Laut der Therapeutin ist diese Art zu denken bei mir (und eine gewisse Logik und Nachvollziehbarkeit im Verhalten anderer Menschen zu erwarten) etwas ziemlich autistisches, und jedenfalls nicht "normaler Durchschnitt" und könne ich sowas bei anderen Menschen einfach nicht voraussetzen - weil die nämlich gar nicht so denken.
Und: "Die Welt tickt nicht rational", sagte sie mir immer wieder. Und ist deshalb auch nicht einfach rational zu verstehen. (Auch nicht etwa kompliziert-rational zu verstehen.)
Und dass höchstens 10% von Kommunikation und Verhalten der Menschen auf rationaler oder Sachebene liefe. Ich kann es nicht so gut wiedergeben, weil ich zwar (glaub ich) irgendwie eine vage Ahnung davon bekam, was sie versuchte mir zu erklären, aber es nicht so wirklich richtig verstanden habe. (Mir ist auch unverständlich wie Menschen denn kommunizieren können über Dinge, Sachverhalte, etc, wenn die Sachebene dabei kaum vorkommt. Aber es ist anscheinend trotzdem so.)
Hmpf... Und ich weiß das durchaus und müsste eigentlich kognitiv umsetzen können, dass Menschen nicht bei Logik unterschrieben haben. Aber das ergibt überhaupt keinen Sinn für mich. Kommunikation ist qua definitionem ein Informationsaustausch und nicht unlogisches unverbindliches Geschnatter. Und so renne ich immer wieder gegen Wände und bleibe verwirrt zurück.
Wenig schmeichelhaft, aber mein Psychiater (dem ich für seine Direktheit und Unverblümtheit schon öfters dankbar war) sprach mir gegenüber mal aus, dass (im "System" / Eingliederungshilfe etc - also im "psychosozialen" Bereich) Autisten meist als "Systemsprenger" gesehen werden. (Weil das System halt darauf nicht eingestellt ist, keine Ahung davon haben (und auch nicht haben wollen, sich nicht interessieren)).
Ein Bedarf außerhalb des Systems. Dort gibt es nicht viel für Unsereines und in den paar Hifemöglichkeiten, die es gibt, darf man dann doch wieder Camouflage aufsetzen und muss sich anpassen.
(Hier ist gerade mal wieder die Frage akut, soll die Autismushilfe weiter laufen oder nicht. Was hilft sie oder macht es nicht mehr Stress mit der sozialisieren zu müssen)
Und Danke für Deinen langen Text, der trifft es für mich.
Bei mir tat sich die Sozialarbeiterin sehr schwer damit, dass ich einerseits nicht bzw. kaum in der Lage war Telefonate zu führen, aber durchaus sagen konnte, was ich genau wollte und wer laut Internet die Ansprechpartner waren. Hatte sie vorher noch nie.
Probleme gab es bei der Priorisierung: Sie hat sich um bestimmte Sachen nicht gekümmert, die mir wichtig waren (Grippe-Impfung im letzten Herbst, da bin ich dann bei den Sprechstundenhilfen total aufgelaufen.) oder wo es Zeitdruck gab (Informationen einholen bezüglich meines Umzugs, die nicht datenschutzrelevant waren. D.h. sie hätte da locker ohne mich mal zwischendrin anrufen können, ohne das ich dabei gewesen wäre. Stattdessen wurde das dann von Termin zu Termin verschoben.)
Jupp, hilfsbedürftiger/hilfloser Akademiker, der nicht in der Lage ist beim Stromversorger anzurufen oder den Nachbarn zu sagen, sie sollen weniger auf dem Balkon rauchen. Ab und an nonverbal, dennoch in der Lage eloquente E-Mails zu schreiben. Zu blöde einfachste Dinge im System zu erledigen, aber die passenden Rechtsvorschriften kennnen.
Danke Asperger, danke HB.
Und beim Stromversorger muss ich immer noch anrufen, obwohl sie (Hilfe) das vor zwei Monaten zugesagt hatte.
(Wenn ich da immer hinterherlaufen muss und schon die Bitte um Hilfe Kommunikation ist, dann ist selber Machen Löffelsparsamer.)
Dieses einerseits Beredet, dennoch nicht in der Lage sein Anliegen zu kommunizieren. Diese Einschränkung auf bestimmte Kommunikationsmedien. Dieses plietsch aber hilflos, kombiniert mit Aversität gegenüber Unlogik und Bauchentscheidung, führt nicht dazu, dass einem Hilfestellen erstmal als Hilfsbedürftig einstufen und später zu Problemen.
(Und da lasse ich außen vor, dass ich auch nur schwerlich anderen Menschen begreiflich machen kann, dass ich sehr wohl ein paar Tage funktionieren kann, Vorträge, Sozialisieren, etc. nur danach eine Woche incommunicado sein muss und nicht mehr klar denken kann. Und in den Phasen ganz froh bin meine Verlobte zu haben, die mir sagt, dass man auch essen muss, waschen, etc.)
Kurz: Irgendwie erscheint es mir aktuell sowohl das Organisieren einer passenden Hilfe als auch das Betreuen dieser, ist kostspieliger, als sich weiter alleine durchzuwurschteln.
(Und nur als Einschub: letzten Monat eine Ehrenamtliche Peerbegleitung per E-Mail angeschrieben, mich und mein Anliegen(Peerbegleitung) vorgestellt und auch dargelegt, dass ich es nicht barrierefrei empfinde, dass man diese nur per Telefon erreichen kann und ich diese, ihre private Email ergooglen musste - und ich für dieses um Entschuldigung bäte. Zurück kam: Das sähe ich alles falsch, sie seien per E-Mail zu erreichen und sie wünsche mir eine erfolgreiche Therapie, das klänge nach einer guten Idee für mich und mein Leben. Anekdotische Evidenz für Autist fällt durchs Raster...)
@Wolke(n) am Himmel
Nicht, dass ich das nicht auch machen würde und sehr sehr gut darin bin, Situationen ewig zu durchgrübeln, was da denn nun passiert ist und worin die Logik besteht. Mach Dir keinen Kopf, aus welchen Gründen auch immer die Dich nicht mehr betüddeln möchten, Krone richten und weiter machen.