Erfahrungen mit Elvanse?

  • Hallo, mal an alle die zum Autismus vielleicht auch noch "das große Los" ( :irony: ) mit AD(H)S gezogen haben. (Natürlich auch an alle anderen, ich weiß nur nicht wie sich dann die Möglichkeit dieses Medikament verschrieben zu bekommen ändert ;) )

    Ich habe vor einigen Jahren Elvanse verschrieben bekommen, hat mir sehr gut geholfen, leider haben sich als Nebenwirkungen irgendwann meine Paranoia (war kurz nach dem Tod meiner Mutter, daher emotionale Krise, normalerweise habe ich keine Paranoia) verschlimmert.

    Jetzt habe ich bald mal wieder einen Termin beim Neurologen und würde gerne einen neuen Versuch mit dem Medikament wagen.
    Allerdings stellt sich mir erstens die Frage ob mir der Arzt das Medikament so problemlos verschreiben würde/könnte/dürfte und zweitens mache ich mir etwas Sorgen, dass eventuell wieder Paranoia auftreten könnten. Andere Medikamente (Ritalin, Concerta, Strattera......) haben leider nur sehr bedingt geholfen, bzw hatten so starke Nebenwirkungen (z.B. ununterbrochene starke Kopfschmerzen) dass ich sie absetzen musste.

    Daher die Frage, hat einer von euch schon einmal Erfahrungen mit Elvanse gemacht?

    Hattet ihr Nebenwirkungen die in Richtung Paranoia gingen? Und wie sah es mit der Verschreibung im Erwachsenenalter aus, gab es da Probleme?

    Danke für alle Antworten und Miau :)

    Alice Cooper wohnt in meiner Steckdose

  • Das Thema ist ja schon zwei Jahre alt...
    Ich sollte Elvanse auf Anordnung meiner Krankenkasse testen und habe mich dazu belesen. Wie es scheint, wirkt es sehr unterschiedlich. Im Bezug auf Wirkung an sich, Wirkdauer und auftretende Nebenwirkungen war da von "viel besser als vorher" bis "grauenhaft" alles dabei. Ich bin lieber bei meinem unretardierten Attentin geblieben.
    Da Elvanse inzwischen zugelassen ist und es somit auf Kassenrezept verschrieben werden kann, teste es doch einfach?

  • bei mir hat Elvanse wegen adhs sehr geholfen. Nun bin ich stark irritiert: ist es denn gut oder schlecht,wenn Beides vorliegt? Also adhs und ass. Denn der Literatur nach ist es ja schlecht, bei der Reizüberflutung zusätzlich Stimulanzien zu verabreichen. Kann mir jemand den Lichtschalterknopf zeigen? Ich versteh das nicht.

    Wenn du nicht du selbst bist. Wer bist du dann?

  • @Snoop

    Ich denke nicht, dass Du Dir deswegen Sorgen machen musst. Zumindest grundsätzlich nicht (mit Elvanse kenne ich mich jetzt nicht aus). Autismus und ADHS wird relativ häufig zusammen diagnostiziert und man findet dementsprechend auch viele Erfahrungsberichte von Autisten, die Ritalin oder Medikinet nehmen.

    Ich weiß jetzt nicht, nach welcher Literatur oder Definition Du gehst. Stimulanzien können nach meinem Verständnis ja aber auch beruhigend, entspannend und fokussierend wirken, von daher sehe ich da jetzt kein grundsätzliches Problem mit Stimulanzien und Autismus. Zumal viele Medikamente bei Autisten ohnehin paradox, also genau umgekehrt als erwartet wirken.

  • also wie bei Adhs, auch paradox? Lustig. Danke für die Info, dann haben sich meine Bedenken erledigt.
    Ich habe bisher nur mich auf "Der Junge der zuviel fühlte" gestützt... Für die Aussage, dass man Autisten keine Stimulanzien zusätzlich geben sollte. Dann les ich eben mehr hier und werde wahrscheinlich fündig, wenn du es so empfiehlst.

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  • @Snoop ist vielleicht nur eine Frage der Definition. Grundsätzlich würde ich jetzt auch keinem Autisten raten, Aufputschmittel zu nehmen (ob es aber überhaupt aufputschend wirkt, ist ja nochmal eine andere Frage). Und auf der anderen Seite können auch Substanzen, die von anderen als Beruhigungsmittel angesehen werden, aufputschend wirken. Ich hatte das z.B. oft bei Cannabis, dass die Sorte die andere konsumierten um danach gemütlich auf dem Sofa ein Film zu schauen mir selber genau das unmöglich machte, ich mich stattdessen bewegen musste, nicht schlafen konnte usw.

    Ich habe bisher nur eine Autismus-Diagnose, nehme aber seit einer Weile Medikinet und werde wohl auch mal abklären müssen, ob zusätzlich ADHS vorliegt.

  • Ich habe Elvanse auch probiert. Mich hat es nach einer Eingewöhnungsphase in den Wahnsinn getrieben. Ich war schnell reizbar, unruhig und nervös. Liegt bei mir vielleicht auch daran, dass ADHS bei mir irrtümlich diagnostiziert wurde.
    Habe aber gehört, dass die ganzen Amphetaminpräparate, die man sonst auf dem Schwarzmarkt unter Crystal Meth oder speed kennt, bei ADHS eine paradoxale Wirkung aufweisen. Sollte man aber kein ADHS haben, werden die Medikamante auf lange Sicht Depressionen verursachen. War bei mir nämlich so. Daher lasst eure Finger davon!!!

  • Jaja, wenn man nur ASS hat. Dann ist es klar.
    Ich hatte mich nur eingeklinkt, weil bei mir Beides vorliegt und ich bis vor Kurzem Elvanse genommen habe.
    Das ist eben die Frage, ob es bei Vorliegen beider Störungsspektren sinnvoll ist oder nicht, bzw. ob es eine Möglichkeit gibt, mit Fakten und vernünftigen wissenschaftlichen Gründen sich eine Meinung zu bilden.
    Bis vor 2 Wochen wusste ich nichts von Asperger.

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  • Ok, müssen wir vielleicht ein bisschen ordnen damit es nicht zu Missverständnissen kommt:

    • Ich habe schon häufig von einer paradoxen Wirkung von Medikamenten bei Autisten gehört/gelesen. Ein willkürlich ausgewähltes Beispiel ist das hier: "Dieser Wissenschaftler hatte die paradoxe Wirkung von Valium bei autistischen Kindern untersucht. Das Schlafmittel zeigte bei den Patienten keinen beruhigenden Effekt. Im Gegenteil – es wirkte bei ihnen wie ein Aufputschmittel." (WELT-Artikel) Es gibt da recht viel Diskussionen/Erfahrungsberichte zu einer paradoxen Wirkungsweise bei Medikamenten, die man hier im Forum und bei Google findet, aber das genügt dann natürlich auch nicht einem wissenschaftlichen Anspruch.
    • Ob auch Medikinet/Ritalin/Evanse eine paradoxe Wechselwirkung auf Autisten hat (bei denen nicht zusätzlich auch ADHS vorliegt), weiß ich nicht.
    • ADHS als Diagnose ist bei Autisten im Vergleich zur Normalbevölkerung überdurchschnittlich vertreten, bei Google findet man Angaben von bis zu 50%. Dass diese Autisten, die zusätzlich ADHS als Diagnose haben, Medikinet oder Ritalin nehmen, scheint mir alles andere als unüblich zu sein. Es ist jedenfalls kein Tabu. Wenn Du, @Snoop also Deine ADHS-Diagnose als gesichert ansiehst, brauchst Du meiner Meinung nach nun keine Sorge zu haben, dass Du ein ADHS-Medikament nicht nehmen dürftest, wenn zusätzlich noch Autismus bei Dir diagnostiziert wird. Das sage ich jetzt aber nur im Allgemeinen, ich kann nicht ausschließen dass bei Elvanse wieder alles ganz anders ist als bei Medikinet oder Ritalin, von Elvanse hatte ich bis zu diesem Thread noch nichts gelesen.

    Meine persönliche Sicht ist aber auch, dass es diesen "Lichtschalter" noch nicht gibt. ADHS und Autismus galten mal als gegenseitige Ausschlussdiagnosen, mittlerweile ist man zum Schluss gekommen, dass es eine Überlappung von 50% gibt, vielleicht sind es noch sehr viel mehr. Es gab Kanner-Autisten, Asperger-Autisten, hochfunktionale Autisten usw., mittlerweile ist man zum Schluss gekommen, dass es nur Autisten gibt. Man tappt da insgesamt noch so sehr im Dunkeln, dass ich nicht glaube, dass ein "Autisten sollten keine Medikamente nehmen, die bei Nicht-Autisten aufputschend wirken" in der Form haltbar ist. Wenngleich der Gedanke dahinter natürlich richtig ist und es auch gutgemeint ist. Aber es sollte m.M.n. nicht in Deinem Fall dazu führen, dass Du Dir jetzt deswegen Sorgen machst.

  • Danke. Ich habe heute morgen freiwillig gearbeitet, bemerkt dass ich es brauchte und nach einer Elvanse Tablette weitergemacht. Es ist nichts Schlimmes passiert, wie seit einem Jahr nicht.
    Vorher hatte ich ca. 1,5j (Zeitangabe ungefähr, ohne Gewähr) Medikinet, dann habe ich psychotische Schübe bekommen. Das Medikinet hat sich mit dem Antipsychotikum nicht vertragen. Seitdem ist es wieder einigermaßen ok, aber ich hüte mich davor, das Antipsychotikum abzusetzen.
    Das ist manchmal schwierig, sich damit abzufinden, die Ursache für etwas nicht sicher zu finden, wenn man es dauernd versucht. Auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass es mit der Belastung der Psychotherapie zu tun gehabt hat.
    Es geht mir jedenfalls damit gut, danke für die Fürsorge.

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  • ich habe ADHS und ASS sicher diagnostiziert.
    Ich komme bzgl. meiner Reizüberflungsprobleme mit Medikinet sehr viel besser im Leben klar (für mich der Hauptgrund es zu nehmen). Außerdem bin ich fokussierter und nicht mehr so zappelig. Leider hatte ich andere Nebenwirkungen.
    Nun möchte ich Elvanse ausprobieren. Ich bin mal gespannt, wie es wird. Ich stecke noch in den Vorbereitungen (Blutbild usw.)
    Tavor wirkt auf mich übrigens "normal" beruhigend.
    Ich konsumiere keine Drogen o.ä. (nur die ärztlich verschriebenen Medikamente).

  • Mal eine kleine Rückmeldung in der Hoffnung, dass doch noch jemand mit Erfahrungen sich meldet ;)
    Im Internet findet man über Erfahrungen mit Elvanse noch nicht so sehr viel, da es erst seit 2019 über die gesetzlichen Versicherungen zu bekommen ist.

    Ich nehme jetzt seit einigen Wochen Elvanse.
    Ich kann nur jedem raten, mit niedrigen Dosen einzusteigen!! Meine Ärztin hat mir zu viel verschrieben (30 mg weil es die kleinste Tablette ist) und es ging mir erstmal ziemlich mies und ich hatte einen autistischen Vollausraster. Ich war von den Nebenwirkungen doch irgendwie übermäßig irritiert (z.B. habe ich sehr geschwitzt aber nicht kapiert, dass es eine Nebenwirkung ist. es war auch noch teilweise sehr warmes Wetter. deswegen war ich nach einigem Hin und Her mit meiner Kleidung sehr verwirrt. die Überdosierung hat meine Handlungsfähigkeiten aussetzen lassen und meinen ganzen Routinen gesprengt (RW))). Die Dosis wurde dann schnell deutlich nach unten korrigiert, was mir auch sehr viel besser bekam. In den folgenden Wochen konnte ich langsam und schrittweise hochdosieren (max. 5 mg auf 1-2 Wochen). Die Kapseln enthalten ein Pulver, das man in Wasser auflösen kann. Dadurch kann man dann abmessen, wieviel mg man zu sich nimmt. Das Abmessen ist etwas nervig. Laut meiner Ärztin nehmen wohl viele Patientin (reine AD(H)S ohne ASS) viel schneller höhere Dosen. Sie sagte auch mit dem Autismus zusammen sei es schwieriger ("mehr Stolpersteine").

    Ich habe die Rückmeldungen bekommen, dass ich nun sehr viel offener kommunizieren könne und man besser versteht, was ich eigentlich will. Ich bemerke es selbst nicht, da ich es "innerhalb meines Kopfes" ja weiß. Scheinbar konnte ich meine Gedanken vorher nicht angemessen äußern. Da die Aussage unabhängig von verschiedenen Fachmenschen kam, denke ich schon, dass es stimmt.
    Ich selbst bemerke, dass ich einiges an alltäglichen Aufgaben bessser bewältigen kann (die exekutiven Funktionen sind besser).
    Ich finde diesen (subjektiv) intensiven Fokus teilweise aber auch sehr anstrengend und bin schnell müde (vor allem um die Mittagszeit herum, wo der Spiegel im Blut am höchsten ist). Ich muss aufpassen, genügend Pausen zu machen. Ich hoffe, dass sich das irgendwann legt, weil mein Hirn oder auch meine inneren "Arbeitsstrategien" sich anpassen müssen.
    Außerdem ist meine Stimmung insgsamt stabiler und etwas besser als ohne. Das war bei MPH ja leider garnicht so. Meine Selbstregulationsfähigkeiten sind irgendwie besser. Ich kann auf Probleme besser reagieren. Auch kann ich dadurch etwas besser mit Veränderungen im Alltag umgehen.

    Anfängliche Nebenwirkungen wie z.B. schneller Herzschlag, kein Appetit oder das Schwitzen haben sich gelegt. Nebenwirkungen, die mir nicht gefallen sind: trockener Mund (vor allem über die Mittagszeit) und dass ich empfindlicher auf manche akustische Reize reagiere. Letzteres ist etwas seltsam, da es das eigentlich verringern sollte. Bei Medikinet war es auch weniger (also es liegt nicht daran, dass Stimulanzien grundsätzlich nichts für mich wären). Meine Ergotherapeutin hatte noch die Idee, dass mein Hirn vielleicht Geräusche besser aus dem "Geräuschbrei" herausfiltern kann und es mir deswegen so vorkommt. Diese akustische Sensivität finde ich belastend. Ich hoffe, dass es noch weniger werden wird. Sonst weiß ich nicht, ob ich es auf Dauer durchhalten kann. Dass meine Stimmung besser ist, überwiegt diesen negativen Aspekt zur Zeit. Geräuschen kann man immerhin in gewissem Rahmen aus dem Weg gehen, die Stimmung aktiv zu beeinflussen ist da wesentlich schwieriger.

  • Ich (ASS + ADHS) wäre sehr an Elvanse interessiert, bekomme es aber nicht verschrieben, weil die Rezeptmaschine bei ADHS auf Methylphenidad fixiert ist. Die wiederholten Hinweise dass ich auf Methylphenidad nicht reagiere (war schon in Kindheitstagen so - daher gabs Amphetaminsaft) werden damit parriert dass ich Antidepressiva nehmen soll.

    Wenn also jemand eine Argumentation hat mit der er seinen engstirnigen Arzt überzeugen konnte, wäre ich daran interessiert.

    & bevor es heißt "wechsel den Arzt": Ich wohne aufm Land, da ist jeder Facharzt min. 45 Minuten entfernt und ich habe nicht die Kraft für jeden Praxisversuch erst drei Monate auf einen Termin zu warten um anschließend Dinge wie 'ADHS gibts nicht bei Erwachsenen' zu hören zu bekommen, oder mir chronischer Cannabis Abusus unterstellt wird, weil ich zuhause täglich *verschriebenes* Cannabis wg. chronischer Schmerzen nehme. Dieses immer wieder neue Hoffnung schöpfen und dann mit der Bratpfanne eins ins Gesicht (RW) zu bekommen strengt unheimlich an.

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