Bücher mit Autisten als Protagonist

  • Ethan cross: "Spectrum"
    Das ist im Grunde ein relativ normaler Krimi, aber einer der Protagonisten ist ein aspie (wird auch erwähnt). Es scheint das erste Buch einer Reihe zu sein, von der die nächsten Bücher aber noch nicht erschienen sind. Ich fand es sehr gut.

  • "Wohin wir gehören" von Catherine Ryan Hyde - es geht u. a. um ein kleines autistisches Mädchen, eine große schwarzeDogge vermag es, die Kleine zu beruhigen, nur leider gehört die ihr nicht.

    Das Rosie-Projekt fand ich ganz toll, die Edward-Bücher auch. "In den Augen der anderen" ist eins meiner Lieblingsbücher.

    Auf meiner Leseliste steht noch "Fuchsteufelsstill" von Niah Finnik.

    Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.
    (Albert Einstein)

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Wand

    Marlen Hausdorfer - Die Wand

    (nicht explizit genannt)

    Wie kommst du darauf? Ich habe das Buch auch gelesen, und ich kenne nur die Erklärung, dass es sich da um Depression dreht. Die namenlose Protagonistin dort baut zudem auch recht intensiven Kontakt zur Umgebung auf, "vermenschlicht" Tiere. Das passt für mich nicht so ganz zu Autismus, deswegen hatte ich die Verbindung da noch nie gezogen.

  • "Die Zeitfalte": Jugendbuch von Madeleine L’Engle


    Zitat von Autismus-Kultur

    Autistische Kinder haben meist wenig Vorbilder. Während neurotypische Kinder in vielen Kinderbüchern und -filmen Vorbilder finden, mit denen sie sich identifizieren können, ist es für autistische Kinder oft schwer, ihre besonderen Charakteristiken in wertschätzender Weise repräsentiert zu sehen.
    Ich möchte heute ein Kinderbuch mit vielen interessanten, “geekigen” und exzentrischen Charakteren vorstellen: Es heißt “Die Zeitfalte” von Madeleine L’Engle und feiert in diesem Jahr seinen fünfzigsten Geburtstag.

    https://autismus-kultur.de/autismus/buech…ine-lengle.html

    interessant ist, das ich das Buch in den Siebzigern als Jugendliche gelesen habe - und mich sofort mit Meg und Charles Wallace identifiziert habe . :)

    "Autismusdiagnose - Potius sero quam numquam.
    ( Lieber spät als nie.) "
    :irony:

  • Wie kommst du darauf? Ich habe das Buch auch gelesen, und ich kenne nur die Erklärung, dass es sich da um Depression dreht. Die namenlose Protagonistin dort baut zudem auch recht intensiven Kontakt zur Umgebung auf, "vermenschlicht" Tiere. Das passt für mich nicht so ganz zu Autismus, deswegen hatte ich die Verbindung da noch nie gezogen.

    ich habe das ganz anders verstanden: Die Protagonistin "vermenschlicht" keine Tiere , sie lässt es einfach, Speziest zu sein , und akzeptiert die Tiere als ihre neue Familie.
    Das geht so weit, dass sie

    Spoiler anzeigen

    zum Schluss , als sie wider Erwarten doch noch auf einen Menschen , einen Mann, trifft, der aber eines der Tiere tötet, sie ihn tötet


    Und die Protagonistin ist zufrieden, der letzte/der einzige Mensch auf der Erde zu sein. Wenn sie depressiv wäre, würde sie sich in dieser Situation eventuell suizidieren, wenn sie Autistin ist, kommt sie vermutlich klar.
    ( wäre ein Thema für die Spielwiese: WAs würdet ihr tun, wenn ihr der letzte Mensch auf Erden wärt? :fun: )

    "Autismusdiagnose - Potius sero quam numquam.
    ( Lieber spät als nie.) "
    :irony:

    Einmal editiert, zuletzt von Rhianonn (14. März 2019 um 15:06)

  • ich habe das ganz anders verstanden: Die Protagonistin "vermenschlicht" keine Tiere , sie lässt es einfach, Speziest zu sein , und akzeptiert die Tiere als ihre neue Familie.

    Also meiner Erinnerung nach (Lektüre ist schon eine Weile her) schreibt sie den Tieren ein recht reichhaltiges Gefühlsleben (der Katze z.B. Launen) zu, und das las sich nach menschlichem Maß. Vielleicht als Kompensation von fehlendem mitmenschlichen Kontakt? Wenn ihr die Einsamkeit genügt bzw. sogar eine Art Erlösung bedeutet, braucht sie ihre tierische Umwelt ja nicht zur "Familie" hochzuheben, es reicht, sie als Mitgeschöpfe wahrzunehmen und deren Bedürfnisse zu respektieren.

    Das Buch an sich hebt ja viel an Richtung Zivilisationskritik, auch zur (damaligen) Rolle der Frau. Immer stand auch irgendwo ein möglicher Atomschlag, ein Angriff einer fremden Macht ins Haus, die vielleicht auch diese Wand bewirkt hat. Dass die Protagonistin selbst auch sich mit den Menschen nicht so leicht tat, kam durch- aber da gibt es ja noch viele andere Erklärungsmöglichkeiten als nur Autismus.

  • @Willowtree Hier im Forum haben viele (insbesondere) weibliche Autisten ein sehr enges Verhältnis zu Tieren. In mehreren Thread ging es darum, dass Autisten mit Tieren deutlich besser klar kommen als mit Menschen oder sogar der Ansicht sind, besser mit Tieren kommunizieren zu können als NTs. Auch wenn es auf mich selbst nicht zutrifft, scheint es für weibliche Autisten sehr typisch zu sein.

    Eure Beziehung zu/ mit Tieren


    Die Metapher der unsichtbaren Wand zwischen sich selbst und den anderen Menschen haben auch mehrere User hier im Forum verwendet, und das fand ich ziemlich bemerkenswert (ich denke nicht, dass das eine Anspielung auf das Buch sein sollte). Wiederum habe ich selbst diese Empfindung nicht, aber es ist offenbar eine, die andere Autisten mit der Autorin teilen.

    Einmal editiert, zuletzt von seven_of_nine (14. März 2019 um 19:37)

  • Das kann natürlich gut sein. Dennoch wird von einigen relativ oft Autismus vermutet, wo es auch einfachere Erklärungen gibt. In diesem Fall mit der Wand die Depression, und die ist deutlich häufiger. Und die gesellschaftlichen Großlagen betreffen sowieso fast alle Menschen. Aber wer sich selbst viel mit Autismus auseinandersetzt, meint auch anderswo öfter Autismus zu erkennen. Ich glaube @Palinurus hat diesbezüglich hier mal im Forum den Spruch geprägt "Ich sehe autistische Menschen. Und sie sind überall".

  • @Willowtree Das kann ich nicht beurteilen, da ich nicht weiß, ob depressive Menschen auch so eine Wand empfinden.

    Es war die Kombination aus Mit Menschen schlecht klar kommen + Ein extrem enges Verhältnis zu Tieren haben + Die Wand-Metapher.

    Es ist halt auch schwer, psychiatrische Auffälligkeiten voneinander abzugrenzen, zudem bei der Protagonistin, von der wir kaum mitbekommen, wie sie mit anderen Personen interagiert. Auch obsessiv-repetitive Verhaltensweisen sind in dieser speziellen Situation, in der sich die Protagonistin befindet, irgendwie schwer zu beurteilen.

    schreibt sie den Tieren ein recht reichhaltiges Gefühlsleben (der Katze z.B. Launen) zu

    Das tun die Leute hier im verlinkten Thread aber definitiv auch :d

    Aber wer sich selbst viel mit Autismus auseinandersetzt, meint auch anderswo öfter Autismus zu erkennen. Ich glaube @Palinurus hat diesbezüglich hier mal im Forum den Spruch geprägt "Ich sehe autistische Menschen. Und sie sind überall".

    Mit Sicherheit :o

    Z.B. wird man sicherlich, wenn man sich viel und gerne mit Feminismus beschäftigt, Bücher von Frauen viel mehr unter einem feministischen Gesichtspunkt betrachten.

  • Das wollte ich auch immr mal lesen..du kannst es also empfehlen?

    ja - aber ist ein Jugendbuch . ( ich lese gerne Jugendbücher )
    Es ist gerade von Disney Studios verfilmt worden; ich kenne den Film noch nicht., der trailer ist allerdings arg bunt ,und ich glaube, sie legen den Fokus mehr auf so "Kind sucht Eltern" als auf Megs Eigenarten.

    "Autismusdiagnose - Potius sero quam numquam.
    ( Lieber spät als nie.) "
    :irony:

  • mir fallen da ganz spontan die Bücher von Jules Verne ein. Viele seiner Charaktere halte ich für stark autistisch. Nemo, der sich von der Gesellschaft unverstanden fühlt, ein eigenes U-Boot baut, sich eine eigene Sprache ausdenkt und ziemlich zurückgezogen lebt. Oder der Professor, der sich völlig auf ein spezialinteresse versteift und zum mittelpunkt der Erde reisen will, und dabei durch seine direkte und verschrobene art auffällt.

    Ich denke, viele Charaktere von Jules Verne können durchaus als autisten angesehen werden.

    Deshalb hat mir das lesen bestimmt auch so spaß gemacht. Der aufbau der Nautilus wird über etliche Seiten detailiert beschrieben, wie viel sie wiegt, wie viel wasser sie verdrängt, wie die energieerzeugung und der Antrieb funktioniert.

    Ein guter Punkt! Auch ich habe als Jugendlicher, bevor ich diagnostiziert war und bevor ich überhaupt jemals etwas von Asperger gehört hatte, die Bücher von Jules Verne geliebt, und mich in den Schulpausen, während die anderen am Schulhof ratschten oder spielten, am liebsten in die Schulbiobliothek zurückgezogen, wo es zum Glück das Gesamtwerk von Jules Verne gab.

    Ein anderes Buch, in dem ich mich wohl unbewusst wiedererkannte, und das ich unzählige male gelesen habe, ist "Homo faber" von Max Frisch. Viel Asperger-typischer als Walter Faber geht meines Erachtens kaum, obwohl es freilich nirgens genannt wird: Ein naturwissenschaftlich-mathematisch hochbegabter, ganz auf seine technische Weltsicht fixierter Mensch, dem aber jede Empathie unmöglich und Emotionalität fern ist. Er mag keine Gesellschaft und bezeichnet Menschen, vor allem emotionale Menschen, als Anstrengung. Und am Flughafen erleidet er unmittelbar vor dem Abflug einen Zusammenbruch, den ich für einen Meltdown halte.

    Ein paar Zitate aus Homo faber:

    "Ich (...) schätze mich glücklich, alleine zu wohnen (...), ich genieße es, allein zu erwachen, kein Wort sprechen zu müssen."

    "Ich schätze das Schach, weil man Stunden lang nichts zu reden braucht."

    "Ich gelte in beruflichen Dingen als äußerst gewissenhaft, geradezu pedantisch."

    "Ich bin nicht zynisch. Ich bin nur, was Frauen nicht vertragen, durchaus sachlich."

    Und mein absolutes Lieblingszitat, weil ich mich darin so wiedererkenne:
    "Zu den glücklichsten Minuten, die ich kenne, gehört die Minute, wenn ich eine Gesellschaft verlassen habe, wenn ich in meinem Wagen sitze, die Türe zuschlage und das Schlüsselchen stecke, Radio andrehe, meine Zigarette anzünde mit dem Glüher, dann schalte.."

    3 Mal editiert, zuletzt von Anachronist (15. März 2019 um 14:52)

  • David Mitchell, "Slade House". Zumindest in der ersten Episode. Der Autor hat selbst einen autistischen Sohn.

    interessant ist, das ich das Buch in den Siebzigern als Jugendliche gelesen habe - und mich sofort mit Meg und Charles Wallace identifiziert habe .

    Bei mir müssen es die Achtziger gewesen sein, ich weiß noch, dass ich die Reihe gut fand, aber ich kann mich nicht erinnern, mich mit irgendwem identifiziert zu haben. Wenn ich Zeit finde, lese ich die Bücher demnächst noch einmal!

  • Ein naturwissenschaftlich-mathematisch hochbegabter, ganz auf seine technische Weltsicht fixierter Mensch, dem aber jede Empathie unmöglich und Emotionalität fern ist

    Stimmt, Homo faber .
    von der Beschreibung her sehr naheliegend,
    Wir mussten es in der Schule lesen.
    ich mochte das Buch dennoch nicht, weil ich gleich wusste, auf was es hinausläuft, als er die junge Frau trifft - und Walter Faber merkt nix.....

    Spoiler anzeigen

    Außerdem fand ich es voll unrealistisch, dass sich eine viel jüngere sehr hübsche Frau in ihn verliebt - und dann ist es auch noch seine Tochter..... :m(:

    "Autismusdiagnose - Potius sero quam numquam.
    ( Lieber spät als nie.) "
    :irony:

  • In Philip K. Dicks "Marsianischer Zeitsturz" soll es auch um das Thema Autismus gehen.

    Ich verehre Dick, bin aber noch nicht dazu gekommen, das Buch zu lesen (das hier seit einiger Zeit im Regal wohnt).

    PS: Ich liebe diesen Thread. Bitte schreibt noch ganz viele Buchtipps :d

    Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.
    (Albert Einstein)

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