Hyperakusis

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    • Ich dachte zuerst bei der Überschrift: "ein Thread über Herrn Hyperakusis?" ;)


      Ich bin sicher von enormer Geräuschempfindlichkeit selbst betroffen, wobei ich mir aber nicht ganz klar darüber bin, ob es wirklich Hyperakusis ist oder vielmehr Phonophobie - die Wahrheit dürfte am ehesten eine Mischung aus beidem sein.

      Entsprechende Testungen machen sicher die HNO-Abteilungen in Kliniken, zumindest nachdem Du bei einem HNO-Arzt warst. Auch der Hörgeräteakustiker (falls der in Frage kommt, denn man kann ja trotzdem gleichzeitig eine Hörschädigung haben!) sollte wohl entsprechende Testungen vornehmen können.


      Ob es darüber hinaus noch besondere Experten gibt, dazu weiß ich leider nichts.


      /edit:
      Habe gerade auch zufällig in einem anderen Forum etwas über das Medikament "Amisulprid" gelesen, das wohl bei Hyperakusis hilfreich sein soll...
    • sempron wrote:


      Habe gerade auch zufällig in einem anderen Forum etwas über das Medikament "Amisulprid" gelesen, das wohl bei Hyperakusis hilfreich sein soll...
      Das scheint leider nicht ganz ohne zu sein. Ich hatte jetzt 3 Wochen Ruhe vor meinen Nachbarn. Jetzt sind sie wieder da und ich wünschte es gäbe ein Medikament, dass die Reizempfindlichkeit einfach mal runterdreht.
    • Ich war beim HNO Arzt wegen meiner Geräuschempfindlichkeit. Der Arzt meinte schon direkt zu Beginn (als ich von meinen Problemen berichtete), dass es sich für ihn anhöre, als gäbe es ein Problem mit der Wahrnehmungsverarbeitung (sensorische Integrationsstörung). Es wurden zwei Tests gemacht. Meine Ohren seien völlig in Ordnung, ich höre sehr gut (nichts auffälliges auch an den Flimmerhäärchen im Ohr), aber reagiere eben schneller als es üblich sei auf Geräusche. Eine Hyperakusis wurde ausgeschlossen und ich wurde zum Neurologen überwiesen. Den Termin habe ich am 15.1.
      Er riet mir im Übrigen davon ab, permanent zum Gehörschutz zu greifen, da die Problematik sich dann verschlimmern könne und das sehe ich auch ein. Ich nutze es nur, wenn es wirklich sein muss (an Silvester werde ich davon Gebrauch machen und einmal nutzte ich es im Einkaufsladen, als ich mit den Kindern ein paar Sachen besorgen musste und es ziemlich voll war - ich war dann zwar hinterher trotzdem "durch", aber konnte eine Zeit wesentlich entspannter mit meiner Vierjährigen durch die Gänge gehen als sonst.).
    • Das mit dem Schlimmer-Werden kann ich nicht so bestätigen. Vielleicht gilt das für normale Leute, aber bei Asperger sorgt der Gehörschutz für Entspannung, und das ist allemal besser, als ständig im Stress zu sein. Der ständige Stress sorgt meiner Meinung nach eher für eine Verschlimmerung der Empfindlichkeit, weil man irgendwann so überreizt ist, dass wirklich "alles" stört, während, wenn man sich gut schützt, man auch später wieder einige Geräusche besser ertragen kann.
      Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
      (Howard Zinn)
    • Stimmt. Ich habe mich jahrelang ohne Hörschutz rumgequält aber seit den letzten Jahren trage ich ihn in Bus und Bahn täglich. Gute Prävention. Anderswo muss ich noch genug Lärm erdulden. Da ist es besser, wenn der Puffer (also die Ertragfähigkeit) nicht schon vor Ankunft aufgebraucht ist. Außerdem sind die Verkehrsmittel manchmal besonders laut. Das weiß man nicht immer vorher.
      I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.
    • Shenya wrote:

      Das mit dem Schlimmer-Werden kann ich nicht so bestätigen. Vielleicht gilt das für normale Leute, aber bei Asperger sorgt der Gehörschutz für Entspannung, und das ist allemal besser, als ständig im Stress zu sein. Der ständige Stress sorgt meiner Meinung nach eher für eine Verschlimmerung der Empfindlichkeit, weil man irgendwann so überreizt ist, dass wirklich "alles" stört, während, wenn man sich gut schützt, man auch später wieder einige Geräusche besser ertragen kann.
      ok vielen Dank. Für mich hörte sich das so logisch an.Ich habe es dann meistens gelassen - auch aus der Angst heraus, dass es schlimmer wird. Dann versuche ich es, doch öfter zu benutzen. Habe aber jetzt immer noch Angst, dass es schlimmer wird... es ist auch definitiv insgesamt schlimmer geworden im Vergleich zu früher. Ich habe das Gefühl, immer häufiger in diese Zustände zu geraten/kurz davor zu sein.
      Mir wird mittlerweile schon richtig übel, wenn ich nur das Rascheln von den Reibungen diverse Stoffe höre (Jacken zb)

      Ich hab es übrigens bisher nur einmal versucht und war so angenehm überrascht (also im Einkaufszentrum).. hab mich sonst einfach nicht getraut

      The post was edited 1 time, last by LailandaDemia ().

    • Ich denke, man muss das selber einschätzen, aber vor allem, wenn man sehr gestresst ist durch Geräusche, dann ist es besser, sich zu schützen. Ich hatte mal eine Zeit, da war ich so gestresst, dass ich mir sogar Geräusche eingebildet habe, die gar nicht da waren. Ich musste da erstmal wieder runterkommen von diesem Dauerstress, und das ging nur mit konsequentem Einsatz von Gehörschutz in den Situationen, die mir den Stress verursacht haben. Das heißt ja auch nicht, dass man dann gar keine Zeiten ohne Schutz mehr hat, sondern wie Lex sagt, es gibt immer noch genug Geräusche, mit denen man klarkommen muss. Im Moment wechsle ich zwischen Schutz durch Ohrstöpsel (mehr Stille) und Schutz durch Kopfhörer mit Musik. Bei letzterem ist es ja nicht still, aber man hat angenehme Geräusche. Bisher habe ich nicht den Eindruck, dass ich empfindlicher geworden bin, sondern umgekehrt kann ich inzwischen auch ab und zu mal in meiner Wohnung sein, ohne irgendeinen Schutz, und draußen bin ich auch öfter ohne Schutz unterwegs.
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      (Howard Zinn)
    • Ich habe auch keinen absoluten Gehörschutz der jegliche Geräusche komplett blockt. Es werden nur einige Geräusche komplett rausgefiltert und andere nur leicht gedämpft. Aber das ist schon ne große Erleichterung. Außer an Orten mit vorrangig hochfrequenten Geräuschen, da bringt es nicht viel.
      I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.
    • Zuerst mal frohes neues Jahr :d

      sempron wrote:

      Habe gerade auch zufällig in einem anderen Forum etwas über das Medikament "Amisulprid" gelesen, das wohl bei Hyperakusis hilfreich sein soll..
      Ich nehme Amisulprid in geringer Dosis seit eineinhalb Jahren. Die Reizempfindlichkeit bessert es meiner Erfahrung nach nicht. Bei mir schafft es aber eine Art "Schutzschirm", mit dem ich generell mehr Eindrücke (nicht sensorische Reize, sondern zu verarbeitende Ereignisse) aushalte und weniger schnell in eine dissoziative emotionale Overloadreaktion gerate. Ich bin trotzdem noch blöd genug, mich mehrmals pro Woche in einen Overload zu manövrieren :m(: .
      Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ist Hyperakusis auch Reizempfindlichkeit im Sinne von nichts filtern können? Oder ist das Gehör an sich überdurchschnittlich??
      Was bei mir ein bisschen gegen Reizempfindlichkeit hilft, ist Escitalopram in sehr geringer Dosierung. Hat aber beides Nebenwirkungen. Mit Kaugeräuschen komme ich immer noch nicht zurecht :roll:

      Ansonsten: Gehörschutz :nod: da gibt es ja schon viele Tipps dazu im Forum.
      "autistische traits" und seit der Diagnostikvorlesung glaube ich nicht mehr ans Klassifikationssystem :D
      ~all brains are beautiful~
    • @julai
      Ich hab ne Hyperakusis Diagnose beim HNO bekommen und es bedeutet, dass man auf manchen Frequenzen überdurchschnittlich gut hört. Der Grund ist, dass die Lautstärke nicht vom Gehirn 'runtergeregelt' wird, bevor man sie wahr nimmt. Daher können bestimmte Dinge, die diesen Frequenzen entsprechen besonders unangenehm wahrgenommen werden. Bei mir ist das Papierrascheln z.b. oder Schlüssel- und Münzenklirren. Das wurde auch im Film Mozart and the whale dargestellt wo die Frau das hat. Das ist dann für das Umfeld teilweise nicht nachvollziehbar die das nicht so laut oder unangenehm wahrnehmen. Es kommt zu einer generellen Reizempfindlichkeit noch dazu

      The post was edited 1 time, last by Hattie ().

    • Danke für die Info, @Hattie!
      Interessant. Sowas habe ich gerade in einer Biopsychologie-Vorlesung gelernt: Das Gehirn hat Feedback-Schleifen zum Innenohr, das wird wohl mit "Lautstärke runterregeln" gemeint sein.
      Ich reagiere auch stark auf manche Geräusche, aber ich glaube, da sind eher "höhere" kognitive Bereiche beteiligt (bzw. ich vermute, manchmal ist es mehr ein generelles Reiz-Problem in Form von "Genervtsein" als Hyperakusis?). Z.B. finde ich Kaugeräusche sehr unangenehm (soweit ich weiß geht es mehreren Aspies so). Je nach Verfassung können es auch Musik, Geschirrklappern, Kinderstimmen sein.
      "autistische traits" und seit der Diagnostikvorlesung glaube ich nicht mehr ans Klassifikationssystem :D
      ~all brains are beautiful~
    • julai wrote:

      Danke für die Info, @Hattie!
      Interessant. Sowas habe ich gerade in einer Biopsychologie-Vorlesung gelernt: Das Gehirn hat Feedback-Schleifen zum Innenohr, das wird wohl mit "Lautstärke runterregeln" gemeint sein.
      Ich reagiere auch stark auf manche Geräusche, aber ich glaube, da sind eher "höhere" kognitive Bereiche beteiligt (bzw. ich vermute, manchmal ist es mehr ein generelles Reiz-Problem in Form von "Genervtsein" als Hyperakusis?). Z.B. finde ich Kaugeräusche sehr unangenehm (soweit ich weiß geht es mehreren Aspies so). Je nach Verfassung können es auch Musik, Geschirrklappern, Kinderstimmen sein.
      Gerne. Ja also so viel Ahnung habe ich auch nicht, das kann bestimmt vielfältige Ursachen geben. Jemand schrieb hier ja noch was von Phonophobie, also wie ich verstehe, hat die Reizemfindlichkeit dann psychologische Ursachen. Also ich bin nicht so doll mit sozialen Ängsten geplagt, aber manchmal triggert das Lachen von Leuten bei mir die Angst davor, dass sie über mich lachen, da das halt zu Mobbingzeiten früher auch oft der Fall war wahrscheinlich.

      So ganz klar abgrenzen kann ich meine allgemeine Empfindlichkeit nicht gegenüber Hyperakusis, vielleicht verschwimmen die Grenzen da auch, also jedenfalls hängt meine Empfindlichkeit auch davon ab, wie viel Schlaf ich hatte, wie es mir körperlich geht...Phasenweise werde ich da zum 'Vollblutautist' (unfähig, rauszugehen)
    • Also ich habs heute wieder extrem erlebt was Hyperakusis, (wenns denn das bei mir ist) anrichtet. Ich hörte ganz entfernt Bässe und kriegte sofort Panikattacken und sie taten in den Ohren weh. Meine Frau (NT) kam und meinte es war für sie quasi nicht wahrnehmbar. Hat irgendjemand Erfahrungen mit Medikamenten, die das alles etwas dämpfen? Nervt langsam echt, dass ich bei jedem Geräusch zusammen zucke und selbst in nem Reihenhaus keine Ruhe finde.
    • Ich habe irgendeine starke Lärmempfindlichkeit, aber bisher konnte mir niemand erklären, woran das genau liegt. Sie entwickelte sich während meiner Schulzeit. Ich habe mir bei starkem Straßenlärm die Ohren zugehalten, was andere Schulkinder lustig fanden. Auch entwickelten sie Klatschen und Gekreische als Mobbingritual. Mir fällt es leider schwer, darüber zu schreiben, ohne Flashbacks zu bekommen.
      Aufgrund der Traumatisierung finde ich eine Phonophobie plausibel, aber das Mobbing begann schon aufgrund einer Geräuschempfindlichkeit. Daher kann es nicht nur Phobie sein.
      Macht es Sinn, Hyperakusis von Hochsensibilität zu unterscheiden?
      "Igitt, die Muse hat mich geküsst." ~ ein autistischer Künstler
    • Ich hab das mal ausprobiert beim HNO, aber erstens hat er sich nicht die Mühe gemacht mir das Ergebnis schriftlich zu geben und zweitens war der Test aus meiner Sicht im Grunde unaussagekräftig. Mir war nämlich schon die Art des Geräuschs unangenehm, unabhängig davon wie laut es abgespielt wurde. Daher habe ich im Grunde immer nahezu sofort gedrückt. Wäre es ein angenehmeres Geräusch (weniger technisch klingend) gewesen, hätte ich es wohl auch lauter ausgehalten. Bin mir aber nicht sicher ab wann sich Unwohlsein definiert, ob es schon so arg sein muss, dass es mir quasi körperlich wehtut und / oder ich mir schon die Ohren zuhalten muss? Oft spielt eine viel größere Rolle wie lang der Zeitraum war, den ich einem Geräusch bzw. einer Lärmkulisse ausgesetzt war, denn je länger desto unerträglicher kann es werden, soll heißen mit der Zeit fühlt es sich viel schlimmer an.
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