reagieren. Ich selbst empfinde nicht überdurchschnittlich viel Angst, sondern bei mir kumuliert sich eher der Stress, das Gestresstsein, das Überforderungsgefühl. Die Folgen sind ähnlich.

    Markrams These, wie er sie im Beispiel mit dem Tisch veranschaulicht, spricht mich überhaupt nicht an, bei mir ist das "ganz anders" (weil eben nicht durch Angst geprägt) und zugleich grundlegend ähnlich, wenn man mal vom Thema Angst weggeht.

  • Ich kenne dies zwar, aber ich denke @seven_of_nine da solltest du dir nicht zu viele Gedanken drum machen.
    Es gab viele Leute die einiges behauptet haben, was so nicht (ganz) korrekt war.

    Auch wenn es nicht ganz falsch ist, bedeutet dies nicht das man es gar nicht ausgleichen kann.

    Grüße aus der Pegasus Galaxie. :)

  • Ich verstehe nicht, worauf das hinaus laufen soll. Geht es darum, unbedingt meinem Kommentar zu widersprechen? Die Neandertaler-Diskussion ist interessant, aber nicht so bedeutend für diesen Thread.

    Du hast behauptet, meine Aussagen seien falsch.
    Ich habe meine Aussagen belegen können.

    Ich verstehe es einfach nicht, wieso sollte ich das so stehen lassen, wenn ich korrekt war?
    Warum hast du mir denn nun zum Zweiten Mal widersprochen, "auch" nur um mir zu widersprechen? :m(:


    Vögel stammen auch von den Dinosauriern ab und da sagt man auch nicht, dass die Dinosaurier nicht ausgerottet sind.
    Ja, "ausgerottet" war nicht genau genug formuliert, wenn man auf die andere Bedeutung abstellt:

    2. beseitigen, aus der Welt schaffen

    Ich verwendete das Wort allerdings im Sinn der Bedeutung:

    1. vollständig, bis zum letzten Exemplar vernichten, vertilgen

    https://www.duden.de/rechtschreibung/ausrotten


    Ich bezog das auf die Theorie, dass die homo sapiens die Neanderthaler "verdrängt/getötet" hätten, da war das Wort "ausgerottet" jedenfalls passend = korrekt.

    a) Wenn man jetzt darauf abstellt, dass ein winzig kleiner Teil der Neanderthaler in Form von Genen noch im modernen Menschen enthalten ist, dann sind sie nicht "komplett völlig aus der Welt", wenn man auf Bestandteile abstellt.

    b) Wenn man aber darauf abstellt, wie ich, dass es auf den Organismus (die Vernichtung des letzten Exemplars) ankommt, dann stimmt, was ich gesagt habe.

    Wie dem auch sei, ausgestorben, trifft jedenfalls zu und falsche Aussagen, habe ich so nicht getätigt.
    Das lasse ich mir nicht vorwerfen, wenn es nicht stimmt, so einfach ist das.


    Und damit EOD.

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

    Einmal editiert, zuletzt von Cloudactive (25. März 2019 um 13:48)

  • Ich habe vor immer mehr Dingen Angst, ich sammle immer mehr Mikrotraumata an.

    Das passt zu meiner Sicht auf Dinge im Spektrum: Eine Kette von Mirkotraumata als Entwicklungsstörung, bedingt durch andersartige Wahrnehmung.

    Zitat von Makram

    Vor allem schlechte Erfahrungen, die vergisst es nie. Das führt zu vielen Mikrotraumata. Und das ist das große Drama für Autisten, das sich erst in unserer Forschung erschlossen hat: Ihr Gehirn ist unfähig, eine negative Erfahrung einzuordnen und durch eine positive Erfahrung oder auch nur das Ausbleiben einer Wiederholung zu überschreiben.

    Ob es wirklich unfähig ist, sei dahin gestellt. Jedenfalls brennen sich schlechte Erfahrungen (nach meinem Verständniss) gleichsam sehr viel stärker ein, was bei allgemein heftigeren Gefühlen nicht weiter verwunderlich ist (wenn jedes Gefühl gleichsam ein Affekt ist). Das würde die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass ein bleibender Eindruck hinterlassen wird.

    Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind. Ich mich auch.

    Einmal editiert, zuletzt von Eurich Wolkengrob (25. März 2019 um 14:33)

  • Du hast behauptet, meine Aussagen seien falsch.Ich habe meine Aussagen belegen können.

    Ich verstehe es einfach nicht, wieso sollte ich das so stehen lassen, wenn ich korrekt war?
    Warum hast du mir denn nun zum Zweiten Mal widersprochen, "auch" nur um mir zu widersprechen? :m(:

    Ich konnte leider nicht die Stelle finden, an der du deine Aussagen belegen konntest. Könntest du mir noch einmal die Verlinkungen zeigen, auf denen steht, dass der afrikanische Mensch die Neandertaler in Asien ausgetrottet hat? Auch zu der Behauptung, dass in der Menschheit nur 2-4% der Neandertaler-Gene vorhanden sind hast du nicht belegt, nur Verlinkungen zu Artikeln genannt, die einen Nachweis von 2-4% der Neandertaler-Gene in einzelnen Individuen nachweisen.

    Den Beleg deiner Aussagen bist du also noch schuldig. Ich verstehe nicht, wieso es so stehen gelassen werden soll, wenn du nicht belegen kannst, dass du korrekt warst?

    Zum Verständnis: Es gibt kein einzigen Beleg einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen homo Sapiens und dem Neandertaler. Nicht einen einzigen. Es gibt etliche Belege für eine Vermischung der Menschengruppen. Und das zu einer Zeit, als sowohl Homo Sapiens und Neandertaler mit sehr wenigen Menschen ein sehr großes Territorium besiedelten. Es gab also keinerlei Rivalität. Außerdem macht auch der Erhalt von 20% des Neandertaler-Genoms keinen Sinn bei einer Ausrottung. Selbst wenn die Homo Sapiens die Neandertaler ausgerottet hätten, so wäre es nur zu sehr vereinzelten Paarungen gekommen über einen sehr kurzen Zeitraum. Doch die Studien belegen, dass es über viele Jahrtausende Vermischungen gab.

    Ein kleines Gedankenexperiment zu deiner Definition von Ausrotten:
    Stell dir vor, eine Gruppe von Homo Sapiens und Neandertalern lebt in Koexistent mit einander. Eine Gruppe aus 10 Neandertalern und 30 Homo Sapiens. Es kommt nun zu Paarungen innerhalb dieser Gruppe. So werden 40 Kinder gezeugt:
    - 20 reine Homo Sapiens
    - 5 reine Neandertaler
    - 15 Mischlinge.

    Die 15 Mischlinge sind exakt zu 50% Neandertaler und zu 50% Homo Sapiens. Zu welcher Gattung sollten diese Menschen also zählen? Sie sind weder das eine, noch das andere. Sie wären Homo Sapiens Neandertaler.
    Die Elterngeneration stirbt, schließlich wurde man nicht sehr alt zu dieser Zeit. Wir haben nun also eine Gruppe aus 20 Homo Sapiens, 5 Neandertalern und 15 Homo Sapiens Neandertalern (exakt zu je 50%). Das Spiel beginnt von neuem.
    Es werden 40 Kinder gezeugt:
    - 10 Homo Sapiens
    - 2 Neandertaler
    - 10 Homo Sapiens Neandertaler (exakt je 50%)
    - 18 diverse Mischlinge (von 1%-49% Neandertaler und 1%-49% Homo Sapiens).

    Nach 5 Generationen gibt es weder Homo Sapiens, noch Neandertaler mehr in dieser Gruppe. Es bleibt nur eine Mischgruppe übrig. Da das Anfangsverhältnis der Homo Sapiens zu den Neandertalern 1:3 war, werden auf dauer die Nachkommen also im Durchschnitt 33% Neandertaler-Gene ins ich tragen, und 67% Homo Sapiens-Gene. Trifft diese Gruppe nun auf weitere reine Homo Sapiens Gruppen, so verdünnt sich die Neandertaler-Genetik noch weiter. Dass also 20% der Neandertaler-Gene selbst heute noch existiert, tausende Generationen später, spricht für eine extrem flächendeckende, umfangreiche und lange andauernde Vermischung, nicht für Einzelpaarungen.

    An welchem Punkt hat nun der Homo Sapiens den Neandertaler ausgerottet? Ausrottung durch genetische Mehrheit? Ich bezweifel, dass irgend wer dies als "Ausrottung" definieren würde.

    Nach der Definition Rotten Kinder auch ihre Großeltern aus, da sie nur 0-50% der Gene übernehmen. Teile meiner Großeltern haben also nur einen Bruchteil ihrer Gene weiter vererbt. Sind sie also auch ausgerottet, da sie weniger als 20% ihrer Erbmasse weiter gegeben haben?


    Ich verstehe trotzdem nicht den Sinn dieser Diskussion. Schließlich hast du damit begonnen, meine Aussagen zu hinterfragen, und Behauptungen aufzustellen. Ich kann dir gerne auf jede Behauptung eine Antwort geben. Aber dann solltest du vielleicht einen eigenen Thread dazu aufmachen und dort deine Ansichten Teilen und um Meinungen bitten.

    Mir scheint es so, als wolltest du unbedingt eine nicht existierende Diskussion gewinnen wollen. Solange es seven_of_nine nicht stört, können wir das gerne weiter spielen. Vielleicht kannst du ja auch noch den einen oder anderen Beleg für deine Behauptungen aufzeigen. Z.B. zu der Ausrottung der Neandertaler in Asien durch die afrikanischen Menschen. Oder dazu, dass nur 2-4% der Genome der Neandertaler überlebt haben. Das würde die Diskussion stark verkürzen.

  • Ich verstehe trotzdem nicht den Sinn dieser Diskussion. Schließlich hast du damit begonnen, meine Aussagen zu hinterfragen, und Behauptungen aufzustellen. Ich kann dir gerne auf jede Behauptung eine Antwort geben. Aber dann solltest du vielleicht einen eigenen Thread dazu aufmachen und dort deine Ansichten Teilen und um Meinungen bitten.

    Mir scheint es so, als wolltest du unbedingt eine nicht existierende Diskussion gewinnen wollen. Solange es seven_of_nine nicht stört, können wir das gerne weiter spielen. Vielleicht kannst du ja auch noch den einen oder anderen Beleg für deine Behauptungen aufzeigen. Z.B. zu der Ausrottung der Neandertaler in Asien durch die afrikanischen Menschen. Oder dazu, dass nur 2-4% der Genome der Neandertaler überlebt haben. Das würde die Diskussion stark verkürzen.

    Du hast doch mit diesem Neandertaler-Zeug angefangen, Beitrag 6.

    Eigentlich gings ja auch um diese Aussage von dir:

    Ich halte nicht viel von Aussagen, dass ein Gehirn nicht fähig sein sollte, etwas zu tun. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man als Autist durchaus in der Lage ist, nur dass die Wege eben anders sind.

    Und da kann man sich schon fragen, wieviel du eigentlich von Autismus weißt, und ob du nicht vielen Autisten ziemlich unrecht tust.
    Selbst das Asperger-Syndrom ist mit kognitiven Einschränkungen verbunden.


    ------------------
    @seven_of_nine
    Bei der Theorie von Markram geht es doch um die Basiswahrnehmung (jenseits des Bewusstseins), und das häuptsächlich in der Entwicklungsphase des Gehirns (Baby, Kleinkind)? Ich glaube der meint was anderes, als als Erwachsener Angststörungen zu entwickeln.
    Kann es sein dass du dir mehr zumutest als du bewältigen kannst, die Beziehung zu deinem Freund, das Alleine-Wohnen? Wenn man immer überfordert ist entwickelt man leicht Zwänge, Ängste, Depression.

  • Du hast doch mit diesem Neandertaler-Zeug angefangen, Beitrag 6.

    Ich sehe nicht, wohin die Diskussion führen soll. Möchte Cloudactive meine Aussagen anzweifeln? Möchte sie nur ihr Wissen zu Neandertalern teilen?
    Schließlich hat ja keiner ihrer Folge-Kommentare etwas an meinem Eingangs-Post geändert. Ich habe in der Tat damit angefangen, dass der Neandertaler ein Vorfahre des heutigen Menschen ist. Und über diverse Folgebeiträge bestätigen wir nun gegenseitig, dass dies der Fall ist.

    Daher meine Frage: Wohin führt das wiederholte Bestätigen meiner Eingangs-Behauptung? Für mich sieht es wie ein missglückter Versuch aus, meine Eingangsbehauptung zu widerlegen, was letztendlich zu einer Bestätigung geworden ist, so dass nun Einzeldetails auseinander gepflückt werden, um einen Teilsieg davon zu tragen. Die Diskussion, ob der Neandertaler ausgerottet wurde, oder wie viel Prozent der Gene überdauert haben, ist für diesen Thread völlig irrelevant, auch wenn es interessant ist. Ich beobachte das gespannt weiter.


    Und da kann man sich schon fragen, wieviel du eigentlich von Autismus weißt, und ob du nicht vielen Autisten ziemlich unrecht tust.Selbst das Asperger-Syndrom ist mit kognitiven Einschränkungen verbunden.


    Ich verstehe nicht, in wie fern ich vielen Autisten unrecht damit tue, dass ich nicht viel von Aussagen halte, dass ein Gehirn nicht fähig ist, etwas zu tun? Oder in wie fern ich damit jemanden unrecht tue, dass ich die Erfahrung gemacht habe, dass es oftmals andere Wege gibt? Wie kann meine Meinung und Erfahrung jemanden unrecht tun, außer mir selbst?

    Ich habe den Eindruck, dass diese Meinung und Erfahrung nicht geteilt wird. Das macht aber meine Erfahrungen nicht falsch.

    Es kommt hier sehr oft zu Missverständnissen zwischen Meinungen, Erfahrungen und Vorschriften. Ich schreibe keinen Autisten vor eigene Wege zu finden oder seine Unfähigkeiten zu hinterfragen.

    Daher verstehe ich auch hier die Diskussion nicht. Aber es darf jeder seine Meinung zu meiner Meinung und Erfahrung teilen, und ich werde darauf antworten.

  • Happy to be: Hat deine Diagnostikerin das evtl. ausgeführt? Welche Aspekte von Asperger sind der Resilienz förderlich? Ich kann mich komplett in mich verkriechen, das ist im Notfall praktisch. Meine Therapeutin in der Klinik sah es allerdings anders: "Du gehst aus dem Kontakt." Das ist in einer 12-Schritte-Klinik extrem unerwünscht...

    Ja, wir sprachen darüber. Wobei "Sprechen" ist zu viel gesagt. Ich teilte ihr mit, was ich wie erlebt hatte, und sie bestätigte das und gab mir den Begriff.

    längere Herleitung


    So gehen ja in echten, bedrohlichen Situationen und direkten Angriffen - nicht denen, in denen ich mir Bedrohung vorstellte oder Ängste zu etwas aus fehlendem Umgang mit Unschönem/Unbekannten - meine Gefühle in eine Art "gläsernen Wartesaal".
    Erst wenn die Situation gelöst ist, und "das Leben wieder sicher ist", dann kommen diie Gefühle wieder heraus und können nach und nach verarbeitet werden.

    Auch hatte ich immer das Gefühl eines "inneren Kerns" meines Selbst, an den nichts und neimand herankommt, egal wie sehr die äußere Hülle angekratzt wird. Der auch im Gefriefach oder im Feuer nicht kaputt geht.
    In real lebensbedrohlichen Situationen war das dann der Fall.
    Auf der einen Seite ein selbstauslösendes emotionales "Ich bin dann mal weg" und es setzt gleichzeitig eine Art "automatischer Überlebensmechanismus" ein, in dem ich glasklar sehe, was zu tun ist, und das dann auch völlig ruhig und ganz automatisch auf die Handlungsebene kriege. Mit Anfang 20 hab ich diesen Effekt zum erste Mal bewusst wahrgenommen.

    Ich nehme an, das ist das, was du mit "sich in sich selbst verkriechen können" beschreibst. Was dann vor Auswirkungen schützt, die andere erleiden, die das nicht können.
    Für mache PsychologInnen denken bei dieser Beschreibung an Dissoziation, aber solche fühlen sich ganz anders an, dazu hatte ich ja den Vergleich, und sie wirken sich auch immer wieder aus. Das "Verkriechen ins sich selbst" ist einfach so, schützt, und danach ist auch gut.

    Ein weiterer Faktor ist, dass manches, was auf andere traumatisierend wirkt, bei mir aufgrund der "anderen" Denk-und Gefühlswelt, gar nicht so stark auf mich wirkte - und wirkt - weil ich manches einfach nicht mitgekriegt habe, oder wie es "gemeint" war.
    Mal, weil ich den sozialen Kontext nicht erkannte oder das "Unangemessen" einer Handlung, oder beides zusammen.
    Für mich war es ja gefühlt nicht "unangemessen", und KONTEXT????? Hallo????? :m(: :d

    Eine kleinere Situaton, die "nur" verletzend gemeint war, bei mir aber ganz anders auslöste
    Mein Ex meinte mal auf einer Party im Freundeskreis "Früher waren die Handys dick und die Hppay dünn, heute ist es umgekehrt".
    Was passierte bei mir? Ich stellte fest, das ist sachlich richtig, bewunderte, das so kurz und präzise und lustig ausdrücken zu können - und verstand überhaupt nicht, warum eine Bekannte meinte "Wenn das mein Freund gesagt hätte, hätte ich ihm eine runtergehauen" - und dachte mir "die ist aber empfindlich".

    Heute weiß ich zwar kognitiv, dass das gemein gemeint war, auch ein Anzeichen, dass schon damals was ganz Fieses am Laufen war, was dann hinterher mein Leben fetzte, aber gefühlt ist dazu immer noch, sachlich richtig, prima formuliert und urkomisch. Oder anders, da hatte er sich umsonst bemüht, mich emotional zu verletzen. :d

    Manches an "Kleinigkeiten" wirkte aber sehr stark. Dabei handelte es sich immer, wie ich erst vor einer Weile erkannte, aber um "Übergeordnete Prinzipien", also für mich offensichtliches Unrecht oder Willkür, die ich ja auch im Detail in Kleinigkeiten sah und dann genauso wie "Große Ungerechtigkeit und Willkür" fühlte. Wo andere von der berühmte Mücke, die zum Elefanten gemacht wird, reden, während für mich im Gefühl Unrecht und Willkür immer der Elefant ist. Ok, der ist mal größer oder kleiner, aber was er zertrampelt hängt ja jetzt auch wieder von der Größe dessen ab, das er zertrampelt.
    Weil das eben keine Mücke ist, egal wie unbedeutend im konkreten Fall Ungerechtigkeit und Willkür gewertet werden von der "Mehrheit", die meint, Elefanten könnten zu Mücken gemacht werden bzw umgekehrt.

    Nur, lange konnte ich ja gar nicht damit umgehen. Später lernte ich, mich zur Wehr zu setzen, oder auch anderweitig einzuschreiten, Aber das half nicht gegen das Gefühl dazu. Eher waren es die "kleinen Elefanten, die andere für "niedllich" hielten, die mich mehr belasteten als die Großen, die für alle offensichtlich waren.

    Ich vermute, hierin finden sich auch die von @seven_of_nine angesprochenen "angesammelten Mikroitraumata", die sich aufaddierten.

    Was wirklich ziemliche Auswirkungen auf mich hatte war das Geflecht von "Absprechen der Wahnehmung, Lügen, Hinterhältigkeiten, das schleichende "immer mehr davon"", also die Methode, die ich nicht durchschaut hatte.

    Triggergefahr wg Erwähnung sexualisierter Gewalt


    Die Vergewaltigung als einzelne Detail-Handlung an sich hat keine Spuren in den Emotionen hinterlassen. Hier wunderte ich mich selbst lange darüber. Her schützte das "Verkriechen können".
    Als die Erinerung dazu zurück kam, war alles bewusst, was genau passiert war, was ich beobachtet und gedacht hatte - aber Emotionen? Von damals? Nichts. Auswirkungen auf mein Körpergefühl? Auch keine.
    Viel schlimmer war, dass und wie durch das andere meine Wahrnehmung verdreht wurde.
    Was mich an der Sache wirklich lange belastet hatte war, wie sehr diese Wahrnehmung verdreht worden war, so dass ich am Morgen danach den Täter noch tröstete, dass sowas im Suff ja mal passieren könne - dabei war er ja nicht mal besoffen.
    Dass ich den kalten Blick als "Betroffenheit" uminterpretiert hatte, mir da sowas wie "Shuldbewusstsein" hineindachte.
    Von hier ab rollte sich dann in der Therapie in der Rückschau immer mehr auf[, denn wenn das damals so war, was muss alles vorher gewesen sein, wo das auch so war, die Frage, wann diese Verdrehungen begannen, wie sie zustande kamen.
    Kann man zusammenfassen mit "Erst Pech gehabt, als ich "Glück" dachte und fühlte, und dann kene Chance mehr- gut das das alles vorbei ist"

    Ein weitere hilfreicher Vorteil, den ich aber in der Aufarbeitung entdeckte:
    Wenn ich mir etwas erklären kann, dann ist das allein schon ein "gefühlt gut", egal wie mies dann all das, was stattfndet, ist.
    Die Erklärung selbst ist ein Teil der Heilung von Verletzungen und der Schutz vor neuen Verletzung durch ein reales Geschehen.
    Sobald die Muster erkannt sind im Geschehen, und ich passende Muster in mir dazu entwickelt habe, verletzt nichts mehr.
    Die meisten noch als "Verletzung" empfundenen Dinge sind die, zu denen ich noch keine passennden Muster für mich gefunden habe, bzw in diesen noch nicht geübt bin.

    Verwirrt, und das ohne Erklärungsmöglichket, das wirkt auf mich ein, finde ich die Erklärungen, heilt mit jeder gefundenen etwas von den Verletzungen aus dem "Verwirrt".
    Na ja, fast 20 Jahre "Verwirrt" und immer wieder Erklärungen und Lösungen suchen, hier alles abgesprochen zu bekommen, und neue Verwirrungen draufgesetzt, dazu in den letzten Jahren reale Übergriffe, die auch "unerklärbar" waren, hatten ihre Spuren hinterlassen.

    Heute denke ich, es war vor allem dieses nicht aufzulösende "Unerklärlich", das mir erst die generalisierte Angstsörung einbrachte, die ich oberflächlich zwar in den Griff bekam, was mich dann aber, nachdem plötzlich gar nichts mehr von dem stimmte, das ich als "mein Leben" dachte, in die Depression schickte.

    Denn in dem Moment, als ich aufgrund des "Korrekt-Zwangs" - hier mal von von Vorteil - in der Therapie unbewusst einen Hinweis gegeben hatte, weil ich reflexhaft die Therapeutin in einem Detail korrigierte, wurde das, was passiert war und die PTBS hinter der Depression entdeckt.
    Als ich dann endlich eine Erklärung hatte - die Vorbildung war ja da - PTBS mit massiver Täternntrojektion, war das erste Gefühl Erleichterung.
    Jetzt ging es "nur" noch, herauszufinden, was genau bei mir passiert war, wie das passiert war, und dann die geeigneten Dinge zu finden, um mich da wieder rauszuholen. Einen Plan zu entwickeln und dem zu folgen.
    Was jetzt die "Zustände" nicht schlagartig beendete, ich wussste ja, dass noch viel mehr finden werde, auch aus der Kindheit. Ebenfalls, dass das viel Zeit brauchen wird - das hab ich damals ausgerechnet :m(: :d , nur ohne die "Unbekannte" Aspie einzurechnen :m(: :d .
    Insofern konnte ich mir das zugestehen, und versuchte immer wieder, in den "Beobachtermodus" zu mir und diesen Zuständen zu kommen, diese zu analysieren und dann das für mich Geeignte zu finden, das mir wieder da raus hilft.
    Diese "planvolle" Vorgehensweise fiel dann auf - hier wurde das erste mal Asperger genannt.

    Das war ein Vorgehen, das auch die Diagnostikerin wiedererkannte, etwas, das die Verarbeitung traumatischer Erlebnisse erleichtert, wie sie sagte. Und auch zu "plötzlichen" Verarbeiitungen führt, bei denen dann manchmal ein Satz reicht, um etwas ganz schnell und problemlos verarbeiten zu können, was vorher schwer bis undenkbar schien.

    Es ging also darum, ein verdammt unfangreiches Rätsel zu lösen, zu dem ich in der Depression "nur" die Fragestellung noch nicht erkannt hatte.
    Dann beschäftigte ich mich natürlich :d intensiv mit Neurologie und diversen anderen Fachgebieten, wie Victimologie, Profling, Traumatologie, nochmals alles quer durch die Entwicklungspsychologie, Resilienzforschung,usw. die für mich damals alle zur "Rätsellösung" notwendig waren.

    Ein wesentlicher Teil war darin "Wie tickt eigentlich das menschliche Gehirn, die Gedanken und Emotionen so allgemein", wenn alles in Ordnung ist, wie bei Störungen und "wie tickt das bei mir und in meinen Emotionen", um dann herauszufinden, wie ich "ticken" will, um dann die Wege dahin zu finden.

    Es war also die Fähigkeit, etwas zum SI machen zu können, sogar die eigene emotionale gestörte Funktionsweise, die hier half, etwas zu erkennen und dann Änderungen einzuleiten - auch wieder zusammengesucht aus vielen Fachbereichen. Motto "das was mir wirklich weiter hilft, ist richtig, egal, was andere sagen".


    In der Traumaverarbeitung war ich noch weit davon entfernt, mich mit Asperger zu beschäftigen.
    Rückblickend würde ich aber sagen, immer dann, wenn ich die aspergischen Eigenarten für mich "arbeiten ließ", DANN kam ich wieder ein Stück weiter.
    Da wo nicht, oder wo ich mir Hilfen erhofft durch andere "Angebote", war oft gar nichts dabei, manchmal nur ein paar Elemente, und manchmal ging das auch nach hinten los.

    Mit der Beschäftigung mit Asperger, was, unter Betrachtung all der anderen Dinge, mit denen ich mich vorher beschäftigt hatte, weiteres erklärte, sah ich das deutlicher.
    Und es war schon ein besonderer Moment, als ich diese Vorgehensweisen, Ergebnisse und Empfindungen beschrieb, die Schlüsse aussprach, die ich daraus gezogen hatte, mir diese Erkenntnisse noch so sensationell vorkamen,
    und einfach nur ein völlig selbstverständliches, so als sei das gar nichts besonders, von allen gewusstes "Das habe ich schon öfter so gehört, Asperger ist auch ein Resilienzfaktor" als Antwort kam.

    Und dann das Verkriechen können, Gefühle im Wartesaal, der Bedarf nach Erklärungen, das Planvolle, dieses "Stürzen in die SIs", das Rätsel lösen zu wollen, die Hartnackigkeit - oder Sturheit :d , die Aufgeben als Option nicht zugelassen hat -, einen ganz einfachen Namen hatte.
    Meine Resilienzfaktoren, die immer da waren, und das sogar angeboren, voll in den Genen, und unabhängig von dem, was "in der Kindheit so passert ist" oder danach.
    DAs, was dafür gesorgt hat, dass andere mich als stark wahrnahmen, selbst wenn ich mich total schwach fühlte, was zu Bemerkungen wie "Stehaufmännchen" geführt hatte, oder zu Fragen "wie hast du das überhaupt geschafft..."
    Also kurz, dieser "innere Kern".

    Und das finde ich ziemlich cool, trotz all der Mühe, die mir manche Eigenschaften dann doch immer wieder bereiten oder dem Ärger, weil ich immer noch keinen geegneten Umgang damit gefunden habe.

    Der Kern

    Den Kern kann man immer wieder keimem lassen, egal was mal war, und dann das Pflänzchen wieder wachsen lassen kann, mit genug paasender Pflege, die dafür benötigt wird. Oder eben weiter unterdrücken/ unterdrücken lassen - nur kaputt geht der Kern nicht.
    Ich glaube ja, dass manche ihr Asperger als "Unkraut im Seelengarten" betrachten, anstatt das mal ein bisschen zu pflegen und wachsen zu lassen. Weil Schutz- und Heilpflanze. Dazu muss man sie aber kennen und wissen, wozu sie bei was gut ist, und richtig für sich anwenden.

    und, @Dennis82HH, ich hab da so ein Gefühl.....vielleicht ist dieser Kern ja das Neandertaler--Erbe :)
    oder es gibt zwei Sorten Aspies, die mit vielen Neandertal-Genen und die mit wenigen bis ohne
    Ich glaube, es wird mal Zeit, dass sich die Paläontogenetik auch mal mit dem Auffinden von Aspie-Genen in alten Knochen beschäftigt :d

    .

  • Ich verstehe nicht, in wie fern ich vielen Autisten unrecht damit tue, dass ich nicht viel von Aussagen halte, dass ein Gehirn nicht fähig ist, etwas zu tun?

    Als Beispiel: stelle dir einmal einen geistig behinderten Menschen vor, der hat Einschränkungen, gewisse Grenzen kann er nicht überschreiten, er wird kein Professor werden; und das ist auch vollkommen ok, und es ist nicht seine Schuld, sein Gehirn ist eben anders. (Jetzt bitte keine Diskussion darüber, dass er doch Professor werden könnte oder sollte, darum gehts jetzt nicht, es ist nur ein Beispiel)
    Oder nehme die motorische Ungeschicklichkeit bei Asperger (Zusammenspiel mehrere Körperteile, räumliche Wahrnehmung, Gleichgewicht usw), er wird keine 1 in Sport haben, egal wie sehr er sich bemüht. das ist auch vollkommen ok.
    Was du geschrieben hast:

    Zitat

    Ich halte nicht viel von Aussagen, dass ein Gehirn nicht fähig sein sollte, etwas zu tun. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man als Autist durchaus in der Lage ist, nur dass die Wege eben anders sind.

    sagt aus: Du kannst es, wenn du nur willst. Was ok ist, aber eben auch im Umkehrschluss heißt: wenn du es nicht kannst, gibst du dir nur nicht genug Mühe. Und das ist angesichts wirklicher neurologischer Behinderungen rücksichtslos.
    Was Asperger angeht: Oftmals haben sich die Leute lebenslang extrem bemüht, die Anforderungen zu erfüllen, willenstarke, zähe, intelligente Leute... bis in die Krankheit hinein. Nach der AS-Diagnose versuchen sie, anders zu denken und sich mehr zu schonen. Da ist eine Aussage wie, man habe doch gar nichts, gegen das man nichts tun könnte... ich sage mal, schwierig.


    Oder in wie fern ich damit jemanden unrecht tue, dass ich die Erfahrung gemacht habe, dass es oftmals andere Wege gibt? Wie kann meine Meinung und Erfahrung jemanden unrecht tun, außer mir selbst?

    Ich habe den Eindruck, dass diese Meinung und Erfahrung nicht geteilt wird. Das macht aber meine Erfahrungen nicht falsch.

    Es kommt hier sehr oft zu Missverständnissen zwischen Meinungen, Erfahrungen und Vorschriften. Ich schreibe keinen Autisten vor eigene Wege zu finden oder seine Unfähigkeiten zu hinterfragen.

    Daher verstehe ich auch hier die Diskussion nicht. Aber es darf jeder seine Meinung zu meiner Meinung und Erfahrung teilen, und ich werde darauf antworten.

    Du hast geschrieben:
    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man als Autist durchaus in der Lage ist..."
    Wenn du nicht von dir auf andere geschlossen hättest, wäre das doch eher so formuliert "Also ich bemerke immer wieder, dass ich doch mehr kann als ich dachte, uswusf..."

  • @Neoni

    Wir reden noch immer an einander vorbei. Ich habe nicht gesagt, dass alle Gehirne alles können, oder Autisten sich nur anstrengen müssten, um "normal" zu sein, dies interpretierst du alles in meine Worte hinein.

    Ich habe nur gesagt, dass ich nicht viel von Aussagen halte, was ein Gehirn tun kann, und was nicht.

    Beispiel: Wenn jemand zu mir kommt und sagt: "Du bist ein Autist, dein Gehirn kann X, Y und Z nicht und wird es niemals können", dann halte ich nicht viel davon.
    Denn: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich durchaus Dinge schaffe, die eigentlich nicht gehen sollen, indem ich andere Wege gehe.

    Ich verstehe noch immer nicht, was daran falsch sein soll, oder wieso ich irgendjemanden damit unrecht tue.

    Du kannst gerne eine andere Meinung dazu haben. Dir muss es nicht missfallen, wenn dir jemand sagt, wie dein Gehirn arbeitet, was es kann, und was es niemals können wird. Du musst auch nicht versuchen, andere Wege oder Denkweisen auszuprobieren.

    Zum eigentlichen Thema: Die Aussage war ja, dass man als Autist Traumatas und Ängste ansammelt und diese nicht verarbeiten kann. Wenn mir das jemand sagt, dass mein Gehirn so funktioniert und ich es akzeptieren muss, dann halte ich nicht viel davon, weil ich als Autist andere Erfahrungen gemacht habe. Ich sehe nicht, wo an dieser Aussage das Problem ist.

  • Happy to be: Vielen Dank für deine Antwort. Wir meinen das Gleiche. Ich kann Gefühle parken und habe einen ausgeprägten Notfallmodus, in dem der Verstand übernimmt. Das über mich zu wissen, finde ich sehr beruhigend. Wobei ich ab und an meine Liebe Not habe, die geparkten Gefühle zu verstehen, wenn sie sich in sicherer Umgebung verselbständigen wollen. Einige hatte ich ja auch geparkt mit dem Ziel, sie zu vergessen...

    Nun, letzteres funktionierte definitiv nicht. Ich sollte mein Parkhaus schon regelmäßig reinigen, die Technik warten und vor allem es niemals überfüllen... Zu viel geparkte Trauer macht Depression.

    equo ne credite

  • Bei mir ist es eher andersherum (und mittlerweile bin ich froh und dankbar, weil mir dies meine psychische Unversehrtheit sichert):

    Ich habe keinen guten Zugang zu meinen Gefühlen, nehme sie oft erst wahr, wenn ein recht hoher Schwellenwert überschritten wird.

    Das soll nicht heißen, dass ich keine habe. Aber wenn sie nicht sehr stark sind, verschwinden sie eben schnell wieder...

    Daher mache ich zwar oft dieselben "Fehler", aber die psychische Belastung hält sich im Rahmen...

    Es ist nicht Dein Job mich zu mögen - sondern meiner...

  • @Neoni

    Wir reden noch immer an einander vorbei. Ich habe nicht gesagt, dass alle Gehirne alles können, oder Autisten sich nur anstrengen müssten, um "normal" zu sein, dies interpretierst du alles in meine Worte hinein.

    Ich habe nur gesagt, dass ich nicht viel von Aussagen halte, was ein Gehirn tun kann, und was nicht.

    Beispiel: Wenn jemand zu mir kommt und sagt: "Du bist ein Autist, dein Gehirn kann X, Y und Z nicht und wird es niemals können", dann halte ich nicht viel davon.
    Denn: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich durchaus Dinge schaffe, die eigentlich nicht gehen sollen, indem ich andere Wege gehe.

    Ganz Deiner Meinung. :thumbup:

    Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind. Ich mich auch.

  • Wir reden noch immer an einander vorbei. Ich habe nicht gesagt, dass alle Gehirne alles können, oder Autisten sich nur anstrengen müssten, um "normal" zu sein, dies interpretierst du alles in meine Worte hinein.

    Du hast gefragt, ich habe dir geantwortet (dass es eben an deiner Verallgermeinerung lag "dass man als Autist...")

    Zum eigentlichen Thema: Die Aussage war ja, dass man als Autist Traumatas und Ängste ansammelt und diese nicht verarbeiten kann. Wenn mir das jemand sagt, dass mein Gehirn so funktioniert und ich es akzeptieren muss, dann halte ich nicht viel davon, weil ich als Autist andere Erfahrungen gemacht habe. Ich sehe nicht, wo an dieser Aussage das Problem ist.

    Erstens ist das nur eine Theorie von ihm, zweitens bezieht sie sich denke ich auf die frühkindliche Hirnreifung, und drittens meint er Autisten wie seinen Sohn, nicht wie du.

    Ich verstehe die Theorie mit der "Intense World" sehr gut, verstehe aber die Passage auch nicht so, wo es darum ging dass das Gehirn negative Erfahrungen nicht überschreiben könne. Es ist da sehr kurz und knapp beschrieben, wahrscheinlich fehlen Infos die ich bräuchte zum Verständnis.
    Auf den Gedanken wie du, dass dieser Forscher mit seiner Theorie mir quasi sagt: "du kannst nicht lernen Dinge zu tun" kam ich gar nicht und finde das auch nicht nachvollziehbar.

  • Auf den Gedanken wie du, dass dieser Forscher mit seiner Theorie mir quasi sagt: "du kannst nicht lernen Dinge zu tun" kam ich gar nicht und finde das auch nicht nachvollziehbar.

    Genau der Gedanke war aber doch Anlass für diesen Thread, oder nicht? Das war die Sorge von seven_of_nine im Eingangsbeitrag:

    Zitat von seven_of_nine

    Da es hier heißt unfähig, bin ich aber auf Grund meiner Verdrahtung gar nicht in der Lage, zu lernen, mit den negativen Ereignissen umzugehen.

    Und diese Ansicht - wenn wir Markram richtig interpretieren - teile ich nicht. Ich glaube, dass generell viel Raum und Möglichkeit zum Lernen besteht, auch wenn es manche damit schwerer haben als andere, nicht jeder es zu Großem bringt und es einzelnen Menschen vielleicht auch gar nicht gelingt.

    Weder will ich so eine "Todesurteil"-Aussage glauben (denn wenn ich wirklich nichts, GAR NICHTS lernen und verändern kann, dann kann ich doch gleich sterben gehen, salopp gesagt) noch will ich sagen "Du musst nur wollen, dann klappt das schon! Und wenn es nicht klappt, haste dir halt nicht genug Mühe gegeben". Die Wahrheit liegt imho irgendwo dazwischen - und für jeden an einer anderen Stelle.

  • Genau der Gedanke war aber doch Anlass für diesen Thread, oder nicht? Das war die Sorge von seven_of_nine im Eingangsbeitrag:

    Dennis (Beitrag 6) bezog sich nicht auf Seven of nine, sondern auf den Textausschnitt vom Interview mit Markram, er zitierte nur den Textausschnitt vom Markram-Interview, nicht aber etwas von seven of nine.


    Und diese Ansicht - wenn wir Markram richtig interpretieren - teile ich nicht. Ich glaube, dass generell viel Raum und Möglichkeit zum Lernen besteht, auch wenn es manche damit schwerer haben als andere, nicht jeder es zu Großem bringt und es einzelnen Menschen vielleicht auch gar nicht gelingt.

    Weder will ich so eine "Todesurteil"-Aussage glauben (denn wenn ich wirklich nichts, GAR NICHTS lernen und verändern kann, dann kann ich doch gleich sterben gehen, salopp gesagt) noch will ich sagen "Du musst nur wollen, dann klappt das schon! Und wenn es nicht klappt, haste dir halt nicht genug Mühe gegeben". Die Wahrheit liegt imho irgendwo dazwischen - und für jeden an einer anderen Stelle.

    Ich konnte das eben aus dem Interview nicht so herauslesen, dass Markram das so gemeint hat, wie Dennis das verstand.
    Ich lese da nur etwas von Angst (vor im Laufe des Lebes immer mehr Dingen)


    Er fragte, was Cloudactives Problem war, ich meinte das zu wissen und beantwortete es ihm. Sein Satz war zu allgemein gehalten und schloß von sich (leichter atypischer Autismus) auf andere Autisten (LFA/MFA wie Markrams Sohn) bzw Leute mit Hirnschädigungen generell, das war das Problem
    ("Ich halte nicht viel von Aussagen, dass ein Gehirn nicht fähig sein sollte, etwas zu tun. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man als Autist durchaus in der Lage ist, nur dass die Wege eben anders sind.")
    und hatte außerdem imo auch nichts mit dem Markram-Zitat zu tun.

  • Naja, aber Markram schreibt ja selbst " das ist das große Drama für Autisten"... das ist ebenfalls sehr verallgemeinernd.

    Ich bin eher das Gegenteil von dem was er beschreibt, kann Gefühle oft nicht richtig einordnen.
    Deshalb beeinflussen sie mich auch wenig.
    Bin ich nun doch kein "richtiger" Autist?

    Ein Diagnosekriterium sind Gefühle und der Umgang damit bislang ja nicht...

    Wenn Kompensation überhaupt nicht möglich wäre, dann bräuchten wir doch gar keinen HFA.

    Das ist nicht wertend, sondern sehr individuell - abhängig vom Grad der Betroffenheit, den kognitiven Fähigkeiten (da fehlende Intuition oft durch Kognition ersetzt wird) und dem Energielevel, da Kognition viel Kraft kostet.

    Therapie (so wie ich sie am MPI erleben durfte) zielt nicht auf Vermeidung ab, sondern auf Bewusstmachung der eigenen Bedürfnisse, Schonung der Ressourcen und Wiederherstellung der Energie und auch Erlernen von sozialen Gepflogenheiten.

    Ich fände es schrecklich, wenn es keine Chance auf Besserung gäbe - und Besserung heißt in meinem Fall mehr Autismus, weniger, aber bewusstere Kompensation.

    Auch das kann ein Therapieerfolg sein...

    Deshalb möchte ich der Treaderstellerin lieber aufmunternde Worte sagen.
    Das es eine Aussicht auf Besserung gibt, selbst wenn das im Einzelfall nicht das Besiegen der Ängste sondern "nur" Akzeptanz oder das Finden einer den Stärken entsprechenden Nische ist...

    Es ist nicht Dein Job mich zu mögen - sondern meiner...

    3 Mal editiert, zuletzt von Ellewoods2017 (26. März 2019 um 19:43)

  • Ich bin eher das Gegenteil von dem was er beschreibt, kann Gefühle oft nicht richtig einordnen.Deshalb beeinflussen sie mich auch wenig.

    Wenn Du Dich da Mal nicht täuscht. :) Wirksam bleiben sie ja im Unterbewusstsein, unabhängig davon, dass Du sie nicht einordnen kannst.

    Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind. Ich mich auch.

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