Wie viel ist eine selbstdiagnose wert?

  • Hey Ho,

    Also... Ich habe denn Verdacht Asperger zu haben, meine EQ und SQ Werte, genauso wie das "Aspie-quiz" sprechen auch dafür.

    Jetzt frag ich mich, wie viel ist das Wert?

    Ich hatte schon öfters starke soziale (Beziehungs-) Probleme die ich darauf zurück führen kann.
    Aber kann ich das auch so meinem Partner sagen?
    Glaubt man mir das wenn ich " ja nur ein paar Tests im Internet gemacht habe"?

    Danke

    Tschü Tschü

    I´m here, I´m queer, I´m ready to die! <3

  • Ich glaube nicht dass solche Selbsttests Wert haben, aber wenn du somit herausfindest was für dich funktioniert und was nicht, solltest du es deinem Partner sagen.

    Logic is a little tweeting bird chirping in a meadow.

    ~ Spock

  • Jetzt frag ich mich, wie viel ist das Wert?

    Das hängt davon ab - wenn rauskommt "klar kein Aspie" (also deutlich unter dem Cut off), dann kann man es wohl ernst nehmen. Liegt man drüber, heißt das, dass der Verdacht nicht unbegründet, aber noch nicht automatisch richtig ist. Das kann einem nur eine ärztliche Diagnose sagen

  • Meiner Meinung nach ist eine Selbstdiagnose gar nichts wert. Die Tests im Internet können hilfreich sein, wenn man vorhat, eine fachärztliche Diagnostik zu machen, weil man dann zumindest Hinweise hat, dass es möglich ist, autistisch zu sein. Aber - diese Tests würden aber auch bei Menschen mit anderen Störungen, die das Sozialleben beeinträchtigen, hohe Werte erzielen. Vermutlich auch bei Menschen, die gar nicht gestört sondern nur introviertiert sind.

    Aufgrund solcher Tests würde zumindest ich niemanden sagen, ich sei autistisch. Dafür müssen dann die Fachleute her, die es entweder bestätigen oder ausschließen können, denn das kann man selbst nicht, weil einem die objektive Sicht von außen fehlt, man kann nur subjektiv Vermutungen anstellen.

    Deshalb: Wenn du den Verdacht hast, such' dir eine Diagnosestelle in deiner Nähe. Da die Wartezeiten meist recht lange sind, ist es besser, so früh wie möglich damit zu beginnen. Sonst läufst du Gefahr, dich in etwas zu verrennen.

  • Für mich sind solche "Selbstdiagnosen" überhaupt nicht relevant. Lediglich Anlass, um vielleicht eine Diagnostik anzuleiern.
    Und schon gar nicht dient eine Selbstdiagnose als Begründung für Beziehungsprobleme. Da gibt es hunderte andere Möglichkeiten.
    Wenn es Dir wichtig ist (Deine Probleme für Dich zu groß, nicht lösbar etc.) , lass eine Diagnostik laufen.
    Grüsse
    Alys

  • Offiziell ist die Selbstdiagnose nichts wert. Die Gefahr besteht sich dann in etwas zu verennen, das gar nicht da ist und es kann auch passieren, dass man anfängt Eigenarten unbewusst aufzunehmen. Ich hatte meinen ersten Eigenverdacht vor ca. 12 Jahren. Damals hieß es, dass es bei Mädchen kaum existiert und deswegen habe ich es zwar schnell wieder verworfen, aber es blieb doch in den Hintergedanken. Ich habe sehr viel darüber gelesen und konnte immer mehr Erklärungen für mein Leben feststellen.

    Ich würde aufgrund solcher Test auch nicht nach Außen kommunzieren, dass ich autistisch sei. Im Moment bin ich bei einer offiziellen diagnostischen Auflärung, Therapie, war in einer Klinik, bin bei einem Stammtisch regelmäßig und bin im Internet in Kontakt. Bisher hat es keiner angezweifelt. Sicher weiß ich es erst, wenn die Diagnostik abgeschlossen ist.

    Trotzdem habe ich mit meinem Partner darüber gesprochen. Ich denke, du kannst deinen Verdacht schon deinem Partner sagen und er kann auch von Außen dich nochmal anders sehen und beschreiben wie du dich selbst. Unserer Beziehung hat es schon sehr geholfen, dass ich offen mit ihm darüber rede. Zum Beispiel sage und formuliere ich alles, wie ich es denke und meine. Davor hat er, da ich meine Mimik, Sprachmelodie und Betonung nicht anpasse, in manche Aussagen mehr Zwischenbedeutung beigemessen und es kam zu Konflikten, die ein Missverständnis waren. Jetzt weiß er, dass ich es so meine, wie ich es sage, und seitdem sind diese Konflikte beinahe ausgelöscht.

  • Also eine schriftliche Diagnose ist deutlich mehr wert, als eine mündliche, weil das Blatt Papier, auf dem sie steht, tatsächlich einen Wert von bis zu ein paar Cent hat.

    PS: Du kannst die Selbstdiagnose vielleicht auch ausdrucken, sogar mehrmals, das steigert den Wert linear. Viel Spaß

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

    Einmal editiert, zuletzt von Cloudactive (10. September 2018 um 13:10)

  • Jetzt frag ich mich, wie viel ist das Wert?

    Fast nichts, denke ich.

    Glaubt man mir das wenn ich " ja nur ein paar Tests im Internet gemacht habe"?

    Nein.

    Sogar mit Diagnose ist es wahrscheinlich besser zurückhaltend zu sein wem man etwas sagt darüber, es sei denn man unbedingt muss. (Zum Beispiel: Ich habe keine Freunde und meine Ärztin fragte mich warum ich keine Freunde habe und ich habe geantwortet dass ich eine AS Diagnose habe und Geselligkeit etwas zu viel finde und deswegen fehlen mir Freunde. In diesem Fall war es nützlich die Diagnose zu erwähnen, um verstanden zu werden)

    Falls das Thema dich interessiert und du denkst dass du AS haben könntest kannst du dich weiter informieren und überlegen ob das stimmen könnte. Ein paar Internet Tests sind nicht aussagekräftig.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

  • Also ich würde eine selbstgestellte Diagnose nicht für voll nehmen.
    Solche Tests geben nur eine Richtung an, in die man sich mit offizieller Hilfe versichern (oder ausschließen) kann.

    Grüße aus der Pegasus Galaxie. :)

  • Hallo EmilGabriel,

    das Problem bei Laiendiagnosen ist die Art wie sie entstehen. Ein Laie liest etwas zu einer Krankheit, erkennt darin eigene Symptome und glaubt dann er müsse diese KH haben. Wenn ich also höre dass Bäume grün sind und sehe dann ein grünes Auto dann denke ich das muss ein Baum sein. Eine Frau kam mal mit der Frage ob die Pest ansteckend sein, ihre Schwester habe sie. Auf meinen vorsichtigen Zweifel hin gab sie an sie habe es schriftlich, ihre Schwester scheide im Stuhl Yersinien aus und im Internet habe sie gelesen dass Yersinia pestis der Erreger der Pest sei. Was ihr fehlte ist das Wissen um alle anderen möglichen Krankheiten. So konnte ich ihr sagen dass Yersinia enterocolitica ein in Deutschland verbreiteter Durchfallerreger ist.
    Bei Ärzten läuft Diagnostik etwas anders: Aufgrund des Hauptsymptoms erscheint im Hirn des Arztes eine Checkliste was alles an Krankheiten in Frage kommt. Diese werden dann einzeln untersucht und ausgeschlossen bzw. bestätigt. Das kann ein Laie nicht weil ihm der Überblick fehlt. Selbst Fachärzte tun sich schwer wenn ein Patient eine Krakheit aus einem anderen Gebiet hat. Daher sollte der Hausarzt die Weichen stellen.
    Ich bin als Hausarzt auch kein Spezialist für Psychiatrie und habe mich selbst lange für einen schizoiden gehalten weil viele Symptome gepasst haben. Heute weis ich dass ein guter Psychiater das aufgrund der Kindheitsentwicklung ausgeschlossen hätte. Erst mit 37 habe das Asperger-Syndrom kennengelernt und da hat plötzlich alles gepasst. Man muss sich dann systematisch durch die anderen in Frage kommenden Diagnosen durcharbeiten, erst dann kann man einem Ergebnis halbwegs vertrauen. Halbwegs deshalb weil es ja auch in diesem Gebiet immer wieder Neuerungen gibt. Da ich kein Psychiater bin schreibe ich auch nur "VA". Ferner ist es immer sehr schwierig sich selbst diagnostizieren zu wollen, Psychologen müssen deshalb einmal jährlich eine Supervision eines Kollegen durchmachen.
    Die Diagnose war mir aber auch nicht wichtig weil jeder Mensch und jeder Autist sowieso anders ist und andere Eigenarten und Symptome hat. Dies einzeln zu beurteilen und individuell zu behandeln ist wichtiger als den Namen der Schublade zu kennen. Auch ohne korrekte Diagnose habe ich schon in der Jugend die richtigen Beobachtungen gemacht und die richtigen Schlüsse gezogen. Eine Diagnose klärt manches und ist für amtliche Vorgänge wichtig aber sie ist nicht alles.

  • Jetzt frag ich mich, wie viel ist das Wert?

    Nichts.


    Aber kann ich das auch so meinem Partner sagen?


    Können kannst Du schon, aber davon ist abzuraten.


    Glaubt man mir das wenn ich " ja nur ein paar Tests im Internet gemacht habe"?

    Man wird Dich eher nicht für voll nehmen (RW)...

    Ein solcher Test kann eine Vermutung vielleicht ein bisschen (für sich selbst!) bestätigen oder sie verneinen. Mehr aber nicht.

    Das wäre in etwa so wie...
    Ich habe zwischendurch so richtige Heisshungerattacken... Dann sind Käse, Senf, Essiggurken, Yoghurts, Vorgekochtes und all das Zeugs im Kühlschrank nicht mehr vor mir sicher.
    Glaube ich (naiverweise) den zig Seiten inklusive Selbsttests im Internet, dann müsste ich schwanger sein (schwanger=Heisshunger auf alles mögliche und unmögliche gleichzeitig). Tolle Idee... An sich... Wäre ich kein Mann.

    Will schreiben... Solche Selbsttests können bestenfalls dazu dienen beim Hausarzt zu zeigen, das man sich mit der Materie schon ein bisschen beschäftigt hat.
    Aber... Man kann auch dazu neigen, sich wegen dieser Tests in Ideen zu verrennen, die ohne Hand und Fuss (RW) sind. Beschreibungen zu Asperger sind auch bei diversen psychischen Krankheiten zu finden, deren Differenzierung wird einem Laien schwer fallen bis unmöglich sein.

    Wer mit der Herde geht
    kann nur Ärschen folgen :d

  • Jetzt frag ich mich, wie viel ist das Wert?

    Selbst- bzw. Onlinetests sind nicht aussagekräftig. Sie geben lediglich eine mögliche Tendenz an.

    Ich hatte schon öfters starke soziale (Beziehungs-) Probleme die ich darauf zurück führen kann.

    Aber kann ich das auch so meinem Partner sagen?

    Davon ist dringend abzuraten. Probleme mit Beziehungen bzw. Partnerschaften können verschiedene Ursachen haben. Die Liste ist lang.

    Glaubt man mir das wenn ich " ja nur ein paar Tests im Internet gemacht habe"?

    Die Wahrscheinlichkeit dürfte eher gering sein. In Berlin gibt es mindestens eine Anlaufstelle für Autismus-Diagnostik im Erwachsenenalter. Kontaktiere sie, wenn du Gewissheit haben willst.

  • Die Selbstdiagnose ist nicht viel Wert. Als Laie hat man da einfach keinen Überblick, und es gibt zuviel, was ähnliche Symptome hat. Nicht umsonst ist die Diagnostik so schwierig, gerade bei Erwachsenen.

    Außerdem kriegt man selbst gar nicht alle Auffälligkeiten mit. Bei der Diagnostik war ich überrascht, dass ich doch deutlich auffälliger bin, als ich angenommen hatte. Aber so ein Experte weiß auch, wo er hingucken muss.

  • Vorneweg: Ich bin in einer ähnlichen Situation wie du - auch ohne "offizielle" Diagnose, gefangen zwischen zwei Welten (für die normalen bin ich nicht normal genug, für die Autisten ohne Diagnose kein echter Autist).

    Jetzt frag ich mich, wie viel ist das Wert?

    Wert ist immer so schwierig zu beschreiben, da es für jeden andere Werte gibt, auf die er Wert legt.

    Finanziell ist die Diagnose nichts Wert. Du bekommst damit keine Ermäßigungen vom Finanzamt / Arbeitgeber / Sozialamt und wirst damit nicht mehr Geld verdienen. Du hast aber (im Gegensatz zu einer privat gezahlten Diagnose beim Fachmann) auch kein Geld verloren.

    Zeit (eine Resource deren Wert oft vergessen wird) erspart sie dir nicht unbedingt. Du wirst dank ihr eher noch mehr Zeit damit verbringen, über dich und deinen Platz in der Welt nach zu denken. Ob du das auch ohne "Diagnose" gemacht hättest weiß ich nicht, ich vermute mal schon.

    Aber eine solche Diagnose kann dir die Selbstsicherheit geben, deine Probleme die du im Umgang mit anderen hast nicht zwanghaft auf normalem Weg lösen zu müssen. Sie kann ein Schritt auf dem Weg sein, dass du eine Lösung für deine Probleme findest.

    Ich würde dem Partner in deiner Situation nicht erzählen, dass ich Autist bin. Grundsätzlich sage ich das niemandem im echten Leben, aber das ist kommt einfach daher dass ich gemerkt habe dass Leute mit dem Begriff nichts anfangen können. Und wenn man es ihnen erzählst werden sie sich dadurch nicht ändern, es nur in dem Moment wo man es gar nicht brauchen kann wieder raus holen und einen deshalb vorwerfen, dass man doch seine Probleme kenne und nicht genug daran arbeiten würde. Bei langen Beziehungen wo genug Vertrauen da ist erzähle ich auch nicht, dass ich Autist bin. Sondern ich erwähne nach und nach die Probleme die ich so habe - z.B. lieber Mails statt Telefonate, lieber klare Ansagen, keine Ironie ohne Smiley. Das sind klare Aussagen, unter denen die andere Person sich dann etwas vorstellen kann und wo die andere Person dann vor allem auch konkrete Möglichkeiten hat, sich an zu passen. Und es wirkt nicht direkt als Entschuldigung, sondern eher als ein Einblick in den eigenen Charakter, was von Menschen deutlich positiver aufgefasst wird ;)

  • Bei langen Beziehungen wo genug Vertrauen da ist erzähle ich auch nicht, dass ich Autist bin.

    Echt nicht? :o Ich denke, wenn ich mit jemandem zusammenkommen würde, dann würde ich ihm die ganze Wahrheit erzählen. Er soll wirklich wissen, worauf er sich einlässt. Aber dafür muss natürlich genug Vertrauen da sein. Ich hätte auch ein schlechtes Gewissen, einem Partner etwas zu verheimlichen.

    Ich bin, also denke ich.

  • Ich hatte schon öfters starke soziale (Beziehungs-) Probleme die ich darauf zurück führen kann.
    Aber kann ich das auch so meinem Partner sagen?
    Glaubt man mir das wenn ich " ja nur ein paar Tests im Internet gemacht habe"?

    Dass man da einen ernsthaften Verdacht darauf hat, kann man doch bestimmt sagen. Je nachdem wie eng die Partnerschaft ist sollte ein Partner sowas doch auch wissen dürfen?

  • Echt nicht? Ich denke, wenn ich mit jemandem zusammenkommen würde, dann würde ich ihm die ganze Wahrheit erzählen. Er soll wirklich wissen, worauf er sich einlässt. Aber dafür muss natürlich genug Vertrauen da sein. Ich hätte auch ein schlechtes Gewissen, einem Partner etwas zu verheimlichen.

    Die ganze Wahrheit ist ja, dass ich keine Diagnose habe. Damit offiziell kein Autist bin. Würde ich jemandem jetzt erzählen, dass ich Autist bin, würde ich ja lügen...

    So weit, dass ich von einem "Partner" sprechen kann, bin ich bisher so wie so noch nie gekommen. Das würde ich aber auch erst sehr spät sagen, ich bin keiner der ne Wochenendbekanntschaft gleich Freundin nennt ;-). Bei mir sind alles bisher nur gute Freunde, aber auch mit denen möchte ich ja langfristige und faire Beziehungen pflegen. Und bei denen ist eben meine Erfahrung, dass man mit Bekanntgabe der möglichen Diagnose deutlich mehr kaputt macht als es hilft. Autismus / Asperger hat anscheinend einfach einen zu schlechten Ruf.

  • Die ganze Wahrheit ist ja, dass ich keine Diagnose habe.

    Naja, du kannst ja sagen, dass du den Verdacht hast.

    Bei mir sind alles bisher nur gute Freunde, aber auch mit denen möchte ich ja langfristige und faire Beziehungen pflegen. Und bei denen ist eben meine Erfahrung, dass man mit Bekanntgabe der möglichen Diagnose deutlich mehr kaputt macht als es hilft. Autismus / Asperger hat anscheinend einfach einen zu schlechten Ruf

    Das stimmt :( Man muss damit rechnen, dass der andere dann geht. Aber wenn ich weiß, dass der Freund nichts mit mir zu tun haben wollen würde, wenn er wüsste, was ich bin, könnte ich nicht mehr unbefangen mit ihm umgehen. Bei oberflächlichen Freundschaften würde ich es aber auch nicht unbedingt sagen, vor allem dann nicht, wenn es im Kollegenkreis wäre.

    Ich bin, also denke ich.

  • Aber - diese Tests würden aber auch bei Menschen mit anderen Störungen, die das Sozialleben beeinträchtigen, hohe Werte erzielen. Vermutlich auch bei Menschen, die gar nicht gestört sondern nur introviertiert sind.

    Das ist ein guter Einwand, daß die beobachtbaren Symptome stark mit anderen Diagnosen überlappen oder irreführen können.
    Ich selbst habe, bevor ich die Aspergerdiagnose bekommen habe, bei Tests einen 100%-Wert für allgemeine Persönlichkeitsstörungen erzielt und mich dann gewundert, warum alle ein bißchen und keine so richtig passen wollten.

    Autismus / Asperger hat anscheinend einfach einen zu schlechten Ruf.

    Ich denke, daß zu vielen Diagnosen nur die Klischees bekannt sind, weshalb der Ruf dann zu den bekannten Klischees gehört und nicht zu den tatsächlichen häufigen Konflikten, die sich daraus mit dem Umfeld ergeben können. Asperger-Betroffene haben z.B. nicht gerade den Ruf, ihr Umfeld mit Diskutieren und unpassendem, widersprüchliches Benehmen zu irritieren, aber genau das ist mein Hauptkonfliktpotential, auch mit Freunden. Dir empfehle ich, deinen Bekannten und Freunden gar nichts von deiner Vermutung zu erzählen, solange du keine Diagnose hast. Du könntest aber das Gesprächsthema allgemein anschneiden und schauen, wie sie darauf reagieren und darüber denken. So habe ich das früher mit anderen Dingen gemacht, also erst mal sondiert.

    Aber wenn ich weiß, dass der Freund nichts mit mir zu tun haben wollen würde, wenn er wüsste, was ich bin, könnte ich nicht mehr unbefangen mit ihm umgehen.

    Sehr gut formuliert, genauso fühle ich mich immer, wenn einer behauptet mich zu mögen oder zu schätzen. Ich finde es aber wichtig, daß man sich davon nicht zu sehr verunsichern läßt, denn jeder versteckt doch Teile seiner selbst vor anderen, vor allem die weniger vorzeigbaren. Ich glaube, daß die sogenannten normalen Menschen genauso viele Eigenschaften, Gedanken und Einstellungen haben, die mich oder euch abschrecken würden. Solche irritierenden Aspekte sind ja nur kleine Teile der Gesamtpersönlichkeit, aber die meisten Leute denken nicht so differenziert, als daß sie das vom Rest getrennt sehen und bewerten können. Deshalb reicht für die meisten auch ein Verschweigen derselben aus, da sie eh nicht angemessen damit umgehen könnten. Darüber reden sollte man doch nur, wenn schon ein Konflikt oder eine Problematik vorhanden ist und das Reden über eine Diagnose die Situation sogar verbessern könnte. Oder wenn es einen selbst belastet und man mit jemandem darüber reden möchte.

    Einmal editiert, zuletzt von Necroghoul7 (10. September 2018 um 23:56)

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