Hallo,
ich bin gerade über RegenbogenWuslis Tagebuch gestoßen und fand die Idee eigentlich sehr ansprechend. Ich bin nie ein Freund von Tagebüchern gewesen, ich fand es immer albern eine art fiktives Selbstgespräch zu führen. "Liebes Tagebuch...". Allerdings habe ich gemerkt, dass ich sehr gerne in dieses Forum komme, um einfach nur meine Gedanken in Schriftliche Form zu bringen. Das aufschreiben und Ordnen der Gedanken hilft mir doch sehr oft, besonders in Situationen, wo ich überlastet bin. Aber es bringt mir irgendwie nichts, es einfach nur ins "nichts" zu schreiben. Es muss schon real sein, für andere lesbar. Ich hatte mal versucht, einfach nur einen vergleichbaren Text auf dem PC zu schreiben. Aber wenn dieser einfach nur dort liegt, fühlt er sich Sinnlos an, und auch beim schreiben fühlt es sich unecht an. Das Gefühl, dass andere es lesen könnten, die sogar den Inhalt verstehen, ist mir doch wichtig. Auch wenn ich keine Antworten oder Diskussionen damit bewirken möchte. Es ist nur einfach der richtige Ort hier, um meine Gedanken auszusprechen, egal ob es dann tatsächlich jemand liest, oder nicht. Dabei schreibe ich hier ja auch sehr oft, sehr lange beiträge, und gehe garnicht davon aus, dass jemand das alles liest oder darauf antwortet. Ich merke eben nur, dass mich das Schreiben hier im Forum sehr oft etwas entlastet, weil ich nur hier über gewissen Themen sprechen kann, und auch auf ungezwungene Weise.
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Heute habe ich mit meiner Freundin recht viel erledigt. Eigentlich ist sie nun meine Frau, nicht mehr Freundin. Aber es fällt mir unglaublich schwer, mich daran zu gewöhnen. Nicht, dass sie meine Frau ist, sondern sie nun "meine Frau" zu nennen. NAch etlichen Beziehungen und Jahren mit "Freundinnen" ist das doch sehr ungewohnt.
Wir haben vor 3 Wochen geheiratet, und waren dann eine Woche in den Flitterwochen. Danach haben wir uns eine Woche nur noch erholt, was ich auch dringend nötig hatte. 2 Wochenlang permanent unter Menschen, da habe ich es wirklich gebraucht, in ein Zimmer zu gehen, die Tür zu schließen, und alleine zu sein.
Am Samstag sind die Kollegen meiner Frau eingeladen, darum sind wir nun wieder dabei, die Wohnung etwas herzurichten, aufzuräumen, Getränken zu kaufen usw. Ich habe heute die restlichen Getränkekisten von der Hochzeitsfeier in den Keller gebracht, die vollen Getränke in den Kühlschrank und habe danach meiner Frau etwas geholfen, Erinnerungsposter an unsere Flitterwochen zu basteln. Im Grunde ganz viele kleine Sachen, die in einem großen Bilderrahmen sind. Dann habe ich das Abendessen gemacht, und das war es im Grunde auch. Trotzdem war ich völlig erschöpft, sowohl körperlich als auch geistig. Gestern haben wir auch kleine Glasboxen mit Erinnerungsstücken an die Hochzeit gebastelt. Diese mussten dann an die Wand gebohrt werden. Bohren macht mich völlig nervös. Es ist laut und unangenehm, und ich habe immer das Gefühl, irgendwas falsch zu machen. Ich habe alles ausgemessen, angezeichnet, und dann die 8 Löcher gebohrt. Auch danach war ich ziemlich im Eimer. Und das habe ich auch heute noch gespührt.
Ich verbringe dann noch viel Zeit mit meiner Frau zusammen. Wir haben nur zusammen Fernsehen geschaut. Aber ich fahre dabei nicht richtig runter. Ich muss richtig alleine sein. Doch dafür hat sich nicht die Gelegenheit ergeben. Zwischen den Bilderrahmen, den Getränkeboxen und dem Abendessen war nie genug zeit, um sich zurück zu ziehen. Und danach haben wir noch Fernsehen geschaut. Eigentlich geht meine Frau immer um 22 Uhr schlafen, und ich gehe danach noch an den PC. Diese Zeit brauche ich, um runter zu kommen. Doch wir waren diesmal bis um 0 Uhr vorm Fernseher, und ich habe gemerkt, dass ich eigentlich nur alleine sein will. Aber sie hat sich auch so über meine Gesellschaft gefreut.
Nun müssen wir morgen wieder recht früh raus und dann geht es weiter mit erledigungen und vorbereiten für Samstag. Ich habe daher das Gefühl, mir fehlt die Zeit. Ich habe nun eine Stunde gehabt, um noch etwas am PC zu spielen. Doch 1 Stunde reicht nicht wirklich, um mit irgendwas anzufangen und zu entspannen. Ich fühle mich extrem unter Zeitdruck, und habe auch das gefühl, dass mir morgen und übermorgen keine Zeit zum Erholen bleiben wird. Und dieser Gedanke stresst mich jetzt schon.
Es wird sicherlich mal hier und da eine Stunde übrig sein. Aber das reicht mir nie, um wirklich runter zu kommen. Ich brauche meist einige Stunden, am besten alleine. Doch das wird einfach nicht möglich sein, und das macht mich jetzt schon verrückt. Ich habe das Gefühl, ich muss jetzt in der Zeit ganz schnell und viel Entspannen, um Kraft für die nächsten 2 Tage zu haben. Aber eigentlich will ich nur, dass es schon vorbei ist, und es Sonntag ist.
Das Gefühl verfolgt mich aber immer. Ich habe immer das Gefühl, mir läuft die Zeit davon, und dass die Zeit zum ausruhen niemals reicht. Es kommt mir immer so vor, als bräuchte ich 2 Stunden ausruhen pro 1 Stunde Leistung. Und das ist unerträglich, besonders da meine Frau dort ganz anders ist. Die macht weiter und weiter, sie steht morgens um 5 Uhr auf und schafft 10 mal so viel wie ich. Ich weiß nicht, wie das funktioniert. Ich schaffe nur einen Bruchteil von dem, was sie macht, und falle schon fast in Depressionen aufgrund der Überforderung und Anspannung. Ich merke auch richtig, wie ich aggressiv und gereizt werde. Als würde mich jemand in die Enge treiben.
Ich werde morgen mal sehen, wie ich mich da fühle, und am Samstag. Vielleicht kann ich ja doch etwas Zeit einräumen. Aber jede Zeit, die ich mir nehme, bedeutet mehr Arbeit für meine Frau, oder mehr Arbeit für mich später. Daher kann ich keine Entspannungszeit auch wirklich entspannt nutzen, da es sich immer wie geborgte Zeit anfühlt, nicht wie eine verdiente Pause.
Ich habe auch die letzten Tage wieder etwas angefangen, zu programmieren. Die eine Woche nach unseren Flitterwochen habe ich nur am PC verbracht und gespielt und Entspannt. Und das hat mir richtig gut getan, ich habe wieder Farbe im Gesicht, und kann mich auch wieder konzentrieren und wurde kreativ. Da habe ich auch wieder angefangen, zu programmieren. Da ich Physik und Astronomie sehr gerne mag, und mich in den letzten Jahren etwas mit 3D beschäftigt habe, wurde es auch ein Dreidimensionaler Gravitationssimulator, mit welchem ich das Sonnensystem simulieren kann. Dazu habe ich noch einige weitere Dinge programmiert. Mir macht das auch wirklich spaß, und ich habe auch ein gewisses Talent dazu. Ich kann das auch wirklich stundenlang machen ohne Pause. Aber was ich an Talent habe, das fehlt mir an Leistungsvermögen. Ich habe schon immer ein Talent für Mathematik und Physik gehabt, aber mir fehlt die Leistungskraft, um damit irgendwas Sinnvolles anzufangen. Trotzdem versuche ich es schon mein Lebenlang, aber ohne erfolg. Die Leistung bleibt einfach nicht da. Selbst wenn ich sie mal habe, dann brennt sie extrem schnell aus. Meine Leistung ist schwach und unregelmässig. Und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.
Ich bin Webprogrammierer, doch genau da ist durchgehende Leistung erforderlich. Man kann nicht mit 50% programmieren. Dann klappt es schlichtweg nicht, oder es sind Fehler drin. Es gibt auch nicht wirklich routineaufgaben. Eigentlich muss ich auf der Arbeit mindestens 100% geben, sonst funktioniert es nicht. Aber eigentlich schwankt es eher zwischen 100-200%. Das halte ich 3-4 Stunden durch, und dann bin ich kaputt, will nur noch nach Hause. Und Zuhause will ich dann auch nicht mehr weg, ich brauche dann meist Tage, bis ich wieder aufgeladen bin. Teilweise hat mein Chef dafür verständnis gehabt, teilweise aber auch nicht. Ich bin nun seit einem Jahr Krank gemeldet, da es an irgend einem Punkt dann garnicht mehr ging.
Ich habe aber keine Ahnung, wie meine Zukunft aussehen wird. Ich würde so vieles gerne machen, ich habe immer davon geträumt, Physik und Astrophysik zu studieren. Aber ich habe sehr schnell gemerkt, dass ich zwar das Talent dafür besitze, aber bei weitem nicht die nötige Leistungskraft besitze. Weder um mein Abitur zu beenden, oder um ein Studium zu beginnen. Ich kann nur kurz einmal sehr viel Leistung bringen. Ich brenne einmal in kurzer Zeit komplett aus, und brauche dann doppelt so lange zum erholen. Es ist eine komplett zerstörerische Leistungsfähigkeit. Aber ich habe niemals einen Weg gefunden, damit umzugehen oder es zu verbessern. Meine Taktik bisher war "Augen zu und durch". Man muss sich doch daran gewöhnen können nach 13 Jahren. Aber es klappt nicht. Es ist genau wie vor 13 Jahren, oder vor 26 Jahren.
Ich stelle mir oft die Frage: "Bin ich ein guter Programmierer?" Manchmal sage ich Ja, denn ich kann sehr oft ziemlich um die Ecke denken, finde für alles Lösungen und kann gut improvisieren. MAnchmal sage ich Nein, denn ich kann keine Leistung bringen, ich kann Projekte beginnen, aber nie abschließen. Ich kann improvisieren, aber mir hat immer das Durchhaltevermögen gefehlt, um Gute durchdachte und Fehlerfreie Arbeit abzuliefern.
Und das Gefühl habe ich nicht nur beim Programmieren, sondern in allen Bereichen. Ich habe Stärken, ganz sicher sogar. Aber mir fehlt sauberes Arbeiten, Durchhaltevermögen, Disziplin, Sorgfalt, Struktur. Aber alle Versuche, mir diese Fähigkeiten anzueignen, sind furchtbar Fehlgeschlagen. Ich habe aber immer gemerkt, wie meine Mitmenschen darin immer besser wurden mit dem Alter. Selbst die chaotischten Freunde.
Da ich momentan Krank gemeldet bin, und die Zukunft sehr ungewiss, und ich meinen Diagnosetermin erst im Januar 2019 habe, beschäftigt mich dieses Thema sehr stark. Ich sehe momentan nicht, wo ich im Leben meinen Platz finden werde. Die Talente die ich habe, sind leider oftmals sehr sinnlos, ohne die Fähigkeiten, die ich nicht habe (Leistungsfähigkeit, Sorgfalt, Struktur).
Jetzt habe ich meine "freie Stunde" im Grund nur mit Gedanken verbracht, und ich fühle mich jetzt schon gestresst, weil ich mich nicht erholt habe. Morgen und Übermorgen wird dann noch stressig. Danach der Sonntag, und ab Montag geht auch meine Frau wieder zur Arbeit. Und ich werde noch nicht wissen, wie es dann weiter geht mit mir. Und ich werde das Gefühl haben, eine Last zu sein und dass ich das irgendwie ausgleichen muss. Meine Freundin geht als einzige Arbeiten, mein Geld reicht nichtmal zum leben und wir haben wirklich Geldprobleme mittlerweile, und ich kann nichts dagegen tun. Und ich bin schon überfordert davon, dass ich Einkaufen gehen muss und für das Abendessen zuständig bin. Etwas, was andere völlig nebenbei machen, ist für mich schon ein Tagesprojekt. Ich werde sicherlich am Montag auch etwas am Pc verbringen und Zeit haben. Aber diese Zeit wird sich falsch anfühlen und geklaut, als hätte ich etwas besseres anstellen müssen in der Zeit.