Meine erste Therapiestunde- Gespaltene Erfahrung, weitermachen oder nicht?

  • Ich hatte heute meine erste Therapiestunde mit meinem neuen Therapeuten. Dieser befindet sich noch in Ausbildung und das ist für mich in Ordnung. Er war freundlich, bemüht, schien mir aber leider nicht, als würde er sich bisher viel mit AS auseinandergesetzt haben.

    Ein gutes Beispiel ist vielleicht, dass er direkt zum Thema "Soziale Kontakte knüpfen und halten" begann, dass Komplimente immer gut sind und man auch von sich aus Kontakte intensivieren muss.
    Ich sehe ja ein, dass dieser Ratschlag manchen Menschen vielleicht helfen mag, aber ich habe diese Vorschläge schon so oft gehört und kann mir auch beim 20. Mal nicht viel darunter vorstellen. Was soll ich denn komplimentieren- und was nicht? Wann intensiviert man Kontakt- und wie? Was sind da "Zeichen", dass es überhaupt angebracht ist?
    Er hat auf diese Fragen sehr bemüht und freundlich reagiert, versucht, sich anzupassen, schien mir aber auch sichtlich (ge? über?)fordert damit, was meine Probleme waren und welche Ideen an dieser Stelle greifen könnten.


    Am Ende ist es recht "zäh gelaufen" (RW), ich denke, dass er sich sehr viel Mühe gibt und sich bestimmt noch weiter in die Thematik einliest, habe aber auch etwas Angst davor, dass es dauerhaft langwierig und anstrengend für mich wird, meine Schwierigkeiten mit "Alltagstipps" zu artikulieren und erst herauszuarbeiten, warum sie mir nicht helfen / welche Parameter innerhalb des Vorschlages mir unklar sind. Ich weiß noch nicht so ganz, was ich davon halten soll und wie lang es dauert, bis man sich da "zusammengefunden" hat. Ich bin bereit, da auch hinein zu investieren, denn einfach so alles verstehen kann ja niemand. Außerdem mag ich, wie er redet und dass er auch einmal kurz zeichnerisch etwas vermittelt hat (das hat gut geklappt).

    Gibt es hier Betroffene, bei denen der Anfang ähnlich schleppend war? Wie hat sich das bei euch weiterentwickelt? Und welche Tipps habt ihr generell, ob Betroffen oder nicht, was fällt euch dazu ein?

    "Ich? Gescheitert? Niemals!
    ... Ich habe nur 10.000 Wege gefunden, die nicht funktionieren." -Thomas Edison, zumindest so ähnlich

  • Nur ein kurzer Beitrag:
    Mein Psychotherapeut fragt am Anfang immer, ob ich ein aktuelles Erlebnis oder Anliegen hab. Oft will ich aber gar nicht an das aktuelle ran. Aber ich kann mir im Prinzip vorher überlegen, worüber ich sprechen könnte.

    Ein Freund ist jemand, bei dem du dich traust, du selbst zu sein.
    (Pam Brown)

  • Dieser befindet sich noch in Ausbildung und das ist für mich in Ordnung. Er war freundlich, bemüht, schien mir aber leider nicht, als würde er sich bisher viel mit AS auseinandergesetzt haben.

    Er weiß aber ganz explizit, dass du Autistin bist? Zur Sicherheit würde ich das in der nächsten Therapiestunde sofort zu Beginn ansprechen und DEINE Bedürfnisse und Wünsche deutlich machen. Am besten alles in Ruhe aufschreiben, damit du dort nichts vergisst.
    Und ihm auch deutlich klar machen, dass 'normale' Therapien für Autisten nicht geeignet sind.

    Meine Therapeutin war zwar keine Berufsanfängerin, aber kannte sich mit Autismus zu Anfang auch nicht so gut aus. Wir haben gemeinsam gelernt und ich finde das bis heute sehr angenehm.

    ~ Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein. ~

  • Hi, danke für eure Antworten!

    Ja, ich habe direkt zu Beginn geäußert, dass ich eine Doppeldiagnose AS/ADHS habe und wegen AS-/ depressionstypischen Problemen dort bin.

    Ich bin für mich mittlerweile so weit, die nächste Stunde noch einmal abzuwarten und mich dann ggf. am Ende der Stunde noch einmal zu äußern, sollte es ähnlich wie gestern laufen und ich das Gefühl haben, dass es so nicht funktioniert. Per se mochte ich seine Art nämlich und habe das Gefühl, dass es sehr gut laufen kann.

    Und ihm auch deutlich klar machen, dass 'normale' Therapien für Autisten nicht geeignet sind.

    Inwiefern nicht geeignet?

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    ... Ich habe nur 10.000 Wege gefunden, die nicht funktionieren." -Thomas Edison, zumindest so ähnlich

  • Inwiefern nicht geeignet?

    Beispiel:

    Du hast Probleme beim Einkaufen. Du bist dann nervös, unsicher... ergänze selbst...

    Viele Therapeuten arbeiten dann mit der Konfrontationstherapie - so nach dem Motto 'Augen zu und durch'. Was für Angstpatienten mit der Häufigkeit dann immer einfacher werden kann (nicht muss!), wird einen Aspie auf Dauer immer mehr überfordern und die Situation verschlimmern.

    Deshalb wäre es besser, eine Strategie zu finden, wie das Einkaufen für dich einfacher wird. Andere Zeiten wählen, wo der Laden eher nicht so voll ist - ein GEschäft finden in dem keine Musik im Hintergrund läuft - exakte Einkaufszettel schreiben, die das Layout des Ladens einbeziehen usw.


    Ich habe immer schon Probleme in Bussen, Bahnen und Zügen gehabt - U-Bahnen sind am schlimmsten. Durch mehrere verkorkste 'das kann man lernen, da muss man sich dran gewöhnen, wenn man will dann geht das auch' Therapien ist es heute so, dass ich öffentliche Verkehrsmittel allein nicht nutzen kann und mir in der U-Bahn so schlecht wird, dass ich mich übergeben muss.
    Auch da hätte es sicher alternative Möglichkeiten gegeben, als mich in therapeutischer Begleitung zu gewissen Dingen zu zwingen.

    ~ Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein. ~

  • Ja, so schien es mir tatsächlich auch. Ich meinte, dass ich Menschen wenig einschätzen kann, insbesondere im Gespräch, dass ich aber auch nicht wahllos zig Menschen anspreche, weil es mich bis zur Belastungsgrenze bringen kann, mich an Small Talk zu beteiligen, insbesondere mit einem Fremden, der mir ggf. die Hand geben oder mich sogar spontan umarmen will. Noch schlimmer, wenn mehr als eine andere Person gleichzeitig involviert ist.

    Und seine Idee war, dass man soziale Hintergründe und Interaktionen ja einfach durch "Learning by Doing" üben könne und einfach darauf achten, wenn ich merke, dass es mich anstrengt. Nein, ich kann mir in der Situation weder die Verhaltensweisen erklären, sonst würde ich die Probleme ja mit 20 nicht mehr haben, noch gut einschätzen, wann es langsam anstrengend wird. Es ist dann halt irgendwann zu viel, das merke ich wieder, aber dann ist es schon zu spät.

    Keine Ahnung, ehrlich gesagt hoffe ich sehr, dass er die Probleme mitbekommen hat, in seiner Supervision anspricht und es nächste Woche schon etwas besser ist. Gemeinsam lernen ist für mich okay, aber ehrlich gesagt nicht, wenn ich dafür jedes Mal erklären muss, warum mir Alltagstipp X einfach nichts bringt oder für mich nicht anwendbar ist.

    "Ich? Gescheitert? Niemals!
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  • Vielleicht kann Dein Therapeut ja mit Dir zusammen geeignete Strategien entwickeln? Für mich liest es sich so, als ob er genau so schlau ist wie Du. Wichtig wäre halt, dass er nicht permanent versucht, sein System durchzudrücken und Dich mit Maßnahmen zu konfrontieren, die bei NT zwar erwiesenermaßen helfen, bei AS aber sehr unpraktisch sind und in Überforderung enden. Wenn Du den Eindruck gewinnst, dass ihr gut kooperiert, dann könnte das eine erfolgreiche Zusammenarbeit werden. Ich würde Dir deshalb empfehlen, die fünf probatorischen Sitzungen komplett in Anspruch zu nehmen. Möglicherweise triffst Du sonst eine übereilte Entscheidung.

  • Was Leseratte schrieb finde ich wichtig und solche Erfahrungen habe ich auch gemacht.

    Einen richtig passenden Therapeuten und Therapie zu finden (und dann auch noch von Anfang an) scheint mir sehr schwierig. Ich denke inzwischen, dass man sich da vermutlich oft mit "Teilerfolgen" zufriedengeben muss, und es schon gut ist, wenn man stückweise etwas davon hat was weiterhilft. Dass es richtig gut passt ist wohl eher selten.

    Ich meinte, dass ich Menschen wenig einschätzen kann, insbesondere im Gespräch, dass ich aber auch nicht wahllos zig Menschen anspreche, weil es mich bis zur Belastungsgrenze bringen kann, mich an Small Talk zu beteiligen, insbesondere mit einem Fremden, der mir ggf. die Hand geben oder mich sogar spontan umarmen will. Noch schlimmer, wenn mehr als eine andere Person gleichzeitig involviert ist.

    Die eingeschränkte "Belastungskapazität" in Sachen Sozialkontakte macht die Situation schwieriger, und macht es denke ich auch für Therapien (und für die Therapeuten) schwieriger. Sozusagen weniger "Freiversuche", weniger "danebenschiessen" (und lernen durch ausprobieren) möglich, weil jeder Versuch "unverhältnismäßig" viel "kostet". Dieses "die Masse [der Versuche] macht's" und "einfach ausprobieren" lässt sich da eben so nicht umsetzen bzw erfordert einen sehr hohen "Preis". Dadurch wird auch jeder einzelne "Versuch" schwieriger, und es erhöht auch den ("Erfolgs"-)Druck, was es wiederum schwieriger macht.

    Vielleicht könnte vor den "Feldversuchen" stehen, Strategien zum gelungenen (und "kostenärmeren") Ausweichen zu entwickeln. Z. B. eine ('beiläufige'/un-konfrontative/"spielerisch-leichte") "Abwehrstrategie" zu entwickeln gegenüber potentiellen "Umarmern", und eine "Routine" zum vermeiden von Handkontakt. (Beispielsweise kenne ich Menschen, die mit "Namaste" und Händezusammenlegen grüßen - so etwas vermeidet auch gekonnt ein Händeschütteln(müssen). Je nach Kontext kann dies vielleicht etwas "spinnert" wirken, aber es ist nicht unhöflich, respektiert den anderen, und ist tauglich als effektives Handschüttelvermeiden.)
    Im Sinne von die vermeidbaren "Zusatz-Belastungs-Faktoren" zu umgehen / auszuschalten. Und mehr Kapazität für das übrige zu haben.

    Jedenfalls ist das etwas, wo sich der Therapeut anpassen muss, eventuell auch "kreative" Wege gehen, sonst hast du nichts davon.

    Und seine Idee war, dass man soziale Hintergründe und Interaktionen ja einfach durch "Learning by Doing" üben könne und einfach darauf achten, wenn ich merke, dass es mich anstrengt. Nein, ich kann mir in der Situation weder die Verhaltensweisen erklären, sonst würde ich die Probleme ja mit 20 nicht mehr haben, noch gut einschätzen, wann es langsam anstrengend wird. Es ist dann halt irgendwann zu viel, das merke ich wieder, aber dann ist es schon zu spät.

    Ich habe das lange so praktiziert, mit dem "Learning by Doing" und üben (bzw das versucht) ... Manchmal (phasenweise) ging manches sogar. Aber der Preis ...
    Und es ging viel schief. Bis irgendwann gar nichts mehr ging.
    Im Endeffekt "gelernt" habe ich dadurch, permanent über meine Grenzen zu gehen, bis zum Umfallen. ("Alle anderen kriegen das ja auch hin.") Und es ziemlich lange im "Notfallmodus" durchhalten zu können. (Bis auch das nicht mehr ging.)
    Das gut einschätzen wann es (zu) anstrengend wird, kann ich (trotz doppelt so alt) immer noch nicht. Bestenfalls im Nachhinein einsehen, dass es zu viel war. Das möchte ich gerne lernen.

    nicht, wenn ich dafür jedes Mal erklären muss, warum mir Alltagstipp X einfach nichts bringt oder für mich nicht anwendbar ist.

    Wenn es sich echt jedesmal wiederholt, über längere Zeit, geht das nicht.
    Wenn es anfänglich noch öfters nötig ist, zu erklären, könnte es sich auch lohnen, das einige Zeit lang immer wieder zu erklären. Dafür müssen aber in den 5 Probestunden definitiv gute Tendenzen/Entwicklung erkennbar sein, finde ich. Und er sollte auch seinerseits nachfragen, wie es für dich ist - und dir nicht einfach "überstülpen" wie es für ihn (oder seine 'üblichen' Klienten) ist.

    (Vielleicht bin ich da auch etwas zu "großzügig", wenn ich denke von einer Woche zur nächsten so grundsätzliches in sich zu ändern / umzudenken ist vielleicht zu kurz. Aber wenn du die 5 Probestunden nutzt, um zu schauen wie es wird, hat es vielleicht mehr Entwicklungspotential, und hast du ja auch nicht viel verloren (ausser es ist und bleibt jedesmal nur frustrierend), da kannst du immer noch unkompliziert danach woanders eine Therapie suchen.)


    Wichtig wäre halt, dass er nicht permanent versucht, sein System durchzudrücken und Dich mit Maßnahmen zu konfrontieren, die bei NT zwar erwiesenermaßen helfen, bei AS aber sehr unpraktisch sind und in Überforderung enden.

    Das finde ich auch sehr wichtig.

  • Ich wäre vorsichtig mit einer 'normalen' Therapie.
    Ich wurde vor meiner Diagnose jahrelang 'normal' therapiert. Das hat unglaulich viel Frust gebracht und mein Vertrauen in Therapeuten ist weitestgehend dahin.
    Besonders die Berufsanfängerin, die ich als erstes hatte hat sehr viel kaputt gemacht bei mir. Zum Beispiel wollte ich nicht angefaßt werden, daraufhin hat sie mich ständig angefaßt und spezielle Anfaß-Übungen mit mir gemacht. Jetzt ist es noch schlimmer.
    Besonders 'keinen Kooperationswillen' unterstellt bekommen zu haben weil ich die Aufgabenstellungen, die der Therapeut an mich hatte nicht verstanden habe hat mir dauerhaft geschadet, da ich mit sehr viel Motivation rangegangen bin und nur ausgebremst wurde. Wenn man dann irgendwo stehen hat das man nicht mitarbeiten will wird es verdammt schwer noch mal irgendwie ne ordentliche Therapie zu bekommen.
    Der Fokus liegt bei normaler Therapie einfach nicht da wo er sein muss um einem ASS-Betroffenen zu helfen.

    Ich habe jetzt einen Therapeuten, der speziell für Autismus ausgebildet ist (nach 15 Jahren Therapie der erste, der mir hilft!), und immer wieder geht es um die Misserfolge und den Schaden den Therapieformen für Neurotypische angerichtet haben.

    Sei vorsichtig will ich damit sagen.

    Gemeinsam lernen ist für mich okay, aber ehrlich gesagt nicht, wenn ich dafür jedes Mal erklären muss, warum mir Alltagstipp X einfach nichts bringt oder für mich nicht anwendbar ist.


    Der Therapeut lernt sicher viel dabei, aber willst Du Dir das wirklich antun das Versuchtsobjekt zu sein?
    Ich habe nicht davon profitiert das ich das Lernobjekt für Therapeuten war. Die bestimmt, für mich wars jedes mal ne herbe Enttäuschung und hat dazu geführt das ich jede Hoffnung irgendwann mal verstanden zu werden verlohren hatte.
    Erst nach der ASS Diagnose habe ich langsam wieder angefangen zu hoffen das Therapien helfen könnten.

    Einmal editiert, zuletzt von LadyInBlack (19. August 2018 um 05:30)

  • Gemeinsam lernen ist für mich okay, aber ehrlich gesagt nicht, wenn ich dafür jedes Mal erklären muss, warum mir Alltagstipp X einfach nichts bringt oder für mich nicht anwendbar ist.

    Genau das haben meine Therapeutin und ich gemacht - und dabei auch hinterfragt, warum der normale Ansatz bei mir nicht funktioniert. Wie soll ein Therapeut auch lernen, wenn er keine Aspies hat, die ihm ihre Sichtweise nahe bringen (zu allererst das Wichtigste: Kennst du einen Aspie, kennst du EINEN Aspiel Der nächste kann völlig anders sein udn reagieren.

    Aus Büchern kann man sowas nicht lernen - sonst hätten wir schon längst bessere Therapeuten. Allerdings ist es mir auch nie passiert, dass ich ein und die selbe Sache mehrmals erklären musste. Das hätte mich auch genervt.

    Besonders die Berufsanfängerin, die ich als erstes hatte hat sehr viel kaputt gemacht bei mir. Zum Beispiel wollte ich nicht angefaßt werden, daraufhin hat sie mich ständig angefaßt und spezielle Anfaß-Übungen mit mir gemacht. Jetzt ist es noch schlimmer.

    Diese Sorte kenne ich leider auch zur Genüge. Ich denke, dass ein großer Teil meiner Öffis-Phobie daher kommt, dass ich im Beisein von Therapeuten 'lernen' musste, überfüllte Busse und Bahnen auszuhalten. Das hat so gut funktioniert, dass ich heute gar nicht mehr allein in Öffis unterwegs sein kann (was davor teilweise noch möglich war).

    ~ Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein. ~

  • Gibt es hier Betroffene, bei denen der Anfang ähnlich schleppend war? Wie hat sich das bei euch weiterentwickelt? Und welche Tipps habt ihr generell, ob Betroffen oder nicht, was fällt euch dazu ein?

    Sorry, hab nicht gepeilt die eigentlich relevante Frage zu stellen.
    Gibt es in Konstanz oder Umgebung kein Autismus-Zentrum oder warum nimmst Du überhaupt einen nicht-versierten Therapeuten?
    Oder sind die Wartezeiten so lang?
    Oder warst Du da und es gefiel Dir nicht?

    Ich habe nach meiner Diagnose auch einen nicht-versierten Therapeuten genommen weil es in meiner Stadt leider keine Unterstützung für Autisten gibt. Was sich als Fehler und vollkommene Zeitverschwendung herausgestellt hat, da nicht-ausgebildete Leute halt nur im Dunklen stochern.

    Am Ende bin ich dann aber in der nächstgrößeren Stadt im Autismus-Zentrum gelandet. Es ist sehr viel Aufwand für mich dort jede Woche hin zu kommen, aber es lohnt sich diese Mühe auf mich zu nehmen. Es ist vollkommen anders als 'normale' Therapien dort und - ganz wichtig - es hilft!

    Die Therapie dort wird allerdings nicht von den Krankenkassen bezahlt sondern gilt als Eingliederungshilfe und wird von der Stadt getragen in der ich wohne.

    Also falls Du das noch nicht versucht /gemacht hast schau mal wo es das nächste Autismus-Zentrum gibt. Man kann sich da auch erst mal nur beraten lassen.

  • Also ich würde das direkt einfach ansprechen. Gerade wenn er in Ausbildung ist, wird er das verstehen.
    Und wenn nicht, dann weist du woran du bist.
    Mich hätte das auch verwundert.

    Grüße aus der Pegasus Galaxie. :)

  • Was den unfertigen Therapisten angeht, würd ich dem ne Chance geben und wenigstens ein paarmal hingehen.

    Was U-Bahn-Fahren betrifft: ich kann das, aber ich hatte zweimal wen im Freundeskreis, der/die es nicht konnte und wo ich dann gern begleitet hab, also etwa zu gemeinsamen Verabredungen zuhause abholen oder auch mal gezielt einen gemeinsamen Ausflug mit extra langer Strecke. Vieles hat mit Gewohnheiten und Konditionierung zu tun (leider gilt das nicht nur für Erfolgserlebnisse, sondern insgesamt auch für die sozialphobischen Beschwerden beim U-Bahn-Fahren).

    Konfrontationstherapie gehört zum Repertoire vieler Verhaltenstherapisten, aber wenn sie bezüglich autistischen Wahrnehmens und Denkens nicht sattelfest sind, kann das nach hinten losgehen. RW

  • Danke für eure Anregungen.
    Ich werde die fünf Sitzungen wohl wirklich ausprobieren, dabei aber auch klar statuieren, wenn ich mit einem Ansatz aus bestimmten Gründen "nichts anfangen kann" oder mir aktive Probleme durch die Art der Therapie entstehen.

    Eine Konfrontation mit Ängsten vor Berührung oder sozialen Erwartungen würde mich vermutlich auch mehr überanstrengen und abschrecken als sie je Nutzen haben könnte.

    Gibt es eine diskretere Art und Weise, ihm zu sagen, dass es mit Lehrbuchmethoden für NT's nicht funktionieren wird, als es selbst zu sagen? Eine Broschüre oder so etwas?

    @LadyInBlack das nächste Autismuszentrum wäre mind. 2h mit dem Zug entfernt, das ist für mich nicht alltagstauglich, sowohl zeitlich als auch finanziell.

    "Ich? Gescheitert? Niemals!
    ... Ich habe nur 10.000 Wege gefunden, die nicht funktionieren." -Thomas Edison, zumindest so ähnlich

  • Eventuell eine Broschüre zum Thema Autismus.
    Mehr würde mir aber auch nicht einfallen um es nicht direkt zu sagen.
    Aber ich denke, gerade wenn er noch in der Ausbildung ist wird er einen direkten Hinweis nicht falsch verstehen.

    Grüße aus der Pegasus Galaxie. :)

  • wegen AS-/ depressionstypischen Problemen dort bin

    Gibt es eine diskretere Art und Weise, ihm zu sagen, dass es mit Lehrbuchmethoden für NT's nicht funktionieren wird, als es selbst zu sagen? Eine Broschüre oder so etwas?

    Es gibt z.B. eine Art Therapiemanual von Tony Attwood und Michelle Garnett zum Thema Asperger + Depression, "Exploring Depression, and Beating the Blues". Es basiert auf kognitiver Verhaltenstherapie und ist einerseits zum Durcharbeiten in Selbsthilfe geeigenet, kann aber auch mit therapeutischer Unterstützung genutzt werden. Bei stärkerer depressiver Symptomatik wird therapeutische Unterstützung sogar explizit angeraten. Vielleicht wäre das ein Ansatz für euch? (Oder vielleicht taugt die Erwähnung des Buchs zumindest als Gesprächsansatz darüber, dass bei AS evt. die Methoden angepasst werden müssen.)

    “The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.”
    ― Alberto Brandolini

    2 Mal editiert, zuletzt von Turtle (20. August 2018 um 12:24)

  • Gibt es eine diskretere Art und Weise, ihm zu sagen, dass es mit Lehrbuchmethoden für NT's nicht funktionieren wird, als es selbst zu sagen? Eine Broschüre oder so etwas?

    Selbst sagen bevorzuge ich, da kann man es erklären wie es einen selbst betrifft, der andere kann nachfragen und erlebt die Schwierigkeiten in der Kommunikation und Interaktion direkt anstatt sie nur in einem Heft nachzulesen.

  • Gibt es eine diskretere Art und Weise, ihm zu sagen, dass es mit Lehrbuchmethoden für NT's nicht funktionieren wird, als es selbst zu sagen?

    Diskret? Offen, ehrlich, direkt und freundlich wäre besser. Ich habe es meiner Therapeutin mit einem Beispiel erklärt.

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