Kränkbarkeit - wem geht es noch so?

  • Nach diversen Ärgernissen in der Postfiliale habe ich nun endlich herausgefunden, was das Problem war: Der Mitarbeiter kann nicht Kopfrechnen. 8o :yawn: Ich hatte ja häufiger geglaubt, dass er das mit Absicht machte, aber beim letzten Besuch legte ich wieder mein Geld abgezählt (also so abgezählt, dass mir eine gerade Summe herausgegeben werden kann) hin und der Mitarbeiter starrte angestrengt in die Luft, dann schaute er mich an, dann überlegte er wieder. Irgendwann schaute er mich so fragend an, dass ich ihm die Summe nannte, die er mir zurückgeben muss. Daraufhin gab er ein erleichtertes Geräusch von sich und gab mir das Geld direkt raus. Ich hätte es ja niemals für möglich gehalten, dass jemand, der nicht rechnen kann, an der Kasse arbeitet und dann auch nicht mal einen Taschenrechner verwendet, sondern den Leuten mehrmals hintereinander einfach falsch das Geld herausgibt. :shake: Irgendwie muss ich an meinen Grundannahmen arbeiten und häufiger mit einbeziehen, dass Menschen nicht das tun oder können, was man vernünftigerweise von ihnen erwarten würde. Eigentlich kann man ja in die Kasse das Geld eintippen, das man entgegennimmt. Ich verstehe nicht, warum er das nie tut, aber ich vermute langsam, dass die Kasse der Post dort getrennt geführt wird und es keine richtige Registrierkasse ist. Das ist ja häufiger der Fall, wenn die Postfiliale z. B. in einem Kiosk integriert ist. Vielleicht achte ich das nächste Mal darauf, ob der Verkäufer irgendwo den Betrag an Geld eintippen kann, den er von mir erhält. Ich gehe dort aber eh kaum noch hin, weil es mich so aufgeregt hat, das ich häufiger zu wenig Geld rausbekam.

    Einmal editiert, zuletzt von FruchtigBunt (15. Oktober 2019 um 18:13)

  • ...es gibt tatsächlich Leute, die einen Tatschenrechner bedienen, um € 1,80 und 2,40 zu addieren. Ich kann mir schon vorstellen, dass dies dem einen oder anderen so peinlich ist, dass er lieber falsch herausgibt und damit bewusst den Eindruck zu erzeugen versucht, er habe sich zufällig verrechnet, als seine Schwäche im Kopfrechnen zuzugeben.

    Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind. Ich mich auch.

  • @FruchtigBunt Ich ärgere mich auch manchmal (zu oft :? ) über Leute, die in irgendeiner Form meine Pläne durchkreuzen, indem sie sich nicht "erwartungsgemäß" verhalten und mein Gehirn sich deshalb quasi in der "Welt da draußen" verhakt und ich zu mentaler und praktischer Interaktion gezwungen werde. Die Diagnose ASS hat bei mir dazu geführt, dass ich das jetzt aber besser "durchschaue", und entsprechend milder mit anderen und mir selber umgehen kann. Jedenfalls sobald ich bewusst mental einen "Schritt beiseite" trete und die Situation mit etwas Distanz betrachte. Das bringt mir überraschend viel innere Ruhe. Ich kann also nur empfehlen, sich immer wieder klar darüber zu werden, dass man ein attestiertes Defizit in der Fähigkeit zur Perspektivübernahme hat, also der Fehler in der Bewertung der Situation mindestens teilweise auch bei einem selbst liegen könnte. Und sich dann in ein bisschen Demut zu üben: Wir sind allesamt nicht ohne Fehler und Schwächen. Ich weiß, wie schwer das ist, und ich sage nicht, dass es mir immer gelingt... Aber allein das Bewusstsein senkt den Blutdruck schon beachtlich.
    Und im konkreten Fall würde ich mich dann versuchen zu freuen: In einer Welt, wo ich z.B. täglich zu spüren bekomme, dass für mich beruflich irgendwie kein Platz mehr ist, weil ich bestimmte Dinge nicht mehr machen kann, da sie mich überfordern, ist es schön zu sehen, dass offensichtlich Menschen mit einem Defizit trotzdem unterkommen können. Es sei ihnen einfach mal von Herzen gegönnt. Wenn mehr Menschen ein wenig toleranter wären, gäbe es sicher auch für mehr Menschen mit Schwächen und Einschränkungen Arbeitsplätze. Seit mir das klar geworden ist, bemühe ich mich sehr darum, mich schneller daran zu erinnern und mich weniger spontan zu ärgern.

  • ...es gibt tatsächlich Leute, die einen Tatschenrechner bedienen, um € 1,80 und 2,40 zu addieren. Ich kann mir schon vorstellen, dass dies dem einen oder anderen so peinlich ist, dass er lieber falsch herausgibt und damit bewusst den Eindruck zu erzeugen versucht, er habe sich zufällig verrechnet, als seine Schwäche im Kopfrechnen zuzugeben.

    Ja, ich z.B. während meiner Selbstständigkeit, obwohl ich sehr gut und schnell kopfrechnen kann. Aber ich wollte hundertprozentig sichergehen, keinen Fehler zu machen, und die soziale Situation hat mich halt dermaßen überfordert, dass ich mir tw. nicht mal bei 1+1 sicher gewesen wäre :oops: Peinlich war es mir trotzdem, und wie... Zumal ich vor lauter Stress tw. auch Zahlendreher eingetippt habe :m(:

  • ...es gibt tatsächlich Leute, die einen Tatschenrechner bedienen, um € 1,80 und 2,40 zu addieren. Ich kann mir schon vorstellen, dass dies dem einen oder anderen so peinlich ist, dass er lieber falsch herausgibt und damit bewusst den Eindruck zu erzeugen versucht, er habe sich zufällig verrechnet, als seine Schwäche im Kopfrechnen zuzugeben.

    Für mich ist Kopfrechnen auch mühselig.
    Leider hilft mir in der Mathematik meine Form des bildhaften Wahrnehmens wenig weiter.
    An einer Kasse wäre ich ohne Elektronik/Taschenrechner komplett aufgeschmissen, da ich unter Druck erst recht nicht rechnen könnte.
    Ich wundere mich allerdings auch, dass jemand , dem es wohl ähnlich geht, dann ohne Hilfsmittel an einer Position sitzt, an der er schnell und korrekt frei Rechnen können müsste :roll: .

  • Nein, das hätte es abgeschwächt! :d

    Damit verstößt du gegen die Forenregeln. Und hast es sogar selbst zugegeben. Bravo. :irony: Aber ich habe dein Ansinnen ja mittlerweile verstanden. Und weißt du, wad das Tolle ist: Du hast mir dazu verholfen, mich über Menschen wie dich nicht mehr aufzuregen. Ich hoffe, du bist genauso stolz darauf, wie ich. :]

    Einmal editiert, zuletzt von FruchtigBunt (15. Oktober 2019 um 23:46)

  • Für mich ist Kopfrechnen auch mühselig.Leider hilft mir in der Mathematik meine Form des bildhaften Wahrnehmens wenig weiter.
    An einer Kasse wäre ich ohne Elektronik/Taschenrechner komplett aufgeschmissen, da ich unter Druck erst recht nicht rechnen könnte.
    Ich wundere mich allerdings auch, dass jemand , dem es wohl ähnlich geht, dann ohne Hilfsmittel an einer Position sitzt, an der er schnell und korrekt frei Rechnen können müsste :roll: .

    Man muss nicht rechnen, man zählt einfach hoch (zb der gegenstand kostet 1,75 und der Kunde gibt dir einen 5euro-Schein, dann rechnet man hoch: von 75 bis 80 sind 5, man nimmt 5 Cent aus der Kasse; von 1,80 bis 2,0 sind 20 Cent, man nimmt die 20Cent aus der Kasse, von 2,0 bis 5,0 sind 3 Euro, man nimmt 3 Euro aus der Kasse. Dann hat man 5 Cent+20Cent+3Euro in der Hand und das ist das Wechselgeld).
    Allerdings hat sie ihm wohl statt genau passend (1,75), oder einer glatten Zahl (zb 5Euro Schein), meinetwegen 5,75 gegeben und wollte dann also 4Euro raus. Das kann am Anfang verwirrend sein; oder bzw für Leute, die sich eh schon schwertun.

  • Dieses Hochzählen macht es ja tatsächlich einfacher, auf sowas Praktisches wäre ich von mir aus gar nicht gekommen.
    Aber wie Du schreibst, es können Variationen auftreten, bei denen man dann doch wieder im Kopf schnell orientiert sein sollte.

  • In einer Welt, wo ich z.B. täglich zu spüren bekomme, dass für mich beruflich irgendwie kein Platz mehr ist, weil ich bestimmte Dinge nicht mehr machen kann, da sie mich überfordern, ist es schön zu sehen, dass offensichtlich Menschen mit einem Defizit trotzdem unterkommen können. Es sei ihnen einfach mal von Herzen gegönnt. Wenn mehr Menschen ein wenig toleranter wären, gäbe es sicher auch für mehr Menschen mit Schwächen und Einschränkungen Arbeitsplätze. Seit mir das klar geworden ist, bemühe ich mich sehr darum, mich schneller daran zu erinnern und mich weniger spontan zu ärgern.

    Das ist ein wichtiger Punkt. Etwas Ähnliches hab ich in einem anderen Thread wo fruchtigbunt sich über Kassiererinnen aufgeregt hat (keine Ahnung welcher Thread das war, ich hab da den Überblick verloren) darauf hingewiesen, dass gerade Asperger sich darüber beschweren, dass die Ansprüche der Welt gerade im beruflichen so hoch sind bzw. die Menschen wenig Rücksicht nehmen und tolerant sind. Dann sollte man selber auch mal Verständnis haben für andere, die nicht perfekt sind und funktionieren, wie alle das gerne hätten. Oder andersrum, gerade Aspergern wird ja nachgesagt, sehr absolut zu sein, dann müsste man auch irgendwie Verständnis haben, dass die Ansprüche an einen selber auch absolut sind und es keine Rücksichtsnahme gibt. Letzteres wäre der unschönere Weg, das erste wäre besser.
    Das hat mir auch persönlich geholfen, mich nicht über jede Person zu ärgern, vor allem wenn es nicht als Absicht erscheint, sondern eher zu denken jeder braucht seinen Platz, besser so als das die Leute arbeitslos sind und dann womöglich darunter leiden.

  • Dieses Hochzählen macht es ja tatsächlich einfacher, auf sowas Praktisches wäre ich von mir aus gar nicht gekommen.
    Aber wie Du schreibst, es können Variationen auftreten, bei denen man dann doch wieder im Kopf schnell orientiert sein sollte.

    Weiß man vielleicht nur wenn man mal an der Kasse gearbeitet hat. Solltest du das irgendwann mal tun müssen, weißt du schon Bescheid^^ Man kriegt trotzdem einen Knoten im Kopf am Anfang (der Kundenkontakt, Stress ect). Allerdings heute braucht man das wohl kaum noch, die Kassen rechnen doch meist das Wechselgeld schon aus.

  • Ich war letztens in einem Restaurant, wo die Köche, neben dem Kochen, verkaufen und abkassieren müssen. Der hatte sich dermaßen verrechnet und mir zuwenig rausgegeben. Ich war mit dem Prüfen des Bons noch nicht fertig, war der schon wieder am kochen und weg. Ich musste dann warten bis der wieder da ist. Das erzeugt Ärger bei mir. Ärger ist keine Kränkbarkeit. Die kenne ich auch, die ist seltener. Gekränkt werde ich im Gesundheitssystem.

  • Das tut jeder, der etwas schreibt, was Dir nicht in den Kram passt! :lol:

    Die bloße Anwesenheit von allen anderen ist wahrscheinlich schon ein Verstoß gegen die (Foren) - Regeln. :-p

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    Glaub nicht alles, was du denkst.
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  • In einer Welt, wo ich z.B. täglich zu spüren bekomme, dass für mich beruflich irgendwie kein Platz mehr ist, weil ich bestimmte Dinge nicht mehr machen kann, da sie mich überfordern, ist es schön zu sehen, dass offensichtlich Menschen mit einem Defizit trotzdem unterkommen können. Es sei ihnen einfach mal von Herzen gegönnt. Wenn mehr Menschen ein wenig toleranter wären, gäbe es sicher auch für mehr Menschen mit Schwächen und Einschränkungen Arbeitsplätze.

    Find ich sehr gut gesagt. Ich hätte übrigens Mitgefühl mit dem Angestellten, wenn ich merken würde, dass er Probleme mit dem Rechnen hat und dies zu verbergen versucht.

  • Ich gebe euch allen recht...Würde dennoch mich darauf verlassen können wollen , dass einer der kassiert. .täglich ...rechnen kann.

    Das ist heutzutage nicht mehr nötig. Wichtiger ist es die Kasse bedienen zu können und beim Rausgeben zählen zu können :D

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

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