Geistige Abwesenheit - Schutz vor Reizüberflutung?

  • Wie ich schon mal geschrieben habe, bin ich sehr oft geistig nicht wirklich anwesend, weswegen ich bei Alltagsbewaeltigung, Gespraeche etc, grosse Probleme mit Konzentration/Aufmerksamkeit habe.

    Kann einfach sehr schlecht im Hier und jetzt/aufmerksam sein, weswegen ich beim Spaziergang auch die Gegend fast nicht mitbekomme. Bei Gespraeche muss ich mich sehr anstrengen.

    Glaubt jemand an einen Schutzvorgang des Gehirns vor der Reizueberflutung?

    Wie ist es bei Euch?

    Habe oft gelesen, dass Autismus ein Problem der Reizverarbeitung/Wahrnehmung ist.
    Als Schutz vor permanente Reizueberflutung wuerde eine Schutzfunktion fuer mich Sinn machen.

    Freue mich auf Eure Hilfen.
    L. G. Daniel :thumbup: :thumbup:

  • Kommt darauf an, "wo" du genau bist, wenn nicht "da".

    Könnte ein Shutdown sein.

    http://asperger-autismus.ch/asperger_sympt…tdown-shutdown/

    Mir kommt es vor, dass ich dann die akustischen oder visuelle Reize nicht weiterverarbeiten kann.
    Wenn man es Shutdown nennt, habe ich es aber sehr oft.
    Lessen, Haushalt etc, ist dann super schwierig.
    Wenn ich in Kliniken kam hieß es auch oft, haette Burn Out.
    Kann mir vorstellen, dass es Folgen der permanenten Reizueberflutung sind.
    War in Kliniken, wegen viele Reize aber auch oft hyperaktiv.

    https://www.zeitblueten.com/news/reizueberflutung/
    L. G :thumbup: :thumbup:

    5 Mal editiert, zuletzt von Daniel1 (19. Januar 2019 um 17:41)

  • Also, ich habe das auch oft. Ich bin dann mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt, die sich sowohl auf die Vergangenheit, die relative Gegenwart oder die Zukunft beziehen können. Das war für mich früher auch ein Punkt, der scheinbar für ADS sprach, diese ausgeprägte Tagträumerei.

  • Kenne ich auch.

    Wenn ich es nicht steuere, bin ich gedanklich im Nirgendwo. Leere im Kopf. Wenn ich die Abwesenheit herbeiführe, bin ich da, wo ich grad will.

  • Hm, also um die Reizüberflutung für mich zu stoppen höre ich immer und überall Musik über meine Kopfhörer oder verlasse einfach nicht die Wohnung. (gehe nur zum nötigsten raus)

    Und ich schaue beim Laufen immer auf den Boden und nur gelegentlich nach vorn.
    Schon in der Schule wirkte ich immer "abwesend", dabei habe ich einfach nur auf "durchzug" gestellt.

  • Bei mir ist es ähnlich, zu viele Reize führen dazu, dass ich komplett „abschalte“. Es betrifft oft die visuelle Wahrnehmung, deshalb fahre ich z.B. auch kein Auto mehr. Wenn ich nach vorne schauen muss, habe ich ein fast körperliches Gefühl, wie eine Art Wand aus „zu viel von allem“. Das geht nur für wenige Minuten, dann bin ich einfach „weg“.
    Nach stressigen Arbeitstagen kommt es aber auch vor, ich kann Reize nicht gut filtern und das führt dann dazu, dass ich abschalte.

    Ich lebe in meiner eigenen Welt. Das ist okay, man kennt mich dort.

  • Lol, das habe ich schon seit ich klein bin. Manchmal wurden mir schon als Kleines Kind Scheibenwischergesten vor das Gesicht gehalten.


    Momentan nennen die Leute das bei mir "runterfahren" oder "standby modus"

    Dann heißt es:
    "Bist du wieder rungergefahren?"
    oder
    "Wieder im standby?"

    ADHS & Autismus.
    and I'm an eurasian Crossbreed

    Dummheit ist nicht "Nicht Wissen" oder "Nicht Wissen Wollen", Dummheit ist "Glauben genug zu Wissen"

  • Ich bin immer dann geistesabwesend, wenn die Außenreiße langweiliger / vertrauter / monotoner sind als etwas, was ich noch gern verarbeiten würde. Das ist dann wie als würde ich parallel zum Wachsein träumen und nur dann aufwachen, wenn mich ein Außenreiz so sehr irritiert, dass er interessanter ist, weil z. B. ungewohntes oder als gefährlich eingestuftes eingeordnet werden will.

    Bei mir tritt das also entweder auf, wenn ich ziemlich entspannt oder sehr fokussiert auf einen Gedanken bin. Ich sehe das als Processing von Hintergrundprogrammen bei Standby-Anforderungen des Betriebssystemes. Aber stimmt, man kann es auch so betrachten, dass die Rechengeschwindigkeit hinterherhinkt, weil die Datenmenge zu hoch ist oder die Leitungen zu dünn und dann Stau herrscht. Je nach dem.

    Ich bin auf diese Weisen sehr oft geistesabwesend. Aber nur halb. Also Unfälle hab ich dabei nie, auch verpeile ich dabei verhältnismäßig wenig.

    Bei aktueller Reizüberflutung (die gegenwärtige Verarbeitung des Hier und jetzt) kriege ich Derealisierungsgefühle bis hin zu Schwindel und Shutdown, will weg und werde verpeilt.

  • Momentan nennen die Leute das bei mir "runterfahren" oder "standby modus"

    Dann heißt es:
    "Bist du wieder rungergefahren?"
    oder
    "Wieder im standby?"

    Sorry, das hier hatte ich überlesen. Du nennst es auch Standby. Ja meine Kollegin sagt dann auch immer, dass ich mich wieder erhängt habe. Dadurch wache ich dann immer wieder auf.^^ Hab mal gelesen, dass so ähnlich auch Absencen sein können. Also in der Regel kann man sich bei Absencen aber nicht erinnern, dass man in er war, heißt es. Dass manche da nur Ausnahmefälle darstellen können. Ansonsten habe ich dazu auch noch keinen passenden klinischen Begriff gefunden und meine Psychologin auch nicht und die ehemalige fand das auch erstaunlich.

  • Ja..das kenne ich... ich bin oft iin diesen Gedanken und anderen fällt es dann auch schwer zu mir vorzudringen wenn ich in diesen Gedanken bin. Es ist für andere Leute auch nicht nachvollziehbar wieso ich mich so verhalte.

  • Ich drifte mit meinen Gedanken ständig in irgendwelche anderen Dinge ab die mich scheinbar beschäftigen.
    Es erinnert mich ein wenig an diese Beziehungsideen von denen jemand hier schonmal berichtet hat und es Träume nannte. Es war bei mir nur nie so komplex und extrem oder sogar beängstigend sondern eher nervig, wenn man sich eigentlich auf etwas konzentrieren will, selbst wenn es sowas banales wie Musik ist.
    Ich mein, ich sitze oft im Bus oder Zug, höre dabei Musik, versuche mir dabei was schönes zu denken aber drifte ständig ab in andere Sachen. Dabei versuche ich mich eher zu entspannen.
    Leider merke ich das nicht sofort.

    Go bad or go home!

  • Ich habe das auch ständig. Ich bin mehr im "Standby"-Modus als in der Realität. Ich kann es aber auch einfach nicht lassen. Meistens denke ich dann über irgendwas nach, führe in meinem Kopf Selbstgespräche (manchmal auch imaginäre Dialoge mit mir selbst), habe das schon als kleines Kind gemacht. Oder ich gehe die letzten medizinischen Fachbegriffe durch, die ich mir gemerkt habe, oder Namen von Medikamenten.

    Als Kind hat man mich schon immer damit aufgezogen.
    "Na, A., wo bist du gerade wieder?". Mache ich auch oft in Gruppenkonversationen und bin dann die einzige Person, die wieder nichts mitbekommen hat. Dann fällt irgendein für mich interessantes Schlüsselwort und ich bin wieder voll da. Das anschließende "Hä?" meinerseits wird seit jeher in meiner Familie belustigt nachgeäfft.

    ..... ich habe mir schon oft gedacht, dass ich manchmal auf andere Leute wohl "geistig beeinträchtigt" wirken mag, so teilnahmslos wie ich hin und wieder in die Gegend starre. Ich hätte selbst erhebliche Zweifel an der Falsifizierbarkeit desselben, wenn ich nicht um meine kognitiven Stärken WÜSSTE. Wenn ich meine speziellen Begabungen nicht hätte, ja, dann wäre ich wohl mehr als aufgeschmissen.

    Ah, und es ist so anstrengend, diese "Teilnahmslosigkeit" und emotionale Distanziertheit zu verschleiern. Ich habe mir angewöhnt, in der Öffentlichkeit generell mehr zu lächeln. Wenn die Leute jemanden mit absolut null Mimik sehen, die denken sich doch: "Was stimmt denn mit der nicht?!?".
    Umso mehr fröne ich dann dem lethargischen In-die-Gegend-Starren, wenn ich wieder in meiner vertrauten häuslichen Umgebung bin. Da müsste mal eine Videokamera mitlaufen, ein Wechselspiel zwischen 80 Prozent mimischer Leere und 20 Prozent seltsamem, infatil anumtendem Grimassieren. Wenn das jemand sehen würde ..... die einzig zulässige Annahme müsste tatsächlich sein, dass ich "geistig behindert" bin.

  • Da müsste mal eine Videokamera mitlaufen, ein Wechselspiel zwischen 80 Prozent mimischer Leere und 20 Prozent seltsamem, infatil anumtendem Grimassieren. Wenn das jemand sehen würde ..... die einzig zulässige Annahme müsste tatsächlich sein, dass ich "geistig behindert" bin.

    :lol: Das Selbe habe ich mir ggü. mir auch schon gedacht. Bei mir mischt sich noch im Wechsel motorische Hyperaktivität mit dazu. Z. B. zunächst erstarrt sitzen, dann plötzlich den aktuellen Ohrwurm trällern und trommeln und je nach Laune hier und da grimassieren. Hatte mir immer gesagt, als ich noch nichts von meinem Autismus wusste, dass wenn mich jemand so sehen würde, die mit den Zwangsjacken kämen. Aber ich fühl mich gut dabei und nerve damit auch nicht meine engen Vertrauten. Im Gegenteil müssen die dann entweder lachen, finden es schon normal oder machen mit Quatsch.

    Gehst du immer bewusst in den Standby-Modus? Die Gelegenheit bei Gruppenkonversationen abzuschalten nutze ich z. B. gerne aktiv. Also ich merke, dass mir das Gerede immer anstrengender wirkt und ich nur noch schwerlich folgen kann ohne Anstrengung, weil so uninteressant (wenn) und wenn ich dann denke, dass es keinen verletzen wird, wenn ich nicht zuhöre, entspanne ich mich und finde mich kurz darauf hin in eigenen Gedanken wieder. Aber oft wache ich im Alltag auch aus irgendeinem Gedanken auf und habe keine Ahnung zu welchem Zeitpunkt und an welchem Ortspunkt ich da hin abgedriftet bin.


    @Regenbogenwusli:
    Du bist dann vermutlich trotzdem entspannt. - Wenn wir, und sei es lediglich kurzzeitig oder zwischen Stressmomenten, entspannter als zuvor sind, fangen wir an zu träumen / zu verarbeiten, insofern der Körper zeitnah etwas verarbeiten möchte. Das kenne ich besonders beim Wachliegen im Bett, wenn ich ein paar Gedanken durchgehen will und mich dann hier und da in einem anderen wiederfinde und denke "No, ich wollte zuerst noch das weiter denken". Das Unterbewusstsein hat dann zwischenzeitlich ein paar Umeitungen entschieden und wenn man aus diesen quasi erwacht, weil sie an der Irrelevanz angekommen sind (fertig verarbeitet), erinnert man sich dann wieder, wo man zuvor stehen geblieben war.

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