Früher hab ich ja den Mund nicht aufgekriegt (RW).
Da hatte aber weniger mit Autismus zu tun, denn später hatten ja in den Kommunikationstrainings andere ähnliche Schwierigkeiten, die ich nicht mehr hatte. Und das waren definitiv nicht alles Aspies, die diese besuchten.
Mittlerweile (seit Frühjahr) kann ich sogar smalltalk.
Ich versuche mal aufzudröseln, was alles bei diesem "nicht mit anderen reden können" mit hineinwirkt.
Selbstwertgefühl, Selbstachtung:
Mit geringem Selbstwert (je mehr negative Kommentare in der Kindheit abgekriegt, desto geringer wird er, je nach Sensibilität) wird man sich "niedriger" als die anderen Fühlen und damit oft auch das, was man zu sagen hat. Man ist ja "nicht wichtig".
Doof nur, wenn das mit eine sachlich festgestellten "eigentlich hätte ich ja was tolles zu sagen, krieg das aber irgendwie nicht raus" zusammenfällt - und dann haut man sich selbst wegen zweiterem selbst nochmal auf den Selbstwert.
Angst aufgrund negativer Erfahrung:
Wer eh schon viel kritisiert wurde, wenn er was sagt, wie er das sagt, was er sagt, wird diese Erfahrungen in jegliche Kommunikation mitnehmen.
Kinder kriegen z.B. manchmal kein Wort raus, und werden dann angebrüllt "Jetzt antworrte endlich".
Oder ein Kind erzählt zu schnell, durcheinander, zu laut, zu leise, wird dann dafür kritisiert
"red ordentlich" "komm auf den Punkt" .
Der Erwachsene hat "was besseres zu tun" und sagt "das interessiert mich nicht"....
So ein Kind, egal ob Aspie oder nicht lernt "Ich spreche nicht richtig, die anderen interessieren sich nicht.... und wird versuchen sich diese negativen Erfahrungen zu ersparen.
Hat es dagegen geduldige, interessierte, genauer nachfragende und vllt auch das Erzählte strukturierende Vorbilder, lernt es hier durch Vorbild (Bandura hat dazu was herausgefunden, nichts wirkt stärker), und wird sicherer, auch im Selbstwert.
Mangelnde Übung: Wenn man nicht redet, lernt man nicht reden.
Ein Kind, dass ein paar Erwachsene im Umfeld hat, die zuhören, nachfragen, drauf eingehen usw, und bei dem das "Niedermachen" nicht so extrem und tiefgehend ist, wird irgendwann feststellen "es gibt solche und solche" und sich dann Leute suche, die geeignet sind für Kommunikation.
Hat es ein paar Vorbilder, beobachtet oder nur Kurz erlebt, bleibt aber im "Niedermachenden Umfeld" entwickelt es einen Sinn dafür, wie es richtig sein müsste, kann es aber selbst noch nicht, lernt es irgendwann "das ist für die anderen, aber nichts für mich (in doppelter Bedeutung).
Was dann einerseits dazu führt, dass es Kommunikationsfehler, Gemeinheiten und Ungerechtigkeiten bei anderen erkennt, sogar weiß, wie es richtig sein sollte, sich aber nicht gegen sowas wehren kann und selbst keine Gespräche führen kann.
Am Ende erkennt es natürlich auch, manchmal nur an den Reaktionen, mal im Nachdenken hinterher, was es alles "falsch gemacht hat", und macht sich jetzt mit genau den Worten nieder, mit denen andere das mal gemacht hatten, übernimmt also zu sich selbst das schädigende Verhalten als Denken zu sich selbst.
Und das gibt dann eine Abwärtsspirale.
Ich wusste ja nichts von Aspie.
Meine Ausgangslage "geringer Selbstwert, keine Übung, ein paar Vorbilder, und eine Menge Angst
Es war ein Glück, dass in der 5.Klasse eine Lehrerin, die, als ich über ein SI sprach, intervenierte, als andere mal wieder mobbten, und sagte, sie wolle das jetzt hören, das interessant fand und sagte "Ich freue mich, dass du das erzählt hast".
Ups, es gibt "irgendwo" auf diesem Planeten Menschen, die sich a) interessieren und b) auch noch freuen und c) mich auch noch vor den Idioten so schützen, dass die einfach nicht weitermachen? (Wieso hier die anderen schwiegen, nämlich weil sie "ICH möchte das hören" sagte und nicht so was blödes moralisches und auf Defizite verweisendes wie "Jetzt lasst sie dich mal ausreden" lernte ich erst viele Jahre später.
Na ja, mein SI wurde ja "menschliches Verhalten und Kommunikation".
Super interessant, wie hier Psychologie, Soziologie, Pädagogik, (eigene und Gesellschafts-)Geschichte, Politik und auch Ethnologie und Religion zusammen und aufeinander einwirken.
Hinterher kann man fast alles erklären, und manchmal auch eine Menge voraussagen.
Als Bild: Dschungel ist das Sozial, Tiger steht für andere und deren Kommunikationsweisen und Verhalten.
Doof nur, wenn man voraussagen kann, wo der Tiger um die Ecke kommt, hilft das nicht, den Tiger zu dressieren, wenn er um die Ecke kommt
Mt den paar Erkenntnissen, die ich gewann hab ich mich einfach "in den Dschungel" gestürzt, Trial und Error, und natürlich eine Menge Bisse abgekriegt.
Es fehlten einfach Kenntnisse über den Dschungel und über Tiger und deren Verhalten"
Und dann hab ich dazu "geforscht", "beobachtet" und "gezielter" ausprobiert.
Als ich z.B. die Technik des aktiven Zuhörens kennenlernte, hab ich erst mal überall beobachtet, wo Menschen das so machen und wo nicht und wie es dann weiter ging.
Und stellte fest, ein paar machen das "instinktiv", andere geben das auf, wenn sie sauer sind, und dritte können das auch nicht. Beruhigend.
Ebenfalls beobachtete ich, was danach passierte. Meist lief das dann so wie erwartet, aber es gab z.B. Menschen, die nicht darauf reagierten, sich z.B. einfach weiter aufregen WOLLTEN. Hier lag eindeutig die schief gelaufene Kommunikation an denen.
Busfahrten waren dazu ein prima "Forschungsfeld".
Dann begann ich zu überlegen, wie ich antworten würde, nach dieser Methode. Und mir fiel immer mehr ein. Und dann hab ich das irgendwann auch mal ausprobiert.
Fühlte sich total "künstlich" an, aber der Effekt war enorm. Ich konnte es kaum glauben. Und dann weiter geübt, bis es sich normal anfühlte und ich dieses "Feature" innerhalb der Kommunikation drauf hatte (RW), und dann die nächsten.
Mit Erfolgen wächst natürlich der Mut. Und die Frustrationstoleranz. Und dann wurde dieses "Erkennen, Wissen dazu erwerben, beobachten, überlegen, im Kleinen ausprobieren, Erfolge sichern, Misserfolge auswerten nach "wenn nicht so wie dann", ausbauen, zur abrufbaren Routine machen.
Ich erkannte also allgemeine Regeln und Muster, auch individuelle (Motto: "Du kannst alles über Dschungel und Tiger wissen, aber damit weißt du nicht alles über diesen einen Tiger, der vor dir steht, das musst du erst herausfinden").
Nichts desto trotz war doch heftiges "übrig geblieben", das manchmal wirkte.
Und dann war da ja noch was. Was ich nicht greifen konnte(RW)
Jetzt, wo mir der Unterschied klar ist, wo und wie ich überall anders denke und fühle, worauf ich da achten muss, fällt es mir deutlich leichter, mit NTs zu reden. Aber auch die Unterschiede sind deutlicher.
Am leichtesten, natürlichsten, ist es allerdings mit Aspies,. Da machen dann selbst Empfindlichkeiten aus Vorschädigungen nichts, wenn allgemein das "Kommunikationsklima" passt. Da wird dann geklärt, und dann ist auch wirklich wieder alles gut.
Bisschen wie Wüstenblumen nach Regen, dauert ein paar Stunden, die eine ist etwas schnelller als die andere, aber dann blüht alles
Eine Regel ist immer gültig, egal ob Aspie oder Naspie : Da wo jemand voller Hass und Neid auf andere ist, hast du destruktive, niedermachende Kommunikation, die der andere für normal und angemessen hält, nicht mal merkt, wo er das überall rauslässt, und dir das vorwirft, sobald du das ansprichst.
Die Menge des inneren Hass-Neid-Musters erkennt man an der Menge und Stärke des erscheinenden Destruktiv, das jedoch manchmal rein äußerlich sogar "nett" daherkommt und sich an die Regeln zu halten scheint. Hier fühlt man was, kann es aber noch nicht genau greifen(RW), muss das über längeren Zeitraum beobachten und dann wird das Muster, wie sowas subtil gemacht wird, deutlich.
Etwas schwierig ist anfangs jedoch, zu erkennen, ob es sich wirklich um einen Angriff fühlt, oder eben um eine Vorschädigung. Auf einer Brandwunde tut ja selbst ein sanfter Wind weh.
Da wo sowas ausheilt, erkennt man es aber immer besser. Geht aber nur, wenn man sich erst mal auch vor Wind schützt. Und dann vorsichtig "antestet".
Ebenfalls kann man anhand bestimmter Reaktionen, Formulierungen und Aussagen usw auf "Vorschädigungen durch schädigenden Menschen" rückschließen.
Beispiel: Jemand der sagt "Die Schläge haben mir nicht geschadet" und damit kleinredet, wenn Kinder geschlagen werden, zeigt, wie sehr ihm das geschadet hat und was das für ein Schaden ist. Kleine darf man niedermachen, mit denen soll man kein Mitgefühl haben, und die Idee, mit sowas keinen Schaden anzurichten und sich einzureden, sowas sei normal und sogar "hilfreich", um andere "abzuhärten". Das "Recht der Stärkeren" - das aber nur gilt, wenn man selbst der Stärkere ist. So jeand prügelt aber innerlich auch auf sich ein. Das sieht man natürlich nicht.
@Nowhere Mat
bleiben oder gehen...... ich bin früher viel zu oft geblieben, wenn ich hätte gehen sollen, hatte hier den Anspruch an mich, mich "abzuhärten".
Sei nicht so empfindlich, stell dich nicht so an, halte doch endlich mal durch" - nur zu sich selbst gesagt. (Ich nenn das den "inneren Nazi", mit Anspruch "Schnell wie Windhunde, zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl).
Freudlich gegen sich selbst ist das nicht, und wenn dann andere auf diese Art zu einem unfreudlich sind, triggert das besonders, denn dieser "innere Nazi" gibt ihnen ja unbewusst recht.
Ich versuche heute herauszufinden, wo meine eigenen Sensibilitäten wirklich sind, um diese zu berücksichtigen.
Nur, wenn man gegen was "allergisch" ist, dann ist es keine gute Methode, sich diesem Allergen - und auch noch in großen Mengen - auszusetzen.
Man braucht dann Antihistamine, nur ist das auf Dauer ja nichts und mal vergisst man die und hat sie dann nicht griffbereit.
Oder man schaut, wie weit man mit systematischer Desensibilisierung kommt - manchmal mehr, machmal weniger.
Und ab und zu geht die Allergie einfach weg, weil das, was überhaupt dazu geführt hat, dass man allergisch wurde, auch weg bzw ausgeheilt ist
(Ach ja, ich bin die nächsten Tage wenig online, muss dringend die Facharbeit fertigkriegen.)