Unterschied primärer/sekundärer Autismus

  • Primär ist ab Geburt also quasi Erbschaden.

    Sekundär ist ausgelöst durch verschiedene Umstände (Unfall, Erkrankungen)

    Unterscheidung ist wohl schwer und nicht klar definiert. Mit kommt vor es existiert dazu (noch) kein Fachkonsens.

    Dazu hatten wir erst eine Dikussion hier. "Woher weiß man, dass AS genetisch bedingt ist" oder so ähnlich. Muss schauen wie man Links zu Themen hier einfügt.

  • Was soll ein sekundärer Autismus denn sein? Ein Autismus, der auf Grund einer anderen Störung entsteht?
    Soweit ich weiß, geht das gar nicht. Autistisches Verhalten ist aber manchmal schwierig von Schizoider PS abzugrenzen. Die Differenzierung ist dann der Zeitpunkt der Entstehung. Autismus gilt als angeboren, SPS als erworben.

    ~ Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein. ~

  • Ich war zur Diagnostik und habe die Diagnose Asperger Syndrom erhalten, aber weil ich zusätzlich noch eine Chromosomenanomalie habe, steht drin, dass man nicht weiß ob es wegen der Chromosomenanomalie sekundärer Autismus sei.

  • Ich meine mal gelesen zu haben, dass Autismussymptome auch bei frühen Epilepsien oder Hirnhautentzündung ausgelöst werden können und dieses dann die Bezeichung sekundärer Autismus hat, also die Symptome sind auf etwas anderes zurückzuführen, äußern sich aber gleichermaßen.

  • Ich war zur Diagnostik und habe die Diagnose Asperger Syndrom erhalten, aber weil ich zusätzlich noch eine Chromosomenanomalie habe, steht drin, dass man nicht weiß ob es wegen der Chromosomenanomalie sekundärer Autismus sei.

    Das widerspricht meiner bisherigen Auffassungen. Genetisch=primär

    Aber ich bin definitiv kein Fachmann. Habe da dann wohl was falsch verstanden. Unterm Strich ist es ja egal für die Therapie und so.

  • Ich war zur Diagnostik und habe die Diagnose Asperger Syndrom erhalten, aber weil ich zusätzlich noch eine Chromosomenanomalie habe, steht drin, dass man nicht weiß ob es wegen der Chromosomenanomalie sekundärer Autismus sei.

    Möglicherweise eine Verwechslung / ein Tippfehler, und es sollte eigentlich "syndromaler Autismus" heißen?
    -> Kamp-Becker / Bölte "Autismus", S. 39:
    "Bei einigen genetischen Erkrankungen (z.B. Rett Syndrom, siehe Kapitel 1), die häufig mit einer deutlichen Intelligenzminderung einhergehen, beobachtet man ein gehäuftes Vorkommen von autistischen Symptomen. Der Anteil von Menschen mit einer genetischen Störung, bei denen eine spezifische genetische Grunderkrankung festgestellt werden kann, ist gering. In 6-12% der Fälle von Autismus findet sich ein monogenetischer Defekt bekannter Äthiologie. Diese Fälle werden als syndromaler Autismus bezeichnet. Zu diesen genetischen Syndromen zählen beispielsweise das Fragile X-Syndrom, Prader-Willi-Syndrom, Tuberöse Sklerose, Smith-Lemli-Opitz-Syndrom, Angelman-Syndrom, Rett-Syndrom, Smith-Magenis-Syndrom und einige seltene andere Störungen."

    Könnte das passen?

    “The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.”
    ― Alberto Brandolini

  • Sekundären Autismus bezeichnet man wohl auch als "symptomatischen Autismus". Bis eben hatte ich noch nie davon gehört. :roll:

    Diesen Artikel habe ich gerade dazu gefunden (Blogeintrag):
    https://autistenbloggen.wordpress.com/tag/normvariante/
    Ich finde es gerade sehr merkwürdig, dass ich davon in der Fachliteratur noch nichts las.
    Die Idee stammt wohl von dieser Person: Ludger Tebartz Van Elst

    Hier
    http://www.bofoek.de/archiv/2012/Au…02012-11-10.pdf
    findet sich z. B. die Aussage, dass Autismus bei bestimmten Stoffwechselstörungen häufiger vorkäme.

    Mich verwirrt das gerade total.

    Bei PROGNOSE wird genannt:

    • Frühzeitige ProblemIdentifikation (Diagnosestellung)
    • Gezielte Interventionen
    • Effizienz
    • Psychosoziale Rahmenbedingungen
    • Stressinduzierende Lebenserfahrungen (Symbiose, Trennung)
    • Traumatisierung, sexueller Missbrauch

    Heißt das jetzt, dass Autisten damit rechnen müssen, sexuell missbraucht und traumatisiert zu werden? :nerved: Das eingefügte Filmcover von "Rainman" mitten in der Präsentation irritiert mich zusätzlich...

    6 Mal editiert, zuletzt von FruchtigBunt (17. Mai 2018 um 15:09)

  • Ich finde es gerade sehr merkwürdig, dass ich davon in der Fachliteratur noch nichts las.
    Die Idee stammt wohl von dieser Person: Ludger Tebartz Van Elst

    Ja ich meine es auch in einem seiner Bücher gelesen zu haben. Da kann ich nur nicht nachschauen, da es ausgeliehen war.

    Aber ich finde die Einteilung:
    "1) Symptomatischer (sekundärer) Autismus als …

    • Folge einer identifizierbaren Erkrankung (Rett-Syndrom, fragiles X, Angelman)
    • Röteln/Herpes-Infektion, Valproatexposition in der Gebärmutter*
    • kryptogene Formen (ohne sicheren Beweis, unbekannte genetische Mechanismen): erworben (Infekte, Gehirnentzündungen, Hirnblutungen) sowie genetisch (syndromaler Autismus)

    2) Idiopathischer (primärer) Autismus

    • unbekannte Ursache
    • auffällige Familienanamnese (soziale und/oder genetische Verererbung)" (Zitat aus o.g. Blog)

    schon nachvollziehbar.

  • Das würde ja die Theorie stützen, dass ASS gar nicht "im Gehirn seit Geburt angelegt sind", denn sonst könnte man ja nicht von einer "sozialen (im Gegensatz zur genetischen ) Vererbung" sprechen.

  • Das würde ja die Theorie stützen, dass ASS gar nicht "im Gehirn seit Geburt angelegt sind", denn sonst könnte man ja nicht von einer "sozialen (im Gegensatz zur genetischen ) Vererbung" sprechen.

    Naja einige dieser Gründe sind ja genetisch also seit Geburt angelegt. Bzw seit Zeugung.
    Aber nicht alle.

  • spezifische genetische Grunderkrankung festgestellt werden kann, ist gering. In 6-12% der Fälle von Autismus findet sich ein monogenetischer Defekt bekannter Äthiologie. Diese Fälle werden als syndromaler Autismus bezeichnet. Zu diesen genetischen Syndromen zählen beispielsweise das Fragile X-Syndrom, Prader-Willi-Syndrom, Tuberöse Sklerose, Smith-Lemli-Opitz-Syndrom, Angelman-Syndrom, Rett-Syndrom, Smith-Magenis-Syndrom und einige seltene andere Störungen."

    Danke für das Zitat.
    Kennst du mehr Literatur zu dem Thema. Auch Bücher muss nicht im Internet verfügbar sein. Das gibt mir gerade sehr zu denken...

  • Diesen Artikel habe ich gerade dazu gefunden (Blogeintrag):
    http://autistenbloggen.wordpress.com/tag/normvariante/
    Ich finde es gerade sehr merkwürdig, dass ich davon in der Fachliteratur noch nichts las.
    Die Idee stammt wohl von dieser Person: Ludger Tebartz Van Elst

    Ob die Idee wirklich von Tebartz van Elst ist, weiß ich nicht. Die Unterscheidung gibt es auch schon in älteren Quellen.


    1) Symptomatischer (sekundärer) Autismus als …

    • Folge einer identifizierbaren Erkrankung (Rett-Syndrom, fragiles X, Angelman)
    • Röteln/Herpes-Infektion, Valproatexposition in der Gebärmutter*
    • kryptogene Formen (ohne sicheren Beweis, unbekannte genetische Mechanismen): erworben (Infekte, Gehirnentzündungen, Hirnblutungen) sowie genetisch (syndromaler Autismus)

    2) Idiopathischer (primärer) Autismus

    • unbekannte Ursache
    • auffällige Familienanamnese (soziale und/oder genetische Verererbung

    Das ist aber definitiv ein (nicht gekennzeichnetes, verkürztes) Zitat aus dem Buch von Tebartz-van-Elst: Autismus und ADHs, S. 97.
    Die Bezeichnung symptomatischer=sekundärer=syndromaler Autismus finde ich nachvollziehbar.
    In diesen Fällen gehören die Symptome von Autismus typischerweise zu einem anderen Syndrom (z.B. Rett). Da muss nicht zusätzlich Autismus diagnostiziert werden.

    Sekundärer Autismus zählt auch nicht zum Autismus-Spektrum.

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll. (Georg Christoph Lichtenberg)
    Veränderungen führen deutlich öfter zu Einsichten, als dass Einsichten zu Veränderungen führen. (Milton H. Erickson)
    Morgen werde ich mich ändern, gestern wollte ich es heute schon. (Christine Busta)

  • Kennst du mehr Literatur zu dem Thema. Auch Bücher muss nicht im Internet verfügbar sein.

    Hmm, nicht so direkt allein zu diesem Thema. In "Autismus, genetisch betrachtet" von Rolf Knippers gibt es aber z.B. auch Kapitel zum Rett-Syndrom, zum Fragile-X-Syndrom, zu tuberöser Sklerose und zum Angelman-Syndrom.

    “The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.”
    ― Alberto Brandolini

  • Verwirrend.


    In der Tat verwirrend¹. Wenn sekundärer Autismus nicht zum Spektrum gehört, was ist dann mit Axel Brauns und Birger Sellin? Beide haben ihren Autismus durch Zerstörungen im Gehirn bekommen. Im ICD-11 (beta-version) gibt es derzeit acht verschiedene Codes für das ASS. Darunter auch "other specified autism spectrum disorder" und "other autism spectrum disorder unspecified". Wäre damit nicht doch sekundärer Autismus im ASS?

    ¹ Schau(t) mal hier was laut dieser Seite zum Spektrum gehört: http://www.autismus-online.de/was-ist-autismus/ass

    ***

    In diesen Fällen gehören die Symptome von Autismus typischerweise zu einem anderen Syndrom (z.B. Rett). Da muss nicht zusätzlich Autismus diagnostiziert werden.

    Sekundärer Autismus zählt auch nicht zum Autismus-Spektrum.


    Das wäre dann beim West-Syndrom vermutlich auch so. Dort sollen 3/10 Kinder eine autistische Störung haben, die durchs West-Syndrom bedingt ist. Was ich nur nicht verstehe sind dann so Fälle wie oben von mir beschrieben. Weil wäre das nicht Beispiele für sekundären Autismus oder durchschaue ich etwas gerade nicht?

    In letters of gold on a snow white kite I will write "I love you"
    And send it soaring high above you for all to read

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