Jeder Mensch durchlebt Phasen in denen er aufgrund aktueller Ereignisse oder spezifischer Sorgen sehr down ist. Es ist schwer anhand eigener Erfahrungen das Erleben anderer zu beurteilen, denn wenn man daran denkt wie es einem an seinem tiefsten Punkt ging, so ist es bei der anderen Person vielleicht noch zehnmal schlimmer und / oder viel langanhaltender. Du sagst da muss schon viel schiefgehen, das mag wohl stimmen, aber Leute können auch depressive Phasen erleiden zu Zeiten, wo die Dinge eigentlich recht gut für sie laufen. Belastende Vergangenheit spielt natürlich eine Rolle. Aber was du wissen musst ist, dass bei schwerdepressiven Menschen oftmals ein massives chemisches Ungleichgewicht im Gehirn vorliegt, das diesen Zustand verursacht. In solchen Fällen sollen Medikamente helfen möglichst einigermaßen das normale chemische Gleichgewicht im Gehirn wieder herzustellen, was jedoch oftmals mehr schlecht als recht funktioniert. Manche versuchen es statt mit verschriebenen Medikamenten mit unverschriebenen Schwarzmarktdrogen oder Alkohol, was die ganze Sache aber nur noch verschlimmert.
Zudem gibt es noch das Problem, dass man Schwerdepressiven in manchen Fällen keine Medikamente anvertrauen kann, da sie dazu neigen bei Selbstmordabsicht alle auf einmal schlucken zu wollen. Solche Leute bekommen dann manchmal stattdessen Depotspritzen, die am Anfang zu heftig und am Ende zu gering wirken.
Hinzu kommt, dass die Medis kein Wundermittel sind, dass sie immer nur bestimmte Dinge bewirken können, dass sie Nebenwirkungen haben und dass nicht jedes Medikament von jedem gleich gut vertragen wird und dass solche Medikamente nehmen zu müssen stigmatisierend wirkt und dass bei manchen sogar gar keins der einfach zu verschreibenden Medikamente anschlägt oder vertragten wird. Dennoch würde ich diese Medikamente nicht pauschal verteufeln denn sie haben manchen Menschen schon das Leben und die Zukunft gerettet. Übrigens kann sich Depression sowohl in Traurigkeit als auch in einem simplen Gefühl völliger innerer Leere äußern.
Abgesehen von dieser Phasensache gibt es auch noch eine sehr leichte Form, die man als Neurotische Depression oder neuerdings als Dysthemie bezeichnet. Diese ist oft unbemerkt, da es ein dauerhaft anhaltender, leicht melancholischer Zustand ist, so dass die Person sich an kaum etwas richtig erfreuen kann aber dennoch einfach weiter so ihr Leben lebt, ohne übermächtige Selbstmordabsichten zu entwickeln oder gar nicht mehr zu "funktionieren". Ich schätze das ist sogar die häufigste Form wenn auch seltener diagnostiziert.