Schwierigkeiten beim Führen eines Gesprächs

  • Mich würde mal interessieren, was ihr bisher so alles an Erfahrungen mit Gesprächen gemacht habt. Womit habt ihr Probleme und wie geht ihr damit um? Was hat euch (nicht) geholfen? Ich fange mal mit meinen eigenen Erfahrungen an:

    • Bei Einzelgesprächen gehen mir normalerweise schnell die Gesprächsthemen aus und es kommt ein unangenehmes Schweigen auf. Ich versuche dann mit aller Kraft auf einen Anknüpfungspunkt an das bisherige Gespräch oder auch einen Themenwechsel zu kommen, aber meistens fällt mir nichts ein, was sehr frustrierend sein kann.
    • Wenn ich jemanden nicht oder nicht gut kenne, stelle ich oft Fragen zu dessen Person (z.B. Interessen, Erfahrungen, Zukunftswünsche oder Vorhaben etc.). Dadurch kommt man zumindest zeitweise weg vom unangenehmen Smalltalk und lernt sich besser kennen. Allerdings funktioniert das nur eine Zeit lang gut, weil man ja früher oder später alles wichtige über die andere Person schon gehört hat.
    • Blickkontakt fällt mir extrem schwer, weil ich dann sehr schnell nicht mehr vernünftig zuhören bzw. sprechen kann. Ich versuche trotzdem ab und zu Blickkontakt zu halten, um höflich zu sein, weiß dann aber nie intuitiv, wie oft und wie lang ich das machen sollte.
    • Manchmal fällt es mir schwer, angemessen auf bestimmte Bemerkungen zu reagieren, die an mich gerichtet sind. Ich habe z.B. Schwierigkeiten, mit Komplimenten umzugehen. Normalerweise werde ich dann verlegen und sage entweder einfach nur danke oder ich versuche das Ganze herunterzuspielen, um nicht arrogant zu wirken.
    • Bei Gruppengesprächen fällt es mir oft schwer, dem Gesprächsverlauf zu folgen, insbesondere wenn es eine große Gruppe ist. Manchmal liegt es einfach daran, dass ich nicht mit den Gesprächsthemen vertraut bin und mich allein deswegen schon nicht in die Diskussion einbringen kann.
    • Es ist auch schon vorgekommen, dass sich innerhalb der Großgruppe mehrere kleinere Gesprächsgruppen herausgebildet haben. Ich bin mir in solchen Situationen meistens wie ein Idiot vorgekommen, weil ich eben den Überblick darüber verloren habe, wer gerade mit wem über was spricht und warum z.B. der eine sich jetzt plötzlich der anderen Gruppe zugewandt hat. Solche Situationen werde ich wohl nie meistern, deswegen meide ich große Gesprächsgruppen am liebsten von vornherein.
    • Hintergrundgeräusche (Musik, gleichzeitiges Reden, Lärm etc.) können mich dermaßen stark ablenken, dass ich kaum noch in der Lage bin, andere akustisch zu verstehen.
    • Ich weiß in Gruppen nie genau, wann ich das Wort nehmen kann oder wie ich meine Absicht, etwas zu sagen, ausdrücken kann. Allein eine "Pause" zu finden, in der niemand etwas sagt, kann schon nervenaufreibend sein, vor allem, wenn mir gerade etwas auf der Zunge brennt. Oft fange ich an zu reden und muss dann sofort wieder damit aufhören, weil ich merke, dass jemand anderes vorher oder gleichzeitig schon das Wort ergriffen hat. Und selbst wenn letzteres nicht passiert, komme ich mir trotzdem häufig so vor, als wäre ich gerade so richtig "hereingeplatzt" mit meiner Äußerung.
  • Bei Einzelgesprächen gehen mir normalerweise schnell die Gesprächsthemen aus und es kommt ein unangenehmes Schweigen auf.

    Kenne ich, habe ich bei meiner Nachbarin, weil ich oft nach dem Putzen jeden Freitag noch mit ihr reden muss, weil sie das will.
    So extrem unangenehm empfinde ich das Schweigen zwar nicht, da ich nicht merken kann ob ihr das unangenehm ist (würde ich da was merken, würde sich das sicher auf mich übertragen) aber es strängt mich halt an.

    Wenn ich jemanden nicht oder nicht gut kenne, stelle ich oft Fragen zu dessen Person

    Das speziell mache ich nicht. Aber ich falle dadurch oft auf das ich schonmal was sage was andere unpassend finden. Mit Fremden rede ich eigentlich garnicht, und da ich auf fremde oft selber mit schweigen reagiere, passiert es oft das sie dann auch nicht mehr weiter mit mir reden XD


    Blickkontakt fällt mir extrem schwer, weil ich dann sehr schnell nicht mehr vernünftig zuhören bzw. sprechen kann.

    Ist bei mir auch so, zumal ich das gefühl habe die Person würde mich mir ihren Blicken stechen und ich weiß nicht was sie mir damit sagen will.
    Darum schaue ich auf den Mund, Kinn, Halsbereich. Habe aber keine Ahnung ob anderen da was auffällt oder nicht.

    Manchmal fällt es mir schwer, angemessen auf bestimmte Bemerkungen zu reagieren, die an mich gerichtet sind. Ich habe z.B. Schwierigkeiten, mit Komplimenten umzugehen.

    Das kenne ich auch. Ich weiß nicht wie ich auf andere bei Komplimenten wirke, aber bei Fragen muss ich meist nachdenken ehe ich konkret antworten kann und so viel Geduld haben andere oft nicht, bzw ich sage zu schnell das was falsches weil ich die Frage nicht richtig verstanden habe.

    Bei Gruppengesprächen fällt es mir oft schwer, dem Gesprächsverlauf zu folgen, insbesondere wenn es eine große Gruppe ist. Manchmal liegt es einfach daran, dass ich nicht mit den Gesprächsthemen vertraut bin und mich allein deswegen schon nicht in die Diskussion einbringen kann.

    Ja das ist bei mir auch so, aber für mich verschwimmen Geräusche und gesprochene Wörter akkustisch und sind für mich dann nicht mehr verständlich. Mit ein Grund warum ich in Gruppenarbeiten in der Schule nur stiller Beobachter war.

    Hintergrundgeräusche (Musik, gleichzeitiges Reden, Lärm etc.) können mich dermaßen stark ablenken, dass ich kaum noch in der Lage bin, andere akustisch zu verstehen.

    Kommt bei mir auf die Lautstärke an.
    Ich kann ganz gut hören, aber Wörter verstehe ich dann auch nicht mehr.
    Konzentrieren kann ich mich auch nur dann gut wenn es still ist. Man sieht ja immer meine Rechtschreibfehler und Tippfehler, das ist alles überwiegend weil hinter mir Straßenlärm und vor mir der Fernseher läuft.
    Ich kann schwer sagen wie es ist wenn alles still wäre, ob ich dann weniger Fehler mache aber ich muss zugeben ich nehme mir selten die Zeit einen Beitrag vor dem abschicken nochmal zu lesen.

    Ich weiß in Gruppen nie genau, wann ich das Wort nehmen kann oder wie ich meine Absicht, etwas zu sagen, ausdrücken kann. Allein eine "Pause" zu finden, in der niemand etwas sagt, kann schon nervenaufreibend sein, vor allem, wenn mir gerade etwas auf der Zunge brennt. Oft fange ich an zu reden und muss dann sofort wieder damit aufhören, weil ich merke, dass jemand anderes vorher oder gleichzeitig schon das Wort ergriffen hat. Und selbst wenn letzteres nicht passiert, komme ich mir trotzdem häufig so vor, als wäre ich gerade so richtig "hereingeplatzt" mit meiner Äußerung.

    Das habe ich bei meiner Psychologin oft.
    Da will ich was sagen und dann fängt sie auf einmal auch an und ich höre auf oder hoffe das sie aufhört aber tut sie meist nicht, was mich echt frustriert.
    Ich frage mich ob sie das absichtlich macht, aber ich hab bisher mich nie getraut zu sagen das sie mir nicht immer ins Wort fallen soll weil ich nicht beurteilen kann ob es absichtlich ist oder nicht. Vielleicht versucht sie mich aus der Reserve zu locken und will sehen ob mich das aufregt oder sie besteht drauf selber zu reden weil sie ein mensch ist der selber gern viel von sich erzählt, so kam mir das zuerst vor bevor ich wusste das Psychologen gern solche Tricks anwänden.

    Go bad or go home!

  • Das mit deiner Psychologin würde ich unbedingt ansprechen. Du bist ja schließlich der, um den es geht. Wenn sie eine gute Psychologin ist, wird sie das, was du sagst, beherzigen.

  • Bei Einzelgesprächen gehen mir normalerweise schnell die Gesprächsthemen aus und es kommt ein unangenehmes Schweigen auf.

    Mit Menschen, wo das passiert, treffe ich mich nicht mehr. In meinen Augen ist das reine Zeitverschwendung.
    Wenn ich Menschen mag und sie mich auch, kommt zwar auch manchmal Schweigen auf - aber das ist dann nicht unangenehm, sondern ist halt eine Pause.

    Bei Gruppengesprächen fällt es mir oft schwer, dem Gesprächsverlauf zu folgen, insbesondere wenn es eine große Gruppe ist.

    Bei mir fängt große Gruppe schon bei 3 Personen an. Meist vermeide ich so etwas, weil ich eh nicht verstehe, um was es geht. Wenn es nicht zu vermeiden ist (z.B. auf dem Geburtstag meiner Freundin), höre ich einfach zu oder lächle dümmlich vor mich hin und denke an andere Dinge (fällt eh nicht auf).

    Hintergrundgeräusche (Musik, gleichzeitiges Reden, Lärm etc.) können mich dermaßen stark ablenken, dass ich kaum noch in der Lage bin, andere akustisch zu verstehen.

    Das ist der absolute Horror. 'Nette' Treffen in Kneipen meide ich, Parties nach Möglichkeit auch. Meine Freundin und meine Nachbarin wissen beide, dass ich Probleme mit Hintergrundgeräuschen habe und schalten Musik immer aus, wenn ich da bin.

    ~ Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein. ~

  • Bei Einzelgesprächen weiß ich meistens nicht, worüber ich mit meinem Gegenüber reden soll, da ich mit anderen selten gemeinsame Interessen habe. Meistens endet es darin, dass ich mein Gegenüber entweder mit Themen in Grund und Boden rede (ihn also gar nicht mehr zu Wort kommen lasse), die ihn nicht interessieren oder ich sage so gut wie nichts mehr, was häufig in peinlichem Schweigen endet. Ich frag Fremde auch nicht aus; besonders nicht nach persönlichen Dingen, da ich einfach nicht weiß, was da angemessen wäre und was nicht.

    Blickkontakt halte ich auch nur unzureichend, da es mich vom Gespräch ablenkt und mir eh nichts gibt. Leider wird man dann oft für uninteressiert und unhöflich gehalten. Früher habe ich immer versucht, zumindest hin und wieder mal zwischen die Augen meines Gesprächspartners zu sehen, aber mittlerweile lass ich das, da ich mich ohne Augenkontakt besser aufs Gespräch konzentrieren kann.

    Mit Komplimenten kann ich nur schlecht umgehen. Für mich sind viele Dinge, für die ich gelobt werde, nichts Besonderes/Erwähnenswertes. Meistens empfinde ich so etwas als "falsches" Lob und es ist mir peinlich, dass man mich dafür lobt. Hatte ich neulich erst wieder, als ich für meine "tollen" Zeichnungen gelobt wurde. Andere sind von meinen Bildern hin und weg, aber ich verstehe das nicht so recht, denn oft habe daran sogar noch was zu kritisieren und denke, ich hätte es besser machen können. Für mich ist es halt völlig normal, so gut zeichnen zu können. Es ist einfach nichts Lobenswertes/Erwähnenswertes. Ich spiele es dann auch herunter, weise darauf hin, was ich hätte besser machen können und wirke dadurch dann leider arrogant/überheblich (wurde mir zumindest mal gesagt).

    Gruppengespräche (bei mir alles, was mehr als drei - vier Leute sind) sind für mich der reinste Horror, weswegen ich sie nach Möglichkeit vermeide. Ich weiß nie, wann ich mit Reden dran bin und falle den Anderen dadurch dauernd unbeabsichtigt ins Wort. Außerdem weichen meine Meinungen/Interessen vom Mainstream ab, wodurch ich oft anecke, bzw. ich nichts zum Thema beitragen kann und mich langweile. Sich bildenden Einzelgesprächen kann ich dann übrigens auch nicht folgen, da sich die Stimmen für mich zu einem Tonbrei vermischen (der gefühlt immer lauter wird) und ich in kürzester Zeit völlig überfordert bin. Ab einem gewissen Punkt klinkt mein Gehirn sich dann auch quasi aus, um sich vor noch mehr Input zu schützen. Dann sitz ich nur noch schweigend da, starre ins Leere und reagiere oft erst nach mehrmaliger Ansprache.

    Generell lenken mich in Gesprächen oft kleine Dinge von außen (wie z.B. irgendwas, was ich grad sehe oder höre) sehr stark ab. Oft kann ich solche Kleinigkeiten dann auch nicht unkommentiert lassen, was Gesprächspartner oft sehr irritiert. Leider weiß ich oft auch nicht, wie etwas gemeint ist und muss erst mal nachfragen, wodurch ich schnell begriffsstutzig wirke und mein Gesprächspartner genervt ist. Ich merke auch meistens nicht, wenn jemand etwas anders meint, als er sagt und kann nicht zwischen den Zeilen lesen. Gespräche sind für mich immer mit sehr viel (häufig erfolgloser) Analyse verbunden und sind dadurch wahnsinnig anstrengend. Ich bin leider ein anstrengender Gesprächspartner und das lässt man mich dann meistens auch spüren, in dem man mir dumme Kommentare reindrückt oder das Gespräch schnell unter einem Vorwand abbricht. Dass Gespräche für mich noch sehr viel anstrengender sind und ich mich nicht anstelle, bzw. absichtlich dumm tue, sehen die meisten Leute leider gar nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von Windtänzerin (7. Juni 2018 um 04:07)

  • Vieles von dem, was Du beschrieben hast, finde ich bei mir wieder.
    Gruppengespräche versuche ich, wo es nur geht, zu vermeiden. Gruppengespräch enden bei mir meist damit, dass ich schweigend dabei sitze und gar nichts sage. Einerseits fehlt mir das Feingefühl, wann ich wo ins Gespräch einsteigen kann. Andererseits bin ich schon abgelenkt genug, die ganzen Äußerungen der anderen, die teilweise querbeet laufen, zu verarbeiten.
    Einzelgespräche gehen besser, die halte ich länger durch. Ich mache es auch meist so wie Du, dass ich Fragen zum Gegenüber stelle.
    Hintergrundgeräusche gehen für mich gar nicht, die sind der absolute Horror. Es gibt Leute, die den ganzen Tag über Radio oder Fernseher als Hintergrundberieselung bei sich in der Wohnung laufen haben. Da halte ich es meist nicht lange aus.

  • Bei Einzelgesprächen weiß ich meistens nicht, worüber ich mit meinem Gegenüber reden soll, da ich mit anderen selten gemeinsame Interessen habe.

    Dazu habe ich eine Frage, nicht nur an dich, sondern an alle:

    Warum redet ihr mit Menschen, mit denen euch kein Interesse verbindet?

    ~ Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein. ~

  • Man muss die Leute ja erst einmal kennenlernen, um zu wissen, ob es gemeinsame Interessen gibt. Außerdem gibt es ja oft Situationen, wo sich Gespräche ergeben, wo man nicht nur schweigend daneben stehen kann oder will, z.B. am Arbeitsplatz. Ich hatte auch schon oft die Situation, dass ich bei Vereinsversammlungen war, wo es ja das gemeinsame Interesse gab (weswegen man im Verein ist), aber sich trotzdem kein Gespräch ergeben hat, weil man ja nicht nonstop nur über dieses Interesse reden kann, sondern auch mal über was anderes.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Warum redet ihr mit Menschen, mit denen euch kein Interesse verbindet?

    In meinem Fall rede ich ja eigentlich nur mit der Nachbarin von unten, sonst mit niemandem.
    Man könnte sagen, mir ist es wichtig sich wenigstens mit einer Person im haus gut zu verstehen.
    Wir haben beide die gleichen Ansichten das wir uns genervt fühlen wenn die anderen Mitbewohner sich nicht an die Hausregeln halten oder sind beide schnell bei Lärm der anderen genervt.
    Ich mag im Grunde auch geschichten von alten Leuten aus anderen Zeiten, das ist wie Abenteuergeschichten. Vielleicht geht mir das so weil meine Oma früher auch von sich erzählte und ich dabei gemalt hab oder das spannend fand was da so passiert ist. Durch die Nachbarin habe ich mehr über die Leute hier in der Umgebung erfahren. Leute die ich teilweise wiedererkenne weil ich sie regelmäßig sehe und mich wundere warum der eine so ein blöder Griesgram ist und seinen Hund nicht erzieht oder der andere wie ein penner rumrennt und oft mit anderen Pennermäßigen Leuten hier rumläuft und anderes Gedöns.
    Es klärt einfach auf und man kann dann andere besser einschätzen wo man vorher einfach garnichts wusste außer das was man sieht.
    Also ganz so unnützlich ist es nicht mit ihr zu reden, und sie will auch irgendwie immer reden weil sie sonst außer den Pflegern ja keinen hat.
    Ich versuche es aber immer auf eine halbe Stunde zu begränzen denn mir ist das irgendwann auch zu ansträngend.
    Edit, zudem putze ich bei der, ich bekomme geld dafür und sie braucht das scheinbar auch irgendwie. Ich weiß nicht was passieren würde, wenn ich sie immer abwimmeln würde. Vermutlich könnte sie mich dann nicht mehr leiden...

    Go bad or go home!

  • Warum redet ihr mit Menschen, mit denen euch kein Interesse verbindet?

    Es ergibt sich leider oft so, wenn man z.B. beim Einkaufen auf Bekannte oder Verwandte (und unsere weitläufige Verwandtschaft ist verdammt groß) trifft. Oder wenn man im Garten ist und der Nachbar um die Ecke kommt. Oder wenn man auf dem Friedhof Blumen gießt. Ich wohn halt auf dem platten Land und da ist es leider völlig normal, dass jeder jeden kennt und auch jeder jeden vollquatscht. Da wäre mir die Anonymität einer Großstadt manchmal echt lieber. x(

  • Auch hier im Stadtrandbezirk lieben es viele, alles Mögliche zu bequatschen, aber ich weiche gerne aus..im Flur, beim Gärtnern...Grüßen ist okay.

    Einmal editiert, zuletzt von Linnea (7. Juni 2018 um 12:13)

  • Man muss die Leute ja erst einmal kennenlernen, um zu wissen, ob es gemeinsame Interessen gibt.

    Ja schon, aber dafür reicht mir ein Gespräch. Wenn das nicht gut war, kommt es mit Sicherheit zu keinem zweiten.

    Es ergibt sich leider oft so, wenn man z.B. beim Einkaufen auf Bekannte oder Verwandte (und unsere weitläufige Verwandtschaft ist verdammt groß) trifft. Oder wenn man im Garten ist und der Nachbar um die Ecke kommt. Oder wenn man auf dem Friedhof Blumen gießt. Ich wohn halt auf dem platten Land und da ist es leider völlig normal, dass jeder jeden kennt und auch jeder jeden vollquatscht. Da wäre mir die Anonymität einer Großstadt manchmal echt lieber. x(

    Okay, das sind so Smalltalk Situationen, denen ich auch nicht immer entgehen kann. Aber das zähle ich nicht zu Gesprächen - ist halt Smalltalk und der ist nach ein paar Minuten durch.
    Das habe ich so gehalten, als ich noch in einem echten Dorf (260 Einwohner) gewohnt habe. In der Stadt ist es natürlich einfacher, bzw. man wird nicht so schnell für einen Sonderling gehalten.

    ~ Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein. ~

  • @Leseratte: Schön wäre es, wenn das nach ein paar Minuten vorbei wäre. Hier dauert solcher "Smalltalk" schon mal eine halbe Stunde und länger.

    Oh je. Dem entgehe ich grundsätzlich durch einen Termin - da kann ich tatsächlich auch mal lügen.

    ~ Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein. ~

  • Ja schon, aber dafür reicht mir ein Gespräch. Wenn das nicht gut war, kommt es mit Sicherheit zu keinem zweiten.

    Also ich führe ja generell eher wenige Gespräche. Mit Nachbarn ergibt sich fast nie ein Gespräch, und wenn, dann fällt es mir sehr schwer, weil ich die Leute nicht gut kenne und nicht weiß, worüber ich reden soll.

    Gespräche mit Leuten, die ich besser kenne, mag ich ganz gern, wenn sie sich ergeben, auch unabhängig von gemeinsamen Interessen. Da ist es mir wichtiger, welche Eigenschaften die Leute haben, und ob man sich gut mit ihnen unterhalten kann (vom Gesprächsfluss und vom Niveau her). Es kommt mir entgegen, wenn die andere Person selber gut darin ist, ein Gespräch in Gang zu halten. Geselligkeit macht mir im Prinzip Spaß, wenn sie nur nicht immer so anstrengend wäre. Daher, wenn mir das jemand leicht macht, dann ist das gut. Dann darf er sich meinetwegen auch für komplett andere Dinge interessieren als ich.

    Natürlich, wenn jetzt jemand ständig nur über Themen redet, mit denen ich überhaupt nichts anfangen kann, dann wird es auch irgendwann unbefriedigend und nervig. Dann hat man halt auch das Problem, dass man gar nirgends anknüpfen kann, und wenn ich auf Dauer nichts als "ja" "ach" und "aha" beitragen kann, dann ist das öde für mich. Aber bei einem guten Gesprächspartner ergeben sich immer neue Themen, und dann ist normalerweise auch mal etwas dabei, wo ich mitreden kann.

    Es gibt auch Leute, mit denen ich gemeinsame Interessen habe, und mit denen ich mich trotzdem nicht gerne unterhalte, weil ich irgendetwas an ihnen nicht mag. Das ist zwar selten, aber es kommt vor. Längere Gespräche würde ich dann vermeiden, wenn es geht. Aber manchmal geht es vielleicht nicht, z.B. hatte ich schon die Situation, dass man mit mehreren Leuten am Tisch saß, darunter eine Person, die ich eigentlich nicht mag, und mit der ich nicht reden will, aber wenn die einen dann anspricht, kann man auch nicht einfach aufstehen und gehen. Erstens wäre das unhöflich, zweitens will ich mich ja mit den anderen weiter unterhalten.

    Oder ich hatte die Situation, dass ich am Arbeitsplatz in einer bestimmten Runde nicht länger Außenseiter sein wollte, also musste ich mich zwingen, mich mit Leuten zu unterhalten, mit denen ich es schwierig fand. Der Profit dabei war das Gefühl, besser akzeptiert zu sein, das war es mir wert (würde vielleicht nicht jeder so sehen, aber mir war das schon wichtig).

    Also es ist nicht immer so einfach, nur Gespräche zu führen, die befriedigend sind. Aber ich denke, es geht auch auf Gegenseitigkeit, d.h. auch die andere Person will ja was vom Gespräch haben, also muss mal der eine auf den anderen eingehen und umgekehrt.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Bei Einzelgesprächen gehen mir normalerweise schnell die Gesprächsthemen aus und es kommt ein unangenehmes Schweigen auf. Ich versuche dann mit aller Kraft auf einen Anknüpfungspunkt an das bisherige Gespräch oder auch einen Themenwechsel zu kommen, aber meistens fällt mir nichts ein, was sehr frustrierend sein kann.

    Bei Leuten, die ich nicht gut kenne, geht mir das genauso. Ohne entsprechendes "Vorwissen" zu der Person habe ich überhaupt kein Gefühl dafür, was ein gutes Gesprächsthema sein könnte, und sage daher dann von mir aus fast gar nichts. (Bin dann froh, wenn die andere Person die "Gesprächsleitung" übernimmt und bspw. Fragen stellt. - Allerdings geht das meist auch nicht lange gut, es sei denn, es wird zufälllig ein Thema angesprochen, was mich wirklich interessiert.)
    Bei Leuten, die ich gut kenne, ist das anders. Mit denen kann ich dann gut über gemeinsame Interessen oder gemeinsam Erlebtes reden, Insiderwitze machen o. ä.
    Auch hilft es mir, wenn man sich zu einer konkreten Aktivität verabredet, da durch diese Aktivität dann immer zumindest ein Gesprächsthema gegeben ist, auf das man jederzeit zurückgreifen kann.

    Blickkontakt fällt mir extrem schwer, weil ich dann sehr schnell nicht mehr vernünftig zuhören bzw. sprechen kann. Ich versuche trotzdem ab und zu Blickkontakt zu halten, um höflich zu sein, weiß dann aber nie intuitiv, wie oft und wie lang ich das machen sollte.

    Ich weiß auch nie wirklich, wie oft / lange ich Blickkontakt halten soll, habe aber schon häufiger die Rückmeldung bekommen, dass mein Blickkontakt "normal" sei.
    Auch hier gilt wieder, dass es mir wesentlich leichter fällt, wenn ich die andere Person gut kenne.

    Manchmal fällt es mir schwer, angemessen auf bestimmte Bemerkungen zu reagieren, die an mich gerichtet sind. Ich habe z.B. Schwierigkeiten, mit Komplimenten umzugehen. Normalerweise werde ich dann verlegen und sage entweder einfach nur danke oder ich versuche das Ganze herunterzuspielen, um nicht arrogant zu wirken.

    Ja, mit Lob / Komplimenten habe ich auch große Schwierigkeiten. Es freut mich durchaus, so etwas zu hören, aber ich weiß einfach nicht, wie ich dann angemessen antworten kann. Herunterspielen ist daher auch meine häufigste Reaktion - gar nicht so sehr aus Verlegenheit, sondern einfach, weil ich keine andere Reaktion kenne. :?

    Bei Gruppengesprächen fällt es mir oft schwer, dem Gesprächsverlauf zu folgen, insbesondere wenn es eine große Gruppe ist. Manchmal liegt es einfach daran, dass ich nicht mit den Gesprächsthemen vertraut bin und mich allein deswegen schon nicht in die Diskussion einbringen kann.

    Aufmerksam zuhören und dem Gesprächsverlauf folgen kann ich meistens, aber dann bleibt überhaupt keine Zeit / bleiben keine Ressourcen mehr, um mich selbst aktiv einzubringen.

    Es ist auch schon vorgekommen, dass sich innerhalb der Großgruppe mehrere kleinere Gesprächsgruppen herausgebildet haben. Ich bin mir in solchen Situationen meistens wie ein Idiot vorgekommen, weil ich eben den Überblick darüber verloren habe, wer gerade mit wem über was spricht und warum z.B. der eine sich jetzt plötzlich der anderen Gruppe zugewandt hat. Solche Situationen werde ich wohl nie meistern, deswegen meide ich große Gesprächsgruppen am liebsten von vornherein.

    Ja, in solchen Situationen bin ich am Ende auch immer derjenige, der alleine übrigbleibt und mit niemandem spricht. :?

    Ich weiß in Gruppen nie genau, wann ich das Wort nehmen kann oder wie ich meine Absicht, etwas zu sagen, ausdrücken kann. Allein eine "Pause" zu finden, in der niemand etwas sagt, kann schon nervenaufreibend sein, vor allem, wenn mir gerade etwas auf der Zunge brennt. Oft fange ich an zu reden und muss dann sofort wieder damit aufhören, weil ich merke, dass jemand anderes vorher oder gleichzeitig schon das Wort ergriffen hat. Und selbst wenn letzteres nicht passiert, komme ich mir trotzdem häufig so vor, als wäre ich gerade so richtig "hereingeplatzt" mit meiner Äußerung.

    Meistens brauche ich einfach zu lange, um meine Gedanken entsprechend zu formulieren, und bis dahin hat sich das Gesprächsthema längst geändert.
    Gelegentlich kann ich vielleicht mal einen Witz einstreuen, aber für "tiefsinnige Bemerkungen" brauche ich einfach zu lange. ^^
    Es gibt allerdings auch Personen (vor allem in meiner Familie), mit denen das wesentlich besser klappt. Liegt wohl daran, dass wir uns in der Hinsicht alle recht ähnlich sind. Da wird dann nicht ständig das Gesprächsthema gewechselt und da gibt es auch genug "Gesprächspausen", in denen mal niemand etwas sagt und alle Zeit zum Nachdenken haben.

    "He that can take rest is greater than he that can take cities." ~ Benjamin Franklin

    Ich hab mehr Spielwiesenbeiträge als du!

  • Hallo @keinname, ich bin gerade faul und schreib daher nur, dass mir alle deine Punkte vertraut sind.
    Bei Komplimenten freu ich mich aber meist und kann das auch zeigen - Lob dagegen ist mir unangenehm, irgendwie peinlich :oops:

    Ich kann noch hinzufügen, dass ich oft zu sehr in meiner Sichtweise feststecke und es nicht schaffe, die Perspektive des anderen einzunehmen. Oder ich löchere den anderen mit pingeligen Detailfragen, anstatt ein Gespräch zu führen, wo man sich austauscht. Mir wird das jetzt in meinen Gesprächen bewusst, seit ich gerade über das Thema Theory of Mind gelesen habe. Es ist krass, wenn man sich selbst dabei beobachten kann, wie man ein Gespräch "gegen die Wand fährt".

    Einmal editiert, zuletzt von Kleine (7. Juni 2018 um 20:59)

    • man muss sich stets vor Augen halten, dass es bei der Sozialen Kommunikation, nicht um den Inhalt sondern um die Knüpfung und Pflege der sozialen Kontakte geht
    • regelmäßige kurze Wortwechsel um die eine gute, wenngleich distanzierte Beziehung mit den Menschen zu erhalten
    • jeder NT braucht ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit und Interesse um sich nicht missachtet zu fühlen (dann werden die Leute böse), manche Menschen fordern darüber hinaus mehr Aufmerksamkeit.
    • sobald ich merke, dass wir beide nichts mehr zu sagen haben, erachte ich das Gespräch als beendet, gehe weg, beschäftige mich mit was anderem oder versinke in nachdenklichem Schweigen
    • NTs bemühen sich in der Regel mehr oder minder erfolgreich um Kontakt indem sie ein Thema vage ansprechen und hoffen, dass der andere ausführlich darauf eingeht. Ich versuche darauf zu achten. Wenn jemand z.B. fragt "Kommst du von hier?" dann will er keine Ja/Nein-Antwort sondern erhofft sich eine ausführliche Lebensgeschichte um darin ein Thema von gemeinsamen Interesse zu finden. Wenn man nur die Frage beantwortet, fühlt der andere sich zurückgewiesen. Also auf unerwartete Fragen immer möglichst umfangreiche, ausschweifende Antworten geben.
    • manchmal stellt der NT eine Frage, die über die er selbst gern reden würde, z.B "Wie war dein Wochenende?" oder "Was machst du am Wochenende?" - klassische Small Talk Starter. Immer mit Gegenfragen nachsetzen
    • weiterführende Fragen: Gesprächsfluss erzeugen, indem man etwas genauer nachfragt, das der Gesprächspartner nur angeschnitten hat. So als hätte er grad was interessantes erwähnt.
    • Die beste Frage ist keine Frage: zu viele Fragen sind unagenehm. Jemanden dazu bringen etwas näher auszuführen indem man sagt wie man einen Punkt versteht oder nicht versteht oder einen Vergleich anstellt.
    • um Rat, persönliche Erfahrung mit einer alltäglichen Angelegenheit oder besser noch um eine Meinung fragen (Achtung! NT hat oft keine Meinung zu komplexen Themen), ziehe ich persönlichen Fragen vor. Ich merke mir eh nicht, was der aus seinem Leben erzählt und weiß nie was er mir schon über sich erzählt hat
    • Jede Gelegenheit nutzen um Kollegen anzusprechen. Bei Unklarheiten, wenn etwas ungewöhnliches passiert ("Blinkt das immer so?"), wenn man das optimale Vorgehen sucht ("Ich überlege ob ich das vielleicht besser so und so mache, was meinst du?"), wenn man verwundert ist ("Hier stand doch vorhin noch der Locher"), etwas gesehenes kommentieren (Kollegin zieht den Pullover über - "Ist dir Kalt? Ja das Wetter, die Klimanlage.. blablabla)
    • Wenn mir jemand etwas erzählt, was mich gar nicht interessiert, achte ich auf intensiven Blickkontakt (wenn er dich ansieht möchte er auch angesehen werden) und verwende diverse inhaltsleere Äußerungen, wie mhm, oh, echt?, ok, tja, joa, aha um Aufmerksamkeit zu bekunden.
    • Intensiver Blickkontakt ist mir auch sehr unangenehm. Er erscheint mir übergriffig. Auch ich finde es schwer zu denken oder zu reden wenn ich jemandem in die Augen schaue. Ich muss jedoch regelmäßig nachschauen um ein Feedback zu bekommen oder eine Aussage zu betonen
    • Wenn man es einmal schafft gut zu sein, erwarten die Leute, dass man immer gut ist. Sie nehmen es einem dann sehr übel, wenn man den Standard nicht halten kann.
    • Gruppengespräche finde ich super, weil niemand darauf achtet ob ich mich einbringe. Besonders wenn es mehrere Gespräche gibt, nimmt jede Gruppe an, dass du eigentlich mehr der anderen Gruppe zuhörst, also kannst du stressfrei beobachten oder abschalten.
    • Komplimente und Lob sind mir auch unangenehm. Ich versuche noch vergeblich mich daran zu hindern meine hervorragenden Leistungen herunter zu spielen.

    Meine Beträge spiegeln meine aktuelle Meinung wieder, die ich mir auf Grundlage der vorliegenden Information höchstwahrscheinlich ohne referenzierende Prüfung der entsprechenden Fachliteratur gebildet habe. Es handelt sich dabei nicht um Tatsachen, den allgemein anerkannten Stand des Wissens oder Diagnosen. Die Meinung wird geäußert, wenn sie für mich die Wahrscheinlichste aller erdachten Thesen ist. Ich erkläre damit keine absolute Sicherheit der Aussage.

  • Wenn mir jemand etwas erzählt, was mich gar nicht interessiert, achte ich auf intensiven Blickkontakt (wenn er dich ansieht möchte er auch angesehen werden) und verwende diverse inhaltsleere Äußerungen, wie mhm, oh, echt?, ok, tja, joa, aha um Aufmerksamkeit zu bekunden.

    Wenn ich das mal ausnahmsweise mache, dann übertreibe ich anscheinend und der andere denkt, ich wäre wirklich interessiert an dem Thema, und redet weiter darüber. :m(:
    Da muss ich wohl noch ein paar Feinheiten lernen, um "höflich Desinteresse bekunden" zu können... :roll: :d

    "He that can take rest is greater than he that can take cities." ~ Benjamin Franklin

    Ich hab mehr Spielwiesenbeiträge als du!

  • Wenn ich das mal ausnahmsweise mache, dann übertreibe ich anscheinend und der andere denkt, ich wäre wirklich interessiert an dem Thema, und redet weiter darüber. :m(: Da muss ich wohl noch ein paar Feinheiten lernen, um "höflich Desinteresse bekunden" zu können... :roll: :d


    Ich übertreibe auch, lehne mich vor, "öffne" meinen Blick etc.

    Wenn jemand gar nichts merkt, also wie sehr er mich zutextet, drehe ich mich mitunter einfach weg :lol:

    (Also das sind verschiedene Situationen, die ich meine - liest sich merkwürdig so nacheinander :roll: )

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