Probleme mit Augenkontakt

  • Hallo Zusammen,
    ich schaue auch nicht gerne in die Augen. Zumindest nicht bei Menschen, die mir ein Rätsel sind und das sind nunmal die meisten dieser Spezies.
    Ganz wenige Menschen schaue ich gern an, meine Familie,z.B., ausgesuchte Menschen. Wobei ich diese Menschen eher "studiere" statt in ihre Augen zu starren.
    Aber anstrengen tut es mich immer.
    Bei fremden Menschen, Bekannten oder Arbeitskollegen ist es echt sehr schwer. Hier kostet es eine Menge Kraft, nicht aufzufallen und den Blickkontakt herzustellen und zu halten.
    Wenn ich mich sehr auf den Blick konzentriere, bekomme ich vom gesprochenen Wort so gut wie nichts mehr mit. Dann läuft ein automatisches "mhm, aha, ja, ok". Das spule ich dann ab und das Gegenüber denkt ich höre zu. Dabei verstehe ich nichts.
    Das ist schade. Aber ich arbeite dran.
    Besondere Tricks wie zwischen die Augen sehen etc. hab ich schon probiert, aber immer Angst gehabt dass es jemand merkt. Und durch die Angst noch unnatürlicher gewirkt als eh schon.

    Also bei mir ist es so, dass ich es kann, aber es viel Kraft kostet und ich dann Erholung brauche.
    LG.Veronika.

    Man sieht nur mit dem Herzen gut.
    Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
    (Antoine de Saint-Exupéry)

    "Was ist falsch an sonderbar?"

    "Das Ende der Störung ist derzeit nicht absehbar."

    Einmal editiert, zuletzt von Veronika (13. September 2018 um 19:54)

  • Ich bin Zeit meines Lebens nie auf die Idee gekommen anderen in die Augen zu schauen. Nur manchmal so aus Spaß habe ich das gemacht um zu probieren wer am längsten durchhält. Ich kann mich noch an meine Schulzeit erinnern, da habe ich manchmal nachgedacht wohin ich schauen soll, wenn ein Lehrer mal länger mit mir geredet hat. Meistens schaue ich auf den Mund oder an der mit mir sprechenden Person vorbei.

    Wenn es dann doch einmal zum Blickkontakt kam, bei Frauen, führte das bei mir zu oft zu unangenehmen Mißverständnissen, da ich den Blick in die Augen als Einverständnis zu Kontaktaufnahme interpretiert habe. Daraus sind sehr unangenehme Situationen entstanden.

  • Ich schaue auch nicht gerne in die Augen anderer Menschen, besonders wenn mir diese total fremd sind. Ich habe mir, würde sagen, antrainiert auf irgendeinen anderen Punkt im Gesicht meines Gegenüber
    zu schauen, z.B. auf die Nase oder den Mund.

  • irgendwann irritieren mich die Bewegungen des Mundes und der unteren Gesichtshälfte beim Sprechen. Das lenkt mich dann so sehr ab, daß ich nicht mehr mitbekomme, was die Person sagt. Ich sehe nämlich das, was der andere erzählt, wie eine Art Film vor mir ablaufen. Bewegungen im Gesichtsfeld überdecken aber diesen "Gesprächsfilm".

    Das geht mir auch so. Aber ich kann auch das Gesicht des anderen Unscharf stellen, wenn es mir zu viel wird mit der Anguckerei, das habe ich besonders in der Schule damals lange trainiert. :nod:

  • Hi Bernd002,

    ich habe Probleme mit Augenkontakt. Allerdings lange nicht mehr so schlimm, wie als Kind. Damals (lange bevor es routinemäßige AS-Diagnose bei Kindern gab) war es für mich absolut unmöglich, Menschen beim Sprechen oder Zuhören in die Augen, geschweige denn ins Gesicht zu gucken. Da ich deshalb stark gerügt wurde, bis hin zu Elterngesprächen mit Erziehern, die das als Respektlosigkeit interpretierten, habe ich mir damals antrainiert, Menschen anzuschauen ohne sie wirklich anzuschauen. Eine abstrakte und anstrengende Übung, bei der ich den Menschen quasi wie ein Bild oder einen Stein betrachte, damit er sich beachtet fühlt. Mit der Zeit ist das zur Routine geworden. Lange Zeit anschauen geht allerdings nicht. Sobald ein paar Sekunden vergehen, falle ich aus der selbstgeschaffenen Illusion heraus und muss wieder wegschauen. Keine Ahnung, wie das andere Menschen empfinden. Irritieren? Komisch? Normal?

    In Beziehungen war das auch oft ein Problem. "Schau mich an, wenn du mit mir sprichst". Leider kann ich mich dann nicht mehr auf mein Plädoyer konzentrieren und gebe dann oft nach oder mache einfach zu.

    Das geht mir auch so. Aber ich kann auch das Gesicht des anderen Unscharf stellen, wenn es mir zu viel wird mit der Anguckerei, das habe ich besonders in der Schule damals lange trainiert.

    Haha, ja, genau das meinte ich als eine der Strategien, die ich erlernt habe.

    For mash get SMASH!

  • Ich bin Zeit meines Lebens nie auf die Idee gekommen anderen in die Augen zu schauen. Nur manchmal so aus Spaß habe ich das gemacht um zu probieren wer am längsten durchhält.

    #metoo :o

    Im Gegensatz zu den meisten hier habe ich es auch nie probiert und gucke auch heute niemanden in die Augen. Mir hat aber auch niemand deswegen je Vorwürfe gemacht, deshalb bin ich auch nie von selbst auf die Idee gekommen.

  • ich kann auch das Gesicht des anderen Unscharf stellen, wenn es mir zu viel wird mit der Anguckerei, das habe ich besonders in der Schule damals lange trainiert. :nod:

    Ich auch. :d

    "He that can take rest is greater than he that can take cities." ~ Benjamin Franklin

    Ich hab mehr Spielwiesenbeiträge als du!

  • bei der ich den Menschen quasi wie ein Bild oder einen Stein betrachte

    Gut formuliert.
    Das tue ich schon auch.....eben wie ich in meinem Garten den Beerenstrauch ansehe oder einer Mücke beim Fliegen zusehe......
    oder im Museum eine Skulptur...
    das kann dann schon mal missverstanden werden als positives Nähewunsch-Interesse. Hm. Da kommt es evl her, dass manche "mehr" an Kontakt wollen als ich.. :roll:
    wenn es nicht das kindliche Gemüt ist oder auch schon mal Hilfsbereitschaft, je nach Fasson.
    Wobei ich denke, darauf zu achten, nicht zu starren oder zu interessiert zu gucken, wenn derjenige zu mir guckt.

    Aber vielleicht fällt dem einen oder anderen auf, dass ich überhaupt auf diese Weise Menschen oder Anderes betrachte an einem offenen Tag.

    Einmal editiert, zuletzt von Linnea (14. September 2018 um 14:46)

  • Wobei ich denke, darauf zu achten, nicht zu starren oder zu interessiert zu gucken, wenn derjenige zu mir guckt.

    Aber vielleicht fällt dem einen oder anderen auf, dass ich überhaupt auf diese Weise Menschen oder Anderes betrachte an einem offenen Tag.

    Das ist ja das Ding. Wir Aspies sind ja für die Außenwelt voller Gegensätze und Widersprüche. Mal extrem extrovertiert, dann wieder total introvertiert, wenn wieder mal das Maß voll ist.

    Auf der Straße oder in der Bahn starre ich Menschen oft an. Ich merke das selbst zuerst gar nicht. Was ich dabei tue, ich: ich versuche, die Menschen 'auszulesen'. Zu erkennen, wie sie drauf sind, etc. Da dabei kein Kontakt stattfindet, habe ich keine Schwierigkeit, sie anzugucken und ich merke oft, wie es ihnen unangenehm ist. Sie machen dann ein Gesicht, starren zurück oder spucken auf den Boden, weil sie sich offenbar provoziert fühlen. Das ist meistens der Moment, an dem ich aufwache und merke "huh, ich starre".

    For mash get SMASH!

  • Ich versuche meinem Gegenüber in die Augen zu sehen, weil ich gelernt habe, dass man das eben so tut. Allerdings fühle ich mich unwohl dabei oder habe Schwierigkeiten, mich auf das Gesagte zu konzentrieren. Wenn es mir zu schwer fällt schaue ich auf die Nasenwurzel, also den Punkt zwischen den Augen, weil ich mal gelesen habe, dass Menschen den Unterschied nicht bemerken. Eigentlich dachte ich, ich hätte das mit dem Blickkontakt mittlerweile ganz gut drauf. Aber dann wurde ich gestern gefragt, warum ich im Gespräch immer wieder kurz zur Seite sehe. Normalerweise ist das wohl ein Anzeichen dafür, dass man lügt, bei mir bedeutet es aber nur, dass ich mich kurz aus dem Blickkontakt ausklinken muss, weil ich sonst vom Gespräch nichts mehr mitbekomme.

  • Oder es wird Desinteresse unterstellt. Aber genau dann, wenn mich das, was der andere sagt, besonders interessiert, vergesse ich erst recht, ihn anzugucken, weil ich sonst die Hälfte nicht mehr mitbekommen würde, müsste ich mich auch noch auf mein Blickverhalten konzentrieren.

    Der andere sollte sich also geehrt fühlen, wenn man ihn möglichst wenig anschaut, denn das heißt, man hört zu :prof: Ist allerdings schwer zu vermitteln und ich habe sowas bisher auch noch niemandem gesagt. Ich versuche dann, durch nicken und kurze Kommentare wie "toll, ja, verstehe" usw. mein Interesse auszudrücken.

  • Ich finde, dass wird heutzutage aber auch überbewertet.
    Klar hat es etwas freundliches, wenn man einem beim Sprechen anguckt, aber mir würde niemals einfallen einer Person deswegen in die Augen zu schauen.
    Das finde ich einfach anstrengend und sehr persönlich.
    Man kann auch eine Person angucken, ohne einen Fokus zu legen. Geht mir zu mindestens so.

    Grüße aus der Pegasus Galaxie. :)

  • Ich habe mir antrainiert in Vorstellungsgesprächen oder ähnlichem Augenkontakt zu halten, wobei ich nie weiß wie lange ich gucken darf. Irgendwann macht es die Leute nervös, wenn man sie die ganze Zeit starr anguckt. Ich versuche dann von Zeit zu Zeit woanders hinzugucken, wirkt aber glaube ich seltsam. Schweife dann oft gedanklich ab und kriege nicht mehr mit was mein Gegenüber sagt, auch wenn ich vorher weiß, dass es wichtig ist.

    Wenn ich allerdings rede, besonders wenn es ein Thema ist was mich interessiert oder mitreißt, gucke ich grundsätzlich seitlich an den Leuten vorbei oder starre auf einen Punkt in der Ferne. Ich könnte mich sonst nicht auf das konzentrieren was ich sagen will, weil ich ständig damit beschäftigt wäre die Mimik meines Gegenübers zu "analysieren". Leider finden viele das unhöflich, einige drehen sich sogar um, weil sie denken, dass ich hinter ihnen irgendwas sehe :nerved:

  • Ich bemerke richtig wie meine Aufmerksamkeit verschwindet, je länger ich Leuten in die Augen schauen muss. Denn, je länger das Gespräch geht, desto öfter kreisen meine Gedanken um die Frage wann ich wieder wegschauen "darf" um eine Pause zu kriegen und wie lange ich dann nicht hingucken muss bevor es unhöflich wird. Augenkontakt fällt mir schwerer bei Leuten, die ich kenne, denn da möchte ich auf keinen Fall unhöflich wirken und schaue extra länger hin. Ich kann mich an die meisten Gespräche hinterher kaum erinnern, weil ich oft nicht mehr richtig zuhören kann. Auch fühle ich, dass das Hingucken sehr viel Energie kostet und ich mich nach dem Gespräch meistens auch nur noch an das unangenehme Gefühl erinnern kann, das durch das Gespräch in mir ausgelöst wurde.

    Wenn ich mit einer Bekannten mit unseren Hunden Gassi gehe, gehen wir nebeneinander und achten auf die Hunde und das ist eine Situation, in der ich gut zuhören kann und auch recht aktiv am Gespräch teilnehme und nicht innerlich darauf hoffe, dass das Gespräch möglichst bald vorbei ist.

  • Mit Augenkontakt habe ich ebenfalls "Probleme", falls man das als Probleme bezeichnen kann. In den allermeisten Situationen denke ich nicht einmal daran, dass vielleicht Augenkontakt angemessen oder wichtig wäre. Erst lange nach einem Gespräch fällt mir dann ein, dass ich vergessen habe, meinem Gegenüber in die Augen zu schauen.
    Augenkontakt an sich empfinde ich als unangenehm, ich habe mich aber noch nicht bis in's Detail damit befasst, warum ich mich dabei unwohl fühle. Einerseits denke ich, dass ich in den Augen einer anderen Person sehr viel sehen würde, was mich belastet. Andererseits fühle ich mich sehr gläsern und durchschaubar, wenn ich Augenkontakt aufbaue.

  • Ich guck erst hin, dann ziemlich schnell weg, um mich besser auf das Gespräch konzentrieren zu können. Weil die Augen viel Extrainformation austauschen, was ja auch verarbeitet werden muss, dann im Raum steht und für Verwirrung sorgen könnte. Aktuell bemerke ich diesen Konflikt zwischen meiner Chefin und mir. Manchmal suche ich regelrecht einen Grund, sie nicht starr anblicken zu müssen, während sie mit mir spricht. Was ich da am besten mache, weiß ich auch noch nicht

    Ein Freund ist jemand, bei dem du dich traust, du selbst zu sein.
    (Pam Brown)

  • Bis vor kurzem hätte ich steif und fest behauptet, dass ich keine Probleme mit Augenkontakt habe.
    Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr "Abweichungen" entdecke ich dann doch.

    Auf der Arbeit war ich ständig in Bewegung, während der pflegerischen Verrichtungen und Dokumentation sind Blickkontakte doch eher flüchtig.
    Wenn ich mich mit meiner damaligen Freundin getroffen habe, war das meistens bei ihr zu Hause und jede von uns hatte ihr Strickzeug in der Hand, auf das wir uns während unserer Gespräche konzentriert haben. Bei Spaziergängen mit meiner ehemaligen Schulfreundin gingen wir ja immer nebeneinander.
    Meine Oma war fast blind, so dass sie mich eh kaum sehen konnte, außerdem trug sie immer eine getönte Brille.
    Bei "direkten" Gesprächen konzentriere ich mich doch eher auf Muttermale, Leber- bzw. Altersflecke, "tote"/ verfärbte Zähne und schaue nur ab und zu kurz in die Augen. Solange mich mein Gesprächspartner nicht direkt ansieht, kann ich aber ganz gut in Augennähe schauen.
    Ich führe auch nur selten Gespräche, bei denen man eine einzelne Person länger ansehen muss. Bei Gruppengesprächen kann man den Blick immer so schön zwischen den verschiedenen Gesprächspartnern hin und her "wandern" lassen.

    Ein relativ unangenehmes Erlebnis hatte ich am Freitag, was ich nie für möglich gehalten hätte. Ich habe während meiner Einkaufsrunde in einem neu eröffneten Schreibwaren- und Bastelladen gestöbert. Dort hat ein Künstler kostenlose Karikaturen von den Kunden angefertigt, und ich wollte auch unbedingt eins haben. Als ich an der Reihe war, setzte ich mich auf den bereitstehenden Stuhl. Dort musste man jeweils für ca. 3 Min. den Künstler direkt ansehen. Schon nach weniger als 1 Minute hatte ich das Gefühl, mein ganzes Gesicht würde fürchterlich zittern und zucken und ich fühlte mich total verkrampft. Damit es nicht ein Horror Portrait würde, habe ich dann statt in das linke Auge des Künstlers auf einen Fleck in der Nähe des Auges geschaut und immer mal kurz zwischendurch weggeblickt, wenn er seine Aufmerksamkeit der Zeichnung widmete. Ich war froh, als die Zeit um war und das Bild trotzdem gelungen ist.

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