Erfahrungen mit Elvanse?

  • @erutan

    Vielleicht auf die S3 Leitlinien hinweisen?
    Finde ich auch unverständlich, wieso dein Arzt MPH verschreiben würde aber Elvanse nicht. Sehe da keinen Unterschied zu den Risiken/ Nebenwirkungen, zumal auch beides BTM ist. Vielleicht hat er einfach bedenken, weil es "neu" (für Erwachsene) ist?
    Wenn du MPH nicht verträgst wäre das doch ein eindeutiger Grund für Elvanse (gerade gemäß den Leitlinien). Antidepressiva helfen gegen Depressionen, nicht gegen die Folgen von ADHS (natürlich könnte aber eine Dysphorische Stimmung gebssert werden) -> das wäre vielleicht ein gutes Argument: Elvanse wirkt sich häufig auch positiv auf die Stimmung aus! SSRI wirken sich nicht auf die Aufmerksamkeit aus.


    Link-Tipps:
    Leitlinien auf ADxS
    Leitlinien über zentrales ADHS-Netz (in der Kurzversion: Pharmakotherapie ab Seite 36)
    auch ADxS: Amphetamine oder MPH (u.a. auch Prozentzahlen:

    "Etwa 66 % aller AD(H)S-Betroffenen reagieren auf MPH wie auf Amphetamin-Medikamente gleich gut.
    22 % reagieren besser auf Amphetamin-Medikamente als auf MPH.
    11 % reagieren besser auf MPH als auf Amphetamin-Medikamente.(52)
    Etwa 15 % der AD(H)S-Betroffenen sprechen auf den Wirkstoff D-Amphetamin am Besten an.(53)")

    Auf diesen Seiten findest du bestimmt noch einige andere Hinweise/ Argumente

  • Finde ich auch unverständlich, wieso dein Arzt MPH verschreiben würde aber Elvanse nicht. Sehe da keinen Unterschied zu den Risiken/ Nebenwirkungen, zumal auch beides BTM ist. Vielleicht hat er einfach bedenken, weil es "neu" (für Erwachsene) ist

    Methylphenidat gehört auch zur Stoffgruppe der Amphetamine. Der Wirkungsgrad liegt bei Autisten ca. zwischen 60-70%. (Habe ich mal gelesen). Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass MPH bei mir die gleiche Wirkung erzielt wie Smarties. Keine.

    Elvanse beinhaltet Lisdexamphetamin und ist ein sogenanntes Prodrug und war für Erwachsene bis 2018 glaub ich, nicht für Erwachsene zu gelasen, weil die Missbrauchsgefahr angeblich zu hoch ist. (junge Erwachsene)

    Bis ich es verschrieben bekomme, dauert es leider noch ein wenig, weil ich mich in der Diagnostik befinde. Daher kann ich noch keine Erfahrungen kundtun.

  • @Tux
    Wenn ich mich richtig erinnere, ist das Missbrauchspotential von MPH höher als von Elvanse.
    Da Elvanse zuerst vom Körper verstofffwechselt werden muss, flutet es langsam an/ab. MPH ist da viel "knalliger". Ebenso wenn man es als Droge konsumieren wollen würde. Es macht keinen Sinn, es zu spritzen (oder was auch immer), weil der Wirkstoff eben nicht direkt vorliegt. Es kann kein "high"-Gefühl entstehen.
    Man weiß heute, dass die Gefahr einer Suchterkrankung unter Stimulanzienbehandlung sogar sinkt, statt steigt.

    Für Kinder ist der Elvanse-Wirkstoff schon viel länger zugelassen. Für Erwachsene erst seit letztem Jahr. Aber ich glaube, es hat auch was damit zu tun, wie man Geld damit verdienen kann (oder eben nicht). Die Zulassungsverfahren sind nicht so einfach.

    Es gibt auch Nonresponder. Also Menschen, die nicht (oder nur sehr gering) auf MPH (oder auch Amphetamine) reagieren (obwohl ADHS sicher vorliegt). Die Gründe für das Nichtansprechen sind noch nicht vollständig geklärt. Autismus hat da, soweit ich weiß, nichts mit zu tun. Das ist dann eher Zufall, dass es zusammen fällt.

  • ich nehme selbst kein elvanse, aber ein freund von mir mit einer adhs diagnose. ich hatte mich auch mal mit ihm über das medikament unterhalten, habe ihn auch gerade nochmal angeschrieben, dass er nochmal berichten soll, das könnte ich dann weitergeben.

    Die Kapseln enthalten ein Pulver, das man in Wasser auflösen kann.

    daran kann ich mich noch genau erinnern, dass er dies erwähnt hatte, was bei ihm extreme mundtrockenheit ausgelöst hatte, welche auch durch trinken, gefühlt nicht wegging. ok, eine mögliche nebenwirkung ...

    weshalb ich jetzt hier meinen senf dazugebe (RW), habe eine diagnostizierte schizophrenie, 2006 lies meine damalige verhaltenstherapeutin den begriff ads fallen (etwas fallen lassen - RW), was mich seitdem beschäftigt, wenn ich rückblickend auf die kindheit schaue, ist eigentlich von adhs zu sprechen, habe mich jedoch so zurückgenommen, dass die hyperaktivität nach außen von anderen gar nicht mehr großartig wahrgenommen werden kann, nur motorisch vielleicht. habe mich von menschen zurückgezogen, nach innen. ist nicht gut, brodelnder vulkan und so ...

    auf jeden fall ist laut ICD eine abgrenzung von schizophrenie und ad(h)s nicht möglich, 2 anläufe in der ambulanten psychatrie in der region haben das bestätigt.
    auf jeden fall hatte ich dort in der autismussprechstunde fragebögen beantwortet, die im ergebnis auf eine ad(h)s sypmtomatik hindeuten. mündlich wurde mir das von der besagten stelle bestätigt, alles sehr komisch.


    ich bin gerade in reha und habe jetzt eine anwendung, zeit aus den augen verloren (RW) ... bin noch nicht fertig mit meinen ausführungen ...
    gleich wieder da ...

    „we must never stop watching the sky with our hands in our pockets“
    (the weakerthans)

  • ... auf jeden fall, um es kurz zu machen, meine psychiaterin, erwähnte auch einmal elvanse, dass man das bei mir einmal ausprobieren könnte, ist aber unter den tisch gefallen (RW), weil ich dann 2 monate später psychisch stark angeschlagen war. wenn ich stabiler wäre, könnte man nochmal darüber reden, so hab ich das in erinnerung.
    also stimulanzien bei schizophrenie ... naja.
    habe keine erfahrung mit der einnahme von amphetaminen, hier soll es doch glaube ich auch gegenteilige wirkungen bei ad(h)s lern geben, aber ich wiederhole mich.

    "doctors played your dosage like a card trick
    scrabbled down the hallways yelling "yahtzee" ... " (the weakerthans)

    „we must never stop watching the sky with our hands in our pockets“
    (the weakerthans)

  • auf jeden fall ist laut ICD eine abgrenzung von schizophrenie und ad(h)s nicht möglich

    wieso nicht? habe noch nie von Halluzinationen oder Stimmenhören bei AD(H)S gehört...


    ich stabiler wäre, könnte man nochmal darüber reden,


    kann ich dir auch nur zu raten... Wenn du nicht halbwegs stabil bist, kann dich das besonders am anfang auch "umhauen" (RW). Also z.B. negative Gefühle sehr verstärken. Ich hatte ganz am Anfang einen krassen Nervenzusammenbruch weil meine Wahrnehmung so anders war bzw. ich die Nebenwirkungen garnicht einordnen konnte , dass ich völlig überfordert mit dem Erleben war. Selbst eine meiner betreuenden Personen, die schon einiges an Overloads und Meltdowns bei mir mitbekommen hatte, war erschrocken über meinen Zustand.
    Also immer sehr gut mit dem behandelnden Arzt abstimmen!

  • @kastenfrosch entschuldige, habe das mit der Abgrenzung falsch ausgedrückt ... mir ist gesagt worden, dass es laut ICD bei einer diagnostizierten Schizophrenie, kein ad(h)s zusätzlich, oder nachträglich diagnostiziert werden kann, weil nicht mehr differenziert werden kann. Hoffe das war jetzt verständlicher.

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    (the weakerthans)

  • @Powerfix
    danke für die erklärung :thumbup:

    wenn du stabil bist und deine ärztin es nach so vielen verdachtsmomenten auch anbietet, wäre es vielleicht wirklich ein versuch wert. vor allem, wenn du sehr unter den problemen leidest. "zaubern" kann es aber natürlich auch nicht. manche symptome lindern, aber ganz weg gehen die probleme nicht. ich meine damit, trotz allem nicht zu hohe erwartungen stellen.

  • Mal eine kleine Rückmeldung in der Hoffnung, dass doch noch jemand mit Erfahrungen sich meldet ;)
    Im Internet findet man über Erfahrungen mit Elvanse noch nicht so sehr viel, da es erst seit 2019 über die gesetzlichen Versicherungen zu bekommen ist.

    Ich nehme jetzt seit einigen Wochen Elvanse.
    Ich kann nur jedem raten, mit niedrigen Dosen einzusteigen!! Meine Ärztin hat mir zu viel verschrieben (30 mg weil es die kleinste Tablette ist) und es ging mir erstmal ziemlich mies und ich hatte einen autistischen Vollausraster. Ich war von den Nebenwirkungen doch irgendwie übermäßig irritiert (z.B. habe ich sehr geschwitzt aber nicht kapiert, dass es eine Nebenwirkung ist. es war auch noch teilweise sehr warmes Wetter. deswegen war ich nach einigem Hin und Her mit meiner Kleidung sehr verwirrt. die Überdosierung hat meine Handlungsfähigkeiten aussetzen lassen und meinen ganzen Routinen gesprengt (RW))). Die Dosis wurde dann schnell deutlich nach unten korrigiert, was mir auch sehr viel besser bekam. In den folgenden Wochen konnte ich langsam und schrittweise hochdosieren (max. 5 mg auf 1-2 Wochen). Die Kapseln enthalten ein Pulver, das man in Wasser auflösen kann. Dadurch kann man dann abmessen, wieviel mg man zu sich nimmt. Das Abmessen ist etwas nervig. Laut meiner Ärztin nehmen wohl viele Patientin (reine AD(H)S ohne ASS) viel schneller höhere Dosen. Sie sagte auch mit dem Autismus zusammen sei es schwieriger ("mehr Stolpersteine").

    Ich habe die Rückmeldungen bekommen, dass ich nun sehr viel offener kommunizieren könne und man besser versteht, was ich eigentlich will. Ich bemerke es selbst nicht, da ich es "innerhalb meines Kopfes" ja weiß. Scheinbar konnte ich meine Gedanken vorher nicht angemessen äußern. Da die Aussage unabhängig von verschiedenen Fachmenschen kam, denke ich schon, dass es stimmt.
    Ich selbst bemerke, dass ich einiges an alltäglichen Aufgaben bessser bewältigen kann (die exekutiven Funktionen sind besser).
    Ich finde diesen (subjektiv) intensiven Fokus teilweise aber auch sehr anstrengend und bin schnell müde (vor allem um die Mittagszeit herum, wo der Spiegel im Blut am höchsten ist). Ich muss aufpassen, genügend Pausen zu machen. Ich hoffe, dass sich das irgendwann legt, weil mein Hirn oder auch meine inneren "Arbeitsstrategien" sich anpassen müssen.
    Außerdem ist meine Stimmung insgsamt stabiler und etwas besser als ohne. Das war bei MPH ja leider garnicht so. Meine Selbstregulationsfähigkeiten sind irgendwie besser. Ich kann auf Probleme besser reagieren. Auch kann ich dadurch etwas besser mit Veränderungen im Alltag umgehen.

    Anfängliche Nebenwirkungen wie z.B. schneller Herzschlag, kein Appetit oder das Schwitzen haben sich gelegt. Nebenwirkungen, die mir nicht gefallen sind: trockener Mund (vor allem über die Mittagszeit) und dass ich empfindlicher auf manche akustische Reize reagiere. Letzteres ist etwas seltsam, da es das eigentlich verringern sollte. Bei Medikinet war es auch weniger (also es liegt nicht daran, dass Stimulanzien grundsätzlich nichts für mich wären). Meine Ergotherapeutin hatte noch die Idee, dass mein Hirn vielleicht Geräusche besser aus dem "Geräuschbrei" herausfiltern kann und es mir deswegen so vorkommt. Diese akustische Sensivität finde ich belastend. Ich hoffe, dass es noch weniger werden wird. Sonst weiß ich nicht, ob ich es auf Dauer durchhalten kann. Dass meine Stimmung besser ist, überwiegt diesen negativen Aspekt zur Zeit. Geräuschen kann man immerhin in gewissem Rahmen aus dem Weg gehen, die Stimmung aktiv zu beeinflussen ist da wesentlich schwieriger.

    Ich hatte zunächst "nur" die ADHS-Diagnose und wurde nach gescheiterter Methylpenidat (Concerta) Behandlung mit Elvanse über zwei-drei Jahre behandelt. Die Dosis war aber mit 40-50mg viel zu hoch für mich. Schlafstörungen und Aggression/Wutausbrüche waren auch darauf zurückzuführen. Als die ASS-Diagnose dazu kam beendete ich nach einigen Monaten die Behandlung mit Lysdexampehtamin (Elvanse).

    Später habe ich einen Spezialisten für ASS gefunden und zunächst eine Versuch im Microcdosing mit Aripiprazol (Abilify) gemacht. Dann abgesetzt und eine CBD-Therapie mit minimalem THC-Anteil begonnen nach Dr. Adi Aran (Israelische Studie mit Kindern), verordnet von demselben ASS-Spezialisten.

    Nach ein paar Monaten des Einstellens habe ich zusätzlich Elvanse wieder verschreiben lassen. Ich versuche nun auch hier mit sehr tiefen Dosierungen klarzukommen. Meine Selbstwahrnehmung hat sich mit der CBD-Therapie verbessert, so dass ich nun auch die Wirkung von Lysdexamphetamin besser einschätzen kann.

    Ich habe nun nach anfänglich 10mg auf 5mg reduziert und noch das Gefühl, dass ich überdosiert bin. Die ersten Stunden fühle ich mich sehr gut bis leicht euphorisch. Später bin ich teils zu stark gereizt und habe Stimmungsschwankungen, kann aber gut ein-/durchschlafen. Aktuell nehme ich 2,5mg und finde die Wirkung immer noch intensiv. Ich erinnere dabei an Temple Grandin, welche zum Thema Medikation (mit Antidepressiva o.ä.) meinte: Bei Autismus immer mit einem Drittel bis Viertel der empfohlenen Anfangsdosis beginnen. Ich denke, dass es wichtig ist diesen Grundsatz auch bei ADHS-Medikation bei gleichzeitiger ASS zu berücksichtigen und da allenfalls mit einem Zehntel zu beginnen. Denn die aktuelle Empfehlung bei ADHS zu Elvanse sind mit 30mg beginnen und dann in in 20mg Schritten aufdosieren.

    Wie bei dir habe auch ich das Phänomen mit dem Geräusche wahrnehmen. Ich staune wie präzise du dies formulieren kannst. Auch das mit dem intensiven Fokus der zu Ermüdung führt kommt mir bekannt vor. Fraglich ist ob da allenfalls eine Kombination mit Abilify helfen könnte? Denn die Verbesserung der Exekutivfunktionen ist mir auch ein zentrales Anliegen bei der Behandlung mit Elvanse.

    Ich mache aber teils Wortverwechslungen, auch beim Tastaturschreiben unterlaufen mir mehr Fehler und habe Mühe Informationen abzurufen, bin manchmal für kurze Zeit komplett Blockiert. Da stellt sich die Frage ob ich allenfalls immer noch zu hoch dosiert bin? Zunächst will ich die für mich optimale Dosis mit Elvanse herausfinden bevor ich einen weiteren Schritt erwäge.

    4 Mal editiert, zuletzt von ADHD-Aspie (19. März 2022 um 11:56)

  • Ich habe nun nach anfänglich 10mg auf 5mg reduziert und noch das Gefühl, dass ich überdosiert bin

    Dann setz deine Dosis auf 2,5 mg runter. Mich wundert es, dass du direkt 50mg verschrieben bekommen hast. Elvanse Adult gibt es als 30mg, 50mg, 70mg. Bei der Dosierung fängt man bei der niedrigsten an, also 30mg.
    Dann wird geguckt, ist es zu viel, ist es zu wenig und passt die Dosierung dann an.

    Eine realistische Einschätzung kann i.d.R erst nach mehreren Tagen getroffen werden. Wenn du also nach 3 Tagen das Gefühl hast, die Dosis ist zu hoch und sich das über die restlichen 4 Tage bestätigt, dann wird der Psychiater dir eine niedriger Dosis verordnen. Die Änderung der Dosierung erfolgt nach 7 Tagen, es sei den es treten Nebenwirkungen auf.

    Ich erinnere dabei an Temple Grandin, welche zum Thema Medikation (mit Antidepressiva o.ä.) meinte: Bei Autismus immer mit einem Drittel bis Viertel der empfohlenen Anfangsdosis beginnen. Ich denke, dass es wichtig ist diesen Grundsatz auch bei ADHS-Medikation bei gleichzeitiger ASS zu berücksichtigen und da allenfalls mit einem Zehntel zu beginnen. Denn die aktuelle Empfehlung bei ADHS zu Elvanse sind mit 30mg beginnen und dann in in 20mg Schritten aufdosieren.

    Die Dosierung von Antidepressiva kannst du nicht einfach auf ADHS übertragen. Das sind zwei gänzlich unterschiedliche Sachen.

    Die Empfehlung bezieht sich auf die zu niedrige Dosis. Ich kenne jemanden, dem 30mg zu viel sind. Diese Person löst den Kapselinhalt in Wasser auf und nimmt für die niedrigere Dosierung eine Spritze. Also Spritze in den Saft halten und die gewünschte Menge aufziehen und dann einem Joghurt oder einem Getränk zugeben.

    Manche ADHS'ler benötigen nur eine sehr geringe Dosis, andere wiederum die Maximaldosis. Dazwischen liegen nur sehr sehr wenige.

    Wie bei dir habe auch ich das Phänomen mit dem Geräusche wahrnehmen. Ich staune wie präzise du dies formulieren kannst. Auch das mit dem intensiven Fokus der zu Ermüdung führt kommt mir bekannt vor. Fraglich ist ob da allenfalls eine Kombination mit Abilify helfen könnte?

    Der Fokus ist nicht auf Depressionen zurückzuführen. Abilify war doch ein Antidepressiva oder?
    Der Fokus muss nicht unbedingt vom ADHS kommen. Ein Autist kann sich auch sehr intensiv mit einem, für den Autisten interessantes Thema beschäftigen, so dass er nicht mehr mitbekommt, was um ihn rum los ist.

    Das wird ohne Medikamente, aber mit Ergotherapie (Neurofeedback) behandelt. Der Umgang mit dem Fokus sollte trainiert werden.

    Fokus bedeutet ja nichts anderes als eine äußerst starke Konzentration. Dafür muss das Hirn sehr viel arbeiten und benötigt Energie. Diese "Kopfarbeit" ist nun mal ermüdend und das ist normal. Das ist ähnlich wie sich beim Sport auspowern.


    Ich mache aber teils Wortverwechslungen, auch beim Tastaturschreiben unterlaufen mir mehr Fehler und habe Mühe Informationen abzurufen, bin manchmal für kurze Zeit komplett Blockiert. Da stellt sich die Frage ob ich allenfalls immer noch zu hoch dosiert bin?

    Deine Ablenkbarkeit ist zu hoch und die Aufmerksamkeit zu gering. Das ist kein Zeichen für eine zu hohe Dosierung, sondern eher für eine zu niedrige Dosierung. Die Einschlafstörungen verschwinden mit der Zeit wieder, so bald du an die Medikamente gewöhnt bist.

    Bist du dir sicher, dass deine Wutausbrüche einer zu hohen Dosierung geschuldet sind und nicht eher einer zu schwachen Impulskontrolle? Sind die Wutausbrüche möglicherweise der Frustration geschuldet, weil die Wirkung nachlässt und mit Frustration die Impulskontrolle noch schlechter ist als ohne Frust?

    Die Medikamente verbessern die Impulskontrolle. So ist es zumindest bei mir.
    Eine zu hohe Dosierung bewirkt, dass du müde wirst.

    Ich bekomme Elvanse Adult 70mg und die signifikanten Verbesserungen sind deutlich. Die Wirkdauer besteht den kompletten Tag.
    Bei 50mg war nach 8 Stunden Schluss mit Wirkung und das ADHS wieder voll da. Bei den 30mg hatte ich nur 3,5 Stunden Wirkung und danach war das ADHS wieder voll da.
    Nach Wirkungsende war ich sehr gefrustet und die "Zündschnur" (Impulskontrolle) sehr kurz, wie ohne Medikamente.


    Denn die Verbesserung der Exekutivfunktionen ist mir auch ein zentrales Anliegen bei der Behandlung mit Elvanse.

    Welche exekutiven Funktionen meinst du genau? Durch Medikamente wird die Aufmerksamkeit erheblich besser und das hat positive Auswirkung auf die exekutiven Funktionen. Beispielsweise wird die Handlungsplanung durch Training verbessert und nicht durch die Medikamente selbst.

  • Ein atypisches Neuroleptikum. Indiziert ist es v.a. bei Schizophrenie und Manie. Wird allerdings in der S3-Leilinie zu therapeutischen Möglichkeiten bei ASS auch empfohlen bei diversen störenden Komorbiditäten zu ASS.

    Weiteres zu ersterem: Aripiprazol: Wirkung, Anwendung, Nebenwirkungen - NetDoktor
    Und zu letzterem: 028-047k_S3_Autismus-Spektrum-Stoerungen-Kindes-Jugend-Erwachsenenalter-Therapie_2021-05.pdf (dgppn.de) - Und dann bei der Suchfunktion Aripiprazol eingeben, so heißt der Wirkstoff von Abilify.

    Surprised by the joy of life.

  • Deine Ablenkbarkeit ist zu hoch und die Aufmerksamkeit zu gering. Das ist kein Zeichen für eine zu hohe Dosierung, sondern eher für eine zu niedrige Dosierung. Die Einschlafstörungen verschwinden mit der Zeit wieder, so bald du an die Medikamente gewöhnt bist.
    Bist du dir sicher, dass deine Wutausbrüche einer zu hohen Dosierung geschuldet sind und nicht eher einer zu schwachen Impulskontrolle? Sind die Wutausbrüche möglicherweise der Frustration geschuldet, weil die Wirkung nachlässt und mit Frustration die Impulskontrolle noch schlechter ist als ohne Frust?

    Die Medikamente verbessern die Impulskontrolle. So ist es zumindest bei mir.
    Eine zu hohe Dosierung bewirkt, dass du müde wirst.

    Ich bekomme Elvanse Adult 70mg und die signifikanten Verbesserungen sind deutlich. Die Wirkdauer besteht den kompletten Tag.
    Bei 50mg war nach 8 Stunden Schluss mit Wirkung und das ADHS wieder voll da. Bei den 30mg hatte ich nur 3,5 Stunden Wirkung und danach war das ADHS wieder voll da.
    Nach Wirkungsende war ich sehr gefrustet und die "Zündschnur" (Impulskontrolle) sehr kurz, wie ohne Medikamente.


    Danke für deine Einschätzung und das Teilen deiner Erfahrungen. Ich hatte Einschlafstörungen auch nach zwei Jahren Einnahme bei 40mg. Folglich erachte ich das als ein Zeichen der Überdosierung.
    Ich bin besser in vielen Tätigkeiten ohne Elvanse als mit 40mg oder 50mg: Wegen der Schlafstörungen die das bei mir verursacht. Apropos Schlaf jetzt ist es Zeit für mich.

  • Ich hatte Einschlafstörungen auch nach zwei Jahren Einnahme bei 40mg. Folglich erachte ich das als ein Zeichen der Überdosierung.
    Ich bin besser in vielen Tätigkeiten ohne Elvanse als mit 40mg oder 50mg: Wegen der Schlafstörungen die das bei mir verursacht. Apropos Schlaf jetzt ist es Zeit für mich.

    Ok. Das ist was anderes. Hast du mal MPH oder Atomoxetin probiert?
    Ohne Medikamente dauert es bei mir Abends bis zu 2 Stunden bis ich eingeschlafen bin. Mit Medikamenten lege ich mich ins Bett und bin spätestens nach 15 Minuten eingeschlafen.

    Obwohl ich zur selben Uhrzeit ins Bett gehe, stehe ich zu unterschiedlichen Zeiten auf.
    Wenn ich nachts mal aufs WC' muss, dann kommt es vor, dass das voll ausgeprägte ADHS dafür sorgt, dass der Tag sehr früh anfängt. So wie heute, um 3:30 Uhr. Kurz aufs WC, Top Fit, gut gelaunt und hell wach. So nach dem Motto bin da kann los gehen.
    Anfangs war autistisch genervt davon. Autistisch hat sich daran gewöhnt und sieht es jetzt so: Wer früher aufsteht, hat mehr vom Tag.

    In diesem Sinne gute Nacht bzw. guten Morgen.

  • in punkto ADHS darf man nicht vergessen, dass die Medikamente zwar z.b. den Fokus verbessern können, aber ihn lenken muss man trotzdem noch selbst. Wenn man dies also nie richtig gelernt hat, wird man auch mit dem Medikament noch Probleme haben.

    Ich habe letztes Jahr mal versucht, von 30 auf 50 mg hochzudosieren, was ich allein wegen dem Aufwand mit dem Auflösen und abmessen ziemlich anstrengend fand. Ich glaube, 40 mg wären besser für mich. Bei 50 bin ich auf längere Zeit zu müde. Deswegen bleibe ich erstmal bei 30 mg. Immer selbst Abmessen ist mir echt zu anstrengend. Ich finde es ziemlich blöd, dass es keine 10er-Tabletten für Erwachsene gibt. Ich finde, dass ich nach 3 Tagen nicht beurteilen konnte, ob eine Dosis gut ist. Ich brauche dafür viel länger. Die anfänglichen Probleme mit der Geräuschüberempfindlichkeit sind übrigens verschwunden (Ich bin generell immer noch überempfindlich, aber dieses Ausmaß hatte ich auch vorher schon). Mein Gehirn hat also schon etwas dazu gelernt, wie es die Reize (anders) verarbeiten muss/ kann.

    Ich bleibe dabei, dass mir das MPH eigentlich besser gefallen hatte von der Wirkung her. Aber die Nebenwirkung der schlechteren Stimmung war zu heftig für mich. Dies bleibt bei Elvanse ein sehr positiver Effekt für mich und ich merke ihn immer, selbst wenn ich vielleicht noch garnicht bewusst habe, die Tablette mal vergessen zu haben. An solchen Tagen merke ich, eine (vor allem erstmal innere) Affektlabilität. Meine Gefühle "titschen" viel schneller hin und her. Ich kann sie nach außen ggf. unterdrücken aber innerlich ist es sehr anstrengend. Wie sehr man es äußerlich merkt, kann ich nicht genau sagen, da ich es so oft auch nicht weglasse und ich immer auf Rückmeldungen angewiesen bin. Selbst kann ich meine Außenwirkung nur sehr schlecht einschätzen. Die Tage, wo ich erst im Nachhinein merke, die Tablette vergessen zu haben, finde ich am lehrreichsten, da man am unvoreingenommensten ist.

  • Jetzt habe ich meine Versuche mit Lysdexamphetamin abgebrochen. Die Dosis war schon sehr gering. Mit dem Schlaf hatte ich so keine Probleme mehr und auch nicht, aber diese Wortverwechslungen dauernd und manchmal Mühe mich verständlich ausdrücken zu können. Aber am meisten hat mich gestresst, dass ich negative Stimmungsschwankungen bekam nachmittags und gegen Abend.

    Ich habe mich entschlossen mit Methylpenidat weiterzufahren, damit hatte ich anfänglich ganz gute Erfahrungen gemacht aber dann wohl zu schnell zu hoch aufdosiert - es war mein erster richtiger Versuch mit Stimulanzien. Jetzt probiere ich auch hier mit einer tieferen Dosierung als damals eine Verbesserung der ADHS zu erzielen.

    Mein ASS-Spezialist meint auch, dass er mehrere Patienten behandle die ASS und ADHS haben. Bei dieser Gruppe hätte er mit Methylpenidat häufiger gute Resultate erzielen können als mit Lysdexamphetamin. Allerdings brauche diese Gruppe in der Regel relativ kleine Dosierungen, 18mg bis 36mg pro Tag wären oft schon ausreichend.

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