Folgendes interessiert mich mal.
Ich bin nicht mehr die Jüngste und es ist mir peinlich, sagen zu müssen, dass ich mit meiner Mutter abundzu aneinandergerate.
Ich komme ja mit fremden Menschen besser klar, weil man da vielleicht mehr erlernte Regeln des Anstands beachtet und Respekt walten lässt.
Es ist jetzt nicht so, dass ich kein Respekt vor meiner Mutter hätte. Aber sie fühlt sich einfach so schnell angegriffen. Nichts darf ich sagen, weder necken noch ernst. Vielleicht, wenn ich nur necken will, nimmt sie es immer gleich so ernst, weil ich ja möglicherweise auch hin und wieder autismusspezifische Probleme habe, mich immer adäquat auszudrücken.
Wir telefonieren nicht oft, vielleicht etwa alle 2 Wochen mal. Da wir 500 km entfernt voneinander wohnen, sehen wir uns auch bloß 2x im Jahr, und jedesmal ist irgendeine kleine, blöde Auseinandersetzung.
Sie ist nicht einsam, lebt in 2. Ehe und sie pflegen auch Freundschaften und reisen noch viel.
Ich frage sie gern nach Kochrezepten. Ich weiß, dass ich sie damit ein bisschen nerve, aber ich frage trotzdem gern so 2-3 x im Jahr nach irgendwas: 'wie hast Du das immer so gut hinbekommen?' Sie wird dann unwirsch und sagt: na, dann google doch mal nach. Ich sage ihr dann, dass ich keine Lust habe, nachzugoogeln, weil es oft ein Überangebot an Möglichkeiten gibt und ich das gerne persönlich überliefert hätte.
Bin in diesem Punkt auch gar nicht angewiesen auf meine Mutter, beruflich treffe ich oft auf kochwütige und kocherfahrene ältere Frauen, die geben sehr gern Auskunft und schreiben sogar gern mal ein Rezept auf, extra für mich.
Ich sehe meinen Fehler, sie dennoch zu nerven - ich könnte es einfach einstellen und sie nicht mehr nach solchen Dingen fragen. Oder es akzeptieren, wenn sie sagt, ich weiß es nicht mehr, sonst guck nach.
Sie kann aber auch dulden, wenn ich mal was wissen möchte, und es liebe/bevorzuge, zu hören, wie sie es gemacht hat.
So hält sich das eigentlich die Waage. Ich frage trotzdem hin und wieder, und ab und zu klappt es dann (sie sagt mir, wie sie es in Erinnerung hat, und dann sind beide zufrieden. So ist es optimal.)
Vorhin habe ich sie lediglich gefragt, wie sie immer ihre Trockenpflaumen hinbekommen hat und wollte nur wissen, ob sie es sehr lange, so ungefähr 24 h (mit Unterbrechungen) im Ofen hatte oder nur 2-3 h, und den Rest dann an der Luft.
Ich würde das bei 100° machen. Aber das ist jetzt Nebensache. Mir geht es bei meinem Anliegen darum, wie meine Mutter und ich hier miteinander umgehen.
Sie sagte: Ich weiß jetzt nicht mehr, wie lange das im Ofen war, dann guck doch mal bei Google, wieso fragst Du mich sowas, wo es doch heute so viel Möglichkeiten gibt.
Da sagte ich: Entschuldige, dass ich Dich mal was frage. Dann streng doch mal Dein Köpfchen etwas an, du wirst doch wohl wissen, ob du die Pflaumen den ganzen Tag und über Nacht im Ofen hattest oder es nur so 2-3 Stunden waren!
Dann werd erst mal munter und du kannst mich auch gern zurückrufen, wenn es Dir wieder eingefallen ist (sie hatte gerade geschlafen, als ich gegen 16 Uhr anrief. Wahrscheinlich war sie deswegen auch so unwirsch.)
Also, da war ich ein bisschen sauer, aber was hätte ich sagen sollen? Man muss doch auch mal sich ein bisschen kritisieren und anstacheln dürfen, wenn man das insgesamt nicht so böse meint und es letztlich auch akzeptiert. Ich war ja schon auf den Rückzug. Ich fühle mich so, als dürfte ich sie nur mit Samthandschuhen anfassen (RW) oder - im übertragenden Sinne - am besten gar nicht anfassen. (Nichts sagen. Wenn ich die Klappe halte, fahre ich am besten, so nach dem Motto.)
Findet Ihr, dass ich zu weit gegangen bin?
Sie rief dann extra noch mal an, um mir zu sagen, dass sie so nicht mit sich umspringen lassen will. Ich bedankte mich für das, was sie noch wußte und gesagt hat (dass man das überhaupt im Ofen macht) und war aber emotional etwas aufgebracht, dass sie gleich schon wieder sauer ist und versuchte mich zu verteidigen, legte dann auf, weil ich mich auch nicht vollblaffen lassen wollte. Ich schrieb dann, dass für mich "Streng doch mal dein Köpfchen an" keine Beleidigung ist und "Peace" unten drunter.
Von meinem Stiefvater musste ich mir früher beleidigendere Sachen anhören (a la: du hast deinen Kopf wohl nur zum Haare tragen) und ich habe den Verdacht, dass sie ähnliche Äußerungen von ihm duldet, aber ihre Tochter auf gar keinen Fall sowas sagen darf.
Findet Ihr auch, dass ich mich so schlimm benommen habe, oder kann man sowas durchaus mal zu seiner Mutter sagen, ohne gleich wieder verbockt zu haben?