Wo kann man sich am besten auf Asperger testen lassen?

  • Hallo, unsere Tochter 20 Jahre, möchte sich nun auch auf Asperger testen lassen. Ihre beiden Brüder sind vor 3 Jahren getestet worden, aber dort wollen wir nicht mehr hin, da der nicht daran glaubt, das Frauen auch genauso betroffen sein können :m(: .
    Der neue Psychiater, der sich auskennt, hat keine Zeit mehr für sie und da sie ja bald 21 ist, soll sie nun zu einem „normalen“ Psychiater gehen.
    Es sollte aber jemand sein, der sich mit Autismus auskennt, also auch mit Frauen, die es geschafft haben, über Jahre nach außen zu funktionieren.
    Auch wäre es gut, wenn es nicht zu lange dauert, bis sie dort einen Termin bekommt, denn sie braucht eine Diagnose für Ihre Ausbildung, damit sie dort Nachteilsausgleich bekommen kann.
    Also, wir sind bereit auch 200-300 km mal zu fahren. So wäre es im Umkreis von NRW, Aachen bis Bremen, Frankfurt, Dortmund.... möglich.
    Gerne ein Psychiater in einer eigenen Praxis, es geht aber auch eine Klinik.
    Habe den Tipp bekommen, nach Herdecke zu fahren. Wer war schonmal dort?
    Danke für die Hilfe

  • wo in Herdecke meinst du denn? Meine Tochter wurde in Herdecke diagnostiziert, das war allerdings als sie 13 Jahre alt war und eben bei einem Kinder- und Jugendpsychiater. Das kommt wohl bei euch eher nicht in Frage?
    Ansonsten kenne ich nur noch das Gemeinschaftskrankenhaus?

  • Ich kann dir nur jemanden in Potsdam empfehlen, auf den deine Wunschkriterien zutreffen....bis auf die Entfernung eben. Aber dafür hat er auch Ahnung und Erfahrung und weiß, worauf er achten muß. Er hat bei einer Freundin die richtige Diagnose gefunden, nachdem sie mehrere Therapeuten und sogar eine Tagesklinik (unbewußt) getäuscht hatte. Bei mir war er auch der einzige, der erkannte, was mein Problem ist.

  • Es gibt sogar eine Adressliste auf der Aspies.de homepage:
    https://aspies.de/adressen.php

    Die Autismussprechstunde in Köln - müsste Prof. Dr. Vogeley sein - war schon ein Thema als ich (erstmals) vor 10 Jahren hier ankam.
    Wenn da niemand wirkliche Gegenindikatoren hat wäre das wohl die etablierteste Stelle in Reichweite.
    Aber allgemein ist die Auswahl in NRW recht gut, gerade mit deiner Fahrbereitschaft.

  • Danke schonmal, habe jetzt mal die Klinik in herdecke und Dortmund angeschrieben. Mal schauen, ob die sich melden.
    Es ist halt schon wichtig, dass die sich wirklich mit Autismus auskennen, denn leider haben wir es bei unseren Söhnen schon so erlebt, dass die nur meinten, sie hätten Ahnung.
    Auch ist es gut, wenn wir schnell einen Platz finden, da sie eine Diagnose für ihr Weiterkommen in der Ausbildung benötigt. Sie muss sich entscheiden, ob sie weiter machen kann, ob und welche Nachteilsausgleich sie bekommen kann, ob das bafögamt noch länger zahlt...
    Oft dauert es ja gerade in Kliniken sehr lange bis man dort einen Termin bekommt. Aber ein Psychiater muss sich halt wirklich gut auskennen, vorallem mit Frauen, die lange und gut kompensiert haben.

  • Also ich war in Dortmund und habe mich da recht gut aufgehoben gefühlt.
    Die haben sich auch sehr schnell auf meine Mail gemeldet und mich auf die Warteliste gesetzt. Die Wartezeit ist natürlich lang.
    Ich würde außerdem in Köln anfragen.

    Was die Kompensation angeht: die brach bei mir unter Stress während des Gesprächs nahezu komplett zusammen, obwohl die Psychologin wirklich nett war. Da würde ich mir jetzt nicht so viele Gedanken machen.

    Einmal editiert, zuletzt von Jenna (19. Juni 2018 um 15:41)

  • Aber ein Psychiater muss sich halt wirklich gut auskennen, vorallem mit Frauen, die lange und gut kompensiert haben.

    In Dortmund kennen sie sich aus - sogar, wenn man mehr als ein halbes Jahrhundert kompensiert hat. Aber die Wartezeiten sind halt lang. Am besten in die Mail schreiben, warum der Termin möglichst bald sein soll. Ich habe gehört, dass Jugendlich in Schule und Ausbildung oft vorgezogen werden dort.

    ~ Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein. ~

  • Es ist halt schon wichtig, dass die sich wirklich mit Autismus auskennen, denn leider haben wir es bei unseren Söhnen schon so erlebt, dass die nur meinten, sie hätten Ahnung.

    Sorry, aber das klingt so, als wärst Du der Meinung, dass all diejenigen "keine Ahnung" hätten, die nicht die von Dir gewünschte oder verlangte Diagnose aussprechen.

  • Ich bitte mal darum, meinen Beitrag nicht als wertend zu nehmen, es soll auch niemanden im speziellen ansprechen. Aber ich versteh da was nicht, was ich jetzt heute schon mehrfach gelesen habe.

    Darf ich mal eben fragen, was "Kompensieren" speziell bei Frauen bzw. weiblichen Aspies sein soll? Ja - ich habe Aspergirls gelesen, auch wenn ich das Buch ziemlich amerikanisch fand.

    Kompensieren macht doch jeder, egal ob NT oder Autist oder männlich oder weiblich. Der eine mehr und der andere weniger. Denn irgendwann hat man mit seiner evtl. eigenwilligen Art soviel negatives Feedback eingesammelt, dass man sich entweder zurückzieht oder sich anpasst.

    Wenn ich mich so gut anpassen bzw. meine Probleme kompensieren kann, so dass Aussenstehende nichts mehr merken, bin ich dann noch Aspie?

    Anpassen bedeutet für mich normaler, offener Umgang mit Mitmenschen, keine Probleme einen Beruf zu erlernen und vor allem Arbeit und Alltag durchzuhalten, normale Partnerschaft im Sinne von Kind und Partner. OHNE regelmäßige Zusammenbrüche, Fluchttendenzen, Ghosting und Ausrasten, Hinwerfen von Jobs ect.

    Ich kann es leider nicht so, ich bin oft sehr anstrengend für andere. Ich habe nicht nur einmal alles stehen und liegen lassen und bin weggegangen, weil mir im Meltdown alles zu viel wurde. Das letzte mal war es ein Umzug in ein anderes Bundesland, weil ich nicht mehr in meiner Heimatstadt sein wollte und konnte. Ich sehe vielleicht aus, als würde ich kompensieren, aber sobald man sich meine Lebenslauf ansieht, stellt man sofort fest dass da was nicht stimmt.
    Und das trifft doch auf viele Aspies zu, sobald man genauer hinsieht.

    Also was ist kompensieren? Das Verdecken und Verschweigen seiner Eigenheiten, die ja doch bei genauerem Hinblick auffallen wenn sie stark genug ausgeprägt sind?

  • Wenn ich mich so gut anpassen bzw. meine Probleme kompensieren kann, so dass Aussenstehende nichts mehr merken, bin ich dann noch Aspie?

    Ja! Wenn das nur zeitweise, in bestimmten Situationen oder mit bestimmten Leuten klappt, und wenn es Anstrengung kostet.

    Also was ist kompensieren? Das Verdecken und Verschweigen seiner Eigenheiten, die ja doch bei genauerem Hinblick auffallen wenn sie stark genug ausgeprägt sind?

    Ja. Kompensieren ist z.B. wenn man versucht, in einem Gespräch normal zu erscheinen, obwohl im Kopf während dem Gespräch ganz andere Sachen ablaufen als bei anderen.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Also, wir haben nun einen Termin in Herdecke, leider erst im November, aber immerhin.
    Ja, ich habe schlechte Erfahrungen gemacht mit Psychiatern, die meinten sich auszukennen, aber nur mal einen chrashkurs gemacht haben, uns aber erzählen wollen, wie es richtig geht. Bei näherem nachfragen stellt sich dann heraus, dass sie immer so vorgehen, dass Aspis lernen müssen sich anzupassen oder man kein Aspi sein könne, wenn man... kann.
    Leider kennen sich nicht alle mit Aspergern gut aus und vorallem nicht mit gut kompensierenden nicht. Aber genau darum geht es ja, dass jemand genau schaut uns sich die Zeit nimmt. Aber der muss halt auch Aspifrauen kennen und erkennen.

    Kompensieren ist halt zweigleisig. Es ist solange gut, wie es mir hilft mit der Gesellschaft klar zu kommen. Wo ich zb smalltalk mache, auch wenn ich den Sinn nicht verstehe und es mir auch nichts bringt... . Wenn ich aber zu lange mich verstelle, dinge mache, die mich zu sehr stressen,- arbeiten gehe und abends oder am Wochenende nur im Bett liege, damit ich die nächste Woche wieder schaffe..., dann ist es auf Dauer nicht gut sondern sehr schädlich. Dadurch werden viele krank, aggressiv oder depresiv und irgendwann geht garnichts mehr.
    Wenn Ärzte aber von mir verlangen, dass ich doch noch mehr kompensieren soll, weil ich das ja könne, dann ist dies schon Grenzwertig. Wenn sie nicht den Unterschied erkennen, ob ich etwas intuitiv kann oder nur durch große Anstrengung und sie dadurch glauben, ich sei kein Aspi, kommen viele falsche Diagnosen zustande.
    Es gibt halt einige Aspis, die sehr „typisch“ wirken und andere, bei denen man es kaum auf den ersten Blick erkennen kann. Zu behaupten, die seien alle keine Aspis, ist schlimm. Da braucht es halt Menschen, die sich auskennen. Rainman als Autist zu erkennen ist halt keine Kunst.

  • Du schreibst jetzt "wir haben nun einen Termin". Wer geht denn jetzt in Diagnostik? Nur dein Kind oder du auch?
    Geht ihr jetzt in die Klinik oder zur niedergelassenen Praxis?

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