Warnung vor privat abrechnendem Facharzt

  • Danke für den Link @Morgenstern.

    Wirklich mehr hat sie da ja auch nicht gesagt.

    Ich hätte gerne gewusst, was sie so beunruhigt hat.

    Aber, wie gesagt, ist es ja ihre Sache, mit wem sie diese Gedanken teilt.

    Das Leben ist unendlich viel seltsamer als irgendetwas, das der menschliche Geist erfinden könnte. Wir würden nicht wagen, die Dinge auszudenken, die in Wirklichkeit bloße Selbstverständlichkeiten unseres Lebens sind. - Sir Arthur Conan Doyle

  • die neue Ambulanz ist ja doch sehr... streng, um es mal so zu sagen.

    Mag sein, dass engere Massstäbe angelegt werden als von Dr. Teschke (kann ich nicht beurteilen).

    Mein Eindruck ist, dass die eher mit Frau Kamp-Becker gehen

    Das wiederum kann ich mir nicht vorstellen. Es wäre doch etwas (rhetorische Untertreibung) widersprüchlich, dass Dr. Dziobek schon lange innerhalb der Autismus-Forschungs-Kooperation erwachsene Autisten in die Autismusforschung miteinbezieht (auch "Spätdiagnostizierte"), wenn sie gleichzeitig Dr. Kamp-Beckers Überzeugung teilt, dass diese keinen Autismus, sondern irgendwelche nicht näher benannten Persönlichkeitsstörungen hätten.

    “The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.”
    ― Alberto Brandolini

  • die neue Ambulanz ist ja doch sehr... streng, um es mal so zu sagen.

    Woher weißt du denn das? Vermutung oder Wissen?

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Dr. Dziobek ist nicht "sehr...streng". Ich finde es seltsam, solche Behauptungen aufzustellen. Es kann ja sein, dass es einfach korrekt ist, dass kein Autismus vorliegt.
    Und Diagnosen von Dr. Teschke sollte man auch besser nicht zu ernst nehmen.

  • Dr. Dziobek ist nicht "sehr...streng". Ich finde es seltsam, solche Behauptungen aufzustellen. Es kann ja sein, dass es einfach korrekt ist, dass kein Autismus vorliegt.
    Und Diagnosen von Dr. Teschke sollte man auch besser nicht zu ernst nehmen.

    Mit welcher Begründung behauptest Du Deine Aussage in dem letzten Satz?

  • Mag sein, dass engere Massstäbe angelegt werden als von Dr. Teschke (kann ich nicht beurteilen).
    Das wiederum kann ich mir nicht vorstellen. Es wäre doch etwas (rhetorische Untertreibung) widersprüchlich, dass Dr. Dziobek schon lange innerhalb der Autismus-Forschungs-Kooperation erwachsene Autisten in die Autismusforschung miteinbezieht (auch "Spätdiagnostizierte"), wenn sie gleichzeitig Dr. Kamp-Beckers Überzeugung teilt, dass diese keinen Autismus, sondern irgendwelche nicht näher benannten Persönlichkeitsstörungen hätten.

    Oder zu enge Maßstäbe.

    Frau Kamp-Becker vertritt ja nicht unbedingt die Meinung, dass Spätdiagnostizierte niemals Autismus haben könnten. Wenn ich es richtig verstanden habe, vertritt sie die Meinung, dass zu viele Diagnosen gestellt werden, da die Maßstäbe nicht eng genug angelegt werden und Differentialdiagnosen nicht genug berücksichtigt werden.


    Woher weißt du denn das? Vermutung oder Wissen?


    Gilt Wissen aus 2. Hand? Wenn nicht, ist es eine Vermutung.


    Dr. Dziobek ist nicht "sehr...streng". Ich finde es seltsam, solche Behauptungen aufzustellen. Es kann ja sein, dass es einfach korrekt ist, dass kein Autismus vorliegt.
    Und Diagnosen von Dr. Teschke sollte man auch besser nicht zu ernst nehmen.


    Ich finde es seltsam, die Behauptung aufzustellen, Diagnosen von Dr. Teschke sollte man nicht zu ernst nehmen.
    Wie kommst du dazu, solche Behauptungen aufzustellen?
    Meines Wissens warst du dort nie in Behandlung.
    Es besteht ein Unterschied zwischen schlampiger Diagnostik und schlampigen Gutachten, wobei im Bestfall beides nicht vorkommen sollte.


    Natürlich kann es sein, dass kein Autismus vorliegt. Ich sage auch nicht, dass Dr. Dziobek sehr streng ist, sondern die neue Ambulanz, die ja aus mehreren Menschen besteht. Vielleicht hätte ich auch noch hinzufügen sollen, dass das mein Ersteindruck ist. Ich meine damit, dass mir die Maßstäbe dort merkwürdig vorkommen. Ich habe kurzzeitig überlegt, dort nochmals eine Diagnostik machen zu lassen. Die Fragebögen, die mir zugeschickt worden sind, empfand ich als unpräzise formuliert und unvollständig, vergleiche ich sie mit denen von Herrn Dr. Teschke. Dann habe ich noch Erfahrungen geschildert bekommen, die besagen, dass auch die Diagnostik in der neuen Ambulanz recht oberflächlich war.

    Wie gesagt, kann man über Dr. Teschke vieles sagen, aber er ist kein schlampiger Diagnostiker. Das geht auch aus allen Erfahrungsberichten hervor. Die Diagnostik läuft immer sehr detailliert und aufwändig ab. Die Gutachten sind mies. Warum das so ist, kann ich nicht beantworten.

    Das Leben ist unendlich viel seltsamer als irgendetwas, das der menschliche Geist erfinden könnte. Wir würden nicht wagen, die Dinge auszudenken, die in Wirklichkeit bloße Selbstverständlichkeiten unseres Lebens sind. - Sir Arthur Conan Doyle

    Einmal editiert, zuletzt von seinn (9. Dezember 2018 um 22:33)

  • Ich habe nicht gesagt dass es bei ihm nicht aufwendig ist. Aber von Autismus hat er nunmal leider keine Ahnung. Er macht es wegen des Geldes. Man kann sich seine Kompetenz aber auch schönreden wenn man möchte.

  • Man kann sich alles schönreden, wenn man möchte. Man kann auch alles kritisieren und diskreditieren, wenn man möchte.

    Ich gebe ehrlich zu, dass mein Eindruck von der neuen Ambulanz ist, dass sie nicht so gut ist. Diesen Eindruck revidiere ich aber gern, da ich eben nicht dort in Behandlung war, auch wenn ich erste Einblicke gewinnen konnte.

    @Dungeonmaster; du warst nie bei Dr. Teschke in Behandlung und du schreibst hier im Forum immer dasselbe über ihn.

    Du schreibst, dass er keine Ahnung hätte, er es wegen des Geldes machen würde und andere das nicht sehen wollen würden.

    Wie kommst du darauf?

    Ich lese immer nur genau diese Worte von dir.

    Also entweder ist das eine Art Rufmord oder du hast Informationen, die du verschweigst.

    Du bleibst dabei nämlich immer vage und gibst deine Meinung als Fakt aus.

    Menschen, die bei ihm in Behandlung waren, sagen hingegen etwas anderes.

    Ich bin gerne bereit, auch meine Meinung über Dr. Teschke zu revidieren, wenn es stichhaltige Beweise gibt, dass er seine Zulassung missbraucht.

    Gäbe es die, würde er aber sehr wahrscheinlich nicht mehr praktizieren.

    Das Leben ist unendlich viel seltsamer als irgendetwas, das der menschliche Geist erfinden könnte. Wir würden nicht wagen, die Dinge auszudenken, die in Wirklichkeit bloße Selbstverständlichkeiten unseres Lebens sind. - Sir Arthur Conan Doyle

    Einmal editiert, zuletzt von seinn (9. Dezember 2018 um 22:52)

  • Vermutlich hat sie sich in den anderen nicht wiedererkannt. Hier hat sie was darüber geschrieben.

    Ich glaube, hier könnte es sich um ein Phänomen handeln, das schon im alten Forum mal diskutiert wurde. In Selbsthilfegruppen oder generell bei Treffen im "realen Leben" ist ein großer Teil der Autisten deutlich auffälliger, augenscheinlicher eingeschränkt und weniger "funktional" als diejenigen, die sich in Foren, Blogs oder sozialen Netzwerken mitteilen oder als Referenten öffentlich auftreten. Eigentlich ist das alles andere als erstaunlich. Ich halte sogar für möglich bzw. wahrscheinlich, dass das insgesamt bei Behinderungen, chronischen oder auch psychischen Erkrankungen ähnlich aussehen wird. Diejenigen, die sich im Netz einigermaßen sicher ausdrücken und positionieren können, haben eine gewisse Bildung und entsprechende Ausdrucks- und Reflexionsfähigkeiten. Offline ist das längst nicht immer der Fall. Dort trifft man auf Menschen, die viel eindeutiger als man selbst "behindert" sind, neben deren Lebenssituation die eigenen Probleme "verblassen". Gerade nachdenkliche, reflektierte Menschen mit einem Persönlichkeitstypus, der (unabhängig von der offiziellen Diagnose) in Richtung "Autismus" geht, werden die Diagnose oder den Eigenverdacht dann recht wahrscheinlich hinterfragen. Umso mehr, wenn sie bei einem Arzt waren, der den Ruf hat, eine eher "weiche" Diagnostik zu machen. Wenn sie mit dieser (selbst-)kritischen Haltung dann zu einer Spezialambulanz gehen und dort mit "autistischer Ehrlichkeit" ihre Zweifel nennen, dazu vielleicht auch die Zweifel am Arzt (über den die Ambulanz vielleicht auch schon gehört hat), dann ist es kein Wunder, wenn sie die Diagnose dort nicht erhalten.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Goethe, der alte Geheimrat, soll gesagt haben: "Man sieht nur, was man kennt."

    Ja, eben. Zudem ist der Begriff "Modediagnose" total irreführend. Viele glauben anscheinend, das sei jeweils eine Diagnose, die einem nur so "nachgeschmissen" wird. In Wahrheit ist das Gegenteil der Fall. "Modediagnosen" haben eine gewisse mediale Bekanntheit, werden von den meisten Ärzten aber gerade nicht vergeben. Dabei bedeutet die mediale Bekanntheit aber nicht, dass die Diagnose Blödsinn ist (auch wenn das im Einzelfall natürlich mal zutreffen kann). Sondern nur, dass die Diagnose/ das Krankheitsbild Probleme beschreibt, in denen sich viele erkennen, wofür sie aber normalerweise im medizinischen System eben keine Hilfe erhalten. Obwohl der Bedarf offenbar da wäre. Das als "Mode" oder gar "Trend" abzutun, dem viele nur folgen, um irgendwelche "Ausreden" für Lebensschwierigkeiten haben oder sich "interessant zu machen", halte ich aber für irreführend. Die wenigsten Menschen gehen zum Arzt, um "trendy" zu sein, kaum jemand wünscht sich eine körperliche oder seelische Erkrankung. Eher erhoffen sich Menschen Erklärungen für Probleme, die sie bisher noch nicht konkret fassen konnten. Und daran ist nichts "modisch" oder lächerlich.

    Im Übrigen stimme ich mit denen überein, die die notwendigen Hilfen für ihre ADHS- oder ASS-Kinder nur mit Schwierigkeiten genehmigt bekommen haben. Da geht es oft um Neid und Allmachtphantasien (bei den Bewilligenden).
    Was soll also die Unterstellung, Eltern "wollten" die Diagnose nur, um notwendige Hilfen bewilligt zu bekommen? Wenn sie notwendig sind (die Hilfen), muss einfach die passende Diagnose her, so meine Meinung !

    Genau. Wenn das Kind die Hilfen braucht, um beispielsweise die Schule besuchen zu können, ist es nachvollziehbar, wenn die Eltern die Diagnosen anstreben, durch die es diese Hilfen auch bekommt. Da stimmt eher im System etwas nicht, wenn es dadurch zu Überdiagnosen kommt.

    Ich habe den Artikel jetzt drei mal gelesen und finde ihn immer mieser. Entweder schlecht redaktionell bearbeitet oder ichweißnichtwas.....
    Da heißt es:

    "Dass zwei Drittel der Autisten möglicherweise keine sind, sei durchaus besorgniserregend, so Bachmann. Es belaste das Gesundheitssystem, aber auch die betroffenen Kinder. „Die Therapie der eigentlichen Störung verschiebt sich um Jahre.“ Bachmanns Empfehlung ist, dass Eltern sich bei einem Verdacht auf Autismus gleich an auf Autismus-Diagnostik spezialisierte Zentren wenden."

    Fein! Die falsch positiv diagnostizierten zwei Drittel Pseudo-Autisten haben oben im Artikel gemachter Angabe zufolge eine Intelligenzstörung oder ADHS. - Und das muss man nicht therapieren?
    Und eine Intelligenzminderung fällt gar nicht weiter auf?

    Das kann ich mir auch nicht vorstellen. Wahrscheinlich wird hier den Eltern implizit unterstellt, eine Intelligenzminderung nicht wahrhaben zu wollen und sich dann lieber einzureden, das Kind sei eben autistisch und daher "anders". Gut, das mag mal vorkommen, ich halte es aber für eine Randerscheinung. Zudem geht in dem Artikel offenbar einiges durcheinander. Einerseits ist vom Autismus-Spektrum die Rede, andererseits werden hier anscheinend noch die alten Kriterien für eine Asperger-Diagnose angelegt, denen zufolge Asperger weder zusammen mit einer Intelligenzminderung noch mit ADHS diagnostiziert werden dürfte. Nach neueren Kriterien geht aus diesen beiden Diagnosen nämlich keineswegs zwingend hervor, dass die Autismusdiagnose dann falsch war. Eher werden die Therapien sich in erster Linie auf die Intelligenzminderung bzw. die ADHS konzentrieren. Bei letzterem bedeutet das ja oft eine medikamentöse Therapie, die auf jeden Fall in den Abrechnungen auftaucht. Und wie ja schon erwähnt wurde, ist das Nichtauftauchen in Abrechnungen eben nicht gleichbedeutend mit einer Ausschlussdiagnose.

    Viele Autisten hier im Forum oder anderswo hatten als Kinder (Verdachts-)Diagnosen etwa auf "Nervenschwäche", MCD, ADHS, hyperkinetisches Syndrom, "motorische Störungen" oder auch Autismus, die dann später nirgendwo mehr auftauchten und von denen sie teilweise erst Jahre später als Erwachsene erfuhren. Einfach, weil sie auch so zurecht kamen und das in ihrer Kindheit im "System" mal angesprochen, aber nicht weiter verfolgt wurde. Dass sie dann später irgendwann oftmals selbst auf Autismus kamen, zeigt aber gerade, dass diese "vergessenen" Diagnosen eben nicht falsch waren.

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    Einmal editiert, zuletzt von Leonora (10. Dezember 2018 um 01:41)

  • Wenn sie mit dieser (selbst-)kritischen Haltung dann zu einer Spezialambulanz gehen und dort mit "autistischer Ehrlichkeit" ihre Zweifel nennen, dazu vielleicht auch die Zweifel am Arzt (über den die Ambulanz vielleicht auch schon gehört hat), dann ist es kein Wunder, wenn sie die Diagnose dort nicht erhalten.

    Da wir nicht bei wünsch-Dir-was sind eigentlich nicht. Der Diagnostiker sollte die Diagnostik unabhängig davon durchführen was der Patient sich wünscht - egal in welche Richtung.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Frau Kamp-Becker vertritt ja nicht unbedingt die Meinung, dass Spätdiagnostizierte niemals Autismus haben könnten. Wenn ich es richtig verstanden habe, vertritt sie die Meinung, dass zu viele Diagnosen gestellt werden, da die Maßstäbe nicht eng genug angelegt werden und Differentialdiagnosen nicht genug berücksichtigt werden.

    Und was hat sie mit Frau Dziobek zu tun? Das sind doch zwei verschiedene Personen, und ich würde vermuten, das Frau Dziobek die Meinung von Frau Kamp-Becker genauso wenig teilt wie Herr Vogeley. Sie hat ja schon viele erwachsene Spätdiagnostizierte gesehen und mit ihnen gearbeitet.


    Gilt Wissen aus 2. Hand? Wenn nicht, ist es eine Vermutung.


    Wenn du es nur von 1 Person aus 2. Hand hast, dann würde ich nichts darauf geben. Ich denke, so entstehen Gerüchte.

    Ich sage auch nicht, dass Dr. Dziobek sehr streng ist, sondern die neue Ambulanz, die ja aus mehreren Menschen besteht.

    So viel ich weiß, leitet sie doch die Ambulanz, oder?

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

    Einmal editiert, zuletzt von Shenya (10. Dezember 2018 um 07:41)

  • In Selbsthilfegruppen oder generell bei Treffen im "realen Leben" ist ein großer Teil der Autisten deutlich auffälliger, augenscheinlicher eingeschränkt und weniger "funktional" als diejenigen, die sich in Foren, Blogs oder sozialen Netzwerken mitteilen oder als Referenten öffentlich auftreten.

    War es nicht sogar ein Forentreffen, bei dem sie sich in den anderen nicht wiedererkannt hat?

    Wenn sie mit dieser (selbst-)kritischen Haltung dann zu einer Spezialambulanz gehen und dort mit "autistischer Ehrlichkeit" ihre Zweifel nennen, dazu vielleicht auch die Zweifel am Arzt (über den die Ambulanz vielleicht auch schon gehört hat), dann ist es kein Wunder, wenn sie die Diagnose dort nicht erhalten.

    Also das glaube ich nicht. Eine selbstkritische Haltung wird ja eigentlich eher positiv aufgenommen.
    Aber wenn jemand so am Rand des Spektrums ist, dass man ihm eine Diagnose geben kann oder auch nicht, und derjenige sagt, dass er Zweifel hat oder die Diagnose gar nicht will, dann wird man der Person vielleicht entgegegenkommen und sie dann auch nicht stellen. Bei eindeutigeren Fällen wird das aber, denke ich, nicht passieren, sondern dann wird es keine Rolle spielen, was sich jemand wünscht.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Ich glaube, hier könnte es sich um ein Phänomen handeln, das schon im alten Forum mal diskutiert wurde. In Selbsthilfegruppen oder generell bei Treffen im "realen Leben" ist ein großer Teil der Autisten deutlich auffälliger, augenscheinlicher eingeschränkt und weniger "funktional" als diejenigen, die sich in Foren, Blogs oder sozialen Netzwerken mitteilen oder als Referenten öffentlich auftreten.

    Da habe ich jedenfalls schon unterschiedlichste Erfahrungen gemacht- die Funktionalität im Netz ist für meine Begriffe nicht so gut auf die Funktionalität dann im realen Leben übertragbar. Es gibt Leute, die im Netz (extrem) viel und eloquent schreiben, gut in die Community integriert sind, dann aber bei Treffen im realen Leben sehr ruhig sind. Schreibt ja auch Kleine, dass sie beim Treffen nicht aus sich rauskommen konnte, im Forum aber 5000 Beiträge hatte und auf mich auch eher kontaktfreudig wirkte. Umgekehrt gibts das ebenso, Leute also, die im Netz eher unscheinbar wirken, aber draußen "trotzdem" recht ordentlich funktionieren. Und es gibt eben auch manchmal solche, für die Verhaltensweisen on- wie offline relativ konstant erscheinen. Das lässt sich aber nicht gut vorhersagen.


    Aber wenn jemand so am Rand des Spektrums ist, dass man ihm eine Diagnose geben kann oder auch nicht, und derjenige sagt, dass er Zweifel hat oder die Diagnose gar nicht will, dann wird man der Person vielleicht entgegegenkommen und sie dann auch nicht stellen. Bei eindeutigeren Fällen wird das aber, denke ich, nicht passieren, sondern dann wird es keine Rolle spielen, was sich jemand wünscht.

    Leidensdruck spielt eigentlich immer eine sehr wichtige Rolle bei der Diagnosevergabe. Wer also deutlich macht, keine Probleme zu haben bzw. anderen zu verursachen, der bekommt in aller Regel auch keine Diagnose, auch wenn vielleicht autistische Eigenarten sehr deutlich zutage treten.

  • @Leonora Interessant, mir ging es genau umgekehrt. Ich dachte mir bei den Treffen immer: Krass, die Leute sind einfach genauso wie im Informatikstudium :d Halt einfach "nerdig". Ich habe mir dann eher die Frage gestellt, ob der Autistenanteil im Studium noch höher war, als ich bisher gedacht hatte.

    Als wirklich auffällig empfand ich die wenigsten.

    Der Unterschied in meinem Bekanntenkreis ist gefühlt, dass es da mehr Leute mit ADHS gibt als bei den Treffen...

    Einmal editiert, zuletzt von seven_of_nine (10. Dezember 2018 um 10:59)

  • Leidensdruck spielt eigentlich immer eine sehr wichtige Rolle bei der Diagnosevergabe. Wer also deutlich macht, keine Probleme zu haben bzw. anderen zu verursachen, der bekommt in aller Regel auch keine Diagnose, auch wenn vielleicht autistische Eigenarten sehr deutlich zutage treten.

    Ich glaube, dass es weniger am Leidensdruck festgemacht wird, sondern an den feststellbaren Einschränkungen. Wenn jemand seit Jahren arbeitslos ist oder noch nie einen Partner hatte, und wenn man das mit Asperger in Verbindung bringen kann, aber er darunter nicht leidet, wird er dennoch eine Diagnose bekommen.

    Bei mir war das damals so, dass ich beim Diagnostikgespräch sagte, ich sei mit meinem Leben zufrieden, aber die Diagnose habe ich trotzdem bekommen, weil eben Auffälligkeiten und Einschränkungen da waren. Ich hätte dann sagen könnten, ich möchte es nicht schriftlich, vielleicht wär das gegangen (ich habe nicht gefragt), aber die Diagnose wird in so einem Fall schon vergeben.
    Mir ist dann auch erst hinterher vieles klargeworden, was ich vorher noch als normal oder "im Rahmen" angesehen habe. Das hat auch gar nicht lange gedauert, und dann hatte ich auch eine längere depressive Phase.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Ist das eigentlich Neid, wenn andere Menschen Autismus als eine "hippe Modediagnose" bezeichnen oder warum können sie es nicht stehenlassen, dass manche Menschen Probleme haben und krank sind und das was sie haben, ASS heißt? Oder kommen die nicht damit klar, dass das eine Krankheit ist aber gleichzeitig angeblich Vorteile mit sich bringt? (ich sehe keinen einzigen Vorteil den mir meine ASS bringen). Vielleicht wollen diese Menschen, dass Kranke auch wirklich 100% krank sein müssen und dann nicht intelligent sein dürfen oder in anderen Bereichen überdurchschnittlich? :roll: :shake:

    Mich wundert es ehrlich gesagt überhaupt nicht, dass der Autismus von vielen Menschen als "Modediagnose" bezeichnet wird. Der Grund dafür liegt ganz klar auf der Hand. (RW) Es gibt Menschen (wahrscheinlich nicht wenige), die den Autismus glorifizieren. Sie betonen immer nur die Stärken, sie reden teilweise nur von Hochbegabung, Hochintelligenz und Ähnliches. Da ist es dann kein Wunder, dass der Autismus als Behinderung bzw. tiefgreifende Entwicklungsstörung von vielen Menschen nicht mehr ernst genommen wird. Natürlich geht der Autismus auch mit Stärken einher, das bestreite ich nicht. Aber diese Glorifizierung des Autismus ist meiner Meinung nach ein großes Problem. Die absolute Krönung (RW) ist die sogenannte "Autism-Pride-Bewegung". Ich mag den Begriff "Modediagnose" im Übrigen auch nicht.

  • Mich wundert es ehrlich gesagt überhaupt nicht, dass der Autismus von vielen Menschen als "Modediagnose" bezeichnet wird. Der Grund dafür liegt ganz klar auf der Hand.

    Ich denke, es liegt daran, dass heutzutage Menschen zumindest vorgeben, Autismus zu haben, die es nicht haben, oder diese Diagnose bekommen, obwohl sie nicht ganz zutrifft.
    Ganz maßgeblich wird dafür vor allem die mangelhafte Diagnostik herangezogen, die sich quasi hauptsächlich auf subjektive Einschätzung/en, Schilderungen und Erinnerungen stützt.
    Nicht nur, dass man sich nicht 100% sicher sein kann, ob es vorliegt, man sich nicht mal 100% (sozusagen) sicher sein, dass die sonstigen Variablen stimmen (Kompetenz, schlechtes Erinnerungsvermögen, Missverständnisse etc.)
    Dazu kommt eben dieses Spektrum, welches sich über ein Spektrum definiert und man könne es einem auch nicht ansehen.
    Es gibt halt (noch) keinen Bluttest.

    Ich sehe da auch so eine Ähnlichkeit mit Glutenunverträglichkeit usw.
    Das kann man zwar richtig testen, aber irgendwie scheinen die Menschen es trotzdem nicht zu glauben.
    Es schwingt oft so eine Art Unglauben mit.

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

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