Ich bin seit etwas mehr als 10 Jahren Freiberufler, habe also schon eine angemessene und ausgewogene Berufserfahrung und konnte in dieser Zeit auch mit unterschiedlichen 'Kundenarten' Erfahrung machen.
Nun ist es so, dass ich seit Mitte Oktober da einen neuen Kunden an der Hand habe. Er liefert mir regelmäßig neue Aufträge, zahlt zwar nicht unbedingt gut, aber er zahlt pünktlich, wenn ich ihm eine Rechnung ausstelle.
Das Problem: Er ist unendlich chaotisch!
Es gibt Zeiten, da komme ich relativ gut mit ihm aus, er sagt mir genau, was er haben will und ich kann ihm das auch genauso liefern.
Und dann kommt es zu solchen Geschehnissen, wie die, die folgen:
1. Ich hatte über die Feiertage Urlaub. Er schreibt mir eine Mail, in der er anfragt, ob ich ausnahmsweise für ihn einen Text schreiben könnte, auch wenn ich in Urlaub bin. Das sei wichtig, weil ein Auftrag daran hinge, der sich über das gesamte 2019 hinziehen könne. Mein Gedanke: 2019 hast du damit gesichert, mach das mal ausnahmsweise! War ok, wenige Tage später kam er wieder und wollte, dass ich ihm in meinem Urlaub was erledige, worauf ich gar nicht reagiert habe - Immerhin hatte ich Urlaub.
2. Er erteilte mir neue Aufträge, die ich infolge dessen erledigte und plötzlich kam er mir, um 12.30 Uhr mittags an, ich müsse ihm JETZT ungedingt einen Auftrag erledigen und dazwischenschieben. Ich habe daraufhin so reagiert, dass das nicht geht, weil meine Kapazitäten für besagten Tag schon vergeben und verplant sind (ich habe noch andere Kunden, die ich auch bedienen muss). Ich würde am anderen Tag liefern. War er mit einverstanden. Was mich störte, war die Dringlichkeit, die er an den Tag legte, dass das JETZT SOFORT sein muss. Ein weiterer Punkt bei diesem ist, dass die Mail, in welcher er den Auftrag schildert, so chaotisch formuliert ist, dass ich am Ende gar nicht weiß, was er eigentlich wirklich haben will. Erst spricht er von drei Texten, dann erwähnt er noch einen vierten... So kann ich nicht arbeiten! Zudem ich dank dieses Chaos ansatzweise Angstzustände bekomme, sobald ich an die Arbeit denke, die damit zusammenhängt. In mir taucht dann das Bedürfnis auf, alles hinzuschmeißen, eine 'Mauer hochzuziehen' und alles fallen zu lassen, nach dem Motto: Lass mich bloß in Ruhe!
3. Wenn ich Fragen habe, lässt er sich Zeit! Das heißt, wenn ich morgens um 9 eine Frage habe, kann es sein, dass er sich erst um 14 Uhr oder gar 17 Uhr meldet. Dass ich den Text, um den es geht, dann nicht mehr schreiben kann, sollte klar sein.
Mein Problem ist jetzt, dass er prinzipiell meine ganze Struktur durcheinanderbringt. Ich überlege mir am Tag vorher, wen ich am anderen Tag bearbeite und was ich zu tun habe und arbeite diese Struktur dann ab. Das funktioniert gut, auch wenn es für meinen Geschmack kurzfristig ist, aber das geht manchmal eben nicht anders. Er wird jedoch mit seiner Handlungsweise zu einem regelrechten Störfaktor für meine ganze Arbeitsplanung!
Ich habe bei einem Fall, wo es schon mal so ähnlich gewesen ist mit ihm, mir die Mühe gemacht, ihm zu schreiben, er soll bitte klar formulieren, was er will und nicht so ein Kauderwelsch von sich geben. Woraufhin er mich nur fragte, womit er mir helfen kann. Zu diskutieren hat mit ihm keinen Zweck. Er betont immer mal wieder, dass ich einer seiner besseren Texter bin, ich glaube jedoch, dass er das nur mit Berechnung tut, um mich zu 'halten'. Eine Sache, die ich außerdem unterschwellig bemerkt habe: Er verhält sich ausschließlich so, weil er weiß, dass ich eine Frau bin! Dies äußerte sich bereits schon in Formulierungen wie '... da du eine Frau bist und dich mit dem Thema Mode auskennst...' und ähnliches. Dass ich mich weder damit auskenne, noch das Thema mag, spielt hier mal keine Rolle. Er geht eben davon aus, dass ich es tue - WEIL ich eine Frau bin! Er bemängelt Kleinigkeiten, bei denen ich überzeugt davon bin, wäre ich ein Mann, würde er diese nicht bemängeln!
Meine Frage ist jetzt: Ich habe innerhalb meiner 10 Jahre mit dem einen oder anderen Kunden zu tun gehabt, der ähnlich gehandelt hat. Gibt es in diesem Fall ausschließlich die Handlung des 'Abschießens'? Ist man praktisch gezwungen dazu, den Kunden abzuschieben, weil man auf Dauer nicht mit ihm klarkommt, oder gibt es evtl. doch noch eine Chance, dass sich so etwas ändern könnte? Es ist nicht so, dass ich keine anderen Kunden habe, aber das Gehalt, was er mir am Ende des Monats zahlt, ist ein guter Puffer, den ich sonst nicht habe... Das heißt, es wäre besser, ich würde ihn behalten. Es taucht nur eben die Frage auf, ob es für mich selbst auf Dauer sinnvoll ist, dieses Verhalten in Kauf zu nehmen.
Ich hatte in Erwägung gezogen, mit ihm darüber zu sprechen, ob es möglich wäre, mir die gesamte Arbeit einer Woche am Wochenanfang zu geben und das abzuarbeiten, damit ich meine Struktur einhalten kann. Wenn er sich jedoch jetzt so verhält wie geschildert, habe ich die Vermutung, dass sich das regulär nicht so umsetzen lassen wird, weil er immer wieder dazwischenfunkt...
Hat da jemand einen Rat für mich?