Das leidige Thema "Kommunikation"

  • Ich stimme Kikilino und Blue Orchid auch an. Zu schnelle Ratschläge können auch "platt" machen, einen stumm werden lassen (und sich damit noch ratloser bis hin zu verzweifelter und einsam, weil man sich einfach nicht verstanden und alleine mit der Sache fühlt).

    Das ist ein wesentlicher Punkt. Bevor man sich mit Lösungen befassen kann, muss man erst ein Mal verstanden werden und sich auch so fühlen. Der schnelle Wechsel auf die "sachliche" Ebene, dient zuweilen eher dem Ratgeber selbst und zwar dadurch, dass er nicht länger den Gefühlen des Mitgefühl Suchenden ausgesetzt ist - jedenfalls habe ich das an mir selbst als Zuhörer beobachtet. So etwa zu Beispiele, wenn ich gerade nicht die Kraft oder die Nerven habe, mitzufühlen, mich die Gefühle des anderen überfordern oder die Weise, in welcher das Bedürfnis nach Mitgefühl geäußert wird, mir unangenehm ist oder mich gar anwidert. Mittlerweile sehe ich dann zu, mich zu entfernen, was auf jeden Fall besser ist, als meinem Mitmenschen auch noch "lösungsorientiert" auf den Wecker zu gehen, indem ich in Wirklichkeit gar nicht sein Problem löse, sondern meines. Sachlichkeit ist unter Umständen recht eigentlich unsachlich.

    ...und ich finde, das Mitgefühl nicht zwangsläufig auch Mitleid ist.

    Nein, Mitgefühl und Mitleid sind zweierlei, damit hast Du völlig Recht. Den Unterschied begriff ich übrigens erst mit 40 Jahren. :oops:

    Genauso wenig, wie ich Achtsamkeit für sich selbst, Gefühle wahrnehmen und äußern, von sich erzählen,...zwangsläufig mit Selbstmitleid gleichsetze. Man kann auch mit sich selbst mitfühlen...ohne festzuhängen und in der Schwere zu versinken (wie es vielen vorgewerfen wird, wenn es um "Selbstmitleid" geht). Warum sollte man Leid nicht fühlen und äußern dürfen? Selbst wenn einen das für einen selbst leid tut, finde ich das nicht schlimm. Die Sache ist für mich eher, welchen Raum das einnimmt, wie lange und wie man da wieder rauskommt.

    Meine Zustimmung! :)

    Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind. Ich mich auch.

    Einmal editiert, zuletzt von Eurich Wolkengrob (10. April 2019 um 10:21)

  • ...und ich finde, das Mitgefühl nicht zwangsläufig auch Mitleid ist. ...Genauso wenig, wie ich Achtsamkeit für sich selbst, Gefühle wahrnehmen und äußern, von sich erzählen,...zwangsläufig mit Selbstmitleid gleichsetze. Man kann auch mit sich selbst mitfühlen...ohne festzuhängen und in der Schwere zu versinken (wie es vielen vorgewerfen wird, wenn es um "Selbstmitleid" geht). Warum sollte man Leid nicht fühlen und äußern dürfen? Selbst wenn einen das für einen selbst leid tut, finde ich das nicht schlimm. Die Sache ist für mich eher, welchen Raum das einnimmt, wie lange und wie man da wieder rauskommt.

    ...ich dachte echt, ich bin die einzige, die einen Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl macht. Bin da beim Differenzieren bisher eher auf Unverständnis gestoßen. :D

    An Unmögliches verschwendet Hamish keine Gedanken. Vielleicht ist das auch ganz gut, denn wer nur wenige hat, darf keine verschwenden.
    Alice im Wunderland (2010), Hörspiel

  • Das kenne ich auch!
    Gerade wieder so eine Situation mit meinen Mann gehabt.
    Er kommt und erzählt, dass er Magendrücken hat.
    Meine Reaktion, als lösungsorientierter Mensch, ich stelle ihm die passende Medizin hin.

    Er lehnt ab und möchte erstmal abwarten.

    Hm. Mich hat das erstmal verwirrt und gab es ne kleine Diskussion mit dem Ergebnis, dass er doch bitte vorher sagt, dass er nur etwas meckern will und keine Lösung.

  • ...mit dem Ergebnis, dass er doch bitte vorher sagt, dass er nur etwas meckern will und keine Lösung.

    :d
    Wenn jemand meckern will, dann meckert er - und beschriftet nicht vorher ein Schild, das darüber Auskunft gibt, er wolle meckern. Das ist zwar unpraktisch aus Sicht (erst recht autistischer) Dritter, allerdings auch das gewöhnliche menschliche Verhalten. Sogar so gewöhnlich, dass auch Aspies sich so verhalten (unabhängig davon, dass sie es nicht unbedingt merken). Aber vielleicht wolltest Du Deinserseits nur etwas los werden und ich klugscheiße schon wieder. :oops:

    Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind. Ich mich auch.

    Einmal editiert, zuletzt von Eurich Wolkengrob (10. April 2019 um 13:05)

  • Das ist ein wesentlicher Punkt. Bevor man sich mit Lösungen befassen kann, muss man erst ein Mal verstanden werden und sich auch so fühlen. Der schnelle Wechsel auf die "sachliche" Ebene, dient zuweilen eher dem Ratgeber selbst und zwar dadurch, dass er nicht länger den Gefühlen des Mitgefühl Suchenden ausgesetzt ist - jedenfalls habe ich das an mir selbst als Zuhörer beobachtet. So etwa zu Beispiele, wenn ich gerade nicht die Kraft oder die Nerven habe, mitzufühlen, mich die Gefühle des anderen überfordern oder die Weise, in welcher das Bedürfnis nach Mitgefühl geäußert wird, mir unangenehm ist oder mich gar anwidert. Mittlerweile sehe ich dann zu, mich zu entfernen, was auf jeden Fall besser ist, als meinem Mitmenschen auch noch "lösungsorientiert" auf den Wecker zu gehen, indem ich in Wirklichkeit gar nicht sein Problem löse, sondern meines. Sachlichkeit ist unter Umständen recht eigentlich unsachlich.

    Wow, da fühle ich mich jetzt irgendwie "ertappt"! So habe ich das noch nie gesehen, aber ich befürchte, das trifft für mich zum Großteil wirklich zu.
    Danke für den Denkanstoß! :) Das erklärt wirklich so einiges ...

  • Der schnelle Wechsel auf die "sachliche" Ebene, dient zuweilen eher dem Ratgeber selbst und zwar dadurch, dass er nicht länger den Gefühlen des Mitgefühl Suchenden ausgesetzt ist - jedenfalls habe ich das an mir selbst als Zuhörer beobachtet.

    Schön gesagt. Ich glaube bei Aspies ist das häufig ein Verständnisproblem. Selbst ich, die sich gerne um den Austausches Willen austauscht, musste lernen, dass Lösungsvorschläge nicht immer gefragt sind, was erstmal ein Gefühl von Machtlosigkeit auslöst.

    Diejenige Person zu sein, die Ratschläge gibt, kann auch - um es mal etwas böser auszudrücken - narzisstische Ausmaße annehmen. Man sieht sowas hin und wieder in Helferberufen: Manche wollen einfach diejenigen sein, die anderen sagen wie es "richtig" geht.
    Ich hatte mal eine Mitbewohnerin, die selber einen Aspie-Bruder hat, "was Soziales" studiert und später mal Autisten "therapieren" will. Sie redete manchmal herablassend über ihren Bruder und ihre ehemaligen Klienten aus dem Praktikum so nach dem Motto "die kriegen das einfach nicht auf die Reihe". Wenn ich ihre Tipps, die ich teilweise sehr Kalenderweisheiten-mäßig und platt fand, nicht annahm, wurde sie sehr genervt und stellte mich als beratungsresistent dar. Sie dachte immer sie könnte alle ihre eigenen Entwicklungen die sie in ihrer einen Therapie gemacht hat auf andere projizieren. Und von solchen Menschen kommt dann sowas wie "du bekommst jetzt aber kein Mitleid von mir", wenn man etwas von sich erzählen möchte. Meine Diagnose hatte ich damals noch nicht übrigens.

    Das Gegenteil davon wäre, wie in dem youtube video dargestellt, zu sagen "Ich kenne dieses Problem auch" oder "ja, sowas ist echt blöd". Empathy vs. Sympathy. Und viele Probleme die ich hatte, hatte sie tatsächlich 1 zu 1 auch, aber wenn ich davon erzählte war ich die "Heulsuse".

    Sowas würde ich aber wie gesagt niemandem hier unterstellen. Viele haben einfach kein Verständnis dafür was die andere Person möchte.

    Einmal editiert, zuletzt von blueOrchid (10. April 2019 um 16:34)

  • Schön gesagt. Ich glaube bei Aspies ist das häufig ein Verständnisproblem. Selbst ich, die sich gerne um den Austausches Willen austauscht, musste lernen, dass Lösungsvorschläge nicht immer gefragt sind, was erstmal ein Gefühl von Machtlosigkeit auslöst.

    Eine Ergänzung dazu: Von einem schlechten oder eigennützigen Antrieb gehe ich dabei nicht ohne Weiteres aus. Oft nimmt man ja nicht ein Mal wahr, dass man Stimmungen bzw. Gefühle wahrnimmt -mir jedenfalls wird das meist später (oder sehr viel später...) bewusst. Es ist eine unbewusste Flucht auf die Sachebene.
    @Woodchuck
    Danke für den Dank. :)

    Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind. Ich mich auch.

  • Meine Zustimmung!

    ...ich dachte echt, ich bin die einzige, die einen Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl macht. Bin da beim Differenzieren bisher eher auf Unverständnis gestoßen.

    Ich finde es schön, wenn manche hier ähnlich denken (wie ich). Ich hab das oft in Foren mitbekommen (manchmal auch bei Unterhaltungen außerhalb), dass schnell von "Selbstmitleid" gesprochen wurde, wenn jemand erzählte, was nicht gut für ihn gewesen ist. Da kann man sich fragen, ob das auch etwas mit dem zu tun hat, der dieses Wort so abwertend benutzt. Kann er selber nicht gut über seine Gefühle sprechen? Kann er sie nicht zeigen? Hat er "Angst" nicht ausreichend reagieren zu können, dass er die Gefühle des Anderen nicht aushält? Will er "der Starke" sein und "Selbstmitleid" ist eher etwas "Schwaches?"
    Ich finde durch aus, dass man auch Mitleid mit sich selbst haben kann, wenn etwas scheiße läuft. Vielleicht ist das bis zu einem gewissen Grad auch gesünder als immer wiederkehrende Härte gegen sich selbst.

    Gerade wieder so eine Situation mit meinen Mann gehabt.
    Er kommt und erzählt, dass er Magendrücken hat.
    Meine Reaktion, als lösungsorientierter Mensch, ich stelle ihm die passende Medizin hin.

    Er lehnt ab und möchte erstmal abwarten.

    Hm. Mich hat das erstmal verwirrt und gab es ne kleine Diskussion mit dem Ergebnis, dass er doch bitte vorher sagt, dass er nur etwas meckern will und keine Lösung.

    Ich finde, auch da klingt etwas Abwertendes durch: "dass er nur etwas meckern will"..."und keine Lösung".
    Vielleicht wollte Dein Mann das einfach nur erzählen und nicht gleich eine Medizin hingestellt bekommen (die ansich durchaus gut sein kann). Vielleicht wollte er auf sein Befinden aufmerksam machen (was ich nicht schlimm finde), gesehen werden, es einfach erzählen.
    ...und...wenn man Magendrücken hat, ist das ja nicht unbedingt etwas, was gleich nach Medizin verlangt. In der Regel, denke ich.
    Vielleicht wollte er es einfach nur erstmal erzählen, begründen, warum er nicht so gut drauf ist, etwas Bestimmtes heute nicht kann, sich angenommen fühlen, etc. .

    Schön gesagt. Ich glaube bei Aspies ist das häufig ein Verständnisproblem. Selbst ich, die sich gerne um den Austausches Willen austauscht, musste lernen, dass Lösungsvorschläge nicht immer gefragt sind, was erstmal ein Gefühl von Machtlosigkeit auslöst.

    Da ich nicht weiß, wer von den Leuten, wo ich das schon mal erlebt habe, alles Aspie war, gehe ich davon aus, dass es auch unter Nicht-Aspi´s sehr verbreitet ist. Wenn man gleich mit einem Lösungsvorschlag kommt, ignoriert man das Gegenüber nicht. Das ist positiv und oft besser, als ignorieren. Für den Anderen und für das eigene Gewissen. Vielleicht ist man froh, geholfen zu haben (Lösungsvorschlag), weil man sich sonst zu ratlos fühlt, wirklich keine andere Idee hat, überlastet ist oder versucht, damit dann schnell zu einem anderen Thema überzugehen.
    ...und das muss gar nicht mal so mit ner bewussten, negativen Absicht dahinter geschehen. ...aber...ich glaube, die wenigsten machen sich bewusst, was hinter eigenem Verhalten steckt. ...oder nur in manchen Teilen.

    Diejenige Person zu sein, die Ratschläge gibt, kann auch - um es mal etwas böser auszudrücken - narzisstische Ausmaße annehmen.

    Genau. Eigentlich hatte ich für das Zitat Beispiele im Kopf, aber ich glaube, ich habe sie bei den anderen Zitaten schon genannt.

  • Ich finde es schön, wenn manche hier ähnlich denken (wie ich). Ich hab das oft in Foren mitbekommen (manchmal auch bei Unterhaltungen außerhalb), dass schnell von "Selbstmitleid" gesprochen wurde, wenn jemand erzählte, was nicht gut für ihn gewesen ist. Da kann man sich fragen, ob das auch etwas mit dem zu tun hat, der dieses Wort so abwertend benutzt. Kann er selber nicht gut über seine Gefühle sprechen? Kann er sie nicht zeigen? Hat er "Angst" nicht ausreichend reagieren zu können, dass er die Gefühle des Anderen nicht aushält? Will er "der Starke" sein und "Selbstmitleid" ist eher etwas "Schwaches?"Ich finde durch aus, dass man auch Mitleid mit sich selbst haben kann, wenn etwas scheiße läuft. Vielleicht ist das bis zu einem gewissen Grad auch gesünder als immer wiederkehrende Härte gegen sich selbst.

    Genau diesen Gedanken hatte ich so auch schon oft 1 zu 1! Für mich ist das was andere als "Selbstmiteid" bezeichnen einfach so ne Art Trauerarbeit. Das kann auch Dinge betreffen, die jetzt nicht dramatisch sind, aber ich glaube jeder hat irgendwelche Sachen im Leben "verpasst" über die er trauern muss. Was ist die Alternative dazu?
    Meine Erfahrung mit Leuten, die des anderen Leid abwerten, ist tatsächlich die, dass sich früher oder später herausstellt, dass sie unter diesen Dingen mindestens genau so leiden und es sich nicht eingestehen wollten.

    Besagte Mitbewohnerin aus meinem Beispiel hatte mir auch "Selbstmitleid" vorgeworfen, wenn ich mich ihr anvertraute. Man muss dazu sagen, dass sie mir auch teilweise stundenlang ihr immer gleiches Leid über den Freund klagte und ich sie reden lies und für sie da war. Daher glaube ich auch, dass die "Selbstmitleidigen" ihnen unabsichtlich den Spiegel vorhalten.


    gehe ich davon aus, dass es auch unter Nicht-Aspi´s sehr verbreitet ist.
    Vielleicht ist man froh, geholfen zu haben (Lösungsvorschlag),

    Ja, das glaube ich auch. Ich hatte nur die Idee, dass dieses "narzisstische" Helfen unter NT eher verbreitet ist und das nicht verstehen eher unter Aspies. Muss aber auch nicht so sein.

  • Wobei ich die Existenz eines manipulativen Selbstmitleides nicht abstreiten will. Vielleicht habt ihr das auch mal erlebt, dass man wenn man jemanden damit konfrontiert, dass die Person sich falsch oder nicht zielführend verhält, dass sie dann statt sich damit auseinanderzusetzen so einen auf Opfer ihrer Lebensumstände macht und man kennt die Person gut genug um zu wissen, dass sie eigentlich verstanden hat was man meint. So eine Art Selbstmitleid das einen davor bewahren soll Verantwortung zu übernehmen oder kritisiert zu werden. Das finde ich ist aber was anderes, als wenn man einfach traurig ist und sich freut wenn anderen Anteil nehmen an dem Zustand.

    2 Mal editiert, zuletzt von blueOrchid (10. April 2019 um 21:50)

  • @Darlina
    Hm, eigentlich hast du das, was ich gemeint hab, nur „netter“ verpackt.
    Es war überhaupt nicht abwertend gemeint!

    Mein „meckern“ ist vergleichbar mit „ich muss mich nur mal auskoxxen“.

    Irgendwie verwundert es mich, dass es negativ/abwertend rüberkam :?

  • Das Gegenteil davon wäre, wie in dem youtube video dargestellt, zu sagen "Ich kenne dieses Problem auch" oder "ja, sowas ist echt blöd". Empathy vs. Sympathy. Und viele Probleme die ich hatte, hatte sie tatsächlich 1 zu 1 auch, aber wenn ich davon erzählte war ich die "Heulsuse".

    Hallo @blueOrchid,

    wie meinst Du das 'Empathy versus Sympathy'?

    Ja, die 'narzisstischen' Helfer können extrem fordernd sein. Gerade auch aus dem Grund, dass ihre Arbeit ja Menschen betrifft, die in irgendeiner Weide Hilfe benötigen und oftmals unter besonderer Anspannung stehen und sich vielleicht deshalb gar nicht wehren können und/oder ihre Grenzen nicht kennen/fühlen in dem Moment und die Kraft nicht haben sie zu verteidigen. Da müsste eigentlich ganz besonders getestet werden wer für einen solchen Beruf geeignet ist. :nerved:

    Ich hatte mal eine Freundin die mir beistand nach meiner Trennung und dann gar nicht damit klar kam, als ich mich wieder besser fühlte und alles was ich aktiv tat wurde dann von ihr schlecht gemacht. Ich wußte erst gar nicht was eigentlich los ist mit ihr. :d

    Und gerade in den helfenden Berufen ist es ein absolutes Unding, wenn Menschen sich so verhalten (egal ob narzisstisch oder nur 'Helfersyndrom') weil man als Patient in gewisser Weise ja auch ausgeliefert ist. Habe ich letztens im KH nach einer großen Bauch-OP auch erlebt...eine Schwester kümmerte sich besonders um mich und dann ging es los 'sie müssen aber xy besorgen lassen/machen', 'hören sie auf zu weinen, das mag ich nicht', bis dahin, dass sie meinen Partner kritisierte, dass er zu soft sei. Letzteres ging gar nicht und ich musste mich sehr anstrengen nicht 'aus der Haut zu fahren'. :d

    Es gelingt einem dann besser mit der Situation umzugehen, wenn man in sich einigermaßen klar ist und erkennen kann, dass der andere gerade ein 'eigenes Ding' fährt (RW, auslebt) und es nichts mit einem selbst zu tun hat bzw. übergriffig ist. Ich dachte zum Glück nur 'ich weine, wann mir danach ist und das tut mir gut'. Es ist aber auch immer ein guter Impuls, sich selbst zu beobachten wie man darauf reagiert. In mir kam dann doch noch eine Stimme hoch die sagte 'Du hast doch einen nachvollziebaren Grund zu weinen' und dann dachte ich, dass diese Beurteilung eigentlich auch noch in mir gehen darf. Und danach sagte ich mir, dass sie es vielleicht nur gut meinte...und mir fiel ein Lieblingsspruch meines Ex ein: 'Gut gemeint ist nicht gut gemacht'. Und ich denke, das trifft es oftmals ganz gut bezüglich des 'Helfersyndroms'. Schließlich weiß man meistens nicht wirklich, was dem anderen gerade gut tut, wo er genau innerlich steht und es besteht immer die Gefahr, dass man sein eigenes Empfinden dem anderen überstülpt.

    „Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.“
    Rumi

  • Jemandem, dem es nicht gut geht, gleich mit zig Ratschlägen anzukommen, hat etwas sehr in meinen Augen "unverschämtes" an sich, als ob der betreffende nicht schon von selbst auf die vorgeschlagenen Ideen gekommen wäre.

    Zum Beispiel beklagt sich jemand in einem Forum darüber, daß er sich so allein und einsam fühle und bekommt dann alle möglichen Ratschläge zu hören, wie: "geh doch mal in einen Verein", "nimm an einem VHS-Kurs teil", "sprich mal mit einem vielleicht nett erscheinenden Nachbarn" usw. - Gerade so, als wenn der betreffende nicht schon von sich aus auf derartige Überlegungen gekommen wäre! Was in den weitaus meisten Fällen in der Tat wohl so sein wird.

    In Foren wird dann schon nach kürzester Zeit (z.B. ein, zwei Tagen) dem betreffenden vorgehalten, er jammere ja nur, greife aber keinen der Vorschläge auf! Wie lächerlich ist das denn? Erstens sollte man doch davon ausgehen, daß viele Entscheidungen reichlich Zeit bis zu einer etwaigen Umsetzung erfordern; zweitens sollte man auch in betracht ziehen, daß Vorschläge, die man selbst gut findet, beim Gegenüber nicht auf die gleiche Wertschätzung treffen könnten bzw. schlichtweg ungeeignet erscheinen.

    Ratschläge haben, wie das Wort nahelegt, etwas von "Schlägen" an sich - ein Dreinhauen auf den anderen, ein Einprügelnwollen von mehr oder minder gutgemeinten Vorschlägen (ebenfalls "Schläge").

    Ich bin sicher selbst auch nicht gerade ein guter Tröster, aber vermeide es, gleich mit allen möglichen Ratschlägen anzukommen, erst recht aber, sie jemandem aufzuzwängen. Jammern und Meckern sind in meinen Augen völlig legitim und auch keineswegs sinnlos, da sie dem Ablassen von seelischem Druck dienen können und auch der Tatsache Rechnung tragen, daß manchmal keine Lösungen möglich sind oder eben nicht in baldiger Sichtweise sind.

  • Ich verstehe, dass man manchmal einfach „was loswerden muss, um Druck loszuwerden“ oder so.
    Wenn ich das dann bemerkt habe ( seit diesem Thema fällt mir auf, dass ich wohl vorschnell Ratschläge gebe), gibts auch keine Tipps, sondern gemeinsames meckern (nicht abwertend gemeint)!

    Ich kann aber überhaupt nicht mit umgehen, wenn sich jemand oft über dieselben Dinge (wahlweise Partner) negativ äußert, aber in Wirklichkeit nichts ändern wollen.
    Das kann ich dann nicht nachvollziehen.

    Ich bin froh, dass ich das mit meinem Mann durchgegangen bin.
    Er sagt mir jetzt vorher, dass er nur was loswerden will.
    Umgekehrt sag ich ihm, dass ich Wert auf seine Ratschläge lege. Ich wundere mich immer wieder warum da nichts kommt :d

  • @sempron das seh ich genauso.

    Ich hoffe, aus meinem Beitrag ist hervorgegangen, dass Ratschlag nicht gleich Ratschlag ist. Manchmal braucht es eben auch nur einen Zuhörer, der versteht. Aber ich denke, das habe ich ausreichend dargelegt.

    An Unmögliches verschwendet Hamish keine Gedanken. Vielleicht ist das auch ganz gut, denn wer nur wenige hat, darf keine verschwenden.
    Alice im Wunderland (2010), Hörspiel

  • Ich kann aber überhaupt nicht mit umgehen, wenn sich jemand oft über dieselben Dinge (wahlweise Partner) negativ äußert, aber in Wirklichkeit nichts ändern wollen.
    Das kann ich dann nicht nachvollziehen.

    Sowas mag ich auch nicht. Man muss sich dann dasselbe Problem immer und immer wieder anhören, klar, dass man da irgendwann anfängt, Ratschläge zu geben, weil man einfach will, dass das aufhört.

  • Ich kann aber überhaupt nicht mit umgehen, wenn sich jemand oft über dieselben Dinge (wahlweise Partner) negativ äußert, aber in Wirklichkeit nichts ändern wollen.

    Das kann ich dann nicht nachvollziehen.

    Es gibt halt auch Dinge, die man einfach nicht ändern kann. Das Beispiel mit der Einsamkeit ist sehr gut, weil es etwas ist was immer weh tun und sehr schwer zu ändern sein kann. Und wo ein Bedürfnis nach Austausch über das von dir bezeichnete "meckern wollen" hinaus geht. Aber wenn du und dein Mann euch verständigen könnt, passt es ja zwischen euch.


    wie meinst Du das 'Empathy versus Sympathy'?

    Und gerade in den helfenden Berufen ist es ein absolutes Unding, wenn Menschen sich so verhalten (egal ob narzisstisch oder nur 'Helfersyndrom') weil man als Patient in gewisser Weise ja auch ausgeliefert ist.

    youtube.com/watch?v=35Wt8LhoVHA Hatte das Video schon gepostet und das erklärt es so:

    Pity/Mitleid bedeutet, dass man Unbehagen angesichts des Anderen Umstandes empfindet.

    Bei Sympathy, drückt man zusätzlich sein Wohlwollen und Anteilnahme gegenüber der Person gegenüber aus.

    Bei Empathy weiß man was die Person durchmacht und stellt sich potentiell auf eine Stufe mit ihr. Sympathy und pity sind im Gegensatz dazu eher von oben herab. Man bringt sich selbst mit derartigen Problemen nicht in Verbindung, bei empathischem Zuspruch gibt man der anderen Person am ehesten das Gefühl nicht alleine zu sein und das ist ja häufig der Sinn eines solchen Austausches.

    Kognitive Empathie wird hier als "nicht echte Empathie" beschrieben, also dieses rationale Verständnis das Psychopathen haben und "wir" intuitiv eher nicht so.

    Compassion wäre dann auf Basis der eigenen Empathie die Situation zu verbessern. Demnach ist "Geh doch mal zu ner Yoga Gruppe und finde da Freunde" keine Compassion, weil man das Kernproblem nicht ganz erfasst. Aber ein offenes Ohr für jemanden zu haben, auch wenn die Situation sich nicht unmittelbar verbessern lässt, wäre für mich wünschenswerte compassion, da das ja auch Erleichterung mit sich bringen kann.

    Ob Sympathy jetzt eher mit Mitleid oder Mitgefühl zu übersetzen wäre ist diskutabel, aber was wir alle wollen ist wohl Empathy.

    Wenn man konkret um Ratschläge bittet, kann man jemandem der Ratschläge gibt, seien sie auch schlecht, natürlich nicht vorwerfen unempathisch zu sein. Die SCHLAGENDE Person muss aber immer in Erwägung ziehen, dass ihr Schlag nicht angenommen wird. :D
    Und das müssen besonders Personen in Helferberufen berücksichtigen. Hatte da ja auch schon Probleme mit geäußert bezüglich "Machtmissbrauch" und so. Ist ein sensibles Thema.

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