Asperger/HFA als Behinderung

  • Die meisten Punkte, die andere hier angesprochen haben sehe ich für mich auch als Einschränkung.
    Das meiste muss man sagen, ist aber nur dann eine Einschränkung wenn man mit anderen was zusammen machen muss, bzw wenn man "in der gesellschaft als funktionierendes Mitglied" bestehen soll.
    Man könnte daher sagen "Ja warum machen Sie dann nichts was Sie auch allein machen können?"
    Schön währs' aber hier habe ich auch wieder probleme. Ich zähl einfach auch mal auf was ich für mich als Einschränkung betrachte.

    Jetzt weiß ich nicht wie man hier diese Punkte hinbekommt, ich mache einfach mal Striche X3

    - Menschenmengen machen mir Angst (unübersichtlich, nicht einschätzbar, Panikattacken und meltdowns sind die Folge)
    - Konversationen sind mit fremden kaum möglich (schnell überfordert, verwirrt was zu verwirrung der Fremden führt)
    - auf Arbeit oft Probleme gehabt mit Kommunikation anderer (Arbeiten falsch verstanden und dann falsch ausgeführt, zu langsames detailiertes Arbeiten)
    - Probleme andere generell einzuschätzen und zu verstehen (ich bemerke nicht was einer eigentlich will, kann dadurch ausgenutzt oder missbraucht werden)
    - reagiere überempfindlich auf Zurechtweisung (wurde öfter angeschnauzt und habe dadurch Meltdowns bekommen, musste ganze Arbeitstage abbgrechen deswegen)
    - vergesse bei Ablenkung oft den Arbeitsablauf (raume Sachen falsch wohin, führe Dinge falsch aus, vergesse weiter zu machen)
    - brauche Struktur (veränderte planungen könne bei mir ebenfalls Meltdowns verursachen)
    - Ägnste (besonders Ängste im bereich zu Personen die für mich problematisch im Umgang sind, aber auch Existenzängste wie abgelehnte Anträge)
    - Verstehen von bestimmten Dingen wie Anträge, Texte oder Verträge (verstehe ich nicht, brauche dabei Hilfe, mache allein immer Fehler)
    - Probleme in Mathe, eigene Finanzen (kein Überblick, kann nicht Kopfrechnen oder Abschätzen)
    - durch Stress bekomme ich Hautprobleme und Schübe die an Neurodermitis erinnern
    - Lautstärken, Gerüche, Geräusche, Licht, und auch Gesagtes was mich gedanklich beschäftigt und im Kopf "nach hallt" kann mich stark ablenken
    - von mir aus gehende Verwirrung (ich sage was, was jemand anderes missversteht)
    - auffällige Naivität, fremde Menschen nicht sofort mit vorsicht zu betrachten (kann hier auch wieder von anderen ausgenutzt werden)

    Vielleicht ist da noch mehr, aber mehr fällt mir jetzt spontan nicht ein.

    Go bad or go home!

  • Was die Überforderungsproblematik betrifft, so glaubt man mir wohl irgendwie nicht.
    Die Leute erwarten immer eine Antwort, am liebsten sofort und dann bin ich meist so unter Druck, dass ich entweder gar nichts mehr sagen kann, oder einfach irgendwas sage, was ich in den Medien aufgeschnappt habe.
    Die Leute denken, ich spiele, weil ich ja nicht "so dumm" sein kann, wenn ich dies und das erreicht habe.

    Wie ist es denn bei Dir mit Zugang zu Deinen Gefühlen? Vieles lässt sich ja nicht wegtherapieren, aber der Zugang zu Gefühlen macht das Leben lebenswert unf beantwortet alle Fragen, die man mit dem Veratand eben nicht beantworten kann.

    Es ist schwierig.
    Früher habe ich kaum geweint, nach einem Antidepressivum fange ich nun aber sehr schnell an zu weinen.
    Das ist schon lästig, da ich eigentlich überhaupt nicht "schwach" bin, ich will das gar nicht.

    Was die kognitive Ebene betrifft, so fehlt mir der Zugang zu meinen Gefühlen, indem ich sie meist nicht "erfassen" kann.
    Wenn mich also jemand z.B. fragt, was ich gerade fühle, kann ich meist nur sagen "keine Ahnung".
    Ich fühle mich einfach neutral, wenn nichts Entscheidendes passiert ist aber wenn, dann habe ich schon starke Emotionen.
    Wut ist oft präsent, wenn etwas Ungerechtes passiert, oder ich etwas nicht verstehe z.B.

    Es waren sehr gute Punkte dabei, die mir helfen, danke.

    Hmmm... ich glaube mein Problem liegt eben auch darin, die Grenze zwischen "normalen" Problemen und AS-typischen Problemen abzugrenzen.
    Ich weiß einfach durch unzureichenden Kontakt mit anderen nicht, was "normal" ist.

    Was ich weiß, ist, dass ich normal sein will, aber nicht auf Kosten meiner Persönlichkeit.
    Was "normal" sein ja eigentlich ausschließt. :roll:
    :m(:

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

  • Lautstärken, Gerüche, Geräusche, Licht, und auch Gesagtes was mich gedanklich beschäftigt und im Kopf "nach hallt" kann mich stark ablenken

    zu langsames detailiertes Arbeiten)

    Verstehen von bestimmten Dingen wie Anträge, Texte oder Verträge (verstehe ich nicht, brauche dabei Hilfe, mache allein immer Fehler)

    Ja, sowas.
    Aber alleine wäre ich gar nicht darauf gekommen, hätte es auch nicht so formulieren können.
    Ich kann viele Sachen gut formulieren, aber sowas nicht. :question: :question: :question:

    Es ist, als wäre sowas alles weit weg von mir im Gehirn vom "Jetzt".
    Jetzt fällt mir nur ein, was jetzt ist.
    Und nicht mal das kann ich meist in Sprache gießen (Metapher).

    Es ist, als drehten sich meine Gedanken um genau eine!! konkrete Sache und alles andere ist schwer zu erreichen, wenn überhaupt.
    Ich habe nur Kapazität für diese eine Sache.
    Daneben gibt es aber noch eine 2. Kammer als Kapazität sozusagen, die sich unecht anfühlt und häufig mir liefern kann, was geliefert werden sollte ungefähr.
    Die ist oft aber auch dicht... :m(:

    Das ist auch bei Sachthemen der Fall, da dreht sich alles nur noch um ein Thema und plötzlich hat alles in der Welt einen Bezug zum Thema. :oops: :question:

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

  • Frage: Ihr schreibt so viel von Meltdowns, auch im Zusammenhang von Auseinandersetzungen bei der Arbeit.
    Was meint ihr damit genau und was ist der Unterschied zu einem normalen Wutausbruch oder was meint ihr genau damit?

    So richtige "Meltdowns", wo man keine Kontrolle hat, habe ich nicht oft.

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

  • Die Leute denken, ich spiele, weil ich ja nicht "so dumm" sein kann, wenn ich dies und das erreicht habe.

    Das ist etwas, was ich bei AS schon oft gesehen habe und wohl auch deswegen oft zu problemen führt.
    Eben das man als HFA oder AS sich in einigen oder sogar vielen Situationen recht normal verhält und kompetent ist, wirkt man dann in den bereichen wo man es nicht ist für andere unglaubwürdig. Das ist etwas mit dem ich auch immer zu kämpfen hatte.
    Die Leute die mich einigermaßen als "hilfebedürftig" eingestuft haben, haben mich generell als behindert und dumm eingestuft und mich auch dem entsprechend schlecht behandelt.
    Aber vermutlich liegt das daran das jene Menschen in allem gleich überschnell eine Behinderung gesehen haben.
    Ich weiß auch nicht, manche leute sehen alles als übertrieben an und meinen sowas wie Behinderung gibt es garnicht, alles nur Ausrede, und andere die sind gleich so extrem, das sie alles was etwas unnormal ist gleich als krank und so einstufen, was aber dann auch behandelt gehört. Es fehlt da irgendwie die Akzeptanz, manches ist halt da und nicht behandelbar. Oder behandlungsbedürftig. Ich mein, nicht alles schadet einem oder anderen, auch wenn es von der Norm abweicht.


    Es ist, als wäre sowas alles weit weg von mir im Gehirn vom "Jetzt".
    Jetzt fällt mir nur ein, was jetzt ist.

    Ob das bei mir auch so ist kann ich nur schwer sagen.
    Ich habe erlebt, das ich nur schwer sowas spontan aussprechen kann, jedenfalls nicht ohne Spickzettel, aber ich habe mich jetzt über 3 jahre kontinuierlich mit diesen Symptomen und auch mit meinem eigenen Verhalten beschäftigt, es analysiert und beobachtet und konnte es darum auch mal ausschreiben.
    Hätte ich da nicht so viel zeit investiert, hätte ich auch nicht wirklich viel sagen können außer das ich probleme habe, aber nicht weiß woeher die kommen.


    Daneben gibt es aber noch eine 2. Kammer als Kapazität sozusagen, die sich unecht anfühlt und häufig mir liefern kann, was geliefert werden sollte ungefähr.
    Die ist oft aber auch dicht...

    Das ist auch bei Sachthemen der Fall, da dreht sich alles nur noch um ein Thema und plötzlich hat alles in der Welt einen Bezug zum Thema.

    Sowas ähnliches kann ich bei mir auch erleben wenn ich ungeübt über etwas reden soll, ich habe zwar mehrere Dinge im Kopf, vom Wissen her, aber ich kann das nur durchgehen von Detail zu Detail, und wenn ich da keine konkrete Liste habe, bleibe ich bei einem Detail, und manchmal fallen mir andere ins Wort und bringen mich durcheinander, die Linie die ich hatte was ich als nächstes sage wird mir da total zunichte gemacht. Ich könnte da echt sauer werden aber wenn da jetzt deswegen den gegenüber anbrülle, würde der das nicht verstehen, weshalb ich es nicht mache.

    Go bad or go home!

  • Was meint ihr damit genau und was ist der Unterschied zu einem normalen Wutausbruch oder was meint ihr genau damit?

    Oft kommt das bei mir auch nicht vor, aber bei geregelter Arbeit bin ich scheinbar viel angespannter als jetzt (ohne Job fast immer allein zuhause jeden tag).
    Da passierte sowas regelmäßig, jetzt passiert sowas kaum mehr.

    Unter Meltdown verstehe ich (bei mir jedenfalls, vielleicht zeigt sich das bei anderen auch anders), das ich plötzlich die Emotionen nicht zurückhalten kann und anfange zu heulen, zu fluchen, teilweise auch rumzuschreien beim Fluchen, mit Fäusten gegen Wände donnern so das diese kaputt gehen, zu treten, mich selber zu verletzen.
    Letzteres aber nur in sehr schlimmen Situationen.
    Die ersten Dinge können bei mir schon passieren wenn ich einen Bus oder Zug verpasse und deswegen unünktlich sein werde, oder wenn mich ein Mitarbeiter oder der Arbeitgeber tadelt bzw nicht besonders nett reagiert wenn ich einen fehler mache oder sogar schimpft, oder ein Plan plötzlich geändert wird und ich mich mental bereits auf die Sache vorbereitet hab.

    Meltdown ist wohl auch nur ein Wutausbruch, aber je nachdem wie schwerwiegend die Situation ist, kann es sein das ich für den rest des tages nicht mehr arbeiten kann oder ich für den rest des tages so genervt bin das ich keine Lust mehr hab und nachhause will.
    Mein Vater hatte das übrigens auch, aber nicht in so vielen Fällen und so wütend wie ich hat er sich auch nie gezeigt. Ich glaube aber das ich das von ihm hab.
    Andere leute scheinen aber normalerweise nicht in so vielen Situationen so auszurasten, sie haben das eher wenn sie gefeuert werden (für mich schon mit Siuzidgedanken verbunden) oder sie sehr viel geld verloren haben oder sowas.

    Go bad or go home!

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