Die AOK und die "autistischen Zombies"

  • Wer von euch, die das hier lesen, ist bei der AOK und würde sich opfern, demnächst als Zombie verkleidet da hinzugehen und eine persönliche Entschuldigung zu verlangen, unter der Androhung, den Sachbearbeiter ansonsten aufzufressen? :d

    Ich bin, also denke ich.

  • @Morgenstern ich denke ja Zombies haben es wirklich gut :nod:

    :-p

    Sie sind nähmlich in der regel tod-un(d)-glücklich :m(:

    Okay Okay

    Ich geh ja schon(oder schlurfe ich :roll: )


    Here’s the thing about time, if you cant make the most out of any given moment,
    you don’t deserve a single extra second.

  • Ich höre seit 1-3 Jahren erst Beschimpfungen, die Autismus beinhalten.
    Früher nie.
    Weiß nicht wieso, würde mich aber interessieren.


    Ich glaube das hat man früher nicht so wahrgenommen.
    Im alten Forum hab ich mal einen Thread erstellt gehabt, wo es um 100 Jahre Autismus ging. In tagelanger Recherche hab ich Google Books und die verfügbaren Archive von Medien durchsucht. Zu meiner Verwunderung fand ich bereits abwertende und nicht psychologische Aussagen, die aus der Zeit einige Jahre nach Bleulers Wortschöpfung stammen. Auf dem Sektor der Politik wurde das Wort in den 60er Jahren eingeführt und es taucht auch z. B. im Lexikon der Politikwissenschaft auf, siehe hier.

    "autistisch" oder "Autismus" spielten auch im Kalten Krieg bzw. bei der Friedensforschung eine Rolle.
    https://www.iniis.uni-bremen.de/personen/diete…hische-notizen/

    Hier ein Artikel aus dem Ärzteblatt(!) von 1989: https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=107014

    Hier noch paar Beispiele, in denen das Wort Autismus politisch (negativ) verwendet wird:

    Von 1966 (Der Spiegel): http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46415162.html
    Von 1991 (Der Spiegel): http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13492407.html
    Von 1992 (Der Spiegel): http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13681021.html
    Von 1995 (Der Spiegel): http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9246823.html
    Von 1996 (Der Spiegel): http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8871286.html

    Ansonsten kann ich mich erinnern, dass sich die Politiker in den 90er Jahren auch mal gegenseitig Autismus vorwarfen. Allerdings las ich mal, dass das Wort nicht im psychologischen Sinne zu verstehen ist. Letztendlich haben Asperger und Kanner ja auch nur ein Wort benutzt, dass einst Bleuler geschmiedet hatte.

    Und hier noch ein Beispiel von 1949, das nicht diskriminierend ist:
    https://www.zeit.de/1949/03/stache…-der-gefangenen

    In letters of gold on a snow white kite I will write "I love you"
    And send it soaring high above you for all to read

  • "autistisch" oder "Autismus" spielten auch im Kalten Krieg bzw. bei der Friedensforschung eine Rolle.
    http://iniis.uni-bremen.de/personen/d…ftsbiographische-notizen/

    Dieses Autismus-Theorem ist wirklich etwas bizarr. Der Autor scheint ein Studienkollege meines leiblichen Vaters zu sein. Ich werde ihn mal dazu befragen. Diese Kontextverschiebung würde vielleicht gut erklären, warum er so große Schwierigkeiten hat, meinen eigenen Autismusverdacht nachzuvollziehen.

    For mash get SMASH!

  • Was hat fernsehen mit Autismus zutun?
    Ich kann mit Netflix nichtmal was anfangen, mich interessieren Serien meistens nicht, besonders die wo es nur um Beziehungen geht finde ich langweilig.

    Keine Ahnung ich habe keinen Fernseher. Auch kein netflix. Ja, Liebesdramen x( interessiert die Leute wohl.

    Autismus/autistisch wird verwendet als Synonym für Selbstbezogenheit. Also Leute die sich nicht für die Welt ausserhalb des eigenen ichs interessieren. Die sozial inkompatibel sind, keine Beziehungen, keine Sozialkontakte haben.

    Wer von euch, die das hier lesen, ist bei der AOK und würde sich opfern, demnächst als Zombie verkleidet da hinzugehen und eine persönliche Entschuldigung zu verlangen, unter der Androhung, den Sachbearbeiter ansonsten aufzufressen?

    Ich bin zwar nicht bei der AOK, würde es aber tun. :lol: Und ich kann auch so drohen, dass es ernst genommen wird(werden muss). :fun:

    Einmal editiert, zuletzt von Kraehe (13. Oktober 2018 um 20:58)

  • Da ist das Wort aber nicht als Beschimpfung verwendet worden, sondern als Beschreibungsmerkmal innerhalb eines psychologischen Profils.
    Die anderen habe ich mir noch nicht angesehen, aber ich meinte mit Beschimpfungen wirklich Schimpfwort.
    z.B.: "Are you autistic?" ähnlich wie "bist du ein Idiot?" oder "he has autism" ähnlich wie "er ist ein idiot".
    Übrigens furchtbar interessant, dass die ein psychologisches Profil von Eichmann erstellt haben!
    "Bei Tafel VI des Rorschach-Testes (siehe Bild Seite 181)" - konnte das Bild allerdings leider nicht finden, wo kann man es sehen?

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

  • Da ist das Wort aber nicht als Beschimpfung verwendet worden, sondern als Beschreibungsmerkmal innerhalb eines psychologischen Profils.

    Stimmt, da hab ich mich dann vertan.
    Wenn es dich interessiert, dann lohnt es sich einerseits bei Der Spiegel (Archiv) und bei Die Zeit (Archiv) nach "autistisch" und/oder "Autismus" zu suchen. Und dann die Ergebnisse entsprechend zeitlich filtern. Ferner kann man dasselbe auch bei Google Books machen. Was ich da alles so gefunden habe. Die Begriffe tauchen in den Bereichen Psychiatrie, Friedensforschung/Kalter Krieg/Politik und Kunst auf. Ferner können auch Wörterbücher bei Google Books ganz interessante Beschreibungen liefern. Eine Beschreibung des Autismus, sie könnte aus den 20ern/30ern/40ern sein, hat sich eingeprägt: Wir-Insuffizienz. :d


    Übrigens furchtbar interessant, dass die ein psychologisches Profil von Eichmann erstellt haben!
    "Bei Tafel VI des Rorschach-Testes (siehe Bild Seite 181)" - konnte das Bild allerdings leider nicht finden, wo kann man es sehen?

    Es gibt beim Spiegel-Archiv rechts immer die Option jeden Artikel auch in PDF zu betrachten und dort findet man dann auch die Seite 181. Allerdings ist die Scan-Qualität nicht die Beste. Dennoch, here it is: http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/46415162

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  • @Hyperakusis

    Vielen Dank!
    Jetzt bleibt mir nur die Frage an den Tester dort, was man da Sexuelles hätte deuten sollen.
    Ich sehe da am Rand ein Gewehr und der Junge wurde angeschossen?
    Am Anfang dachte ich, der Vater hätte den Sohn verprügelt ("nach dem Schulschwänzen").
    Jetzt weiß ich gar nicht mehr wirklich was ich davon halten soll. :roll:
    Okay, hab die Bilder vertauscht, alles ok.
    Hier übrigens inklusive eine Erklärung:

    http://prntscr.com/l5qhrc

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

    Einmal editiert, zuletzt von Cloudactive (13. Oktober 2018 um 21:44)

  • Dieses Autismus-Theorem ist wirklich etwas bizarr. Der Autor scheint ein Studienkollege meines leiblichen Vaters zu sein. Ich werde ihn mal dazu befragen. Diese Kontextverschiebung würde vielleicht gut erklären, warum er so große Schwierigkeiten hat, meinen eigenen Autismusverdacht nachzuvollziehen.


    Hier noch bisschen mehr von dem Zeug:

    Politischer "Autismus"


    Bücher

    Auf den Begriff "Autismus" wurde ich im Juni 1966 in einem Gespräch über die vorliegende Studie durch Hardold D.Lasswell (Yale Law School) in New Haven aufmerksam gemacht. Zu betonen ist, dass Autismus hier im systemanalytischen und nicht im individual-psychologischen Sinne verstanden wird.
    "Kritik der Abschreckung: ein Beitrag zu einer Theorie der internationalen Politik" (Johann Wolfgang Goethe-Universität, 1967)


    Autismus und Interessenspolitik etc.
    "Abschreckung und Frieden: Studien zur Kritik organisierter Friedlosigkeit" (Europäische Verlagsanstalt, 1969)


    autistische Feindschaft, autistischen Züge in der amerikanischen und sowjetischen Politik etc.
    "Bedrohungsvorstellungen als Faktor der internationalen Politik" (Bertelsmann Universitätsverlag, 1971)


    autistische Feindschaft, Autismus-Modell
    "Rüstung und Militarismus" (Suhrkamp, 1972)


    Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte (ApuZ)" in Das Parlament (40/1973):
    "Vom Autismus kritischer Friedensforschung - Kritik an der Kritik" (K.-Peter Stratmann, 1973)


    Autismus-These etc.
    "Friedenssicherung und Aggressivität" (Herder, 1973)


    These vom Autismus der Abschreckungspolitik etc.
    "Friedensforschung, Anspruch und Praxis" (Nomos Verlagsgesellschaft, 1977)


    Autismus-These etc.
    "Die Rüstung der Sowjetunion" (Nomos Verlagsgesellschaft, 1979)


    In diesem Buch schreibt der Autor u.a.: "Ein anderes Beispiel: Autismus kennzeichnet den Zustand völliger Introvertierteit eines seelisch Kranken. Nützt es der Friedens- und Konfliktforschung, Staaten als autistisch zu qualifizieren?"
    "Historische Sozialwissenschaft und Geschichtsschreibung" (Vandenhoeck und Ruprecht, 1980)


    Autismus-These etc.:
    "Entwicklungslinien der Politikwissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland" (Knoth, 1982)


    Der Autor schreibt u.a.: So vermuten Deutsch/Senghaas, daß die Überlastung eines politischen Systems (= Ich) durch eine hochkomplexe außenpolitische Umwelt z. B. zu außenpolitischen Feindbildern (= Projektion) oder gar zur völligen sozialpsychologisch-kollektiven Abkapselung eines politischen Systems gegenüber einem an anderen (= Autismus) und daraus folgender Introversion und Aggression gegenüber diesem anderen führen kann, um so die belastende Überkomplexität zu reduzieren. (Feindbild "der böse Russe", bzw. der "Amerikaner", mit dem alle Geschehnisse der internationalen Politik angeblich erklärt werden.) Senghaas erklärte die Rüstungsdynamik der USA z. T. mit dem Autismus-Begriff, da - wie er empirisch festgestellt zu haben glaubt - die Aufrüstung der USA nicht mehr in Reaktion auf analoge Aufrüstungen in der UdSSR erfolge, sondern weitgehend aufgrund rein innergesellschaftlich determinierter Interessen, Wunschvorstellungen und Realitätswahrnehmungen von Akteuren der Vereinigten Staaten von Amerika.
    "Politikwissenschaft III: internationale Politik" Band 3 (Lit, 1994)


    Der Konflikt in einem autistischen Kommunikationssystem nimmt dann eine Schärfe an, die durch die Absichten und das wirkliche Verhalten der jeweiligen Gegenspieler in der internationalen Politik nicht mehr zu erklären ist.
    "Krieg oder Frieden" (Piper, 1970)

    Die national-imperialistischen Tendenzen des wilhelminischen Deutschland lebten kaum gezügelt in der Weimarer Republik fort; der außenpolitische Autismus des Kaiserreichs erfuhr durch Versailles eher noch eine Verstärkung. [...] Für das Verständnis der französisch-deutschen Beziehungen im Ersten Weltkrieg scheint das von der neueren Friedens- und Konfliktforschung aus der Individualpsychologie übernommene und weiterentwickelte Autismus-Modell neue Aufschlüsse und Einsichten vermitteln zu können. Der Verfasser ist sich dabei sehr wohl der Tatsache bewußt, daß im allgemeinen bei der Übernahme des psychoanalytischen Instrumentariums aus der individulellen Therapie in die historische Analyse größte Vorsicht geboten ist. (Vgl. H. U. Wehler (Hg.), Geschichte und Psychoanalyse, Köln 1971, S. 20ff.). Gleichwohl hält er das von der Friedensforschung verwandete Autismus-Modell für geeignet, die eingefahrenen und mit vielen Erkärungslücken behafteten Interpretationsschemata der internationalen Beziehungen in der unmittelbaren Nachkriegszeit ertragbringend zu ergänzen. Für den individualpsychologischen Bereich bezeichnet Autismus nach E. Bleuler ein Denken, "das keine Rücksicht nimmt auf die Erfahrung und das auf eine Kontrolle der Resultate an der Wirklichkeit und eine logische Kritik verzichtet, d.h. das also und in gewissem Grade geradzu identisch ist mit dem Denken im Traume und dem des autistischen Schizophrenen, der sich um die Wirklichkeit möglichst wenig kümmert, im Größenwahn seine Wünsche erfüllt und im Verfolgungswahn seine eigene Unfähigkeit in die Umgebung projiziert... Dieses Denken hat seine besonderen, von der (realistischen) Logik abweichenden Gesetze; es sucht nicht Wahrheit, sondern Erfüllung von Wünschen; zufällige Ideenverbindungen, vage Analogien, vor allem aber affektive Bedürfnisse ersetzten ihm an vielen Orten die im strengen realistisch-logischen Denken zu verwendenden Erfarungsassoziationen". Für den Bereich der Friedens- und Konfliktforschung präzisiert D. Senghaas: "Autistisch oder extrem selbstbezogen nennen wir dabei in einem latenten oder manifesten Konfliktfeld, gerade auch in der internationalen Politik, ein Kommunikationsmuster, in welchem die Umweltbilder, wie sie im Innensystem eines Akteurs entstehen, die sich aus welchen Gründen immer, diese Selbstbezogenheit weiterentwickelt, um so blinder wird ein Akteur gegenüber seiner Umwelt".


    "Die verdrängte Niederlage: Politische Öffentlichkeit und Kriegsschuldfrage in der Weimarer Republik" (Vandenhoeck & Ruprecht, 1983)



    Sonstige Druckschriften

    Die psychologische Ursache dieser verhängnisvollen Entwicklung erklärt Berghahn mit dem Autismus-Modell von Senghaas. Kern dieser Theorie ist die Annahme wachsender Selbstbezogenheit der Akteure in einem Konfliktfeld, die sie blind macht für die Realitäten der Umwelt. Durch Abbau der Kommunikation mit dem Gegner steigert sich die Virulenz der Konflikte, die schließlich nur noch begreifbar ist aus der im jeweiligen Akteur entwickelten, in autistischer Abgeschlossenheit produzierten, potentiell aggressiven Eigendynamik.


    Die Zeit (17/1974)
    http://www.zeit.de/1974/17/kalter-krieg


    ***

    Und hier noch was Unpolitisches. Anmerkung meinerseits: Es gab die Formulieruing "autistische Psychopathen" schon 1934? :o

    Bestimmte Arten psychisch abnormer Jugendlicher (Schwachsinnige, Epileptiker, autistische Psychopathen u.a.) sind mitunter zur Wir-Bildung mehr oder weniger unfähig (Wir-Insuffizienz).
    "Bericht über den Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie" Band 13 (Verlag für Psychologie, 1934)

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  • Autismus/autistisch wird verwendet als Synonym für Selbstbezogenheit.

    Bisher dachte ich das damit immer die Narzisten beschrieben werden. Das war doch damals großes Thema in der Sitcom Two and a half men.
    Das wurde da jedenfalls immer und immer wieder hochgekaut XD


    Also Leute die sich nicht für die Welt ausserhalb des eigenen ichs interessieren. Die sozial inkompatibel sind, keine Beziehungen, keine Sozialkontakte haben.

    Ja das kann ich schon verstehen, es ist nur für die meisten kaum zu erkennen ob jemand nun eher ein Ignorant ist oder tatsächlich autistisch. nachher wird es zur Mode tatsächliche Ignoranten als Autisten zu bezeichnen.
    Leute ohne Sozialkontakte gibt es ja auch unter anderen wie Psychopathen und so.

    Go bad or go home!

  • Dieses Autismus-Theorem ist wirklich etwas bizarr. Der Autor scheint ein Studienkollege meines leiblichen Vaters zu sein. Ich werde ihn mal dazu befragen. Diese Kontextverschiebung würde vielleicht gut erklären, warum er so große Schwierigkeiten hat, meinen eigenen Autismusverdacht nachzuvollziehen.

    Noch was von Wikipedia:

    In den 1960er und Anfang der 70er Jahre setzte sich Senghaas mit der Rüstungsdynamik und der Abschreckungsstrategie im Ost-West Konflikt auseinander. Senghaas erkannte in der Abschreckungskonstellation des Kalten Krieges eine autistische Struktur, welche, seiner Meinung nach, vor allem von innen und weniger von außen (internationale Prozesse) vorangetrieben wird. Senghaas Abschreckungskritik und seine Analyse der Rüstungsdynamik/-kontrolle trugen zur Entwicklung der kritischen Friedensforschung bei.
    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Se…t-West_Konflikt

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  • Hier noch bisschen mehr von dem Zeug:

    Finde ich hochinteressant. Ich werde mir diese Exzerpte samt Quellnachweise mal aufs Tablet packen und in Ruhe abarbeiten. Alles in allem scheinen diese ganzen Auszüge eins gemeinsam zu haben: der Begriff Autismus wird in seiner Bedeutung stark reduziert und grundsätzlich negativ konnotiert. Auch interessant: diese Auszüge gehen nur bis 1994. Zufall oder ist mit dem Anfang der Wende im Denken über Autismus (als Störung des Individuum, nicht der Gesellschaft) auch diese abstrakte Projektion auf eine gesellschaftspolitische Meta-Ebene langsam verschwunden?

    Ach so ja und: hast du dier diese Sammlung erstellt oder gibt es schon eine Quelle, in der eine solche Sammlung erstellt wurde?

    For mash get SMASH!

    2 Mal editiert, zuletzt von Nowhere Mat (14. Oktober 2018 um 23:19)

  • Ach so ja und: hast du dier diese Sammlung erstellt oder gibt es schon eine Quelle, in der eine solche Sammlung erstellt wurde?

    Ich hatte im alten Forum vor Jahren einen Thread erstellt ("100 Jahre Autismus"). Der Thread hat den Fokus vor allem auf den "politischen Autismus" und Sichtweisen vor Kanner/Asperger gelegt. Einen weiteren Thread dieser Art war "Damals in den Medien". Ein Remake (manches ist entfallen, manches wurde ergänzt) findest du hier (echter Autismus im psychiatrischen Sinne, Artikel von 1971 bis 2000): Damals in den Medien

    Dass die Auszüge nur bis 1994 gehen, das hängt wohl auch damit zusammen, dass ich den Fokus auf die Vergangenheit gelegt habe. Anderseits hab ich hier im Forum gestern auch nur einen Auszug reinkopiert. Das Feedback und Interesse hielt sich im alten Forum meinem Eindruck nach sehr in Grenzen. Der Beleg, dass die politische Verwendung von Autismus eben nicht ein Phänomen der letzten Jahre ist, sondern mindestens seit den 60er Jahren existiert, das war zudem etwas, was meinem Eindruck nach nicht jedem gefiel. Ich denke, dass viele gar nicht wissen, dass der Begriff "Autismus" z. B. in diesem Lexikon der Politikwissenschaft wirklich drin ist.

    Ich wollte daher hier gucken, ob es überhaupt interessiert. Ich kann ansonsten mal die komplette Liste morgen oder so unterm Spoiler hier reinpacken. Da waren nämlich auch noch weitere Bücher, aber auch Artikel. Die Liste hab ich damals selbst erstellt. Hatte damals tagelang alles abgegrast im Netz.

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  • Ich wollte daher hier gucken, ob es überhaupt interessiert. Ich kann ansonsten mal die komplette Liste morgen oder so unterm Spoiler hier reinpacken. Da waren nämlich auch noch weitere Bücher, aber auch Artikel. Die Liste hab ich damals selbst erstellt. Hatte damals tagelang alles abgegrast im Netz.

    Ja, sehr gerne. Das wird für mich zwar jetzt der Overkill, zusammen mit etlichen Büchern, die ich parallel lese (leider sehr langsam).

    Spoiler anzeigen

    Ich hatte mal eine Freundin, die jeden Tag 1-2 Bücher lesen konnte. Wenn ihr die Bücher ausgingen, las sie dasselbe Buch einfach wieder und wieder. Ein Bisschen beneidet habe ich sie immer darum :nerved: . Allerdings war es auch leichtere Kost.

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  • Weiß nicht wieso, würde mich aber interessieren.

    Ich würde vermuten dass es zumindest teilweise ein Einfluss aus der Netzkultur ist. Wie viele finden dieser seinen Usprung bei 4chan, einem internationalen Imageboard mit ziemlich rauem Umgangston . Viele Leute die da viel Zeit verbringen sind eher sozial isoliert, finden dort dann ihre "Gruppenzugehörigkeit" im Internet und sehen sich als sowas wie "Elitäre Spitze des Internets". Irgendwann haben einige da angefangen sich selbst und gegenseitig als Autisten zu betiteln, wohl aber eher humoristisch. Ob man das jetzt witzig finden kann sei mal dahingestellt. (RW) Es gibt zwar tendenziell auf solchen Platformen mit sozial isolierten Menschen "eher" mehr Autisten als in der Durchschnittsbevölkerung, aber es bleibt eine Minderheit. Das ging dann so weiter dass man das getreu den Klischees besonders bei Geschichten sozialer Zwischenfälle irgendwann auch (pseudo)beleidigend benutzt hat. Und mit der Zeit hat dann das Wort "autistic" das Wort "retarded" verdrängt. Was auf 4chan Trend wird verbreitet sich irgendwann durch das Reposting von Memes auch über andere Imageboards überall auf der Welt bis es durch die hohe Verbreitung auch auf die klassischen sozialen Medien wie FB, Youtube, Reddit, Instagram und wie sie alle heissen übergreift. Diesen Trend gibt es erst seit ein paar Jahren, und in Teilen der Netzkultur ist daher mittlerweile "autistisch" gleichgesetzt mit der beleidigenden Form von "behindert". Könnte damit zusammen hängen.

    Peace
    TK

    Excuse me but I was wrong... :(

  • Zitat von ifi

    Wobei die AOK ja genaugenommen nicht sagt, dass alle Autisten Zombies
    sind, sondern dass Netflixgucker zu Zombies mutieren die autistisch
    sind.

    :d
    womit nun klar wäre, dass der/diejenige, die das formuiliert hat sich vermutlich über das eigene Kind oder den/die PartnerIn geärgert hatte, die stundenlang alle Folgen der Staffel "I Zombie" auf netflix schaute....
    dann irendwann mal Mary Wigman "Die Droge im Wohnzimmer" gelesen hat, plus Kenntnisse über ein paar Utersuchungen zu Medienkonsum un der Folgen..

    und dann kommt sowas dabei heraus :d

    Dumm gelaufen, bei der redaktionellen Bearbeitung nicht aufgefallen, dafür aber jetzt "die AOK" oder gar alle dort Arbeitenden "verantwortlich" machen zu wollen oder gar "Entschudigungen" einfordern zu wollen, wäre ja ggenau die gleuche Generalisierung, und damit zum einen ungerecht und zum anderen bringt das nichts- eher das Gegenteil - wenn ich allein so an meine Mimik denke, wenn ich wirklich wegen was "angepisst" bin, da brauch ich mich gar nicht zu verkleiden :m(: :d

  • Dumm gelaufen, bei der redaktionellen Bearbeitung nicht aufgefallen, dafür aber jetzt "die AOK" oder gar alle dort Arbeitenden "verantwortlich" machen zu wollen oder gar "Entschudigungen" einfordern zu wollen, wäre ja ggenau die gleuche Generalisierung, und damit zum einen ungerecht und zum anderen bringt das nichts- eher das Gegenteil - wenn ich allein so an meine Mimik denke, wenn ich wirklich wegen was "angepisst" bin, da brauch ich mich gar nicht zu verkleiden


    Ja, es so eine Aktion ginge eher nach hinten los, das denke ich auch.
    Autisten können es nutzen um zu zeigen- uns gibt es, wir sind so und so und können uns ausdrücken -
    aber der Kontext wäre mir persönlich zu schräg und unangemessen -
    was aber vielleicht im Rahmen vom allgemeinen PC -"Wahn" ( hier meine ich jetzt nicht den Computer) wiederum gar nicht auffallen würde :m(: .

  • Ich würde vermuten dass es zumindest teilweise ein Einfluss aus der Netzkultur ist. Wie viele finden dieser seinen Usprung bei 4chan, einem internationalen Imageboard mit ziemlich rauem Umgangston . Viele Leute die da viel Zeit verbringen sind eher sozial isoliert, finden dort dann ihre "Gruppenzugehörigkeit" im Internet und sehen sich als sowas wie "Elitäre Spitze des Internets". Irgendwann haben einige da angefangen sich selbst und gegenseitig als Autisten zu betiteln, wohl aber eher humoristisch.

    Stimmt genau. Ganze Generationen von Jugendlichen scheinen mittlerweile eine 4chan-Phase (bzw. /b/-Phase, dem meistgenutzten, themenlosen Bereich von 4chan) zu machen und infizieren sich mit dem jeweils angesagten Vokabular nebst teilweise sehr menschenverachtender Denkweisen. Der Vorteil von 4chan: man kann ungestraft und anonym (fast) alles posten. Ich finde, 4chan ist immer ein ganz gutes Thermometer (RW) für das fiese Unterbewusstsein der Gesellschaft. Da die Nutzer dort anonym sind, sprechen sie ganz filterlos. Leute, die versuchen, etwas Vernunft reinzubringen werden schnell als 'SJWs' (=social justice warrior) oder 'White Knights' denunziert. Wer richtig cool ist, findet 'Hitler hat nichts falsch gemacht', mag keine '[N-Wort]' und findet alles, was sich dagegen wendet und versucht, aus sich heraus zu argumentieren 'autistisch'.

    womit nun klar wäre, dass der/diejenige, die das formuiliert hat sich vermutlich über das eigene Kind oder den/die PartnerIn geärgert hatte, die stundenlang alle Folgen der Staffel "I Zombie" auf netflix schaute....

    AOK Tipp der Woche: jetzt neu auf Netflix: "Atypical Zombie" :fun:

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    Einmal editiert, zuletzt von Nowhere Mat (15. Oktober 2018 um 10:02)

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