Ambulant Betreutes Wohnen

  • Laut der Therapeutin ist diese Art zu denken bei mir (und eine gewisse Logik und Nachvollziehbarkeit im Verhalten anderer Menschen zu erwarten) etwas ziemlich autistisches, und jedenfalls nicht "normaler Durchschnitt" und könne ich sowas bei anderen Menschen einfach nicht voraussetzen - weil die nämlich gar nicht so denken.
    Und: "Die Welt tickt nicht rational", sagte sie mir immer wieder. Und ist deshalb auch nicht einfach rational zu verstehen. (Auch nicht etwa kompliziert-rational zu verstehen.)
    Und dass höchstens 10% von Kommunikation und Verhalten der Menschen auf rationaler oder Sachebene liefe. Ich kann es nicht so gut wiedergeben, weil ich zwar (glaub ich) irgendwie eine vage Ahnung davon bekam, was sie versuchte mir zu erklären, aber es nicht so wirklich richtig verstanden habe. (Mir ist auch unverständlich wie Menschen denn kommunizieren können über Dinge, Sachverhalte, etc, wenn die Sachebene dabei kaum vorkommt. Aber es ist anscheinend trotzdem so.)


    Hmpf... Und ich weiß das durchaus und müsste eigentlich kognitiv umsetzen können, dass Menschen nicht bei Logik unterschrieben haben. Aber das ergibt überhaupt keinen Sinn für mich. Kommunikation ist qua definitionem ein Informationsaustausch und nicht unlogisches unverbindliches Geschnatter. Und so renne ich immer wieder gegen Wände und bleibe verwirrt zurück.


    Wenig schmeichelhaft, aber mein Psychiater (dem ich für seine Direktheit und Unverblümtheit schon öfters dankbar war) sprach mir gegenüber mal aus, dass (im "System" / Eingliederungshilfe etc - also im "psychosozialen" Bereich) Autisten meist als "Systemsprenger" gesehen werden. (Weil das System halt darauf nicht eingestellt ist, keine Ahung davon haben (und auch nicht haben wollen, sich nicht interessieren)).


    Ein Bedarf außerhalb des Systems. Dort gibt es nicht viel für Unsereines und in den paar Hifemöglichkeiten, die es gibt, darf man dann doch wieder Camouflage aufsetzen und muss sich anpassen.
    (Hier ist gerade mal wieder die Frage akut, soll die Autismushilfe weiter laufen oder nicht. Was hilft sie oder macht es nicht mehr Stress mit der sozialisieren zu müssen)

    Und Danke für Deinen langen Text, der trifft es für mich.


    Bei mir tat sich die Sozialarbeiterin sehr schwer damit, dass ich einerseits nicht bzw. kaum in der Lage war Telefonate zu führen, aber durchaus sagen konnte, was ich genau wollte und wer laut Internet die Ansprechpartner waren. Hatte sie vorher noch nie.
    Probleme gab es bei der Priorisierung: Sie hat sich um bestimmte Sachen nicht gekümmert, die mir wichtig waren (Grippe-Impfung im letzten Herbst, da bin ich dann bei den Sprechstundenhilfen total aufgelaufen.) oder wo es Zeitdruck gab (Informationen einholen bezüglich meines Umzugs, die nicht datenschutzrelevant waren. D.h. sie hätte da locker ohne mich mal zwischendrin anrufen können, ohne das ich dabei gewesen wäre. Stattdessen wurde das dann von Termin zu Termin verschoben.)


    Jupp, hilfsbedürftiger/hilfloser Akademiker, der nicht in der Lage ist beim Stromversorger anzurufen oder den Nachbarn zu sagen, sie sollen weniger auf dem Balkon rauchen. Ab und an nonverbal, dennoch in der Lage eloquente E-Mails zu schreiben. Zu blöde einfachste Dinge im System zu erledigen, aber die passenden Rechtsvorschriften kennnen.

    Danke Asperger, danke HB. :)

    Und beim Stromversorger muss ich immer noch anrufen, obwohl sie (Hilfe) das vor zwei Monaten zugesagt hatte.
    (Wenn ich da immer hinterherlaufen muss und schon die Bitte um Hilfe Kommunikation ist, dann ist selber Machen Löffelsparsamer.)


    Dieses einerseits Beredet, dennoch nicht in der Lage sein Anliegen zu kommunizieren. Diese Einschränkung auf bestimmte Kommunikationsmedien. Dieses plietsch aber hilflos, kombiniert mit Aversität gegenüber Unlogik und Bauchentscheidung, führt nicht dazu, dass einem Hilfestellen erstmal als Hilfsbedürftig einstufen und später zu Problemen.

    (Und da lasse ich außen vor, dass ich auch nur schwerlich anderen Menschen begreiflich machen kann, dass ich sehr wohl ein paar Tage funktionieren kann, Vorträge, Sozialisieren, etc. nur danach eine Woche incommunicado sein muss und nicht mehr klar denken kann. Und in den Phasen ganz froh bin meine Verlobte zu haben, die mir sagt, dass man auch essen muss, waschen, etc.)

    Kurz: Irgendwie erscheint es mir aktuell sowohl das Organisieren einer passenden Hilfe als auch das Betreuen dieser, ist kostspieliger, als sich weiter alleine durchzuwurschteln.

    (Und nur als Einschub: letzten Monat eine Ehrenamtliche Peerbegleitung per E-Mail angeschrieben, mich und mein Anliegen(Peerbegleitung) vorgestellt und auch dargelegt, dass ich es nicht barrierefrei empfinde, dass man diese nur per Telefon erreichen kann und ich diese, ihre private Email ergooglen musste - und ich für dieses um Entschuldigung bäte. Zurück kam: Das sähe ich alles falsch, sie seien per E-Mail zu erreichen und sie wünsche mir eine erfolgreiche Therapie, das klänge nach einer guten Idee für mich und mein Leben. Anekdotische Evidenz für Autist fällt durchs Raster...)

    @Wolke(n) am Himmel
    Nicht, dass ich das nicht auch machen würde und sehr sehr gut darin bin, Situationen ewig zu durchgrübeln, was da denn nun passiert ist und worin die Logik besteht. Mach Dir keinen Kopf, aus welchen Gründen auch immer die Dich nicht mehr betüddeln möchten, Krone richten und weiter machen.

    Einmal editiert, zuletzt von Incommunicado (25. Juli 2022 um 13:24)

  • Manchmal erschlägt man mit langen Mails den Empfänger, da habe ich auch schon die Erfahrung gemacht, dass von 5 Informationen in einer Mail nur eine oder zwei angekommen sind. Am besten ist es, man liefert nur 1 Information und stellt 1 Frage pro Mail. Sonst muss man 5x nachhaken.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Ich danke Euch viel mals! Es tut gut zu lesen, dass nicht nur ich diese Probleme habe und das ich nicht einfach nur voll "bescheurt" bin...

    Theoretisch wollte ich schon gestern (sehr gerne) schreiben, doch das fällt mir gar nicht so leicht (untertrieben ausgedrückt) ... schriftiche Dinge rutschen bei mir schnell in den Status "Ausschieberitits", leider...

    Ich versuch jetzt erst mal noch was mit dem DRV zu regeln und hoffe, dass ich dann noch Kapazität habe mich hier zu äußern.....

  • Und beim Stromversorger muss ich immer noch anrufen, obwohl sie (Hilfe) das vor zwei Monaten zugesagt hatte.
    (Wenn ich da immer hinterherlaufen muss und schon die Bitte um Hilfe Kommunikation ist, dann ist selber Machen Löffelsparsamer.)

    So ging es mir im letzten Jahr auch mit der Sozialarbeiterin, weswegen ich schließlich den Vertrag kündigte. Ich hatte einfach keine Energie mehr übrig für ihre "Nebenprojekte". Wenn ich nicht hier übers Forum Hilfe bekommen und irres Glück bei der Wohnungssuche gehabt hätte, ... ich weiß nicht, ob ich die Situation weiter nervlich durchgehalten hätte. Finanziell jedenfalls nicht.

    Kurz: Irgendwie erscheint es mir aktuell sowohl das Organisieren einer passenden Hilfe als auch das Betreuen dieser, ist kostspieliger, als sich weiter alleine durchzuwurschteln.

    Dito. Allerdings merke ich, dass ich so auch keinerlei Fortschritte mache. Eigentlich bin ich sicher, dass es noch irgendeine Perspektive für mich geben müsste, ich laufe aber überall nur gegen Wände. (RW) Alleine weiß ich nicht, wo ich überhaupt ansetzen kann.

    Ich versuch jetzt erst mal noch was mit dem DRV zu regeln und hoffe, dass ich dann noch Kapazität habe mich hier zu äußern.....

    Viel Erfolg!

    Moderatorenbeiträge sind an der grünen und fetten Schrift erkennbar! Alles andere stellt meine persönliche Meinung als Forennutzerin dar.

  • Das finde ich schon sehr seltsam, was meint ihr?


    Hallo,

    seit ich ABW hatte, wurde ich (hauptsächlich von der Eingliederungshilfe/Fallmanagerin, aber auch vom letzen Träger) überwiegend nur angelogen, oder auf NT gesagt "für dumm verkauft" (Redewendung) Oft auch sogar so offensichtlich, das selbst ich es zeitnah gemerkt habe. Also man hat sich teilweise nicht Mal die Mühe gemacht, es so zu versuchen das ich es nicht merke.

    Das hatte sich aber zueltzt sogar so "zugespitzt" das ich dadurch entschieden habe, überhaupt kein ABW mehr in Anspruch nehmen zu wollen, wegen dem ständig "für dumm verkauft werden" (Redewendung) Widersprüche, teils sogar Lügen und falschen Behauptungen, die als solche aufgedeckt wurden. Wo man z.B. eben auch nicht dachte, das ich etwas nachprüfen und z.B. einen Träger selbst anschreiben würde. Ich habe schon genug Erfahrungen mit anderen Menschen gemacht, um eben deshalb nicht einfach alles zu glauben und zu vertrauen.

    Mein Erlebnis ist, das man hauptsächlich von der Eingliederungshilfe/Fallmanager nur als Kostenfaktor gesehen wird. Keine Sekunde wird der Mensch mit Hilfsbedarf gesehen. So unsozial und teils wirklich verachtend wie dort, wurde ich bisher selten behandelt.

    Die Träger selbst können für die Situation vielleicht gar nicht so viel, die können wohl auch gar nicht so viel leisten (aus finanziellen Gründen) wie es für manche Klienten aber nötig wäre.

    Die beiden Sozialarbeiter vom ersten Träger waren menschlich wirklich sehr nett, auch sehr bemüht. Aber es gab immer wieder Konflikte, weil meine autistischen Einschränkungen nicht verstanden, nicht gesehen und/oder nicht real eingeschätzt wurden. Das war ein Träger für Menschen mit psychischen Erkrankungen (Entscheidung der Fallmanagerin, über mich hinweg und entgegen meiner Wünsche) Mit dem zweiten Träger zusammen wurden dann auch mehr Wochenstunden beantragt, weil die Sozialarbeiterin selbst merkte das sie mehr Stunden für mich braucht. Beantragt wurde das ein paar Monate nach Beginn, ein halbes Jahr später war immer noch nicht über mehr Stunden entschieden. Weshalb es dann auch mit dem Träger zum Abbruch kommen musste.

    Das schrieb die Sozialarbeiterin auch in ihren Abschlussbericht, das es wegen meinem erheblichen Bedarf nicht möglich war, usw. Und seit es mit dem Träger beendet ist, hat plötzlich überhaupt kein Träger mehr Kapazität, und die Fallmanagerin schaffte es 4 Monate, sich davor "zu drücken" (Redewendung) überhaupt irgend eine Lösung von sich aus zu nennen. Wenn ich 2 Träger ausprobiert habe und beide keinen Erfolg hatten, will man offenbar (mein Eindruck) nicht, das ich nur weiter Kosten verursache ohne das es was bringt.

    Ich will mit der Eingliederungshilfe nichts mehr zu tun haben, da ich einen Pflegegrad habe, werde ich darüber einen "Alltagsbegleiter" (Betreuungspfleg/Betreuungsleistung) als Hilfe nutzen. Da bekomme ich auch ca. 4 Stunden im Monat, und ich muss keine Sachen üben oder werde nur unterstützt, sondern sie nehmen mir Tätigkeiten komplett ab. Ich denke, das ich für ABW (also nur begleitet zu werden) vielleicht nicht selbstständig genug war. Sondern eher jemand brauche, der mir Dinge abnimmt anstatt mich nur zu unterstützen.

    Aber das entschuldigt für mich in keinster Weise, wie man von der Eingliederungshilfe (un)menschlich mit mir umgegangen war. Keine Ahnung ob sie vielleicht auch meine Einschränkungen/Defizite für sich ausgenutzt hatten.

    LG IceQueen.

    Einmal editiert, zuletzt von IceQueen (26. Juli 2022 um 11:32)

  • Daniel hat einen Thread eröffnet (ich hatte es aber erst später gesehen), bei dem es darum geht, wie ABW für einen sein müsste, damit es passt...

    Ambulant betreutes Wohnen bei Asperger Autismus. Wie muss es für euch sein?

    Sie müssten nur ggf. den Übergang zu einem anderen Träger begleiten/sicherstellen, egal ob du dort anschließend PB oder ABW bekommst.

    Und das wäre so ein Punkt, wie es sein sollte, wenn es gewünscht ist... Genau das wollte ich, ich hatte es einen "fließender Übergang" genannt...

    vielleicht nicht so dem "Durchschnitt" der sonst so "zu betreuenden" entspricht), dann wird 'gerne' mal "aussortiert" ...

    Hmm ja... Ich kenne frei arbeitende Hebammen, da ist es ja auch so, dass es mehr zu betreuende Frauen als Hebammen gibt (vielerorts)...
    Das schafft naklar den Luxus ggf. weniger umgängliche oder sympathische oder ungleich denkende Frauen etc... aussortieren zu können. So soll es ja auch sein, denn schließlich soll die Arbeit ja auch ein Stück weit "Spaß, Sinn etc." machen... Hm ich glaube da wird auch eher gesagt, man hat keine Kapazität frei o.ä. anstatt zu sagen, dass es nicht passt...
    Jeder Berufszweig, bei dem das Verhältnis ungleich ist (weniger Angebote als Nachfrage) enthält diesen Luxus "aussortieren" zu können...

    Ich tappe auch immer wieder in dieselbe Falle (RW).
    Ich lasse mich ein (muss man ja auch?!), und verlasse mich auf das Gesagte ...

    oh man ja, das tut mir leid... ist sicherlich ziemich frustrierend (?)
    (muss man ja auch?!) - mit Fragezeichen... ja, muss man ja auch !? :roll: :|

    Vielleicht war die Situation ja auch nicht so, dass irgendetwas bestimmtes (und greifbares) so schwierig für sie war, dass es von ihrer Seite aus nicht mehr ging. -- Sondern möglicherweise auch einfach die Gesamt-Situation so, dass es "dem Team" als "mühsam" erschien es weiter mit dir zu versuchen

    Definitiv die Gesamtsituation!

    Wahrscheinlich hat es weniger mit dir zu tun als du denkst. (Relevante Faktoren für die sind halt auch, wie läuft es im Team, wie ist insgesamt die Belastungs-Situation und die (individuellen sowie gesamten) Kapazitäten im Team, wie ist die Vertretungssituation, wie locker oder mühsam ist die "Doku" (und das "Rechtfertigen" gegenüber Amt), etc pp)

    Ich denke schon das es mit mir zu tun hat... das scheint unausweichlich..., aber naklar auch mit den vorhanden Strukturen, die für manch einen so eben nicht passen....

    Ich habe auch gelernt (und hoffentlich fällt mir das beim nächsten mal auch rechtzeitig wieder ein!!), dass ein Satz wie "Wir sollten uns mal darüber unterhalten wie es weitergehen soll" [in diesem "Hilfe-Kontext"(!)] NICHT etwa bedeutet, dass wir bald darüber sprechen, wo ich noch Probleme habe, für die ich deren Unterstützung brauche. Sondern die "höfliche" / "durch-die-Blume"-Ansage ist, dass sie ein Abschlussgespräch ansetzen, dessen Fazit sein wird (und zwar egal was im Gespräch selber gesprochen wird) dass das ABW eingestellt wird.

    Oh....okay.... das wußte ich nicht.... Oh, das kann es natürlich auch bedeuten..... 8o :nerved:

    Ich denke, dass es dich wahrscheinlich nicht wirklich weiterbringt, zu versuchen, diese Entscheidungen und Begründungen mit logischem Denken nachvollziehen zu können.
    (Sowas habe ich über Jahre und Jahre immer wieder... vergeblich versucht. Und bin schier dran verzweifelt.

    hmm, okay.... werde ich beherzigen.... das schier daran verzweifeln ist sehr unangenehm (zumindestens für mich, auch für dich?). Ich fange dann auch oft an, die Fehler bei mir zu suchen (Thema "dumm sein" u.a.)... Einfach "sein lassen, stehen lassen" ohne es zu verstehen, nachvollziehen zu können - eine echte Herrausforderung ;) :nod:

    Ich hab 2 Jahre lang nicht nur mich selber damit gequält sondern auch eine Psychotherapeutin mit solchen Fragen beschäftigt ... sie hat denke ich ihr bestes gegeben, um zu versuchen mir einiges zu erklären und verständlich(er) zu machen, oder wenigstens mich damit abzufinden

    Oooohhh ja.... Nur gut, dass ich eine geduldige Therapeutin hatte (wobei ich Geduld gar nicht zu ihren Stärken rechnen würde - ist aber nur eine These ;) )

    Was mich leider immer noch nicht davor schützt, bei der nächsten "Geschichte" wieder völlig perplex es mal wieder nicht zu verstehen wie mir geschieht

    :nod:

    Laut der Therapeutin ist diese Art zu denken bei mir (und eine gewisse Logik und Nachvollziehbarkeit im Verhalten anderer Menschen zu erwarten) etwas ziemlich autistisches, und jedenfalls nicht "normaler Durchschnitt" und könne ich sowas bei anderen Menschen einfach nicht voraussetzen - weil die nämlich gar nicht so denken.

    okay.... dann zähle ich mich zu dem "nicht normalder Durchschnitt", weil ich immer ein VA bleiben werde...

    Und dass höchstens 10% von Kommunikation und Verhalten der Menschen auf rationaler oder Sachebene liefe.


    ... "Mir ist auch unverständlich wie Menschen denn kommunizieren können über Dinge, Sachverhalte, etc, wenn die Sachebene dabei kaum vorkommt. Aber es ist anscheinend trotzdem"

    Das finde ich spannend, denn ich bin tatsächlich nicht der rationale Typ im Moment der Kommunikation, sondern erst danach... Ich kann überwiegend nur reden ohne zu denken und das ist dann (vermutlich) oft eher aus dem Gefühl heraus... Ich reagiere auch öfters mal emotional auf gesagtes, um dann im Nachhinein darüber nachzudenken.... Konkret - als mir die "Betreuerin" mitteilte, dass es endet und mir keine (für mich) vernünftige Erklärung liefern konnte, mussste ich erst mal gehen, um mich zu beruhigen und dann darüber nachzudenken..., also ich hätte nur noch emotional reagieren können als rational...

    Eine weiter mögliche Erklärung könnte sein, dass es halt "normal" ist (in der "neurotypischen" Welt), alles zu beschönigen und in "Blümchentapete" einzupacken, oder dass es ihnen nichtmal als "unehrlich" vorkommt sondern einfach als "höflicher".

    Ja vermutlich, vermutlich brauchen einige oder viele Menschen das auch so.... und ich will mich da auch gar ncht ganz ausschließen... Da ich es oft so nicht mache, wirke ich halt auch einfach "Barsch" und hatte das eine Zeit lang für diplomatisch gehalten... :lol: doch diplomatisch heißt eher "Blümchentapete etc."

    Ich drücke dir die Daumen!!!

    DANKE :)

  • Bei den hochfunktionalen/Asperger-Autisten ist das aber nicht bekannt. Die tauchen ja offiziell erst in den letzten paar Jahren überhaupt im betreuten Wohnen auf, und es sind sonst eher die Borderliner, die in der Betreuung schwierig sind.

    bzw. stellt sich ja auch immer öfters raus, dass ggf. ein "Borderleiner" gar keiner ist, sondern Autist.... oder auch beides.... bzw. können auch andere PS schwierig sein (Narzisten, Schizoide etc...)

    Woraus ergeben sich eigentlich Schwierigkeiten in der Betreuung hochfunktionaler Autisten? Ich habe selbst keine eigene Erfahrung mit dem betreuten Wohnen, nur mit einem Ehrenamtlichen, mit dem ich aber sehr gut auskomme. So wie ich mich einschätze, bin ich eigentlich kooperativ und kann Probleme auch gut reflektieren, sodass ich nicht weiß, wodurch überhaupt ggf. so große Probleme entstehen könnten, dass man mich lieber wieder loswerden wollen würde. Sind es unterschiedliche Ansichten betreffend den Zielen, die problematisch sein könnten? Oder liegt es nur an der Kommunikation?

    Also ich kann ja jetzt nicht als Autistin sprechen.... bei mir ergaben bzw. ergeben sich die Schwierigkeiten vermutlich aus vier Dingen
    1. im allgemeinen mache ich einen besseren Eindruck, als der Ist-Zustand ist, d.h. man muss mir glauben wenn ich etwas beschreibe und berücksichtigen, dass ich eher zum verharmlosen neige. Mir wurde beigebracht, Bedürfnisse und Hilfestellungen die ich benötige zu kommunizieren (das ist für mich nicht selbstverständlich oder leicht!) - man muss sie mir aber halt auch glauben!

    2. die Kommunikation ganz klar! Soll heißen das mich verstehen (und glauben) und ich die Anderen verstehen! Mein Nachfragen ist oft nicht so erwünscht und ich hatte dann so Sätze wie "ich habe kein Bock auf ein Frage-Antwort-Spiel" (äh what???). Endlose wirkende Diskussionen die seltens zu etwas geführt und für beide Parteien "qualvoll oder mindestens nervig" waren...

    3. Und ganz wichtig, daran ist es bei mir gescheitert... es kann sein, dass ich etwas nicht kann oder es mit so viel Energie verbunden ist, dass es gut wäre, dass es für mich erledigt wird, anstatt mich "nur" dabei unterstüzen zu wollen... also anstatt "therapeutisch unterstützend" einfach praktisch helfend!!!

    4. Ich denke es ist an meiner Neigung zur "Selbstbestimmung" gescheitert!

    Bei mir tat sich die Sozialarbeiterin sehr schwer damit, dass ich einerseits nicht bzw. kaum in der Lage war Telefonate zu führen, aber durchaus sagen konnte, was ich genau wollte

    Ja genau !

    Mein Ehrenamtlicher hat damit kein Problem. Ich schreibe ihm immer eine Mail, wenn er einen Anruf für mich machen soll, da schreibe ich genau rein, wo er anrufen und was er sagen soll.
    Am Anfang hat er sich wohl schon gewundert, warum ich dann den letzten Schritt, selber anzurufen, nicht mache, aber er hat es nie in Frage gestellt.

    Sowas würde ich mir auch wünschen und ich würde noch nicht einmal "verlangen" das alle Anrufe für mich gemacht werden... nur ab und zu mal, das ein oder andere Telefonat... das ist aber nicht pädagogisch sinnvoll, laut deren Aussage....

    So hatte ich mir das auch gedacht und gewünscht.

    Ich mir in weiten Bereichen auch, aber nicht nur (wie schon mehrmals erwähnt) - Da werd ich ja schon fast neidisch ;)

  • Dito. Allerdings merke ich, dass ich so auch keinerlei Fortschritte mache. Eigentlich bin ich sicher, dass es noch irgendeine Perspektive für mich geben müsste, ich laufe aber überall nur gegen Wände. (RW) Alleine weiß ich nicht, wo ich überhaupt ansetzen kann.

    Ja, ich überlege auch... wenn ich mit dem Hilfesystem nicht zurecht kommen, es bleiben zu lassen.... tatsächlich geht es allerdings auf meine Kosten... Die Frage ist, was kostet mich mehr? Im Moment bin ich noch nicht bereit aufzugeben.... doch die Situationen sind schon sehr zermürbend

    Das hatte sich aber zueltzt sogar so "zugespitzt" das ich dadurch entschieden habe, überhaupt kein ABW mehr in Anspruch nehmen zu wollen, wegen dem ständig "für dumm verkauft werden"

    Wäre schade wenn dir die Hilfe die du brauchst versagt bleibt

  • Und noch ein letzter Post.... Hammer was ich heute alles geschrieben habe ;)

    Mein Erlebnis ist, das man hauptsächlich von der Eingliederungshilfe/Fallmanager nur als Kostenfaktor gesehen wird. Keine Sekunde wird der Mensch mit Hilfsbedarf gesehen. So unsozial und teils wirklich verachtend wie dort, wurde ich bisher selten behandelt.

    Die Träger selbst können für die Situation vielleicht gar nicht so viel, die können wohl auch gar nicht so viel leisten (aus finanziellen Gründen) wie es für manche Klienten aber nötig wäre.

    Das tut mir leid, dass deine Erfahrungen so sind!

    Also hier hatte ich Glück, meine Sachbearbeiterin in der Eingliederungshilfe habe ich als sehr zugewandt empfunden. Sie hatte mir nach dem Hilfebedarfgesprächs (am Telefon) gleich Stufe 3 zugesagt, obwohl der Träger von weniger aus ging.

    und ich möchte auch noch mal betonen, das nicht alles im ABW schlecht war, es gab durchaus hilfreiches und gute Ansätze - sonst hätte ich es nicht über ein Jahr lang aufrecht erhalten.
    Insofern versuche ich es auch noch als Chance zu sehen, für mich was passenderes zu finden - ich hoffe ich halte das noch durch, immerhin zieht sich das alles seit 2019 :-(

  • Und das wäre so ein Punkt, wie es sein sollte, wenn es gewünscht ist... Genau das wollte ich, ich hatte es einen "fließender Übergang" genannt...

    Finde ich ethisch auch wichtig, ein Träger hat ja Verantwortung für seine Klienten, jedenfalls sollte er das so sehen.

    im allgemeinen mache ich einen besseren Eindruck, als der Ist-Zustand ist, d.h. man muss mir glauben wenn ich etwas beschreibe und berücksichtigen, dass ich eher zum verharmlosen neige.

    Das ist bei mir auch ein Problem. Mein Ehrenamtlicher hat mir mehrmals gesagt, dass ich normal auf ihn wirke (da war sicher auch ein Schuss Höflichkeit dabei). Ich hatte das Glück, zu der Zeit gerade eine Therapie im Autismuskompetenzzentrum zu machen, und da habe ich ihn mal mitgenommen, und die Therapeutin hat ihm erklärt, was AS ist und wo die Probleme liegen. Wir fanden das beide hilfreich.

    Mein Nachfragen ist oft nicht so erwünscht und ich hatte dann so Sätze wie "ich habe kein Bock auf ein Frage-Antwort-Spiel" (äh what???). Endlose wirkende Diskussionen die seltens zu etwas geführt und für beide Parteien "qualvoll oder mindestens nervig" waren...

    Da war die Sozialarbeiterin wohl ziemlich genervt, denn so einen Satz "ich habe kein Bock" sollte eigentlich nicht zum Sprachschatz einer Sozialarbeiterin im Gespräch mit einem Klienten gehören.
    Endlose Diskussionen kenne ich von mir selber aber auch nicht, das würde mich selber nerven bzw. könnte ich nicht.

    Und ganz wichtig, daran ist es bei mir gescheitert... es kann sein, dass ich etwas nicht kann oder es mit so viel Energie verbunden ist, dass es gut wäre, dass es für mich erledigt wird, anstatt mich "nur" dabei unterstüzen zu wollen... also anstatt "therapeutisch unterstützend" einfach praktisch helfend!!!

    Die gehen halt oft davon aus, dass man etwas lernen könnte, wenn man es übt, aber bei Autismus ist das so nicht immer gegeben. Manche Dinge kosten nur Energie, ohne dass man einen Lerneffekt hat. Zum Beispiel auch das Telefonieren.

    Sowas würde ich mir auch wünschen und ich würde noch nicht einmal "verlangen" das alle Anrufe für mich gemacht werden... nur ab und zu mal, das ein oder andere Telefonat... das ist aber nicht pädagogisch sinnvoll, laut deren Aussage....

    Auch da hat mir die Therapeutin vom Autismuskompetenzzentrum geholfen. Ich war mir selber unsicher, ob ich Telefonate nicht besser selber machen sollte, so als Training. Aber sie sagte, es sei in Ordnung, mir das abnehmen zu lassen, weil eben bei AS die Schwierigkeiten beim Telefonieren immer die gleichen bleiben und man mit Üben nur begrenzt Einfluss hat. Das habe ich dem Ehrenamtlichen dann auch so gesagt.

    Also hier hatte ich Glück, meine Sachbearbeiterin in der Eingliederungshilfe habe ich als sehr zugewandt empfunden.

    Vielleicht könntest du dich dann auch an sie wenden. Denn sie kann ein Hilfeplangespräch machen und ihr könnt überlegen, wie eine Anschlusslösung aussehen könnte. Sie wird vielleicht sagen, dass die Betreuerin vom ABW dabei sein soll, aber du kannst sie darum bitten, zuerst alleine mit ihr zu reden, das müsste eigentlich möglich sein.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Sowas würde ich mir auch wünschen und ich würde noch nicht einmal "verlangen" das alle Anrufe für mich gemacht werden... nur ab und zu mal, das ein oder andere Telefonat... das ist aber nicht pädagogisch sinnvoll, laut deren Aussage....

    Dabei sind sie ja eigentlich nicht dazu da, um zu erziehen, sondern, um zu entlasten und zu unterstützen. Leider meiner Vermutung nach ein häufiges Missverständnis bei psychosozialen Behinderungen. So etwas wird wohl oft als erlernte Hilflosigkeit gesehen, die man überwinden sollte.

    Ein Bedarf außerhalb des Systems. Dort gibt es nicht viel für Unsereines und in den paar Hifemöglichkeiten, die es gibt, darf man dann doch wieder Camouflage aufsetzen und muss sich anpassen.

    Gerade kürzlich hörte ich von einer Autistin, die bei sich für Ort die passende Hilfe, die bereit ist, über das persönliche Budget auf Augenhöhe mit ihr zu arbeiten. Sie lebt in einer ländlichen Gegend und wurde dort nicht fündig. Sie erwähnte auch das Problem, dass es bei der Unterstützung, die sie braucht, teilweise um Themen geht, die andere eher mit Partnern, Verwandten, engen Freunden etc. haben. Sie würde eigentlich mehr Unterstützung als andere brauchen und hat zugleich viel weniger Rückhalt als die meisten andren ohne Behinderung. Ich denke, das ist für einige Autisten ein Thema.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Wahrscheinlich hat es weniger mit dir zu tun als du denkst. (Relevante Faktoren für die sind halt auch, wie läuft es im Team, wie ist insgesamt die Belastungs-Situation und die (individuellen sowie gesamten) Kapazitäten im Team, wie ist die Vertretungssituation, wie locker oder mühsam ist die "Doku" (und das "Rechtfertigen" gegenüber Amt), etc pp)

    Das denke ich auch. Die meisten Mitarbeitenden sind durchaus grundsätzlich wohlmeinend, denke ich. Aber auch oft überlastet und gestresst. Und Autisten habe nicht selten eine "Art", mit der manche Menschen, die im sozialen Bereich tätig sind (nicht nur die, aber da scheint es mir durchaus verbreitet zu sein), nicht so gut können.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

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