Verhältnis zu Geschwistern in der Kindheit

  • Ich habe dazu keinen Thread finden können, falls es einen gibt, freue ich mich über eine Verlinkung.

    Wie habt ihr euch als Kinder eigentlich mit euren Geschwistern verstanden?

    Ich habe einen drei Jahre jüngeren Bruder, und es gab furchtbar viel Streit. Ich kann mich nicht erinnern, von meiner Seite aus oft das gemeinsame Spiel gesucht zu haben, ich weiß eigentlich bis heute nicht, wie man gemeinsam spielen soll, wenn es nicht gerade ein Gesellschaftsspiel ist, aber wir mussten die Legosteine und die Bauklötze teilen, mit Puppen hatte ich es eher nicht so, seine Baustellenfahrzeuge fand ich toll, und wir mussten jahrelang ein Spielzimmer teilen :evil: Meine Mutter hat mir seit frühester Erinnerung vorgeworfen, dass ich meinen Bruder mit Worten provoziere. Ich habe nie verstanden, was sie meint, und sie hat es mir auch nie erklärt, sondern mir vorgeworfen, ich wüsste schon ganz genau, was sie meint. Ich kann mich nicht dran erinnern, dass ich auch nur ein einziges Mal erkennen konnte, was ich falsch gemacht hatte. Außerdem wurde mir vorgehalten, dass ich stur und bestimmend war.

    Jahrzehntelang bin ich also davon ausgegangen, dass ich einfach ein total ätzendes Verhalten meinem Bruder gegenüber hatte und habe mich auch komischerweise nie gefragt, *warum* ich mich so gemein verhalten haben sollte. Meine Mutter hat peinlichst darauf geachtet, kein Kind zu bevorteilen, also Anlass für Eifersucht gab es da eigentlich nicht, und ich kann mich auch nicht erinbern, das ihm gegenüber jemals empfunden zu haben. Ich kam mir aber natürlich irgendwann furchtbar ungerecht behandelt vor, dass ich jedes Mal ohne dass auch nur die Situation betrachtet wurde Prügel eingesteckt habe, während mein Bruder als "Opfer" getröstet wurde :nerved:

    Mit dem Einlesen in die AS-Thematik fällt mir mein eigenes problematisches Kommunikationsverhalten überhaupt erst auf :oops: In diesem Licht verstehe ich auf einmal immer mehr vergangene und auch aktuelle "Dissonanzen" bis hin zu Frontalzusammenstößen... Und da drängt sich mir die Frage auf, ob möglicherweise diese Probleme mit meinem Bruder schlicht durch meine (heute definitiv leider auch beobachtbare) Unsensibilität und Direktheit und mein unflexibles Pochen auf die Einhaltung von Regeln entstanden...

    Daher würde mich sehr interessieren, was euer Umgang mit Geschwistern ablief, bzw. was Eltern beobachten.

  • Ich bin 7 Jahre älter als mein Bruder und wir haben uns schon immer sehr gut verstanden :) Er ist zwar NT, hat aber auch mehr oder weniger SIs, sodass wir uns stundenlang unterhalten können, und er ist sehr gechillt, intelligent und empathisch.

  • ganz böse, kurz und knapp gesagt:

    ich habe meine blöde, alberne, 7 Jahre jüngere Schwester überwiegend wegignoriert.

    Das bringt es mit wenigen Worten auf den Punkt.

  • Ich habe eine Schwester, die 1,5 Jahre jünger ist zwei viel jüngere Brüder (12 und 16,5 Jahre).
    Mit meiner Schwester habe ich zwar auch viel gestritten und sogar geprügelt, aber wir haben auch viel zusammen gespielt!
    Sie war die Einzige, mit der ich in meiner Kindheit interessante Spiele spielen konnte. Meine beste Freundin wollte zB oft
    mit Barbies spielen. Hab da zwar mitgemacht, aber zuhause hatten wir keine und auch kein Interesse daran.

    Ich hatte als Erwachsene mal mehrere Jahre überhaupt keinen Kontakt mehr zu meiner Schwester, weil wir uns so
    zerstritten hatten und ich echt fiese Nachrichten von ihr erhalten hatte. Jetzt haben wir wieder Kontakt (zurzeit
    nur schriftlich, da sie auf Weltreise ist). Sie ist leider eine extrem schwierige Person (egomanisch), aber es kann
    auch zeitweilig gut mit ihr sein, weil ich mit ihr auch über Probleme reden kann. Und es war halt trotz allem in der
    Kindheit und Jugend für mich wahrscheinlich gut, dass es sie gab - zumindest ohne Geschwister wäre ich wohl
    extrem einsam gewesen.

    Mit meinen Brüdern verstehe ich mich gut, aber durch den Altersabstand ist es anders. Ich habe früher manchmal
    auf sie aufgepasst. Sie sind mir nicht so vertraut wie meine Schwester, dafür aber auch leichter zu ertragen
    (vom Charakter).

  • Ich habe eine 3 1/2 Jahre älteren Bruder und wir haben uns bis er auszog ein Zimmer teilen müssen. Das war nciht immer leicht, so geht es aber glaub ich auch NT Kindern , wenn sie kein eigenes Zimmer haben.
    Mir wurde berichtet, dass ich früher wohl immer angefangen habe zu schrein/ weinen wenn mir was nciht gepasst hat. Dann kam Papa der Große hat nen Schelle bekommenund ich meine Ruhe. Meine Mutter meint heute, ich hätte es wahrscheinlich darauf angelegt um ihn ein auszuwischen. Das Glaub ich allerdings weniger, weil ich eigentlich mochte. Ich denke eher, dass er mich einfach unabscihtlich in meinem Spiel gestört hat und ich damit schon damal nicht umgehen konnte.

    Ich kann mich erinnern, dass wir zusammen mit den Bauklötzen gespielt haben, als wir schon etwas größer waren um da raus Rampen zubauen um die Spielzeugautos drüber fleigen zu lassen.

    Als wir größer waren, habe ich ihn zumindestens nie verpetst, da reden ja ehe nicht so mein Ding ist. Auch sein "Mutti-Heft" habe ich ihm immer brave zurückgeben, wenn es von den Lehrern oder Erziehern an mich weiter gegeben wurde um es zu Hause abzzuliefern.

    Als wir dann in der Pubertät waren, hat er versucht mich mit in seine Clique zu intergrieren, dass war aber irgendwie nichts für mich. Bin lieber zum Sport gegangen, da gab es eine feste Struktur und nicht nur abhängen und gucken was passiert.

    Heute sehen wir uns zu den Familienfesten und schreiben ab un zu. Mein Freund hat glaube ich mehr Kontakt zu ihm, als ich.

    Mit Freude im Leben udn Freunden an der Hand ist schnell jeder Kummer im Leben gebannt.

  • Ich habe eine 3 Jahre jüngere Schwester. Unser Umgang miteinander ist leider immer sehr nervenaufreibend gewesen.... bin selbst auch nicht stolz darauf, wie ich mit ihr umgegangen bin :(

    Sie hat schon von klein auf immer sehr viel Aufmerksamkeit eingefordert und hat gequängelt, wenn sie diese nicht bekam.
    Da ich eigentlich immer nur meine Ruhe wollte, gab es ständig Streitereien. Ich bin oft vor Wut und Überforderung einfach explodiert :(

    Ich habe sie auch oft zu meiner besten Freundin mitgenommen, wenn ich auf sie aufpassen musste, weil sie besser mit ihr umzugehen wusste als ich.....

    Als Kind hat meine Schwester noch zu mir aufgesehen, in der Pubertät hasste sie mich regelrecht und hielt mich für eine uncoole Loserin.

    Heute ist das zum Glück nicht mehr so, obwohl sie mich in vielen Dingen bereits überflügelt hat....
    Beim Betrachten von Familienfotos sind die meisten auch im ersten Moment verwirrt, wenn sie erfahren, dass ICH die ältere Schwester bin :oops:

  • Meine Schwester ist drei Jahre jünger als ich. Bevor ich mich mit Asperger auseinander gesetzt habe, habe ich immer gedacht, dass wir in der Kindheit ein relativ enges Verhältnis gehabt haben, ich habe viel mit ihr gespielt und bin auch oft mit ihr unterwegs gewesen. Heute verstehen wir uns ganz gut, haben allerdings kaum Kontakt, da sie recht weit weggezogen ist und kaum bis gar nicht mehr nach Hause kommt. Was ich von damals immer im Gedächtnis hatte, ist, dass ich das absolute Gegenteil von meiner Schwester war: sie Barbie - ich eher Jungenspielzeug, sie ist oft und lange rausgegangen als Teen - ich habe immer eine Ausrede gesucht, um nicht rausgehen zu müssen (die paar Male, wo ich gefragt wurde), sie hat sich recht früh von unserer Mutter abgenabelt und stand auf eigenen Füßen - ich lebe noch heute in meinem alten Kinderzimmer und kann ohne die Unterstützung meiner Mutter nicht zurechtkommen.

    Als der Asperger-Verdacht aufkam, habe ich mich mit meiner Mutter unterhalten und ihr Fragen zu meiner Kindheit gestellt. Die Antworten haben mich geschockt (auch wenn sie vielleicht gar nicht so überraschend sind). Laut meiner Mutter war ich sehr auf meine Schwester fixiert und habe am liebsten mit ihr gespielt. Ich wurde traurig und/oder wütend wenn sie nicht da war und war wohl eine richtige Klette. Ich war immer sehr bestimmend, wenn wir gespielt haben, mussten meine Regeln befolgt werden, worunter meine Schwester wohl sehr gelitten hat. Generell musste alles wohl nach meiner Nase gehen und sobald das nicht der Fall war, habe ich wohl tierische Aufstände gemacht. So wie ich heute vermute, habe ich ihr wohl meine damaligen Spezialinteressen aufgedrängt (meist Serien oder Bands) und es fiel mir oft zu schwer zu akzeptieren, dass sie einen eigenen Geschmack hat/haben darf. Als sie damals ausgezogen ist (ganz normal wg ihrem Studium) habe ich ihr das sehr übel genommen und war so richtig sauer auf sie, auch wenn ich gleichzeitig wusste, dass es normal war. Dieses Gefühl hat sich verschlimmert, als sie ihren damaligen Freund (jetzt Ehemann) kennenlernte und dann schließlich mit ihm so weit wegzog, dass sie praktisch komplett aus meinem Leben ist.

    So, wie ich mir das von den Aussagen meiner Mutter zusammenreime, war meine Schwester für mich das Bindeglied zwischen meiner Welt und dem Rest der Welt "da draußen". Sie hat mir viel Sicherheit gegeben, zusammen mit ihr konnte ich viele Dinge entdecken, die ich selbst nie verstanden habe, da ich ja ihre Kindheit beobachten konnte und viele der Sachen erst mit ihr lernte. Heute würde ich gerne mit ihr über die ganzen Dinge reden, leider ist das nicht möglich, da wir uns kaum sehen und ich das nicht per Telefon machen möchte.

    Ich liebe meine Schwester sehr, ich vermisse sie sehr, sie ist einer der wenigen Menschen, die ich als "sicher" empfinde (ich kann so sein wie ich bin) und es tut mir so furchtbar leid, was ich ihr wohl alles angetan haben muss, ohne es selbst zu merken.

  • Interessant, wie unterschiedlich die Erfahrungen sind, aber auch wieder klar, da ja noch so viele Komponenten in die Geschwisterbeziehung eingehen (Altersabstand, Geschlecht, Interessen, Charakter).
    Als mein Bruder und ich beide erwachsen waren, kamen wir auch deutlich besser klar, da ging es uns oft ähnlich wie @seven_of_nine, allerdings ist inzwischen der Kontakt aus anderen Gründen abgerissen.

    @Fidoline Ich glaube, ich war immer schon ein Kind, das sich alleine sehr wohl gefühlt hat, ich habe auch nach Beobachtung meiner Mutter kaum engeren Kontakt gesucht.

    @Cael Was für ein Schatz, sich mit der Schwester so angenommen und sicher zu fühlen! Ich glaube, dann hat sie auch nicht nur oder vorrangig unter dir gelitten, sonst würdest du sicher nicht so empfinden, oder? Vielleicht wäre ja ein Brief eine Alternative, um ihr deibe Gedanken mitzuteilen?
    Mir ging es genau umgekehrt: ich habe meinen Bruder als Klette empfunden. Obwohl er es objektiv sicher nicht war, er hatte immer viele Freunde und Freundinnen, aber wenn er an Regentagen drinnen spielen musste ohne sie, wollte er wohl mit mir spielen, und da habe ich mich gestört gefühlt, oder, wenn wir dann zu spielen versucht haben, gestritten :nerved: Erschwerend kam glaube ich hinzu, dass er stark zu Wutausbrüchen neigte. Ungünstige Kombination anscheinend :d Mit "Freundinnen" ging mir das mit dem "Klettengefühl" genauso. Es gab tatsächlich vereinzelt hin und wieder ein Mädchen, das den Kontakt zu mir suchte. Aber mit diesem Exklusivitätsanspruch, der bei den Mädchenfreundschaften immer so wichtig zu sein scheint, kam ich überhaupt nicht klar.

  • Ich habe eine 3 1/2 Jahre älteren Bruder und wir haben uns bis er auszog ein Zimmer teilen müssen. Das war nciht immer leicht, so geht es aber glaub ich auch NT Kindern , wenn sie kein eigenes Zimmer haben.

    Hm ich halte es schon für schwierig überhaupt zwei geschwister im Alter von Jugendlichen in einem Zimmer wohnen zu lassen, aber auch noch welche mit unterschiedichem Geschlecht? Wo ist da die privatssphäre, das wird doch spätestens dann problematisch, wenn die Frendin oder der Frend zu Besuch ist.
    Ich hätte meine Brüder umgebracht, wenn ich mir mit denen en Zimmer hätte teilen müssen, also schon als Kind hätte ich das unerträglich gefunden, Gott sei Dank hatten wir immer ein eigenes. Mich hat es schon genug gestört, dass mein kleiner Bruder gerne mal men Zimmer durchsucht hat...

    Und zur Ausgangsfrage hm gemischt. Ich hab sie schon allene aus Loyalität akzeptiert und hab menen kleinen Bruder gerne mal vor meinem großen beschützt, wobei der kleine das nicht zu schätzen wusste. Das hab ich auch nicht verstanden

  • Ich habe zwei ältere Schwestern und bin mit beiden gut ausgekommen. Das Verhältnis ist auch heute noch gut, obwohl wir wenig miteinander reden.

    Die Älteste war manchmal ein bisschen dominant, aber das muss man als älteste Schwester wohl auch sein. Die zweitälteste war mir etwas näher als Kind, wir waren in vielen Dingen auf einer Wellenlänge und konnten gut reden.
    Heute kann ich mit der Ältesten besser reden, weil sie generell mehr redet, aber sie ist immer noch ziemlich dominant. :)
    Ich denke, dass sie auch Asperger hat, aber sie hat keine Diagnose. Bei der zweitältesten bin ich nicht sicher, sie ist nochmal ein bisschen anders.

    Ich fand es schwierig, als meine Schwestern heirateten und Kinder bekamen. Ein bisschen habe ich die Hoffnung, dass wenn die Kinder endlich groß und aus dem Haus sind, wir dann wieder mehr Kontakt haben als in den letzten Jahren. Ich wohne aber auch ein Stück entfernt, sodass man sich sicher nicht täglich sehen wird, auch wenn sie wieder mehr Zeit haben.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Ich dachte als Kind oft, sobald ich von zuhause weg bin werde ich keinen Kontakt zu meinem jüngeren Bruder mehr suchen.
    Er kam mir eher fremd vor, war sozial sehr eingebunden und beliebt in seiner Klasse/Stufe, zudem recht sportlich, er hat halt so sein Ding gemacht (RW).
    Erst später, als wir beide aus dem Elternhaus ausgezogen waren haben wir mehr Draht zueinander finden können (RW) , er war derjenige, der immer wieder Kontakt zu mir suchte und so lernte ich ihn dann auch besser kennen und wir fanden doch zunehmend auch Gesprächsthemen, die uns beide etwas angingen.

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