Diagnostische Einschätzung bei Frau Dr. Preißmann

  • Ich würde dich auch nicht als Diagnostiker haben wollen, denn bei dir würde jeder mit Autismusdiagnose da rauslaufen.

    Garantiert nicht, nein... wieso denkst du das?
    Wenn ich mir so meine persönliche Blase anschaue, die ganzen Informatiker, da gibt's schon paar paar, denen würde ich eine ADHS-und/oder Asperger-Diagnose geben (die paar Personen, die ich im Kopf habe, haben übrigens fast alle auch massive psychische Probleme, Depressionen, Klinikaufenthalte, Jobprobleme, soziale Probleme, mangelnde Impulskontrolle etc.), und gibt es in dem Bereich genug Leute, wo ich denke, joa, die haben ein paar autistische Züge, aber sind dadurch nicht beeinträchtigt bzw. würden die Kriterien (die kenne ich ja) nicht erfüllen; wenn jemand kein obsessives-repetitives Verhalten hat, reicht es ja z.B. für Asperger zumindest nicht. Und wenn das Sozialverhalten zwar ein bisschen komisch, für die Person jedoch nicht beeinträchtigend ist (sprich, die Person kommt im Job und Verein gut klar, hat Freundschaften, wird nicht gemobbt usw.), dann reicht das auch nicht für eine Diagnose. Dann kann ich zwar sagen, die Person hat leichte autistische Züge, aber es hat keinen Krankheitswert, ergo würde ich dieser Person auch keine Diagnose geben :-p

    Aber wenn ich mich außerhalb meiner Nerd-IT-Blase + Familie umschaue, naja, da habe ich nicht gerade den Eindruck, dass großartig viele Autisten rumlaufen ;)
    Wenn ich im Sommer im Englischen Garten oder im Biergarten die anderen Leute beobachte, dann fühlt sich das richtig komisch an, weil ich merke, wie anders die Leute sind, wie anders die miteinander interagieren, als ich es in meiner Blase tue. Manchmal zieht mich das regelrecht runter... Auch an meiner ersten Arbeit war es krass, da war wirklich keine (!) einzige Person, die ich als autistisch eingeschätzt hätte, und es war immerhin sogar eine IT-Firma (aber es gibt eben solche und solche IT-Firmen, wie ich mittlerweile weiß...), lediglich bei einer Person habe ich ADHS vermutet. Ich war auch schon - man höre und staune - auf Partys mit fast ausschließlich neurotypisch wirkenden (wissen kann ich es natürlich nicht) Leuten... manchmal ergibt sich das so, weil Freunde von mir ja auch eigene Freundeskreise haben, die nicht unbedingt nur aus Nerds bestehen. In meiner Stufe an der Schule würde ich rückblickend bei einer Person sagen, dass ich mir vorstellen könnte, dass sie autistisch ist (allerdings gehört sie nicht zu den Personen, wo ich sage, ja, da würde es definitiv passen, vielleicht ist es auch eine Mischung aus extrem zwanghafter Persönlichkeit und einer sozialen Phobie...)... da war ich also leider auch nicht direkt von Autisten umzingelt... (leider).

    Ich suche mir autistische Menschen als Freunde/Bekannte/Partner aus und sie natürlich auch mich (ja, ich habe u.a. einen Freund, der sagt, dass er sich besonders gerne mit autistischen Leuten trifft), das ist schlicht eine extrem selektive Auswahl der eigenen Umgebung, die dazu führt, dass ich vergleichsweise viele Personen in meine Umgebung für autistisch halte. Mittlerweile habe ich verstanden, dass es auch bei der Wahl des Arbeitsplatzes extrem wichtig ist, zumindest einige Kollegen zu haben, die nicht 100 % neurotypisch sind ;)

    5 Mal editiert, zuletzt von seven_of_nine (6. Dezember 2018 um 18:36)

  • Aber das habe ich mit "autistische Perspektive" auch nicht gemeint.

    Ok, war nicht ganz klar wie es gemeint war.

    Auf jeden Fall finde ich es gut, wenn in allen Bereichen, die Autisten betreffen mehr autistische Fachkräfte arbeiten. Denn wenn ich mir diesen Schrott durchlese den die Frau Kamp oder wie sie heisst da verzapft (RW), mit der Geschichte dass Erwachsene gar keine AS Diagnose haben können, dann ist das bedenklich. :nerved:

    Christine Preißmann wird das wahrscheinlich schon gut machen. Ich an ihrer Stelle hätte nur Bedenken, dass später im Internet gelästert wird, wenn jemand mal keine AS-Diagnose bestätigt bekommt.
    Insofern vielleicht auch gut, dass sie schreibt, es ist nur eine Einschätzung.

    Allerdings. Denn ansonsten würde es nicht lange dauern, bis der erste, der nicht die erwünschte Diagnose kriegt, sie dann hier im Forum oder sonstwo verbal attackiert und runtermacht (RW). Dann hiesse es vermutlich ganz schnell dass Autisten keine Diagnose erstellen können, usw.

  • wenn jemand kein obsessives-repetitives Verhalten hat, reicht es ja z.B. für Asperger zumindest nicht.

    Das stimmt nicht, dann hätte ich keine Diagnose bekommen, und meine war laut Aussage der Diagnosestelle sehr eindeutig, da auch keine Komorbiditäten vorliegen und es keine Abgrenzungsproblematik gab. Das Thema ist etwas komplexer. Es gibt viele Faktoren und die jeweilige Gewichtung kann sehr unterschiedlich sein.

  • Das stimmt nicht, dann hätte ich keine Diagnose bekommen, und meine war laut Aussage der Diagnosestelle sehr eindeutig, da auch keine Komorbiditäten vorliegen und es keine Abgrenzungsproblematik gab. Das Thema ist etwas komplexer. Es gibt viele Faktoren und die jeweilige Gewichtung kann sehr unterschiedlich sein.

    Zitat

    C: Der Betroffene legt ein ungewöhnlich starkes, sehr spezielles Interesse oder begrenzte, repetitive und stereotype Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten an den Tag, die sich in mindestens einem der folgenden Bereiche manifestieren

    Gemäß der Diagnosekriterien müssen sich obsessiv-repetitive Verhaltensweisen in mindestens einem Bereich manifestieren. Das heißt nicht - anders als eine Userin hier behauptet - dass man Routinen haben muss, ein Bereich reicht (das kann auch Stimming sein oder SIs beispielsweise).

    Wenn man den C-Teil nicht erfüllt, kann man meinem Verständnis nach eigentlich kein Asperger haben, sondern dann hat man Social Communcations Disorder (was ja quasi Asperger ohne den C-Teil ist) oder Atypischen Autismus.

    Keine Ahnung, wieso hier immer wieder Dinge geschrieben werden, die - meinem Verständnis nach - den Diagnosekriterien widersprechen. Mindestens 1 Bereich ist in meinen Augen eigentlich eindeutig, oder hab ich Tomaten auf den Augen?

    Einmal editiert, zuletzt von seven_of_nine (6. Dezember 2018 um 19:35)

  • Autismus ist keine Krankheit.Aber zum Glück bist Du ja auch keine Diagnostikerin. ;)

    Zitat

    Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD, englisch International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) ist das wichtigste, weltweit anerkannte Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen.


    Meinem Verständnis nach ist alles, was Teil des ICD-10 ist, eine Krakheit, da der ICD-10 eine Sammlung von Krankheiten ist. Darin kann ich mich aber auch täuschen, vielleicht sind auch Dinge im ICD-10 enthalten, die keine Krankheit sind (vielleicht ist Asperger dann ein Gesundheitsproblem und keine Krankheit...?). Da ich die Aussage, dass Asperger keine Krankheit sei, schon öfter gelesen habe, würde mich eine Erklärung interessieren, wieso es dann im ICD-10 ist.

    Zudem liest man ja immer wieder, die Beeinträchtigungen müssten klinisch relevant sein. Ist klinische Relevanz etwas anderes als Krankheitswert? Ich habe das eigentlich synonym verwendet...

    Aber schon interessant, die eine Seite greift mich an, weil ich angeblich jeden als Autisten diagnostizieren würde (und das nur, weil ich mal gemeint habe, dass ich viele Leute mit autistischen Zügen kenne...), die andere, weil ich angeblich zu strenge Kriterien anlege :roll:
    Dann bin ich wohl gleichzeitig viel zu lasch und viel zu streng... :roll:

    Einmal editiert, zuletzt von seven_of_nine (6. Dezember 2018 um 19:38)

  • Garantiert nicht, nein... wieso denkst du das?


    Wegen dem:

    dass ich vergleichsweise viele Personen in meine Umgebung für autistisch halte.

    Das mit dem Freunde aussuchen, die autistisch sind, das klappt z.B. bei mir nicht, weil ich gar nicht so viele Autisten treffe. Eigentlich kenne ich außer in der SHG, wo ich ab und zu war, überhaupt keine diagnostizierten Autisten in meinem Umfeld, und auch keine, bei denen ich sicher wäre, dass sie eine Diagnose bekommen könnten.
    Das liegt auch nciht daran, dass ich im falschen Umfeld verkehren würde, auch wenn es da zugegebenermaßen nicht viele ITler gibt.
    Aber deine Neigung, so vielen Leuten autistische Züge zu unterstellen bzw. diese wahrzunehmen führte zu meinem scherzhaften Statement.

    Dann kann ich zwar sagen, die Person hat leichte autistische Züge, aber es hat keinen Krankheitswert, ergo würde ich dieser Person auch keine Diagnose geben

    Okay. :)

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Wenn man den C-Teil nicht erfüllt, kann man meinem Verständnis nach eigentlich kein Asperger haben, sondern dann hat man Social Communcations Disorder (was ja quasi Asperger ohne den C-Teil ist) oder Atypischen Autismus.

    Da stimme ich dir zu.

    Meinem Verständnis nach ist alles, was Teil des ICD-10 ist, eine Krakheit, da der ICD-10 eine Sammlung von Krankheiten ist.

    Und da auch.
    Ob man das nun Krankheit nennt oder anders, ist aus meiner Sicht auch unwichtig.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Das mit dem Freunde aussuchen, die autistisch sind, das klappt z.B. bei mir nicht, weil ich gar nicht so viele Autisten treffe. Eigentlich kenne ich außer in der SHG, wo ich ab und zu war, überhaupt keine diagnostizierten Autisten in meinem Umfeld, und auch keine, bei denen ich sicher wäre, dass sie eine Diagnose bekommen könnten.

    Ja, bevor ich Informatik studiert habe, war das auch nicht so. Aber dann im Studium... puh, da habe ich so viele schräge Leute kennengelernt, bei einigen war es sicher nicht (nur) Autismus, sondern einiges mehr, was nicht neurotypisch ist (da könnte ich Stories erzählen :d).
    Die meisten haben keine Diagnose und die meisten bräuchten meiner Ansicht nach auch keine bzw. würden keine bekommen, weil keine Beeinträchtigung vorliegt (wobei das immer schwer zu sagen ist von außen... ich hab so eine Freundin, die macht immer so den Eindruck, als käme sie mit ihrer extremen Verpeiltheit und sozialen Ungeschicklichkeit sehr entspannt durchs Leben, aber dann meldet sie sich wieder Monate nicht, weil es ihr schlecht geht... schwer zusagen, was dahinter steckt). Ein gutes Beispiel ist eine (entfernte) Freundin von mir, die einfach total in ihren (nerdigen) Hobbies aufgeht und glaube ich sehr gut klar kommt, weil sie den passenden Job und das passende Umfeld hat. Man würde zwar bei ihr einige autistische Züge finden, aber ohne Beeinträchtigung gibt's keine Notwendigkeit für eine Diagnose ;)

    Übrigens war es in einem Fall so (Person, mit der ich mal ein wenig befreundet war), dass ich diese Person nie als autistisch eingeordnet hätte und dann zwei Personen, die sie kennen, sie unabhängig voneinander als autistisch bezeichnet haben... das hat mich ziemlich erstaunt ehrlich gesagt, aber sie/ist eben war nicht so die Klischeeinformatikerin (also schon Informatikerin, aber nicht so typisch halt, ist gern in Cocktailbars gegangen, hat eher "normale" Dinge gesagt), sodass ich den Gedanken bei ihr wohl nicht hatte. Ich hab da halt auch meinen Bias, in die eine wie in die andere Richtung.

    Die Fälle, bei denen ich denke, dass sie eine Diagnose bekommen würden, kann ich dir per Privatnachricht schildern, wenn es dich interessieren sollte. Man darf nicht vergessen, dass ich auch in 8 Jahren Studium eine Menge Leute kennengelernt habe, also wir sprechen hier nicht von 20 Personen insgesamt.


    Aber deine Neigung, so vielen Leuten autistische Züge zu unterstellen bzw. diese wahrzunehmen führte zu meinem scherzhaften Statement.

    Na gut ;) Dir sei verziehen :)

  • oder SIs beispielsweise).

    ja ok, SIs hatte ich ausser vor gelassen.

    Ist klinische Relevanz etwas anderes als Krankheitswert? Ich habe das eigentlich synonym verwendet...

    Ist wahrscheinlich etwas anderes, ich habe schon öfter von dieser Unterscheidung gelesen, Autismus sei keine Krankheit sondern eine tiefgreifende Entwicklungsstörung.

    Vielleicht ist das auch Wortklauberei.(RW) Aber ich habe es nun schon häufiger gelesen in Fachpublikationen, und habe es einfach so übernommen, weil es anscheinend die offfiziell anerkannte Definition ist.

    Das schreibt Wikipedia dazu:

    Krankheit
    Krankheit ist ein Zustand verminderter Leistungsfähigkeit, der auf Funktionsstörungen von einem oder mehreren Organen, der Psyche oder des gesamten Organismus beruht und zurückgeht. Diese Störungen werden ihrerseits durch strukturelle Veränderungen von Zellen und Geweben hervorgerufen.


    Autismus
    Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die als Autismus-Spektrum-Störung diagnostiziert wird. Aufgrund ihrer Einschränkungen benötigen die meisten Autisten eine lebenslange Hilfe und Unterstützung. Autismus ist unabhängig von der Intelligenzentwicklung, jedoch gehört Intelligenzminderung zu den häufigen zusätzlichen Einschränkungen. Trotz umfangreicher Forschungsanstrengungen gibt es derzeit keine allgemein anerkannte Erklärung der Ursachen autistischer Störungen.

    Einmal editiert, zuletzt von Kraehe (6. Dezember 2018 um 19:55)

  • Ist die Leistungsfähigkeit in der sozialen Interaktion nicht vermindert?

    Gute Frage! :nod: :thumbup:

    Ich glaube, dass das ein perzeptives Problem ist. Und weil Perzeption hauptsächlich mit "Lernen" zu tun hat, muss es eine Ursache geben, die dazu führt, dass es überhaupt zu diesem Problem kommt. Wer weniger Perzepte in petto hat, ist automatisch weniger leistungsfähig und muss das anderweitig ausgleichen, wenn er kann.

  • Meinem Verständnis nach ist alles, was Teil des ICD-10 ist, eine Krakheit, da der ICD-10 eine Sammlung von Krankheiten ist. Darin kann ich mich aber auch täuschen, vielleicht sind auch Dinge im ICD-10 enthalten, die keine Krankheit sind (vielleicht ist Asperger dann ein Gesundheitsproblem und keine Krankheit...?). Da ich die Aussage, dass Asperger keine Krankheit sei, schon öfter gelesen habe, würde mich eine Erklärung interessieren, wieso es dann im ICD-10 ist.

    Zudem liest man ja immer wieder, die Beeinträchtigungen müssten klinisch relevant sein. Ist klinische Relevanz etwas anderes als Krankheitswert? Ich habe das eigentlich synonym verwendet...

    Aber schon interessant, die eine Seite greift mich an, weil ich angeblich jeden als Autisten diagnostizieren würde (und das nur, weil ich mal gemeint habe, dass ich viele Leute mit autistischen Zügen kenne...), die andere, weil ich angeblich zu strenge Kriterien anlege :roll:
    Dann bin ich wohl gleichzeitig viel zu lasch und viel zu streng... :roll:

    @seven_of_nine

    Autismus ist eine (psychische) Krankheit bzw. Erkrankung, auch wenn hier immer wieder das Gegenteil behauptet wird. Manche Menschen wollen einfach das Etikett "krank" nicht haben, deshalb wird dann behauptet, es sei keine Krankheit.
    Wie weiter oben schon geschrieben ist es für diese Einstufung völlig irrelevant, ob es heilbar ist oder nicht und ob angeboren oder nicht.

  • Ich gehe davon aus (weiß es aber nicht sicher), dass eine Diagnostik dort im Team erfolgen wird. Wenn das gut umgesetzt wird, finde ich es eine hervorragende Lösung: Eine Person schaut aus der autistischen Perspektive, die zweite Person aus der "NT"-Perspektive, dann tauscht man sich aus und nutzt das Beste zweier Welten.

    Fände ich auch gut. :thumbup:

  • Hm, finde ich alles nicht eindeutig... Ist die Leistungsfähigkeit in der sozialen Interaktion nicht vermindert?

    Sehe ich auch so.
    Hier im falle ist es das Gehirn was nicht "fehlerfrei" funktioniert.
    Ich bin ja nicht oft reizüberflutet weil meine Ohren und Augen so gut entwickelt sind sondern weil mein gehirn es nicht schafft das gescheit und sinnvoll zu sortieren-
    Ich bin auch nicht "blind" für gewisse kommunikative Signale weil meine Augen schlecht sind sondern weil mein gehirn diese Eindrücke garnicht erkennt/verwaltet.
    Man geht wohl davon aus das im gehirn diese Synapsen oder so da falsch angelegt sind oder irgendwie sowas oder irgendwelche Botenstoffe fehlen.
    Also das was man eigentlich können sollte, kann man nicht, das ist ein Krankheitswert weil man darunter leiden kann.
    Ich sehe das schon als Krankheit denn es behindert jedenfalls mich selbst. Ich habe auch kein problem damit das selber einzusehen, denn ich kann es nicht verleugnen da es nunmal da ist.
    Solange es kein Mittel gibt mein gehirn dahingehend besser funktionieren zu lassen muss ich wohl damit leben. Solange man mich nicht überfordert, kann ich damit auch gut leben aber die Gesellschaft ist nicht darauf ausgerichtet das ich dadurch leistungsgeminderter bin als der Duchtschnitt, darum bin ich auf Hilfe von Außen angewiesen.
    Vielleicht sind die Menschen die sich selber anders empfinden in einem entspannterem Umfeld wo weniger erwartet wird, wo mehr Toleranz gibt, die Umwelt ist auch nicht überall gleich, das sollte man nicht vergessen!
    In einem Betrieb wird man beschimpft, im anderen respektiert, weil die Menschen unterschiedliche Einstellungen haben.
    In manchen Familien wird Rücksicht genommen/Freiheiten gegeben, in anderen nicht, das ist so unterschiedlich und es kann jeden treffen.
    In dem Buch "Geniale Störung" wird in mehreren Kapiteln darauf aufmerksam gemacht, das ein und der selbe Autist sich emotional und auch sozial sehr stark verändern/entwickeln kann wenn sich das Umfeld verändert. Darum ist Einfühlsamkeit von außen aber auch Freiheiten zur persönlichen Entwicklung so wichtig, also jemandem alle Möglichkeiten geben und da helfen wo Hilfe nötig ist, und das ist sehr individuell, da gibt es kein Pauschalrezept für.

    Go bad or go home!

  • Du glaubst aber, dass es ein NT-Diagnostiker besser könnte als du?

    Kognitiv nicht, aber wenn ich z.B. zu sehr auf subtile Dinge bei der nonverbalen Kommunikation achten würde, könnte ich wahrscheinlich dem Inhalt des Gesprächs nicht mehr so richtig folgen. Mein Kopf wäre dann zu sehr damit beschäftigt, auffällige Verhaltensweisen zu erkennen. Aber mag sein, dass es beim Diagnostikgespräch eher funktionieren würde als im alltäglichen Leben, so wie @Kraehe es geschrieben hatte.

  • Also, ich hätte nicht so lange gebracht für den Entschluss zur Diagnose, wenn das ein/e autiistische Diagnostikerin gewesen wäre - hatte mir sowas sogar mal hier gewünscht. :d

    Autismus als Krankheit? Genauso gut könnte man dünne Haare, aus denen nie die gesellsschaftlich geforderten Locken werden, als Krankheit bezeichnen, wenn Locken als "normal" definiert werden.

    Natürlich ist es doof, wenn einem viele features nicht zur Verfügung stehen, die andere haben, wenn es nicht nur die zu glatten Haare sind, sondern auch zwei Finge fehlen, man Farbenblind ist usw.

    Das ist aber nicht "krank".
    Krank MACHT einen, wenn beständig von anderen das Nutzen von fehlenden features gefordert wird, bzw man das von sich selbst fordert, weil nicht gesehen wird, dass diese fehlen und wenn keine Möglichkeit angeboten wird, das auszugleichen durch ander vorhandene featres.

    Wenn ich mir ansehe, wie "normal" plötzlich allle wrken, wenn sie ein Weile unter Aspies in einem geschützten Rahmen sind, wo einfach akzeptiert wird, dass hier und da eines fehlen könnte,
    wie bestimmte scheinabr typische Symptome sich abmildern, bis sie fast gat nicht mehr auffallen - jemand sagte mal scherzhaft nach einem Treffen, sinngemäß, so wie wir gerade sind, könnten wir die Diagnose auch abgeben".

    Ich behaupte mal, dass der überwiegende Anteil der Aspergersymptome nur Reaktionen auf den Druck einer Umwelt sind, die Normal in immer engere Grenzen setzt, deren exakte Einhaltung sie einfordert.

    Das Ablehnen des vorhandenen "Anders" verstärkt die Ausprägung dieses "Anders", was wieder abgelehnt wird, was wieder verstärkt. Und dann so nebenei noch eine Menge Komorbiditäten erzeugt.
    Wobei dann die Selbstablehnung genauso wirkt.

    Den Effekt kennen alle, die stottern bzw mal gestottert haben.

    Die fruchtlosen Versuche, das Sichtbar werden zzu vermeiden bzzw die Überanstrengung dabei führe zzu weiterer Abehnung, zzu sich und der --Eigen-Art, und/oder gegenüber anderen, die fordern, sei nicht so wie du bist.
    Das erzeugt Wut, auf sich selbt, oder auf andere oder auf beides.
    Diese nutzt nichts, also Ohnmacht und Hilflosigkeit, zu sich, gegenüber anderen, gegenüber beidem.
    Ergebnis, ich bin doof, nichts wert, die sind doof, nichts wert, oder alle anderen sind doof, nichts wert.
    Handlungsebene wird blockiert mit "das hat bei mir keinen Zweck, das hat im Versuch mit anderen keinen Zweck, alles hat keinen Zweck".
    Und dann wundert man sich über Komorbiditäten wie Depression, PTBS, eingefroren sein, keine Worte zu finden, "Soziophobie" oder phaseenweise ausgelebte Aggressionen, oder was alles individuell daraus enstehen kann.

    Ich vermute, dass dieses "Anders" eine Art "Geigerzähler" ist für die Störungen, die im jeweiligen "Sozial" des Umfeldes vorhanden sind, welche sich dann an der Verstärkung dieses "anders" zeigen mit den entstehenden Ausprägungen und Komorbiditäten.

    Das "Anders" sehe ich in bestimmten Bereichen, was wie stark wahrgenommen wird. Dazu einige Unterschiede in der Komunikation, z.B. andere Stellen in denen es als "akzeptabel" empfunden wird, den anderen zu unterbrechen bzw unterbrochen zu werden. Das zwischen Themen manche bei NTs vorhandenen Überleitungssätze fehlen, weil nicht gebraucht. Die Monologe sind länger. Also eher Kleinigkeiten, die aber auf andere, die Kommuniktion anders empfinden, dann irritierend wirken.
    Ebenfalls muss wohl die Verbindung von Gefühl zu Körpersprache und Mimik aktiv gelernt werden, und bildet sich nicht automatisch - entweder es sind in der Kindheit Erwachsene da, die einem das hierzu spielerisch über c/p beibringen, ohne Druck, oder eben später bewusst.

    Die stärkere Verbindung der beiden Gehirnhälften bedeutet, dass man zu mehr Dingen mehr fühlt - kann man das nicht differenzieren, wird das ein überfordernder Brei - da hilft dann nur noch "Verbindung kappen", was einem als "kalt" ausgelegt wird, wenn man nicht overloaden will, um danach in einen shutdown oder meltdown zu landen - es sei denn man lernt akriv, damit umzugehen
    usw.usw.

    Was bedeutet, die Bereiche der linken Gehirnhälfte, in denen manches weniger stark vernetzt ist, zu trainieren, damit sich da mehr vernetzt. Stichwort Neuroplastizität.

    Es ist einfach nur ein etwas anderer innerer "Dialekt". Was z.Zt. fehlt, sind geeignete Wörterbücher, Lernprogramme und um in beide Richtungen übersetzen zu können, die andere "Grammatiik" verstehen zu lernen, ohne den eigenen aufgeben bzw verlieren zu sollen. Und vor allem dafür nicht für "unnormal "gehalten sondern respektiert zu werden und auch selbst NTs mit ihrem angeborenen "Dialekt" zu respektieren. Auf Augenhöhe, weder sich als "Fortentwicklung der Menscheit" zu betrachten, noch als "defizitär, behindert oder krank". Sondern als anders. Was kein Widerspruch ist, sondern nur ein "Auch".

    Solange man das aber selbst als "krank" definiert, klappt das nicht - man müsste ja dann manche sekundären Krankheitsgewinne aufgeben, und die sind einem halt manchmal wichtiger. Das hat aber nix mit Asperger zu tun.

  • Ist wahrscheinlich etwas anderes, ich habe schon öfter von dieser Unterscheidung gelesen, Autismus sei keine Krankheit sondern eine tiefgreifende Entwicklungsstörung.

    Manche Autisten mögen es nicht, als krank bezeichnet zu werden, weil es auf sie wohl irgendwie beleidigend wirkt. Obwohl ich das nicht verstehe, weil ja jemand der krank ist, da auch nichts dafür kann und deswegen auch nicht weniger wert ist.
    Aber manche legen da Wert drauf, und Fachleute nehmen darauf Rücksicht. Deshalb liest man es inzwischen sogar in Fachpublikationen, dass Autismus keine Krankheit sei.
    Ich würde zustimmen zu sagen, dass es keine psychische Erkrankung ist wie z.B. Schizophrenie, die man irgendwann bekommt. Sondern es ist eben schon immer da, als Betroffener kennt man es nicht anders.

    Aber die Aussage, es sei keine Krankheit, ist nach der Definition von Krankheit eigentlich nicht haltbar.

    Mir persönlich ist es egal, wie man es nennt, mir ist sogar eine pathologisierende Bezeichnung lieber, weil ich dann das Gefühl habe, ernstgenommen zu werden. Es wird dann anerkannt, dass es wirklich ein Problem gibt, und dass Rücksichtnahme notwendig ist. Das nimmt mir den Druck, fühlt sich wie eine Erleichterung an. Wenn jemand sagt, es ist nur eine Eigenheit, dann fühle ich mich damit überhaupt nicht ernstgenommen. Für Eigenheiten dürfte es ja auch keine Therapien usw. geben.

    Abgesehen davon sehe ich es wie Regenbogenwusli, es sind doch einfach Tatsachen, dass bestimmte Dinge nicht so funktionieren wie bei der Mehrheit der Menschen, dann gibt es doch keinen Grund, es nicht auch so zu benennen.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

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