The Good Doctor - ab sofort auf TV NOW Plus

  • Ich habe nach 20 Minuten vom Weiterschauen Abstand genommen, als Frau spricht mich zwar ein männlicher Aspie-Charakter in einer Serie klar weniger an, war aber halt so nicht meins.

    Einmal editiert, zuletzt von cayen (17. Oktober 2018 um 23:17)

  • Ist sie. In der Serie heißt es immer, dass er Autist sei, von Savant ist da nie die Rede. Er hat ein herausragendes visuelles Gedächtnis und Vorstellungsvermögen, mehr nicht. Da hat irgendein Depp im Sender sein gesamtes Halbwissen zusammengekratzt, um diesen Text zu verfassen.
    Ich fand ihn heute wie schon letzte Woche etwas überzeichnet - manches passt eher zu einem autistischen Kind als zu jemandem, der immerhin ein Studium erfolgreich absolviert hat, da hat man ein Grundgerüst an sozialen Fähigkeiten einfach erlernt oder ist längst gescheitert - aber das braucht es wohl fürs Publikum. Es gibt eben auch Szenen, wo ich denke "ja, das hätte Dir genauso auch passieren können". Heute war es v.a. die Szene, wo die neue Nachbarin an seiner Tür steht mit dem Vorwand, Batterien ausleihen zu wollen, einfach um ihn kennenzulernen, und er ihr die Batterien gibt und dann die Tür zumacht, ohne sich auch nur vorgestellt zu haben - da habe ich sozusagen in den Spiegel geschaut.

    Ja da hätte ich ganz anders reagiert, schien mir total überzeichnet, ist aber wohl halt individuell :)

  • Es gibt eben auch Szenen, wo ich denke "ja, das hätte Dir genauso auch passieren können".

    Bei mir war das heute das nach Feierabend mit den Kollegen ein Bier trinken gehen. Bei sowas habe ich meistens auch dankend abgelehnt oder mich, wenn ich mitgekommen bin, im Lokal unwohl und deplatziert gefühlt.

    Überzeichnet sind jetzt langsam aber sicher die erstaunlich vielfältigen Fähigkeiten und Einsatzgebiete der ärztlichen Kollegen. Die sind sowohl firm in plastischer Deckung von Gesichtsdefekten als auch in Lebertransplantationen, Fötuschirurgie, gynäkologisch/neurochirugischen Operationen und Anwendung vom Herz- Lungenmaschinen. Wow! :irony: Aber das ist etwas, was in den meisten Arztserien der Unterhaltung wegen völlig überzeichnet dargestellt wird.

  • Mir gefällt die Serie nicht so gut, und zwar eben weil Shaun derart überzeichnet ist.

    Allein schon die plötzlich über den Bildschirm wirbelnden Zahlen und Fakten finde ich sehr klischeehaft dargestellt, es nervt mich, dass es in solchen Serien immer wahlweise das oder ein komplett "mysteriöser" Charakter sein muss. Erinnert mich immer ein bisschen an Jimmy Neutron, wenn das verwendet wird.

    Dann zu den sozialen Aspekten: Es ist okay und gut, dass an vielen Stellen durchaus realistische Dinge eingebaut wurden (Wie heute Abend die ständige Wiederholung: "Wir können nicht fliegen" statt einer klaren Artikulation warum, so geht es mir auch oft).
    Aber bin ich denn die einzige, der auffällt, dass er wirklich IMMER fröhlich-optimistisch scheint? Das nervt mich gewaltig. Wenn da ein Mensch stirbt, dann ist mir, auch als (okay, gestatten, 20 Jahre altem, als Kind wäre das sicher anders gewesen) Autist, durchaus bewusst, dass es kein Moment ist, sich über mein eigenes Wissen zum Thema zu freuen, geschweige denn darüber, dass ich weiß, dass sie wahrscheinlich sterben wird. Oder die Sache mit dem Spenderorgan- Ihm ist bewusst, dass es wichtig ist, dass das Organ zeitig ankommt, und dass es ein Problem darstellt, wenn der Flug nicht möglich ist.
    Die wenigsten Autisten würden in dieser Situation freudestrahlend rufen, dass es jetzt nicht möglich sein wird, zu fliegen. Wisst ihr, was ich bekommen hätte? Panik, weil es jetzt keinen Plan gibt, wie wir zeitig zurückkommen.

    Andererseits, und das möchte ich noch mal betonen, gibt es dann immer wieder Momente, in denen ich mich sehr gut wiederfinde, die mich nicken lassen und bei denen ich finde, dass sie sehr gut umgesetzt wurden. Die Situation mit der Gewebeanalyse, in der er seinen Mut zusammen nimmt, die Szene mit der sich vorstellenden Nachbarin, die Batterien braucht (das hätte 1:1 ich sein können), auch die Szenen, in denen Überreizung klar wird, finde ich gut gemacht.

    Ja da hätte ich ganz anders reagiert, schien mir total überzeichnet, ist aber wohl halt individuell :)

    Edit: So viel dazu... Ich dachte eigentlich, dass sie Batterien haben will, er es aber missversteht (Weil er ihr erzählt, dass er im Krankenhaus arbeitet und erst eingezogen ist).

    Schwieriger Fall, ich sehe die Serie ambivalent, werde aber wohl nicht weiterschauen, dafür ist mir Shaun einfach in seiner Gesamtheit ZU naiv und sozial unwissend.

    "Ich? Gescheitert? Niemals!
    ... Ich habe nur 10.000 Wege gefunden, die nicht funktionieren." -Thomas Edison, zumindest so ähnlich

    Einmal editiert, zuletzt von Blaubeere (18. Oktober 2018 um 00:45)

  • Ich fand ihn heute wie schon letzte Woche etwas überzeichnet - manches passt eher zu einem autistischen Kind als zu jemandem, der immerhin ein Studium erfolgreich absolviert hat, da hat man ein Grundgerüst an sozialen Fähigkeiten einfach erlernt oder ist längst gescheitert - aber das braucht es wohl fürs Publikum.

    Ich habe jetzt auch mal eine Folge gesehen, und irgendwie empfand ich hinterher Ärger. Er wird doch dargestellt wie ein Volltrottel, soll aber gleichzeitig ein Studium absolviert haben und in einem Krankenhaus arbeiten. Das passt überhaupt nicht zusammen.
    Es ärgert mich, dass Autisten immer nur so effektheischerisch dargestellt werden statt einmal auch realistisch.
    Als Beispiel kann ich mir wirklich nicht vorstellen, dass jemand, der so intelligent ist, die einfachsten Redewendungen nicht versteht und nachts um 1 oder 2 beim Hausmeister klingelt, nur weil jemand gesagt hat, man können sich "jederzeit" an den Hausmeister wenden. Das ist doch doof. Ich würde denken, jemand mit dem Ausmaß seiner Behinderung würde sicher nicht als Arzt arbeiten.

    Nichtsdestotrotz habe ich mich in manchen Dingen wiedererkannt. Dass die Nachbarin nicht nur Batterien wollte, war mir nicht klar. Ich hätte ihr auf jeden Fall auch nur Batterien gegeben, nur hätte ich vorher nicht so blöd rumgestanden, sondern hätte das sofort gemacht.

    Das Suchen verloren gegangener Gegenstände kann auch bei mir ähnliche Ausmaße annehmen, aber ich kann mich da an einem Punkt auch bremsen, bevor ich durchdrehe.

    Aber bin ich denn die einzige, der auffällt, dass er wirklich IMMER fröhlich-optimistisch scheint?

    Doch, mir ist das auch aufgefallen. Ich dachte, vielleicht ist er so ein Typ, der gelernt hat, immer zu lächeln, weil es als höflich gilt, oder jemand, der einfach immer den gleichen Gesichtsausdruck zeigt, ohne dass er innerlich so fühlt. Sollte die Serie es so darstellen, dass er wirklich selbst dann noch fröhlich ist, wenn jemand stirbt, dann würde das meine Befürchtung bestätigen, dass hier wieder mal Autisten als völlig empathielos dargestellt werden. Ich finde, man muss dann schon mal "hinter die Kulissen" schauen, also auch zeigen, wie die Gefühle sind in so einem Moment, und nicht nur was die Mimik zeigt. Meine Mimik zeigt auch selten, was ich fühle.

    Aber jetzt habe ich ja erst eine Folge gesehen, vielleicht ändert sich meine Einschätzung noch.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Allein schon die plötzlich über den Bildschirm wirbelnden Zahlen und Fakten finde ich sehr klischeehaft dargestellt,

    Das finde ich jetzt nicht so bemerkenswert, das soll ja sein visuelles Denken zeigen. Das ähnelt ein wenig einer Synästhesie - so "lebendig" ist meine zwar nicht, aber wenn es um Zahlen geht habe ich eben auch immer das entsprechende Bild vor Augen.

    Als Beispiel kann ich mir wirklich nicht vorstellen, dass jemand, der so intelligent ist, die einfachsten Redewendungen nicht versteht und nachts um 1 oder 2 beim Hausmeister klingelt, nur weil jemand gesagt hat, man können sich "jederzeit" an den Hausmeister wenden. Das ist doch doof. Ich würde denken, jemand mit dem Ausmaß seiner Behinderung würde sicher nicht als Arzt arbeiten.

    Das meinte ich mit "überzeichnet", und ich weiß auch noch nicht, ob ich das lange aushalte, im Moment finde ich die Serie noch ganz nett.

    Die Situation mit der Nachbarin ist übrigens ein schönes Beispiel dafür, dass es einen großen Unterschied ausmachen kann, ob man eine Situation beobachtet oder selbst beteiligt ist. Ich habe vor dem Bildschirm sofort erkannt, was die Nachbarin wollte, im realen Leben hätte mich die gleiche Situation so überrascht, dass ich ganz ähnlich wie er reagiert hätte. Da schaltet die Überraschung und die Notwendigkeit, jetzt sofort angemessen reagieren zu sollen, schon mal den Verstand aus, und ich "mache dicht". Kaum dass die Tür zu ist, würde ich mich allerdings über meine Blödheit ärgern - dann arbeitet der Verstand ja wieder ungestört. Das ist bei ihm nicht so und ist eben ein Teil der Überzeichnung.

  • Ich denke in den ersten 1-2 Folgen sollte deutlich geworden sein, dass es ihm ganz und gar nicht egal ist, wenn jemand stirbt! Ich verweise da besonders auf seine Familiengeschichte und auch auf die Rede, die er gehalten hat, als er gefragt wurde, warum er Chirurg werden will.

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Also, ich finde die Serie unterhaltsam. Obwohl ich die Darstellung von Dr. Murphy auch ziemlich überzeichnet finde, sagt meine Frau ständig sowas wie "Das kenne ich von Dir!". Meistens an Stellen wo ich denke, dass es jetzt aber wirklich zu krass dargestellt sei. :D

  • Der Charakter ist noch ziemlich jung und ich finde man sollte ihm durchaus die Chance geben, sich innerhalb der Serie anhand von Erfahrungen zu entwickeln. Im Übrigen finde ich es durchaus unterhaltsam, dass er auch schwierige Themen in einem leichtmütig klingenden Tonfall anspricht. Wer denkt das hieße, dass er keine tiefgehenden Emotionen hätte, hat wie gesagt die Serie nicht "sorgfältig" genug gesehen sondern unterliegt dem gleichen oberflächlichen Trugschluss wie die Menschen in seiner Umgebung. Übrigens kann es sogar durchaus hilfreich sein, wenn ein außenstehender Helfer sich in emotional aufgeladenen Situationen nicht mitreißen lässt sondern ruhig bleibt mit fast schon gleichmütig klingendem Tonfall. Das habe ich gerade neulich real erlebt. So kann einem so eine Person an seiner Seite zu haben durchaus Kraft geben.

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Als Beispiel kann ich mir wirklich nicht vorstellen, dass jemand, der so intelligent ist, die einfachsten Redewendungen nicht versteht und nachts um 1 oder 2 beim Hausmeister klingelt, nur weil jemand gesagt hat, man können sich "jederzeit" an den Hausmeister wenden

    Das hätte ich aber auch gedacht...

    Dass er Autist ist, wird übrigens in der 1. Folge vom Krankenhausgremium angesprochen, während sie das Vorhaben kritisieren.
    Es wird von "Autism" und später noch "autistic" geredet, als er in einer späteren Folge einem anderen autistischen Patienten begegnet. (Hab die deutsche nicht gesehen.)

    An einigen Stellen ist es wirklich ein wenig zu krass, aber man muss auch bedenken, dass er nicht gerade leicht betroffen ist und eine ganz andere Lebensgeschichte hat, als normale Menschen.
    Er hatte es sehr schwer in der Kindheit (musste auf der Straße leben) und der Krankenhauschef hat ihn quasi gerettet.

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

  • "Jederzeit" ist ne Redewendung?

    Wobei dass das nicht immer wörtlich gemeint ist, darüber wurde ich schon als Kind mittels Hörspielkasetten aufgeklärt. Frage mich nur noch immer wies manche Leute so unehrlich sind was das betrifft.

    Ich gebe hier aber zu bedenken, dass der Hauptcharakter als Kind offenbar vernachlässigt wurde und dann noch ne Zeit lang auf der Straße gelebt hat. Und wie viel er in der Schule mitbekommen hat von so Dingen ist unklar. Der hat wie gesagt Nachholbedarf eben weil Autisten solche Dinge schwerer so nebenbei lernen.

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Mir gefällt die Serie, ich liebe Krankenhausserien sowieso und ich bin gespannt wie Shaun sich entwickelt. Ich finde mich in einigen Dingen wieder und der Schauspieler macht das gut. Er kann nicht als Beispiel für jeden Autisten dienen.
    Haben Autisten nicht ein Problem mit fehlender/schwacher/unpassender Mimik? Also ich schon. Ich finde, er bringt das ganz gut rüber.

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    Glaub nicht alles, was du denkst.
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  • Nur zur Info: heute kommt "The Good Doctor" auf VOX mit Teil 7: "Der autistische Patient"

    Ich kenne die Serie noch nicht und werde mal reinschauen. Beginn: Gleich nachher, um 20.15 Uhr :)

    Ein Freund ist jemand, bei dem du dich traust, du selbst zu sein.
    (Pam Brown)

  • Heute fand ich es nicht so schlecht. Vielleicht gewöhne ich mich langsam daran.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Ich fand die Szene, wo die Nachbarin ihn umarmt, sehr lebensnah. Genau diese Mischung aus Überraschung und nicht-wissen-wie-reagieren, die er da gezeigt hat, hätte ich in dieser Situation auch empfunden.

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